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Das Lachen der Sterne
*
Und dafür bin ich jetzt extra früher von der Arbeit weg gefahren, nur um jetzt, wenige Stunden später, wieder im Auto zu sitzen? Bei strömendem Regen und verstopften Straßen fahre, oder besser gesagt schleiche ich jetzt bis spät in die Nacht hinunter in eines der letzten Hinterweltlerdörfer des Schwarzwaldes, zum Haus meiner Schwiegermutter, für einen erholsamen Wochenendurlaub. Ich bräuchte mal wieder eine Auszeit, ein Wochenende ohne Laptop, hatte Lyra gesagt. Warum kommt sie eigentlich immer zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt mit solchen spontanen Eskapaden um die Ecke, immer dann wenn ich es mir eigentlich so überhaupt nicht leisten könnte weg zu sein. Wenn ich dann am Montag zurück ins Büro komme, dann werde ich neben den neuen Aufgaben noch einen Stapel übergebliebener Arbeit finden. Und dann sind da auch noch die Blicke der anderen. Jetzt wo es bald darum gehen wird, wer in den Aufsichtsrat befördert wird, sind sie alle zu ausgehungerten Hyänen verkommen, welche sich durch den Misserfolg der anderen im Glauben laben, dass dies ihre eigenen Chancen darauf erhöhen würde, aus dieser Knechtungshalle endlich nach oben zu kommen und auf der Karriereleiter den nächsten Schritt zu tun. Mir wurde einmal gesagt, dass ich kurz davor stehen würde diese nächste Sprosse zu erklimmen. Das ist jetzt neun Jahre her. Leise summt aus den Lautsprechern ein ausgelutschter ‚Popklassiker‘ nach dem anderen, diesmal ist es Pictures of You.
*
Es ist jetzt schon spät in der Nacht. Die Regenwolken haben sich langsam verzogen und offenbaren einen ansehnlichen Sternenhimmel über meinem Horizont. Auch die Straßen haben sich mittlerweile geleert. Nur noch ab und an kommt mir jemand durch die dunkle Nacht entgegen, in meiner Richtung sehe ich in kein weiteres Schein- oder Rücklichterpaar mir entgegen leuchten. Ich schaue kurz herüber auf die Beifahrerseite. Da liegt sie und schläft, sanft lehnt sie ihren Kopf an die Scheibe. Und sie lächelt. Sie hat wirklich das süßeste Lächeln dieser Welt.
Dann schaue ich wieder nach vorne auf die nach wie vor nasse Fahrbahn, bis mein Blick durch den Rückspiegel hindurch für einen kurzen Moment an Rose hängen bleibt. Mit großen, vor Neugier geweiteten Augen schaut sie zum Himmel hinauf, doch ihr Blick ruht nicht, viel eher wandert er in einer Windeseile am Horizont auf und ab, als ob sie etwas verfolgen wöllte.
„Sag mal Kleine, suchst du etwas da oben?“, frage ich leise nach hinten.
Einen Moment lang wirkt sie, als ob sie mich nicht gehört hätte. Dann aber antwortetet sie mir flüsternd, allerdings ohne ihren Blick vom Himmel abzuwenden.
„Ich will die Sterne zählen, aber die halten einfach nicht still und hauen immer wieder vor mir ab, so dass ich mich dauernd verzähle. Langsam glaube ich, die wollen gar nicht das man weiß wie viele es von denen gibt.“
Sie mag zwar schon zehn Jahre alt sein, aber das Spielkind in ihr ist nach wie vor quiek lebendig.
„Ich bin mir gar nicht sicher, ob man die überhaupt alle zählen könnte. Es gibt viele Menschen, welche sich ihr ganzes Leben lang damit beschäftigen die Sterne am Himmel zu zählen, und doch ist bis jetzt niemand damit fertig geworden. Immer wenn man noch ein bisschen genauer hinschaut findet man immer noch mehr von ihnen. Manche dieser Sternenzähler glauben sogar, dass wir nicht einmal alle Sterne sehen können die es da draußen gibt.“
Jetzt schaut sie kurz zu mir nach vorne. In ihren leuchtend grünen Augen spiegelt sich ein wenig das Licht des Nachthimmels.
„Hast du denn auch mal versucht die Sterne zu zählen Papa?“, fragt sie und schaut mich erwartungsvoll durch den Spiegel an.
„Ja, aber nicht sehr oft. Ich glaube sogar nur ein einziges Mal. Da war ich etwas jünger als du es jetzt bist, vielleicht sechs Jahre. Doch ich hatte ein ganz ähnliches Problem wie du, ich habe mich andauernd verzählt. Und so habe ich es dann einfach aufgegeben, die waren für mich einfach so weit weg, das sie mir irgendwann egal waren glaube ich.“
Sie schaut wieder aus dem Fenster. Einen Moment lang schweigt sie. In mir bahnt sich das unschöne Gefühl an, dass sie eine andere Antwort gewollt hatte.
