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Das Mädchen und der Hase

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17.08.2005
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Das Mädchen und der Hase

Es war einmal ein junges Mädchen, das wünschte sich nichts sehnlicher als einen Spielgefährten. Das Kind war so schön wie der klare Tag. Es hatte langes gold glänzendes Haar, seine Haut war zart wie Ebenholz und in seinen blauen Augen vermochte man zu versinken. An jedem sonnigen Tag sprang es in Wiesen und Feldern umher um Blumen zu sammeln und Vöglein zu bestaunen. Doch ach, wie viel schöner wäre all dies, hätte es nur jemanden, mit dem es die Freude teilen könnte, dachte es bei sich.

Eines Tages trug es sich zu, dass das Mädchen in Mitten der Wiese im hohen Gras hockte und sich aus Margeriten einen Haarreif flocht, als plötzlich ein weißes Häschen ganz vertraulich herbei sprang. Sein Pelz glänzte so seidig, dass es eine Freude war, es anzuschauen. „Was springt so keck mir vor die Schuh’, welch goldig Tierchen bist denn du?“, fragte das Mädchen und nahm den Hasen zu sich auf den Arm. Dabei wunderte es sich, wie mager das arme Ding doch war. „Nicht ein Gramm Fett find ich an dir, gibt’s Gras und Heu doch reichlich hier.“
Das weiße Häschen schnupperte nur neugierig und bald begriff das Mädchen, worauf es aus war. Jeden ersten Tag der Woche gab seine Großmutter dem Mädchen sieben Stücke Zucker, eines für jeden Tag. Heute, am fünften Tage, trug es in der Tasche von seinem Kleid noch drei Stücke Zucker mit sich. Es holte eines hervor und hielt es dem Tier hin. Begierig schnappte es danach und fraß. Das Mädchen lachte herzlich und strich dem Hasen über den Pelz. Doch sowie er den Zucker verschluckt hatte, gierte er nach mehr und reckte und streckte sich nach der Tasche im Kleid. Da sprach das Kind, was die Großmutter es gelehrt hatte: „Nur ein Stück Zucker sollst du haben, an mehr sich’s nicht gesund zu laben.“ Und es fügte alsbald hinzu: „Doch kommst du morgen auch zurück, so geb’ ich dir ein weit’res Stück.“ Mit einem Ruck sprang ihm der Löffler vom Schoß und war im nächsten Augenblick schon fort gesprungen.

Es geschah, dass auch am nächsten Tag die Sonne lachte, und so kam das kleine Mädchen mit dem goldenen Haar wieder über die Weide gesprungen und hockte sich ins hohe Gras seinen Haarreif zu binden. Es dachte an nichts und sang vergnügt vor sich hin, da kam aufs Neue das weiße Häschen herzu gesprungen. Zuerst schnupperte es vorsichtig, doch als das Kind es mit seinen blauen Augen nur so anstrahlte, sprang es ihm gleich zutraulich auf den Schoß. Da sprach das Mädchen fröhlich: „Ach, wie wird das Herz mir warm, halt ich dich in meinem Arm. Scheinst mir redlich, lieb und fein, der rechte Spielgefährt’ zu sein.“ Doch das Häschen reckte nur die kleine Stupsnase nach der Tasche im Kleidchen und das Kind erinnerte sich, was es dem Tier am Tag zuvor versprochen hatte. Es holte ihm das zweite Stück Zucker heraus und das Häschen schnappte danach, als ob es wochenlang furchtbaren Hunger hätte leiden müssen. Gleich als es das Stück verschlungen hatte, lüsterte es nach mehr und klopfte mit dem Hinterlauf, auf das es noch etwas bekäme, doch des Mädchen Herz ließ sich nicht erweichen. Und so sprach es: „Nur ein Stück Zucker sollst du haben, an mehr sich’s nicht gesund zu laben. Doch kommst du morgen auch zurück, bekommst du noch das letzte Stück.“ Der Hase rümpfte kurz das Näschen und sprang dem kleinen Mädchen aus den Armen. Ohne einen Blick zurück sprang er fort und ward am selben Tage nicht wieder gesehen.

