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Das Mädchen mit der Waldseele auf der Suche nach dem Feuerherz

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26.01.2020
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Anmerkungen zum Text

Dieser Text kann von jedem anders interpretiert werden, also bin ich gespannt wie ihr auf meine Gedanken reagiert. Für mich ist dieser Text ein Stück Seele.

Das Mädchen mit der Waldseele auf der Suche nach dem Feuerherz

Das Mädchen ging mit leisen Schritten in den tiefen, dunklen Wald hinein, ohne jegliche Furcht. Sie selbst war ein Teil des Waldes, ob es vom Aussehen oder ihre Seele veranschaulicht wurde. Ihre braunen Locken, die im Dunkeln manchmal fast silber-gräulich leuchteten, wehten verspielt im Wind und wollten sich um die ebenso braun-grauen und knorrigen Äste der Bäume winden. Als würden sich Wurzeln zweier Bäume anziehen und zusammenwachsen wollen. Gleiches zu Gleichem. Doch das Mädchen ging unbeirrt weiter, immer tiefer in das dunkle Grün des Waldes, das ihren Augen so glich. Grün, dunkel und geheimnisvoll. Es verlor sich immer mehr in der Tiefe der Lichtung, genau wie der Wolf, der sich in der Tiefe ihrer Augen verlor. Der graue, tödliche Wolf, der sie verfolgte wie ein Schatten, verlor sein ganzes Selbst in ihren tiefen, grünen Augen. Flüchtig, still, schlummernd, wie ein Gedanke. Vielleicht war es sogar nur ein Gedanke, ein Gedanke, der das Mädchen in dem Glauben ließ, ein Wolf verfolgte sie. Zwei Seiten, derselben Münze. Beide Seiten so verschieden, dennoch mit gewissen Ähnlichkeiten. Zwei Seiten, die eine konnte nicht ohne den anderen.

Das Mädchen ließ sich weiter in den Bann des Waldes ziehen. Immer tiefer und tiefer. Der Vollmond stand schon hocherhobenen Hauptes am Himmel und leuchtete geheimnisvoll in den Wald. Die Bäume erhoben sich wie dunkle Riesen über dem Mädchen, die Blätter raschelten ungeduldig im Wind. Andere hätten das Knarren und die Größe der Bäume bedrohlich gefunden, doch das Mädchen empfand es als tröstlich. Es lief immer nur weiter, dicht gefolgt von dem grauen Wolf, der dem Mond glich wie ein zu fleischgewordener Zwilling, dem Nachts das Licht an jeden Ort verfolgte und ihn in glänzendem Silber erstrahlen lässt.

Als der Morgen langsam anbrach und den Mond verjagte, blitzten erste Sonnenstrahlen durch die dichten Blätter der Bäume. Doch das Mädchen war schon lange nicht mehr im Wald. Sie war genau wie die Blätter im Herbst, erst wurden sie vom Wind durch das Tal des Waldes getragen und dann hinauf auf die Spitze des Berges. Sie hatte ihre Prüfung geschafft und nun ließen die Sonnenstrahlen ihre helle Haut wie glitzernde Kristalle funkeln. Ihre Haut, so strahlend hell wie die Sonne, dass es wie in den Tagen zuvor alle Waldbewohner anlockte. Das genaue Gegenteil war nun der Wolf. Er hatte aufgehört zu leuchten, er war unscheinbar. Sein Blick war weiterhin auf das Mädchen gerichtet. Doch das Mädchen stand nur da und starrte in den Himmel, darauf wartend, halb hoffend, halb fürchtend, dass der Mond wieder zu herrschen begann und sie wieder am lehrreichen Anfang stand. Ohne zu ahnen, dass der Mond nie weit entfernt war.

Als die letzten Sonnenstrahlen erloschen, genau wie die Kristalle ihrer Haut, verschwanden alle Waldbewohner wieder und ließen den Tag hinter sich, so, als wäre er nie dagewesen und nur ein weiteres Kettenglied der Reihe. Das Spektakel war zu Ende. Das Mädchen war wieder im unscheinbaren, dunklen Wald. Sie drehte sich um und kehrte dem Berg den Rücken zu. Sie wanderte zurück in das tiefe, dunkle und verdorrte Tal. Der Wolf folgte ihr, still, ohne sie aus den Augen zu lassen und prächtig leuchtend. Das Mädchen war alt und ihrer Tätigkeiten und Hoffnungen müde. Ihr sonst vor Jugend leuchtendes Gesicht zierte nun wieder eine tiefe und alte Traurigkeit. Sie lief nur still vor sich hin, da sie dieses Tags wieder keinen Erfolg gehabt hatte.

Mitten im Tal drehte sie sich noch einmal um, sie wollte noch einen letzten Blick auf ihren Weg, den sie heute wieder zurückgelegt hat, erhaschen. Und erblickte zum ersten Mal den grauen Wolf, der, der ihr immer unbemerkt gefolgt war. Auch, als die Sonne und ihre Haut aufgehört hatten zu strahlen, auch dann, war der Wolf immer bei ihr gewesen. Und dann lächelte das Mädchen, denn ihr war nie klar gewesen, dass sich ihre Hoffnung und ihre Aufgabe doch schon längst erfüllt hatten, sie hatte es nur nie bemerkt.

