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Das letzte Blatt

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26.09.2017
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Das letzte Blatt

Eine Wiese im Sommer. Die Natur strotzte vor Lebendigkeit. Die Sonne warf einen goldenen Glanz auf die schier endlosen und endlos vollkommenen Wiesen. Seine Gefühlswelt spiegelte sich in der Freiheit der Vögel und in dem Lächeln von ihr wieder. "Ich denke, da ist ein schöner Platz", meinte er und zeigte auf das Ufer eines kleinen Weihers, "was meinst du?" "Lass uns lieber unter den Baum gehen!", erwiderte sie. Im Schatten des Baums breiteten sie das Mitgebrachte aus. Die auf dem Weg gepflückten süß-sauren Äpfel, die hell orangenen Mandarinen, die prallen Tomaten. Selbst das Butterbrot sah heute leckerer aus als sonst. Sie legten sich nebeneinander; waren unzertrennbar, waren verliebt, waren glücklich. Alles war perfekt. Alles wirkte unvergänglich.
"Herr Fatum! Herr Fatum, die Besuchszeit endet jetzt!" "Ich muss wohl eingeschlafen sein", sagte ich zur Krankenschwester. "Sehen Sie einfach zu, dass Sie in fünf Minuten am Ausgang sind", erwiderte diese genervt und ließ mich wieder allein, alleine an diesem trostlosen Ort. Ich hasste sie, ich hasste diesen Ort, ich hasste sie alle. Für einen Moment konnte ich diesem Albtraum entfliehen. Das Rascheln der Blätter der Eiche ließ mich aufblicken. Hinter dem geöffneten Fenster lagen gewaltige Nebelschwaden über der grauen Großstadt. Selbst der Fluss schimmerte grau im farblosen Licht der Straßenlaternen. Mein Blick fiel wieder auf den Baum. Ich beobachtet ein Blatt; wie es sich gegen das Abfallen wehrte. Doch der unermüdliche Herbststurm ließ nicht locker und es wurde schwächer und schwächer. Klammerte sich ans Leben; ohne Erfolg. Niemand kann seinem Schicksal entkommen. Ich sah meine Frau an. Zerbrechlich und schwach lag sie auf dem steril wirkenden Bett. Kämpft sie noch? Oder hat sie schon lange aufgegeben? Ich lehnte mich vor zu ihr. "Seit einem Jahr liegt du jetzt hier", flüsterte ich ihr ins Ohr, " was soll ich tun? Du hast mich alleine gelassen. Ich kann nicht mehr. Es zermürbt mich." Ich fing an zu schluchzen. Tränen fielen auf ihr Gesicht. Sie zeigte keine Regung. Nicht ein einziger Gesichtsmuskel bewegte sich. Nur Gleichgültigkeit. "Ich hasse dich. Ich hasse dich dafür, dass du mir das antust." Wieder nichts. Keine Reaktion. Nur Gleichgültigkeit. Mein Blick fiel auf das Beatmungsgerät. Das Gerät sollte Leben retten, dachte ich und ging langsam darauf zu. Ich fixierte den roten Schalter an und näherte mich diesem langsam. Er schien wie ein Tor, ein Tor zum Ende der Ungewissheit, ein Tor zur Erlösung. Mein Finger näherte sich diesem, immer näher und näher, doch plötzlich stoppt er . Eine Stimme regt sich in mir. Darf ich das? Sie hätte es nicht anders gewollte, versuchte ich mich zu rechtfertigen. Sie hätte niemals so lange künstlich beatmet werden wollen. Sei jetzt kein Feigling! Du weißt es ist das Beste für sie; und auch für dich. Mein Finger hatte sich nicht bewegt, es fühlte sich an wie eine Unendlichkeit wie ich dort stand. Unentschlossen, verzweifelt und ängstlich. Sie hätte es so gewollt, sagte ich mir wieder und wieder und wieder und...

