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Das Mädchen und der Junge

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24.01.2002
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Das Mädchen und der Junge

Es waren einmal ein Mädchen und ein Junge. Sie lernten sich nach und nach besser kennen. Das Kennenlernen bedurfte mehr
Zeit als für gewöhnlich bei Anderen. Das Mädchen war nämlich taubstumm. Der Junge wurde häufig schief beäugt als er mit mit einem Mädchen gesehen worden ist, daß niemals gesprochen hat. Er gab nicht viel darauf was die Anderen
dachten und traf sich mit dem Mädchen wieder und wieder. Das Mädchen schrieb all ihre Gedanken auf Papier und lies es den Jungen lesen. Der Junge versank
förmlich in eine andere Welt wenn er des Mädchens Gedankengut vor sich hatte.
Er mochte sehr ihre Schrift und die Wahl ihrer Worte mit denen sie alles, das sie bewegte, zum Ausdruck brachte.

Von Woche zu Woche verstärkte sich das Gefühl, welches er in Gegenwart und Abwesenheit des Mädchens verspührte. Die Zeit der Abwesenheit setzte dem Jungen allerdings mehr zu. Immer mehr vermisste er das Mädchen. Böse Zungen behaupteten, daß er dieses Mädchen nur mochte weil es keine Widerworte von sich gab.
Dem war nicht so.
Sie konnte zwar nicht sprechen, dennoch lies sie nicht alles auf sich sitzen oder gar mit sich machen. Sie war anders als die Anderen. Sie besaß das Herz am rechten Fleck. Das heißt nicht, daß es nie Meinungsverschiedenheiten gab,
keineswegs, die gab es zahlreich. Vielmehr heißt das, daß beide die
wesentlichen Dinge gleich sahen. Sie teilten die wichtigsten
Ansichten über schlecht und über gut.

Das Mädchen wohnte ziemlich weit weg. Nicht in einer anderen Stadt aber fast am Ende von ihr. Oft waren die Verbindungen des öffentlichen Verkehrs so
schlecht, daß der Junge den Weg zu Fuß ging. Dem Jungen machte es auch nicht viel aus den relativ langen Weg mit den viel zu kurzen Treffen in ein für sich lohnendes Verhältnis zu setzten.
So vergingen Monate.

Seit einiger Zeit hatte sich der Junge zum Ziel gesetzt die Gebärdensprache zu erlernen. Er wollte sich endlich mit dem Mädchen ohne Zeitverzögerung, die ihm immer wie eine halbe Ewigkeit vorkam, unterhalten. Er war fleißig und besuchte den Kurs jede freie Minute, die ihm zurVerfügung stand.
Bald war er fertig.
Das Mädchen war völlig ahnungslos und schöpfe keinen leisen Verdacht wenn er nicht zu Hause war. Sie wußte, daß er viel für die Schule tat. Wenn er nicht die Bibliothek besuchte, half er Mitschülern, die Probleme in einem Fach hatten.
Eines Tages, nach fünf Monaten, einer Woche und einem Tag nachdem sich feststellten, daß sie mehr waren als nur Freunde, war er fertig mit dem Kurs.
Heute wollte er die Handsprache zum ersten Mal benutzen.
Als er bei ihr war guckten sie ein wenig fern und spielten Memory. Später war der Fernseher aus und die Memorykarten waren weggepackt. Sie lagen sich gegenüber. Ihre Augen konnten nicht mehr aufhören unendliche Geschichten zu erzählen. Der Junge brachte seine rechte Hand hervor. Seine Handfläche war zum
Mädchen gerichtet. Mittel- und Ringfinger waren eingeknickt. Der Daumen zeigte
zur Seite raus, der Zeigefinger und der kleine Finger nach oben.

("Ich liebe dich.")

Das Mädchen brach in Tränen aus. Der Junge war ratlos und fragte sich was er falsch gemacht haben könnte. Das Mädchen sah ihn an, zog ihn zu sich und umarmte ihn so stark wie sie konnte. Der Junge begriff zu verstehen und hielt sie in seinen Armen fest.

