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Das Martyrium des Lebens

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13.11.2001
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Das Martyrium des Lebens

Ich frage mich ernsthaft warum ich jeden Tag aufstehe . Warum tue ich das, es bringt mir doch im Endeffeckt gar nichts oder? Wenn ich zur Arbeit fahre dann sehe ich mir die Menschen genau an und frage mich was sie so gücklich macht. Oder sind sie nur glücklich weil sie nicht über ihre Situation nachdenken? Ich sehe zum beispiel die junge Frau so etwa 19 mit einem Kinderwagen in den Zug einsteigen und frage mich ob sie glücklich ist. Ich frage mich ob sie überhaupt den Vater des Kindes klar benennen kann oder ob es wieder ein One Night Stand nach der Disko war. Dann sehe ich die alte Frau die sich langsam und unter schmerzverzerrtem Gesicht in den Zug schleppt. Ist sie glücklich? Oder möchte sie lieber von ihrem Leid erlöst werden?

Dann höre ich Geschichten über Menschen die ihren Job verlieren und jammern das sie ja nun einen neuen suchen müssten, doch die Frage nach dem Glück dieser Menschen zwängt sich mir wieder auf.

Dann erhalte ich die Antwort. Ich erhalte sie indem ich diese Menschen frage ob sie glücklich sind. Und ja sie sind mit ihrem Leben zufrieden. Sie würden zwar wenn sie könnten irgendwo Irgendwas verbessern, aber grundlegen sind sie glücklich.

Dann kommt bei mir die Frage auf warum ich denn nun nicht glücklich bin?
Ich habe kein Kind mit meinen 18 Jahren. Ich werde nicht ständig von Schmerzen geplagt und ich habe eine feste Anstellung. Doch warum bin ich dann nicht zufrieden mit mir? Warum empfinde ich das Leben als eine sinnlose Farce und als ein Martyrium mir auferlegt vom Universum?

Ich habe auch nie furchtbares durchmachen müssen wie der Kriegsveteran der seine Kameraden fallen sah oder wie das junge Mädchen das jeden Abend mit ihrem Vater schlafen muss.
Trozdem will der Funke des Glücks nicht zu mir überspringen und ich frage mich warum. Weiß jemand die Antwort oder muss ich sie schlussendlich ganz allein finden?

Nun bin ich aufgewühlt, habe wieder nachgedacht aber zu guter Letzt habe ich immer noch keine Antwort auf das Martyrium des Lebens.

 

Wow! Es gibt tatsächlich Menschen, die genau so denken wie ich! Daher kann ich dir leider auch keine Antwort auf deine Frage geben. Es gibt Tage, an denen selbst ich glücklich bin, das sind einfach Tage, an denen das Positive über das Negative überwiegt. Und es gibt Tage, an denen ich auch den Sinn des Aufstehens suche, weil mich "da draussen" in der Welt nichts Verlockendes erwartet.
Daher hat es mal richtig gut getan, deinen Text zu lesen, der nicht nur genau ins Schwarze trifft, sondern auch noch gut geschrieben ist!
Gruss
WANDA

 

Hallo nightboat,
ob das Wort „Martyrium“ hier angebracht ist, kann ich schlecht beurteilen. Was dem Protagonisten fehlt, ist wohl eher der Sinn des Lebens. Dann kommen Fragen hoch wie „Warum stehe ich eigentlich jeden Morgen auf? Wofür arbeite ich überhaupt? Ich muss doch für niemanden da sein, außer für mich selbst “ Fühlt sich die Person einsam und ist sie deshalb unglücklich? Der Grund für das Unglücklichsein geht aus der Geschichte nicht so klar hervor. Die Person ist mit sich selbst unzufrieden. Aber wie wünscht sie sich ihr Leben, und warum glaubt sie, dass andere auch unglücklich sind (wie z.B. die junge Frau mit dem Kinderwagen? Warum glaubt sie, dass sie sich das Kind nicht gewünscht hat? Sie kennt die Frau doch gar nicht.)

 

Hallo Jens,

lies bei Gelegenheit mal "Der Mythos von Sisyphos" von Albert Camus :read: . Er hatte seinerzeit exakt dieselben Gedanken, welche du hier ansprichst und gibt in diesem schmalen Buch einige brauchbare Antworten darauf. Allerdings ist es recht intellektuell geschrieben und setzt hier und da eine gewisse Vorbildung voraus. Aber probier's trotzdem mal aus!