 

Philosophisches, Ja. Spannung, Nein.
DieParabel, du schreibst einen netten kleinen Text über Hoffnungslosigkeit, wenn jemand den man liebt im Sterben liegt. Jedoch liest er sich noch ein wenig holprig. Besser wäre es wenn du nicht so viel einzelne Sätze aneinanderreihen würdest sondern mehr Satzgefüge einbaust. Das könnte den Textverlauf flüssiger machen. Auch die Gefühlswelt deines Hauptcharakters ist ein wenig löchrig, erst hofft er noch, dann will er seine Frau auf einmal umbringen. Mir kam das sehr plötzlich vor. Versuch den inneren Konflikt weiter auszubauen.
Schön fand ich den Kontrast zwischen den bunten Farben der Traumvorstellung und dem tristen Grau der Realität.
Du musst auch mehr auf Groß- und Kleinschreibung bei wörtlicher Rede achten.

Grüße
Yannik

 

Hallo DieParabel und herzlich Willkommen!

deine Geschichte wirkt etwas wirr auf mich. Du schlägst den Bogen von einem jungen verliebten Paar zu selbigem Paar im Alter. Ich denke, deine Intention war, zu zeigen, dass nichts unvergänglich ist, die Liebe genau so wie das Blatt am Baum. Leider ist mir das als Bild ein wenig zu abgegriffen, du reißt vieles an, aber dann lässt du es stehen. Am Anfang z.B. hätte ich gern mehr über das Paar erfahren. Durch die Vermeidung der Namen bekommen sie für mich keine Persönlichkeit, nichts, was sie besonders macht. Er und sie klingt erstmal sehr bedeutsam, aber hier soll es ja darum gehen, dass der Leser mit den beiden mitleidet, sich mit "seiner" Problematik identifizieren kann, immerhin geht es hier um Sterbehilfe. Das passt stilistisch nicht zusammen für mich.
Der Anfang wirkt wie ein verunglückter Romantik-Text. Sorry, wenn ich das so hart sage, aber auf mich wirkt er, als wolltest du hier besonders schön schreiben, aber letztendlich bleibt alles an der Oberfläche. Du schreibst:

" ... auf die schier endlosen und endlos vollkommenen Wiesen ..."
Zweimal "endlos" klingt nicht gut und was ist eine vollkommene Wiese? Geh doch ein wenig näher ins Detail, denn "vollkommen" ist mir zu allgemein.

" ... Seine Gefühlswelt spiegelte sich in der Freiheit der Vögel und in dem Lächeln von ihr wieder ..."
Welche Gefühle sind das? Es wäre schön, wenn du auch hier konkreter wirst und den freien Vogel eventuell als Vergleich nimmst, obwohl das ein schon recht abgegriffener Vergleich ist.

" ... und in dem Lächeln von ihr ..." Ist schon klar, dass hier die Frau gemeint ist, aber ein wenig klingt es, als beziehe es sich auf die Vögel.

Dann beschreibst du, dass alles perfekt war, aber auch das ist mir zu allgemein. Worin drückt sich diese Perfektion aus? Indem du näher ins Detail gehst, gibst du deinen Figuren eine persönliche Note und die brauchen sie bei so einem Text ganz besonders, denn sonst lässt du den Leser mMn mit einem Achselzucken zurück.

Den Übergang zur Szene im Krankenhaus fand ich erstmal überraschend, aber auch hier konzentrierst du dich mehr auf das herabfallende Blatt, als auf deren Verhältnis. Er kann nicht mehr. Nachvollziehbar, aber nicht wirklich fühlbar für mich. Und der Schritt, sie tatsächlich umzubringen, ist mir in diesem Zusammengang ein wenig zu extrem.

Ich denke, du hast ein sehr schwieriges Thema gewählt. Vielleicht könntest du erstmal über Leichteres schreiben oder die Geschichte so gründlich überarbeiten, dass mir dein Protagonist leid tut. Im Moment kenne ich ihn noch zu wenig, um mitfühlen zu können.

Viele Grüße,

Chai

 

Hallo DieParabel,


ich finde, dieser Text lädt dazu ein, weiter verdichtet zu werden - vor allem im Krankenhausabschnitt.
Viel mehr, als ein Gerippe, würde ich nicht stehen lassen. Ganz karg, nüchtern, technisch wie die Maschine. Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Wirkung, die von deinem Text ausgeht, verstärken könnte. Wirkung erzielt er schon, bei mir funktioniert deine "Geschichte" im Großen und Ganzen.
Das Thema ist nicht neu, aber aktuell, und ich finde gut, dass du es aufgreifst; und bei all der Komplexität, die es mit sich bringt, finde ich gut, wenig Drumherum aufzubauschen. Zumindest ist das eine Möglichkeit, um sich dem Thema behutsam anzunähern. Projektionsfläche gibt das trotzdem her. Dadurch, dass die Szene gegen Ende beinahe sachlich anmutet, bekommt sie Gewicht.

