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Das kranke Dornröschen
Nachdem der Prinz Dornröschen wachgeküsst hatte, wurde ein großes Hochzeitsfest ausgerichtet. Alle wichtigen Personen und Tiere aus dem Märchenland waren von weit her gekommen und feierten froh und ausgelassen. Weil die Prinzessin furchtbar lange nichts gegessen hatte, verspeiste sie sieben große Kuchen. Doch nach dem Jahrhunderte langen Schlaf war ihr Magen das wohl nicht mehr gewohnt und sie bekam ganz schreckliche Bauchschmerzen. Der Prinz küsste sie immer wieder, denn was einen hundertjährigen Schlaf vertreibt, müsste auch gegen Bauchweh helfen und schließlich war es ihre Hochzeitsnacht. Aber sie jammerte und klagte immer mehr. Da zogen die sieben Zwerge los und suchten unter den vielen Hochzeitsgästen nach Rat.
Als erstes kam Frau Holle, schüttelte das Bett kräftig aus und suchte unter der Matratze nach einer Erbse. Aber sie wirbelte nur Jahrhunderte alten Staub auf und die Prinzessin musste husten und niesen und es wurde noch schlimmer.
Dann kamen Hänsel und Gretel und sprachen: "Hier haben wir noch einen Lebkuchen vom Dach der toten Hexe. Er macht Euch bestimmt gesund." Dornröschen schüttelte sich: "Ich kann die nächsten Jahre keine Süßigkeiten mehr sehen! Außerdem war die Hexe schon vor meinem hundertjährigen Schlaf lange tot, wie könnt Ihr es wagen, einer Prinzessin so altes Gebäck anzubieten!"
Als nächstes kam Hans im Glück und sprach: "Hier habe ich eine schöne Gans, tauscht sie doch gegen das Spinnrad. Das Tauschen hat mir immer Glück gebracht!" Doch der Prinz widersprach: "Solche Betrügereien kannst Du mit den Rentnern auf Kaffeefahrten machen! Raus aus meinem Haus!"
Danach klopften die Bremer Stadtmusikanten an und wollten ein Ständchen bringen. Doch sobald sie anfingen rief das Brautpaar gemeinsam: "Aufhören, aufhören, mit dem Geschrei könnte ihr ja eine ganze Räuberbande in die Flucht schlagen! Und der Gestank dieser Tiere ist für königliche Nasen ja unerträglich!"
Dann kam Schneewittchen und riet dem Prinzen: "Lasse Dornröschen in einem gläsernen Sarg herumtragen. Wenn einer der Träger stolpert, wird der schädliche Kuchen schon verschwinden." Aber Dornröschen erwiderte erbost: "Mich würdest Du wohl gerne unter der Erde sehen! Du bist ja nur neidisch, weil ich viel schöner bin als Du! Raus mit Dir!"
Rotkäppchen brachte ihre Großmutter und den Jäger mit. Dieser sprach: "Ich könnte der Prinzessin den Bauch aufzuschneiden und die sieben Kuchen wieder herausholen. Das habe ich beim Wolf auch schon erfolgreich durchgeführt." Doch der Prinz erboste sich: "Kein fremder Mann soll den Bauch meiner Frau berühren oder ihn gar aufschneiden! Raus mit Euch!"
Der letzte Zwerg brachte einen großen, grünen Frosch, der eine Krone auf dem Kopf trug. Er sprach: "Küss mich Prinzessin, dann wirst Du wieder gesund!" Da rief der Prinz eifersüchtig: "Was, Du grässliche Kröte willst meine schöne Braut küssen? Ich zeige Dir, was Du küssen kannst!" Und er warf den Frosch gegen die Wand. Nachdem der Frosch auf den Boden geplumpst war, humpelte er ächzend und stöhnend zur Tür. Seine kleine, goldene Krone saß so schief auf dem Kopf, dass sie hinunter zu rutschen drohte. Das sah so komisch aus, dass die Prinzessin laut lachen musste. Daraufhin hatte sie Bauchschmerzen vor Lachen, war aber ansonsten endlich wieder gesund. Damit der Frosch nicht wieder versuchte, seine Braut zu küssen, verbannte der Prinz ihn tief unten in den königlichen Brunnen. Weil er die Prinzessin jedoch so sehr erfreut hatte, milderte sie das Urteil, so dass er wieder heraus kommen könne, wenn eine spätere Prinzessin eines Tages seine Hilfe brauchen würde. Der Frosch schwor sich sowieso, nie wieder eine Prinzessin zu küssen und war froh, dass er im Brunnen von niemandem gegen eine Wand geworfen werden konnte. Vorerst wenigstens nicht!