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Das Mädchen

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29.07.2002
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Das Mädchen

Das Mädchen


„Hat dir jemand etwas getan?“, fragte der Vater, als er mit besorgtem Blick die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Sie schüttelte den Kopf und wischte ihre Tränen aus dem Gesicht.
Nein, niemand hatte ihr etwas getan. Nichts war Geschen, nein.
Der Vater trat zurück und schloss die Tür hinter sich.
Sie war wieder allein in ihrem Meer aus Tränen, Trauer und Wut.
Nach einigen Minuten des stillen Sitzens schoss ihr das Wort Freiheit in den Kopf.
Freiheit. Ein Wort, das so wild und schön in ihren Ohren klang, wie Abenteuer oder große, weite Welt. Sie wollte endlich frei sein. Frei von all den Problemen, die sich über ihr zusammenbrauten.

Am nächsten Tag ging sie mit einer Reisetasche den kleinen Kiesweg entlang, der zum Bahnhof führte. Tausend Gedanken ließen sie, die Nacht zuvor, nicht zur Ruhe kommen, aber sie beschloss, dass sie aus ihrer Umgebung nun einfach einmal heraus musste. Sie wollte frei sein und so nahm sie sich ihre Freiheit.

Nach einigen Minuten zog sie ihre Schuhe aus und ging barfuss über, den von der Sonne erwärmten, Kiesweg. Die kleinen Steinchen stachen und piekten in ihre weichen Fußsohlen. Das ist gut, dachte sie. Sie versuchte sehr fest aufzutreten, so fest, dass der Schmerz sie zwang, die Zähne zusammen zu beißen.
Rhythmisch sagte sie zu jedem Schritt: „Es-tut-weh-es-soll-wehtun-es-muss-wehtun-es-geschieht-mir-recht-dass-es-wehtut.“

Dann stand sie vor dem grauen Bahnhofsgebäude und wusste nicht wohin. Sie zog ihre Schuhe wieder an und setzte sich in ein Cafe. Von dort aus betrachtete sie all die Menschen, die hektisch von Gleis zu Gleis eilten.
Sie saß dort sehr lange, eher sie sich ein Ticket kaufte und in einen Zug stieg.
Es verging eine lange Zeit bis der Zug endlich abfahren sollte, doch ehe sich die Türen schlossen, nahm sie ihre Tasche und sieg aus.

Sie lief wieder den kleinen Kiesweg entlang, zurück zu ihren Eltern.
Das Gefühl des „Es-wieder-einmal-nicht-geschafft-Haben“ machte sich in ihr breit.

 

Hallo!
Dieser Text verkörpert einfach DAS, was in jedem schon einmal vorgengangen sein mag.
Jeder von uns kennt dieses Gefühl einfach aufstehen und "Weg-" laufen zu wollen.
Das meine ich in dem steinigen Kiesweg zu erkennen, oder? ;)
Aber auch die Angst vor dem ungewissen, treibt Deine Protagonistin wieder zurück in die Enge,
das Unwohl fühlen und dennoch so vertraute.

Sprachlich eigentlich ok, mag ich mal sagen! :)

Also schön, schön... :p

ciaoly martin

 

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