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Das Mädchen vom Bahnhof

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10.03.2002
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Das Mädchen vom Bahnhof

Ich wartete vor dem Hauptbahnhof an der Bushaltestelle auf meinen Bus. Der letzte war vor knapp 5 Minuten hier, ich hatte mich beeilt, war aber trotzdem zu spät gekommen. Jetzt mußte ich eine ganze Weile hier hocken, bis ich nach Hause fahren konnte.

Ich blickte zum Bahnhofsgebäude rüber, es war viel los zu dieser Uhrzeit. Eine Reisegruppe von lauter Japanern kam gerade heraus. Sie machten viele Fotos. Sonst überall andere Reisende, die eilig rein und raus gingen, bedacht ihren Zug noch zu bekommen oder so schnell wie möglich das Hotel zu erreichen.

Mir fiel ein Mädchen auf. Sie stand direkt vor dem Gebäude und blickte sich um. Sie hatte anscheinend noch Zeit bis ihr Zug kam. Vielleicht wartete sie auch auf irgend jemanden. Sie erinnerte mich an dich. Ihre Haltung. Wie sie ihre Haare trug. Sie hatte einen Rucksack auf den Rücken, viel zu groß für ihre kleine Gestalt. Du hast in etwa ihre Größe, vielleicht bist du sogar noch ein paar Zentimeter kleiner.

Das Mädchen sah dir wirklich sehr ähnlich. Nur ihr Blick, er paßte nicht. Sie guckte traurig, hoffnungslos. Und Überall um sie herum Menschen, die eilig hin und her liefen. Ich mag diese Hektik nicht, bin froh zu sitzen. Du hast ständig gelacht, immer ein Lächeln im Gesicht. Habe selten so eine fröhliche Person wie dich kennengelernt.
Ich mußte an all die lustigen Sachen denken, die wir schon zusammen erlebt haben. Es war eine tolle Zeit.

Ich schaute wieder zu dem Mädchen hinüber. Sie stand immer noch an der selben Stelle wie vorhin, guckte immer noch traurig ins Leere. Sie kam mir vor, als ob sie nicht genau wußte, ob sie nun in den Bahnhof rein gehen sollte oder nicht. Ob sie weg fahren sollte oder eben nicht.
Wieso kam keiner, um sich zu verabschieden? Würde sie alleine, mit dem riesen Rucksack auf den Rücken, reisen? Es sollte jemand auf sie aufpassen, fand ich.

Sie bückte sich um sich ihren Schuh zu binden und ich hatte Angst, daß sie mit dem Rucksack vorn über kippen würde. Ich mußte wieder an dich denken, während sie da so hockte. Wie ihre Haare ihr ins Gesicht fielen und sie, sie dann wieder hinter ihr Ohr machte, genau so sah es auch bei dir aus. Wahrscheinlich sieht es bei jedem Menschen gleich aus, was weiß ich.

Ist eine Weile her, seid ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich habe gehört, du hast dich verändert. Muß mich mal wieder bei dir melden. Möchte wissen, was du so machst und wie es dir so geht. Leider bin ich meist in Eile, habe keine Zeit. Genau wie die Menschen vor dem Bahnhof.

Mein Bus stoppt vor mir. Ich schaue noch einmal zu dem Mädchen hinüber, sie macht sich gerade auf den Weg in den Bahnhof hinein. Ich hoffe, sie paßt gut auf sich auf. Ich steige in den Bus ein, fahre endlich nach Hause. Dort nehme ich mein Telefon in die Hand und wähle deine Nummer. Ich mag die eilenden Menschen vor dem Bahnhof nicht.

Dein Vater ist am Apparat, völlig aufgelöst erzählt er mir, daß du heute nach der Schule nicht nach Hause gekommen bist und keiner weiß, wo du steckst. All deine Klamotten und dein ganzer Kram ist weg, er macht sich große Sorgen. Ich lege auf.

Ich denke an dich. Ich denke an das Mädchen vom Bahnhof

 
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Hi Aline

Du fragtest, warum dieser Text keinen Zuspruch findet. Vom Plot her imitiert er ein Betroffenheitsschema, das ansonsten guten Zuspruch findet. Siehe auch "Bürokraft" von Häferl und das sozialkitschige Rührstück "Nur ein Penner" von Quasimodo.

All diese Schnulzen bestehen aus einem Protagonisten, der zwar Mitleid empfindet (Bravo) und sich Gedanken über die Kälte der Umwelt macht (Buh), aber zu lange nichts tut und schließlich ein Unglück geschehen lässt (schnüff-schnüff).

