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Das Märchen von einem Brief, einem widerlichen Toast, echtem Schweineschnitzel ...

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01.01.2012
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Das Märchen von einem Brief, einem widerlichen Toast, echtem Schweineschnitzel ...

Das Märchen von einem Brief,
einem widerlichen Toast, echtem Schweineschnitzel
und einem Pilger, der umsonst im Taxi fährt


Für Kinder ist die Welt ein Märchen. Sie lernen, dass es keinen Weihnachtsmann gibt, aber sie können weiter an Engel glauben. Sie lachen über Vampire und Werwölfe, aber sie dürfen auf ihre Helden hoffen. Sie lernen zu unterscheiden und wachsen in eine Wirklichkeit hinein, in der alle Märchen fern sind. Hoffnung und Glaube sind darum umso wertvoller. Sie gehen leicht verloren und können nur schwer verteidigt werden.
Manchmal haben Menschen das Gefühl in ein Märchen geraten zu sein, dass ihr Leben plötzlich etwas zauberhaftes hat, der Wirklichkeit entrückt ist. Manchmal erkennen sie, dass sie ihr Leben in einem Märchen verbracht haben, ohne es zu merken. Ihre Wirklichkeit hat auf einmal weniger Substanz als eine Erzählung der Grimm Brüder. Sie verändert sich. Aus dem Schloss des Königs wird eine Festung des Grauens, aus den Arbeitskollegen wird ein Sklavenheer, das Schlachtgesänge grölt, Schönheit entpuppt sich als Täuschung. Das Märchen droht böse zu enden, ohne bis ans Lebensende. Eher bis ans Ende der Zeit.
Keiner wurde in das schreckliche Märchen hinein geboren. Dazu gab es in der Kindheit zu viele andere Märchen, zu viele Hexen und Feen, Zauberer und Prinzen, Helden und Wunder. An den Anfang kann sich niemand mehr erinnern, aber bestimmt war es nicht es war einmal. Vielleicht es wird einmal gewesen sein oder es könnte mal gewesen sein. Dann ging es weiter, mit Schulen und Schreibtischen, Steuern und Strafen, Spekulationen, Schreckensgestalten, Schauergeschichten und Schamanen. Alles ganz normal.

Dann, eines Tages, öffnete Weber den Brief. Er sass am Küchentisch und lass ihn, dann lass er ihn noch mal und noch ein paar mal. Er las ihn, als könnte sich in den Worten irgendein verborgener Sinn enträtseln lassen. Das war der Moment, an dem Weber sein ganzes Leben wie ein düsteres Märchen vorkam. Er dachte an sein Haus, an seine Tochter, die bald acht wurde und die er seit drei Jahren allein aufzog, weil die Mutter gestorben war. Das Mädchen glaubte nicht mehr an den Weihnachtsmann oder den Osterhasen, aber sie glaubte an Engel. Weber stand auf, ging zum Fenster und suchte den Himmel ab. Er konnte keine Engel sehen.
Der Brief war wirklich. Weber faltete ihn zusammen und steckte ihn ein. Er zog seine Schuhe an, das Jackett, er musterte seine Gestalt im Spiegel. Weniger sorgfältig gekämmt als gewöhnlich, aber wie immer adrett. Eine seriöse Erscheinung. Mit seiner Kündigung in der Tasche. Es gab niemanden, vom dem Weber Rechenschaft für seine Entlassung fordern konnte. Keiner konnte ihm sagen was er tun sollte. Er hatte sein Haus und die Tochter, sonst hatte er nichts mehr. In den Gassen wurde er nur geduldet. In den Geschäften musste er sich verstecken. Im Kaffeehaus setzte sich Weber an den hintersten Tisch, mit einer Melange und einer Zeitung. Über ihm tickte eine Uhr. Seine Gedanken folgten dem Sekundentakt, sie waren sprunghaft und hüpften im Kreis. Er schlürfte seinen Kaffee ohne ihn zu schmecken. Schliesslich hörte er auf zu denken. Er hörte auf sich Fragen zu stellen, auf die er keine Antwort kannte. So hätte er sitzen können, bis der Wirt zusperrte oder genug von ihm hatte, aber das tat er nicht.

Weber wollte herausfinden wie wirklich die Welt war. Er wollte wissen, ob es irgendeine Zauberei gab, irgendeine Magie. Die Zeitung war ihm dabei keine besondere Hilfe. Er las sie trotzdem und schlurfte den Kaffee, der längst kalt war. Er liess sich eine Schachtel Zigaretten und Zünder bringen, dann bezahlte er und wagte sich wieder auf die Strasse, in eine Welt, von der Weber nicht mal wusste ob es sie wirklich gab. Sie war jedenfalls da, als er durch die Tür trat. Autos fuhren vorbei, Menschen bewegten sich über die Gehsteige. Weber ging zur Bushaltestelle, er fuhr zur UBahn-Station und weiter in die Innere Stadt. Er hatte kein bestimmtes Ziel und stieg am Karlsplatz aus.
Hier zeigte das Märchen seine bösen Seiten. Weber bahnte sich seinen Weg durch Elend und Verkommenheit, vorbei an den Propheten des Untergangs, den Magiern der Selbstzerstörung. Er achtete nicht auf die Bettler und die Huren. Er ignorierte die Dealer. Es war nicht weit zum Ausgang, in den Park. Weber blieb stehen und schaute sich um. Er blickte zurück. Ein Mann stand hinter ihm und schaute ihn an. Er grinste. Der Mann wusste bescheid. Weber hatte einen Zauberer gefunden. Er war an ihm vorbeigegangen, ohne ihn zu bemerken, nun hatte er ihn erkannt. Dem Mann gefiel das.

