Das Mißgeschick
Freitag nachmittag, 16.00 Uhr. Peter warf seinen Koffer in die Ecke – endlich Wochenende. Die Woche war mal wieder ganz schön hart gewesen. Probleme ohne Ende. Aber jetzt ist Schluß damit, er freute sich auf zwei ganz ruhige Tage. Aus der Küche kam der Duft von frischgebrühtem Kaffee. Seine Frau Susanne hatte schon den Tisch gedeckt und es gab – Käsekuchen. Mhm, er liebte Käsekuchen.
„Ich geh‘ mich schnell umziehen“, rief er, während er die Treppe hochstürmte. Wochenende und Jogginganzug – das gehörte zusammen. Er kam gerade herunter, als das Telefon klingelte.
„Ja, hallo?“ Sein Gesicht verfinsterte sich. Nein, das kann doch wohl nicht wahr sein! „Kann denn das nicht einmal jemand anderes machen?“ schimpfte er. Und dann „Ja, ich fahr gleich hin!“
Er war stinksauer. „Susanne, ich muß noch mal in die Firma zurück, unser Geschäftspartner, der eigentlich heute morgen kommen sollte, ist jetzt da. Es kann sich niemand anderes um ihn kümmern“. Verflixt, ich hab die Woche schon genug Überstunden gemacht!“ Er brummelte vor sich hin und ging nach oben, um sich wieder umzuziehen.
Als er nach unten kam, klingelte erneut das Telefon. Es war noch mal sein Chef, der ihn bat, möglichst schnell zu kommen, da der Besuch um 17.00 Uhr schon wieder auf dem Weg sein mußte. „Ja, ja...“ Peter stürmte hinaus.
Die Strecke legte er in Rekordgeschwindigkeit zurück. Immerhin waren es zwölf Kilometer, die er fahren musste. Er stieg aus und wollte in die Firma hinein, als er an sich heruntersah. Oh nein!!! Er hatte in der Eile vergessen, Schuhe anzuziehen. Da stand er nun, mit Anzug und.... Hausschuhen. Nein, so konnte er nicht reingehen. Zurückfahren? Das würde zuviel Zeit kosten. Fieberhaft überlegte er. Hat er mich vielleicht schon gesehen? Schnell sprang er ins Auto zurück.
Er fuhr in die Ortsmitte. Vielleicht gibt es hier einen Schuhladen? Das wäre die letzte Rettung. Da er noch nicht lange für die Firma arbeitete, kannte er sich in dem Ort nicht so gut aus. Lange rumsuchen machte keinen Sinn. Am nächsten Haus hielt er an und klingelte.
Eine ältere Frau öffnete. „Ja, bitte?“ „Sagen Sie mal, gibt es hier im Ort einen Schuhladen?“ „Oh, junger Mann, leider nicht“.
„Mist!“ entfuhr es ihm. „Ich brauche dringend ein paar Schuhe!“
Die Frau sah ihn an, sah auf seine Füße und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Na, wo wollen Sie denn so hin?“ „Ich muß in die Firma, ein wichtiger Termin mit einem Geschäftspartner. Ich war aber schon zuhause und bin schnell losgefahren. Dabei habe ich vergessen, die Hausschuhe auszuziehen!“
Die Frau mußte lachen und fand das so komisch, dass sie helfen wollte. „Kommen’s mal mit rein.“ Peter verstand nicht ganz, was das jetzt werden sollte.
Die Frau war aber schon im Keller verschwunden und er stand im Flur und wartete.
Als sie wieder herauf kam, hatte sie ein paar Schuhe in der Hand. „Die sind von meinem Sohn, vielleicht passen die!“
Gut, zum Überlegen war jetzt keine Zeit. Er probierte sie an, sie paßten und schon war er auf dem Weg nach draußen. „Ich bring sie nach meinem Termin wieder zurück!“
Der Termin mit dem Geschäftspartner verlief gut, er wäre wahrscheinlich auch mit Hausschuhen gut gelaufen. Den Nachmittagskaffee trank Peter an diesem Freitag allerdings nicht mit seiner Frau, sondern mit der netten Dame, die ihn aus dieser mißlichen Situation geholfen hatte. Und dann fuhr er mit seinen Hausschuhen wieder zurück.