Am darauf folgenden Tag strahlte die Sonne noch heiterer und das Mädchen tanzte unbeschwert durch die Wiesen und sang was es nur wusste. Sein goldenes Haar wehte im Wind als es von Fleck zu Fleck sprang um die letzten Margeritten für seinen Haarreif zu sammeln.
Es ließ sich nieder die Blumen ineinander zu schlingen und sann bereits voller Freunde nach dem weißen Häschen. Es flocht den ganzen Tag und der Kranz wurde üppig und dicht, doch so sehr das Mädchen auch darauf hoffte, sein Spielgefährte blieb der Wiese fern.
Alsbald war das Werk vollbracht und das Mädchen hatte so lang an dem Haarreif gearbeitet, dass es darüber sehr hungrig geworden war und nun das größte Verlangen empfand von dem Zucker zu essen. Doch, ach, wie käme es dazu, das arme Häschen um die versprochene Gabe bringen? Und so harrte es noch lange aus und wartete, bis ihm der Magen knurrte wie ein grimmiger Bär. Schließlich dachte es bei sich, dass alles wohl so schien, als dass sich das Tier an diesem Tage nicht mehr blicken ließe, und da es sich vor Hunger nicht anders zu helfen wusste, griff es in sein Kleidchen, nahm das letzte Stück Zucker heraus und aß es auf.

Eine Weile darauf hörte das Mädchen ein Rascheln im Gras. Es lauschte und horchte, und schon im nächsten Moment sprang der weiße Hase forsch aus dem hohen Grün hervor.
„Ei, da bist du ja“, sprach das Mädchen und es blühte ihm das Herz auf. „Du hast mich nicht vergessen!“ Es breitete die Arme aus und das weiße Häschen sprang ihm vertraut auf den Schoß. Doch sowie es die kleine Stupsnase rümpfte und sich nach der Tasche im Kleidchen reckte, kehrte sich dem Mädchen das Herz im Leibe um und ihm ward ganz traurig zu Mute. „Ach, kleines Häschen, wie tut es mir leid, doch ist dort kein Zucker mehr in meinem Kleid. Ich aß ihn vor Hunger, verdenk es mir nicht, bring Neuen dir mit, wenn der Morgen anbricht.“
Das Häschen schaute zu dem Mädchen auf und es strich ihm mitleidig über den Pelz. Eine ganze Weile saß der Hase reglos da, doch dann, ganz unerwartet, tat er einen Satz und sprang dem Kind hinauf auf die Schulter. Das kleine Mädchen erschrak zuerst, doch dann musste es kichern, wie es merkte, dass ihm das Tier lustig am Öhrchen knabberte. Es sprach: „Ach, kleines Häschen, wie hab ich dich lieb, oh wenn doch nur alles gar immer so blieb.“
Mit seinen spitzen Zähnchen knabberte der Hase immer fort und das Mädchen empfand dabei das größte Glück, sodass es gar nicht merkte, wie rote Fädlein von Blut ihm die Wange herab rannen. Wie der Hase fraß, streichelte das Kind ihm das Fell und war darüber ganz selig. Schon bald hatte der Hase dem Mädchen das Ohr zur Gänze abgenagt und schnappte gleich darauf nach der Hand, die ihm über den mageren Rücken strich. Das Tier riss einen Finger ab und verschluckte ihn beinahe ohne zu Kauen. Das Blut färbte sein schneeweißes Fell ganz rot, doch weil das Rote im Weißen so schön aussah, streichelte das Kind es frohgemut weiter.
Voller Undank aber glitt der Hase ihm von der Schulter zurück in den Schoß. Dabei schlug er dem Kind seine Krallen in die zarte Haut und hinterließ darin tiefe Spuren. Das Tier zerriss das schöne Kleid und schnappte forsch in Schenkel und Bauch des Mädchens. Es riss ihm das Fleisch heraus und fraß es begierig auf. Das Kind kicherte und grunzte vor Freude, hatte es so etwas gefräßiges doch sein Lebtag noch nicht gesehen. Als der Hase bald an einem großen Stück Muskel kaute, hob das Mädchen den Löffler auf seinen blutigen Händen hinauf bis vor sein Gesicht und sprach: „Du bist mein größtes Glück auf Erden, wir wollen beste Freunde werden.“ Mit einem Haps schnappte das Tier dann nach der Nase des Mädchens und ehe es sich versah, hatte sie der Hase ganz heraus gebissen. Eine zinnoberrote Fontäne sprudelte dem Kind mitten aus dem Gesicht und es lachte von Herzen. „Der tollkühne Hase, er stiehlt mir die Nase!“, rief es vergnügt. In der Überraschung hatte es den Löffler auf die Weide entgleiten lassen, wo er nun ganz lüstern fraß. Wie er merkte, dass ihm das Mädchen nachstellte, um sich die Nase zurück zu holen, sprang er voran, immer gerade so weit, dass es ihn nicht ganz erreichen konnte. Auf allen Vieren langte es nach dem Mümmler, doch es bekam ihn nicht zu fassen. „Ei, du gutes Hasentier, nun gib doch meine Nase mir!“, gluckste es und man konnte es kaum mehr verstehen, da so viel Blut ihm über die Lippen quoll.
Schon bald hatte das Häschen die Nase ganz vertilgt und sprang dem Kind begierig an den Hals. Mit den spitzen Zähnen biss es sich an der Kehle fest und rüttelte sich und schüttelte sich. Das kleine Mädchen wusste gar nicht mehr wie ihm geschah und ganz schwindelig kam es auf die Beine. Es tollte wild über die Weide, das zappelnde Tier an seinem Halse reißend. Das Kind lachte und frohlockte und verspritzte sein Blut in alle Richtungen.
Und dann, im glücklichsten Moment seines Lebens, brachte der Löffler es zu Ende. Er stemmte seine pelzigen Hinterläufe gegen des Mädchens zierliche Brust und stieß sich mit einem Ruck von ihm ab. Dabei riss es dem Kind die Lebensader entzwei und stahl ihm den Atem seines letzten Sommertages. Glucksend und fiepend schnappte das Kind nach Luft, doch was es durch den Mund hinein sog, entwich ihm bereits am Halse wieder. Das rote Leben schoss in saftigen Bächen aus ihm heraus und vor lauter Entzücken entwich seinem Äuglein eine einzelne kleine Träne.
Der Hase war im weichen Gras gelandet und fraß. Er hatte allein Augen für sein großes Stück Fleisch und so merkte er gar nicht, wie das Mädchen hinter ihm heiser lachend ins Schwanken geriet, das Gleichgewicht zur Gänze verlor und mit ausgestreckten Armen, wie zu einer letzten Umarmung, nach vorn stürzte und seinen besten Freund auf der Welt unter seinem ganzen Gewicht begrub.