Gerade hinsichtlich der Verdichtung, ein paar Überlegungen:

Eine Wiese im Sommer. Die Natur strotzte vor Lebendigkeit. Die Sonne warf einen goldenen Glanz auf die schier endlosen und endlos vollkommenen Wiesen. Seine Gefühlswelt spiegelte sich in der Freiheit der Vögel und in dem Lächeln von ihr wieder.
Mir gefällt das mit der Gefühlswelt, ich verstehe schon, was du damit bezweckst, ich kapiere, was er hier fühlt, wie es ihm geht.
Ich würde hier auf das poetische Klimbim verzichten (endlosen-endlos ...), auch später im Text. Eben eindampfen, und vielleicht umstellen.
Vorschlag: Die Natur strotzte vor Lebendigkeit. Die Sonne warf einen goldenen Glanz auf die Wiesen. Seine Gefühlswelt spiegelte sich in der Freiheit der Vögel und in ihrem Lächeln wieder.

... und zeigte auf das Ufer eines kleinen Weihers, »was meinst du?«
Ich würde das Adjektiv killen. Laut Duden handelt es sich bei einem Weiher bereits um einen kleinen, flachen See. Ist also redundant.

Die auf dem Weg gepflückten süß-sauren Äpfel, die hell orangenen Mandarinen, die prallen Tomaten.
Weg damit, eines reicht.

Sie legten sich nebeneinander; waren unzertrennbar, waren verliebt, waren glücklich. Alles war perfekt. Alles schien unvergänglich.
Du hast wohl eine Schwäche für Semikolons :)? Also ich hebe ganz automatisch die Stimme nach "unzertrennbar". Irgendwo später im Text ganz ähnlich.
Du willst hier das Unvergängliche haben, würde ich trotzdem killen. Ich glaube, du könntest dem Text einfach vertrauen, der transportiert den Bruch schon später von ganz alleine - mit dem Blatt im Wind. Das Perfekte braucht es nicht, würde ich auch killen. Und die drei "war" ließen sich vermeiden.
Vorschlag: Sie legten sich nebeneinander, unzertrennlich, glücklich.

[neuer Absatz, LeerzeileHerr Fatum! Herr Fatum, die Besuchszeit endet jetzt!« [Zeilenwechsel]»Ich muss wohl eingeschlafen sein«, sagte ich zur Krankenschwester. [Zeilenwechsel]»Sehen sie einfach zu, dass sie in 5 Minuten am Ausgang sind«, erwiderte diese genervt und ließ mich wieder allein, alleine an diesem trostlosen Ort. Ich hasste sie, ich hasste diesen Ort, ich hasste sie alle.
Die gewollten Wiederholungen empfinde ich persönlich als zu gewollt, zu inflationär gebraucht in deiner Geschichte.
Die Hartherzigkeit der Krankenschwester (gibt es sicher, ja) finde ich unnötig.
Vorschlag:
»Herr Fatum, die Besuchszeit endet jetzt!«
»Ich muss wohl eingeschlafen sein«, sagte ich zur Krankenschwester.
Sie ging fort und ließ mich zurück, an diesem trostlosen Ort. Ich hasste ihn, ich hasste alles hier.

Das Rascheln der Blätter der Eiche ließ mich aufblicken.
Vorschlag: Das Rascheln von Blättern der Eiche ließ mich aufblicken.

Hinter dem geöffneten Fenster lagen gewaltige Nebelschwaden über der grauen Großstadt. Selbst der Fluss schimmerte grau im Licht der farblosen Straßenlaternen.
Das klingt, als seien die Laternen selbst farblos - hast du nicht gemeint, stimmt's?
Vorschlag: Hinter dem geöffneten Fenster zogen Nebelschwaden über die Stadt. Der Fluss schimmerte grau im Licht der Straßenlaternen.