„Weißt du Papa, ich bin mal mitten in der Nacht aufgewacht und habe dann aus dem Fenster geschaut. Da waren aber viel mehr Wolken da als jetzt, und ich konnte nur ein paar von ihnen sehen. Die Sterne schienen sich vor mir verstecken zu wollen, wie unter einer großen grauen Decke, und sie zankten darum, wer diese haben durfte. So konnte ich immer wieder ein paar andere von ihnen erkennen. Es war lustig ihnen dabei zuzuschauen, wie sie sich verstecken wollten, auch wenn ich nicht verstanden habe warum sie das taten. Ich habe ihnen doch nichts getan weshalb sie sich vor mir fürchten müssten, oder?“
Sie schaut erneut mit fragendem Blick zu mir nach vorne. Aber da war noch etwas. Ein Funken Sorge glimmt in ihren Augen.
„Nein, wie solltest du auch? Für die Sterne dort oben bist du genauso klein, wenn nicht sogar noch viel winziger, wie sie für dich. Die wenigsten Menschen werden in ihrem Leben von unserer Erde wegkommen, selbst von dort oben wo die Flugzeuge fliegen sind die Sterne, deren Licht du sehen kannst, so unglaublich weit weg, das sie niemand jemals erreichen wird. Du brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass sie sich vor dir fürchten würden. Für sie bist du auch wie ein Stern, ein kleines Licht, das in unendlicher Ferne scheint.“
Nachdenklich schaut sie wieder aus dem Fenster.
„Wirklich niemand kann Sie erreichen?“, fragt Sie noch einmal, aber mit noch einmal leiserer Stimme als zuvor.
„Irgendwann vielleicht, aber ich denke nicht in den nächsten hundert Jahren. Sie sind einfach zu weit weg.“
danach sagt Sie nichts mehr. Langsam versinkt nun auch Rose im Reich der Träume.
Einen Augenblick später ist sie eingeschlafen. Wie süß sie ist wenn sie schläft. Unglaublich das sie schon zehn Jahre alt ist. Leise wispert sie noch etwas, bevor sie dieser Welt entgleitet.
„Schade.“
*
Noch halb im Schlaf versunken taumele ich langsam die Treppe hinab, nach unten ins Erdgeschoss. Schon früh kann ich ihr Lachen hören, als Omi mal wieder von ihren alten Geschichten erzählt. Es gibt kaum etwas, was einem Menschen so unvermittelt ein sanftes Gemüt einhauchen kann wie das Lachen eines Kindes. Ich gehe ins Esszimmer und werde bereits von allen erwartet. Lyra schmiert gerade ein Brot für Rose, welche sich gerade vor Lachen krümmt. Omi schaut mich mit einem zufriedenen Lächeln an, als ich durch die Tür trete. Eigentlich würde ich sie lieber bei ihrem Namen nennen, aber sie besteht darauf auch von mir Omi genannt zu werden. Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch und schaue in die Runde. Sie haben den Tisch wohl schon länger gedeckt gehabt, da Lyra ihren Kaffee bereits ausgetrunken hat. Aber der für mich gemachte Kaffee ist immerhin noch lauwarm. Dann greift Lyra nach meiner Hand.
„Hast du gut geschlafen Schatz?“, fragt sie mit einem süßen Lächeln im Gesicht, so dass ich unvermittelt auch grinsen muss. Sie hat wie immer diese allumfassende Herzlichkeit an sich, welche mich jedes Mal wieder berührt.
„Aber natürlich hat er, das kannst du ihm doch sicher auch ansehen. Die wunderbar frische Luft hier am Wald tut jedem gut, gerade wenn man mal wieder richtig ausschlafen kann.“, wirft Omi ein bevor sie ihre Tasse kurz ansetzt. Sie trinkt wie jeden Morgen einen selbst gemachten Kräutertee, den sie selbst gesammelt und gemischt hat.
„Wie sollte es denn auch anders sein?“, fügt Rose mit einem Kichern hinzu, während sie das letzte Stück ihres Honigbrotes kaut,
„Sonst schläft er immer sehr wenig weißt du, er ist morgens immer schon weg bevor ich überhaupt aufgewacht bin und kommt dann Abends immer so spät Heim, das ich oft schon vorher eingeschlafen bin. Papa muss dann immer in die Erwachsenenwelt gehen, wo er bei seiner Arbeit vielen anderen Menschen hilft ihre Probleme zu lösen. Dazu muss er oft mit den Zahlen kämpfen sagt Mama. Mein Papa hängt sich immer voll rein, da hat er sich auch mal eine Pause verdient.“
Ihre zweifelsohne lieb gemeinte, bewundernde Erzählung hat in meinen Ohren einen ironischen Unterton an sich haften.
