Was ist neu

Das Manifest des Misanthropen

Mitglied
Beitritt
25.07.2015
Beiträge
28
Zuletzt bearbeitet:

Das Manifest des Misanthropen

(korrigiert 26.7.15)


Ich liebe Rätsel, Sie nicht auch? Es hat etwas ungemein Befriedigendes, aus eigener Anstrengung heraus ein Puzzel zu entschlüsseln und am Ende, wenn alle Teile in sich zusammengreifen und man plötzlich mit Gewissheit sagen kann, dass man es gelöst hat, breitet sich ein fantastisches Gefühl in einem aus. Es sagt einem, dass man etwas kann, dass man etwas geleistet hat, dass man clever ist. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man ohne äußere Einwirkung etwas vollbracht hat, vor allem dann, wenn Andere sich bereits daran zermartert haben und verzweifelt sind; je schwieriger, desto besser das Gefühl der Zufriedenheit das man ernten kann.

Ein Rätsel zu lösen ist nicht nur Balsam für das Ego, es wohnt ihm auch etwas Ursprüngliches inne, etwas Zeitloses. Ich würde schon soweit gehen und behaupten, dass das Rätsel noch bevor der menschlichen Kognition existiert. Es treibt uns an. Selbst wenn wir es nicht fassen können und bevor wir uns überhaupt bewusst sind, dass es etwas zu entschlüsseln gibt und wir diesem Rätsel einen Namen geben, uns ein metaphysisches Vorhängeschloss zum Garten Eden ausmalen, einen Schlüssel suchen, den es durch logische Deduktion zu finden gilt, da erst beginnen wir um unsere Existenz herum ein System aus Kausalitäten, Wirkung und Konsequenz, letzendlich eine Weltordnung zu konstruieren, in das der moderne denkende Mensch hineinschlüpft. Durch das Bewusstwerden des kosmischen Mysteriums geben wir uns unserem eigentlich menschlichen Instinkt der unbändigen Neugierde hin und versuchen diese zu lenken.
Ja, stellen sie sich das einmal vor! Wir überquerten die panasiatische Kontinentalplatte und den Atlantik, wir bauten Sternenwarten und die Pyramiden und wir entwickelten die Mathematik und die Sprache, um unsere Mitmenschen darum bitten zu können, uns bei der Suche nach dem heiligen Schlüssel zu helfen. Wir debattierten, zankten, folterten und führten Kriege um die richtige Methode, das Geheimnis unseres Seins, zu entlüften.

Und wir stellten uns oftmals in den Mittelpunkt dieser Sinnsuche. Wir hofften, durch Askese, Fasten und Beten, Technologie oder durch die Ansammlung von Reichtümern oder was auch immer, einen Blick auf das große Ganze erhaschen zu können. Schon ein kleiner Hinweis würde genügen um uns auf die Lösung des großen Rätsels des Lebens bringen zu können. Wir hofften und wir hoffen letztendlich immernoch, dass wenn wir das Rätsel dekodieren könnten, wir uns darin wiedererkennen und endlich mit Gewissheit sagen könnten, welcher Teil des Puzzels wir darin einnähmen. Und dann wäre all die Mühe, die Entbehrung und das Leid vielleicht alles wert gewesen. Endlich das Gefühl der Genugtuung nach einem besonders schwerem Puzzel zu erhalten.
Ja, stellen Sie sich vor, dieser Urdrang, dieser Instinkt zur Neugierde, die Sehnsucht nach Sinn und Zweck unseres Daseins ist so tief in uns verankert, dass wir garnicht anders können.
Ihr Anliegen und meines und das aller übrigen Menschen auf diesem kleinen Planeten findet sich in der Sinnsuche wieder. Wir wollen Anerkennung, wir wollen Jemand sein, wir wollen Bedeutung. Wir wollen unsere Ziffer in der kosmischen Formel finden.
Aus diesem Drang heraus gründeten wir eine gesellschaftliche Ordnung. Ja, das ist sehr mondän, das gebe ich zu, aber welche Systeme des geordneten Zusammenlebens mussten wir bereits in der Geschichte der Zivilisationen durchleben, bis wir zu unserem jetzigen eher wertneutralen marktwirtschaftlich organiserten durchbürokratisiertem Gesellschaftsapparat gekommen sind?
Das was die Demokratie ausmacht, ist die Freiheit des Einzelnen sich auf seine Sinnsuche zu begeben. Der demokratische Apparat schreibt einem nicht die Methode vor, nach derer wir das Rätsel des Lebens zu entschlüsseln haben; nicht so jedenfalls, wie die religiösen Gesellschaftsordnungen, vom zölibaten Zorastrismus, über die heiligen hierarchischen Dynastien der antiken Pharaonen, bis hin zur dogmatischen Scharia: Allesamt geordnete Systeme des ideologischen moralischen Zusammenlebens.

Ja und Sie? Sie haben es sich zum Beruf gemacht diese Ordnung zu erhalten und selbst Sie als Kommissar haben sich einer Ideologie verpflichtet; nämlich derer der zehn Gebote und vor allem des Einen: du sollst nicht töten!
Das ist ihre Anerkennung, werter Oberkommissar, das ist Ihre Bedeutung.
Deshalb habe ich ein Rätsel für Sie:

Ich lade zu Tische. Ich bin der Erste dort und der Letzte der geht, aber ich bin weder Gast noch Gastgeber. Na? Was bin ich?

