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Das Märchen vom Tier - Eine Beschreibung

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16.11.2003
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Das Märchen vom Tier - Eine Beschreibung

Das Märchen vom Tier – Eine Beschreibung

Die Haut des Tieres war braun. Sie war überzogen von einem dünnen Film aus durchsichtigem Schleim, der eine Schicht über den oberen und unteren Leib bildete. Dieser Schleim lief aus kleinen Drüsen, die am ganzen Körper wie Dornen aufrecht standen. Versehen war die gepanzerte Haut auch mit anderen Stacheln, damit ein möglicher Feind es nicht einfach verspeisen konnte. Am Rücken erhoben sich schwarze Haare, die im Wind der Wüste wie das Haar einer Prinzessin schaukelten. Der Rücken selbst bestand aus mehreren Teilen, die wie Ringe aneinander lagen. Jedes Glied konnte sich allein bewegen, damit das Tier sich durch die Steine winden konnte, um Beute zu machen. Am Rücken hing ein dünner Schwanz. Er war so dürr, dass er mit den Haaren schaukelte. Am Ende des Schwanzes war eine runde Kugel angebracht. Damit klopfte das Tier auf den Boden, um kleine Käfer und Spinnen aufzuscheuchen. Das Tier hatte fünf Beine. Angeordnet waren sie wie die Finger einer Hand. Auch die Länge der einzelnen Beine, die alle unter dem Kopf hingen und sich nach hinten drehten, entsprach der Länge von verschiedenen Fingern. Die Zehen waren schwarz und bildeten glänzende, spitze Krallen, damit die Beute festgehalten werden konnte. An der Spitze des Kopfes hingen noch an jeder Seite zwei längere Arme, die auch versehen waren mit den Drüsen und Haaren. An den Spitzen der langen Fangarme, die in der Mitte von jeweils drei schwarzen Sehnen unterbrochen wurden, hingen Scheren, um die Panzer anderer Tiere knacken zu können. Lange Schleimfäden hingen am Maul, das ansonsten zahnlos war. Es war rund und hatte keine Lippen. Dahinter lag ein innerer Schlauch für die Aufnahme der Nahrung. Die Zunge war in der Mitte geteilt. Darauf lagen auch kleine Haare, damit das Tier, wenn es noch nicht satt war, die Nahrung würgen konnte, um sie noch einmal zu verspeisen. Die innere Haut des Rachens war scharlachrot. Kleine Poren darin konnten sich öffnen und schließen, um die aufgenommene Speise mit Speichel weicher zu machen.

Die Nahrung lief also von den Beinen oder Armen in den runden Mund, wurde von der Zunge an die Poren gerieben und eingeweicht. Dann stellte sich das Tier immer aufrecht hin, damit die Nahrung schneller in den hinteren Bereich gelangen konnte. Die Rückenglieder, die es auch innen gab, bewegten sich gegeneinander und verdrehten sich wie nasse Zahnräder, so dass die Nahrung in den Magen gelangen konnte. Der Magen war ein Dottersack, in dem die weiche Nahrung zerkleinert und aufgenommen wurde in ähnliche Poren wie im Rachen.

Wenn das Tier noch nicht satt war, dann stellte es sich auf seine Scheren auf und ließ mit entgegengesetzten Bewegungen der Rückenglieder die Nahrung durch den Körper zurück laufen. Aus Poren glitten entnommene Teile zurück, damit am Ende wieder die ganze unverbrauchte Nahrung vor dem Tier stand. Dann fraß es erneut auf die beschriebene Weise. Und wurde es wieder nicht satt, dann wiederholte es den ganzen Ablauf und so fort.

Das Gesicht des Tieres bestand aus dem beschriebenen Mund, es hatte keine Nase. Es atmete auch nicht. Die Augen waren sehr groß geraten und standen ein wenig hervor, um Beute schneller zu finden. Ansonsten glichen die Augen des Tieres einem alltäglichen Blick. Überhaupt schien das Gesicht insgesamt nicht genau das eines Tieres zu sein.

Das Tier war einzigartig. Es gab kein anderes dieser Art. Seine Manieren waren sicher nicht die besten, aber essen mußten eben alle. Und Nahrung wurde immer knapper.

Das Tier presste den Mund weit auseinander, so dass er sich über den ganzen Kopf erstreckte. Die Arme drückten den Kopf und den Leib in den Magen, dass sie selbst darin verschwanden.

