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Das Licht am Ende

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17.09.2012
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Das Licht am Ende

„Frohen Untergang!“ Seine Schwester schenkte ihm ein Energiepacket der Freude, doch die Gezwungenheit und die Angst in dieser Geste waren deutlich zu erkennen.
„Frohen Untergang.“ Mstilav berührte sie mit seiner Lichtgestalt, um ihr etwas Nähe zu schenken.
Hunderte von Leuten hatten sich in der Halle versammelt und bedienten sich gierig am dargebotenen Aperitif. Es war schliesslich ihr letzter.
Mstilav hatte gemischte Gefühle. Vor allem hatte er Angst. Er hatte das Gefühl, sein Leben noch nicht so gelebt zu haben, wie er es wirklich wollte. Es gab noch so viele Dinge, die er gerne getan hätte.
Er war ein Individuum eines Volkes hochentwickelter Lebewesen, geformt durch einen Jahrmillionen lang andauernden Prozess eines gnadenlosen Selektionsvorgangs, der hier auf diesem Planeten stattgefunden hatte. Sie waren das Endprodukt einer universellen Evolution, die letzte noch existierende Art im ganzen Universum.
So hatte man es ihnen beigebracht.
Dass ihnen die Natur nicht auch ein höher entwickeltes Bewusstsein geschenkt hatte, ärgerte sich Mstilav, ein Bewusstsein, welches sie ihren unausweichlichen Tod am Ende des Universums ohne Furcht und mit Sachlichkeit akzeptieren lassen würde.
Man hatte sie schon von klein an auf diesen Tag vorbereitet, doch Mstilavs verneinte innerlich die Wahrheit noch immer. Das Universum starb. Der Wasserstoff war in allen Galaxien völlig aufgebraucht und das hatte nach den Untergängen der darin noch existierenden Sterne nur Kälte und Dunkelheit zurückgelassen. Mstilav hatte nie die genauen Zahlen dazu gesehen, doch alle redeten davon und so wurde es ihm in der Schule beigebracht.
Nur noch hier, in dieser einen Galaxie, in diesem einen Sonnensystem, war noch genügend Wasserstoff vorhanden, um die letzte Sonne anzutreiben. Bis zu diesem Tag. Ihre Sonne war die letzte Quelle des Lichts in den unendlichen Weiten des Universums. Und die letzten Lebewesen in diesem Sonnensystem waren sie, die Warmogs, hochentwickelte Wesen aus organischem Licht.
Ein Mann erhob sich auf die Tribüne und wendete sich an die Anwesenden. Er war einer der vielen, die sich heute an die Masse wenden wollten:
„Meine lieben Freunde. Lasst uns diese letzten Minuten unserer gemeinsamen Existenz geniessen. Wir können stolz auf uns sein! Wir sind die Spitze der Schöpfung und haben die göttliche Ehre, das Ende der Welt zu erleben! Nie mehr, nie mehr danach wird es je eine neue Sonne geben.“
War das die Wahrheit? Würde es nach dieser einen Supernova tatsächlich nie mehr neue Sterne geben? War danach die Restmenge an Wasserstoff so gering, dass keine Fusion mehr stattfinden konnte? Die Wissenschaftler behaupteten das. Mstilav wusste es nicht. Aber was kümmerte es ihn schon, was danach kam und ob es dann wirklich das Ende des Universums wäre? Für ihn würde alles hier, mit dem Untergang seines Sonnensystems enden.
Mstilav wollte nicht das Ende erleben. Er wollte nicht, dass ihre Sonne in einer Supernova explodieren würde und für immererlosch. Aber was konnte er dagegen tun?
Fliehen? Aber wohin? Das letzte Schiff mit Sonnenantrieb war mit Tausenden von Personen in die unbekannten Weiten des Universums aufgebrochen. In wenigen Jahren würde ihnen der Wasserstoffvorrat ausgehen und die Sonnenlichtkollektoren waren völlig nutzlos in einer Welt der totalen Finsternis. Sein Bruder Araz war auf diesem Schiff. Mstilav wunderte sich, wer von ihnen beiden den schöneren Tod finden würde.
„Meine Freunde!“, meldete sich jemand Anderes zu Wort. „Unsere heissgeliebte Sonne ist nun explodiert. Lasst uns feiern!“
Zehn Minuten, dachte Mstilav. Noch zehn Minuten würde es dauern, bis die Explosion sie erreichen würde. Noch sah die Sonnenscheibe auf den Bildschirmen mit Direktübertragung völlig normal aus.
Zehn Minuten.
Er fühlte etwas und sah die Lichttentakel seiner Freundin, Magata. Sie presste sich fest an ihn. Er wusste, sie hatte Angst. Sie hielt ihm ein Energiepaket entgegen.
„Hier, absorbier das. Das hilft gegen die Furcht. Siehst du?“ Sie zeigte auf Leute, die in völliger Euphorie herumtanzten. Einige praktizierten vor allen anderen schamlos Geschlechtsverkehr, andere starrten mit einem vernebelten Lächeln geistesabwesend vor sich hin.
„Nein, danke. Das brauche ich nicht“, sagte er darauf.
Er brauchte es. Und wie! Doch er wollte nicht. In diesem letzten Moment wollte er nicht seinen Geist mit Drogen vernebeln. Er wollte er selber sein und er wollte für sich sein, versunken in seinen Gedanken.
Nun war ihm alles egal. Er beachtete nicht die völlig verstörten und durchdrehenden Leute um sich herum. Er fühlte kaum, als sich seine Freundin enger an ihn presste und ihre Geschlechtstentakel mit einem lustvollen Aufstöhnen in ihn einführte. Er versank in einem Zustand innerer Ruhe und blickte die Sonnenscheibe an.
Verräterin, sagte er ihr gedanklich, ohne wirklichen Hass zu verspüren.
„Es fängt an! Es endet!“, rief jemand.
Mstilav hörte jemanden weinen. Aus einer anderen Ecke des Raumes war psychotisches Lachen zu hören. Magata stönte auf, einen Orgasmus verspürend.
Mstislav lächelte.
Wie ironisch, dachte er, ewige Finsternis und absolute Kälte begannen mit einem blendenden Lichtblitz und unerträglichen Hitze.