Ja, was bin ich? Wer ich bin haben Sie sicherlich schon erraten. Ich bin jedenfalls nicht der arme Tropf, der in seiner Zelle auf den Gerichtsprozess wartet, der, den Sie mit der Hilfe von Europol in Kiew verhaftet haben. Oh nein, dieser Trittbrettfahrer sucht nur nach der Anerkennung die so viele Menschen begehren. Da gibt es Menschen, die machen sich im Fernsehen lächerlich oder sie veröffentlichen alberne Bücher, die zu noch viel dümmeren Filmskripten umgeschrieben werden. Und dann gibt es Menschen, die ihre schwangere Freundin ermorden und in Stücke hacken, wie der den Sie hastig meiner Werke verdächtigen. Ich muss zugeben, ich bin etwas beleidigt, dass Sie mir etwas so Plumpes unterstellen. In gewisser Weise, da bin ich mir sicher, schließlich sind Sie ein intelligenter Mensch, haben Sie es bereits geahnt, dass dieser Niemand, dieser Schmarotzer nicht Derjenige ist, den Sie seit einer knappen Dekade quer durch Zentraleuropa jagen. Ihm fehlt dann doch etwas, nicht wahr? Nicht nur, dass sein Geständnis lückenhaft ist, ihm fehlt diese Aura, dieses "Je ne sais quoi", die Raffinesse, letztendlich die Kunstfertigkeit.
Falls Sie mir immernoch nicht glauben, dann lassen Sie doch (falls Sie das noch nicht getan haben) das kleine Mitbringsel, das ich diesem Umschlag beigefügt habe, im Labor untersuchen. Sie haben völlig recht, es sind die Backenzähne von Elise Sebastien (die glaube ich bei der Akte von Europol als Opfer Nr.16 geführt wird), inklusive ihrer goldenen Füllung. Fragen Sie doch den Kieferorthopäden der Sebastiens, er wird Ihnen bestätigen, dass ich nicht lüge.

Menschen denken gerne, dass Alles, vom Treiben der Atome bis zum Tanz der Galaxien, erklärbar wäre. Dieses Muster, der Drang zur Sinnsuche, das vermeintliche Wahrnehmen von Ordnungen, ist nicht etwa eine Errungenschaft der Religion, der Philosophie oder sogar der Physik. Es ist vielmehr unserer inneren Unruhe entsprungen. Wir suchen nach Methoden und Formeln, nicht weil sie die Realität erklären, sondern weil sie Uns erklären, oder zu erklären versuchen. Gewiss doch, wenn Sie etwas von fraktaler Mathematik verstehen, dann haben Sie eine recht gute Vorstellung von dem, was ich meine. Sie könnten dann vermuten, dass das vermeintliche Chaos der Natur, im Detail betrachtet, doch einer Systematik gehorcht, die sich von der Wurzel bis zu den Sternen vollzieht und alles Seiende, Materie und Antimaterie, Strahlung und kosmischen Staub verbindet. Sie können damit aber nicht erklären, was sich jenseits dieser Muster abspielt. Die fraktale Mathematik gibt nicht das Ursein preis, sie verrät nicht den Sinn des Universums und sie gibt auch keine Aussage darüber, ob das Universum in seiner wahnwitzigen Größe wissentlich beabsichtigt erschaffen wurde oder ob es schlichtweg ist. Damit ist die fraktale Mathematik für den Normalverbraucher wenig interessant. Schade eigentlich, wie ich finde, aber wahrscheinlich ist das einfach aus dem gleichen Grund so weshalb sich im bürgerlichen Kleingeist, sich die Wissenschaften immer wenig werdender Beliebtheit erfreuen. Die Wissenschaft hat dann doch einen eher agnostischen Charakter, aber auch nur für solche Menschen, die die Methodik der Wissenschaft verstehen und ihre Philosophien mit einfliessen lassen. Der Bauer hingegen versteht eigentlich überhaupt nichts. Er verwechselt nur Vermuten mit Verstehen und er vermutet vor allem ein säkulares Design. Denn in einem Design steckt ein Plan, eine Absicht und damit ein Sinn und Zweck, und im Gegensatz zur Wissenschaft bietet der Aberglaube vielmehr Geborgenheit und sanfte Schmeicheleien. Nein, die Wissenschaft ist nicht für den Jedermann, der Aberglaube hingegen schon. Kurz gesagt: der Aberglaube gibt auch dem dümmsten Schweineficker einen Grund zum Leben und eine Wertschätzung, die dieser eigentlich nicht verdient hat.
Ich will Ihnen einmal ein Beispiel geben.

