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Das Licht im Wald

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25.09.2003
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Das Licht im Wald

Das Licht im Wald

Draußen prasselte der Regen gegen das Fenster und der Wind ließ die Äste der alten Eiche, die einsam auf der großen Weide stand, hin und herschwingen. Hinter der Weide war der dichte, dunkle Wald, durch den sich eine Straße ihren Weg bahnte- es war die einzige Straße, die hier vorbeiführte.
Er saß auf seinem Bett, starrte aus dem Fenster gegenüber. Er hatte sich in eine große, weiche Decke eingehüllt, hielt mit beiden Händen die Tasse mit dem warmen Kakao fest umschlossen. Eine kleine Lampe auf dem Tischchen neben dem Bett tauchte das Zimmer in ein warmes Licht.
Die Dunkelheit draußen wurde jäh von einem Blitz unterbrochen und für zwei Sekunden schien es, als hätte die alte Eiche ihn mit grimmigem Gesicht angesehen- er erschrak. Wütender Donner rollte über das alte Bauernhaus hinweg und er hielt die Tasse noch fester umklammert.
Er trank den letzten Rest Kakao, sah die alte Eiche, sah den dunklen Wald, dachte an seine Eltern. Dann stellte er die Tasse auf das kleine Tischchen neben die Lampe. - Er wäre schon alt genug, mal drei oder vier Stunden allein zu Hause zu bleiben- hatten sie gesagt. Plötzlich fuhr erneut ein Blitz über den Himmel und ein langer Schatten von der Vase auf der Fensterbank zog sich eine Sekunde lang über den Fußboden bis hin zur Tür. Er verkroch sich unter seine Decke und wartete auf den Donner.
Die Tür, die auf den unbeleuchteten Flur führte, zog seine Augen wie magisch an- sie stand einen Spalt offen. Er starrte auf das Schwarz zwischen Tür und Rahmen, wollte nicht hinsehen, konnte seine Augen jedoch nicht abwenden; er hoffte, dass seine Eltern bald zurückkommen würden. Da schlug schon wieder ein Blitz ein, erhellte das nur spärlich von der Tischlampe beleutete Zimmer und warf wieder Schatten in alle Ecken seines Zimmers; es folgte das laute Rumoren des Donners.
Seine ganze Aufmerksamkeit fixierte wieder den düsteren Spalt der Tür. Je länger er hinsah, desto beängstigender wurde es. Jetzt fühlte er, wie Angst in ihm aufstieg- unaufhaltsam. Er versuchte wegzusehen, versuchte an etwas anderes zu denken, doch was würde geschehen, wenn er wegsah? Was würde passieren, wenn er sich einfach unter seiner Decke verstecken würde? Nein, er konnte nicht wegsehen, saß da- unbeweglich, starr vor Angst, seine Augen wurden größer, starrten auf die Tür, er spürte einen leichten Anflug von Panik…
Es schien ihm jetzt, als würde der Regen draußen immer heftiger gegen das Fenster prasseln. Der Wind bog die Zweige der alten Eiche und ließ die wenigen nassen Blätter zittern.
Die Dunkelheit, die vom Flur den Weg in sein Zimmer suchte, war ihm jetzt noch unheimlicher als die Eiche, die sich draußen standhaft gegen den Sturm behauptete. Bilder von unheimlichen Wesen hatten sich in seinen Verstand eingebrannt und je genauer er sich auf den Türspalt konzentrierte, desto wirklicher erschienen sie ihm- ein beängstigendes Gefühl kroch in ihm hoch. Es war ihm, als wäre irgendetwas hinter ihm, doch er traute sich nicht, sich umzudrehen, traute sich nicht, den Blick von der Tür abzuwenden, er konnte es nicht, schaffte es nicht, fürchtete sich zu sehr. Dämonen geisterten in seinen Gedanken herum- dunkle Gestalten. Die Vorstellung, dass eines dieser Wesen hinter der Tür stehen könnte, machte ihm noch mehr Angst und er zog die Decke wie eine Kapuze über den Kopf.
Wieder zuckten Blitze am Himmel. Wieder jagte ein lauter Donnerknall hinterher.
Noch einige Minuten saß er so da, unbeweglich, die Augen auf die Tür gerichtet- dann sah er durch das Fenster; die Regentropfen, die am Fensterglas herunterliefen, ließen die Sicht etwas verschwimmen, aber er konnte es ganz deutlich erkennen: da war ein Licht im Wald. Es bewegte sich, wurde immer wieder unterbrochen und dann wieder klar zu erkennen. Anscheinend war es auf der Straße. Jetzt schien es, den Wald verlassen zu haben, es kam immer näher. Der Wind brauste unterdessen immer heftiger am Fenster vorbei und plötzlich rissen die Fensterläden aus den Sturmhaken heraus und schlugen klappernd gegen das Fenster. Er zuckte jäh zusammen, warf sich auf die Seite und zog die Decke über.
Dunkel. Er sah nichts mehr, traute sich nicht, sich zu bewegen und nachzusehen, was mit dem Licht passierte. Er hörte, wie der Regen auf das Fenster prasselte und wie die Fensterläden gegen die Hauswand schlugen. Lag einfach da, ganz still. Auf einmal- ein Geräusch! Er traute sich kaum, zu atmen. Er spürte, dass er nicht alleine war. Er zählte die Sekunden; sie kamen ihm vor, wie Minuten. Plötzlich vernahm er das Knarren einer Tür, er kannte dieses Geräusch, es war das Knarren seiner Tür! Die Augen weit geöffnet, die Atmung flach, wartete er. Mit leisen Schritten schlich etwas in sein Zimmer- dann packte ihn etwas an der Schulter. Er drehte sich um, zog die Decke ein Stück runter und blinzelte darunter hervor.
"Es ist etwas später geworden." Seine Mutter hatte sich über ihn gebeugt und lächelte ihn an: "Gute Nacht mein Schatz. Schlaf gut." Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn, nahm die Tasse und löschte das Licht.