 

Am Ende gehen die Lichter aus, nicht wahr?

Du greifst hier ein Szenario auf, das die meisten Wissenschaftler für wahrscheinlich halten. Da sich nach aktueller Auffassung nicht genügend Materie im Universum befindet, um die Expansion des Universums aufzuhalten, dehnt es sich immer weiter aus, und irgendwann wird auch der letzte Stern erloschen sein und totale Finsternis herrschen.

Ich finde allerdings, dass du dem Ganzen keine besonderen Aspekte abgewinnst. Du zeigst uns eine fortschrittliche Zivilisation, die das Ende erwartet und offenbar nicht weiß, damit umzugehen. Mehr als ein paar durchdrehende Lichtgestalten präsentierst du uns nicht. Mir ist diese Abhandlung über das Ende der Sterne und dem damit einhergehenden Ende des Lebens zu wenig. Dein Text geht mir nicht weit genug. Weder kann ich ihm irgendwelche philosophischen Denkansätze entnehmen, noch zeichnest du ein schlüssiges Bild deines Protagonisten und der Art und Weise, wie er damit umgeht. Gewiss, ganz einfach ist dies nicht, schließlich hat noch keiner von uns das Ende der Welt erlebt, insofern können wir nur mutmaßen, was einem denkenden Wesen in jenem Moment durch den Kopf schießen mag. Aber ich denke, etwas mehr wäre schon drin gewesen.

Darüber hinaus kamen mir während des Lesens einige Fragen in den Sinn. Zum Beispiel:

Woher wissen diese Lichtwesen, dass ihr Stern der letzte im Universum ist? Das Universum ist schon jetzt unfassbar groß. Wie können sich diese Wesen sicher sein, dass es nicht noch irgendwo in einer entfernten Ecke einen weiteren Stern gibt? Ich schätze, diese Lichtwesen könnten einfach so arrogant sein, anzunehmen, dass sie die letzten Lebewesen im Universum sind und ihr Stern der letzte, aber dann hätte ich gerne, dass das im Text irgendwo rüberkommt.

Außerdem frage ich mich, warum du dir die Mühe gemacht hast, dir diese Lichtwesen auszudenken, wenn sie sich doch im Grunde nicht von Menschen unterscheiden. Tatsächlich fand ich es etwas befremdlich, dass ein Wesen, das aus "organischem Licht" besteht, offenbar über das gleiche Bewusstsein verfügt wie ein Mensch. Es gibt offenbar sogar ähnliche gesellschaftliche oder zumindest zwischenmenschliche Strukturen. So schreibst du, dass dein Protagonist eine Freundin hat, und du erwähnst ganz explizit Geschlechtsverkehr, welcher unter normalen Umständen live und in aller Öffentlichkeit offenbar ebenso ungern gesehen ist wie bei uns. Meiner Meinung nach hättest du hier einfach auf eine weit fortgeschrittene Menschenzivilisation zurückgreifen können.

Nun versteh mich bitte nicht falsch. Ich habe deine Geschichte durchaus mit Interesse gelesen, aber ich denke, du hättest noch weit mehr rausholen können. Sprachlich habe ich nichts auszusetzen.