So lag es da in der Dämmerung, friedlich, in einem Meer aus rot getränktem Gras, als sei es selig eingeschlafen. Der geflochtene Margeritenkranz hing ihm noch schief im Haar als die Sonne leise am Horizont verschwand.
Doch dann, nach einer Weile, begann das Kind sich erneut zu regen. Nur ganz zart und kaum zu sehen, aber dennoch. Es zuckte leicht, als träume es schlecht, ruckte hier und ruckte dort. Und dann zerriss ihm auf dem Rücken plötzlich das Kleid und heraus schaute ein blutiges Hasenschnäuzchen. Es schmatzte leis und schaute zum aufsteigenden Mond hinauf. Dann tat das Häschen einen Satz und sprang aus dem Mädchen heraus. Satt und zufrieden hoppelte es in den Wald und ward nie mehr gesehen.
Das Mädchen lag nun wieder still.
Und wenn es nicht verrottet ist, so liegt es dort noch heute.

 

Hallo Underground,
was servierst denn du mir da für einen faden Schnellimbiss?

Was als verklärtes Märchen beginnt, endet in verniedlichtem Splatter, ohne grosse Handlung und ziemlich ideenlos. Das Mädchen verhält sich seltsamerweise durchs Band weg gleichförmig wie eine aufgezogene Spielpuppe. Mit der Holzkeule führst du den gefrässigen Hasen ein, der folgerichtig (- wir sind ja bei Horror -) zum wilden Fleischfresser mutiert.

Eigentlich wäre die Märchen/Horror Thematik reizvoll, aber dein Text erscheint mir einfach als schnell runtergeschriebene Idee, was sich auch in den sich gegen Ende einschleichenden Fehlerchen manifestiert.

