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Das Mädchen mit der Mortadella

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01.09.2005
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Das Mädchen mit der Mortadella

Die Schweine schliefen. Jens startete den Motor. In drei Stunden sollten die Tiere beim Schlachthof sein. Er schob sein Lieblingsalbum von AC/DC in den CD-Spieler und drehte auf. Die Zigaretten allein würden zum Wachbleiben nicht reichen. Drei Stunden, dachte er. Das war zu schaffen, wenn er auch verschlafen hatte. Er war so müde.

Zur selben Zeit stand einige Kilometer entfernt Thomas am Schlafzimmerfenster und wartete auf die Vandalen. Er blickte hinaus auf den Hof. Um zu hören, wie sie sich anschlichen, lauerte er in der Dunkelheit. Das Fenster aufreißen und etwas hinunterrufen, damit würde er sich nicht zufrieden geben. Die Treppe würde er mit zwei Stufen pro Schritt nehmen und die Haustür krachend auffliegen lassen, um ihnen den Schreck ihres Lebens einzujagen. Vielleicht würde er sogar einen festhalten und die Polizei rufen.
Hinter ihm räkelte Sabine sich im Bett. Sie nuschelte, es sei drei Uhr morgens, und seit fast zwei Wochen war doch schon nichts mehr passiert. Aber bis dahin war ja wohl genug passiert, wollte Thomas entgegnen. Stattdessen schnaufte er nur und sagte, er könne ohnehin nicht schlafen. Sabine schnaufte zurück.
Seit dem jüngsten Angriff schob er jede Nacht Wache. Zwei Tage zuvor war er mitten am Tag auf der Toilette eingeschlafen. Sabine prangerte seine Starrköpfigkeit an, aber die Worte wurden immer unverständlicher. Es klang, als hätte sie eine Kieferklemme. Schließlich ging ihr Atem wieder regelmäßig.
Nichts mehr passiert, hatte sie gesagt. Als wäre das vergessen, wie die Nachbarn gelacht hatten über seine Idee. Beim Sportfest, bei den zufälligen Treffen in der Stadt und auf dem Frühjahrsmarkt hatten sie gelacht. Nackensteaks, Bratwurst, Hausmachermett im Glas und vieles mehr – alles, was er auch im Laden anbot, aber zu jeder Zeit. Wie ein Cola-Automat. Das war seine Idee gewesen, sein iPhone, seine Relativitätstheorie. Die ihm den Vogel gezeigt hatten erwischte er später dabei, wie sie Nachschub für ihre Grillfeten holten. Spätestens am Sonntag, wenn die Supermärkte geschlossen waren, lachte niemand mehr.
Sie mussten es alle zugeben. Da hast du eine Idee gehabt, Thomas, ein iPhone, eine Relativitätstheorie. Nicht wie der Bringdienst. Das grinsende Airbrush-Schweinegesicht auf der Motorhaube des Kleinwagens schien von Woche zu Woche ein bisschen trauriger zu gucken. Das Fett-Mobil hatten die Jugendlichen im Dorf das Auto genannt, er hatte es selbst gehört. Sabine fuhr manchmal damit zum Einkaufen.
Der Automat war anders. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen Einfall gehabt, den sein Vater nicht mit einem Augenrollen quittiert hätte. Und da kommt er an einem Sonntagmorgen raus, um die abgepackten Bockwürstchen mit Senf nachzufüllen, und findet das Zeugnis seines Triumphes geschändet mit Graffiti und Aufklebern vor. Einiges war englisch gewesen. „Meat is Murder“ zum Beispiel, oder „Go vegan“. Er hatte nicht im Internet nachgesehen, was „Antispeziesistische Aktion“ bedeutet. Terroristen nennen sich selbst nie Terroristen, soviel wusste er.
Eine männliche und eine weibliche Stimme. Junge Stimmen. Sie kamen näher, und das schnell. Die Sprechenden mussten mit dem Fahrrad unterwegs sein. Eine zweite Jungenstimme. Sie klang betrunken. Die erste männliche Stimme warnte: „Alter, nicht so laut!“
Thomas ging in die Knie und zog den Kopf ein, obwohl kein Licht im Schlafzimmer brannte und sie ihn wahrscheinlich ohnehin nicht gesehen hätten. Durch das auf Kipp stehende Fenster verstand er jedes Wort.
„Mach' da nicht so einen Film von“, sagte die betrunkene Stimme. „Weißt du, wie fett der ist? Selbst wenn er rauskommt, was meinst du denn, was dann passiert? Hast du Angst, dass er uns auffrisst?“ Betrunkenes Gekicher.
„Halt die Fresse!“, zischte die andere Jungenstimme. „Du merkst gar nicht, was du für einen Krach machst, weil du so scheiß besoffen bist, du Idiot!“
„Und du bist so aggro, weil du nüchtern bist.“
„Marco, hör auf jetzt!“, befahl das Mädchen flüsternd.
Marco, dachte Thomas. Marco, Marco, Marco. Merken, für die Polizei. Draußen machte sich jemand die Haare. Jedenfalls klang es so, wegen des Zischens der Sprühdosen.
„So, jetzt seid ihr dran“, versicherte Thomas sich selbst noch einmal leise und näherte sich auf allen Vieren dem kleinen Tisch im Schlafzimmer. Darauf lagen die Schlüssel für das Fett-Mobil. Er nahm sie, nur für den Fall. Dann kam er langsam hoch und öffnete die Tür.
„Thomas?“, fragte Sabine, schläfrig und zu laut. „Thomas, was machst du?“
Er kreuzte hastig die Lippen mit dem Zeigefinger, aber es war bereits zu spät. Die Stimmen fluchten. Eine der Dosen fiel auf den Boden.
„Mann, Sabine!“, entfuhr es Thomas. Er lief zur Treppe, nahm mit einem Schritt zwei Stufen und ließ die Haustür krachend auffliegen. Drei in die Pedale tretende Fahrradfahrer drohten, in der Dunkelheit zu verschwinden. Ein unfertiger grüner Totenkopf mit nur einer Augenhöhle prangte auf dem Schaufenster des Automaten.
„Bleibt stehen!“, schrie Thomas. Und log: „Die Polizei ist unterwegs!“
„Fick dich!“, pöbelte die besoffene Stimme zurück.
Thomas' Finger zitterten. Vier Versuche brauchte er, um den Schlüssel im Schloss der Autotür zu versenken. Als das Fett-Mobil ansprang, schrie er auf, so laut war das Radio eingestellt. Sabine mochte AC/DC. Er drehte die Musik leise und trat aufs Gas.
Mit ständiger Lichthupe versuchte er, die Verbrecher einzuschüchtern, während er sie vor sich her jagte. Es brachte nichts. Sie waren schlau und trennten sich. Einer fuhr geradeaus, einer bog links ab in Richtung Gemeindehaus, einer rechts ins Feld. Blitzschnell kombinierte Thomas, dass seine Chancen am besten stünden, wenn er dem Feldflüchtling hinterher fuhr. Gut zwei Kilometer ging es geradeaus, links ein Graben, rechts ein Graben, dahinter Ackerfläche.
„Das war's, mein Freund“, stellte er zufrieden fest. Es war ihm ein Genuss, zu sehen, wie panisch die Zielperson sich immer wieder umdrehte. Schließlich tat sie es einmal zu oft und zu heftig. Das Vorderrad stellte sich quer. Der Fahrer flog über den Lenker. Thomas trat auf die Bremse.
Das Rad lag am Rande des geschotterten Wegs. Ein schwarzes Etwas war in den Graben gefallen, schwarze Schuhe, schwarze Hose, schwarzer Kapuzenpullover. Es rührte sich nicht. Thomas schluckte und stieg aus.
„Hallo?“ Der Graben war ausgetrocknet wie jedes Jahr im Juli. Er hüpfte hinein. „Hallo?“
Thomas' Emotionen stellten sich gegen ihn. Er empfand Bedauern und Schuld, dabei hatte er sich an niemandes Eigentum vergangen.
Das dunkle Ding bewegte sich kurz. Noch immer zitterten Thomas' Finger vor Aufregung. Er berührte den schwarzen Stoff. Dessen Träger fuhr herum und schrie ihn an, er solle bloß abhauen, du fette Sau. Die Kapuze rutschte dabei vom Kopf. Es war die Mädchenstimme. Jetzt, da er das Gesicht dazu sah, erkannte er sie.
Thomas sagte ihren Namen. Als Kind hatte sie sich die Haare gewaschen, und die waren auch nicht blau gewesen, und die Ohrringe hatte sie da getragen, wo sie hingehörten, nicht in den Lippen und nicht in der Nase, so wie jetzt. Aber ansonsten war es noch immer ihr Gesicht. Früher war sie nach der Schule manchmal in den Laden gekommen, da war sie in der ersten oder zweiten Klasse gewesen. Sein Vater hatte ihr dann immer eine gerollte Scheibe Mortadella über den Tresen gereicht, und sie hatte sich artig bedankt. Wie jedes normale Kind hatte sie Mortadella sehr gemocht.
„Annika.“ Es klang noch immer unecht, wie Conan oder Obi-Wan Kenobi. „Was soll das, ich meine, was machst du denn hier?“
Ihre Augen waren feucht. Sie hielt sich den rechten Arm. „Ich glaube, ich hab mir was gebrochen, du Arschloch“, schluchzte sie. „Dafür zeige ich dich an.“
„Aber … hast du mir den Automaten kaputt gemacht?“
„Wir haben ihn nicht kaputt gemacht, du fette Sau.“
„Aber ...“
„Deine widerliche Aas-Maschine funktioniert doch noch, oder nicht?“ Ein Rotzfaden schwang an ihrem Nasenring wie ein Kunstturner.
„Das tut weh!“, wimmerte sie und fing jetzt richtig an zu heulen. Sie wirkte zehn Jahre jünger, als hätte sie gerade erst eine Scheibe Mortadella abgestaubt. Thomas griff ihr vorsichtig unter den gesunden Arm.
„Was machst du, du Arschloch?“, schrie sie. Dann sogar: „Hilfe!“ Sie hatte wohl Angst, dass er sie auffrisst.
„Ich bring dich ins Krankenhaus.“
Sie keifte, er solle sie in Ruhe lassen, ließ sich ansonsten aber widerstandslos abführen.