Vor etwa einem dreiviertel Jahr war ich in Süddeutschland unterwegs. In einem kleinen verschlafenem Nest, unweit der Salzburger Landesgrenze liess ich mich in einem Hotel nieder, nur für zwei Nächte. Eine Nacht ging ich aus, schließlich war das Essen im Hotel mehr als grauenvoll und so erhoffte ich mir in der Nähe so etwas wie einen Gasthof zu finden. Nach einem halbstündgen Spaziergang fand ich auch eins, das noch geöffnet war und dort genehmigte ich mir ein Wienerschnitzel mit Salat und Pommes Frites. Nach dem Essen setzte ich mich noch für einen Absacker an die Bar. Ich bestellte mir einen Kräuterliqueur und ein großes Kristallweizen, ein Bier, was in dieser Region äußerst beliebt und durchaus qualitativ ist. So saß ich eine Weile und verdaute, solange bis ein etwas verschroben wirkender Mann sich lautstark äußerte. Wir waren zu der Zeit, als der Alkohol offensichtlich auf diesen Kerl zu wirken begann, nur noch Wenige an dem Barthresen der Schänke. Normalerweise hätte ich mich unwohl gefühlt, außerhalb der anonymisierenden Massen der Ballungszentren oder der illustren Gesellschaften überfüllter Gaststätten, und wäre wohl schnell wieder gegangen aber an diesem besonderen Abend entschied ich mich noch eine Weile zu bleiben; ich war schließlich, soweit ich das erkennen konnte, ziemlich inkognito, nur ein weiterer freundlicher und unauffälliger Durchreisender.
Dieser Trinker an der Bar hieß Dieter. Das konnte ich anhand der etwas herablassenden Art heraushören, mit der die Kellnerin zu ihm sprach. Nach einem weiteren Weizenglas kamen Dieter und ich eher zufällig ins Gespräch als er auf seinem Rückweg von der Toilette mich anstiess und um eine Zigarette bat. Ich rauche nicht aber amüsanterweise hatte ich eine Schachtel Lucky Strikes in meiner Jacke, die ich einem vorigen Opfer entwendet hatte. Somit konnte ich Dieter eine anbieten und wir gingen vor die Tür. Leicht angetrunken steckte auch ich mir eine an; ich zog nur langsam und meistens paffte ich ohne zu inhalieren, aber ich fiel nicht weiter auf. Dieter war jedenfalls nicht suspekt mir gegenüber. Es ist erstaunlich wie leicht es ist das Vertrauen eines Gegenübers zu gewinnen, finden Sie nicht? Vor allem dann, wenn man ein Vertreter des selben Geschlechts ist; mit einer Frau zu reden fiel mir meist schwerer. Frauen achten mehr auf die Körpersprache und interessieren sich generell etwas mehr für das Gesagte. Hätte Dieter jedenfalls gewusst, mit wem er nach draußen gegangen war, so wäre der Abend bestimmt noch interessanter geworden, aber so ist das mit der menschlichen Einfältigkeit. Ich denke die Leute erwarten unter meiner Person einen verstörten kellerblassen Sonderling oder einen abscheulichen Krüppel oder so etwas in der Art; jedenfalls verdächtigt Niemand einen Mann mit Manieren und einen Sinn für Humor ein Serienkiller zu sein, vor allem nicht einen meiner Klasse.
Es brauchte nicht lange, bis Dieter in seiner Volltrunkenheit auf seine enträtselte Wahrheit zu sprechen kam und die Meisten hätten sich schon recht früh verabschiedet, wenn er auf seine Theorien zu Sprechen kam. Ich merkte es ihm an, dass er nicht sonderlich beliebt war und das er vermutlich nur sehr selten dazu kam sein albernes Geschwätz bis zum Ende einer Unterhaltung bringen zu können. Es handelte sich bei seinem Geschwafel auch eher um einen Monolog. Er redete von Illuminaten, Rothshilds und anderen Geheimbünden. Ich habe recht schnell den Überblick verloren, es war auch nicht einfach seinen, aus seiner Sicht bahnbrechenden, Entdeckungen zu folgen, da diese sich in Widersprüchlichkeiten verstrickten und die verschiedenen geopolitischen Strategien dieser Geheimkammern mit eigentlich geschichtlich belegbaren Aufzeichnungen wenig gemein hatten. Ja, Dieter war jemand, der nicht viel herumgekommen war, das war offensichtlich. Trotzdem lauschte ich seinen verbalen Entgleisungen, die ein kluger Mensch wahrscheinlich als antisemitisch bezeichnet hätte und dadurch, dass ich zuhörte und nickte und meine Körpersprache zu beherrschen vermag, meine Fußspitzen in seine Richtung drehte und den Blick mit seinem schweifen liess (probieren Sie das einmal aus, permanenter Augenkontakt wirkt eher abstossend), schloss er mich in sein Herz und das obwohl ich kaum etwas sagte. Ehe ich mich versah, hatten wir die halbe Schachtel Zigarretten geraucht und ich musste uns ein neues Bier holen, auch das ist in vielen Teilen Deutschlands ein Freundesbeweis, albern, nicht wahr?

