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Das Lamm Gottes

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22.03.2015
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Das Lamm Gottes

Der Wald ist tief. So tief, dass es dort nie wirklich warm wird. Menschenseelen gehören hier nicht her. Zu dicht drängen sich hier die Bäume. Bäume, so alt wie die Zeit selbst. Gewachsen auf Felsen, die bis in den Himmel ragen.

Der Wald gehört ihm allein. Dem Wolf. Und der Wolf ist hungrig. Und stärker als sein Hunger ist nur noch seine Gier. Die Gier nach mehr. Schnaubend pflügt er sich durch das Dickicht des Waldes. Rastlos und tonnenschwer. Die Augen gelb wie Flammen. Das Fell pechschwarz und gleichzeitig rot vom Blut seiner Opfer. Die Zähne lang wie Messer. Glatt wie Porzellan. Der Dämon des Waldes. Der Teufel.
Die Sonne steht bereits tief, doch der Wolf geht noch immer umher. Der Hunger lässt ihn nicht schlafen. Niemals.
Beute in Gestalt eines Hirsches. Das Geweih gleicht einer Krone. Der Wolf pirscht sich an. Langsam bewegt er seine Masse durchs Geäst. Holz zerbirst. Der Hirsch blickt auf. Stille. Beunruhigende Stille. Etwas Dunkles lauert im Wald. Etwas, das nicht gesehen werden kann, wenn dies sein Wille ist. Die finsteren Tannen wiegen sich ächzend im eisigen Wind. Und der Hirsch grast wieder.

Mit infernalischer Präzision spannt sich der Körper des Wolfes an. Regungslos wie ein Felsen. In ihm ein Sturm. Blitze rasen durch seine Muskeln. Ein Donner rast seine Kehle hinauf. Der König des Waldes ist wahnsinnig. Dann hetzt er los. Seine Hinterläufe zerfetzten den Untergrund. Ein Blutrausch bricht durch das Unterholz und zwingt den Hirsch in die Knie. Der Moment, in dem die Beute dem Jäger vergibt?
Die Kiefer des Schlächters öffnen sich so weit, dass sie jeden Moment aus den Gelenken zu springen drohen. Dass gesamte Fell ist aufgestellt. Kreischend schlagen sich seine Zähne in das warme Fleisch des Hirsches. Die umliegenden Bäume färben sich rot. Das Gras wird rot. Der ganze Wald. Rot.
Hungrig gräbt sich die Schnauze des Wolfes in das Innere seiner Beute. Er wütet und tobt noch lange nach dem sein Hunger gestillt wurde. Die Gier macht ihn krank. Keuchend triumphiert er über dem zerfetzten Körper und stößt dann sein markerschütterndes Geheul in die weite Flur hinein.
Die Sonne geht langsam unter, und die Nacht legt sich über die Tannen und Felsen und versteckten Seen des Waldes. Doch etwas bleibt wach dort in der Dunkelheit. Die ganze Nacht. Auf der Suche nach mehr.

Ein neuer Tag bricht an. Nasser Nebel schleicht sich zwischen den Bäumen hindurch. Es wird hell. Der Tau bedeckt das Moos und auch die Gräser. Die knorrigen Tannen ragen durch den Nebel in den grauen Morgenhimmel empor. Der Wolf geht geifernd umher. Der Hunger nagt sich durch seine Eingeweide. Rüttelt an seinen Knochen. Lässt ihn mit den Zähnen klappern. Das Verlangen wächst. Grunzend verlässt er den tieferen Wald und tritt auf eine weite Wiese, durchzogen von einem schmalen Gewässer. Das hohe Gras wischt das Blut von seinem nassen Fell.
Der Wolf bringt seinen massigen Körper zum Stehen. Da. Ein Lämmchen. Direkt vor ihm. Es stillt seinen Durst an dem klaren Wasser. Die Zähne des Wolfes klappern nun noch heftiger. Es ist nicht nur ein Lamm. Es ist das Lamm. Jung. Perfekt. Das Lamm Gottes. Der Wolf pirscht sich diesmal nicht an. Langsam aber beständig setzt er sich in Bewegung. Und er wird schneller.