„Willst du was?“ fragte er.
„Ja.“
„Ich habe alles.“ Das Grinsen wurde breiter. „Aber nicht bei mir. Also, was willst du?“
„Die Wahrheit.“
Das Grinsen fiel zusammen. „Willst du mich verarschen?“
„Nein.“
„Dann leck mich am Arsch.“
„Verzichte.“

Weber ging weiter, in den Park. Er lief auf die Kirche zu. Sie war mehr Museum als Gotteshaus, man musste Eintritt zahlen und zwischen Touristen durch das Gebäude traben, aber man konnte in die Kuppel und aufs Dach. Weber liebte es hier oben zu stehen und über die Stadt zu blicken. Eigentlich hätte er seit seiner Kindheit einmal in der Woche herkommen müssen. Weber wünschte sich, seine Tochter wäre da. Die machte mit Freunden einen Ausflug zum Semmering. Bei klarem Wetter konnte man von hier oben die Berge sehen. Es war kein klarer Tag. Weber schaute zum Himmel. Engel waren auch hier keine zu sehen.
Eine deutsche Familie stand schnatternd an der Brüstung, ein geschniegelter Kärntner machte sich bei zwei jungen Wienerinnen wichtig, die unvermeidlichen Japaner klickten und surrten mit ihren Kameras, ein Priester stand ganz hinten und schaute in Richtung Fluss, in Gedanken versunken und ganz eindeutig ein Magier. Nach einer Weile drehte er den Kopf und sah Weber an. Er wusste bescheid. Er kam auf ihn zu, sagte aber kein Wort. Weber begriff nicht gleich, was der Mann erwartete. Dann holte er den Brief aus der Tasche und gab ihn dem Priester. Der las ihn, dann faltete er ihn wieder zusammen und steckte ihn in den Umschlag zurück. Er gab ihn Weber wieder.

„Und jetzt?“ fragte der.
„Sie sollten beten“, sagte der Priester.
„Ist das alles?“
„Sie könnten eine Kerze opfern.“
„Eine Kerze opfern“, wiederholte Weber. „Sonst noch was?“
„Sie könnten beichten.“
„Und sie geben mir dann die Absolution“, sagte Weber. „Nun, ich fürchte, das hilft mir nicht weiter.“
„Was hilft ihnen denn weiter?“
Weber überlegte sich seine Antwort genau und sagte: „Das finde ich schon noch heraus.“ Er hielt den Umschlag hoch und sah den Priester entschlossen an. „Ich glaube nicht daran“, sagte er und machte eine umfassende Geste über die Stadt und zu dem Himmel darüber. „Ich glaube nicht daran“, sagte er noch mal.

Der Priester nickte verständnisvoll. Er forschte in Webers Augen. Als er etwas sagen wollte, hob Weber blitzschnell die Hände.

„Nein. Bitte. Ihre Wirklichkeit ist nicht meine. Die Magie die ich suche braucht keinen Glauben, sie zerstört ihn.“
„Dies ist eine Kirche“, meinte der Priester.
„Nein. Ich habe Eintritt bezahlt.“
„Vielleicht hätten sie das nicht tun sollen“, sagte der Priester und ging.

Er liess Weber stehen. Der suchte weiter nach Zeichen und Ideen. Er liess Zeit vergehen. Jeder, der auf dieses Dach kam, brachte seine eigene Wirklichkeit mit, nur Weber war anders. Er war bereit jede Wirklichkeit zu leugnen, um eine echte Wahrheit zu ergründen. Er ging mehr als einmal rundum, er ging hin und her, er betrachtete die Stadt und ihren Dunst und die Menschen an der Brüstung. Ein Magier war nicht darunter. Weber beschloss nach Osten zu gehen, zum Fluss. Er hatte die Wegzeichen bereits erkundet. Sie waren über Jahrhunderte über die Stadt verteilt, rund um diese Kirche. Sie waren leicht zu finden. Bei seinem Abstieg vom Dach wurde Weber zum Pilger. Er verzichtete auf den Lift und wurde mit jeder Stufe stärker. Nichts und niemand konnte ihn aufhalten. Am Ausgang zerriss Weber sein Billet über dem Mistkübel.
Im Märchen ist die Stadt voller Menschen, die ein zufriedenes Leben führen dürfen. Sie sind als Sklaven der Willkür, dazu verdammt, an eine trügerische Wirklichkeit zu glauben. Verhexte Prinzessinnen liegen in finsterem Schlaf, Königreiche werden an herrschsüchtige Prinzen verschenkt, Zauberer beschwören düstere Mächte und arglosen Tölpeln werden drei Wünsche gewährt.
Wenn es zwischen dem Karlsplatz und dem Praterstern Kobolde gab, verbargen die sich gut. Elfen gab es hier sowie nur in besonderen Nächten, zur besonderen Zeit. Geister waren längst von hier vertrieben. Überall wirkte eine finstere Magie. Magier lauerten in den Häusern, um die Pilger von ihrem Weg abzubringen. Hier hasteten Menschen im Takt von Zügen, Touristen und Pendler wurden transportiert, Einheimische und Fremde und unzählige Autos, alles gut organisiert, diszipliniert, kalkuliert. Taxis standen bereit, der Pilger ging an ihnen vorbei. In diesem Märchen mussten Pilger jeden Schritt zu Fuss gehen. Kein Magier wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen. Jenseits des Bahnhofs gab es kaum noch Fussgänger, dafür umso mehr Autos. Der Feierabendverkehr wälzte sich von beiden Seiten über die Brücke.