Ich weiß was Sie denken. Sie denken ich hätte Dieter ermordet, etwa nicht? Da kann ich Sie aber beruhigen. Obwohl ich ihn sehr gerne erstochen und ausgeweidet hätte, bin ich nicht zu dem geworden, was ich heute bin, wenn ich so einfach jemanden töten würde. Nicht, dass ich nicht in der Lage dazu wäre, oh nein, wir beide wissen allzu gut über meine Fähigkeiten bescheid. Aber das Gespräch mit Dieter dient einer Pointe. Als er falsch zitierte Werke von Autoren und Denkern, die sehr viel belesener und intelligenter waren als er selbst, in seine Ausführungen brachte, da wurde mir klar mit wem ich, und wahrscheinlich auch Sie, es allzu oft zu tun habe. Hier hatte ich einen stereotypen Sinnsucher gefunden. Jemand, der auf seinem Weg zur Erleuchtung so weit abgekommen war, der so tief gesunken war, dessen eigene Idiotie ihn in seine Misere gebracht hatte, dass er sich in seinem Zweifel an ein Gedankenkonstrukt klammerte, welches er mit allen Mitteln zu verteidigen gewillt war, nur um sich nicht eingestehen zu müssen, dass seine erbärmliche vegetative Existenz komplett bedeutungslos war. Er musste sein Ego rechtfertigen, in dem er etwas behauptete und nach einer vermeintlichen Systematik im menschlichen Dasein suchte, seinen Platz im undurchschaubaren Chaos von intrinsisch und extrinsisch motivierten Handlungen, die letztendlich den zivilisatorischen Prozess ausmachen, suchte und sich als etwas Besonderes versuchte zu etablieren, da er etwas zu wissen vermochte, das ihn von der groben Masse absetzen sollte. Man kennt ja solche Typen: diejenigen, die sich einer säkularen Hierarchie unterwerfen und sich als Diener Gottes bezeichnen oder aber diejenigen, die sich eine Intelligenz vorgaukeln, die sie nicht besitzen. Beide dieser tragischen Figuren, diese Komödianten, diese aufgedunsenen Speichellecker haben eines gemeinsam: sie brauchen einen anderen Fussabtreter, sie benötigen jemanden noch dümmeren, den sie demütigen können, sie brauchen einen Rücken, auf den sie springen können um so groß zu werden wie die übrigen Menschen, die auf der Sinnsuche sind. Diese grotesken Gestalten egeln wie Vampire an den Schwachen. Sie sind abhängig von der Ignoranz oder der Leichtgläubigkeit ihrer Opfer, sie benötigen das Stockholm-Syndrom um eine menschliche Beziehung führen zu können. Stellen Sie sich das vor! Sie brauchen eine Neurose, einen Trick des Gehirns, einen Fehler im System um ihre schleimige Existenz zu rechtfertigen. Ja, dieses Syndrom gibt auch dem Ungeliebtesten einen Partner, den wir benötigen um unsere jämmerliche Einsamkeit im existentiellen Kriechen des Lebens zu befriedigen, so dass wir bloß nicht alleine verrotten, dass wir die Qual unseres bedeutungslosen Wachsens, von der Gebärmutter bis ins Grab, mit jemanden, ganz gleich wie abstossend, teilen können.
Nun fragen Sie sich: Was ist mit mir? Was ist mit mir, dem gefürchteten Serienkiller, dem Mörder, dem Scharlatan? Herr Kommissar, ich bin etwas gänzlich Anderes.

Der Typus Mensch, den ich Ihnen beschrieben habe ist nicht das Werk der Moderne, er ist auch nicht etwa das besonders einfältige Exemplar des Homo Erectus oder das besonders sadistische; er ist der Typische. Er ist der Grund warum ich töte, warum ich es liebe zu töten. Diese Art Mensch ist der Überzeugung, dass das menschliche Verhalten logisch sei, deshalb vermutet er im Abhandensein von Religion eine winzige kleine Ordnung von Insekten, von Parasiten, von korrupten Politikern und überheblichen Wissenschaftlern und verachtet diejenigen, dessen Methode der Sinnsuche ihrer lachhaft schlecht recherchierten widerspricht. Sie suchen den Sinn des menschlichen Daseins in einem kausalen Beziehungsgeflecht aus Machtstrukturen und Bedürfnissen. Sie suchen die Büchse Pandoras, vor allem aber suchen sie nach einem Urheber ihres Versagens und sie steigen auf in immer neue fantastischere Sphären der Selbsthypnose und der Verleumdung. Und das obwohl ihnen die Antwort zum Rätsel die gesamte Zeit unter der Nase liegt. Es ist der Geruch. Es ist der Gestank des Zerfalls. Es ist ihre ekelerregende, zum Himmel stinkende Dummheit. Sie suchen ihr Puzzelteil auf der Erde, innerhalb des Menschenreichs, sie suchen nach Antworten, die zu kurz greifen, weil ihre begrenzte Vorstellungskraft nicht über den Komposthaufen menschlicher Fäulnis hinausreicht, weil sie das Zentrum ihrer kümmerlichen, wertlosen, erbärmlichen Welt sind. Menschliches Verhalten folgt nicht den Gesetzen der Logik; es folgt den Gesetzen der Geilheit.