Wie ein Schleier liegt der Nebel über die Wiese. Das Lamm hebt den Kopf. Es sieht den Wolf, doch es versteht nichts von dem Zorn, der ihm da entgegen kommt. Der Dämon sprintet los. Zu groß ist das Verlangen. Und ja, der Wolf ist riesig. Er wächst mit jedem Sprung.
Das Lamm bewegt sich nicht. Stampfend pflügt sich der Wolf durch die hohen Gräser. Doch das Lämmchen weicht nicht vor der geifernden Walze. Es ist soweit. Wie eine schwarze Wand erhebt sich der Wolf vor dem Lamm. Er klappt die Kiefer auseinander. Die Augen weiten sich. Mit einem einzigen Biss verschlingt er das Lämmchen. Das Gras bleibt grün.

Die Gier verschont die Beute vor den Zähnen des Wolfes. Keine Zeit zu zerfetzen oder zu zermalmen. Blökend verschwindet das Lamm im ewigen Schlund der Bestie. Der Tyrann richtet sich zu seiner gesamten Größe auf und brüllt seinen Fluch in die eisige Morgenluft hinaus. Ein Schwarm Krähen entsteigt erschrocken den umliegenden Tannen. Der König hat gefressen.

Die Sonne findet hier und da einen Weg durch die Tannen und malt groteske Schatten auf den Boden des Waldes. Schnaubend schleppt sich der Wolf durch das Unterholz. Lüstern rollen seine Augen in ihren Höhlen umher. Auf der Suche nach mehr. Doch da ist noch etwas anderes.
Etwas ganz und gar Fremdes. Etwas in ihm. Und es bewegt sich. Die Augen des Wolfes weiten sich. Er kann es fühlen. Und er erkennt: Es ist das Lämmchen, welches er in unkontrollierbarem Verlangen verschlungen hat. Es lebt. Es atmet. Gefangen von seinem gewaltigen Körper.

Hunger treibt den Dämon tiefer in die Wälder hinein. Hier sind die Tannen noch älter und die Flüsse mächtig. Stille regiert. Und nun kann er ihn hören. Den zweiten Herzschlag. Tief in seinem Inneren pulsiert es. Das Herz des Lammes. Der Wolf grunzt und zittert. Denn er erträgt es nicht.
Ihn dürstet. Röchelnd tritt der Wolf an den Fluss. Gierig schiebt sich seine Zunge in das kristallklare Wasser. Wieder und wieder und immer wieder. Doch sein Durst wird nicht gestillt. Denn auch das Lamm in ihm trinkt und trinkt. Dankbar nimmt es zu sich, was ihm der Wolf hinab in die Dunkelheit wirft. Der Wolf wendet sich ab. Denn er erträgt es nicht.
Verzweiflung ergänzt Gier und Hunger. Sein Trieb beschleunigt ihn. Noch tiefer treibt er ihn hinein in die finsteren Tannen.

Zähne und Klauen klappern. Speichel rinnt an seinem Hals hinab und tropft auf den feuchten Boden. Die Jagd beginnt. Vor ihm ein Reh. Rasend stürzt er sich darauf. Er zerreißt es. Seine Kiefer öffnen und schließen sich. Stück für Stück verschluckt er die Beute. Doch Fleisch und Blut füllen ihn nicht. Weder das eine noch das andere.
Hass liegt nun im Gebrüll des Wolfes. Er sprintet los. Er jagt. Und mordet. Und frisst. Chaos. Ein Opfer nach dem anderen. Bis ans Ende seiner Kräfte.
Blut fließt nun anstelle von Wasser in den Flüssen des Waldes. Doch der Hunger des Wolfes bleibt ungestillt. Denn das Lamm frisst mit ihm. Alles, was der Wolf ihm so dankbar hinabwirft.

Er wird schwächer. Er keucht und ächzt. Denn das Lämmchen wächst und wächst und sein Herzschlag wird lauter und lauter. Es zehrt von ihm. Beraubt ihn seiner Kräfte. Es verwehrt ihm Wasser und Nahrung. Und der Wolf fürchtet sich. Oh ja er fürchtet sich so sehr vor dem, was in ihm heranwächst. Er will es nicht sehen. Niemals.
Müde schleppt sich der dämonische Wolf durch den Wald. Panik hält ihn auf den Beinen. Seine blanken Zähne klappern, doch diesmal ist der Grund ein anderer. Er kann fühlen, wie es sich bewegt. Wie es versucht zu entkommen. Dieses andere Leben. Dieses andere Herz. Aber der Wolf tröstet sich. Denn es kann nicht hinaus.

