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Das Missverständnis

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10.12.2014
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Das Missverständnis

Trotz umfangreicher Sicherungsmaßnahmen war von einem Eindringen abzuraten. Den Stammesältesten war die Lust ins Gesicht geschrieben und der große Reaktor im Zentrum des Schließfachs 2174 spendete wohlig ionisierende Strahlung. Als sich urplötzlich einer der griesgrämigen Wichtel schwankend erhob, nahm die Selbstschussanlage die ihr zugewiesene Aufgabe wahr und leitete eine komplexe Sequenz von Berechnungsvorgängen ein, an deren Ende ein verheerendes Ergebnis hätte stehen können, wenn der Programmierer nur die Stammesältesten nicht beleidigt hätte.

So kam es, dass dem Wichtel Hören, Sehen und Leben verging, als die Schnellbahn der Linie 27 andernorts durch eine Unterführung raste. Auch deren Lokführer hörte und sah nichts, weil ihm das Pausenbrot zu Kopfe gestiegen war. Ganz anders erging es Bertholt Willibald Liebknecht, welcher – das Steuerhorn aus der Hand gebend – beherzt in ein mit Fäkalien gefülltes Bassin griff. Der Copilot übernahm kurzerhand das Tagesgeschäft und landete die Maschine mühelos auf der linken Tragfläche. Die Passagiere setzten zum obligatorischen Applaus an und der kurz darauf sichtbare Feuerball war auch mindestens ebendiesen wert.

Das Flugzeug setzte elegant zurück, rutschte über eine irrsinnig hohe Klippe und absolvierte die Aufnahmeprüfungen der zehn nächstgelegenen Gesamtschulen wie im Vorübergehen. An einer dieser Gesamtschulen gab es den erwähnten Feuerball zu bestaunen. Wenige Galaxien weiter gerieten zwei verfeindete Friseure mal wieder in die Haare desselben Kunden, weil sie im selben Salon arbeiteten. Liebknecht schluckte genussvoll die letzte Handvoll, bevor er wieder zum Steuerhorn griff und folgende geschichtsträchtige Durchsage machte: „Zum Gruße, wertes Pack! Sie wissen sicher zu schätzen, dass ich Ihnen weit entgegenkomme, wenn ich nun also verkünde, wie es zu all diesen – für Sie zweifelsohne enorm irritierenden Dingen – kam: Am Anfang also war nichts. Das änderte sich spätestens bei Sonnenaufgang, vermutlich jedoch schon während der nautischen Dämmerung, worauf man mich besser nicht festnageln sollte, weil ich doch immerhin der Pilot und also doch irgendwie – zumindest in gewisser Weise – etwas in der Art von Verantwortung zu besitzen gehabt glauben möchte.“

Die Schnellbahn der Linie 28 kam zum Stillstand. Jemand hatte sich am zentralen Computer vergriffen und es bestand kein Grund zu der Annahme, dies sei ein berechtigter Zugriff gewesen. Die Fahrgäste applaudierten euphorisch, da sie des herrlich wärmenden Feuerballs gewahr wurden. Dieser entstieg der Schnellbahn der Linie 27 seit ihrer Kollision mit einem äußerst gebildeten Passanten. Von der Druckwelle erfasst, setzte sich die Schnellbahn der Linie 28 wieder in Bewegung und der eigentlich schon im Abebben begriffene Applaus brandete wieder auf.

Das Publikum strahlte einheitlich vor Begeisterung. Der Vorhang begann sich zu senken, verhakte sich, riss und flog schwerfällig in alle Richtungen davon. Aus der Ferne dröhnten Jubelschreie, Artilleriefeuer und Werbemelodien, während aus der entgegengesetzten Richtung Jammern zu vernehmen war. Ungläubig starrte der Regisseur auf sein Manuskript. Hätte man ihn 30 Sekunden früher gefragt, er hätte sich guten Gewissens als Herr der Lage bezeichnet. Selbst damals war dem jedoch nicht so gewesen und wie alle anderen war der arme Mensch einer schlimmen Täuschung aufgesessen.

„Sehen Sie nun die Wiederholung einer Hinrichtung von heute Vormittag, exklusiv bei uns auch in der deutschen Synchronfassung“, pries der Moderator das Programm. Seine mit kräftigen Klemmen befestigten Mundwinkel trieften vor Speichel und verschiedenen alkoholischen Getränken. Das Studiopublikum war liegend im Studio verteilt und genoss die Wonnen moderner Unterhaltung. Der Programmdirektor zog mit Gefolge ein und animierte zum Applaus. Sein Arbeitstag hatte erfreulich begonnen und würde auch auf diese Weise enden.

Vorstehendes soll in sehr grober Form die wirklich besorgniserregenden Zustände im Hydra-Centaurus-Superhaufen darstellen. Möge den Bewohnern des Horologium-Superhaufens etwas Derartiges erspart bleiben, amen. Wir möchten Sie bitten, alle auszusteigen. Diese Lektion endet hier, denken Sie auch an Ihr Gepäck und lassen Sie bitte nichts zurück. Wir hoffen, es war alles zu Ihrer Zufriedenheit und bitten um Entschuldigung für die Verspätung. Sollten Sie deswegen den Anschluss verloren haben, wenden Sie sich bitte an die Information im linken Flügel des Hauptgebäudes. Beachten Sie jedoch, dass eine Beratungsgebühr erhoben wird, welche Ihre Ersparnisse im Zweifelsfall gehörig übertrifft. Wir wünschen noch ein erquickliches Dasein und verabschieden uns recht herzlich und endgültig von Ihnen, vielen Dank!

 

Hallo Klabautermann

Dein vorliegender Text - schwierig, ihn als Geschichte zu bezeichnen - erscheint mir eher ein Kalauern mit Worten und Wendungen über das Leben auf einem erdähnlichen Planeten, in einer ansonsten weltfremden Galaxie, eine Abfolge von kausalen Zusammenhängen, die jedoch ohne grossen Bezug zu einer Rahmenhandlung völlig frei in einem Galaxienhaufen stehen. Realität trifft auf Fantasy trifft auf SF, und doch bleibt das ganze unbefriedigend, ja erschöpft sich rasch an der reinen Effekthascherei, berieselt das Hirn und erzeugt Bilder wie Blaupausen bekannter Hollywoodstreifen oder zahlloser Free-TV-Wiederholungen.

Neben ein paar weniger lustiger Wortspiele hat es leider auch relativ platte Sachen dabei, die wiederholte Economy Class Klatscherei zum Beispiel.
Kalauern ist ok, aber ich hätte dazu schon gerne eine nachvollziehbare Rahmenhandlung.

Gruss dot

 

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