Friedrich Nietzsche, das war eine schillernde Existenz. Weil er blühte und heller und raffinierter blühte als die meisten seiner stümperhaften Kollegen. Ja, und wissen Sie warum? Er ist verwelkt wie eine Blume und sein Verstand war nie wieder das, was es zu seinen Glanzzeiten gewesen war. Und es war dieser Kontrast, der ihn so ausgemacht hatte. Nur ein Penner fühlt sich richtig schlecht wenn er mal geduscht war.
Noch etwas teile ich mit Nietzsche: meine tiefe Abscheu gegenüber dem Christentum als die dümmste aller Religionen. Der Islam ist wenigstens den Wissenschaften nicht fremd, oder jedenfalls war er es. Allah ist in den Sternen und den Galaxien, er ist in den Atomen und Subatomen. Er war hier bevor die amphyboiden Vorfahren des Menschen aus der Ursuppe krochen und er wird dort sein wenn die Milchstrasse mit der Andromedagalaxie kollidiert. Der Moslem hat aus den Fehlern des neuen Testaments gelernt, aber der Christ leugnet alles was er nicht versteht. Und er versteht vieles nicht. Welche Ironie, dass das Christentum in den Ländern noch geistert, in denen immer noch Menschen darum kämpfen inzestuöse Beziehungen pflegen zu dürfen, in denen erst seit den späten 1980ern die Klospülung eingeführt worden ist, in den Ländern, wo Menschen noch klingen als würden sie Mist kauen und ihre Backen wabern und schlabbern wie Schweineärsche, wenn man sie mit einem Paddel prügelt, in denen Männer ihre Bäuche auf Tische stellen und pfeifen und geifern wie kranke Hunde beim Atmen, in denen Menschen denken, sie könnten ohne die Hilfe von Gott nicht vernünftig ihren Fras verdauen.
Und zu allem Überfluss erdreisten diese abscheulichen Hinterwäldler sich vorzustellen, dass Gott sie liebte und zwar so sehr, dass er ihnen seinen eigenen Sohn schenken würde, als ob ihre Frauen attraktiv genug wären um das Gemüt eines allmächtigen Wesens in Wallung zu bringen. Und noch widerlicher als diese patriotische Pest aus vergammelndem Fleisch sind die, die ihnen an der Zitze hängen und ihren Schwachsinn glauben ohne einen Hauch von Interesse nach Wahrheit.

Dies ist unsere Welt der Menschen. Und ich? Wo stehe ich?
Die Menschen haben sich über Millionen von Jahren entwickelt, sie haben Jahrtausende in Höhlen gelebt und das Feuer gebändigt, sie haben die Sterne beobachtet und sie malten und sprachen, sie haben die Pyramiden gebaut und sie haben Öl gefördert, sie haben Buzz Aldrin und Lance Armstrong auf den Mond geschickt und Satelliten um den Jupiter katapultiert. All das zwischen einem einzigen, mehrere dutzend Milliarden Jahre dauerndem Herzschlag des Kosmos. Wir sind winzig klein, unbedeutend und selbst als ganze Spezies könnten wir nicht laut genug schreien um jemals im großen Nichts gehört zu werden.
Und alles stirbt irgendwann. Selbst die hellsten Sterne verglühen.

Ich schäme mich dafür, was ich bin, nicht als Mörder oder Verbrecher. Ich sehne mich auch nach einer langen Reise nach einer Dusche um den öligen Gestank von mir zu waschen. Ich schwitze und scheisse und ich blute aber ich habe etwas um das sie mich beneiden:
Ich weiss wer ich bin.
Na, haben Sie mein Rätsel gelöst?

Ich fühle mich am wohlsten in den Regionen die zerfallen, in denen der Aberglaube und die Missgunst und die Paranoia die staatliche Ordnung in die Knie zwingen, in denen die selbsternannten Märtyrer für eine bessere Welt morden und massakrieren. Und diese Leute sind keine Verbrecher? Sie denken, sie könnten eine Revolution herbeiführen und das krebsartige Wuchern der Menschen in produktive Bahnen lenken? Manche denken, sie könnten ein politisches Reich erschaffen, was Tausend Jahre hält. Andere denken, sie stünden für die gerechte Sache und könnten alle Menschen in Brüderlichkeit und Friede einen. Manche sehen sich nach neuen Fussabtretern und Geiseln um.
Aber sie alle sind Opfer ihrer Ignoranz, ihrer maßlosen Selbstüberschätzung, ihrer hastigen Vermutungen, ihrer Furcht vor dem Unaufhaltsamen: dem Tod als universellen Gleichmacher.
Sie beten zu Göttern oder zu Heiligen, zu Helden, aber vor allem beten sie sich selbst an. Ich hasse sie alle gleich. Sie widern mich an. Mir kommt die bittere Galle hoch bei ihrem hässlichen Anblick, ihrem ohrenbetäubendem Weinen und lästigem Jubeln und Schluchzen und Schnarchen, ihrem krähenden Lauten und ihrem amateurhaften Gesängen, ihrem Lachen und Rotzen und ihrem würdelosen Wimmern. Ich verabscheue ihre falsche Anteilnahme und ihren dämlichen Stolz und ihr erbärmliches Kriechen und Suchen, bis das die Erde bebt und sie alle verschlingt und die Vulkane Feuer spucken und sie bei lebendigem Leibe verbrennen und in den Fluten der auseinanderbrechenden Kontinente ersaufen.
Das Universum zerreibt sie zwischen ihren mächtigen Kiefern und nicht einmal Staub wird übrig bleiben von den Marmorstatuen und den Glaspalästen und dem Prunk und den falschen Propheten und der grenzenlosen Dummheit dieser schwitzenden, stinkenden Brut.