Doch das Lamm ist nicht mehr das, was es einmal war. Sein Wesen ist nun ein anderes. Seine Natur wurde geändert. Es hat getrunken, was der Wolf trank. Hat gefressen, was der Wolf fraß. Das Lämmchen ist nun kein solches mehr. Den Geschmack von Gras hat es vergessen. Der Wunsch nach klarem Wasser ist verschwunden. Es weiß jetzt, wie Fleisch schmeckt und wie auch Blut den Durst zu stillen vermag. Und es ist zu groß geworden. Zu groß für sein Gefängnis. Zu groß für diese Feste aus Fleisch und Blut.

Mit weit aufgerissenen Augen und brüllend vor Schmerz bleibt der Wolf stehen, als sich das Lämmchen seinen Weg aus der Dunkelheit nagt. Der heiße Atem des Wolfes flimmert in der kühlen Waldesluft. Seine Klauen graben sich tief in den bewachsenen Untergrund. Der Wald ist ein Labyrinth. Ein Labyrinth, das sich dreht. Unaufhaltsam bahnt sich seine Zucht einen Weg hinaus. Ein klagendes Heulen zerschneidet die Stille des umliegenden Dickichts. Dann bricht der Wolf zusammen. Seine Beine splittern wie Zweige. Hart schlägt er auf dem Boden auf. Seine Kiefer klappen zusammen. Die Augen erfrieren.
Der ewige Schlächter ist tot. Dann öffnet er sich. Denn das, was herangewachsen ist, entsteigt jetzt dampfend dem Kadaver des Dämons. Noch leicht zittrig auf den Beinen und rot vor Blut.

Noch verträgt es das Licht nicht. Voll Wonne saugt es die klare Luft ein. Einst in die Dunkelheit verbannt durch die Gier des Wolfes. Wiedergeboren im Herzen des Waldes. Satt und kraftstrotzend. Das Lamm Gottes.

 
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Mit infernalischer Präzision spannt sich der Körper des Wolfes an. Regungslos wie ein Felsen. In ihm ein Sturm. Blitze rasen durch seine Muskeln. Ein Donner rast seine Kehle hinauf. Der König des Waldes ist wahnsinnig. Dann hetzt er los. Seine Hinterläufe zerfetzten den Untergrund. Ein Blutrausch bricht durch das Unterholz und zwingt den Hirsch in die Knie. Der Moment, in dem die Beute dem Jäger vergibt?

Es wird hell. Der Tau bedeckt das Moos und auch die Gräser. Die knorrigen Tannen ragen durch den Nebel in den grauen Morgenhimmel empor. Der Wolf geht geifernd umher. Der Hunger nagt sich durch seine Eingeweide. Rüttelt an seinen Knochen. Lässt ihn mit den Zähnen klappern. Das Verlangen wächst. Grunzend verlässt er den tieferen Wald und tritt auf eine weite Wiese, durchzogen von einem schmalen Gewässer. Das hohe Gras wischt das Blut von seinem nassen Fell.

Mit weit aufgerissenen Augen und brüllend vor Schmerz bleibt der Wolf stehen, als sich das Lämmchen seinen Weg aus der Dunkelheit nagt. Der heiße Atem des Wolfes flimmert in der kühlen Waldesluft. Seine Klauen graben sich tief in den bewachsenen Untergrund. Der Wald ist ein Labyrinth. Ein Labyrinth, das sich dreht.

Ein klagendes Heulen zerschneidet die Stille des umliegenden Dickichts. Dann bricht der Wolf zusammen. Seine Beine splittern wie Zweige. Hart schlägt er auf dem Boden auf. Seine Kiefer klappen zusammen. Die Augen erfrieren.
Der ewige Schlächter ist tot
usw.

Na servas! Also das nenn ich mal ein wortgewaltiges Debüt!
Ich könnte den Text natürlich auch einen adjektivischen Amoklauf nennen, Cabal, aber ich muss zugeben, dass mich dein Stil, also wie du da sprachlich aus dem Vollen schöpfst, beim Lesen mehr und mehr vereinnahmt hat. Der passt einfach zur Atmosphäre des Settings und der Handlung, ich glaub, dass da eine nüchterne Sprache völlig fehl am Platz wäre.
An sich ist so symbolistischer Kram ja überhaupt nicht mein Genre und auch diesen Stil vertrage ich nur in homöopathischen Dosen, vielleicht eiferst du ja auch irgendeinem Vorbild nach, keine Ahnung, aber egal, mir hat das Lesen echt getaugt. Du schaffst da stellenweise wirklich tolle Formulierungen und Sprachbilder, also man spürt da schon, wie du dich um die Wortwahl bemühst.