„Da hast du Recht mein Engel.“, antwortet Omi und streicht ihr durchs Haar,
„Komm, wir räumen weil das benutzte Geschirr ab, dann ist der Tisch nicht mehr so voll.“
Wie ein kleiner Wirbelwind tanzt Rose nun hinter den Stühlen umher und sammelt mit einem leisen Summen auf den Lippen das nicht länger Gebrauchte ein, um es dann Omi zu bringen. Während Lyra einen Blick in die Tageszeitung wirft verstreiche ich Butter und Marmelade auf einem der vor mir aufbereiteten Brotscheiben. Es schmeckt köstlich, was Lyra mir wie immer direkt ansieht. Manchmal ist es fast unheimlich, wie direkt sie mich lesen kann.
„Na also, das schmeckt doch besser als die fahlen Stücker der Stadtbäckerei, nicht wahr?“
Mein Grinsen genügt ihr offenbar als Antwort, und so fällt ihr Blick wieder zurück ins Weltgeschehen.
„Die habe ich heute Morgen geholt Papa.“, verkündet mir Rose daraufhin voller Stolz,
„Der Bäcker hat mir sogar ein paar Bonbons geschenkt.“
„Bei einem so liebenswerten Kindchen könnte da ja auch niemand wiederstehen.“, höre ich Omi ihr darauf antworten.
„Wie schnell Sie doch groß wird.“, sagt Lyra leise,
„In Momenten wie diesen kommt es mir immer wieder vor, wie wenn sie noch gestern ein kleines Kind war, welches zwar unbeholfen, aber stets zielstrebig durch unser Haus gewandert ist und alles sehen wollte, was unsere Welt zu bieten hat. Und nun ist sie schon zehn Jahre bei uns und zu einem aufgeweckten und so lieben Kind geworden. Ich bin so stolz auf Sie.“
Eine kleine Träne hängt ihr im Augenwinkel, aber sie strahlt wie ein kleiner Stern vor Freude.
„Lass uns gleich einen kurzen Spaziergang machen, bevor das Wetter heute Mittag vielleicht schlechter wird, ja Schatz?“
*
Der Himmel ist grau und wolkenverhangen, ganz anders als noch vor ein paar Stunden. Es ist zwar kein Regen gemeldet, dennoch pfeift der kalte Wind so ungezügelt durch die Baumkronen über uns wie wenn ein Sturm im direkten Aufzug wäre. Langsam laufe ich Lyra hinterher und schaue ihr dabei zu, wie sie vor Freude strahlend wie ein kleines Kind und steht’s mit der Kamera in der Hand von einem Motiv zum nächsten springt. Das hat Lyra schon immer gerne gemacht, sie geht förmlich in ihrer Fotographie auf. Völlig losgelöst vom Rest der Welt ist sie jetzt und hier einzig darauf fokussiert, das perfekte Motiv einzufangen, es später einzurahmen und damit ihren persönlichen Schatz zu ergänzen. Es hat immer etwas von einer Abenteuerreise, wenn man mit ihr spazieren geht. Man weiß vorher nie, mit welchem Schatz man anschließend wieder zurückkommt. Aber nicht allzu bald in der Zukunft muss sie damit wohl einen weiteren Raum annektieren, denn langsam gibt’s im Wohnzimmer mehr Bilder als Tapeten. Dann plötzlich dreht sie sich zu mir um. Ihre Euphorie erschlägt einen beinahe, so sehr strahlt es mich an.
„Ach das ist so schön, warum machen wir zwei das eigentlich nicht öfter Lukas?“, ruft sie mir zu.
Etwas demotiviert schüttele ich kurz den Kopf.
„Ich kann es mir nun mal leider beim jetzigen Stand in der Firma nicht wirklich leisten meiner Arbeit nicht zur vollen Zufriedenheit meiner Chefs nachzukommen. Und das bedeutet meistens leider Überstunden, aber das weißt du ja.“, antworte ich ihr.
Ihr Lächeln verblasst. Langsam kommt sie auf mich zu und schließt mich in die Arme.
„Ach du, warum musst du dich eigentlich so sehr verwinden und deinem Leben nahezu jeden anderen Inhalt neben deinem Job entreißen, nur um im Büro den Ansprüchen anderer nachzukommen, welche aufgrund ihrer Position für so viel weniger Arbeit wesentlich mehr dafür bekommen als du?“, fragt sie mich leise flüsternd. Sanft streiche ich ihr durch die mahagonibraunen Haarsträhnen. Sie haben eine so wunderschöne Farbe, ich könnte mich glatt darin verlieren.
„So funktioniert das System leider, und das kennst du ja aus deinem Job ganz genauso. Wer oben ist, der sitzt am längeren Hebel und bekommt das größte Stück vom Kuchen, einfach weil er da sitzt, wo er eben ist.“
Während ich ihr antworte, kann ich selbst hören wie idiotisch sich das eigentlich ist.