Auf dem Feldweg voller Schlaglöcher fuhr er im Schritttempo, damit sie ihren Arm ruhig halten konnte.
„Musst du so schleichen?“, fragte sie. „Mein Arm tut scheiß weh.“
Er trat aufs Gas und sie wurden durchgeschüttelt.
„Aua, Mann, pass doch auf! Fahr gefälligst langsamer!“
Thomas seufzte. Annika war jetzt eine erwachsene Frau. Endlich endete der Feldweg.
„Kannst du bitte diesen Macho-Scheiß ausstellen?“
Er drehte Bon Scott mittendrin den Ton ab, sodass ein unbedarfter Zuhörer nicht mehr erfahren hätte, wohin der Highway führte, den der Rocker da besang.
„Kann ich jetzt auch mal was fragen?“
Annika stierte aus dem Fenster.
„Sagst du mir, was der Quatsch soll?“
Ein spöttisches Prusten entfuhr ihr. Das ganze Zeug aus ihrer Nase und ihren Augen hatte sich vor dem Mund gesammelt und spritzte gegen die Scheibe.
„Das schnallst du sowieso nicht, du blöder Bauer.“
„Tue ich auch nicht. Ich verstehe nicht, warum.“
„Natürlich nicht. Du legst bloß den Hebel um. Wie im KZ.“
„Was?“
„Lass mich in Ruhe. Zeig mich doch an. Ich hab kein Problem damit, dafür in den Knast zu gehen.“
Regen begann, gegen die Windschutzscheibe zu prasseln. Thomas stellte den Scheibenwischer an.
„In den Knast“, sagte er. „Ich denke auch, dass sie dich dafür in den Knast stecken. So ein Hochsicherheitsding, über dem die Hubschrauber kreisen. Wie bei James Bond oder so was.“
Er blickte zur Seite. Jetzt sah sie ihn an. Der Kampf gegen das heraufziehende Lächeln zeichnete sich in ihrem verweinten Gesicht ab, das eine ihrer blauen Filzlocken in zwei Hälften teilte. Als ihre Mundwinkel nach oben gingen, war sie das Mädchen mit der Mortadella. Thomas lächelte zurück. Licht flutete die Fahrerkabine, als würde die Sonne im Zeitraffer aufgehen. Annika sah nach vorn und schrie seinen Namen. Ihr war wohl eingefallen, er hieß gar nicht Arschloch.

Jens sagte, sie wären viel zu weit auf seiner Spur gewesen. Dazu die Straße, schmierig vom Sommerregen. Den Sekundenschlaf behielt er für sich. Auch deshalb weinte er. Die Tränen löschten die Zigarette zwischen seinen Fingern. Er hörte zwei Feuerwehrmänner flüstern.
Das ist kein Witz: Es könnte sein, dass seine Fettpolster den Fahrer gerettet haben, wie ein naturbelassener Airbag. Aber das Mädchen ist hin. Der Regen hatte schon wieder aufgehört. Im Anhänger schrien die Schweine.

 
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Hallo Proof,

vorweg: eine tolle, kleine Geschichte.
Wieso sterben nur immer die Guten? Das war der erste Gedanke, nachdem ich diese Geschichte gelesen hatte.
Du warst der Erste, der mich hier willkommen hieß, und nun möchte ich der Erste sein, der hier sein Feedback abgibt. Und los:

Er schob sein Lieblingsalbum von AC/DC in den CD-Spieler und drehte auf.
Welches denn? ;)Ich hab damals auch gern mal AC/DC gehört, tue es heute noch manchmal. Hätte ich gern gewusst.

Die Schweine schliefen (...) Er war so müde.
Vielleicht könnte man den Anfangs- und Schlusssatz deiner Einleitung ja zusammenfassen.
Z.B. so: Die Schweine schliefen. Wie gut sie es doch haben, dachte er, und sehnte sich zurück ins Bett.
Der Gedanke ist auch ziemlich witzig, weil er sie ja zum Schlachthof fährt.

Da hast du eine Idee gehabt, Thomas, ein iPhone, eine Relativitätstheorie.
Das hat mir schon an der ersten Stelle nicht sonderlich gefallen, und dann bringst du es noch mal. Natürlich, Thomas hält sich für Steve Jobs und Albert Einstein, vereint in einer Person. Mir gefällt ja schon wie du die einzelnen Charaktere, richtig lebendig werden lässt. Aber hier fand ich den Thomas irgendwie ätzend. Erst paranoid, dann eingebildet. Obwohl er ja am Ende wieder durchaus sympatisch wirkt.

Das grinsende Airbrush-Schweinegesicht auf der Motorhaube des Kleinwagens schien von Woche zu Woche ein bisschen trauriger zu gucken.
Hat mir gefallen.

Er hatte nicht im Internet nachgesehen, was „Antispeziesistische Aktion“ bedeutet.
Ich schon :D

Draußen machte sich jemand die Haare.
Den Satz finde ich unpassend. Wem willst du etwas vormachen? Thomas und ich wissen doch genau, dass es sich um Farb- und nicht um Haarspraydosen handelt.

„Mach' da nicht so einen Film von“, sagte die betrunkene Stimme.
Den Ausdruck hab ich ja noch nie gehört:confused: Aber die Dialoge finde ich in der gesamten Geschichte recht lebendig, möchte ich an der Stelle sagen.


Und log: „Die Polizei ist unterwegs!“
Das "Und log" kann weg, finde ich. Du hättest es uns doch bestimmt erzählt, wenn er vorher noch die Polizei alarmiert hätte, oder?