 

Hallo Jinx,

deine kleine Story hat mir gut gefallen. Ich dachte zwar zum Schluss hin bereits, dass die Geschichte ein recht "belangloses" Ende nehmen wird und nichts wirklich Gefährliches deinem Protagonisten auflauert, und trotzdem ist es dir gelungen, Spannung zu erzeugen. Die wenige Handlung machst du dabei durch die Stimmung, die die Geschichte erzeugt, wieder gut.

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Viele Grüße,

Michael :)

 

Mahlzeit!

Zumindest ist das hier eine richtige Geschichte... ;)

Dann schaun mer doch mal...
Du versuchst eine bestimmte Atmosphäre aufzubauen - was dir stellenweise auch sehr gut gelingt. Zumindest am Anfang zeichnest du ein sehr stimmungsvolles Bild und versetzt den Leser adäquat in die Situation hinein. Soweit, so hoopy.

Leider schleppt sich die an eigentlicher Handlung doch eher arme Story danach recht zähflüssig dahin. Die Längen häufen sich und das Lesen wird mühsam. Hier würde nur helfen: Entweder du lässt mehr passieren, oder du kürzt den Mittelteil radikal zusammen. Das beständige Ping-Pong-Spiel Baum-Türspalt ist jedenfalls auf die Dauer ermüdend, zumal du dabei leider sprachlich und stilistisch wenig abwechslungsreich zu Werke gehst. Nachdem man sich dann durch diese Passagen hindurch laviert hat, gelangt man schließlich zu einem reichlich unspektakulären Ende. Alles in allem finde ich das etwas zu wenig. Denn die Geschichte lässt sich nüchtern betrachtet etwa so zusammenfassen:

Ein Junge ist allein zu Hause. Draussen regnet es. Dann kommt seine Mami nach Hause.

Für dieses traurige Bißchen an Inhalt ist die Story leider viel zu lang!

Ein paar Details noch:

>In die große, weiche Decke hatte er sich eingehüllt...

Sprachlich ungeschickt - wirkt wie ein Relativsatz, ohne dass die Decke zuvor schon mal erwähnt wurde. Einfach "Er hatte sich in eine große, weiche Decke eingehüllt..." würde reichen.

>Der dichte, dunkle Wald hinter der Weide, aus dem eine Straße führte, die einzige Straße, die hier vorbeiführte

Auch das wirkt unschön, vor allem wg. der direkten Wiederholung von "Strasse". Mein Vorschlag: "Der dichte Dunkle Wald, aus dem die einzige hiesige Strasse herausführte..."

>Er nahm einen Schluck Kakao, starrte
>aus dem Fenster, dachte nach.
>Er nahm noch einen Schluck

Dies ist ein Beispiel für langatmiges, weil redundantes Erzählen. Der Satz "Er nahm einen Schluck Kakao, starrte
aus dem Fenster, dachte nach." ist eigentlich reichlich überflüssig, denn dass er das tut, wissen wir bereits. Und Kakaotrinken alleine ist keine abendfüllende Handlung. Solcherlei passiert dir leider im Folgenden noch öfter.

>Irgendetwas leitete seine Aufmerksamkeit auf die Tür

"lenkte seine Aufmerksamkeit..."