Aber ich bin eine andere Art von Raubtier. Ich habe keine Angst vor dem Widerspruch. Ich weiß, dass ich bloßer Abschaum bin. Ich finde mich wieder in der einzigen Konstante des transzendentellen Treibens: der Nekrose.
Ich halte mich an die Schatten, denn ich fürchte nicht die Dunkelheit. Ich bin geduldig.
Ich beobachte die Dinge, die Zeit brauchen, die Niemand sonst begutachtet. Ich sehe sie, durch Fenster und durch Zäune. Ich lauere in der Schwärze und sie können mich nicht atmen hören.
Und ich habe Zeit. Ich warte den Augenblick ab, in dem sie sterben, allein mit mir.
Ich zehre von der Arroganz und der Überheblichkeit und ich warte bis sie sich die Beine brechen und die Gräser durch ihre Augäpfel wuchern.
Ich finde Unterschlupf in den finstersten, eilig übersehenen Ecken.
Ich gedeihe an Hass, Angst und Verzweiflung.
Ich bin da, wenn ihr Herz aufhört zu schlagen.
Ich bin da, wenn die Blitze in ihrem Gehirn aufhören zu zucken.
Ich bin da, wenn ihre Darmflora ausbricht und beginnt sich durch ihren Körper zu fressen.
Ich feiere mit den Maden und der kriechenden Zersetzung der Schönheit.
Ich bin das unausweichliche Ende.

Ich bin nicht der Tod.
Ich bin das Leben im Kadaver.

Ich bin die Verwesung.


Leipzig 4.1.15

 

Das Manifest des Misanthropen ist beabsichtigt vulgär und verstörend. Die Geschichte ist ein Versuch die psychopathische narzisstische Persönlichkeit zu karikieren, deshalb ist sie aus der Sicht eines Serienkillers geschrieben. Der Misanthrop ist ein gänzlich paradoxer Charakter. Sein gesamtes Weltbild ist von Hass geprägt, gleichzeitig illusioniert er über seine eigene Bedeutung aber selbst dann, wenn er meint, dass er den Widerspruch der menschlichen Natur nicht scheut, löst das nicht seine Widersprüchlichkeit auf. Sein Hass auf die Menschheit ist zugleich Ausdruck seiner eigenen Unzulänglichkeiten.

 

Hallo Matthew und herzlich Willkommen,
ich muss sagen, die Rubrik "Philosophisches" hat mich erst mal abgeschreckt und ich wollte die Geschichte daher eigentlich nicht lesen. (Ich steh gar nicht drauf, wenn ich schon beim Beginn einer Geschichte davon ausgehen muss, dass ich mir tiefe Gedanken um die Bedeutung machen soll. Ich bin ein Genussleser. ;) )
Leider beginnt die Geschichte dann auch schon so, sie will mich "belehren", sie will "erklären".
Es passiert in den ersten Absätzen genau so viel: " ... "
Nichts, und das ist leider nicht ausreichend, mich zum weiterlesen zu bringen. Dass ich es trotzdem getan habe liegt nur daran, dass sie hier steht und nicht in der Buchhandlung. Da hätte ich sie, zugegeben, gleich weggelegt. Das ganze liest sich zu sehr nach Sprachverliebtheit und sagt mir: Da steht Sprache über Geschichte, dabei ist es ja das letztere, wonach ich suche.
Die Geschichte an sich beginnt eigentlich erst, als der Prot über seine kleine Reise erzählt. Ein drittel - iwo, die Hälfte wohl - des Textes spielt hierfür keine Rolle.

Aber, wie gesagt, ich bin Genussleser. Eine schlechte Sprache kann eine gute Geschichte verderben, gute Sprache hilft hingegen nicht bei einer langweiligen Geschichte.
Das ist meine Ansicht.

Du wirst es also ahnen: deine Geschichte hat mir nicht gefallen.
Es passiert einfach nichts, was mich interessiert. Er erzählt über keinen seiner Morde, es "passiert" kein Mord, der Prot will mich nur belehren. Vielleicht soll das so bei philosophischen Geschichten sein (wie gesagt: lese ich nicht), im Horrorbereich steht aber die Spannung im Vordergrund.
Und leider, leider ... gibt es die hier nicht.

Bitte entschuldige die harschen Worte, aber hat mir leider nicht gefallen.

Ich wünsche dir trotzdem noch viel Spaß hier und vielleicht ist der nächste Leser ja der Typ "Tiefschürfer", nicht der Typ "Gänsehaut". :)

Liebe Grüße
Tamira

Allgemeines:
Dein Text hat einige Fehler, da solltest du auf jeden Fall nochmal genau Korrekturlesen.

Beispiele (alle habe ich nicht aufgeführt, da - sorry - ein paar zu viel)

Ich liebe Rätsel, sie nicht auch?
Sie ist eine unpersönliche Anrede, daher groß.
Das passiert dir den ganzen Text über, du solltest wohl öfter mal Geschäftsbriefe schreiben. :D
Also: Sie immer groß.