Na ja, und die Handlung? Also ich nehme nicht an, dass deine einzige Erzählintention so ein Wald und Wiesen-Exploitationdings war, der radikale Gegenentwurf zu idyllischen Naturdokus quasi, sondern dass der ganze Krempel allegorisch für irgendwas steht.
Also wer ist der Wolf? Wer das Lamm?
Steht der Wolf gar für unser momentanes entfesseltes, raubtierkapitalistisches Wirtschaftssystem, das in seiner absurden Wachstumsgläubigkeit und Gier seinen eigenen Untergang herbeiführt? Immer schneller, immer skrupelloser, immer brutaler und menschenverachtender, und das trotz seines so augenscheinlichen Widerspruchs zum gesunden Menschenverstand von der Mehrheit der Menschen wie ein Götze verehrt wird? Ja, und was symbolisiert dann das Lamm? Die winzige Minderheit der idealistischen, naiven, die Welt verbessern wollenden Menschen, die sich trotz allem einen wenn auch einigermaßen bizarr anmutenden Optimismus bewahrt haben?
Nein, das Bild geht nicht auf, immerhin wird das Lamm am Ende ja auch zur Bestie …
Nein, in Wahrheit hab ich keine Ahnung, was du mit der Geschichte sagen willst, ob da überhaupt irgendwas Gleichnishaftes drinsteckt. Und Gedanken zu einer eventuellen religiösen Konnotation, die der Titel und der letzte Satz andeuten, will ich dir und mir ersparen. (Über esoterischen Hokuspokus zerbreche ich mir nämlich grundsätzlich nicht den Kopf.)
Wie auch immer, ich hab die Lektüre echt genossen.

Bis auf ein paar Kleinigkeiten. (Wobei ich jetzt gar nichts mehr zur Adjektivlastigkeit des Textes sagen werde, einfach weil ich sie als bewusstes Stilmittel verstehe.)

Menschenseelen gehören hier nicht her. Und sie würden es auch nicht wagen.
Nicht gut. Es sagt nämlich sinngemäß das:
Menschenseelen würden es nicht wagen, hierher zu gehören.
Und das klingt natürlich eigenartig.

Die Sonne steht bereits tief [Komma] doch der Wolf geht noch immer umher.

Etwas [Komma] dass [das] nicht gesehen werden kann, wenn dies sein Wille ist.

Er wütet und tobt, [kein Komma] noch lange [Komma] nach dem sein Hunger gestillt wurde.

Nasser Nebel schleicht sich leise zwischen den Bäumen hindurch.
Also das solltest du wirklich streichen. Weil leise bedeutet ja nicht lautlos. Wie aber soll ich mir die (leisen) Geräusche vorstellen, die der Nebel macht?

Es ist so weit [soweit].

Ein Rudel Krähen
besser: ein Schwarm Krähen

Doch der Hunger des Wolfes bleibt unerreicht.
besser: ungestillt

Denn das Lamm frisst mit ihm. Alles [Komma] was der Wolf ihm so dankbar hinabwirft.

Zu groß für sein Gefängnis. Zu groß für diese Festen [Feste] aus Fleisch und Blut.

Unaufhaltsam bahnt sich seine Zucht einen Weg nach Außen [außen].
besser: hinaus


Willkommen hier, Cabal.

offshore

 
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Hallo,

Erst einmal danke für deine Hilfe. Ich habe den Text entsprechend deiner Kritikpunkte überarbeitet. Da hatte ich tatsächlich noch einiges übersehen.

Zu deiner Frage: Nein. Ich kann dir leider tatsächlich keine Antwort darauf geben, welche Geschichte hier genau erzählt wird oder für wen der Wolf oder das Lamm hier nun steht.
Ich wollte etwas schreiben, für das jeder eine andere Bedeutung finden kann. Es mag religiös wirken (besonders durch den Titel...), aber auch deine Ansicht unseres Wirtschaftssystems passt. Daran habe ich selbst beim schreiben nicht gedacht und erst jetzt wo du es erwähnst, fällt es mir auf.
Der Grundgedanke war, den Text wie eine Warnung klingen zu lassen. Ich komme immer wieder auf die Gier zurück. Doch die Gier nach was genau, will ich nicht festlegen.