Die Stadt war viel lauter als sie sein sollte, und sie roch nicht gut. Am Fluss war das nicht viel besser. Passagierboote warteten ein Stück entfernt auf Fahrgäste. Hunde wurden von einem Busch zum nächsten geführt. Das andere Ufer war eine trostlose Kulisse. Auf diese Seite zu schauen wäre auch nicht besser gewesen. Kein König interessierte sich für diese Stadt. Kein Drache bedrohte sie. Die Zauberer liessen den Fluss unbeobachtet, am Ufer streunten keine Hexen herum, vielleicht versteckten sich Feen in den Sträuchern. Weber schaute über das Wasser. Das Märchen vom ziellosen Spaziergänger. Ein Märchen mit Räubern und Kannibalen, vom tapferen Wanderer, untermalt von monotoner Musik, die aus billigen Geräten schepperten. Andere Leute liefen hier schneller, sie starrten geradeaus oder behielten ihre Schuhe im Auge. Weber blieb stehen und schaute sich einige Jugendliche an. Sie hatten sich um einen pöbelnden Zauberlehrling geschart, der sich über den Pilger lustig machte. Weber liess ihn gewähren.
Der Abend senkte sich auf die Stadt. Der Lärm liess nicht nach, auch nicht am Fluss, dafür waren hier nur noch wenige Menschen unterwegs. Dieser Teil des Ufers gehörte den Jugendlichen. Es wurde von dem pöbelnden Zauberlehrling regiert. Weber pöbelte nicht zurück. Er ging hin und zeigte dem Zauberlehrling die Kündigung.

„Scheiss drauf“, zischte der Zauberlehrling.
„Ich glaube nicht daran“, sagte Weber.
„Was willst du tun?“
„Ich weiss nicht. Vielleicht werde ich zaubern.“
„Hast du das drauf?“
„Ich weiss nicht. Wird sich zeigen.“
„Willst du vielleicht ficken?“ Der Zauberlehrling zeigte auf sein Gefolge. „Kannst dir eine aussuchen. Fünfzig, weil du das bist. So lange du willst. Oder so lange du kannst.“
„Später vielleicht.“
„Später sind wir nicht mehr da. Später findest du hier nur noch Junkies und alte Weiber.“

Weber steckte den Brief wieder ein, er bedankte sich und ging weiter. Keiner pöbelte ihm nach. Nach einer Weile war es am Fluss beinahe dunkel. Weber ging bis zur nächsten Brücke. Nur für Fussgänger. Sie war geschlossen. Polizisten bewachten den Zugang. Sie wiesen den Pilger ab. Die Wachen eines Königs, den keiner kannte. Weber ging weiter. Weg vom Fluss. Weg von den lauten Strassen, in irgendeine Richtung.
Er musste eine Nacht verbringen und sein Magen knurrte. Er hatte grosse Lust auf ein Bier. An der nächsten Ecke lockte das Neonschild eines Wirtes. Die Wirtschaft war schäbig, etwas zu düster und zu still. Drei Gäste sassen am vorderen Tisch. Der Wirt wies sie zurecht: sie sollten den Fremden nicht so anstarren, dann fragte der den unerwarteten Gast nach seinen Wünschen.

„Ein kleines Gulasch und ein Bier.“
„Wir haben kein Gulasch.“
„Dann bitte einen Toast.“
„Bitte.“
„Der traut sich was“, raunte es am Tisch.
Einer der drei drehte sich zu Weber um, wehte ihm sauren Alkoholatem entgegen und fragte: „Hast du hier schon mal einen Toast gegessen?“
„Nein“, gab Weber zu.
„Willst du das wirklich tun?“ fragte der Mann.
„Ich denke schon.“
„Ich denke nicht.“

Alle drei brachen in schallendes Gelächter aus. Ein fröhliches Märchen. Der Wirt kam aus der Küche, das Lachen brach auf der Stelle ab.

„Lästert ihr etwa über meinen Toast?“ fragte der Wirt drohend.
„Wieso sollten wir?“
„Wie könnten wir?“
„Was täten wir?“

Alle drei fragten mit heiligem Ernst. Der Wirt ging wieder in seine Küche.

„Was ist denn mit dem Toast?“ fragte Weber leise.
„Er ist scheusslich.“
„War’s schon immer.“
„Ungeniessbar.“
„Giftig.“
„Grauslich.“
„Viel zu heiss.“
„Das ist der Käse“, schnupperte einer.
„Gleich brennt das Brot“, schnüffelte ein anderer.
„Der Schinken ist alt“, roch der dritte.