Ihr Herz entflammte und brachte Sonne und Mond, dieses Mal sogar im tiefen, dunklen Tal des Waldes, wieder in Einklang. Und so existierte die Sonne nicht ohne den Schatten des Mondes, genauso wenig wie der Mond ohne die Strahlen der Sonne existieren konnte.

 

Hi @The Twilight of the Fores

Und ein herzliches Willkommen hier im Forum. :herz:

Du schreibst zu Deinem Text, dass jede Deinen Text anders interpretieren kann. Hm, ich muss ehrlich sagen, das finde ich schwierig. Ich glaube, es gibt eine feine Grenze zwischen „subtil“ und „schwammig“, „verklärt“ und „verschwurbelt“. Ich vermute, Du willst etwas subtil Verklärtes schaffen, einen poetischen, tiefsinnigen Text.

Bei mir wirkt die Geschichte aktuell nicht. Für mich erscheint sie leider schwammig und verschwurbelt. Ich glaube, das liegt einerseits an fancigen Formulierungen und Vergleichen, die mich oft echt ratlos zurücklassen (darauf gehe ich unten noch im Detail ein), andererseits daran, dass der Text mir nicht bloß deutungsoffen, sondern so offen erscheint, dass er auf mich beliebig wirkt. Als könnte er ALLES bedeuten.

Und ganz ehrlich: Totale Deutungsoffenheit ist halt irgendwie Beliebigkeit. Wenn ich total deutungsoffen denken will, gucke ich mir eine schwarze Fläche an. Dafür brauche ich keine Literatur. Ich glaube, um subtil und wirkungsvoll zu sein, muss Deine Geschichte irgendeine Wirkung entfalten wollen.

Und vielleicht ist das einfach nicht so mein Text. Dann solltest Du meine Kritik einfach nicht ernst nehmen. Vielleicht findet sich jemand, der damit mehr anfangen kann als ich.

Aber ich möchte keine unbelegten Behauptungen aufstellen, und deshalb gehe ich einmal im Detail durch den Text und zeige auf die Stellen, die mir aufgefallen sind:

Sie selbst war ein Teil des Waldes, ob es vom Aussehen oder ihre Seele veranschaulicht wurde.

Was bedeutet dieser Satz? Ich verstehe ihn nicht. Wenn ich darüber nachdenke, VERMUTE ich, dass Du meinst, dass man an dem Aussehen des Mädchens sieht, dass sie ein Teil des Waldes ist? Wie auch immer das gehen soll. Oder so? Aber ganz ehrlich: Bin mir sehr unsicher, was Du mir sagen möchtest. Und ich habe wirklich einen Moment darüber nachgedacht.

Wenn Du übrigens das meinst, was ich glaube, dann würde ich Dir empfehlen, das mehr zu zeigen und weniger zu erklären. Show, don't tell. Du zeigst es ja danach noch mit den Haaren, die die gleiche Farbe haben wie Baumrinde ... Aber übrigens, ich war mal in einem Malkurs und wurde dabei darauf aufmerksam gemacht, dass Rinde praktisch nie braun ist. Achte mal drauf. Sie ist bei den meisten Bäumen eher grau.

Aber wenn Du die Verwandtschaft des Mädchens mit dem Wald aktiv zeigst, dann ist das viel besser, als es in einem schwer verständlich zu behaupten. Das ist was "Show", Zeigen, bedeutet. Und es macht Deine Sprache gleich viel aktiver, wenn Du Dich ganz aufs Zeigen von Bildern konzentrierst und Erklärungen weglässt.

Wie als würden sich Magneten anziehen.

„Wie als“ ist doppelt gemoppelt. „Als“ genügt vollkommen. Außerdem finde ich den Vergleich mit den Magneten nicht so gelungen. Du befindest Dich ja eigentlich in einem Wald, und Du benutzt sonst ausschließlich Wald- und Naturmetaphern und -vergleiche. Da fallen die Magneten, so etwas Kühles, Technisches, total raus.

Doch das Mädchen ging unbeirrt weiter, immer tiefer in das dunkle Grün des Waldes, dass ihren Augen so glich.

„das“ statt „dass“

Es verlor sich immer mehr in der Tiefe der Lichtung, genau wie der Wolf, der sich in der tiefe ihrer Augen verlor.

„Tiefe“ muss in beiden Fällen groß geschrieben werden.

Sie selbst war ein Teil des Waldes,
Es verlor sich immer mehr in der Tiefe der Lichtung,

Guck mal: Manchmal sprichst Du vom Mädchen als „es“ und manchmal von „sie“. Beides ist in Ordnung, aber Du solltest es möglichst einheitlich machen. Also entweder das eine oder das andere. Nicht beides. Entscheide Dich für eine Variante und ziehe sie durch den gesamten Text.