Und was die adjektivlastigkeit betrifft: Ja, der Text sollte entfesselt und wild klingen. Und keineswegs kopflastig. Ich hoffe das ist mir gelungen.

Bei weniger experimentellen Geschichten, werde ich die Adjektiv-Schublade jedoch nicht mehr so weit öffnen.

Merci für deine Antwort.

Grüße

 

Ich bin hin- und hergerissen.

Der Text ist reichlich bizarr, etwas eklig auch. Und wortgewaltig! Dieser überladene Stil, ich kann mich nicht entscheiden, ob mir das gefällt oder nicht. Die Bilder, die du hier malst, haben mich gleichzeitig abgestoßen und fasziniert. Das ist sicher gut.
Dass ich einfach keine Antwort finden kann auf die Frage, worum in drei Teufels Namen es in der Geschichte geht, frustriert mich aber. Ich hab das Gefühl, als sollte ich es verstehen, kann's aber nicht. Als hätte ich alle Hinweise, kann sie aber nicht zusammenpuzzeln. Das lässt mich irgendwie unbefriedigt zurück und mit dem Gefühl, ich sei ein bisserl zu doof.

Jetzt les ich, du hast selbst keine Antwort. Frust! :D

 

Du bist ganz bestimmt nicht zu doof.

Es ist ein experimenteller Text. Es ging mir mehr darum, Bilder zu kreieren, als einen roten Faden zu spinnen. ;)

 

Ja, das hatte ich gelesen. Ich wollte dennoch die Gefühle, die deine Geschichte bei mir ausgelöst hat, beim Verursacher abladen. ;)
Dass nicht einmal von dir eine Erklärung zu bekommen ist, hat's ja nur noch schlimmer gemacht. :D

 

Finde ich auch sehr hilfreich, das du mir deine Gefühle und Meinung dazu kund tust. Weil ich so etwas wohl nicht noch einmal schreiben werde.
Und ich muss gestehen, dass es mich ein bisschen freut das der Text zum grübeln anregt. :read::hmm:

 

Aha, auch noch schadenfroh. :pah: ;)
Aber da du versprochen hast, es nicht wieder zu tun, vergebe ich dir und les auch beim nächsten Mal wieder etwas von dir. Schreiben kannst du ja schön.

 
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Aha, wieder ein religiöser Text! Das "Lamm Gottes", Agnus Dei, ist natürlich Christus:

http://de.wikipedia.org/wiki/Agnus_Dei

Da merkt man die christliche Prägung des Autors.

Hallo Cabal!

Inspiriert ist deine Erzählung - wie ich vermute - von uraltem Opferkult, zu dem auch das Blutopfer gehört. Denn an dem Blut des Hirsches, das der Wolf vergießt, hat nicht nur dieser Anteil, sondern die gesamte Umgebung kommt in seinen Genuss:

Die umliegenden Bäume färben sich rot. Das Gras wird rot. Der ganze Wald. Rot.

Zur Bedeutung des Blutes auch im christlichen Opferkult möchte ich eine Stelle aus dem Neuen Testament anführen, aus dem Ersten Petrus-Brief:

Petrus, ein Apostel Jesu Christi,
den Fremdlingen in der Zerstreuung … , die erwählt sind nach der Vorsehung Gottes, des Vaters, in der Heiligung durch den Geist, zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi:
Gott gebe euch viel Gnade und Frieden!

Warum ich das zitiere? Es wird klar, dass Christus ein Menschenopfer war, das dargebracht wurde, um Gottes Zorn über die sündige Menschheit zu beschwichtigen, wobei auch das Blut des Opfers eine Rolle spielt: Die Besprengung mit Christi Blut gereicht den Christen, die von Petrus begrüßt werden, zum Heil, es fließt daraus eine Segenswirkung - in diesem Zusammenhang vielleicht intersessant ist die Etymologie des englischen Wortes to bless "segnen": Es geht auf altenglisch blaedsian zurück, das "mit Opferblut besprengen" bedeutet.

Zurück zu deinem Text! Mit dem Blut des Hirsches besprengt der Opfernde, der Wolf, die umgebende Natur, aber nicht mit dem Blut des Lammes. Dies ist eine bedeutungsvolle Wendung, die man so deuten könnte: Das Lamm will nicht Opfer sein, sondern identifziert sich mit dem Wolf, will neugeboren werden, will wiederauferstehen als Mitglied der Welt der Raubtiere, der Starken...

