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Das Mädchen am Gleis

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24.09.2017
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Das Mädchen am Gleis

Es ist mal wieder einer dieser Tage, an denen man einfach nur zuhause in Ruhe vor sich hin vegetieren möchte, aber dies ist heute leider nicht möglich. Da ich mal wieder komplett pleite bin, muss ich mir etwas Geld von meinem Vater abholen, um überhaupt etwas Essbares kaufen zu können.
Ich bin also auf dem Weg zum Hauptbahnhof und mein Gemüt hat sich perfekt dem Wetter angepasst, grau und widerlich. Während ich auf dem Weg zum Bahnhof bin höre ich mir düstere elektronische Musik an, was zu meiner hervorragenden, schlechten Laune beiträgt.
Am Bahnhof angekommen, stelle ich mich an das Gleis und warte auf die Bahn. Direkt am Gleis gegenüber schaute ein Mädchen zu mir. Ich musterte sie, wie ich es jedes Mal mache, von oben bis unten und lege es mir zurecht, dass ich niemals so eine Frau toll finden würde und damit meine ich nicht ihr Aussehen. Sie ist hübsch, hat ein echt süßes Gesicht, aber ihre Kleidung entsprach absolut nicht meinem Geschmack und so reime ich mir anhand ihrer Kleidung ihren Charakter zusammen.
Sie ist eines dieser typischen, ich bin unantastbar, intelligent, Mega schlau, weltbereisend und erfahren Mädchen. Immer wieder schaut sie rüber und unsere Blicke kreuzen sich.
Schließlich kommt meine Bahn und ich steige ein. Ich setze mich an ein Fenster, so dass sie mich sehen kann und merke schnell, dass sie mich immer noch anguckt.
Die Bahn fährt los und ich werfe ihr einen letzten Blick zu und sie mir ebenfalls. Ein wunderschönes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab und ich kann nichts anderes tun als es zu erwidern. Schnell wird mir klar wie dumm ich bin. Verurteile ein Mädchen an ihrer Kleidung, obwohl sie eigentlich ganz süß ist. Naja, Chance vertan. Wieder ein mal habe ich mir selbst bewiesen, dass ich dumm bin.

 

Halllo Etienne,
so dumm, wie sich Deine Figur am Ende beschimpft, ist sie gar nicht. So ist es eben, dass man von Äußerlichkeiten aufs Innere schließt. Wer ist dagegen schon gefeit und ist nicht schon etliche Male eines Besseren belehrt worden. Eine Geschichte wird daraus trotzdem nicht. Es klingt eher wie ein Tagebucheintrag, der nicht für eine Veröffentlichung gedacht ist, sondern mehr zur Selbstvergewisserung über das Tagesgeschehen dient. Da hilft auch die kurze Anfangscharakterisierung mit "pleite" und "düster" nichts. Sie kommt nicht zur Geltung, weil keine persönliche Fundierung dahintersteht. Mit dem Miniflirt ist es ebenso. Das ist einfach zu knapp gehalten, um irgendeine Atmosphäre erzeugen zu können. Sprachlich ist der kurze Text mit einigen Fehlern durchsetzt.
Ungünstiger Tempuswechsel:

Am Bahnhof angekommen, stelle ich mich an das Gleis und warte auf die Bahn. Direkt am Gleis gegenüber schaute ein Mädchen zu mir.
Komma:
Während ich auf dem Weg zum Bahnhof bin höre
Unpraktisches Satzknäuel.
Ich musterte sie, wie ich es jedes Mal mache, von oben bis unten und lege es mir zurecht, dass ich niemals so eine Frau toll finden würde und damit meine ich nicht ihr Aussehen.
Das müsste man als Riesenadjektiv mit Zeichen kenntlich machen.
Sie ist eines dieser typischen, ich bin unantastbar, intelligent, Mega schlau, weltbereisend und erfahren Mädchen.
Herzlich
rieger

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Etienne,

Es ist mal wieder einer dieser Tage, an denen man einfach nur zuhause in Ruhe

„Man“ ist eher ein vermeidbares Wort. Ließe sich ohne Probleme durch „ich“ ersetzen und stellt dann einen besseren Bezug zum Protagonisten dar.

Da ich mal wieder komplett pleite bin, muss ich mir etwas Geld von meinem Vater abholen

„Wieder mal“ im ersten Satz. Wiederholung. „Abholen“ klingt etwas zu diffus, wie von einer Bank.