Weber lachte. Die drei gefielen ihm. Der Geruch, der aus der Küche kam, gefiel ihm weniger. Man hörte den Wirt mit einem Teller hantieren.

„Ohne Sauce“, sagte ein Gast und sah Weber eindringlich an. „Haben sie ihm das gesagt?“
„Ohne Sauce“, bestätigte ein anderer. „Das ist wichtig.“
„Zu spät“, sagte der dritte.

Das Märchen vom schalen Bier und dem widerwärtigen Toast. Erst kam der Teller, dann brachte der Wirt das Besteck. Weber rührte es nicht an. Der Toast war völlig verkohlt. Bleicher Käse quoll an den Seiten heraus und verbreitete einen beinahe eitrigen Geruch. Es roch grässlich, trotzdem stank der Toast noch nach verwesendem Fleisch. Der Geruch wurde von einer sauren, braun-roten Sauce kontrapunktiert, die von grünlichen Schlieren durchzogen war. Weber betrachtete den Toast. Er schob den Teller weg und das Besteck daneben. Die Gäste am Nebentisch kicherten. Der Wirt nahm seine Position am Tresen ein. Weber schlürfte das schale Bier.

„Ist was mit dem Toast?“ fragte der Wirt.
„Er ist widerwärtig“, antwortete Weber.
„Warum?“
„Er stinkt.“
„Natürlich stinkt er.“
„Das Ding verrottet.“
„Vor allem wird es kalt“, stellte der Wirt fest. „Meinen Toast sollte man lieber nicht kalt werden lassen, dann schmeckt er nicht mehr.“
Weber lachte. „Sie glauben doch nicht, dass ich das esse?“ Er sah den Toast an und musste wieder lachen. „Ich würde lieber sieben Jahre lang kotzen.“
„Er wird den Toast geniessen“, tönte es vom Nebentisch.
„Er ist ganz köstlich.“
„Die Sauce ist ein Gedicht.“

Der Wirt kam an den Tisch und rückte Teller und Besteck zurecht. Das Märchen vom ekelhaften Toast.

„Guten Apetitt.“
„Nehmen sie das Besteck“, wurde Weber zu geraunt. Weber tat es. „Stellen sie sich vor, wir sie durch das Brot schneiden…“ Weber würgte. „Durch den Schinken… Ein Stück herausschneiden…“
„Brot und Schinken und Käse“, raunte ein anderer. „Sie können es schon riechen.“
„Sie schmecken es schon“, raunte der dritte.

Weber erbrach sich auf den Teller. Die drei Gäste lachten wiehernd und gurrend. Der Wirt stand reglos da, dann streckte er den Arm aus. Er nahm die Gabel und rammte sie in den Toast. Er drückte dem Gast das Messer in die Hand.

„Aufessen.“
„Das ist nicht ihr Ernst.“
„Und ob es das ist.“
Weber legte das Messer weg und stand langsam auf. „Was darf ich zahlen?“

Der Wirt sagte kein Wort. Er war grösser und kräftiger als Weber. Er war älter und gnadenlos. Er war verrückter als der durchgeknallteste Hutmacher. Weber legte einen Zehner auf den Tisch. Der Wirt verstellte ihm den Weg. Weber musste um den Tisch gehen. Der Wirt machte gemächliche Schritte zur Seite. Die Gäste machten keinen Versuch ihn abzuhalten. Auch wenn Weber aus der Gaststube floh musste er kämpfen. Der Wirt legte es darauf an. Der war ein gefährlicher Gegner, den jede Hinterlist freute – es sei denn sie traf ihn selbst.
Weber war schnell. Er war stark. Seine Schläge trafen präzise. Die ersten hagelten auf das Kinn und die Brust des Gegners ein, die nächsten trafen den Unterleib. Weber ging in die Hocke, der Wirt klappte nach vorn, brach in die Knie. Weber packte seinen Kopf und riss ein Knie hoch, dann stand er über dem Besiegten und versetzte ihm einen Tritt in die Seite. Die Gäste glotzten den Sieger an. Weber harrte auf einen heimtückischen Angriff, aber die Gäste blieben ruhig und der Wirt blieb am Boden.

„Tut mir leid, aber den Toast kann wirklich keiner essen.“
„Da hat er recht.“
„Er hat ja auch gewonnen.“
„Er ist eine linke Drecksau.“

Weber ging langsam auf den Ausgang zu. Der Wirt richtete sich ebenso langsam auf. Webers Angriff hatte ihn überrascht und niedergestreckt, aber der Wirt war noch nicht besiegt. Er war massig und älter als Weber, und er konnte flink sein. Sein Sprung kam nicht unerwartet, trotzdem riss der Schwung Weber zur Seite. Der Wirt hebelte ihm die Beine weg und wuchtete ihm noch im Fall einen Ellbogen in den Nacken. Die anderen Gäste jubelten. Sie feuerten den Wirt im Chor an. Weber kämpfte um sein Bewusstsein. Er kämpfte gegen Schmerz und Übelkeit. Der Wirt liess ihn nicht aus den Augen. Er war vorsichtig, aber er war sich seiner Sache etwas zu sicher und Weber war blitzschnell. Ein Fuss traf den Wirt im Gesicht. Ein Knie krachte unter die Gürtellinie. Weber boxte auf den Schädel ein, er sprang auf und trat wieder zu. Die Gäste jubelten.