Noch eine abschließende Bemerkung:

Mir fällt auf, dass in dieses Forum in letzter Zeit vermehrt religiöse Texte gestellt werden. Auch in meinem vorangehenden Kommentar war ich mit einem religiösen Text konfrontiert. Oft verwenden die Autoren den Apfel, der für den Sündenfall von Adam und Eva im Paradies steht. Das zeigt mir: Religion ist auf dem Vormarsch. Hoffentlich zum Guten!

Grüße
gerthans

 
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raven schrieb:
Ich hab das Gefühl, als sollte ich es verstehen, kann's aber nicht. Als hätte ich alle Hinweise, kann sie aber nicht zusammenpuzzeln. Das lässt mich irgendwie unbefriedigt zurück und mit dem Gefühl, ich sei ein bisserl zu doof.

Jetzt les ich, du hast selbst keine Antwort. Frust! :D


„Gott gibt“, wie Herr von Goethe spricht,
„die Nüsse, doch er knackt sie nicht.“
Warum nun soll nicht Cabal auch
sich solche Späße leisten?
Steh‘n dann die Leser auf dem Schlauch
(ich glaub, so geht’s den meisten),
meint Cabal nett und nonchalant,
er könne es sich leisten,
weil er doch eine Art Verwandt-
schaft fühle mit dem großen Vor-
bild, ja. Zurecht, mein ich, ernst offshore.


Für raven ;)

 

Du schon wieder, Cabal! :)

Ich habe einfach so auf den Titel gedrückt, ohne zu wissen, dass du es warst, der die Geschichte geschrieben hat, ich achte da nicht drauf, um unbefangen zu sein. Bereits nach dem ersten Absatz, der mich sofort gefesselt hat, hab ich vermutet, dass du es warst, der diesen Genuss hier fabriziert hat. Und Tatsache.

Dann ist mir aufgefallen, dass du schreibst, dass ja keine Menschenseele in den Wald gehört. Ich bin ein Fan von Fantasie (ich schaue auch nicht auf das Genre, ich gehe nach Überschriften, die mich interessieren) also dachte ich an Elfen, was mit der schaurigen Szene die du da kreierst, nicht ganz konform geht, noch interessanter.
Zweiter Absatz, ein Wolf! Ich liebe Wölfe, zwar eher die süßen, mit tollem Sozialverhalten und wunderschönen, in die Tiefe gehenden, bewegenden Stimmen, aber den hier fand ich auch klasse, wenn auch schaurig. Jetzt war ich total interessiert, wie du wohl glaubhaft die Sicht eines Wolfes vermitteln würdest. Die Szenerie war grandios, hätte ich noch Popcorn zu dem Kopfkino gehabt.. na ja.
Den Wolf vermittelst du durch kurze Hauptsätze, die ordentlich sitzen. Ich hatte dieses düstere von Gier getriebene Biest direkt vor mir, seine gigantischen Pranken, die den Boden verletzen.
Mich als Leser hat der Gedanke geplagt, wer dieses Ungetüm, mehr Gier als Wolf wohl aufhalten würde, besonders nachdem er den Hirsch erlegt hatte.
Was mich zu der Interpretation führt, da ich so wirklich Kritik nicht vorzubringen habe. Ich bin zufrieden, okay? :D

Also, der Wolf, alleine eigentlich ein Rudeltier, voller Gier, die seinen relativ weiten Verstand zerfurcht hat, er hat ja auch keine Zeit zu denken, wo er doch immer mehr braucht. Auf seiner sinnlosen Jagd, vermutlich nach dem Zustand, der bevor er in hemmungslose Gier und blinde Wut verfiel vorherrschte, den er nie erreichen wird, den Gott des Waldes, der Weisheit (Hirsch) frisst und auch nach zahlreichen weiteren Opfern nicht satt wird. Wie auch? Ekel, Verabscheuung und Mitleid.
Da findet er das Lamm Gottes, einverleibt es sich. Weichheit, Liebe und Mitgefühl, hinunter gespült, fast schon in den Schlund der Hölle selbst, ohne jegliche Angst, genährt nur durch fruchtbare Dinge, dort unten in der Dunkelheit, wird es unbemerkt immer stärker und besiegt schlussendlich das Monster, einfach nur aus dem Wunsch heraus sich aus dieser Hölle zu befreien, nicht aus Rache oder Mordlust. Es ist noch immer das Lamm Gottes, nicht mehr so rein und unschuldig, doch all dieses Greul konnte die Liebe, das Mitgefühl und den Glauben nicht töten.
Wunderschön, du hast einen wunderschönen Geist, lieber Cabal, da du sowas schaffen kannst, danke, dass du das mit uns teilst.