Ich bin also auf dem Weg zum Hauptbahnhof

„Also“ ist ein überflüssiges Wort, kann weggelassen werden.

mein Gemüt hat sich perfekt dem Wetter angepasst

Eigentlich ist es das ja schon, sonst würde man einen Bezug zur Entwicklung brauchen.

was zu meiner hervorragenden, schlechten Laune beiträgt.

Hervorragend und schlecht widersprechen sich, außer „hervorragend schlechten Laune“. Das aber heißt, er steht drauf, schlechte Laune zu haben.

Am Bahnhof angekommen, stelle ich mich an das Gleis und warte auf die Bahn.

„An das Gleis“ scheint mir ein wenig ungenau, klingt wie direkt an die Schiene. Das er auf eine Bahn wartet ist klar, das kann weg.

Direkt am Gleis gegenüber schaute ein Mädchen zu mir.

„Direkt“ ist ein Füllwort und könnte weg.

Ich musterte sie, wie ich es jedes Mal mache,

Hat er sie schon öfter gesehen?

und damit meine ich nicht ihr Aussehen.

„Damit meine ich“ ist eine Erklärung und gehört so nicht in den Text

unsere Blicke kreuzen sich.

Das klingt für mich ein wenig merkwürdig, müsste es nicht eher „begegnen“ oder so was sein.

merke schnell, dass sie mich immer noch anguckt.

„Schnell“ erscheint unpassend. „er bemerkt“ reicht aus.

Ein wunderschönes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab

Nicht eher „um ihre Lippen“? Die Muskeln des Gesichts erzeugen das Lächeln.

Jemand hat gerade keinen Zaster und traut sich nicht, ein Mädchen anzusprechen, was er wohl auch nicht könnte, da sie auf der anderen Seite der Geleise steht. Hier wäre mehr Einblick in den Prot wünschenswert. Das Geld kann doch nicht der einzige Grund sein.
Dann erkennt er, das ihre Ansprüche vielleicht gar nicht so hoch sind, wie er annimmt und hält sich für einen Narren. Lernt er daraus nichts für das nächste Mal?
Thematisch etwas dünn, aber es hat eine Aussage.

Mehr übers Schreiben findest du unter Service/Beratung-Textarbeit/Autoren/Tips für Anfänger und Fortgeschrittene. Die anderen Artikel sind aber auch interessant.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Moin Etienne,
Eine sehr gelungene Geschichte, mit einer schönen Aussage. Ich hätte mich persönlich noch darüber gefreut, wenn der "Verlust" am Ende noch etwas tiefgreifender beschrieben wird. Ich sage dir auch, wieso: Dein Protagonist ist passend gewählt und gut beschrieben, jedoch werden viele sich erstmal nicht mit diesem identifizieren bzw. sich gleichsetzen können, da er ja schon "etwas speziell" ist. Als er jedoch die Chance verstreichen lässt, das Mädchen anzuprechen, werden viele deiner Leser sich an Situationen zurückerinnern, wo es ihnen genauso ging. So ging es mir zumindest. Diesen Part hätte ich also noch weiter ausgeführt, sodass der Leser am Ende denkt: "Ich habe zwar dieses Mädchen damals nicht aufgrund seiner Kelidung verurteilt, aber diese Situation kenne ich trotzdem."

Weiterhin viel Erfolg und Freude!

 

Hallo,

herzlichst hier, bei den Wortkriegern!

Also, deine Geschichte - eine Situation, ein kurzlebiger Gedankenblitz, mehr nicht. Das Mädchen? Es wird 40 Sekunden später absolut verdrängt, vergessen sein, raus aus dem Kurzgedächtnis. Keine weitere Auswirkung auf das gesamte Leben!

Das Geld beim Vater geholt, einen Döner gekauft, satt geworden, schon geht es einem viel besser! Das Wetter ist besser, die Musik am Hbf ist etwas geschmackvoller, alle "lächeln" dich an, die Welt ist gerettet!

In deiner Story ist unklar, um was es sich hier eigentlich handelt. Um das Mädchen, Geldmangel, Hunger, Abhängigkeit vom Vater bzw. Selbstständigkeitverlust...

Es geht letztendlich nicht um das Mädchen am Gleis, wie im Titel angekündigt, sondern um die vor Augen des Protagonisten vorbeiziehenden Gegenstände, GEräusche. Es geht um die etwas verzerrte Wahrnehmung, gekennzeichnet durch Hungergefühl, oder keine Ahnung was... Hätte er jetzt einen vollen Bauch, wäre die Geschichte ganz anders abgelaufen. mit demselben ERgebnis, dass all das geschriebene nach 40 Sekunden längst verdrängt, vergessen wäre.

Viele Grüße
Herr Schuster

 

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