Wie die Hase fraß, streichelte das Kind

Leider nicht mein Ding.
Gruss dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo dot,

schade, dass die Geschichte dir nicht gefällt.
Ich weiß deine Kritik zu schätzen, halte sie jedoch zum Teil für nicht gerechtfertigt. Nicht gerechtfertigt, weil Märchen nicht zwingend viel mehr Inhalt haben als hier, weil sich die Charaktere in Märchen durchaus so verhalten und weil ich den Hasen - nur weil er "plötzlich" heran springt nicht als mit der Holzkeule eingeführt empfinde.
Natürlich ist der Text auch nicht schnell heruntergeschrieben, wie du vermutest und dass du die Bestätigung dafür in einem zitierten Grammatikfehler zu erkennen glaubst, finde ich auch etwas gewagt.
Danke dennoch für deine Kritik und Zeit.

Liebe Grüße
Underground

 

Hallo Underground nochmal

Ok, es kam wohl etwas schräg rüber.
Ich nehme deine Kritik an und versuche etwas weniger polemisch zu argumentieren.
;)

Du hast den Text sicherlich auf RS durchgesehen, es sind keine groben Schnitzer drin. Mit Runterschreiben meinte ich auch eher, dass du vor allem die Idee mit "süsser Hasen frisst unschuldiges Mädchen" an den Leser bringen, das Niedliche ins Kroteske verdrehen und damit den Horroreffekt auslösen wolltest.
Das "Fehlerchen" war für mich ein Zeichen, dass du dich hier in einen Rausch geschrieben hast, mit dieser blutig grotesken Szenerie vor Augen. Ab dem Zeitpunkt, da der Hase sich ans grosse Fressen macht, hatte ich das Gefühl, hier machts dir richtig Spass zu schreiben. Aber eben, vielleicht habe ich das falsch interpretiert.

Dass der Text bei mir nicht funktionierte, laste ich ein wenig der Spannungsarmut an.
Bereits wie du das Mädchen einführst, hat bei mir nur bedingt Neugier ausgelöst.

Es war einmal ein junges Mädchen, das wünschte sich nichts sehnlicher als einen Spielgefährten. Das Kind war so schön wie der klare Tag. Es hatte langes gold glänzendes Haar, seine Haut war zart wie Ebenholz und in seinen blauen Augen vermochte man zu versinken.
Hier würde ich erst das Mädchen beschreiben und dann
ihren sehnlichsten Wunsch nach einem Spielgefährten.
Schräges Bild: Ich weiss dass Schneewittchens Haar so schwarz wie Ebenholz war, aber dass dieses Holz auch zart sein soll, bezweifle ich.
"vermochte man zu versinken" klingt für mich auch etwas komisch, fast harmlos. Vielleicht: "drohte man zu versinken".
Der ganze Einstieg ist halt so Mustermärchenhaft, dass sich bei mir bereits ein Schemadenken einstellte.

Danach lässt du dein Mädchen immer wieder in gleicher Form auftreten, ohne dem Leser etwas neues aufzutischen. Das ermüdet schnell.

An jedem sonnigen Tag sprang es in Wiesen und Feldern umher ...
Eines Tages trug es sich zu, dass das Mädchen in Mitten der Wiese im hohen Gras hockte
Es geschah, dass auch am nächsten Tag die Sonne lachte, und so kam das kleine Mädchen mit dem goldenen Haar wieder über die Weide gesprungen und hockte sich ins hohe Gras
Am darauf folgenden Tag strahlte die Sonne noch heiterer und das Mädchen tanzte unbeschwert durch die Wiesen und sang was es nur wusste. Sein goldenes Haar wehte im Wind als es von Fleck zu Fleck sprang um die letzten Margeritten für seinen Haarreif zu sammeln.
Verstehst du, was ich meine? Hier kannst du den Text straffen, ohne Inhalt zu verlieren.

