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Das Leben niemals gesehen

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01.09.2002
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Das Leben niemals gesehen

zwar keine Kurzgeschichte, aber egal :) :

Zu früh und zu hilflos wurdest du geboren, alleine hättest du es nie geschafft, wie jedes Baby, doch hattest du keine Wahl, nun musste es beginnen. Finde den Weg zur Selbständigkeit!
4 Jahre hast du nun hinter dir, ein ganzen Leben wartet darauf gelebt zu werden. Du sprichst die ersten zusammenhängenden Sätze, läufst immer längere Wege. Die Bedeutung von irgendetwas ist dir nur selten klar. Du denkst nicht viel nach, wie auch?
10 Jahre gelebt. Ein paar davon auf der Schulbank verbracht, doch du hast gemerkt, dass dies nicht so schön, nicht so lustig ist wie angenommen. Und überhaupt, du bekommst mehr und mehr mit, dass die Dinge anders laufen, als man es dir eingeredet hat. Du weißt nicht viel, aber eines ganz genau, gerne wärst du älter, größer. Warum? Ganz einfach, als 10jähriger wird man nie ernst genommen. Man sagt mehr die Wahrheit als jeder andere, aber so richtig zuhören tut einem keiner, in Zukunft lässt du es lieber, unverblümt zu sagen was du denkst. Man darf auch nicht über die eigene Zukunft entscheiden, dafür gibt es Andere. Für vieles ist man einfach noch zu klein, für manches aber auch schon mittlerweile zu alt, schade eigentlich.
7 Jahre später, mitten in der Pubertät, du hast die größte Krise zu überwinden, seit du denken kannst, überall Probleme. Du fühlst dich wie eine jugendliche Entstellung. Viele Kinderträume sterben. Eine tiefe Unsicherheit quält dich jede Nacht. Die Zukunft ist unklar und verschwommen. Du erkundest Neuland ohne zu lieben.
25 Jahre, du bist nun Erwachsen, du weißt was du mit deinem Leben anfangen wirst, doch wünscht du dir, dass es hätte anders kommen können, irgendwie Pech. Du machst dir Gedanken wegen deiner verlorenen Jugend, aber heisst es nicht, lieber eine vergeudete Jugend als ein weises und produktives Alter? Du fühlst dich wie ein toter Astronaut im Weltraum.
Noch mal 15 Jahre später, dein 40. Geburtstag ist kein Grund zum feiern, deine Tage sind nie abwechslungsreich, du lebst in einer erschaffenen Lethargie und doch bist du kurz vorm Ausbruch, ein schizophrener Grenzfall halt. Du weißt, dass es zu spät ist, zu spät doch noch zu machen was du dir vorgenommen hast. Du denkst an die unbeschwerte Kindheit zurück, ohne Verantwortung, irgendwie leicht halt. Du hast Angst älter zu werden, du hast Angst nie wieder gebraucht zu werden.
67 und nichts zu tun, du weißt mittlerweile, es kommt nicht drauf an wie alt man wird, sondern wie man alt wird und du hast dich gründlich verschätzt. Du hast dein Leben normal gelebt und du weißt die nächsten Jahre werden endlos. Du hast Angst davor zu sterben, doch nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird zu leben...
84. Du hast es im Gefühl, deine Existenz ist am Abgrund. Egal wo man im Leben steht man wünscht es sich immer anders, du willst nur noch in ruhe sterben, fängst du an nachzudenken, fängst du an zu weinen. Im Alter bereut man vor allem die Sünden, die man nicht begannen hat.

 

Hallo anchor,

im strengen Sinne ist das keine Geschichte, interessanter ist aber für mich die Frage ob das Geschriebene philosophisch ist. Es lohnt sich schon, über Lebensinhalt und Lebenssinn zu schreiben. Du beschreibst halt einen Extremfall, einen Menschen der i m m e r keine Erfüllung in seinem Tun findet. Vielleicht hat sich Dein Protagonist zu sehr auf andere Menschen verlassen, anstatt sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen...
Sünden bereuen, die man nicht getan hat? Das impliziert doch, daß (nur ?) Sünden Lebensqualität bringen. Warum sind es dann Sünden? Da hätte ein schöner Spannungsbogen entstehen können.

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo Anchor !

Der Anfang erzählt vom Kind welches vielleicht zu wenig zur Kenntnis genommen wird und sich irgendwann verschließt.

Aber dann kommt der Zeitraum der Handlungsfähigkeit. Und hier sehe ich nichts. Kein Versuchen, kein Wünschen, kein Sehnen. Dass dieser Mensch nichts tut, sondern sich leben lässt erkennt der Leser in einem Wort immer wieder - MAN.

Welche Verantwortung erkennt dieser tote Astronaut, wer hat ihn gebraucht, wenn er doch das Gefühl hat lethargisch zu sein, nie gelebt zu haben? Sogar die Kindheit die ihn verkannt und nicht wahr genommen hat wäre ihm jetzt lieber.

Irgendwas sieht er falsch, irgendwo ist ein Widerspruch den es aufzuspüren gilt - vielleicht sollte dieser Mensch einmal alles aus einer anderen Perspektive betrachten damit ich ihn als Leser zu verstehen beginne ?

Lieben Gruß schnee.eule

 

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