 

Wow, wieso hat noch nie jemand etwas dazu geschrieben?
Ich muss zugeben, dass ich deine Geschichte sehr schön fand, sie hat mich irgendwie bewegt.
Im Grunde genommen ist sie sehr simpel und ich behalte sie sicher als kitschig in Erinnerung, aber das heißt nichts. Du hast so eine Art kindliche Naivität und das ganze nicht zu einem endlosen Drama verkommen lassen. Gefällt mir!!!

lyrik

 

Hm. Meiner Meinung nach keine "echte" Kindergeschichte. Was nicht heißt, daß sie für Kinder nicht geeignet wäre.

Ich finde Deinen Stil etwas zu naiv, außerdem könntest Du ruhig etwas mehr in die Tiefe gehen. Vom Thema her finde ich es aber phantastisch.
Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Sicher ist die Geschichte ein wenig platt, aber in ihrer Kürze kommt doch viel rüber und sie ist schön. Mir hat sie gefallen.

Liebe Grüße

Doris

 

Gut, im weitesten Sinne stimme ich euch zu.
ABER ( was wäre meine Kritik ohne das?)
@ chaosqueen: Sein Stil ist in dieser Geschichte naiv, sicher, aber das muss so sein, sonst würde alles viel zu erwachsen und schwierig klingen und darunter leidet die Atmosphäre, außerdem: Ginge er tiefer, wäre es nicht mehr "kinder- haft" und würde zudem wahnsinnig kitschig klingen.
@doris: Platt, gut Ansichtssache, nehme ich an, aber gerade deshalb bleibt so viel offen, verstehst du? Der Leser hat mehr Freiheit und aknn sich seine eigenen Gedanken machen. Das ist es, was ich an einer Geschichte schätze.

 

auch ich geb mal meinen senf zu diesem wuerstchen da oben, dem es noch ein wenig an knackigkeit fehlt:
- schoene story. die idee ist gut.
- die beziehung ist ein bisschen zu platt, finde ich. das muss ich wohl erklaeren: das das ganze lieblich enden wird, ahnt man wohl. dennoch: meterlang die freundschaft, und dann ein so stumpfes, kurzes ende, das passt hier nicht.
- die entfernung der beiden spielt in meinen augen keine rolle. wenn sie symbolisch gemeint ist, passt es nicht, sie so isoliert in einem absatz so trocken zu schildern.

aber sowas wuerde ich gerne oefters lesen, weil es schoen ist. sinnlich. gott, wie ich das wort heute liebe.

 

Liebe Leser,

vielen Danke für euer Interesse, eure Meinung, die Kritik und das Lob.
Bezugnehmend auf rearview`s Beitrag kann ich als Ersteller sagen, daß die Entfernung bzw. eigentlich auch die ganze Geschichte realitätsgetreu ist. Das heißt: diese Geschichte spiegelt zum großen Teil die Beziehung zwischen meiner Freundin und mir dar. Die Schwierigkeit war bei uns die Kommunikation.
Die Entfernung sollte in erster Linie auch nicht eine Methapher sein. Fakt war, daß sie und ich beide am Ende der Stadt wohnten.

Danke nochmals für eure Beiträge.

one love

 

@lyrik: Nein, nein und nochmals nein! eine Kindergeschichte sollte auf keinen Fall sprachlich naiv sein! Im Gegenteil, gerade Märchen und Kindergeschichten sind sprachlich auf einem sehr hohen niveau! Und glaub mir: Kinder haben keine Probleme damit (und wenn doch, haben sie ja - meistens - Eltern, die ihnen das Unverständliche erklären können). Lies mal die Brüder Grimm (zugegebenermaßen recht alt in ihrer Sprache, aber immernoch nicht unverständlich), Astrid Lindgren oder Michael Ende. Kindgerecht heißt nicht oberflächlich!
Gruß,

chaosqueen :queen:

 

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