Das Knistern im Feuer
Als die Unterrichtsstunde endlich zu Ende war, packte Sam seine Sachen und begab sich unauffällig zu Tür. Ohne sich zu verabschieden, verschwand der sonst zurückhaltende Junge als erster im Tumult auf dem Flur. Auf dem Weg in den Wald machte sich die Kälte in seinem erröteten Gesicht bemerkbar. Die Bäume waren inzwischen schon nackt und das Baumgerippe machte Sam Angst und faszinierte ihn zugleich. Der steile und verschneite Weg strengte Sam an, doch er genoss die Ruhe im Wald, denn sie beruhigte ihn. Er dachte wenig nach, er war wie hypnotisiert von dem Geräusch seiner Schritte, welche die Schneedecke zerdrückten.
Nach 3 Stunden Wandern erreichte Sam einen Ort den er für geeignet hielt, ein tödlicher Abhang der den Berg von der Stadt abgrenzt. Ein dichter Nebel umschlang die Häuser in der Tiefe und Sam genoss den Ausblick auf die weiße Stadt. Die Dunkelheit brach herein und ein Wolfsrudel heulte den Mond und die vielen Sterne an. Sam entfachte ein Feuer und beschloss bis Mitternacht zu warten.
Erschöpft saß er am warmen Feuer, schrieb in seinem Tagebuch und verbrachte so die Zeit. Kurz vor Mitternacht schrieb er sein letztes Wort und legte das Tagebuch auf den verschneiten Boden. Das Knistern der Zweige im Feuer erweckte den Anschein lauter zu werden, als wollte es Sam aufhalten. Er begab sich zitternd zum Abhang und sah am wolkenlosen Himmel eine Sternschnuppe, wie für ihn bestimmt. Sam entspannte sich. Für einen Augenblick schien es als ob die Zeit für ihn stehengeblieben sei, er versuchte an etwas Schönes zu denken. Er erinnerte sich an seine Kindheit, als sein Vater noch lebte.
Er dachte an den Tag, an dem sie beide zusammen zelten waren und sich ein Schneehase bis auf einige Zentimeter an seinen Zelt herangetraut hatte, Sam fand es beeindruckend wie mutig der Hase war. Er dachte an seinen ersten Schultag, als ihm sein Vater ein neues Fahrrad schenkte, an seinen ersten Kuss, mit der Nachbarstochter Emma und an die Beerdigung seines Vaters. Augenblicklich schossen im tausende Erinnerungen durch den Kopf und eine Träne floss ihm über die Wange.
Angsterfüllt beschloss er noch einmal zurück zu gehen und das Grab seines Vaters zu besuchen, diese Entscheidung beruhigte ihn und sein Herz schlug wieder langsamer. Sam füllte sich wie neugeboren, seit langem wollte er wieder glücklich werden. Urplötzlich wehte eine heftige Windböe von hinten und Sam verlor die Balance, er konnte sich nicht mehr halten und mit einem kurzen Schrei verschwand er im dichten Nebel.