Zwei ganz persönliche Eindrücke möchte ich noch herausstreichen:
Erstens sind es mir einfach zuviele Verniedlichungen: Kleidchen, kleine Stupsnase, Näschen, kleines Mädchen, usw.
Zweitens konnte ich die Reaktion und den Glückstaumel deines Mädchens nicht nachvollziehen, da stellte sich so gar kein Grusel ein, sondern nur verwirrtes Staunen, wie das Mädchen überhaupt weiterleben kann.
Hier wünschte ich mir so einen Vampirhasen, der das Mädchen aussaugt oder einen Zombiehasen a la Gremlins, o.ä. und dazu das ungläubige Zappeln des Mädchens.

Aber, hei, es ist deine Geschichte.
:D

Lieben Gruss,
dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo dot (noch mal),

danke für die ausführlichere Kritik. Da kann ich nun schon wesentlich mehr mit anfangen.
Ich verstehe die Hinweise, gebe aber trotzdem mal meinen Senf dazu ab:

aber dass dieses Holz auch zart sein soll, bezweifle ich.
"zart wie Ebenholz" ist durchaus ein geläufiger Ausdruck, wie meine Recherchen ergaben.
"vermochte man zu versinken" klingt für mich auch etwas komisch, fast harmlos. Vielleicht: "drohte man zu versinken".
Das ist durchaus beabsichtigt, das Mädchen soll absolut gar nichts Bedrohliches haben, sondern eher Naivität und Gutmütigkeit in Person darstellen - so wie der weibliche Protagonist in Märchen eben oft ist.
Der ganze Einstieg ist halt so Mustermärchenhaft
Ebenso Absicht, wenn es nicht nach Schema F abläuft, hat es keinen Sinn das Schema am Ende zu durchbrechen.
Danach lässt du dein Mädchen immer wieder in gleicher Form auftreten
Kann ich durchaus nachvollziehen. Ich habe mich hier an die klassische Dreihebigkeit der Märchen gehalten. Alles passiert drei mal, drei stücke zucker, drei tage, usw. Aber wie gesagt, ich kanns nachvollziehen.

Zweitens konnte ich die Reaktion und den Glückstaumel deines Mädchens nicht nachvollziehen
Das ist die Naivität des Mädchens ad absurdum geführt. Am Ende eines Märchens ist der Protagonist froh, weil sein Wunsch (oder was auch immer) in Erfüllung geht. Sie erfüllt diese Rolle bis zum Schluss, auch wenn alles falsch läuft. Oder aber: sie ist so glücklich darüber einen "Freund" zu haben, dass sie seine "Fehler" übersieht. Wie auch immer, ich fand jedenfalls, dass ein Opfer nicht jedes mal zappeln und schreien und Schmerzen leiden muss. Und so ein süßes kleines über-verniedlichtes Mädchen schon gar nicht :)

Wenn du eine Zombihasengeschichte schreibst, wäre ich der erste der sie liest ;)

Beste Grüße
Underground

 

Ohhh, immer passiert so viel, während man selbst eine Antwort schreibt.
Also ggf, setze ich noch was nach.
Aber erst mal wie geplant:
Hallo Underground,
mir geht es anders als dot. Ich war auf jeden Fall fasziniert. Nicht einfach angeekelt, sondern irritiert von der Diskrepanz zwischen dem märchenhaften Stil und dem unaufhörlichen Hunger des Hasen und dem blutigen Fressgeschehen. Sowas soltest du an Ostern posten!:D