Mein Blick fiel wieder auf den Baum. Ich beobachtet ein Blatt; wie es sich gegen das Abfallen wehrte. Doch der unermüdliche Herbststurm ließ nicht locker und es wurde schwächer und schwächer. Klammerte sich ans Leben; ohne Erfolg. Niemand kann seinem Schicksal entkommen.
Auch das finde ich übererklärt. Vertraue dem Bild, das du erzeugst.
Hier wieder ein entbehrliches - für mich -, falsch gesetztes Semikolon. Mach' ein Komma daraus.
Vorschlag: Mein Blick fiel wieder auf den Baum. Ich beobachtet ein Blatt, wie es sich gegen das Abfallen wehrte. Doch der Herbststurm ließ nicht locker und wehte es davon.

Ich sah meine Frau an. Zerbrechlich und schwach lag sie auf dem steril wirkenden Bett. Kämpft sie noch? Oder hat sie schon lange aufgegeben? Ich lehnte mich vor zu ihr.
Vorschlag: Ich sah meine Frau an, die zerbrechlich auf dem Bett lag. Kämpft sie noch? Ich lehnte mich zu ihr.

»Seit einem Jahr liegt du jetzt hier«, flüsterte ich ihr ins Ohr, » was soll ich tun? Du hast mich alleine gelassen. Ich kann nicht mehr. Es zermürbt mich.« Ich fing an zu schluchzen. Tränen fielen auf ihr Gesicht.
Weg damit - er müsste ja genau über ihr sein, um das überhaupt zu ermöglichen - ist mir auch too much.
Vorschlag: »Seit einem Jahr liegt du jetzt hier«, flüsterte ich. "Warum hast du mich alleine gelassen?« Meine Augen brannten, eine Träne rann mir die Wange hinab.

Sie zeigt[e] keine Regung. Nicht ein einziger Gesichtsmuskel bewegte sich. Nur Gleichgültigkeit. »Ich hasse dich. Ich hasse dich dafür, dass du mir das antust.« Wieder nichts. Keine Reaktion. Nur Gleichgültigkeit.
Auch hier, zu gebläht, finde ich.
Vorschlag: Sie zeigte keine Regung. Nicht ein einziger Gesichtsmuskel bewegte sich.
»Ich hasse dich dafür, dass du mir das antust.« Keine Reaktion.

Mein Blick fiel auf das Beatmungsgerät. Das Gerät sollte Leben retten, dachte ich und ging langsam darauf zu. Ich fixierte den roten Schalter an und näherte mich diesem langsam. Er schien wie ein Tor, ein Tor zum Ende der Ungewissheit, ein Tor zur Erlösung. Mein Finger näherte sich diesem, immer näher und näher, doch plötzlich stoppt er . Eine Stimme regt sich in mir. Darf ich das?
Vorschlag: Mein Blick fiel auf das Beatmungsgerät. Ich ging langsam darauf zu. Mein Finger näherte sich dem roten Schalter, der mir wie ein Türöffner zum Ende aller Qualen wirkte. Darf ich das?

Sie hätte es nicht anders gewollte, versuchte ich mich zu rechtfertigen. Sie hätte niemals so lange künstlich beatmet werden wollen. Sei jetzt kein Feigling! Du weißt es ist das Beste für sie; und auch für dich. Mein Finger hatte sich nicht bewegt, es fühlte sich an wie eine Unendlichkeit[Komma] wie ich dort stand. Unentschlossen, verzweifelt und ängstlich. Sie hätte es so gewollt, sagte ich mir wieder und wieder und wieder und[Leerzeichen]...
Auch hier würde ich weiter eindampfen.
Vorschlag: Sie hätte niemals so lange künstlich beatmet werden wollen. Mein Finger begann zu zittern, die ganze Hand, der Arm. Sie hätte es so gewollt, sagte ich mir. Sie hätte es so gewollt, sagte ich wieder und wieder und ...


So viel mal zu meinen Überlegungen. Ich denke, wenn du weiter destillieren würdest - auch wenn dann wirklich nur noch eine Miniatur übrig bliebe - könntest du noch mehr Wirkung erzielen. Zumindest bei mir. Und auch das Parabelhafte, hier nur auf wenige Bilder reduziert, unterstreichen :).
Kannst ja mal darüber nachdenken.
Vielleicht auch darüber, ob es sich lohnen könnte, den ganzen Text in einer umfangreicheren Geschichte einzubetten.