„Er hat schon wieder gewonnen!“
„Er ist ein Held!“
„Er soll sich verpissen so lange er noch kann.“
„So lange er noch kann.“
„Er ist ein Trottel.“
„Aber er hat gewonnen. Schon zweimal.“
„Er hat auf den Toast gekotzt.“
„Und jetzt steht er da wie ein Trottel.“

Der Wirt stöhnte. Er war noch lange nicht am Ende. Er stürzte sich taumelnd auf den Gast, aber Weber war schneller. Er nahm einen Stuhl und zerschmetterte ihn auf dem Rücken des Gegners. Dann machte er, dass er raus kam. Die Gäste verhöhnten ihn, aber sie blieben an ihrem Tisch sitzen, ausgeliefert, ohne den Wunsch zu entkommen. Auf der Strasse erbrach Weber das schale Bier. Dann lachte er. Das Märchen vom mutigen Narren.
Weber bereute den Abstecher in das Beisel nicht. Es war ein weiterer Beweis dafür, dass in der Stadt Magie wirkte, manchmal in grotesken Formen. Manchmal in Kreaturen, die nicht dazu berufen waren. Weber brauchte keine Magie um sich zu behaupten, wenn es sein musste auch gegen Vampire und Werwolfe, den Weihnachtsmann und alle Engel des Himmels. Weber hätte dem Wirt gern noch die Kündigung gezeigt, an die er nicht glaubte, aber mit dem Kerl war nun wirklich nicht zu reden. Es war besser nichts mit seiner Wirklichkeit zu tun zu haben.
Inzwischen war es Nacht. Weber konnte überall hingehen. Es war kalt. Es war sinnlos die ganze Nacht durch die Gegend zu laufen und Weber hatte keine Lust mehr, nach Magiern oder Propheten zu suchen. Er wollte auf Normalität bestehen. Zuallererst auf geniessbares Essen, von gleichgültigem Personal serviert. Er bestand auf eine Taxifahrt und konnte gleich einen Wagen heranwinken. Der Fahrer sollte ihn zu einem guten Restaurant bringen. Er stellte keine weiteren Fragen und manövrierte das Fahrzeug in den nächsten Bezirk. Er sagte kein Wort, bis der Wagen vor einem Restaurant zu stehen kam. Internationale Küche versprach das Schild über der Tür. Der Fahrer nannte seinen Preis. Weber gab ihm das Geld. Der Fahrer bedankte sich. Er fuhr erst weiter, als Weber durch die Tür war.
Alles war ganz normal. Alle spielten ihre Rollen, die Gäste und die Kellner, das Küchenpersonal. Hier wurde den Gästen kein heisses Aas serviert, hier wurden sie nicht angegriffen. Die Küche schloss in einer halben Stunde. Alles ganz normal. Weber bestellte ein Gulasch und ein Bier. Der Kellner reagierte verschreckt und empfahl ein Schnitzel.

„Echtes Schwein“, versicherte er, „im Moment das einzige, was man hier essen kann.“
„Was ist denn mit dem Gulasch?“ fragte Weber.
Der Kellner schauderte. „Das wollen sie nicht wissen.“
„Vielleicht ein Cordon bleu?“
„Wenn sie meinen…“

Weber bestellte das Schnitzel. Das Bier kam schnell und war vorzüglich. Weber betrachtete die Leute an den anderen Tischen und fragte sich, wie viele wohl ein Schnitzel bestellt hatten, aus echtem Schwein. Die Küche war erfreulich schnell und das, was auf dem Teller lag entsprach Webers Vorstellung von einem guten Schnitzel. Die Warnung des Kellners gefiel ihm weniger, er sollte die Pommes frites besser nicht essen.
Das Messer knackte die Panier und glitt durch die Fleischfasern. Sie zergingen zwischen den Zähnen, die Brösel zerknusperten. Das Fleisch war unbeschreiblich. Kein Schnitzel, das Weber je gegessen hatte, liess sich mit diesem vergleichen. Der nächste Bissen war sogar noch besser. Einfach perfekt. Weber fragte sich, wie das Gulasch wohl war, aber er bereute seine Wahl nicht einen Augenblick. Das Märchen vom perfekten Schnitzel. Weber wollte wissen was dieses Fleisch so einzigartig machte. Der Kellner sagte es ihm.

„Das ist echtes Schwein.“
„Es war hervorragend.“
„Selbstverständlich.“
„Kann ich vielleicht den Koch sprechen?“
„Wozu?“
„Ich will ihm danken. Vielleicht darf ich ihn auch einladen.“
Der Kellner deutete eine Verbeugung an und sagte: „Ich werde fragen ob der Koch abkömmlich ist.“

In der Küche wurde geflucht. Der Kellner brachte Weber noch ein Bier. Der Koch liess auf sich warten, aber das machte Weber nichts aus. Er rauchte eine Zigarette und betrachtete die anderen Gäste, die Kellner und die Bilder an den Wänden. Er war ein Pilger, und er hatte an diesem Tisch ein Sakrament erhalten.
Trotzdem war der Koch kein Magier. Er war ein Knecht, ein Künstler vielleicht, aber einem Herrn unterworfen, der ihm ein Kompliment machte. Er setzte sich an den Tisch und der Kellner brachte zwei Stamperl. Es verstand sich von selbst, dass der Brand exzellent war. Der Koch war schweigsam. Weber lobte sein Schnitzel hartnäckig.

