- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 3
Das Licht war ausgegangen
Das Licht war ausgegangen, nachdem ich den Schalter umgelegt hatte. Draußen war es auch schon dunkel. Dunkel und kalt.
Ein Hund heulte auf. Das Wetter schien ihm nicht zu gefallen.
Der Wasserhahn in der Küche tropfte.
Der metallische Klang der Tropfen im Waschbecken würde mich noch irgendwann wahnsinnig machen.
Ich konnte jetzt schon seit Tagen nicht mehr schlafen. An meinen Schläfen zeichneten sich ungesunde,
hervorstehende Adern ab. Sorgen und Ängste ließen mich wach liegen.
Rote Rissen zogen sich durch meine Pupillen und ich fühlte mich erbärmlich.
Einfach abzuschalten und auszuschlafen wäre ein Traum. Obgleich es jede Nacht dunkel wurde, schien in mir eine Fackel zu brennen, die mich wachhielt. Die Matratze war hart, das Kissen weich und die Decke dünn.
Mein schwaches Nachttischlämpchen erleuchtete die Decke. So lag ich da und starrte hoch. Eine weiße Decke.
Ein Weberknecht huschte davon und verschwand außerhalb des Lichtkegels in der Dunkelheit. Dafür belegte ein großer Falter seinen Platz. Anfangs versuchte ich noch nachzudenken, über dieses und Jenes, so wie das die Menschen nun mal tun.
Ein besonderer, großer Gedanke war da auch. Doch ich sollte mich nicht nie mehr an ihn erinnern.
Ich musste noch Bewerbungen für ein Praktikum schreiben und sollte in den nächsten Tagen eine Hausarbeit in der Uni abgeben. Ein zweiter Nebenjob wäre auch nicht schlecht. Immer dieses verdammte Geld! Man braucht es nun einmal. Oder?
Plötzlich wurde mir mulmig zumute und ich riss die Augen auf.
Dann sah ich zum Wecker auf meinem Nachttisch. Es war eine halbe Stunde ohne Gedanken den Fluss der Zeit hinabgerauscht. Nur ein Flimmern war da und blitzende Farben. Flimmern und Farben ohne Bedeutung, ohne Kategorie, einfach nur da. Mein Atem wurde mit einem Mal so ruhig wie nie zuvor, wurde Tief.
Doch jetzt drehte sich die weiße Decke und wurde zu einem Strudel.
In der Mitte sah ich schon die Sterne des Nachthimmels. Ich wurde aus meinem Zimmer gehoben.
Zwei Tage später wachte Nils Schindler auf und wusste nicht mehr wer er war. Alles schien ihm fremd.
Als er vor die Türe ging, hörte er die Vögel singen und den Wind durch die Blätter der Bäume pfeifen.
Kinder lachten im nahen Kindergarten. Nils Schindler hatte keine Angst mehr vorm Leben.
Er hatte die Furcht verloren und begann im Strom des Lebens zu schwimmen.