Im Übrigen teilst du dein Problem mit Millionen anderer, da kannst du sicher sein! Glück ist eher eine Randerscheinung in unserer Gesellschaft. Bloße Zufriedenheit ist da sicher weit verbreiteter. Und hüte dich stets davor, anderer Leute Gefühlsempfindungen nur anhand von Äußerlichkeiten kennen zu wollen! Alle Menschen sind verschieden und erfahren außerdem ganz unterschiedliche Dinge in ihrem Leben. Insofern sehen die Menschen auch alle Dinge in ihrer Umwelt durch jeweils ganz individuelle Filter.

Übrigens hat das Nachdenken über den Sinn des Lebens seit dem Aufkommen des modernen Atheismus (der ist nämlich Schuld! :( ), spätestens seit Nietzsche eine ganze Welle an philosophischen Abhandlungen (Existenzialismus genannt) in Gang gesetzt. Die prominentesten Vertreter sind dabei in erster Linie Sartre und Camus; dramaturgisch auch in "Warten auf Godot" von Samuel Beckett inszeniert (ungefähr so: wenn alles sinnlos und absurd ist, man aber als Konsequenz daraus dennoch keinen Selbstmord begeht, was passiert dann?)

 

Hallo,

erstmal danke für die anregenden Kritiken.

Ich möchte aber doch auf ein paar der gestellten Fragen eingehen.

Der Protagonist ist wie man unschwer erkennt ziehmlich von sich eingenommen. Er glaubt Alles und Jeden in eine Schublade stecken zu können. Nun ja warum er sich diese Fragen stellt ist klar, denn jeder stellt sie sich irgendwann einmal. Das was ich mit dieser Geschichte ausdrücken wollte (jede Interpretation ist gut) ist letztendlich das niemand klar sagen kann was nun der Sinn des Lebens ist. Das ist so einfach wie auch tiefgründig und erlaubt eine unzahl von Gedankengängen. Diese Geschichte ist nur einer davon.

Ich hoffe das meine nächsten Stories den gleichen Anklang finden.

Mit freundlichen Grüßen

Jens alias nightboat

 

Hi,
wie du richtig meinst stellen sich so ziemlich alle "jungen" leute diese oder zumindest ähnliche fragen (zumindest in abgewandelter form). kann es sein das du dir gedacht hast "aber die freuen sich trotzdem auch wenn sie nicht wissen wozu das ganze""denen ist das irgendwie egal, anscheinend sie haben die tragweite der frage nicht verstanden" etc? :) mir ging es zumindest eine zeitlang ziemlich genauso wie dir... aber nach langen gesprächen mit leuten die dir anfangs einfältig & oberflächlich erscheinen wirst du in jedem diese unbeantwortete frage wiederentdecken. (ausser den ganz einfältigsten unter ihnen, doch da denke ich das sie es nur nicht aussprechen wollen da sie sich dafür "schämen" oder was weiß ich was :) .
auch denke ich nicht das jemand durch lesen auch nur im mindesten eine befriedigende antwort auf: "der sinn des lebens?" zu finden vermag. es muss jeder selbst zu einer "befriedingenden" antwort kommen, wie auch immer diese lauten mag. auch wenn du dann der überzeugung bist das es absolut sinnlos ist (hmmm, irgendwie scheint mir diese als am meisten wahrscheinlich und für mich selbst: ich tendiere in diese richtung :) aber solch ""unheilvolle"" dinge vor sich herzutragen und den lieben langen tag darüber zu grübeln... das führt nicht zum ziel. sollte es unerträglich sein (und das wird es wenn man sich nicht von der frage lösen kann) dann sollte man sich gleich davon befreien, sofern man sich zu einer solchen willensanstrenung motivieren kann. sry ich schweife ab... schreiben könnte ich noch lange über diese dinge da mir nach solch einem "gedankenaustausch" doch meistens leichter ist (sei der andere meiner meinung oder nicht :) .
hoffe es wurde nicht zu lang und ich habe mich nicht in widersprüche verwickelt... ein sehr verzwicktes thema und es kurz zu beantworten ist (zumindest mir) nicht möglich, zuviele standpunkte sind darin verwickelt

auf jeden fall
mfg
:)

 

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