Liebe Grüße
Lexi

 

Nabend Cabal

Also ich muss auch sagen, dass ich etwas hin und hergerissen bin. Der Titel hat mich auf jeden Fall neugierig gemacht, denn obwohl ich von Religion nicht viel halte, finde ich, dass man sie gut in Geschichten verwenden kann. Nun gut, mit so einer Fantasy-Fabel-Geschichte hatte ich jedoch nicht gerechnet und wie ernst es schon erwähnt hat, ist der Erzählstil mit den ganzen Adjektiven gewöhnungsbedürftig. Nicht zwangsweise schlecht, aber gewöhnungsbedürftig. Eigentlich mag ich auch keine Texte, in denen kein Wort gesprochen wird. Normalerweise habe ich meist nach der Hälfte dann die Schnauze voll und lese nicht fertig. Deinen Text habe ich fertig gelesen, was schon mal etwas gutes ist :thumbsup:.

Nun zu der Sache, wie man den Text verstehen könnte ...
Ich habe mir da so zwei Dinge gedacht:
1, Der Wolf wird irgendwie von Anfang an als dieses grausame Ungeheuer dargestellt. Ist nicht zu übersehen. Aber eigentlich handelt er ja mehr oder weniger so, wie es die Natur für ihn vorgesehen hat. Er ist nun mal ein Raubtier, wieso sollte man ihm also böse sein? Und dann kommt da dieses kleine, niedliche Lämmchen und man könnte beinahe Mitleid mit ihm bekommen, weil man weiß, dass der Wolf es sich demnächst einverleiben wird (wie eben von der Natur vorgesehen). Dann aber wird das Lamm zu einem Parasiten und saugt dem Wolf das Leben aus und handelt vollkommen wider seiner Natur. Ist also das "arme" Lamm hier eigentlich der Böse in der Geschichte? Das Tier, das sich hier nicht verhält, wie es sich verhalten sollte, aus der Reihe tanzt und die Natur ins wanken bringt? Keine Ahnung, was man hier für eine Schlussfolgerung ziehen könnte. Ich bin nicht sonderlich gut in so was. Aber ich bin mir sicher, dass es da irgendeine gibt :lol:.
2, (Das könnte jetzt irgendwie unübersichtlich werden) Nehmen wir an, das Lamm hat nun seinen Hunger nach Gras und seinen Durst nach Wasser verloren und wird nun zur "neuen" Bestie des Waldes, vor der sich alle anderen Tiere fürchten müssen. Das heißt, dass aus einem unschuldigen und unbefleckten Wesen ein Monster entstanden ist und nun versuchen wir da mal, das so ein klein Wenig in Richtung der (menschlichen) Gesellschaft zu biegen: Sagen wir, dass das Lamm für ein menschliches Kind und der Wolf für eine Situation steht. Was für eine Situation genau, kannst du dir aussuchen. Nehmen wir Misshandlung durch die Eltern in der Kindheit. Oder Vernachlässigung. Ich muss das hier jetzt mit Sicherheit nicht weiter ausführen, da ich denke, dass jeder Mensch weiß, dass wenn man sich gegenüber einer beeinflussbaren Person (einem Kind) wie ein Monster verhält, man ein Monster erschafft... Das war so mein erster Gedanke, als ich die Geschichte fertig hatte. Das unschuldige wurde unfreiwillig zu etwas Bösem gemacht. Es entsprach nicht seiner Natur und evtl wollte es das auch gar nicht, aber welche Wahl hatte es? Keine Ahnung, ob da die Pferde etwas mit mir durchgegangen sind.

Wie dem auch sei: Der Stil ist sprachlich sicher nicht perfekt, aber er funktioniert bei mir schon einigermaßen, weswegen ich nun eigentlich sagen würde, dass ich mich auf weitere Geschichten in dem Stil gefreut hätte, aber da das nicht der Fall sein wird: Nette Geschichte, nettes Experiment, gerne gelesen...

beste Grüße, zash

 

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