Aber so richtig weiß ich auch nicht, was ich von deiner Geschichte halten soll. Sie lässt mich richtig ratlos zurück.
Erst mal hat mir dein Stil sehr gut gefallen. Du shreibst sehr versiert. Du bist wirklich gut im Märchenton drin. Das zieht sich ja durh bis zu den kleinen Märhensprüchlein. Und die Tatsache, dass deine Geschichte unter Horror steht und im Brüder Grimm Stil geschreiben ist, das hat mich dann bei der Stange gehalten. Normalerweise hätte ich sie nach zwei Sätzen fortgetan, weil ich Märchen eigentlich nicht leiden kann. Und bei dir kommt dann ja auch der fressende Monsterhase.
Ich befürchte, dass dots Kritik recht grundsätzlich ist, viel grundsätzlicher als meine. Aber ich gehe doch einmal auf ein paar Punkte ein, die er erwähnt hat. Denn es sind genau die Punkte, die auch mich umtreiben.
Er schreibt, dass der Hase wie mit dem Holzhammer käme.
So krass würde ich es zwar nicht formulieren, aber deine Antwort trifft es auch nicht ganz. Es ist nicht nur, dass der Hase nur gesprungen kommt. Nein, er wird aus meiner Sicht zu wenig aufgebaut. So ein Scheißhase könnte sich ja auch in das Vertrauen des Mädchens einschmeicheln und dein Hase ist echt nur ein verfressenes Vieh. Ich könnte mir vorstellen, dass du ein paar mehr subtile Hinweise auf die Bösartigkeit und Verfressenheit des Hasen einbauen könntest, als du es gemacht hast.
Und auch der Punkt, dass das Mädchen so überhaupt nicht darauf reagiert, dass sie bei lebendigen Leibe gefressen wird, das ist einerseits gerade das Faszinierende, denn es erzeugt eine sehr merkwürdige Stimmung. Andererseits wirkt das Mädchen ja echt wie eine Aufziehpuppe, wie dot schrieb. Völlig ungerührt, ohne jede Panik oder Schmerz. Und das ist dann auch das Trashige oder Splatterige.

Ich habe keine Ahnung, wie ich selbst mit meiner Kritik umgehen würde, denn ich kann dir ja gar keine Idee anbieten, in der ich irgendwas verändern oder wo ich ansetzen würde.
Ich hoffe nur, du kannst trotzdem etwas für dich aus diesem unaufgeräumten Kommentar herausholen.

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen, obwohl ich überhaupt nichts für Splatter oder Trash übrig habe. Ich habe es gern gelesen, weil du diesen süßlichen Märchenstil so wunderbar durchziehst und ihn gleichzeitig karikierst und ab absudum führst. Außerdem habe ich es immer gerne, wenn man mit vermeintlich unschuldigen süßen Stimmungen und Märchen aufräumt.
Ich bin sehr gespannt, was andere sagen und finden und wünsche dir (und mir) viele Kommentare. Bin gespannt auf weitere stories.

Grüße von Novak

 

Hallo Novak,

danke für deine Kritik! Ich freue mich natürlich wahnsinnig, dass dir meine Geschichte (bis auf einige Punkte) gefällt.

Dass sie dich etwas ratlos und verwirrt zurücklässt, gerade wegen dem Verhalten des Mädchens, freut mich auch. Das sollte durchaus ein verstörendenes Element sein :).

Ja, was den Hasen angeht, da gebe ich dir Recht. Man hätte da vielleicht noch Hinweise geben können, aber irgendwie fand ich das falsch. Ich wollte den Überraschungsmoment nicht kaputt machen. Der Hase sollte ein neutrales, emotionsloses Element sein. Es gäbe aber sicher viele andere Möglichkeiten ihn einzuführen, das auf jeden Fall.

Ich habe keine Ahnung, wie ich selbst mit meiner Kritik umgehen würde
Ich freue mich einfach über deine Kritik und darüber dass du die geschichte gern gelesen hast, und vor allem darüber, dass du die Märchensprach positiv hervorgehoben hast, das war etwas tricky teilweise! :)

Sowas soltest du an Ostern posten!
Verdammt, dass ich da nicht drauf gekommen bin! Damn it! :)

Liebe Grüße
Underground

 

Hallo Underground

Mensch, jetzt nimmt sich hier mal jemand dem durchaus interessanten Thema an, Märchen und Horror zu mixen, und dann bleibts bei einer höchstens halben Sache ... finde ich. Ich denk da ist ne ganze Menge Potential verschenkt, aber der Reihe nach.

Wenn man einen Mix aus Märchen und Horror schreiben will, muss man sich schon sehr genau überlegen, wie man sich von einem "herkömmlichen" Märchen abheben will (oder, wie du es ausdrückst, "das Schema durchbrechen" will). In normalen Märchen gehts ja schon ganz und gar nicht zimperlich zu, da werden Körperteile ausgerissen, Menschen von Tieren gefressen (und wieder aus dem Bauch geschnitten), Kinder von Hexen eingesperrt und gemästet ... also da sind schon sehr viele Elemente drin, die man auch in einer "traditionellen" Horrorgeschichte verwenden kann. Auffallend dabei ist, dass meist eine gewisse Distanz zu den Protagonisten gehalten wird, also der Schmerz, die Angst, das Leid selbst werden nicht ausgeschmückt. Blut kommt so gut wie nie vor.