„So ein Schnitzel habe ich noch nie gegessen.“
„Es war Schwein“, sagte der Koch.
„Davon gehe ich aus.“

Der Koch winkte nach einem zweiten Stamperl, der Kellner brachte sie.

„Wie ist denn das Gulasch?“ forschte Weber.
„Das ist Rind.“
„Von echten Rindern, vermutlich.“
„Vermutlich.“
„Ist es genauso köstlich wie das Schnitzel?“
„Wir garantieren nur für Schweinefleisch.“
„Weil das von echten Schweinen ist.“
„Genau.“

Weber deutete zum Nebentisch, dort sass ein junges Paar. Er wollte wissen, was sie auf den Tellern hatten. Ragout á la Madeleine. Weber kannte die beiden vom Dach der Karlskirche. Da war Madeleine noch bei ihnen gewesen.

„Haben sie das zubereitet?“ forschte Weber.
„Ganz recht.“
„Dann haben sie bestimmt auch einen eigenen Metzger.“
„Davon weiss ich nichts.“
„Woher bekommen sie denn ihr Fleisch?“
„Sind sie ein Bulle oder so was?“
„Nein, nur viel zu neugierig.“ Er hob sein Glas und trank dem Koch zu. „Zum Wohl.“
„Wünscht der Herr noch ein Dessert?“ wollte der Kellner wissen.
„Hat die Küche eine Empfehlung?“ fragte Weber.
„Palatschinken“, sagte der Koch und trank seinen Schnaps aus, dann stand er auf und stapfte zurück in die Küche.
„Sie werden begeistert sein“, schwärmte der Keller, „er macht sie mit echten Nüssen.“

Weber hielt sich an sein Bier. Das junge Paar genoss sein Ragout. In der Küche wurden Eier verrührt. In den Fenstern waren nur Spiegelbilder zu sehen. Der Schnaps machte sich bemerkbar. Der Kellner wusste das. Im Keller des Hauses gab es wohl nicht nur eine eigene Schlachterei. Weber fragte sich woher die echten Nüsse kamen. Der Duft wehte den Palatschinken voraus, der Kellner bekam die Erlaubnis dem Gast noch einen Kaffee zu bringen. Derweil wurde die Küche geschlossen. Weber kostete sein Dessert und genoss jeden Bissen, auch der Kaffee war hervorragend. Das Märchen von der perfekten Nachspeise. An anderen Tischen wurde gezahlt, zufriedene Gäste verliessen das Lokal. Auch das junge Paar war gesättigt. Der junge Mann nickte Weber zu.
Auch Weber war ein zufriedener Gast. Der Kellner brachte ihm die Rechnung. Die Preise waren gesalzen, Weber zählte trotzdem ein grosszügiges Trinkgeld ab. Keiner hinderte ihn daran zu gehen. Die Nacht war noch nicht vorbei, der Pilger konnte mit vollem Bauch weitergehen. Er fand die sicheren Wege, kreuz und quer durch die Gassen, von einem Bezirk in den nächsten. Hin und wieder musste er rülpsen. Mal schmeckte es nach Schnaps mit Kaffee, mal nach Schnitzel mit Nusspanier, echtes Schwein mit echten Nüssen.
Magier konnten diesen Geruch vielleicht wahrnehmen und ihn aufspüren, aber sie taten es nicht. Zu dieser Zeit waren die Magier der Stadt träge, das war die Zeit, in der Huren weinend ihr Geld zählen und Priester an dunklen Fenstern standen. Das war die Zeit der Meuchelmörder und Diebe. Das Märchen von den Ausgestossenen. Weber achtete nicht darauf wo er war. Die meisten Menschen schliefen, aber die Stadt kam nicht zur Ruhe. Ihr König duldete keine Stunde Stille in seiner Stadt. Das Märchen vom Pilger, der sich in der Dunkelheit verirrt.

Schon kamen Menschen aus den Häusern um unwillige Wege zu gehen, meist müde, oft verbittert. Andere taumelten dem nächsten Tag entgegen, allein, zu zweit oder in Gruppen. Nicht alle hatten ein Ziel. Es war die Zeit, in der Entscheidungen gefährlich sind. Die Magier warteten auf den Sonnenaufgang. Der Pilger wagte sich in die Schatten fremder Gassen, unaufhaltsam, unangreifbar. Es war die Zeit der Metzger und ihrer Gehilfen, die Zeit der dunkelsten Träume. Es war kalt, Weber fror. Er dachte daran, seine Pilgerschaft zu beenden. Zuhause wartete ein Bett. Bis die Tochter wieder da war konnte er ausgeschlafen sein, geduscht und rasiert. Die Busse waren schon unterwegs, wenn er wollte fand er leicht eine UBahn-Station. Er konnte ein Taxi nehmen. Er konnte auch noch eine Weile weiterlaufen und hoffen, dass ihm dabei warm wurde. Wenn er wollte konnte er den ganzen Tag lang laufen. Es war Sonntag. Wenn er wollte konnte jeder Tag Sonntag sein. Er konnte jeden Tag Schnitzel essen, echtes Schwein, bis zum Erbrechen. Er konnte sich mit Palatschinken mästen. Er hätte sich damit abgefunden, aber die Tochter war nicht bei ihm.

