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Das Manuskript

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10.01.2011
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Das Manuskript

Die Schreibblockade war für Gregor Arthemius in den vergangenen Jahren zu einem vollwertigen, wenn auch unbeliebten Arbeitskollegen geworden. So kam es, dass Sie ihn auch an diesem eiskalten und verschneiten Dezembertag in seiner angenehm warmen Wirkungsstätte besuchte.

Sie schwebte heimlich durch die schwere Holztür hinein, ohne sich die Schuhe abzuklopfen. Sie flog an der Rezeption der alten, staubigen Buchhandlung vorbei, ohne die Klingel auf dem Kirschholztisch zu betätigen, vollführte in der Hinterkammer eine freche Drehung über dem, mit Manuskripten tapezierten Schreibtisch und segelte im Sturzflug durch Arthemius' rauchenden Pfeifenkopf direkt in die Ideenschmiede seines Gehirns.

Er seufzte. Das Geschäft lief schlecht in letzer Zeit. Kaum jemand interessierte sich noch für Papier gewordene Ideen, die man einmal Bücher nannte. Die Menschen gingen Abends hinaus in eine Gaststätte, betranken sich, hörten Musik, sangen, tanzten und vergaßen all die schönen Stunden, die das geschriebene Wort dem geduldigen Geist zu bescheren vermochte und die der Grund für Gregor Arthemius waren, sein Leben diesen Momenten der Stille und der Fantasie bis auf das letzte Körnchen Zeit in seiner Sanduhr zu widmen. „Ach, Du schon wieder“, sagte der alte Mann mit hängenden Schultern und die Worte quetschten sich zusammen mit abgestandenem Pfeifenrauch durch seine bräunlichen Zähne. „Auf mich kannst du dich wenigstens verlassen!“, quiekte die Schreibblockade vergnügt. „Was haben wir denn hier...Oh! Ein Roman über die Liebesleiden eines Schiffskapitäns in der Antarktis! Wenn du mich fragst, würde ich sagen, dass du mit zunehmendem Alter immer einfallsloser wirst.“. „Ich frage dich aber nicht.“, brummte der alte Mann, lächelte und hustete stark, woraufhin sich seine faltigen Mundwinkel direkt wieder herunter zogen.

„Wie wäre es denn, wenn du den Kapitän zum Vampir werden lässt? Vampire sind heutzutage in aller Munde und die Liebesleiden eines Vampirs ziehen das Interesse der jungen Damen und somit ihre Goldstücke förmlich an!“, kicherte die Schreibblockade entzückt. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihm Ratschläge gab, doch sie trafen bei Gregor stets auf taube Ohren. „Vampire, Vampire, Vampire! Ich kann es nicht mehr hören! Jedes zweite Buch, das ich dieses Jahr von den Verlagen bekommen habe, handelt von Vampiren! Man sollte den untoten Parasiten in schmierigen Satinumhängen auch einmal ihre wohlverdiente Ruhe gönnen, Herrgott nochmal!“, brüllte der alte Mann und zog wie ein Besessener an seiner Pfeife, die nun wie eine Dampflokomotive zu qualmen begann.

Der Buchhändler und laienhafte Autor fuhr sich mit zittrigen Händen durch die weißen Haare am Rande seiner Glatze. „Ich weiß, was jetzt kommt! Ich kenne diesen Blick.“, krächzte sein Peiniger. Gregor kniff die Augen zusammen, wodurch seine Brille den Nasenrücken herauf glitt, zerdrückte seine Aufzeichnungen zu einem Ball aus Papier und Tinte und warf ihn in den Kamin. Der stinkende Rauch und mit ihm zahllose, ungelesene Zeilen verließen den schwarzen Schlot und vermischten sich in der bitterkalten Abendluft mit einer schier endlosen Zahl an verlorenem Gedankengut und verschwanden tonlos in der Wüste der Ideenlosigkeit.

 

Hallo Kontrollverlust
und willkommen auf kg.de :)

Ich habe deinen Einstand gerne gelesen. Nicht, weil das Thema innovativ ist (Schreibblockade thematisiert wohl jeder Autor mal, der länger an der Tastatur sitzt :) ), auch nicht, weil die Umsetzung neu ist (Personifizierung der Schreibblockade), sondern weil deine Umsetzung angenehm locker daher kommt, ein paar schöne Bilder anbietet und sich insgesamt nicht zu abgrundtief tragisch nimmt. Hat irgendwie Charme das Ganze.