Hier hätten wir also eine Möglichkeit, aus dem Schema auszubrechen, aber die nutzt du nicht, da das Mädchen in deiner Geschichte (seltsamerweise) auch keinen Schmerz verspürt. Das verharmlost die Szene, dabei willst du ja (wenn ich es richtig interpretiere) in diesem Moment das "Schema durchbrechen", oder, um es mit anderen Worten zu sagen, die Verharmlosung von Märchen aufheben. Das machst du zwar ... und auch wieder nicht.

Du begibst dich hier zwar näher an die Figur und das Geschehen heran, als man es von einem traditionellen Märchen her gewohnt ist (vgl. bspw. deine ausführliche Schilderung, wie der Hase das Mädchen frisst mit Rotkäppchen, als der Wolf die Grossmutter und Rotkäppchen frisst), verfolgst das aber nicht konsequent zu Ende, weil das Mädchen immer noch glücklich ist, obwohl es gefressen wird. Das macht keinen Sinn; für mich ist das ein dermassen grosser Bruch, dass die Szene auf mich weder erschreckend noch beängstigend noch spannend wirkt - eigentlich ist sie nur albern. Ich sehe nicht, welchen Sinn du hier verfolgst, denn eben durch die detailgenaue Beschreibung hast du dich vom traditionellen Märchen ja schon losgelöst - warum jetzt nochmal einen solchen Kniff?

Interessant auch, dass hier jeder gleich von einem Märchen spricht - man kann sich die Frage stellen, woher das kommt? Klar, die Sprache natürlich, es beginnt mit "Es war einmal ...", das Mädchen spricht in Reimen, der Stil ist sehr "märchenhaft". Ausserdem haben wir das sprechende Tier. Aber ich frage mich, reicht das überhaupt, um ein Märchen zu sein? Nur bedingt, finde ich ... denn was in deiner Geschichte fehlt, aber doch sehr typisch ist für ein "richtiges" Märchen, ist die Handlung, die schnell und ohne grosse Umschweife fortschreitet ... da passiert eins nach dem anderen, zack, zack, zack. Da gibts Konflikte, da gibts das Gute und das Böse, da gibts jemanden, der ein Ziel verfolgt, der Hindernisse aus dem Weg räumen muss ... Märchen haben eine ungeheuer grosse erzählerische Kraft, da sind wirklich richtig faszinierende Geschichten dabei. Das vermisse ich in deinem Text - da passiert ja nun nicht wirklich sehr viel, also die eigentliche Geschichte, die fehlt da praktisch komplett.

Interessant ist die Erwähnung der Grossmutter; hier könntest du einen familiären Konflikt einflechten, der ja für viele Märchen typisch ist. Alles in allem muss da einfach mehr Fleisch an die Handlung.

Sprachlich ist es sauber - keine Frage. Aber inhaltlich bleibt es, wie gesagt, auf halber Strecke stecken. Selbst die Szene, in der das Mädchen gefressen wird, ist noch relativ harmlos. Du zielst dabei zwar schon auf den Splatter ab, aber da kann man wirklich noch ne Schippe drauflegen. Gut, da ist Blut, auch ein paar abgefressene Körperteile ... aber wie gesagt, in Märchen gibts das alles auch schon (reisst sich nicht Rumpelstilzchen selbst ein Bein aus?). Das einzige, wo du dich wirklich abhebst, ist eben die detailgenaue Beschreibung, aber das finde ich eben zu wenig und zu offensichtlich, um "aus dem Schema auszubrechen".

Dennoch, auch wenn ich jetzt viel rumgemeckert hab, finde ich es einen interessanten Versuch und einen guten Einstieg in eine vielversprechende Thematik. Also wenn dir wirklich was daran gelegen ist die beiden Genres zu mixen, würde ich mich an deiner Stelle nochmal dransetzen und versuchen, den ersten Teil mal nicht nur durch die Sprache wie ein Märchen aussehen zu lassen. Und um sich dann später wirklich abzuheben, würde ich den Schmerz mehr betonen, die Angst, das Grauen. Eben die Dinge, die in einem "normalen" Märchen immer unter den Tisch fallen. Ob das dann reicht, bleibt abzuwarten, vielleicht fällt dir noch das eine oder andere mehr ein.