...Puzzel zu entschlüsseln und am Ende, wenn alle Teile in sich zusammengreifen und man plötzlich mit Gewissheit sagen kann, dass man es gelöst hat, dann breitet sich ein fantastisches Gefühl in einem aus.
Dann kann man löschen.

wenn man ohne äussere Einwirkung
ss > ß


je schwierigerKOMMA desto besser das Gefühl der Zufreidenheit
1. Komma
2. Buchstabendreher in Zufriedenheit

JaKOMMA stellen sie sich das einmal vor!
Den gleichen Satz hast du später nochmal, da sind dann dieselben Fehler.

und die Pyramiden und wir entwickelten die Mathematik und die SpracheKOMMA um unsere Mitmenschen darum bitten zu könnenKOMMA uns bei der Suche nach dem heiligen Schlüssel zu helfen

Kommafehler hast du viele, ich habe aber nicht alle aufgelistet, aber die findest du schon noch, denn du setzt sie auch öfter mal richtig, weißt also, wie es geht. ;)

schliesslich war das Essen im Hotel mehr als grauenvoll und so erhoffte
ss > ß

wie einen Gasthof zu finden. Nach einem halbstündgen Spaziergang fand ich auch eines, das noch geöffnet war und dort genehmigte
Da du dich mit eines auf den Gasthof beziehst, muss dort einen stehen.
+ fehlendes i in halbstündigen

ich war schliesslich, soweit ich das erkennen konnte, ziemlich inkognito, nur ein weiterer freundlicher und unauffälliger Durchreisender.
Also, wenn es wirklich ein winziger Ort ist und ein normales Wirtshaus, dann gibt es da nicht "nur einen weiteren freundlichen Durchreisenden".
Wenn bei uns im Biergarten einer sitzt, der offenbar "nicht von hier ist", dann merkt das jeder. :D

mit einer Frau zu reden viel mir meist schwerer
fiel

Du siehst, da solltest du auf jeden Fall nochmal drüber gehen:
- viele Komma-Fehler
- einige Schreibfehler
- viele ss-ß-Fehler
- Anrede "Sie" immer klein


Edit: Ich finde, eine Erklärung (dein Epilog, sozusagen) sollte eine Geschichte nicht notwendig haben. Die meisten hier wissen, was ein Misanthrop ist und wenn nicht, ist es auch nicht weiter wichtig es zu wissen.

 

Hallo

Also erstmal danke für die Korrektur. Da muss ich wirklich nochmal drüber gehn.

Schade, dass du es langweilig findest, aber naja, ist klar Geschmackssache. Ich wollte inhaltlich jetzt nicht all zu viel daran ändern aber eine umfassende Rechtschreibkorrektur ist definitv angebracht. Da bin ich froh, dass ich die Geschichte zuerst hier gepostet habe, anstatt sie irgendwohin zu schicken.


Grüße

 

Lieber Matthew,

Ich weiss wer ich bin.
Na haben sie mein Rätsel gelöst?
Das habe ich nicht.

Der erste Teil deines Textes, in dem du dich mit der Neugierde als Ausgangspunkt der Erkenntnis beschäftigst, gefällt mir gut. Aber dann wird dein Text für mich schwer verständlich.

Obwohl du mir in deinem Zusatz eine ‚Gebrauchsanweisung’ zu ihm lieferst, kann ich ihn nicht als etwas Ganzes empfinden, sondern als Ansammlung einzelner pseudo-wissenschaftlicher und pseudo-philosophischer Wissenspartikel. Es geht mir ähnlich wie dem Prot. mit Dieters Geschwätz:

Es handelte sich bei seinem Geschwafel auch eher um einen Monolog.

Ich verstehe deine Intention, eine
psychopathische narzisstische Persönlichkeit zu karikieren, deshalb ist sie aus der Sicht eines Serienkillers geschrieben. Der Misanthrop ist ein gänzlich paradoxer Charakter.

Aber funktioniert deine Geschichte auch für sich allein. Mir hat sie sich nicht entschlüsselt. Auch, weil ihr mE die innere Logik fehlt. Du beginnst mit Ausführungen über die Neugierde als Ausgangspunkt unserer Erkenntnis. Sie sind im Wesentlichen weder paradox noch irgendwie neu.
Aber dann packst du in deinen Text alle Wissensfitzelchen, die dir (oder dem Prot) gerade einfallen. Ein Zusammenhang zwischen ihnen wird mir als Leser selten deutlich. Möglich, dass ich bei den Ausführungen des Prot den roten Faden übersehen habe – aber liegt das wirklich an meiner Begriffsstutzigkeit? Vielleicht. Oder hast du hier nicht eher alles, was dir gerade einfiel, in die Tasten gehauen, selbstverliebt von einem Wissenssprengsel, von einem Geistesblitz zum anderen springend.