„Sie fehlt dir, was?“

Jemand stand plötzlich neben ihm. Er wusste bescheid. Weber sagte nichts.

„Sie fehlt dir“, sagte der Mann wieder.
„Wovon reden sie?“
„Von ihrer Tochter. Was sonst? Komm, ich weiss einiges über dich. Du magst keinen Gammeltoast, aber du stehst auf Schnitzel. Echtes Schwein, nicht wahr?“
„Und jetzt sie“, sagte Weber trocken. „Lassen sie mich raten. Ein Engel, wenn ich nicht irre.“
„Sehr scharfsinnig“, sagte der Mann. „Darf ich mir den Beweis sparen?“
„Ich bitte darum.“
„Gern. Wie bist du darauf gekommen?“
Weber zeigte ihm die Kündigung und sagte: „Ich glaube nicht daran.“
„Das freut mich zu hören. Meist verplempere ich ja nur meine Zeit. Was denkst du eigentlich warum ich hier bin?“
„Ehrlich gesagt ist mir das egal.“
„Aha. Ein Nihilist.“
„Kann ich mir nicht vorstellen.“
„Kein Grund sich zu schämen.“
„Ach, gehen sie mir doch nicht auf den Sack.“
„Machst du jetzt auf cool? Ich will nur ein paar Takte mit dir reden, ganz entspannt. Mir ist es wurscht woran du glaubst, ich bin ja kein beschissener Missionar.“
„Du bist ein Bote“, sagte Weber.
„Bingo! Der Kandidat gewinnt eine Reise in den ewigen Sommer! Also, können wir uns jetzt unterhalten, oder willst du noch eine Extrarunde?“
„Gott hat dich geschickt.“
„ÄÄÄÄÄÄ! Leider falsch, mein Freund. Gott scheisst auf dich. Sonst hättest du auch verdammt schlechte Karten, das kannst du mir glauben. Der Himmel ist ein Sonderangebot, mein Freund. Es geht darum auf den Himmel verzichten zu können.“
Weber forschte im Gesicht seines Gegenübers. „Sie wollen mir eine Alternative zum Himmel anbieten“, stellte er fest.
„Du solltest darüber nachdenken. Den Himmel brauchst du nur, wenn du stirbst, nicht, wenn du ewig lebst.“
Weber lächelte nachsichtig und sagte: „Das klingt für mich nicht sehr verlockend.“
„Der Engel grinste. „Die Ewigkeit ist nichts für jeden – ist es das?“
„Nein. Es geht um deine Kollegen.“
„Du meinst die Gegenseite?“
„Es geht um freundliche Flattermänner in den Träumen meiner Tochter“, erklärte Weber. „Damit solltet ihr genug zu tun haben.“ Er zeigte zum Himmel; über den Dächern war der Himmel bereits in schwerem Licht ergraut. Das Märchen vom neuen Tag.
„Ich bin kein Vampir“, sagte der Engel. „Ich mag die Sonne.“
„Das freut mich. Guten Morgen.“

Der Engel liess Weber gehen. Er sah lächelnd zu, wie der Pilger ein Taxi winkte. Engel arbeiten selten allein. Der Fahrer hatte Weber bereits zum Restaurant geführt, nun brachte er ihn nachhause. Weber erkannte den Mann gleich. Er nannte die Adresse, dann sagte er nichts mehr. Der Fahrer lenkte den Wagen durch die Kulisse. Er sagte kein Wort. Das Märchen von der unbeschadeten Heimkehr. Sie fuhren schnell, das Taxameter klickte gleichmässig. Weber bestand auf Normalität. Am Ziel hielt er dem Fahrer einen Zwanziger hin. Der Mann schüttelte den Kopf.

„Von ihnen nehme ich kein Geld.“
„Warum nicht?“ wunderte sich Weber.
„Sie haben Gundar niedergeschlagen.“
„Wer ist Gundar?“ wunderte sich Weber weiter.
„Er hat ihnen einen Toast gemacht.“
„Der Wirt?“
„Der Wirt.“
„Der Toast war scheusslich.“
„Gundar ist wütend“, meinte der Fahrer grinsend.

Weber beliess es dabei. Er wollte nicht wissen, woher der Fahrer den Wirt kannte und wie sie zueinander standen. Er steckte den Zwanziger wieder ein und stieg aus.

„Eine gute Nacht noch.“
„Die Nacht ist vorbei“, sagte der Fahrer. „Sie hatten ihre Chance.“

Das Taxi fuhr weiter. Weber schaute sich noch mal nach Magiern um. Eigentlich war es seltsam, dass keine zu sehen waren, aber das sollte ihm nur recht sein. Er schloss die Haustür auf und ging hinein. Schnitzel und Palatschinken rumorten in seinen Eingeweiden. Er setzte sich mit einem Glas Wasser und zwei Aspirin vor den Fernseher. Das Frühstücksfernsehen wiederholte seine Beiträge. Schlagzeilen und Verkehrsberichte.
Ein allein erziehender Vater hatte in der Nacht seinen Sohn und mindestens sieben weitere Personen umgebracht. Der Grund war ein Kündigungsschreiben, das sich als falsch herausstellte. Die Ermittler gingen von einem Irrtum aus, konnten aber auch einen boshaften Scherz nicht ausschliessen.