Das mal zum Allgemeinen. Im Speziellen muss noch an einigen Stellen die Feile angesetzt werden. An manchen Stellen wird bspw die recht blumige Sprache zu bunt, überschlägt sich selbst. Weniger wäre hier mehr.
Auch ist mir der Konflikt zwischen Blockade und Protagonist ein bisschen zu wenig. Und wo wir schon beim Prot sind, dieser Name ist in meinen Augen etwas zu sehr in sich selbst vernarrt.
Und zuguterletzt sind da auch noch ein paar Kommata nötig.

Ich zeig dir mal an ein paar Beispielen, was ich meine:

vollwertigen, wenn auch unbeliebten Arbeitskollegen
das mit dem Arbeitskollegen beißt sich. Schließlich hält die ihn vom Arbeiten ab. WO ist hier der Kollege zu finden? UNd weswegen vollwertig?

eiskalten und verschneiten Dezembertag in seiner angenehm warmen Wirkungsstätte besuchte.
in einem Satz do dicht beieinander ist das too much

Sie schwebte heimlich durch die schwere Holztür hinein, ohne sich die Schuhe abzuklopfen. Sie flog an der Rezeption der alten, staubigen Buchhandlung vorbei, ohne die Klingel auf dem Kirschholztisch zu betätigen, vollführte in der Hinterkammer eine freche Drehung über dem, mit Manuskripten tapezierten Schreibtisch und segelte im Sturzflug durch Arthemius' rauchenden Pfeifenkopf direkt in die Ideenschmiede seines Gehirns.
Das finde ich zB eigentlich sehr schön. Allerdings muss dir für die erste ohne-kostruktion etwas anderes einfallen, denn das Bild ist schief. Wenn sie schwebt, weswegen dann Schuhe abkopfen?

Die Menschen gingen Abends hinaus in eine Gaststätte, betranken sich, hörten Musik, sangen, tanzten und vergaßen all die schönen Stunden, die das geschriebene Wort dem geduldigen Geist zu bescheren vermochte und die der Grund für Gregor Arthemius waren, sein Leben diesen Momenten der Stille und der Fantasie bis auf das letzte Körnchen Zeit in seiner Sanduhr zu widmen.
arg aufgebläht und einseitig betrachtet. Zudem ist vergessen da irgendwie z schwach für
Insgesamt finde ich den Satz auch etwas zu lang. Nichts gegen lange Sätze, aber dieser hier flutscht gen Ende nciht richtig. Das sind auch zwei Aspekte, einmal das Betrachten der Welt, einmal das Betrachten des Prots -mach doch zwei Sätze draus

„Ach, Du schon wieder“, sagte der alte Mann mit hängenden Schultern und die Worte quetschten sich zusammen mit abgestandenem Pfeifenrauch durch seine bräunlichen Zähne
auch schön, aber die Adj-Ballung ist schwächend

Was haben wir denn hier...Oh! Ein Roman über die Liebesleiden eines Schiffskapitäns in der Antarktis!
hehe, geile Idee
Mach trotzdem vor und nach den ... ein Leerzeichen - und zwischen den Sprecherwechseln bitte einen Absatz

Jedes zweite Buch, das ich dieses Jahr von den Verlagen bekommen habe, handelt von Vampiren! Man sollte den untoten Parasiten in schmierigen Satinumhängen auch einmal ihre wohlverdiente Ruhe gönnen, Herrgott nochmal!
umständlich, warum nicht schlicht gelesen habe?
Ansonsten ist man ja eigentlich vom Schmuddellokk der Vampire weg ...

Der Buchhändler und laienhafte Autor fuhr sich mit zittrigen Händen durch die weißen Haare am Rande seiner Glatze
liest sich unelegant. Nenn ruhig seinen NAmen (sobald du einen neuen ausgesucht hast ;) )
Ich weiß, was jetzt kommt! Ich kenne diesen Blick.“, krächzte sein Peiniger.
auch hier: nenn den Namen, hast du vorher auch immer getan
ZUdem kein Punkt in der wörtlichen Rede, wenn es mit Redebegleitsatz weiter geht.

Der stinkende Rauch und mit ihm zahllose, ungelesene Zeilen verließen den schwarzen Schlot und vermischten sich in der bitterkalten Abendluft mit einer schier endlosen Zahl an verlorenem Gedankengut und verschwanden tonlos in der Wüste der Ideenlosigkeit.
für einen Ausstiegssatz zu verschachtelt. Raubt sich selbst die Kraft.