Viele Grüsse.

P.S.: Das "zart wie Ebenholz" kommt mir auch ziemlich spanisch vor ... mag schon sein dass Ebenholz zart ist, aber dann doch verglichen mit anderen Hölzern ... aber für die Haut ... also fühlt sich jetzt Ebenholz an wie der Popo eines Babys? Oder heisst das nur, dass man sich keine Splitter holt, wenn man deiner Prot. übers Gesicht streicht? Reicht das als Kriterium für "zarte Haut"? ;)

 

Hallo Schwups,

danke dass du dir so viel Zeit für einen so langen Kommentar genommen hast.

Ich kann viele deiner Punkte nachvollziehen. Es gibt Märchen die viel mehr Handlung beinhalten, es gibt Leid und Schrecken in Märchen, und ich kann auch verstehen, dass dir das nicht ganz "reicht" um aus dem Schema auszubrechen.

Ich denke allerdings nicht, dass die Details das einzige sind, was meine Geschichte von einem klassischen Märchen unterscheidet. Märchen haben zum Beispiel ein Happy End, meine Geschichte ... na ja, nicht so wirklich. :)

Aber natürlich könnte man auch deinen Ansatz verfolgen. Und man könnte das Kind auch Schmerzen leiden lassen, und man könnte auch noch familiäre Konflikte einarbeiten, und und und, aber zunächst ging es mir tatsächlich darum die Idee kurz und bündig umzusetzen, als kleine verstörende Geschichte für zwischendurch, die einen das Märchenschema ein bisschen in Frage stellen lässt. Genau so gut könnte die Story aber auch eine Satire sein, oder im Bereich Seltsam ihren Platz finden.

Ich glaube mit so einer Story, die etwas offener, seltsamer, verstörender und unvollständiger ist als von einigen gewünscht, schafft man Interpretationsräume.

Aber wie gesagt, ich glaube dass ich deine Anregungen allesamt sehr gut nachvollziehen kann. Sollte es mich noch mal packen und sollte ich diese Mischung der Genres weiterverfolgen, werde ich beim nächsten Mal vielleicht eine umfassendere, realistischere Version schreiben.

Danke fürs Lesen!
Liebe Grüße
Underground

 

Hallo Underground,

das ist wohl so eine Geschichte, die das Publikum spaltet - entweder mag man sie oder nicht. Mir gefällt sie. :)

Ich finde die Wirkung echt spannend, du hältst den Märchenstil mit die ganze Zeit durch, und das Mädchen ja wirklich reagiert überhaupt nicht auf das Grauen, was ihr da widerfährt - aber als Leser gruselt man sich trotzdem. Gut, ein bisschen musste ich auch lachen, weil es mich natürlich an das Karnickel in Monty Python and the Holy Grail erinnert :). Aber insgesamt hat hinterlässt die Geschichte dann doch einen ziemlich verstörenden Eindruck.

Wenn ich so darüber nachdenke, ist die Geschichte eigentlich schon ein "richtiges" Märchen. Als Kind habe ich alle Märchen geliebt, mir von meinen Eltern ganz viele vorlesen lassen und später auch selbst gelesen. Und als ich dann nach vielen Jahren, als ich mal krank war und Langeweile hatte, mal wieder ein Märchenbuch in die Hand genommen habe, ist mir aufgefallen, dass es da zum Teil schon ganz schön schlimm und blutrünstig zugeht. Da war noch nix mit Jugendschutz und so. Und es haben auch längst nicht alle Märchen ein Happy End - das sind nur die populären. Und die Märchen halten sich in der Regel auch nicht mit dem Innenleben der Figuren auf. Also ich will damit nicht sagen dass alle Märchen so verstörend und blutig sind wie deins ... aber das hat mir noch mal bewusst gemacht, dass die originalen Märchen meistens nicht viel mit den Disneyversionen gemein haben. :D

Die Geschichte zu Ostern zu posten, wäre natürlich echt der Clou gewesen, aber jetzt ist es zu spät :p

Grüße von Perdita

 

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