So konnten die Stacheln es nicht verletzen. Dann schob sich der Schwanz verkehrt herum in die hungernde Öffnung. Am Rücken, der von innen herein gezogen wurde, kletterten die Beine entlang (sie waren wie Finger gegliedert), schoben alles auseinander und krochen herein. Dann lag das Tier im eigenen Magen satt in der Wüste.

Würde es noch einmal hungrig sein, dann könnte es den Vorgang ja umkehren und wiederholen. Das Tier schlief glücklich ein. Der Magen rutschte unter einen Stein.
Indes wurden die Käfer unter dem Stein sehr satt durch das wehrlose Tier. Alle waren zufrieden.

 

Hallo Kosh,

ich finde die Idee ganz nett, ein fremdartiges Wesen zu beschreiben. Allerdings nimmt diese Beschreibung fast die ganze Geschichte ein, da bleibt nicht mehr viel für den Schluss, zu dem ich nur sagen kann: Na gut. Interpretieren werde ich ihn nicht, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass es sinnvoll sein könnte.

Die Beschreibung finde ich soweit ganz stimmig, Du verwendest mir nur zu oft das Wörtchen "war": Die Haut des Tieres war braun, Die Zehen waren schwarz, Die Zunge war in der Mitte geteilt.
Schließlich finde ich das "Seine Manieren waren sicher nicht die besten" fehl am Platze, weil es eine Wertung enthält - die Geschichte kommt auch ohne aus.

Fazit: kein Fazit:

Uwe
:cool:

 

Hallo!

Zunächst an dieser Stelle wie immer meinen Dank fürs Lesen.

Zum Thema "Zuviel Beschreibung":
Bereits im Titel deute ich ja schon an, dass es sich um (fast) nichts weiter handelt als um eine Beschreibung, die natürlich fiktiv sein muß, weil ein solches Tier (wie ich bisher weiß) so nicht existiert.
Von daher sehe ich kein Problem darin, wie Du ja auch anschließend andeutest, dass sie viel Raum beansprucht.

Zum Thema "WAR":
Immerhin ist das Tier leider verstorben. Aber sicher hätte ich das auch anders schreiben können.

Die Wertung der Manieren:
In der Tat habe ich selbst lange überlegt, diesen Satz zu streichen. Wenn ich mich entschieden habe, wird er bleiben oder -was wahrscheinlich ist- verschwinden. In gewisser Hinsicht ist es ein Bruch, das stimmt.

Mir ist bei anderen Kritiken von Dir bereits aufgefallen, dass Du das Interpretieren gern anderen überlässt. Meine Frage: Wieso bzw. wieso in diesem Fall auch?

"Fazit: Kein Fazit."
Das habe ich zuvor schon von Dir gelesen: Ist das eine Signatur?

Naja.
Ohne Fazit aber mit besten Wünschen verbleibt:
Kosh

 

Interpretieren versuche ich nur, wenn ich glaube, die Geschichte dafür gut genug verstanden zu haben. Ich bin nicht besonders gut darin. Deshalb überlasse ich es anderen.
Ohne Interpretation bleibt leider nicht viel, was ich noch besprechen könnte, denn eine klassische Handlung oder Figuren gibt es ja nicht.
Und deshalb gibts auch kein Fazit ;)

 

Hi Kosh,

hiermit lieferst Du Dein - meiner Meinung nach - bisher abgerundetestes Werk ab. Anarchistische Kreativität. Sinn-Voll, weil es keine Maßstäbe setzt, weil Du lustvoll Deine Phantasie verewigst. Uwe, diese Art des Schreibens läßt sich am ehesten mit Dalis Bildern vergleichen - ohne dessen moralische Wertungen. Worauf es mir ankommt ist, daß sich Kosh dem Sinnlichen in seinem Ekel stellt, sich ( als Autor ) darin hat aufgehen lassen, dieses Gefühl konsequent zur Lust am Verlust des Selbst - nichts anderes ist Ekel - weiterführt. Immer mutig,lobens- und lesenswert zu nennen, wenn jemand auf sein schriftstellerisches Gefühl horcht!

Weiter so,
Leif2

 

Hallo!

Vielen Dank fürs Lesen, Deuten, Kritisieren.
Ekel kann unglaublich faszinierend und spannend sein!

Gruß,
Kosh

 

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