Danke fürs Hochladen


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

liebe Parabel,

wenn Namen kein Rauch und Schall sind, was besonders für selbstgewählte gelten sollte, dann ist Dein Name zugleich Programm und meint weniger eine mathematische Kurve denn eine gleichnishafte Erzählung (wobei, das sei am Rande angemerkt, das Verb "erzählen" offensichtlich vom Verb "zählen" kommt und Dein selbstgewählter Name bereits einen relativ strengen Formwillen ausdrückt). Schon die gewählte Überschrift

Das letzte Blatt
ist dann auch im Lebenszyklus zweideutig: Jedes Jahr fallen im kleinen Zyklus des Jahres z. B. die Blätter der Laubbäume ab, was bio-physikalischen Notwendigkeiten entspricht, dass der Baum die frostigen Zeiten überstehe und im Frühjahr zu neuer Pracht wieder-erblühen, auferstehen kann, um überhaupt einige Jahre bestehen zu können. Zwischenzeitlich können ihn Stürme knicken - wobei das Wurzelwerk/der Stumpf durchaus Grundlage neuen Lebens sein können, bis eines Tages das letzte Blatt fällt und Alexandra "mein Freund, der Baum, ist tot" singen kann. Ein Zustand, der vorzeitig durch Sturm, Trockenheit und Kreissäge/Axt beweirkt werden kann.

Für den Menschen nach den Zyklen baby/child - youth - adult/bestage - senescence steht das letzte Blatt für die Sterbeurkunde, selbst wenn einen die Götter vor der Zeit geliebt haben sollten.

Einige wenige Anmerkungen - das meiste ist ja schon zu diesem kleinen Text gesagt, wie etwa zu den Adjektiven, deren inflationärer Gebrauch immer die Gefahr der Verkitschung in sich bergen.

Die Sonne warf einen goldenen Glanz auf die schier endlosen und endlos vollkommenen Wiesen.
Was ist an Wiesen "vollkommen" und erst recht "endlos"? Selbst das mathematische Zeichen für "unendlich" (vereinfacht gesagt) ist nur eine umgelegte Ziffer acht. Schon eins weniger ist nicht mehr unendlich aber auch nicht in Ziffern darstellbar ... Nichts ist unbegrenzt, nur vergisst das mancher in seiner kleinen Welt, und selbst 4 1/2 Mrd. Jahre Erdgeschichte bedeuten nix.

Seine Gefühlswelt spiegelte sich in der Freiheit der Vögel ...
Nenn mir einen Vogel, der frei ist. Zwar säen sie nicht und ernten doch, aber sie kümmern sich vor allem um ihre Brut und soziale Tiere, wie etwa Krähen, kümmern sich sogar um ihre Artgenossen (schau Dir mal in all seiner Irrealität Hitchcocks Vögel an). Das zwote ist, dass "Vogelfreiheit" ein Begriff aus der mittelalterlichen Rechtssprache ist und oft - um beim gerade aktuellen Beispiel Luther zu bleiben, den ein jeder nach dem Reichstag zu Worms ohne, Rechtsfolgen befürchten zu müssen, erschlagen durfte. Vogelfreiheit halt.

Alles schien unvergänglich.
Schöne Darstellung des Gegensatzes Sein und Schein, nur eben grammatikalisch falsch. Mein Deutschlehrer auf der Realschule sagte immer, "nur die Sonne scheint, selbst der Mond hat sich sein Licht von der Sonne geliehen" (und in der Tat ist ja die Rückseite des Mondes dunkel). Das Verb "scheinen" steigt ab auf das des Verbes "brauchen" (wenn nicht immer schon gewesen), und der Volksmund liegt da nicht falsch, wenn er behauptet "wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen". Kurz: Überwiegend ruft "scheinen" nach dem Infinitiv mit zu, um den Gegensatz und die Abhängigkeit des Scheins vom Sein zu bekräftigen. Korrekt also
Alles schien unvergänglich [zu sein].