„Das ist doch vollkommen ungerecht. Du kannst doch vielmehr als nur der Lakai eines Anderes zu sein, der dich mit der eventuellen Aussicht auf Ebenbürtigkeit dazu verlocken will dich ihm immer nur noch weiter zu verschreiben.“
„Das ist aber leider der einzige Weg, sich für einen Arbeitgeber unverzichtbar zu machen und die eigene Existenz zu sichern. Ich habe keine andere Möglichkeit, als mich durch harte Arbeit irgendwie nach oben zu Schuften und mich dadurch für die Firma unentbehrlich zu machen.“
Es klingt immer lächerlicher, aber wenn ich jetzt nachgebe dann werde ich in nächster Zeit kein anderes Thema mehr zu hören bekommen.
„Deine Entbehrlichkeit ablegen, haben Sie dir das aus ihrer Lebensphilosophie vorgebetet?“, fragt sie fast spöttisch,
„Die können dich doch sowie du ihren Ansprüchen nicht länger genügst durch das nächstbeste Stück Frischfleisch ersetzten wenn sie wollen. Hast du seine Machtposition dir gegenüber nie in Frage gestellt? Du bist es doch, der ihn so viel Einfluss auf dich haben lässt.“
Sie löst sich ein Stück von mir und schaut mich mit ihren saphirblauen Augen an. Selbst bei diesem tristen und sonnenlosen Himmel haben sie einen Glanz wie Edelsteine an sich. Ein dünnes Lächeln liegt auf ihren Lippen.
„Lasse dich nicht von deren perverser Profitgier zu einem reinen Werkzeug machen, denn die kann man kinderleicht durch das Nächstbeste ersetzten. Gib deinem Leben doch lieber einen eigenen Sinn, bei dem dieser dumme Job nur noch Mittel zum Zweck ist. Vielleicht verreibst du dich dann dabei nicht so sehr.“
Sie hält mir ihre Kamera vor die Nase.
„Die hier hat mich einen riesigen Haufen Geld gekostet. Aber das war es mir absolut wert, denn ich habe eine ganze Zeit lang beim Arbeiten nur daran gedacht, was ich dann wenn es soweit ist hiermit als erstes fotografieren will. Verstehst du? Wenn du schon in deinen Job nicht aufgehen kannst, dann betrachte ihn als ein Mittel zum Zweck für dein wahres, selbstgestecktes Ziel. Verschreibe dich nicht an etwas, was dich am Ende einfach fallen lassen und ohne jede Perspektive zurücklassen könnte.“
Sie schließt mich in ihre Arme und gibt mir einen Kuss, während sie sich an mich schmiegt. So stehen wir einen Augenblick einfach da, die Welt um uns herum scheint still zu stehen. Dann löst sie sich und strahlt mich erneut an. Ihre Ausstrahlung hat etwas so beruhigendes und warmherziges an sich, selbst in den ruhelosesten Momenten konnte sie mich damit einfach wieder fangen, mich aus den Fesseln meiner Gedanken befreien und in unsere Welt zurück holen.
Dann nimmt sie mich bei der Hand und macht einen Schritt nach vorne.
„Komm jetzt du Träumer, wir sind bestimmt schon spät dran zum Mittagstisch. Du weißt dass es den bei meiner Mutter immer schon um Punkt zwölf gibt.“
Und so gehen wir nun Hand in Hand den restlichen Weg entlang. Der Himmel über uns hat wieder etwas aufgeklart, jedoch hat sich eine noch wesentlich dunklere Wolkendecke als zuvor am Horizont gebildet. Während wir so weiter gehen schaut Lyra noch einmal zu mir herüber.
„Du hast doch früher so gerne gezeichnet, und immer so furchtbar geflucht wenn dir die billigen Minen gebrochen sind. Jetzt könntest du es dir sogar leisten, dir ein ganzes Atelier einzurichten und ohne die Grenzen des Materials achten zu müssen einfach das Zeichnen, wonach sich dein Herz sehnt. Allerdings hätte ich einen Motivwunsch für dein erstes Projekt. Ich möchte, dass du mir einen Sternenhimmel zeichnest.“
Leicht verwundert darüber schaue fragend ich zu ihr herüber und sehe, wie sie mir kurz zuzwinkert.
*
Durch die halboffenen Fenster kann ich dem Mond dabei zusehen, wie er langsam am düstern Himmelszelt empor wandert, bis er schließlich mein beschränktes Blickfeld verlässt. Ruhelos versuche ich mich in den Schlaf niederzuringen, doch dieser bleibt mir immer wieder verwehrt. Ich schaue hinauf zur mit weiß gestrichenem Holz beplankten Decke. Auf ihr tanzen in immer wieder kehrenden Mustern die dünnen Schatten der im sanften Nachtwind wehenden Gardine. Neben mir ist Lyra schon längst eingeschlafen. Ich setzte mich auf, streife mir meinem Morgenmantel über und drehe mich kurz zu ihr um. Da liegt sie. Kuschelig in ihre Decke eingemummelt und mit einem Lächeln auf den Lippen. Eine Hand streckt sie aus ihrer wärmenden Decke heraus, wie wenn sie die meine Greifen wollte.