Vielleicht war es sogar nur ein Gedanke, ein Gedanke der das Mädchen in dem Glauben lies, ein Wolf verfolgte sie.

Komma vor „der“, außerdem „ließ“ statt „lies“

Zwei Seiten, derselben Münze ergaben schließlich auch dasselbe Ergebnis.

Kein Komma in diesem Satz. Außerdem verstehe ich ihn nicht. Die eine Seite ist Kopf, die andere Zahl. Das ist doch nicht das gleiche (und schon gar nicht dasselbe) Ergebnis. Zwei Seiten einer Münze zeigen zwei unterschiedliche Dinge. Ich verstehe nicht, was dieser Satz mir sagen soll.

Andere hätten das Knarren und die Größe bedrohlich gefunden, doch das Mädchen befand es als tröstlich.

„befinden“ finde ich hier als Wort eher nicht so gut gewählt. Das kannst Du machen, aber das klingt so nach Behörde. „Nach der Begehung befand die Feuerwehr den Brandschutz als nicht ausreichend“, oder so. „empfinden“, das trifft es doch viel besser, oder?

Es lief immer nur weiter, dicht gefolgt von dem grauen Wolf, der dem Mond glich wie ein Zwilling.

Okay, bestimmt bedeutet es etwas, dass der Wolf wie der Mond aussieht (ihm gleicht). Auch hier wäre interessant, Du würdest die Ähnlichkeit zeigen. Ich nehme nicht an, dass der Wolf als runde Staubkugel durch den Wald purzelt, oder? Bisher hatte ich Rotkäppchen im Kopf, aber dieses Bild wird jetzt gehörig durcheinander gewirbelt.

Das ist meiner Meinung nach auch ein Problem dieser Deutungsoffenheit: Eigentlich streben wir als Autorinnen ja an, Bilder in den Köpfen unserer Leserinnen zu erzeugen. Wenn wir wissen, welche Wörter wir benutzen müssen, um bestimmte Bilder zu erzeugen, dann können wir unsere Leserinnen durch die Geschichte führen, sie auch überraschen, zum Lachen oder Weinen bringen. Das Wichtige dabei ist aber: Wir als Autorinnen müssen Wirkung erzielen wollen, und wir müssen wissen, welche Knöpfe wir dabei in den Köpfen der Leserinnen drücken müssen. Ein Text, der nichts will, und einfach nur wahllos irgendwelche Knöpfe in meinem Kopf drückt, was soll der mit mir machen? Wie soll der in mir Emotionen erzeugen?

Ihre Haut, so strahlend hell, dass es wie in den Tagen zuvor, alle Waldbewohner anlockte.

Komma weg vor „alle“.

Ihr sonst vor Jugend leuchtendes Gesicht, zierte nun wieder eine tiefe und alte Traurigkeit.

Kein Komma in diesem Satz. Hier komme ich übrigens auf die Idee, dass das Mädchen vielleicht der Frühling oder allgemein die Jahreszeiten darstellen soll. Wie allerdings passt der Wolf, der das irdische Spiegelbild vom Mond ist, in dieses Thema? Nein, das ergibt keinen Sinn. Ich muss weiter grübeln.

Sie lief nur still vor sich hin, da sie dieses Tags wieder keinen Erfolg gehabt hatte.

Okay, das Mädchen will irgendetwas erreichen. Indem sie tagsüber auf einem Berg steht und funkelt? Hm, das Licht brechen, um es auf das Tal zu lenken? Wie ein Spiegel?

Mitten im Tal drehte sie sich noch einmal um, um einen letzten Blick auf ihren Weg zu erhaschen.

Dass zweimal hintereinander das Wort „um“ auftaucht, ist nicht so richtig schön. Vielleicht fällt dir eine andere Formulierung ein.

Und so existierte die Sonne nicht, ohne den Schatten des Mondes, genauso wenig wie der Mond ohne die Strahlen der Sonne existieren konnte.

Kein Komma vor „ohne“. Also, ist das Mädchen jetzt die Dämmerung? Der Raum zwischen Tag und Nacht?

Ich bin echt ratlos, Twilight, und ich fürchte, Du möchtest auch gar nicht, dass ich irgendetwas weiß. Ich soll einfach in den Text reindenken, was immer mir einfällt. Ehrlich gesagt, das liegt mir überhaupt nicht. Auf mich wirkt das beliebig. Damit Dein Text auf mich subtil wirken könnte, müsste er zumindest anstreben, irgendeine Wirkung zu entfalten. Das sehe ich hier momentan nicht. Aber vielleicht findest Du ja jemanden, der damit mehr anfangen kann.

Um Leserinnen wie mich bei Laune zu halten, würde ich Dir raten, Dir wirklich zu überlegen, was Du zeigen möchtest. Welche Gefühle möchtest Du erzeugen? Was sollen die Leserinnen vor ihrem inneren Auge sehen? Mit wem sollen sie mitfiebern, an was sollen sie sich erinnern?

Bin gespannt, was Du draus machst! Und sorry, dass ich Dir so wenig weiterhelfen kann. Make it work!

Cheers,
Maria

 

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