Hoffe, du kannst etwas mit meinen ANmerkungen anfangen. So oder so noch viel Spaß hier auf kg.de - beim lesen, schreiben und kommentieren :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Kontrollverlust,

da dies dein erster Beitrag bei KG.de ist, nehme ich mir die Freiheit dich hier willkommen zu heißen.

Mir gefällt deine, dank der rhetorischen Frische, sehr atmosphärische Darstellung der fast schizophrenen Leiden eines Schreiberlings, welcher sich, sei es aufgrund der Hinwendung des Publikums zur Trivialität, oder seines eigenen Zwanges zur Perfektion, bei der kreativen Entfaltung selbst im Wege steht.

Ganz nebenbei spricht mir die Kritik an dieser geistig unterernährten Mainstream-Cash-Cow a la Vapire-Liebes-Gesülz wahrhaft aus der Seele.

Ich denke, die Geschichte wird einen hohen Wiedererkennungseffekt bei deinen Lesern (besonders jener hier bei KG.de) auslösen. Schließlich ist die von dir beschriebene Schreibblockade eine Krankheit, welche sicher schon bei so Manchem seine destruktiven Auswirkungen hinterlassen hat.

Wegen der (eigentlich ganz angenehmen) Abwesenheit von Feen und Trollen, bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, was die Einordnung in die Kategorie "Fantasy/Märchen" angeht.

Unabhängig davon: Tolle Geschichte, Daumen hoch.

Liebe Grüße
Pablo

 

Hallo weltenläufer,

zunächst einmal möchte ich mich bei dir für deine Willkommensgrüße, sowie deine Kritik bedanken. Vor Allem im Bereich der Zeichensetzung muss ich noch viel tun!
Eventuelle Lücken in der Logik sind bei einer spät nachts entstandenen Geschichte bei mir schon fast zu erwarten. Trotzdem danke ich dir dafür, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Fehler zu lokalisieren! Bei einer eventuellen Fortsetzung werde ich auf die angesprochenen Punkte achten. Vielen Dank! :)


Hallo Pablo,

Ebenfalls danke ich dir für die Willkommensgrüße. Es freut mich sehr, dass dir die Thematik der Geschichte zusagt! Ich habe die Geschichte einfach dreist in den Fantasy Bereich gepackt, weil mir selbst eine Einordnung sehr schwer viel. Vielleicht würde "Seltsam" besser passen! :)


Herzlich,

KV

 

Hallo kontrollverlust

Bei einer eventuellen Fortsetzung werde ich auf die angesprochenen Punkte achten.
Wieso erst bei eine forsetzung? Wenn du selbst der Meinung bist, dass sich hier noch nachbesserungsbedarf auftut, dann solltet du Eichen diese Geschichte noch mal ranstzen. Weswegen sollte sonst noch jemand Energie in einen deiner Texte stecken, wenn du es selbst Nicht tust?
Selbstverständlich musst du nichts nachfeilen und schon gar nicht alles annehmen, was in Leser sagt. Aber mit dieser Haltung wirst u dir hier wohl wenig Freunde machen.

So oder so noh viel Spaß auf kg.de

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo kontrollverlust


Wieso erst bei eine forsetzung? Wenn du selbst der Meinung bist, dass sich hier noch nachbesserungsbedarf auftut, dann solltet du Eichen diese Geschichte noch mal ranstzen. Weswegen sollte sonst noch jemand Energie in einen deiner Texte stecken, wenn du es selbst Nicht tust?
Selbstverständlich musst du nichts nachfeilen und schon gar nicht alles annehmen, was in Leser sagt. Aber mit dieser Haltung wirst u dir hier wohl wenig Freunde machen.

So oder so noh viel Spaß auf kg.de

Grüßlichst
Weltenläufer

Oh, das ging ja völlig in die falsche Richtung:(.

Ich wollte eigentlich mit dem von dir zitierten Satz sagen, dass ich aus deiner Kritik wichtige Tipps für weitere Geschichten entnehmen konnte.

Natürlich wird auch diese Geschichte im Hinblick auf deine Hinweise und Ratschläge anderer Leser mehrmals überarbeitet werden. Für "fertig" oder gar ohne Verbesserungsbedürftigkeit halte ich die Geschichte nicht. Im Gegenteil , mir persönlich gefällt sie nicht (wie immer) :).

Ich fand deine Verbesserungsvorschläge gut und wollte mich nur dafür bei dir bedanken und anmerken, dass auch kommende Geschichten durch Kritiken im Entstehungsprozess positiv beeinflusst werden.

Es muss ein völlig falscher Eindruck entstanden sein. :(

Herzlich,
KV

 

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