Ich stehe auf und verlasse das Zimmer, wobei ich die Tür so sanft wie irgend möglich schließe um sie nicht je aus dem Reich ihrer Träume zu verjagen. Und so wandle ich nun durch das in nächtliche Dunkelheit gehüllte Haus, die langen Flure mit endlos vielen, teils uralten aber stets sauber eingerahmten Familienfotos an den Wänden hinab bis ich schließlich wieder unten im Wohnzimmer ankomme. Nachdenklich lasse ich meinen Blick durch die große Glasfassade hindurch über den Nachthimmel wandern. Ich gehe hinaus auf die Terrasse und schließe die Tür hinter mir, damit die mich sofort umfassende nächtliche Kälte nicht unnötig ins Haus ziehen kann. Die dazu gehende Brise hat etwas sehr belebendes an sich, sie durchfährt mich in allen meinen Fasern, überspült mich wie eine Welle und verleibt mich in sich ein. Es mag zwar erst drei Uhr morgens sein, aber ich bin schon so wach wie wenn ich komplett ausgeschlafen wäre.
Dann höre ich hinter mir die Tür sich erneut schließen. Verwundert drehe ich mich um und sehe wie Rose vor mir steht und sich ganz schlaftrunken die Augen reibt und leise gähnt.
„Was machst du denn noch so spät hier draußen Papa?“, fragt sie mich.
„Ich konnte nicht schlafen. Allerdings möchte ich dich dasselbe fragen.“, antworte ich ihr und setzte mich auf einen der Stühle die hier stehen. Sie setzt sich neben mich.
„Ich habe einen Traum gehabt, und dann bin ich plötzlich aufgewacht, weil ich dachte dass jemand auf dem Flur herumschleicht. Dann habe ich dich gesehen und wollte wissen, was du noch so spät hier draußen machst. Also bin ich dir nachgegangen.“, murmelt sie hörbar schläfrig zu mir herüber. Dann dreht sie sich zu mir um und schaut mich wieder mit diesen vor Neugier geweiteten Augen an.
„Warum konntest du denn nun nicht schlafen?“, fragt sie mich. Sie beginnt ein wenig zu zittern.
„Ich weiß es nicht. Irgendwie habe ich nicht die dazu nötige Ruhe gefunden.“, antworte ich ohne lange darüber nachzudenken. Während ich ihr antworte stehe ich kurz auf und decke sie unter meinem Bademantel zu, auch wenn es nur im Nachthemd schon fast unangenehm kühl ist.
„Und hast du auch damit gesucht?“, entgegnet sie mir und zeigt auf ihr Ohr.
Diese Aussage überrascht mich, so sehr das ich mir Mühe geben muss dies ihr gegenüber zu offen zu zeigen.
„Mit den Ohren suchen, aber nach was denn?“
Ein müdes Lächeln legt sich auf ihr Gesicht.
„Aber das ist doch klar, nach was du damit suchen musst. Mama hat mir mal von einer Geschichte erzählt, da ging es um einen kranken Mann, der nicht auf das gehört hat, was ihm sein Geist gesagt hat. Er suchte immer nur die Hilfe bei einem Arzt, wollte sich aber gar nicht damit befassen was ihn eigentlich krank gemacht hat. Und so konnte der Arzt ihm nicht helfen, da er die Beschwerden seines Geistes nicht hören konnte. Nur derjenige, dem der Geist gehört, kann diesen auch hören. So könnte das ganze doch vielleicht auch bei dir sein, oder? Vielleicht hast du heute Nacht nicht schlafen können, weil dein Geist dir etwas zurufen will. Du musst genau darauf hören, was er dir sagt, aber auch was er dir vielleicht nicht sagt. Danach kannst du mit Sicherheit einschlafen.“
Einen Moment lang sitze ich einfach da neben ihr, schaue auf ihr kleines bezauberndes Lächeln, und frage mich woher diese Wort gerade kamen. So wunderschön, und auch so tiefgründig.
„Ja und was mache ich dann, wenn ich meinem Geist zugehört habe und er mir gesagt hat, was er zu sagen hat?“, entgegne ich schließlich.
„Ach Papa, muss man dir denn alles erklären?“, fragt sie mit angedeutet ironischem Ton nach,
„Dein Geist spricht doch in Form von Gefühlen zu dir, nicht wahr? Also höre und vertraue darauf, was er dir sagt.“
„Ich soll an das glauben, was mir meine Gefühle sagen?“, entgegne ich ihr nach wie vor skeptisch.