Sabine mochte AC/DC.
Gleich zwei AC/DC Fans in einer Story, wow.

Ein Rotzfaden schwang an ihrem Nasenring wie ein Kunstturner.
Den Vergleich finde ich klasse, auch wenn sie natürlich gerade in einen dunklen Graben liegen, und Thomas so ein Detail wohl sehr schlecht hätte wahrnehmen können.

Es klang noch immer unecht, wie Conan oder Obi-Wan Kenobi.
Das habe ich nicht ganz verstanden, hat mich stocken lassen.

Als ihre Mundwinkel nach oben gingen, war sie das Mädchen mit der Mortadella.
Genau jetzt, als sie mir sympatisch wurde, muss sie sterben, toll ey ...:hmm:

Die Tränen löschten die Zigarette zwischen seinen Fingern.
Das Bild haut für mich nicht ganz hin.

Nur ein paar Kleinigkeiten in einer runden Geschichte, die mich zwar nicht staunen ließ, aber zumindest gut unterhielt - von Anfang bis Ende. Und das ist doch schon mal was.
Wenn ich mir sonntags mal wieder denke: scheiße, heute hätte ich richtig Bock auf Grillen gehabt, hab aber gestern leider kein Fleisch gekauft, werde ich mich an diese Story erinnern.

Viele Grüße
Hacke

 
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Servus Proof,

Ich weiß ja nicht, wo die Geschichte spielt, auf jeden Fall vermittelt sie mir sehr authentisch das Bild von tiefster Provinz und das entsprechende Aufeinanderprallen gegensätzlicher Lebenswelten. Auf der einen Seite der stiernackige, brave Simpel Thomas, so ein richtig grader Michl scheint mir der zu sein, der das Aufhängen eines Selbstbedienungsautomaten als technologische Großtat begreift, auf der anderen Seite die rebellische, idealistische Jugend, die den vorgestrigen Bauerntölpeln was scheißt.
(Obwohl dieser Generationenkonflikt natürlich etwas durchaus Alltägliches ist, könnte die Geschichte für mein Gefühl ruhig in der Rubrik Gesellschaft stehen.)

Die Handlung finde ich gut konstruiert und auch sehr plausibel erzählt, und die Figuren sind absolut glaubwürdig.
Stilistisch allerdings bin ich nicht hundertprozentig zufrieden mit dem Ding.
Du triffst zwar weitgehend einen Ton, der dem Plot und den Protagonisten angemessen ist, irgendwie geradlinig, dazwischen dann gibt’s aber immer wieder so stilistische Ausreißer.
Gleich zu Beginn erscheint’s mir etwas holprig:

Zur selben Zeit stand einige Kilometer entfernt Thomas am Schlafzimmerfenster und wartete auf die Vandalen. Er blickte hinaus auf den Hof. Um zu hören, wie sie sich anschlichen, lauerte er in der Dunkelheit. Das Fenster aufreißen und etwas hinunterrufen,…

Einige Kilometer entfernt stand Thomas am Schlafzimmerfenster und wartete auf die Vandalen. Er lauerte in der Dunkelheit und blickte hinaus auf den Hof.
(als Leser check ich das schon, dass es zur selben Zeit passiert)

Sabine prangerte seine Starrköpfigkeit an, …
anprangern? Ich weiß nicht recht, das klingt irgendwie so nach Nobelsprech … gefällt mir nicht.

Durch das auf Kipp stehende Fenster verstand er jedes Wort.
Sehr unschön und kompliziert. Durch das halboffene Fenster (?)

Und dann, wo’s auf den Showdown zusteuert, verzettelst du dich:

„Mann, Sabine!“, entfuhr es Thomas. Er lief zur Treppe, nahm mit einem Schritt zwei Stufen und ließ die Haustür krachend auffliegen. Drei in die Pedale tretende Fahrradfahrer drohten, in der Dunkelheit zu verschwinden.
Drei Fahrradfahrer flitzten (sausten, whatever …) davon.

Thomas' Finger zitterten. Vier Versuche brauchte er, um den Schlüssel im Schloss der Autotür zu versenken.
bis er das Schloss (die Autotür) offen hatte.

Blitzschnell kombinierte Thomas, dass seine Chancen am besten stünden, wenn er dem Letztgenannten hinterher fuhr.
Au. Wer nennt ihn denn den Letzten?
Wenn er dem Dritten hinterher fuhr. (?)

„Das war's, mein Freund“, stellte er zufrieden fest. Es war ihm ein Genuss, zu sehen, wie panisch die Zielperson sich immer wieder umdrehte.
Gefällt mir auch nicht.
„Das war's, mein Freund“, stellte er zufrieden fest, als er sah, wie sich der Flüchtende (der Verfolgte) immer wieder panisch umdrehte.

Thomas' Emotionen stellten sich gegen ihn. Er empfand Bedauern und Schuld, dabei hatte er sich an niemandes Eigentum vergangen.
Das Fette könnte für mein Gefühl weg.

Er berührte den schwarzen Stoff. Dessen Träger fuhr herum und schrie ihn an, er solle bloß abhauen, du fette Sau. Die Kapuze rutschte dabei vom Kopf. Es war die Mädchenstimme. Jetzt, da er das Gesicht dazu sah, erkannte er sie.
In diesen Sätzen haut einiges nicht hin.
Dessen Träger klingt so umständlich und dann funktioniert das mit der indirekten Rede nicht richtig, ich weiß nicht, wie man das besser schreiben könnte.
Die Kapuze rutschte dabei vom Kopf. Es war die Mädchenstimme. Der Kopf war die Mädchenstimme? Oder gar die Kapuze?

Es klang noch immer unecht, wie Conan oder Obi-Wan Kenobi.
Das hat ja schon Hacke hinterfragt, ich hab’s auch nicht verstanden.

Auf dem Feldweg voller Schlaglöcher fuhr er im Schritttempo
Auf dem holprigen Feldweg fuhr er im Schritttempo

Der folgende Dialog in der Fahrerkabine ist toll!

Licht flutete die Fahrerkabine, als würde die Sonne im Zeitraffer aufgehen. Annika sah nach vorn und schrie seinen Namen. Ihr war wohl eingefallen, er hieß gar nicht Arschloch.
Ich weiß, jetzt geht’s um Sekundenbruchteile, trotzdem solltest du den letzten Satz anders schreiben, glaub ich.
Ihr war wohl eingefallen, dass er gar nicht Arschloch hieß. (oder Konjunktiv, hieße, keine Ahnung)

Die Tränen löschten die Zigarette zwischen seinen Fingern.
Bei der verlöschenden Zigarette schließe ich mich wieder Hacke an. Wie soll das gehen? Spritzen die Tränen aus seinen Augen wie aus einem Gartenschlauch?

Er hörte zwei Feuerwehrmänner flüstern.
Das ist kein Witz: Es könnte sein, dass seine Fettpolster den Fahrer gerettet haben, wie ein naturbelassener Airbag. Aber das Mädchen ist hin. Der Regen hatte schon wieder aufgehört. Im Anhänger schrien die Schweine.
Sagt das ein Feuerwehrmann? Wäre da nicht direkte Rede besser? Oder zumindest Konjunktiv:
Das sei kein Witz, usw.
Und den zwei letzten Sätzen (nach Aber das Mädchen ist hin) würde ich einen eigenen Absatz gönnen.

Also da und dort gäbe es für mich noch einiges zum Nachbessern, Proof, aber im Großen und Ganzen finde ich die Story wirklich klasse.

offshore

 

Hallo Proof

Also ich muss schon sagen, diese Idee ist tierisch gut präsentiert und perfide aufgezogen. Ich dachte bereits, welch harmlose Handlung sich da abspielt, tut es ja auch, aber eben mit einer sich überschlagenden Inszenierung.

Ganz glatt kam ich bei der Verfolgungsjagd nicht über die Runden:

Als Kind hatte sie sich die Haare gewaschen, und die waren auch nicht blau gewesen, und die Ohrringe hatte sie da getragen, wo sie hingehörten, nicht in den Lippen und nicht in der Nase, so wie jetzt.

Das auch der Negierung ihres Erscheinungsbildes vorabgesetzt, führte für mich als Leser zum Sturz. Aufrappelnd, aber erst beim dritten Anlauf, einem beharrlichen darüber hinweggehen, seinen Sinn erfassend. Ich denke mal, du wolltest den Leser spüren lassen, wie es ist, auf die Nase zu fallen. :D

Dabei, war bereits der Titel so ein Ding, also ich weiss nicht … Wäre dein Nick nicht zwinkernd darüber gestanden, hätte ich wohl die Augen fest zugekniffen und mich nach Wohlklingendem umgeschaut.

Na, sonst kann ich nur sagen, war mir kurz und vergnüglich.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Proof,

hatte noch keine Geschichte von dir kommentiert, wohl aber gelesen, meistens ja Horror, was nicht so ganz mein Ding ist. Diese hier ist auf jeden Fall der Hammer! Was würde die PETA wohl sagen?:D Die Idee mit diesem Fleisch-Automaten, die Verortung im Provinziellen, die Sportfeste, das Grillen, dann dieses Mädchen mit der Mortadella - alles geschickt gemacht, du bietest dem Leser hier Identifiktionspotential, und zwar jede Menge. Jeder kennt es, und man geht mit. Im Grunde stellst du hier ja zwei grundverschiedene Systeme gegeneinander: Einmal der erfolgsorientierte Karrierist, (oder Opportunist) und einmal die politisch korrekten Aktivisten, für die Meat eben Murder ist, und nicht nur Mittel zum Zweck, eben keine "Relativitätstheorie". Diese Welten prallen aufeinander, und dann überschlagen sich die Ereignisse.

Am Anfang hatte ich mit dem Ende meine Schwierigkeiten, weil ich dachte, es wirkt so angepappt, vielleicht hätte man einfach rausgehen sollen, aber die letzten Sätze, diese Quintessenz mit dem Fettpolster und wie die Schweine schreien, und das Mädchen ist hin, so kalt, ja, so absurd, so böse, so gut ... da passt alles, das versöhnt.

Also, konstruktiv kann ich da wenig sagen, wenig mäkeln, ich finde die KG gelungen, rundum, ganz ehrlich.

Gruss, Jimmy

 
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Hi Proof!

Ich fand die Geschichte nicht so stark. Mich stört, dass der Anfang und das Ende so alleine sind und nichts mit dem Text sonst zu tun haben. Außerdem ist für mich die Aussage des Textes bloß: Die Welt ist nicht fair. Der Dicke Fleischesser überlebt, weil er so Fett vom Fleisch ist. Das Mädchen, das Tiere retten will, stirbt. Ich muss da mal drüber nachdenken, ob noch mehr dahinter steckt. Nach dem ersten Lesen war es das, was ich gesehen hab und für mich war das jetzt nichts Neues. Dass die Welt nicht fair ist, hab ich vorher auch schon gewusst.

Ein Rotzfaden schwang an ihrem Nasenring wie ein Kunstturner.
Das fand ich echt richtig geil!

Er blickte zur Seite. Jetzt sah sie ihn an. Der Kampf gegen das heraufziehende Lächeln zeichnete sich in ihrem verweinten Gesicht ab, das eine ihrer blauen Filzlocken in zwei Hälften teilte. Als ihre Mundwinkel nach oben gingen, war sie das Mädchen mit der Mortadella. Thomas lächelte zurück.
Da wird sie einmal ein kleines bisschen weich und das ist ihr Tod. Hätte sie nicht gelächelt, sondern gesagt: Guck auf die Straße, du Arschloch, hätte Thomas vielleicht noch ausweichen können.

Also, ich bekomms irgendwie nicht ganz zu fassen. Auf mich wirkt es so belanglos. Ich finde das Thema "Fleisch essen oder nicht" eigentlich sauspannend. Aber hier haben mich nicht so die interessanten Dinge erreicht, die in dem Thema drinstecken. Ich muss jetzt nicht über irgendwas nachdenken oder so, weil ich deine Geschichte gelesen hab. Ist natürlich nicht zu leugnen, dass ich mit Erwartungen lese, wenn ich deinen Namen sehe und ja, wäre die Geschichte von einem Neuling, hätte ich sicher ganz anders kommentiert. Das nervt mich selbst auch. Aber so ist es. Vielleicht hätte man das mit dem Wurstautomaten eher ins satirische ziehen müssen. Ach, ich denke, es ist jetzt eh keine Geschichte, für die du ewig gebraucht hast, oder? Also: klar, man kann es gut lesen, wie immer, aber es kickt mich diesmal nicht. Du hast mal so ne geile Alltagsgeschichte geschrieben "Schinesisch", glaub ich. Das hat mich geflasht. Hier ist auch kein richtiger Konflikt, oder? Vielleicht wäre der Konflikt gewesen, wie das Mädel sich wirklich nicht helfen lassen will von Thomas, sich wehrt und sie aber schwerz verletzt ist, ohne es wirklich zu bemerken. Wie der Typ, der mit Eisenstange im Kopf zum Arzt gegangen ist. Oder: Sie flüchtet, fällt einen Abhang runter, landet mit gebrochenen Beinen vor einer Grillhütte, ganz abgelegen, wo aber ein Wurstautomat steht und nach paar Tagen zieht sie sich ne Currywurst, weil sie mit den gebrochenen Beinen nicht wegkommt ... Ach, ich bin jetzt ruhig.


Lollek

 

hi proof!

ich fand die story nicht schlecht. mir gefällt das szenario, das sehr gut rüberkommt: provinz, dicker metzger hält seine erfindung, die die menschheit 24h mit wurst versorgen soll, für revolutionär, ist entsetzt darüber, wieso alternative jugendliche da ihre sprüche draufpappen. schreiben kannst du, keine frage, das war unterhaltsam zu lesen. aber irgendetwas störte mich (heute vormittag) da beim lesen - oder besser gesagt fehlte mir.
von vorne: das soll ja eine geschichte übers (nicht-)fleischessen sein, und dieses thema sagt mir allein schon deswegen zu, weil ich mich selbst lange zeit damit beschäftigt habe. aber zurück zur storyline: was mir fehlt ist irgendwie diese motivation, wieso die kids denn so wütend auf die fleischfresser sind. wenn du deine leser zum denken übers fleischessen anregen willst, sollte das irgendwie vorkommen, finde ich. du könntest ja einfach einen 'bruch' bei deinem prot (metzger) entstehen lassen, der ist ja wohl der typische fleischesser - lass den doch mal (wenn auch nur kurz) in die gedankenwelt eines vegetariers/veganers linsen, lass irgendetwas passieren, das selbst diesem eingefleischten (haha) fleischproleten ins wanken bringt. irgend so etwas hätte mir im plot gefallen zu lesen! oder eben umgekehrt - lass die veggies zur einsicht kommen, die welt ist hart und scheiße, wer überleben will muss andere umbringen. aber nur so gedanken am rand. das hätte womöglich mehr tiefe gebracht. denn auf irgendeiner seite steht der leser immer - entweder isst er fleisch, oder nicht. dann zu lesen, wie jemand mit der eigenen meinung diese aufgrund irgendeines vorfalls ändert bzw. zu ändern gedenkt wäre sicherlich spannend. jetzt hat deine geschichte halt die pointe: vegetarier will tiere retten und wird von einem laster voller schweine überfahren. auch nicht schlecht, aber wenn du so einen bruch einer einstellung am höhepunkt deiner geschichte eingefädelt hättest, wäre ich wahrscheinlich vollends zufrieden gewesen. vielleicht ist das auch geschmackssache, einfach eine blöde idee von mir oder eine ganz andere geschichte, aber bei einer story übers (nicht-)fleischessen sollten irgendwie auch immer hintergrundmotivationen mitschwingen, finde ich. hört sich jetzt nach bösem gemecker an, ist aber gar nicht so gemeint, ist bloß so ein gedanke, der mir beim lesen gekommen ist. ich hoffe du weißt, was ich meine ;) ansonsten gern gelesen!

grüße,
zigga

 

Hej Proof,

mir hat's ganz gut gefallen.

Das Mortadella-Mädchen sagt mir ein oder zweimal zu oft "Scheiß" und "Arschloch" (obwohl ich gerne zugebe, dass man in emotionalen Momenten nicht unbedingt nach ausgebufften Schimpfwörtern sucht, aber das ist ja dann auch die Realität und eine ganz andere Kiste) und supertoll fände ich, wenn dieser ... Thomas noch etwas aussagekräftiger wäre, gleich zu Beginn. Wenn man den Leser wohlmöglich in die Situation bringt, ihn einerseits (nur so als Beispiel) für irgendwelche speziellen Lebensumstände zu bemitleiden und gleichzeitig für seine Idee zu verurteilen, das fänd ich schön und wünschenswert.

Die Treppe würde er mit zwei Stufen pro Schritt nehmen
Ich guck jetzt noch mal, ob ich das richtig verstanden habe, dass der Thomas sehr dick ist. Wenn ja, dann wäre hier die Gelegenheit, um davon zu erzählen.

Zwei Tage zuvor war er mitten am Tag auf der Toilette eingeschlafen.
Das könnte man auch ausbauen (z.B.: Ihm sind die Beine eingeschlafen, er kommt nicht mehr vom Sitz hoch, ruft nach Sabine, die ihn nicht mal ansatzweise hochhieven kann und konsequent droht, die Feuerwehr zu rufen, was Thomas natürlich gar nicht recht ist und zwingt, trotz runtergelassener Hosen so lange auf sie einzuschreien (was sie ihrerseits mit einem Mordsgekreische quittiert) bis er unvermittelt aufsteht, was eigentlich ein Anlass zur Freude wäre und zu einem erlösenden Lachen beiderseits führen könnte, leider aber nur dafür sorgt, dass er verdutzt guckt und Sabine ihm mindestens zwei Wochen lang bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorwirft, dass er erstens simuliert hat und sich außerdem weigert ihm in irgendeiner Form zu "helfen", und sei es nur, dass sie sich beim Abendbrot weigert, ihm das Glas mit sauren Gurken zu reichen, weil sie "nicht angeschrien werden will").
Ich mein ja nur. Er sollte mehr Mitleid erregen, oder?

Den Jens könntest Du nach meinem Empfinden streichen. Ich war beim ersten Lesen etwas unkonzentriert (und hoffe, ich hab nicht noch mehr überlesen) und dachte, Jens und Thomas wären ein und derselbe und es hat kaum gestört. Nur warum Thomas nach einem getauschten Lächeln mit Annika in einen Sekundenschlaf fällt, wollte mir nicht einleuchten.

Ob das jetzt den Kohl fett macht, dass sie von einem Schweinetransporter platt gemacht werden oder durch das eigene Fett-o-mobil ... das hat so was von "Hihihi, das Schicksal hat mal wieder einen seiner berüchtigten Scherze vom Stapel gelassen."

Ein Rotzfaden schwang an ihrem Nasenring wie ein Kunstturner.
Das hier mochte ich.

Gerne hab ich's gelesen.

LG
Ane

 

@ Ane & Herr Lollek

Ane schrieb:
Das könnte man auch ausbauen (z.B.: Ihm sind die Beine eingeschlafen, er kommt nicht mehr vom Sitz hoch, ruft nach Sabine, die ihn nicht mal ansatzweise hochhieven kann und konsequent droht, die Feuerwehr zu rufen, was Thomas natürlich gar nicht recht ist und zwingt, trotz runtergelassener Hosen so lange auf sie einzuschreien (was sie ihrerseits mit einem Mordsgekreische quittiert) bis er unvermittelt aufsteht, was eigentlich ein Anlass zur Freude wäre und zu einem erlösenden Lachen beiderseits führen könnte, leider aber nur dafür sorgt, dass er verdutzt guckt und Sabine ihm mindestens zwei Wochen lang bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorwirft, dass er erstens simuliert hat und sich außerdem weigert ihm in irgendeiner Form zu "helfen", und sei es nur, dass sie sich beim Abendbrot weigert, ihm das Glas mit sauren Gurken zu reichen, weil sie "nicht angeschrien werden will").

Herr Lollek schrieb:
Oder: Sie flüchtet, fällt einen Abhang runter, landet mit gebrochenen Beinen vor einer Grillhütte, ganz abgelegen, wo aber ein Wurstautomat steht und nach paar Tagen zieht sie sich ne Currywurst, weil sie mit den gebrochenen Beinen nicht wegkommt ...

Hihi, ihr zwei solltet ein Schreibkollektiv gründen, gemeinsam mit Proof, Teufel, kämen da Sachen raus. Verdammt, wo nehmt ihr nur die Ideen her?

offshore
(lauthals grinsend)

 

Hallo Proof,

feine Geschichte mit feinen Details (die gemalten Schweinegesichter schauen immer trauriger, der Speck vom Fleischessen wird zum Lebensretter, ihr fällt ein, dass sein richtiger Name doch nicht Arschloch ist ...). Habe ich gerne gelesen, auch die Gegenüberstellung von zwei Sichtweisen aus zwei Welten, die sich gegenseitig abqualifizieren (dummer Bauer versus Terrorist). Allerdings hätte man das Thema meiner Ansicht nach noch vertiefen können, in der Richtung wie es ansatzweise bei der 'KZ-Hebel-Bemerkung' war.

Viele Grüße,

Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Proof,

deine Geschichten liest man schon gern, weil Du stilistisch und erzähltechnisch einfach im festen Sattel sitzt, keine Frage. Die Geschichte jetzt hier, mmh, anders, will ich mal sagen, anders zu denen, die ich bisher von Dir gelesen habe und das waren ja vor allem die Nicht-Horrorgeschichten. Die die ich kenne, die waren so schön leise und die hier scheint mir so laut. Das Thema ist mir nicht klar, sie läuft sehr auf die Pointe hinaus. Und die ist ja mal ... naja, schwierig finde ich :). So für Zwischendurch, so wie eine Scheibe Mortadella beim Metzger, doch, das ja, aber keine Geschichte die bleibt, für mich.

Sabine prangerte seine Starrköpfigkeit an, aber die Worte wurden immer unverständlicher. Es klang, als hätte sie eine Kieferklemme. Schließlich ging ihr Atem wieder regelmäßig.

Das hab ich nicht verstanden, warum ihre Worte unverständlich werden. Ich finde das eigenartig, irgendwie. Sie ist genervt, von mir aus auch das mit dem Atem, dass sie irgendwann akzeptiert, dass er ihr nicht zuhört und sich wieder abregt, aber das ihre Worte unverständlich sind - weiß nicht, wie ich das einordnen soll.

Annika sah nach vorn und schrie seinen Namen. Ihr war wohl eingefallen, er hieß gar nicht Arschloch.

:)

Und ich mag auch die Wiederholungen, die man in deinen Texten findet. Die sind schon gut eingesetzt, dass denk ich jedes Mal und jetzt sag ich das mal.

So, ist jetzt keine Geschichte wo ich jetzt groß über die Figuren reden kann oder den Inhalt, ist Unterhaltung für mich, und dagegen hab ich nichts.

Beste Grüße, Fliege

Nachtrag: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend,

schon spannend, wie so ein Ding sich in Leserköpfen verselbstständigt. Vorneweg: Ich bin seit mehr als zehn Jahren Vegetarier und habe so meine Überzeugungen bei dem Thema. Allerdings habe ich mich auch ganz bewusst nie zu den Predigern gestellt, und ich hab nie die Nase gerümpft, weil sich neben mir jemand ein Mettbrötchen ansteckt oder so etwas.

Ich will keine Texte mit klaren ideologischen Botschaften schreiben. Kann höchstens sein, dass hier auf der unterbewussten Ebene etwas hineingerutscht ist. Aber der Thomas ist in meinem Kopf kein Bösewicht und die Annika ist nicht die gute Fee. Ehrlich gesagt kommt sie mir schon eher wie die typische besserwisserische Teentussi vor, da hat gar keiner was zu gesagt. Auch dieses schwarzweiße Weltbild, entweder du bist Tierrechtler oder Arschloch, das' doch unangenehm. Nur die böse Hexe ist sie halt auch nicht.

In meinem Heimatdorf gibt es diesen Automaten und der geht steil. Die Idee war: Mal keine Hakenkreuze oder Fuck the System mit Edding auf der verrottenden Parkbank, sondern Aktivisten in Sachen Tierrecht – was passiert dann? Nicht mehr, nicht weniger. Esst doch, was ihr wollt. Nur bitte keine Tierteile.


Hacke:

Welches denn?

Das mit Highway to Hell drauf. Musste ich selbst googeln, AC/DC war vor meiner Zeit. Metal und Hardrock in den meisten Varianten waren außerdem ziemlich uncool, wenn man in den Neunzigern Teenager war. Einzige Ausnahme waren, sind und werden wohl immer Slayer bleiben.


Das hat mir schon an der ersten Stelle nicht sonderlich gefallen, und dann bringst du es noch mal.

Ich hatte lediglich überlegt, aus der Relativitäts- die M-Theorie zu machen, um nicht so ausgelutscht zu klingen. Liest sich auch besser.


Den Satz finde ich unpassend. Wem willst du etwas vormachen?

Da ist was dran. Ich finde die Formulierung „sich die Haare machen“ so lustig, da habe ich wohl alle logischen Bedenken über Bord geworfen.


Den Ausdruck hab ich ja noch nie gehört

Da musst du mal hier bei uns Westfalen beikommen.


Du hättest es uns doch bestimmt erzählt, wenn er vorher noch die Polizei alarmiert hätte, oder?

Mh. Das ist wohl Hollywooddenke. Schwelle so niedrig wie möglich, bloß kein Publikum verschenken. Wer's nicht versteht, steigt aus, wem's übererklärt ist, der rollt halt kurz die Augen und weiter geht’s. Ich guck mal.


auch wenn sie natürlich gerade in einen dunklen Graben liegen

Hast recht. Hätte schwören können, das kommt erst im Auto.


Das Bild haut für mich nicht ganz hin.

Hat ernst glaube ich auch angekreidet. Wegen der nassen Finger erlischt die Fluppe. Werde ich erweitern.


ernst:

Ich weiß nicht recht, das klingt irgendwie so nach Nobelsprech

Absicht, ähnlich wie die Zielperson. Auch das Einbauen direkter in die indirekte Rede (er solle bloß abhauen, du fette Sau, später der Feuerwehrmann) ist so ein Proof-Ding. Er hieß gar nicht Arschloch auch. Die restlichen Anmerkungen kann ich nachvollziehen, werde mich demnächst drum kümmern.


Anakreon:

Dabei, war bereits der Titel so ein Ding, also ich weiss nicht

Alliterier dich oder ich scheiß dich zu! Manchmal übertreibe ich's ein bisschen, und ist ja auch eher was für eine Zeitungsschlagzeile, aber in diesem Fall hier ist der Titel gesetzt.


jimmysalaryman:

hatte noch keine Geschichte von dir kommentiert, wohl aber gelesen

Kann ja jeder kommen.


Was würde die PETA wohl sagen?

Bei denen wird’s Veganertum zur Ersatzreligion. Geht mir gegen meinen anarchistischen Kern, insofern können die von mir aus in die Wurst.

Die Idee mit diesem Fleisch-Automaten

Hach, das Lob muss ich ja nun leider von mir weisen. Fleischerei Gieseking in Haddenhausen, denen ihre M-Theorie war das.


Einmal der erfolgsorientierte Karrierist

Kann man so lesen, würde mir persönlich aber zu weit gehen, wie eingangs bereits erwähnt.


Am Anfang hatte ich mit dem Ende meine Schwierigkeiten

:lol:


Lollek:

Dass die Welt nicht fair ist, hab ich vorher auch schon gewusst.

Auf den ersten Blick ein bestechend logisches Argument, dass sich auf den zweiten allerdings ins Unendliche dehnen lässt: Ich wusste vor Extremely Loud and Incredibly Close, dass es traurig ist, wenn der Vater stirbt, ich wusste vor Angela's Ashes, dass in Armut aufwachsen Mist ist, und ich wusste vor It, dass in der Kanalisation unter amerikanischen Kleinstädten Monster wohnen, die kleine Kinder fressen.


Ich muss jetzt nicht über irgendwas nachdenken oder so

Wie gesagt: Keine Botschaft beabsichtigt.


zigga:

das soll ja eine geschichte übers (nicht-)fleischessen sein

Nein, über einen Metzger mit Wurstautomaten, der von ein paar militanten Vegetarierkids gepiesackt wird.

Ane:

Das Mortadella-Mädchen sagt mir ein oder zweimal zu oft "Scheiß" und "Arschloch"

Kenne ich. Ordinäre Sprache nervt mich auch schnell, selbst wenn sie als authentisch durchgeht.


ihn einerseits (nur so als Beispiel) für irgendwelche speziellen Lebensumstände zu bemitleiden und gleichzeitig für seine Idee zu verurteilen

Es würde mir völlig reichen, wenn man ihn so lesen kann, dass er halt auch nur ein Mensch ist. Er hat Frau, fordernden Vater, fein laufendes Geschäft ... Wenn du mit gewissen Überlegungen nie in Kontakt gekommen bist, aus welchen Gründen auch immer, dann guckst du Vegetarier an, als wären das Leute aus einem Paralleluniversum. Vermutlich ohne jeden bösen Hintergedanken.


z.B.: Ihm sind die Beine eingeschlafen, er kommt nicht mehr vom Sitz hoch, ruft nach Sabine, die ihn nicht mal ansatzweise hochhieven kann und konsequent droht, die Feuerwehr zu rufen, was Thomas natürlich gar nicht recht ist und zwingt, trotz runtergelassener Hosen so lange auf sie einzuschreien (was sie ihrerseits mit einem Mordsgekreische quittiert) bis er unvermittelt aufsteht, was eigentlich ein Anlass zur Freude wäre und zu einem erlösenden Lachen beiderseits führen könnte, leider aber nur dafür sorgt, dass er verdutzt guckt und Sabine ihm mindestens zwei Wochen lang bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorwirft, dass er erstens simuliert hat und sich außerdem weigert ihm in irgendeiner Form zu "helfen", und sei es nur, dass sie sich beim Abendbrot weigert, ihm das Glas mit sauren Gurken zu reichen, weil sie "nicht angeschrien werden will"

Das war tatsächlich auch mein erster Gedanke, aber ich wollte dann lieber schnell fertig werden.

Das hier mochte ich.

Der Turnerrotz ist der Hammer, nä? Ich glaube, allein dafür hat sich die Geschichte gelohnt.


Evaluisegroh:

Also Eva-Luise-Groh. Auf den ersten Blick dachte ich, du hättest dich nach einer Elbe in Herr der Ringe benannt.

in der Richtung wie es ansatzweise bei der 'KZ-Hebel-Bemerkung' war

Da wollte ich eigentlich nur diese klare Freund/Feind-Trennung dokumentieren. Mit den Nazis vergleicht ja gerne mal jeder jeden, auch unsere weisen Anführer greifen immer mal wieder auf diese rhetorische Splittergranate zurück. Wie die Kinder halt.



maria:

Ich finde, deine Geschichten haben immer irgendetwas Hartes.

Klingt nach Wiedererkennungswert und nehme ich deshalb mal als Kompliment.


dass ich diesmal die Geschichte dem richtigen Autor zuordne

Nope. Ich hab zwar tatsächlich eine Stalkergeschichte auf der Platte liegen, aber die ist komplett unbearbeitet und wäre dir mit Sicherheit nicht positiv im Gedächtnis geblieben, wenn du sie gelesen hättest.


Fliege:

Das hab ich nicht verstanden, warum ihre Worte unverständlich werden.

Sie schläft wieder ein. Sollte vielleicht deutlicher werden.


Und ich mag auch die Wiederholungen, die man in deinen Texten findet.

Ich wiederhole mich nur ungern, aber ich wiederhole mich nur ungern.


Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Welcher Geburtstag? Ich will nicht sterben!


So. Auch wenn's bei einigen nur für ein oder zwei Sätze gereicht hat, bin ich hoffentlich jedem gerecht geworden. Ich gebe auch zu bedenken, dass es in Westfalen gerade weit nach Mitternacht ist, also macht da nicht so einen Film von.


Vielen Dank fürs Lesen, eure Kritiken und Kommentare, Verbesserungen und alles eben!

Grunzt
Proof

 

Hallo Proof,

noch mal kurz. Meine Bemerkung bezog sich nicht auf die Art des Vergleichs (ist immer schwierig, wenn anders Denkende in die Nazi-Ecke gestellt werden) sondern darauf, dass für meinen Geschmack - nee, nicht ideologisierend - doch das dahinter liegende Thema Tierverzehr noch eine etwas tiefergehende Rolle hätte spielen können. Aber deinem Kommentar entnehme ich, dass dies trotz deiner Ansicht dazu von dir nicht beabsichtigt war. Kann ich mit leben.
Übrigens, mit deinen 10 Jahren bist du doch eher eine Anfänger, bei mir sind's 34 :-).

Viele Grüße,

Eva

 

Hallo,

Das Fenster aufreißen und etwas hinunterrufen, damit würde er sich nicht zufrieden geben.
Unnatürliche Konstruktion, oder? Eher andersrum. Er würde sich diesmal nicht damit zufrieden geben, nur das Fenster aufzureißen und etwas hinunterzurufen.
Das sind so Konstruktionen, die hör ich manchmal im Radio. Irgendeine Beschreibung einer furchtbaren Tat und dann kommt: Der Frau gelang es, nachdem sie der Täter mehrfach in Brust und Arme stach, noch in die Küche zu kriechen, wo sie verstarb.
Die Information, die ich als Leser erstmal brauche ist doch: Sie stirbt – was ihr dann noch gelingt, ist jetzt nicht so spannend. Und hier wär doch auch erstmal die Information wichtig, dass er das eben NICHT macht.

Die ihm den Vogel gezeigt hatten erwischte er später dabei, wie sie Nachschub für ihre Grillfeten holten. Spätestens am Sonntag, wenn die Supermärkte geschlossen waren, lachte niemand mehr.
Hm, das muss in den Konjunktiv. Und „Die ihm den Vogel gezeigt hatten“ müsste eigentlich „die, die ihm den Vogel gezeigt hatten“ heißen.

Blitzschnell kombinierte Thomas, dass seine Chancen am besten stünden, wenn er dem Letztgenannten hinterher fuhr.
Das „Letztgenannte“ kann man in einem literarischen Text nur sehr selten verwenden, das ist auch eine Sache der Perspektive. Der personale Erzähler hier, ist ja eigentlich Thomas, und der führt nun nicht gerade Protokoll darüber, was er eben erzählt hat und kann darauf mit „Der Letztgenannte“ beziehen.

Ja, mei. Was macht denn das Ende da? Also das Ende hätte auch an einer ganz anderen Geschichte stehen können.
Das ist eine Gute-Laune-Geschichte, die sich für mich dadurch auszeichnet, dass die Leute in der Geschichte gerne Figuren in einem Film wären. Ich glaub beide. Das ist heute eine Sehnsucht, denke ich, bei dieser Generation Praktikum, oder wie man sie nennen will, dass man das Leben schon gerne mehr wie in einem Blockbuster hätte. Mehr Action. So seh ich die 2. Da ist diese Verfolgungsjagd, wie er sich anpirscht, wie die beiden flüchten . Das macht denen richtig Spaß. Das bringt mal Bewegung in ihr Leben. Und dann ist dieser Moment, wenn sie einander näherkommen – und der wird dann durch den Autounfall platt gemacht. Das fand ich schade. Ansonsten war das eine sympathische Geschichte, sehr zügig, keine Längen, sher sympathische Figuren. Ich mochte vor allem, wenn die Frau seine Tarnung auffliegen lässt und er „Och Menno!“ und dann hinter denen her.
Und auch wie die Informationen so hintenrum geliefert werden: Der Metzgersohn, er hat diese Erfindung – und das Mädchen kennt er noch. Was Annika eigentlich für ein ausgedacht klingender Name ist – das mochte ich alles wirklich gern, ich hätte da gerne weitergelesen und dann kommt halt der Unfall.
Ich finde das sind so Klappe zu, Affe tot-Enden. Ich kann mich dran erinnern, dass du einige dieser Enden schonf rüher hattest, und dass ich das auch damals schon nicht gut fand, und du dann sagstest, du schreibst eben und planst nichts und dann hörst du eben auf.
Ich kann mich damit schwer anfreunden. Das sind so ein bisschen High-Concept-Texte, die von einer Prämisse leben, bei der jeder sagen würde. Oh das klingt gut!, aber grad bei denen fände ich es wichtig, die dann auch mal bis zu einem „natürlichen“ Ende zu erzählen.

Aber ansonsten ist das eine sehr amüsante, kleine Geschichte, ich hab das gern gelesen, zwei-, dreimal richtig geschmunzelt und mich amüsiert. Es ist dann einfach so, dass, wenn ich das Gefühl habe, in der Geschichte drin zu sein, dann der letzte Absatz kommt und mich dann bisschen enttäuscht zurücklässt.
Ich denke da wäre wirklich mehr drin.

Gruß
Quinn

 

Hallo Proof!

Ich gehöre auch zu denen die nichts von dem essen, was ein Gesicht hat … also wenn Mortadella, dann in der Ausführung „Blanko“. :D

Ein wirklich gut geschriebener Text, hab ich gern gelesen. Jedoch, im Nachhinein sind die Fragen: „Was wird hier erzählt, welcher Konflikt liegt vor, wie könnte die Prämisse lauten“, nicht leicht zu beantworten.
Ich versuche mal, meine Eindrücke, die ich während des ersten Lesens hatte, aufzuschreiben.

Zunächst geht es um Vandalen, die etwas, was ein anderer besitzt, in diesem Fall Thomas, offensichtlich zum wiederholten Male zerstören wollen. Ein typisches Gut gegen Böse Krimithema.
Dann erweisen sich die Vandalen als Veganer und Thomas als Schlachter. Damit bekommt der anfangs simple Krimistoff mehr Tiefe.

Im weiteren Verlauf der Geschichte erweisen sich die Veganer als Jugendliche. So viele jugendliche Veganer in einem Dorf erscheint mir unwahrscheinlich. Ich hege die Vermutung, hier geht es in Wahrheit um einen Generationenkonflikt, der sich in Randale gegen das Establishment zum Ausdruck bringt. Veganertum ist nur eine Art Aufhänger.

Diese Vermutung wird dann auch bestätigt, als Annika und Thomas ins „Gespräch“ kommen.
Thomas erinnert sich an eine „andere“ Annika und knüpft dort an. Das macht er, für einen blöden, fleischfressenden Bauern sehr geschickt. Diese Szene gefällt mir. Sie ist in den Teilstücken so typisch und doch am Ende eher untypisch. Die beiden lächeln sich an.

Bis dahin find ich die Geschichte richtig gut. Den Jens mit seinem Schweinetransport habe ich längst vergessen.
Also, die Beiden lächeln sich an. Und dann, oder besser, darum flutet Licht die Fahrerkabine. Jetzt übertreibt der Erzähler aber ein wenig, dachte ich. Das passt ja überhaupt nicht zum bisherigen Stil.

Nunja, der letzte Absatz liefert Aufklärung. Zumindest für die Lichterscheinung.
Das Ende (nach dem gefühlten Ende) hat sehr dramatische Auswirkungen, aber nicht nur für das Mortadella Mädchen, sondern für die ganze Geschichte.
Der Feuerwehrmann sagt, das sei kein Witz, und damit hat er gewissermaßen Recht, denn was ich da nun vorfinde, ist schwärzester Schwarzer Humor. Ich vermute, dass brauche ich nicht näher erläutern, oder?
Des weiteren schleicht sich mit der Bemerkung des Feuerwehrmannes, dem Fahrer hätte wohl sein Fettpolster gerettet, während das (vermutlich dünne) Mädchen hin sei, in das Veganer versus Schlachter Thema, das nun plötzlich wieder auf dem Tablett liegt, eine Polemik ein, welche der Geschichte nicht gut zu Gesicht steht.

Der Esskultur-Konflikt-Verlauf hat eine ganz andere Dramaturgie als der Generationenkonflikt-Verlauf. Ersterer ist sprunghaft und durch die Hand des Schicksals dirigiert, während der zweite Konfliktverlauf (also die Geschichte ohne ersten und letzten Absatz) sich durch die Charaktere entwickelt.

Wie auch immer, ich muss selbstverständlich das Gesamtwerk begutachten, und nicht etwa Teile davon. Das Gesamtwerk ist, aufgrund des sprunghaften Konfliktverlaufs, sehr schwierig einzuordnen. Das macht die Suche nach einer passenden Prämisse nicht leicht. Wo finde ich hier Ursache und Wirkung? Wie bringe ich die Variablen Hauptfigur, Konflikt und Lösung in eine Gleichung unter?
Ich sage mal ganz bewusst provokant: Das geht hier nicht, weil die Geschichte zu realistisch ist. Sie enthält zu wenig Fiktion! Und deshalb erklärt oder beweist sie nix, sie zeigt nur, wie aberwitzig das Schicksal sein kann.

Fazit: Für mich funktioniert das Gesamtwerk nicht. Und wenn ich die Geschichte noch einmal lese, was ich bestimmt tun werde, lass ich den ersten und letzten Absatz aus! Denn nur was dazwischen steht, ist eine Geschichte. Und die gefällt mir! Da ergeben die Variablen eine Gleichung. Da wird etwas erklärt und bewiesen.

Lieben Gruß

Asterix

 

Der Letzgenannte ist raus. Ganz zufrieden bin ich mit der aktuellen Lösung immer noch nicht (Feldflüchtling heißt ja eher, er flüchtet vom Feld), aber der Letztgenannte ist raus. Schon mal Danke den jüngsten Kritikern. Eine umfangreichere Antwort gibt es im Laufe der Woche oder am nächsten WE.

Grüße
JC

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

Quinn:

Hm, das muss in den Konjunktiv.

Hä? Wieso? Und „Die ihm den Vogel gezeigt hatten“, ist das falsch? Ich dachte an Der mit dem Wolf tanzt


Mehr Action.

Ja, mit ein bisschen Abstand betrachtet passiert da tatsächlich recht viel Aufregendes für eine Alltagsgeschichte.


Was Annika eigentlich für ein ausgedacht klingender Name ist

Mir ist auch erst eine im Leben begegnet. So ein schöner Name. Bei den Sandras dagegen habe ich längst den Überblick verloren.


und du dann sagstest, du schreibst eben und planst nichts und dann hörst du eben auf.

Nein, das ist vorbei. Das Schreiben geht viel besser von der Hand, wenn man mindestens mal eine grobe Richtung hat, in die man will. Je konkreter die Richtung, desto besser schreibt es sich. Früher habe ich mich auch hingesetzt und gedacht, so, jetzt schreibe ich mal eine Stunde. Die Texte habe ich dann teilweise nach zwei Seiten archiviert, weil ich gemerkt habe, ich habe keine Ahnung, wo ich hin will. Heute, wo die Freizeit viel weniger geworden ist, habe ich meistens drei, vier, fünf Ideen parat, wenn ich zum Schreiben komme. Also, fast fertige Ideen, die sich dann in der Nachbearbeitung natürlich noch mal komplett drehen können. Ein cooles Bild, ein cooler Satz im Kopf und einfach drauflos schreiben, das mache ich nicht mehr.

Hier sind halt Anfang und Ende aufeinander abgestimmt. Das Abgehackte kommt wohl dadurch, dass man das Gefühl hat, das Gespräch zwischen den beiden im Auto sollte eigentlich mindestens die zweite Hälfte der Geschichte ausmachen. Also, ich habe das auch. War ein Wettbewerbsbeitrag mit Wortzahlbegrenzung, wenn du verstehst, was ich meine.

Es ist dann einfach so, dass, wenn ich das Gefühl habe, in der Geschichte drin zu sein, dann der letzte Absatz kommt und mich dann bisschen enttäuscht zurücklässt.

Ich leg mir das mal auf Wiedervorlage.


Asterix:

„Was wird hier erzählt, welcher Konflikt liegt vor, wie könnte die Prämisse lauten“

Da kann man sich als Autor auch immer nur begrenzt zu äußern. Der Text soll ja ein ganz eigenes Leben entwickeln und auch dem etwas geben, der keine Ahnung hat, von wem die Zeilen stammen. Und wenn es „nur“ eine spannende, traurige oder lustige Geschichte ist.


So viele jugendliche Veganer in einem Dorf erscheint mir unwahrscheinlich.

Interessanter Punkt. Ich habe da an mich selbst gedacht, meine Teens. Auf dem Weg zur einzigen Disko weit und breit haben wir diverse Dörfer durchquert und dabei Leute eingesammelt. Selbst dann wären es aber immer noch viele, das stimmt. Wobei solche Trends eben um sich greifen, wenn sie erst einmal kolportiert wurden. Dafür reicht ja ein Patient Null. Im Durchschnittsdorf mit Bierzelt, Kapelle und Gemeindehaus leben auch keine Gothics. Vereinzelt gibt’s dann aber bestimmt irgendwo drei oder vier auf 150 Einwohner. Die haben sich gegenseitig angesteckt.


Ich hege die Vermutung, hier geht es in Wahrheit um einen Generationenkonflikt

Ja, tretet zur Seite, denn jetzt sind wir dran. Am besten finde ich Leute, die stolz darauf sind, im Vergleich zur Elterngeneration kein Fernsehen zu gucken. Stattdessen ziehen sie sich auf dem Smartphone bei youtube Videos von furzenden Meerschweinchen rein. Räwoluschn.


einen blöden, fleischfressenden Bauern

Boa, Leute, das kann mir keiner erzählen, dass ich den so verachtenswert dahin geschrieben habe!


Der Esskultur-Konflikt-Verlauf hat eine ganz andere Dramaturgie als der Generationenkonflikt-Verlauf.

Jetzt, wo du's sagst … Nein, das ist eine pfiffige Beobachtung, ernsthaft jetzt.

Vielen dank für Eure Kritiken!


Oink
JC

 

Hi,
Proof!

Boa, Leute, das kann mir keiner erzählen, dass ich den so verachtenswert dahin geschrieben habe!
Ähm, da war ich noch zu sehr in der Geschichte und in Annikas Perspektive. ;)
Nein, der Bauer kommt in seiner Rolle gut rüber.

Lieben Gruß

 

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