>Der Wind brauste unterdessen immer heftiger am Fenster vorbei und plötzlich rissen die Fensterläden aus den Sturmhaken heraus und schlugen klappernd gegen das Fenster. Er zuckte jäh zusammen und zog nun die Decke über sein Gesicht, nur seine Augen waren nicht verdeckt. Wieder zuckten Blitze am Himmel. Wieder jagte ein lauter Donnerknall hinterher...

Hier beginnst du ernsthaft langweilig zu werden. Vor allem, weil du im Grunde nichts anderes tust, als den Inhalt der vorangegangenen Absätze noch einmal mit anderen Worten zu wiederholen. Es blitzt und donnert, und da ist der Türspalt und eine Eiche vor dem Fenster usw. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal... Du verstehst, was ich meine?

Auch der Schluss ist wie gesagt eher gähn. Vielleicht wäre es gut gewesen, sich eine richtige Handlung auszudenken, in der auch tatsächlich etwas Erwähnenswertes passiert. Dann könnte dieser Text - stark gekürzt und etwas überarbeitet - einen Teil der Erzählung darstellen. Denn in den Ansätzen ist die Darstellung wie gesagt nicht schlecht.

Gruß,
Horni

PS: Lies bitte noch einmal über den Text drüber - mir sind beim Lesen etliche Tipp- und Kommafehler aufgefallen!

 

Hi Jinx!

Direkt zu Beginn beschreibst du sehr schön die Umgebung. Allein diese Tatsache wurde direkt positiv vermerkt, da ich ein großer Fan von bildhaften Erzählungen bin. Man muss sich einfach die Geschichte im Kopf vorstellen können und da es sich um das geistige Eigentum eines anderen handelt, sollte dieses Bild auch im Wesentlichen dem des Autors entsprechen und nicht im Ganzen der Fantasie des Lesers entspringen. Diesem positiven Punkt folgte aber gleich ein negativer. Nicht ganz so gravierend, aber meines Erachtens nach störend:
-für zwei Sekunden schien es, als hätte die alte Eiche ihn mit grimmigem Gesicht angesehen- er erschrak. Er fürchtete sich vor Gewittern, er fürchtete sich vor grimmigen, alten Eichen-
So wie ich oben Fan war, bin ich hier völlig dagegen! Ich glaube, dass diese Widerholung als Stilmittel gedacht war, doch in diesem Fall wirkt es mehr „flussbrechend“, weniger intensivierend. Genauso verhält es sich mit den Wörtern Donner und rollen. Bei der zweiten Erwähnung der witterungstechnischen Umstände hätte man besser ein anderes Wort verwendet. Solche und ähnliche Widerholungen finden sich noch öfter. Ich verzichte aber jetzt darauf, diese zu nennen, da ich glaube, dass du verstehst was ich meine.
Kommen wir nun zum Plot. Hmmm, eine Zeit lang wollte man wissen wie es weitergeht und das Wort Spannung geisterte in der Tat in meinem Kopf herum. Jedoch Seite an Seite mit einem anderen. Und zwar „Bekannt“. Deiner Geschichte fehlt es an Kreativität. An einem Schuss Ideenreichtum. Zu alt und zu bekannt ist dieses Thema. Aber gut umgesetzt hast du es, daran gibt es nicht viel zu bemängeln. Bleib bei deinem Stil, variiere jedoch das Thema, dann gelingt dir sicherlich eine richtig gute Geschichte. So sind es 6 von 10 Punkten.

Grüße...
morti

 

Hallo Jinx
Nicht schlecht, Deine Geschichte. Sie hat Spannung und sie hat Stimmung.
Dennoch möchte ich auf einige Dinge hinweisen, die Dir vielleicht helfen den Text abzurunden.
Im ersten Absatz hast Du erzählt, wie er es sich gemütlich gemacht hat, dann vom Wetter draußen und dann wieder von ihm, mit seinem Kakao.
Ich meine, das erste kannst Du weglassen.
Also erst die Beschreibung wie draußen da Wetter tobt. Das bringt die richtige unheimliche Stimmung. Dann, wie er gemütlich mit seinem Kakao sitzt.

Was mich als nächstes gestört hat, war die Kerze. Ich hatte den Eindruck, daß der Junge eben noch recht jung war. Eine brennende Kerze passt da nicht. Die Eltern würden das wohl nicht erlauben.