„Aber klar doch, wenn du nicht an sie glaubst, wozu hast du sie denn sonst? Du musst fest daran glauben, dass was du tust richtig ist, nur dann stehst du auch wirklich hinter dem, was du tust. Und überhaupt, auf wen solltest du denn sonst hören? Niemand kennt dich so gut wie deine Gefühle, also warum solltest du auf jemand anderen hören?“
Sie mustert mein grübelndes Gesicht mit ihrem entwaffnenden Lächeln, dann aber gähnt sie ausgiebig und steht auf.
„Ich glaube ich lege mich wieder schlafen Papa, lege du dich auch bald wieder hin, sonst schimpft Omi morgen wieder über deine Augenringe.“
Ich höre, wie hinter mir die Terrassentür wieder geschlossen wird, dann ist es still.
Sie ist so gutherzig. Sie ist doch erst zehn, woher kommen diese unerschütterliche Klarheit über sich selbst? In Augenblicken wie diesen denke ich manchmal darüber nach, warum wir sie Rose genannt haben. Dieser Name war Lyras Vorschlag gewesen, von dem sie mich überzeugen konnte. Rückblickend wäre jedoch auch Jeanne keine falsche Wahl gewesen.
*
Leise knistern die letzten Glutreste im offenen Kamin des Hauses, hauchen in halbdurchsichtigen Rauchschwaden ihre letzte Lebensenergie aus und verglühen langsam aber stetig zu kalter Asche. Seit nun schon einer ganzen Weile sitze ich hier und schaue dem vorhin noch so grellen und wärmenden Licht dabei zu, wie es von den alles umfassenden Schatten in diesen Wänden in sich einverleibt wird und in ein Bild der kalten Schwätze übergeht.
Es ist fast wie bei uns Menschen. Erst investieren wir alle unsere Energie darin, als Individuum aufzuleuchten und in unserer beschränkten Lebensdauer etwas zu hinterlassen, auch wenn das so niemand zugeben würde, dazu ist dieses Thema mittlerweile zu sehr tabuisiert. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, da unsere Energie verbraucht ist. Dann setzt ein Erkaltungsprozess ein, welcher dem Akt des Dahinscheidens einläutet und uns die schreckliche Gewissheit unserer Endlichkeit offenbart. Ob es eben dieses Phänomen ist, von dem man den Ausdruck des Ausbrennens her definiert hat?
„Na, warum denn so schwermütig heute? Wiedermal schlecht geschlafen?“, fragt mich Omi als sie ins Zimmer tritt und sich neben mich auf die Couch setzt.
„Nein, so ist es nicht, manchmal ist es einfach erholsam für einen Moment inne zu halten und zu rasten, ja die Seele baumeln zu lassen.“, antworte ich, auch wenn sie Recht hat.
Sie setzt wieder diesen Blick auf. Den Blick, den immer nur die eigenen Eltern beherrschen und immer dann aufsetzten, wenn sie dich bei einer Lüge ertappt haben, dich aber aus freien Stücken dazu bringen wollen mit der Wahrheit herauszurücken. Ich habe bis heute nicht verstanden wie sie das machen, aber er funktioniert jedes Mal wieder.
„So spricht nur jemand, der sich in einen aussichtslose Lage gebracht hat, ist doch so nicht wahr?“, fragt sie kritisch nach, doch in ihrer stimme liegt keine Feindseligkeit verborgen.
Ich schaue aus dem Fenster. Dort unten im Garten spielen sie, Rose sitzt auf der uralt anmutenden Schaukel und steigt immer wieder in den Himmel auf und fällt wieder hinab, um von Lyra neuen Schwung zu bekommen. Ihr Haar wirbelt im Wind.
„Du hast ja Recht, auch wenn ich es einfach nicht wahr haben will. Ich stagniere und komme nicht mehr weiter, und das nicht nur im Augenblick, sondern seit Jahren.“, gebe ich schließlich zu.
„Das waren doch mal ganz andere Töne, damals als du diese Stelle angenommen hast. Du warst so sehr von dir selbst und deinem Können überzeugt, manchmal führtest du dich auf wie ein Mann mit Napoleonkomplex. In spätestens zwei Jahren wolltest du bis in den Aufsichtsrat durchmarschiert sein, binnen fünf bis in die Firmenleitung. Und wo stehst du jetzt? Noch immer genau da wo du einst begonnen hast.“
Ich schaue wieder zu ihr herüber, doch sie lächelt nicht, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Aus ihrer Mimik spricht die Sorge einer alten Dame, die sich um das Wohl ihres Schwiegersohnes sorgt.