„Das glaube ich nicht“, murmelte Weber, aber er glaubte es.

Er lachte, lange und ausgiebig. Er lachte bis ihm der Bauch wehtat. Dann schaltete er den Fernseher aus. Auf dem Weg ins Schlafzimmer lachte er wieder. Das Aspirin hatte er vergessen. Er liess sich ins Bett fallen ohne sich auszuziehen, trat die Schuhe von den Füssen und furzte. Der Geruch erinnerte ihn an Gundars Toast.

 

Hi Piedro,

Ich muss gestehen dass ich deine Geschichte vor allem angeklickt habe, weil sie bis jetzt noch keinen Kommentar bekommen hat und ich versuchen will, die 0-Kommentar-Statistik zu drücken. Abgesehen davon hat sie einen coolen Titel :)

Es gibt aber viel bessere Gründe, den Text zu lesen. Ich glaube nicht, dass ich ihn komplett verstanden habe, das heißt ich bin mir nicht sicher, welche Erlebnisse des Protagonisten in die Märchenebene gehören und welche in die „reale“ oder ob diese Unterscheidung überhaupt Sinn macht für die Geschichte. Es hat mir trotzdem Spaß gemacht ihn zu lesen – obwohl die Geschichte ja ziemlich düster ist. Diese trockene Erzählstimme und die Anspielungen auf alle möglichen Märchenmotive sind aber wirklich toll.
Der Anfang ist ein bisschen zäh, also diese drei Absätze Einleitung, wo noch nichts passiert. Das hat vielleicht bis jetzt die Kommentatoren abgehalten. :) Das lässt sich vielleicht etwas kürzen (hätte ich den Text geschrieben, würde es mir ganz schwer fallen, etwas rauszunehmen, aber ein weiser Mann hat mal gesagt Kill your darlings :D).

Hier ist eine Sammlung von Anmerkungen und kleinen Korrekturen:

Manchmal haben Menschen das Gefühl in ein Märchen geraten zu sein, dass ihr Leben plötzlich etwas zauberhaftes hat, der Wirklichkeit entrückt ist.
Zauberhaftes groß

Ihre Wirklichkeit hat auf einmal weniger Substanz als eine Erzählung der Grimm Brüder.
Wenn man es so rum schreibt (statt Brüder Grimm), müsste nach meinem Empfinden ein Bindestrich dazwischen, also Grimm-Brüder

Er sass am Küchentisch und lass ihn, dann lass er ihn noch mal und noch ein paar mal.
las

Weber blieb stehen und schaute sich um. Er blickte zurück. Ein Mann stand hinter ihm und schaute ihn an. Er grinste. Der Mann wusste bescheid. Weber hatte einen Zauberer gefunden. Er war an ihm vorbeigegangen, ohne ihn zu bemerken, nun hatte er ihn erkannt. Dem Mann gefiel das.
Hier fiel es mir ziemlich schwer, rauszufinden auf wen der beiden sich das „er“ bezieht. Es ist Weber, der grinst, und der vorbeigegangen ist, richtig?
„Dies ist eine Kirche“, meinte der Priester.
„Nein. Ich habe Eintritt bezahlt.“
„Vielleicht hätten sie das nicht tun sollen“, sagte der Priester und ging.
:lol: Die Stelle gefällt mir sehr gut!

„Guten Apetitt.“
Appetit

„Stellen sie sich vor, wir sie durch das Brot schneiden…“
wie

Weber deutete zum Nebentisch, dort sass ein junges Paar. Er wollte wissen, was sie auf den Tellern hatten. Ragout á la Madeleine. Weber kannte die beiden vom Dach der Karlskirche. Da war Madeleine noch bei ihnen gewesen.
Wenn das so ist ... was meinen die dann bloß mit echten Schweinen und echten Nüssen? :sconf:

Ein allein erziehender Vater hatte in der Nacht seinen Sohn und mindestens sieben weitere Personen umgebracht. Der Grund war ein Kündigungsschreiben, das sich als falsch herausstellte. Die Ermittler gingen von einem Irrtum aus, konnten aber auch einen boshaften Scherz nicht ausschliessen.
Hhm … war das jetzt das, was Weber in einem Anfall von Wahnsinn wirklich passiert ist, oder ist Weber durch seine Pilgerfahrt dem Schicksal dieses Mannes entgangen … ich hoffe mal letzteres, immerhin heißt es er hätte eine Tochter, und außerdem wurde mir hier ein Märchen versprochen! :)

Grüße von Perdita

 

Weia, war ich lange nicht mehr hier!

Danke, Perdita, für die Korrekturen und für deine Resonanz. Im Moment habe ich nicht viel Zeit, aber ich werde die Fehler berichtigen.

Freut mich, daß es dir gefällt.

 

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