Es grüßt
Mix

 

Hallo kvgunten,

einerseits unterscheidet sich die geschilderte Spezies stark von uns Menschen, andererseits weisen die Protagonisten in dieser Geschichte eine Menge menschliche Merkmale auf. Was ihnen fehlt, ist echte Individualität. Ich erfahre beim Lesen nicht viel über die Protagonisten und es war mir nicht möglich, mit ihnen zu fühlen. Auch Spannung oder ein Moment der Überraschung gibt es nicht. Insgesamt wirkt diese Geschichte deshalb etwas leblos und unausgegoren.

Hunderte von Leuten hatten sich in der Halle versammelt und bedienten sich gierig am dargebotenen Aperitif. Es war schliesslich ihr letztes.
schließlich
Aperitif ist männlich
"Leute" als Bezeichnung für Wesen, die aus Licht bestehen?


Er war ein Individuum eines Volkes hochentwickelter Lebewesen, geformt durch einen Jahrmillionen lang andauernden Prozess eines gnadenlosen Selektionsvorgangs, der hier auf diesem Planeten stattgefunden hatte. Sie waren das Endprodukt einer universellen Evolution, die letzte noch existierende Art im ganzen Universum.
Der erste Satz trifft auf alle Lebewesen zu. Auch auf uns.
Es liegt in der Natur des Lichts, rasend schnell durch den Raum zu sausen und sich immer zu bewegen. Diese Wesen aber scheinen sich ähnlich zu verhalten wie wir.

Und die letzten Lebewesen in diesem Sonnensystem waren sie, die Warmogs, hochentwickelte Wesen aus organischem Licht.
Wie genau hat man sich das vorzustellen? Was essen sie? Wie leben sie auf einem Planeten aus fester Materie? usw.

Er fühlte kaum, als sich seine Freundin enger an ihn presste und ihre Geschlechtstentakel mit einem lustvollen Aufstöhnen in ihn einführte.
Er hat eine Freundin und im Angesicht des Todes haben sie Sex. Anthropomorpher gehts nicht.

Wo sind die ganzen philosophischen Gedanken, angesichts der Auslöschung?
Was ist mit Spekulationen über die Natur des Universums?

Freundliche Grüße,

Berg

 

Hallo Mix, hallo Berg.

Danke für die Rückmeldungen.

Ja, tatsächlich habe ich die Wesen sehr menschlich erscheinen lassen, obwohl sich die Geschichte wohl nicht auf der Erde abspielt. Die Erde existiert zu diesem Zeitpunkt seit x-Trillionen Jahren nicht mehr. Das menschliche Abbild für die Wesen war das erste, was mir passend erschien. Ich dachte man könnte sich als Leser mehr mit ihnen identifizieren.

Was ihr Wissen über das Universum angeht, so haben die Wesen vielleicht eine Methode gefunden, um das Licht im Universum zu messen, was mit unseren heutigen Mitteln (und Theorien) gar nicht möglich ist. Ihr Wissen könnte sich über Jahrhunderte durch Rechnungen und Messungen angesammelt haben.

Ich glaube die Wesen würden sich untereinander auch als "Leute" oder "Personen" bezeichnen.

Gruss.

 

Hi,

Den Einstieg fand ich sehr gelungen, er macht neugierig.
Insgesamt ist die Geschichte aber recht geradlinig ohne Höhepunkt und ohne Überraschung.
Das ist für mich das größte MAnko. Die Lichtwesen sind tatsächlich recht menschlich geworden und du verwendest wenig darauf, sie zu beschreiben. Da könntest du noch einiges aus der Geschichte herausholen.

„Frohen Untergang!“ Seine Schwester, die Mstilav das erste Mal seit Jahren wieder sah, schenkte ihm ein Energiepacket der Freude, doch die Gezwungenheit und die Angst in dieser Geste waren deutlich zu erkennen.
den eingeschobenen Satz würde ich streichen. Er sört den Rythmus des Satzes
In diesem letzten Moment wollte er nicht seinen Geist mit Drogen vernebeln.
mir erschien, sie redeten vorher über Sex. Da passt der plötzliche Schwenk zu den Drogen nicht.
Wie ironisch, dachte er, ewige Finsternis und absolute Kälte begannen mit einem blendenden Lichtblitz und unerträglichen Hitze.
den Satz finde ich gut. Er sollte wie gesagt nur überraschender kommen


lg
Bernhard

 

Hallo Bernhard.

Danke für die Vorschläge. Ich werde mir zu den Lichtwesen und ihrer Person etwas überlegen müssen.
Der Satz mit den Drogen ist wohl etwas missverstanden worden. Das Energiepaket, das ihm Magata reicht ist eine Droge, die ähnlich wirkt, wie LSD bei Menschen. Das müsste ich wohl etwas genauer umschreiben.

Gruss!

 

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