Im weiteren Verlauf wechselst Du ständig zwischen dem Wetter draußen und dem Spalt in der Tür. Das ist sicher nicht falsch, wird aber schnell langweilig, wenn Du immer auf die gleiche Weise beschreibst. Versuch aber mal die Beschreibungen zu variieren. Beobachte wie sich die Schatten beim aufflammen des Blitzes auf unheimliche Weise verändern. Dinge werden für einen Augenblick sichtbar, die in der Dunkelheit verborgen bleiben. Zu kurz, um genau erkannt zu werden.
Spannender wird es auch dann, wenn nicht direkt gesagt wird, daß er Angst hat.
Interessanter wir es, wenn die Dinge benannt werden, wegen derer er Angst bekommt. Der Leser empfindet so beinahe mit.
Von einem ganz leichten Luftzug bewegt sich die Tür kaum erkennbar, aber genug, um dieses merkwürdige Geräusch zu machen. Ein hohes, leises Quietsche und Schaben.
Es könnte aber auch aus der unteren Etage kommen. Er kann es nicht zuordnen, denn das Schwarz des Türspaltes zieht seine volle Aufmerksamkeit auf sich. Es ist dunkel! Dunkler als sonst?
Ist nur ein Beispiel, und sicher nicht besonders gut.

Als Letztes noch:
………………..
Warum hatten sie ihn bloß alleine gelassen?
…………………Das wüsste ich auch gerne.

Übrigens:
Eine Reaktion, daß Du die Kritiken zur Kenntnis genommen hast währe nett.

Eigentlich eine nette Geschichte.
Ich habe sie gerne gelesen.
Gruß
Manfred

 

Also erstmal möchte ich mich für die ehrliche Kritik bedanken! Dazu muss ich sagen, dass dies hier meine erste Kurzgeschichte ist. Ich war also noch nicht geübt und hab es einfach mal ausprobieren wollen...

Eure Vorschläge, wie ich die Geschichte verbessern oder abrunden kann, gefallen mir auch ganz gut- ich werde sie bestimmt auch bald mal umsetzen.

@ morti:
Die Wiederholung der "grimmigen alten Eiche" war tatsächlich als Stilmittel gedacht- ich wollte einfach nur nocheinmal herausstellen, dass er sich halt davor fürchtete... und wegen dem "Donner" und "rollen"; was meinste du mit "flussbrechend"?
Ich habe ja versucht, es bei der Beschreibung des Wetters nicht zu Wortwiederholungen kommen zu lassen; mir fiel einfach nichts anderes ein...

Das der Geschichte an Ideenreichtum und Kreativität fehlt, liegt daran, dass ich mich einfach mal hingesetzt hab und eine Kurzgeschichte schreiben wollte- als ich angefangen hab, zu schreiben, wusste ich noch gar nicht, wovon die Geschichte eigentlich handeln sollte...
Falls ich nochmal eine Kurzgeschichte schreiben sollte, werde ich mir dann aber schon ein paar Gedanken darüber machen. Es war halt diesmal einfach nur ein Versuch.
Aber 6 von 10 Punkten- für meine erste Kurzgeschichte- naja, ist doch schon mal was... =)

@ Dreimeier:
Gut, es ist ein kleiner Junge und die Überegung wegen der Kerze ist auch ziemlich logisch- hab ich gar nicht dran gedacht. Die Kerze sollte eigentlich auch ein bisschen Stimmung schaffen- besonders, weil sie ja die einzige Lichtquelle in dem Zimmer ist.
Wenn dich das mit der Kerze so stört, müsstest du aber eigentlich auch was gegen den "warmen Kakao" haben, denn eigentlich kann ein kleiner Junge sich ja auch keinen Kakao heiß machen... also strenggenommen würde das ja dann auch nicht in die Geschichte passen, meinst du nicht?

Deine Vorschläge, die Beschreibungen zu variieren sind klasse- ich werd sie sicher auch mit einbringen!

Warum sie ihn alleine gelassen hatten? Hm, gute Frage- irgendwann lassen Eltern ihr Kind doch mal allein zu Haus. Das ist halt die Geschichte über einen kleinen Jungen, der zum ersten Mal allein gelassen wird.
Ich hab mir ja nicht wirklich Gedanken über den Inhalt der Geschichte gemacht, bevor ich sie geschrieben hab...


Viele Grüße,
Jinx

 

die erste geschichte?
da kann man nicht meckern!
zur kerze:
meine tochter ist 12 und darf keine kerze anzünden, wenn wir das nicht erlaubt haben, wenn sie allein ist erst recht nicht. es muß doch auch keine kerze sein. eine kleine nachttischlampe, die nur schwaches licht gibt, geht doch auch.
einen kakao kann sie sich mit dem wasserkocher oder mer microwelle machen. das ist kein problem.
klar gehen die eltern mal aus und das kind bleibt für eine zeit allein.
es weiß aber dann doch wo die eltern sind und warum sie weggegangen sind.
gruß
manfred

 

Gut, gut, hast ja Recht :)
Ich werd mich noch mal dran setzen und das ändern, wenn ich Zeit hab. ;)
Viele Grüße,
Jinx

 

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