„Bitte verstehe mich jetzt nicht falsch, das soll kein Vorwurf an dich sein, ganz im Gegenteil. Ich bewundere dich sehr für dein ungeheures Durchhaltevermögen und deine Unbeirrbarkeit deinen Zielen gegenüber, aber du hattest dich anscheinend einer Sache verschrieben, welche eigentlich nicht zu erreichen war, auch wenn du so unglaublich viel Kraft und Fleiß darin investiert hast. Ich mache mir Sorgen um dich, und das nicht erst seit heute. Aber nicht nur um dich, genauso um meine Tochter und meine Enkelin. Ihnen beiden liegst du sehr am Herzen, du bist ein unverzichtbarer Teil ihrer Welten. Tue einer alten Dame den Gefallen und bereite ihnen bitte keinen Kummer, indem du dich für etwas aufopferst, dass du nur noch tust, weil es von dir erwartet wird, und nicht aus Überzeugung.“
Ich muss unwillkürlich seufzen und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Sie hat ja Recht, und ich weiß es. Ich habe es bis jetzt nicht zuordnen können aber da war immer diese besorgte Mine, wenn wir uns unterhalten haben. Bis heute war mir nicht klar wieso. Und sie hatte Recht damit. Aber was kann ich tun? Mit einem aufgesetzten, dünnen Lächeln schaue ich erneut zu ihr herüber.
„Und was genau soll ich denn deiner Meinung nach tun? Du kommst hier her zu mir, setzt dich hier neben mich und stellst meinen gesamten Lebensentwurf in Frage. Du erschütterst die Grundfesten meiner Überzeugungen, also zeige mir auch eine Alternative auf!“
Die aufgestaute Wut hat sich teils durch meine Stimme entladen. Ich hätte sie nicht so anfahren dürfen. Doch sie schüttelt nur ungläubig den Kopf. Ich schaue erneut durch die Fenster hinaus in den Garten, bis Omi das peinliche Schweigen durchbricht.
„So war das nicht gemeint, ich wollte dich nur davor warnen, dich nicht von den Beiden zu entfremden.“, sagte sie und deutete auf das Fenster,
„Für die Beiden dort draußen, ganz besonders für Rose, scheinst du manchmal nur noch als der den ganzen Tag lang arbeitende Mann zu existieren, der nun mal ihr Vater ist. Für sie sind du und Lyra die wichtigsten Menschen auf der ganzen weiten Welt. Doch es ist schwer jemandem nahe zu sein, wenn dieser so lange und so weit weg zu sein scheint. Mein Engelchen ist im Begriff ihre kleinen Flügel auszubreiten, um zu ihrem Flug durch die Welt und ihr zukünftiges Leben anzusetzen. Ich bin mir sicher, sie wird in ihrem Leben zahlreiche wunderbare Orte sehen, viele besondere Menschen treffen und unzählbare glückliche Augenblicke erleben. Doch wer fliegt, der ist schnell hinter dem Horizont verschwunden. Wenn du auch in Zukunft ein Teil ihrer Welt sein willst, dann wirst du ihr folgen müssen. Sie ist ein so wunderbar gutherziges Kind, welches in ihrem Vater den größten Helden der ganzen weiten Welt sieht, der alles tun und erreichen kann was er will. Rose hat es verdient einen Papa zu haben der ihr immer zur Seite steht und ein Teil ihres Lebens ist, auf dessen Rückhalt sie vertrauen kann und der ihr auch in den dunkelsten Stunden zur Seite steht. Sei der Wind unter ihren Flügeln, nicht der Ballast den sie vielleicht überdrüssig wird zu tragen.“
Mir läuft ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter, als ich erneut hinunter in den Garten schaue. Beide liegen sie jetzt in der Wiese, genießen den tollen Sonnenschein und betrachten die Wolken über ihnen. Gerade deutet Rose nach oben, wahrscheinlich hat sie eine lustig aussehende Wolke entdeckt. Sie lachen.
*
Mein Wecker klingelt wie üblich um fünf Uhr in der früh. Ich schalte ihn aus und reibe mir kurz die Augen. Die Rückfahrt letzte Nacht steckt mir noch in den Knochen. Neben mir setzt sich auch Lyra auf und legt mir ihre Arme um den Hals. Ihre Wärme durchfließt mich augenblicklich. Es ist ein so schönes Gefühl, dass ich diesen Augenblick mir wünsche festhalten und darin auf ewig verweilen zu können. Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ein Symbol der Liebe und der innigen Verbundenheit, doch gerade fühlt es sich wie etwas an, das beiläufig einfach geschieht und kaum mehr Bedeutung innehat.
„Mach‘s gut Schatz.“
Dann verschwindet sie wieder in ihrer Decke, taucht ab in das unangreifbare Reich ihrer Träume. Ich steh auf, schließe sanft die Tür zum Schlafzimmer hinter mir und schleiche durch den Flur.