Und dann kommt der Satz
"Herr Fatum! Herr Fatum, die Besuchszeit endet jetzt!"
und die Namensgebung, die mir sagt, "DieParabel hat Talent", denn wie Dein gewählter Name ist dieser die Botschaft im Fatum, dem Schicksal des Menschen, wobei ich weniger wie ein gläubiger Mensch an ein vorgegebenes Schicksal glaube, nein, davon überzeugt bin mit Bert Brecht: Das Schicksal des Menschen ist der Mensch incl. seiner biologischen Prozesse. Nicht jeder wird eben nach dem neoliberalen und gutbürgerlichen Motto, "jeder ist seines Glückes Schmied" ungehindert Schmied. Dem andern fehlt der Amboss. Dem nächsten der Hammer. Der letzte kann sichzu schmieden nicht leisten.

Vielleicht hat es schon einer vor mir gesagt, dass es noch Höflichkeitsformen gibt, wie hier etwa

"Sehen ie einfach zu, dass sie in [fünf] Minuten am Ausgang sind", ...
Zahlen werden üblicherweise bis zwölf ausgeschrieben. Natürlich kann man jede Ziffer ausschreiben, was über twölf mit der zusammengesetzten 13 und noch höher im langatmiger und -weiliger wird.

Vielleicht unbewusst schaffstu sogar ein geradezu naturalistisches (Naturalismus wird die Literaturphase nach dem bürgerlichen Realismus genannt, der ähnlich wie der Fotorealismus in der Malerei vorgibt, die Welt so abzubilden, wie sie "wirklich" ist. Was selbstverständlich gar nicht möglich ist. Ein Bild bleibt Abbild dessen, was einer mal gesehen/erlebt hat und dann nach seinem Blick zu gestalten. Und so steht es dann auch trefflich da

Mein Blick fiel wieder auf den Baum. Ich beobachtet ein Blatt; wie es sich gegen das Abfallen wehrte.

"Abfallen", dass in seinen vielen Wandlungen auch zum "Abfall" wird. Diese Scharfsicht wird jedoch mit dem anschießenden Monolog ausgehebelt. Biologische Vorgänge lassen sich verzögern, lassen sich nicht verhindern, trotz allen Geschwätzes ums ewige Leben (an dem ja nicht nur Biologen, sondern vor allem die Computerelite arbeitet - vgl. hierzu "Jaron Lanier: Der 'High-Tech-Frieden' braucht eine neue Art von Humanismus". Dankesrede zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2014, eingestellt unter http://www.friedenspreis-des-deutsc...s/media.php/1290/Friedenspreis 2014 Reden.pdf)

So viel oder wenig für heute vom

Friedel

i

 

Hej DieParabel,

da reih' ich mich mal ein, um dir meinen Leseeindruck zu vermitteln.

Ich mag die Idee und die Kompaktheit deines Textes. Der anfängliche Rückblick hätte mir besser in der ersten Person gefallen, mir den Protagonisten und seine Erinnerung näher gebracht, glaube ich. Auch wäre es schön gewesen, dieses Picknick mit all seiner Liebe, Jugend und Einfachheit mehr auszuschmücken, als mir nur zu sagen, dass sie glücklich, unzertrennlich und verliebt sind.

Fatum als Namensgebung für das Schicksal, das ihn einerseits erwischt hat, andererseits das er beeinflussen will, indem er die lebenserhaltenden Geräte abzuschalten gedenkt, finde ich clever und bedeutsam.

Und wenn ich mir die Flüchtigkeitsfehler, wie fehlende Buchstaben am Wortende ansehe und das mehrfache Wiederholen eines Gefühls wie Hass, dann habe ich den Verdacht (korrigiere mich, wenn das eine doofe Unterstellung ist:shy:), dass du den Text in einem Flow verfasst hast.
Und so hätte ich die Hoffnung, würdest du sie nochmal überarbeiten, könnte sie eine stärkere Wirkung erzielen.

Tränen fielen auf ihr Gesicht.

Ein zartes Bild, das die beiden dadurch verbindet.

Vielen Dank für diese Geschichte mit einem brisanten Thema und freundlicher Gruß, Kanji

 
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Vielen Dank für eure zahlreichen und unglaublich umfangreichen Vorschläge. Ich bin gerade echt überwältigt wie viel Vorschläge und Hilfen hier angeboten werden. Danke, danke, danke.
Ich werde versuchen eure Einwände zu berücksichtigen um die Geschichte zu verbessern.

Es ist die erste Kurzgeschichte, die ich verfasst habe, deswegen kann ich Flow beim Schreiben nicht ganz definieren, aber ich habe den Text an einem Stück geschrieben. :)

 

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