Was aber deinem Text fehlt, ist eine genaue Personenbeschreibung. Das Verhältnis Erzählerin-Freundin wird nicht klar - warum sehen sie sich nicht mehr?
Zudem produzierst du am Ende einen unglaubwürdigen Zufall: Nach Monaten(?) ruft sie ihre Freundin an und gerade an dem Tag ist die abgehauen?

Also schreib das mal konkreter.:whip:

Das Mädchen am Bahnhof hat natürlich mein volles Mitgefühl. So klein und verletzlich und alleine in der Welt. Und alle laufen vorbei und keiner beachtet sie. Ach, was ist unsere Welt kalt und herzlos geworden ...
:crying:

Tschuldigung, muss weg mein Taschentuch wechseln.

 

öhm ja....

Ich bin fest davon überzeugt, dass Quasimodo tief in seinem Inneren eine ehrliche Antwort posten wollte.
Aber die Einflüsse unserer kalten, herzlosen Welt machen ihn zu einem harten, herzlosen Stein.
Schade, anfangs dachte ich, es käme eine kompetentere Antwort dabei heraus. Nicht übel nehmen ;-)... ich lebe schließlich auch in dieser bösen Welt...

Sentimentaler Schund hin oder her - ich fand die Geschichte besser als die "Besoffen" - Geschichte. War jedenfalls tiefgängiger und eben besser.
Ja, schon richtig, einige Dinge fehlen, und (ich stimme Quasimodo zu) wahrscheinlich tatsächlich die Beziehung der Protagonistin und Freundin.
Aber nochmal zu Quasimodo: Vielleicht war ja gerade der Zufall (nach MOnaten mal wieder anrufen und gerade da Punkt Punkt Punkt) wichtig um den Sinn der Geschichte herauszugraben. Und ich hab die Geschichte soweit verstanden.

Ich fand sie okay, jedenfalls besser als die Reaktion von Quasimodo darauf... *lacht*

Frieden auf Erden...

Sie

 

@LaDiva
Vielleicht entspricht es dem Sinn. Und für den Autor ist es bequemer. Aber solche Zufälle machen die Geschichte unglaubwürdig.

Und wie hast du die Geschichte verstanden?

Sentimentaler Schund hin oder her - ich fand die Geschichte besser als die "Besoffen" - Geschichte.
Du stimmst mir also zu. Sie ist sentimental und rührseelig.
(ich stimme Quasimodo zu)
Ach so, da steht's ja. Keine weiteren Fragen :)

 

Hallo!

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Geschichte so verstanden wird, wie ich es beabsichtig habe.

Das Mädchen vom Bahnhof ist die selbe Person wie die Freundin der Erzählerin. Die Erzählerin erkennt die Ähnlichkeit, ist aber zu weit weg, um wirklich zu sehen, wer da steht. Außerdem hat sie ihre Freundin ja schon lange nicht mehr gesehen und sie hat sich verändert. Vielleicht nicht ganz glaubwürdig...?!

Über die Beziehung der beiden Menschen habe ich extra nichts näheres geschrieben. Ich erlebe diese Beziehung gerade selber:) und weiß noch nicht genau wie man sie beschreiben kann. Freundschaft vielleicht - ganz einfach.

Hm ja, sicherlich noch verbesserungsfähig!

Lieben Gruß
Aline

 

Habe ich auch kurz dran gedacht. Aber es ist unglaubwürdig:

Das Mädchen sah dir wirklich sehr ähnlich. Nur ihr Blick, er paßte nicht. Sie guckte traurig,
Glaube ich nicht, sie hätte ihre Freundin erkennen müssen.

 
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Zufall fällt einem zu. Nur zulassen und aktiv werden muss man selber. Wärst du nur hingegangen und hättest ihr gesagt das sie nicht alleine ist, niemals weil du sie noch in deinem Herzen hast, auch wenn du niemals wieder bei ihr sein wirst, hättest du so immer noch näher bei ihr sein können.

*Weniger näher aber mehr im reinen.

Jo, um den Zufall den es (wie wörtlich dfiniert) meiner Meinung nach nicht gibt geht es hier. Und das wir solchen "zufälligen" Eingebungen, Gefühlen, Instinkten, was auch immer nachgehen sollten geht es, auch wenn die Künstlerin das selbst vielleicht noch nicht erkannt hat, ist es so.

 

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