„Papa, bist du‘s?“, höre ich es leise aus ihrem Zimmerchen hallen.
„Ja kleines Mäuschen, du brauchst dir keine Gedanken zu machen.“, flüstere ich ihr zu.
Doch dann kommt sie mit tapsigen Schritten auf mich zu. Ich gehe auf die Knie und schaue ihr in die schlaftrunkenen Augen. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber in ihren Augen spiegelt der Glanz einer Träne. Dann legt sie die Arme um mich, und ich verschließe Rose in den meinen.
„Mach‘s gut Papa.“, wispert sie mir leise ins Ohr.
Sanft streichle ich streiche ihr durch die zerzauste, goldene Mähne. Weich wie Sand gleiten mir die glänzenden Strähnen durch die Finger.
„Du auch mein Engel.“
Als sie sich von mir löst gebe ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn.
„Doch nun lege dich noch einmal schlafen, es ist doch noch sehr früh. Nicht einmal die Vögel singen schon. Dein Traum ist doch auch mit Sicherheit noch nicht zu Ende, oder?“
„Ein Traum endet nicht Papa, er geht in Erfüllung.“, entgegnet sie mir, während sie wieder schläfriger wird und in ihr Zimmer geht,
„Oder er verblasst.“
Einen kurzen Moment später kann ich sie bereits wieder leise schnarchen hören. Ich richte mich wieder auf und mache mich fertig. Bart ab, Hemd und Jackett an, Aftershave drauf. Einen Augenblick lang betrachte ich mich im Spiegel. Wenn dieser Mann dort mir sagen würde, er wüsste wohin sein Weg führt, ich würde es ihm nicht glauben wollen, geschweige denn ob ich es könnte. Ich steige ins Auto und fahre los. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, auch wenn schon ein heller Streifen am Horizont zu erkennen ist. Mit hunderten Meinesgleichen fahre ich jetzt auf die Autobahn, hin zu einem der industriellen Knotenpunkte unseres Landes, nur um dort meinen Dienst in einem von tausenden Büros zu tun und heute Abend wieder kehrt nach Hause zu fahren, dann wiederum begleitet von den letzten Sonnenstrahlen des heutigen Tages.
Ich denke an Lyra, wie sie zuhause noch immer in himmlischer Ruhe schläft, wie sie in einigen Stunden aufwachen wird. Ich frage mich, was sie heute tun wird, da sie sich für diese Woche Urlaub genommen hat. Und ich denke an Rose. Sie hat heute auch frei, einen pädagogischen Tag oder irgend so etwas. Sie wird auch erst später erwachen, und genau wie Lyra wird sie sich fragen, ob sie heute wirklich schon mit dem Mann gesprochen hat, der schon jetzt nicht mehr da ist, der wie immer nicht präsent ist.
Mein Blick wandert am Horizont entlang, bleibt dort an ein paar einzelnen Sternen hängen. Und plötzlich höre ich es. Ihr Lachen. Ich sehe die kleine Rose vor mir, wie sie im Pyjama am Fenster sitzt und die Sterne beobachtet, welche sich immer abwechselnd vor ihr verstecken. Und ich höre sie lachen. In meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen, immer schneller und schneller. Kein Konstrukt der Einbildung hält dem Stand, kein Gedanke bleibt in einem Stück. Ein Sturm tobt. Ein Orchester der Stimmen. Es sind sie. Alle drei.
Ich soll den hinterfragen der mich beherrscht und so unfassbar große Macht über mich hat, mich befreien von den Grenzen anderer und somit mir und meinem Leben einen selbstbestimmten Sinn, einen eigenen Weg geben. Ich soll auf das hören, was mir meine Gefühle zuflüstern und drauf vertrauen, dass sie das Richtige sagen. Ich soll an mich und die Richtigkeit meines Handelns glauben.
Ich soll Wind unter den Flügeln derer sein, die ich liebe.
Und ich soll ein Teil ihres Lebens sein. Nein, ich will ein Teil ihres Lebens sein.
Ich habe meine Zeit damit zugebracht, durch ein Labyrinth der Unwegsamkeit zu wandern, weg von denen, die mich lieben. Angetrieben von der Illusion, wie wunderbar alles sein wird, wenn ich die Grenzen dieses Irrgartens überwinde, bin ich immer weiter gegangen. Ich habe ein Wunschbild der Zukunft dazu verwendet mich aus der Gegenwart zu flüchten. Aus einer Welt, in der ich bis über meine Grenzen hinaus in meiner Arbeit versank, einer Welt in der ich die Frau die ich liebe alleine ließ mit dem Kind, welches in mir einen Helden sah. Doch ich bin es leid, durch diese niemals endenden Gassen zu irren, bin es leid denen die ich liebe fern zu sein. Heute bin ich krank. Ich muss krank sein, schließlich höre ich die Sterne am Himmel über mir lachen.