Ein gutes Beispiel für das, was ich meine, findet sich hier. Ich habe mal alle Aspekte, die du ansprichst, fett hervorgehoben:

Ich fühle mich am wohlsten in den Regionen die zerfallen, in denen der Aberglaube und die Mis(s)gunst und die Paranoia die staatliche Ordnung in die Knie zwingen, in denen die selbsternannten Märtyrer für eine bessere Welt morden und massakrieren. Und diese Leute sind keine Verbrecher? Sie denken, sie könnten eine Revolution herbeiführen und das krebsartige Wuchern der Menschen in produktive Bahnen lenken? Manche denken, sie könnten ein politisches Reich erschaffen, was tausend Jahre hält. Andere denken, sie stünden für die gerechte Sache und sie könnten alle Menschen in Brüderlichkeit und Friede einen. Manche sehen sich nach neuen Fussabtretern und Geiseln um.
Aber sie alle sind Opfer ihrer Ignoranz, ihrer maßlosen Selbstüberschätzung, ihrer hastigen Vermutungen, ihrer Furcht vor dem Unaufhaltsamen: dem Tod als universellem Gleichmacher.

Mir kommt es so vor, als hättest du deinen persönlichen Zettelkasten in das Gehirn deines Prot geschüttet, ohne Sinn und Zusammenhang.

Aber so geht das mMn nicht. Ich verstehe wenig von Psychologie und nichts von paranoiden Serientätern und ihren Gedanken. Aber in einem Text, den ich mit Interesse lese, müsste sich mir ihre – wenn auch verquere - Gedankenwelt letztendlich erschließen. Ich möchte eine innere Logik erkennen, die ich nachvollziehen kann. Das schaffe ich mit deinem Text nicht – auch wenn ich die ‚Gebrauchsanweisung’ hinzuziehe.

Ich suche nach einer

… Systematik …

nicht

im undurchschaubaren Chaos von intrinsisch und extrinsisch motivierten Handlungen, die letztendlich den zivilisatorischen Prozess ausmachen,
(Welche Erkenntnis!)

sondern in deinem Text.

Aber vielleicht geht es nur mir so. Ich komme zum abgelutschten Schlusssatz: Dein Text lässt mich ratlos zurück.

Liebe Grüße
barnhelm

Ps: Die Rechtschreibung ebenso wie die Zeichensetzung müsstest du noch einmal überdenken. Besonders aufgefallen sind mir Fehler bei der Großschreibung von Adjektiven.

 

Hallo Barnhelm

Vielen Dank für die ehrlichen Worte. Vorab, deine Kritik hilft mir mit diesem Text ungemein weiter.

Zunächst einmal hast du die Intention der Kurzgeschichte aber komplett richtig verstanden, ohne dir dessen bewusst zu sein.

Obwohl du mir in deinem Zusatz eine ‚Gebrauchsanweisung’ zu ihm lieferst, kann ich ihn nicht als etwas Ganzes empfinden, sondern als Ansammlung einzelner pseudo-wissenschaftlicher und pseudo-philosophischer Wissenspartikel. Es geht mir ähnlich wie dem Prot. mit Dieters Geschwätz:

Der Protagonist soll in dem Fall sehr an Dieter erinnern. Tatsächlich teilt er fast alle Eigenschaften mit ihm. Er erwähnt Autoren und Theorien, die er nicht vollends begreift, sie sind wild zusammengewürfelt und grob verkürzt oder verzerrt, um seine eigene Ideologie zu rechtfertigen.
Der Protagonist beginnt mit Ausführungen über die menschliche Natur zur Sinnsuche. An diesem Punkt sind wir, als Leser, noch soweit mit ihm auf einer Ebene. Aber im Laufe der Geschichte wird der Protagonist zunehmend abstruser und driftet in seine Wahnvorstellungen ab. Dabei macht er die selben Fehler wie Dieter, den er verabscheut. Der Unterschied ist aber, dass der Protagonist in seiner Arroganz immernoch ungebrochen ist. Er meint seinen Platz im Universellen gefunden zu haben, nur dass er, im Gegensatz zu uns als Lesern, eine destruktive menschenfeindliche Ideologie für such entdeckt. Das Rätsel, welches der Protagonist stellt, ist sogesehen nur eine Oberflächlichkeit (was bin ich? - ich bin die Nekrose). Ich wollte ihn so darstellen: als den Ungeist der Moderne, den Verfall. Eigentlich will der Narzisst ja, dass man ihn versteht aber verstehen aus literarischer Sicht ist hier eigentlich nur, dass er selbst eine Widersprüchlichkeit ist. Wenn er behauptet "ich habe Etwas, um das sie mich beneiden. ich weiss wer ich bin.", dann ist das der gleiche Ausdruck der Sinn und Rollensuche, den er auch den Kommissaren stellt. Der Protagonist ist ebenso wie Alle auf der Suche nach Sinn im "undurchschaubaren Chaos" aber er entscheidet sich eben für das Zerstörerische.

Ich hatte gehofft, dass das dramaturgisch so aufgeht, dass bis zum Ende der Geschichte dem Leser klar wird. Aber wenn du sagst, dass der Aha-Effekt ausbleibt und man am Ende trotzdem ratlos ist, dann gibt mir das zu denken, ob der Text seine Absicht erfüllt. Deshalb ist die Kurzgeschichte auch für mich problematisch.

Aber in einem Text, den ich mit Interesse lese, müsste sich mir ihre – wenn auch verquere - Gedankenwelt letztendlich erschließen.

Ich denke genau da müsste ich ansetzen. Vielleicht nimmt das Unverständnis über den Protagonisten ihm auch seine Drohlichkeit?

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom