Das Mädchen mit dem hellen Hund
Das Mädchen mit dem hellen Hund
Dort, wo die Straße von den großen Bäumen eingerahmt wird, bin ich ihr fast jeden Tag begegnet. Dieses Mädchen, dessen Namen ich nicht kannte. Wie oft stand sie mir an der Ampel gegenüber, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit war. Der helle, große Hund saß wachsam bei ihr und manschmal sprach sie mit ihm. Sie war bei jedem Wetter mit ihm unterwegs, und ihre hellen Augen schenkten mir immer ein Lächeln, während ich mit dem Fahrrad an ihr vorbeifuhr. Oft drehte ich mich nach ihr um, und bewunderte heimlich die Unbeschwertheit dieses Wesens. Nie sprach ich dieses Mädchen an. Was hätte ich ihr auch sagen können ?
Ich gewöhnte mich an die Regelmäßigkeit dieser Begegnung und verdrängte die Neugier nach diesem Mädchen. Doch ich genoß es weiterhin, mich vom Zauber ihres Lächelns einfangen zu lassen. Und wenn ich ihr einmal nicht begegnet bin, dann fragte ich mich, wo sie sei und wie es ihr geht. Vielleicht hätte ich sie danach fragen sollen. Vielleicht hätte ich ihr erzählen können, von meiner Angst, sie in der Menge zu übersehen. Ich dachte oft an sie. Ich sah, wie sie dem Hund zusprach. Ich sah die Tropfen in ihrem Haar, wenn es regnete, ihre Hände zittern, wenn sie fror. Und immer sah ich ihre hellen Augen. Ich sah so vieles an ihr, und so musste ich wohl das wichtigste übersehen haben.
Ich erschrak, als ich sie nach längerer Zeit wieder traf. Dieses Mädchen stand so zerbrechlich dort. Sie führte den großen , hellen Hund an ihrer Seite. Ihre dunkel umrandeten Augen sahen an mir vorbei. Das blasse Gesicht war abgewandt, als sie mit kleinen Schritten an mir vorbei schlich. Ich wollte vom Fahrrad springen, sie festhalten und fragen, was mit ihr geschehen war. Doch als ich mich umsah, war sie schon verschwunden.
Ich habe Dich schon so lange nicht mehr gesehen !