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Das Kind in mir

Liz

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12.07.2002
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Das Kind in mir

Als ich wesentlich jünger war, dachte ich ernsthaft, dass man im würdevollen Erwachsendasein seine als Kind so geliebten Gewohnheiten völlig ablegt.
Das trifft auf mich nur teilweise zu. Beispielsweise trinke ich heute noch gerne einen Milchkaffee, vom Malzkaffee ganz zu schweigen, wie ich es in meiner Kindheit getan habe.

Wenn ich mit meinen Nichten und Neffen spiele, tue ich nicht in erster Linie den Kid`s einen Gefallen, sondern wirklich und wahrhaftig mir selber. Sie spielen gerne mit mir – wahrscheinlich ist ihnen bewusst, dass ich mit ganzem Herzen dabei bin.

Oder nehmen wir ein Schwimmbad mit seiner Rutschlandschaft her. Ich würde mich nicht trauen, ohne die Kinder meiner Schwester nach Herzenslust zu rutschen – sind diese dabei, kann ich unter dem Deckmantel der Tante nach Lust und Laune – und wie ich denke, mit begeistertem Gesichtsausdruck – dieser Leidenschaft frönen.

Wenn ich mir am Abend irgendeinen schaurigen Film angesehen habe und mein Lebensgefährte auswärts unterwegs ist, ziehe ich mir vor dem Einschlafen die Bettdecke über den Kopf wie seit eh und je, darauf bedacht, dass meine Füße nicht hervorlugen. Es könnte ja gut möglich sein, dass eine Hand unter dem Bett nach meinem Fußknöchel greift.

Ich denke mir noch immer Geschichten aus, wenn ich auf der Straße gehe, im Bus sitze oder ganz einfach Zeit dafür habe. Meine Fantasie ist immer noch vorhanden – und wenn sich die ausgedachten Geschichten von denen in meiner Kindheit auch unterscheiden – sie alle sind in meinem Kopf gespeichert, ob alt oder neu.

Manchmal gehe ich spontan in die Spielwarenabteilung eines Kaufhauses und betrachte die Stofftiere. Dafür hatte ich immer schon eine Schwäche, für lebensecht nachgebildete Plüschtiere, nicht für jene, die man auf Jahrmärkten zu kaufen bekommt. Dann ist es leicht möglich, dass ich mit einer Einkaufstüte das Geschäft verlasse, mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht.

Sämtliche gebundene Ausgaben der Astrid-Lindgren-Bücher sind in meinem Besitz. Ja, ich lese gerne Kinderbücher. Ich kann mich auf die für Kinder geschriebenen Bücher, von beispielsweise Michael Ende, Otfried Preußler, Alan Miles und Mark Twain ebenso einlassen, wie auf die Schreibe von Elfriede Jelinek, Michel Houellebecq, Gustav Flaubert oder Louis-Ferdinand Celine.
Lediglich die Art und Weise der Herangehensweise ist unterschiedlich.

Begeisterung bleibt Begeisterung.

Unter Wasser schlage ich gerne Purzelbäume. Ich würde Achterbahn fahren, gäbe es diese bei uns. Im Urlaub wate ich im Meer und sammle Muscheln.

Das Kind in mir habe ich immer geliebt – so oft lässt es sich ja auch wieder nicht blicken – was eigentlich gut ist und seinen Zweck erfüllt – wo kämen wir dahin, wenn es anders wäre, ich bitte Sie.

Ich mag einfach die Unbekümmertheit, mit dem es jeden Einspruch des „Ich-bin-Erwachsen-Ich`s“ widerlegt – das Kind in mir, versteht sich von selbst.

Manchmal und wohldosiert eingesetzt. Schließlich bin ich ein erwachsener Mensch.

 

Liebe Liz!

Das Kind in sich zu lieben, anzunehmen und zu halten ist etwas sehr Schönes. Und es ist ein aufregender Moment, wenn man eines Tages loslassen kann und dabei die Begeisterung für all die Dinge bewusst als erwachsene Frau weiter in dir trägt.

Oder ist es deine Philosophie hinter deinen Worten, dass deine Protagonistin immer Kind sein will, Zeit ihres Lebens, weil sie dieses Kindheitsgefühl, die Freiheit des Kindseins zu verlieren Angst hat?

Lieben Gruß schnee.eule

 

Hallo Liz!

Da wird mir ganz warm ums Herz. Gute Selbstdarstellung. Dosier das Kind in dir lieber nicht zuviel. :-))

klara

 
Zuletzt bearbeitet:

@ Schnee.Eule

Thx for reading und für deine Kommentare.

Nö, die Protagonistin will keinesfalls wieder Kind sein. (Es sehe das eigentlich nicht so, dass man als Kind besonders frei ist - im Gegenteil).
Aber sie nimmt sich als Erwachsene die Freiheit, ab und zu ihrer inneren Kindlichkeit zu frönen. :)

@ Klara

Das freut mich, dass dir warm ums Herz wurde.
Und keine Sorge, ich werde mich hüten, das Kind in mir streng zu dosieren ... :D


Liebe Grüße an euch Zwei!
Liz

 

Liz?...hey Liz!

Sag mal dieses Kind im Protagonisten, wo finde ich es!

Arche

 

Morgen Arche,

geh mal an einem schönen Herbsttag mit deiner Partnerin oder Freunden Drachensteigen – abgesehen vom Spaß, triffst du sicher auch auf das Kind in dir – das kannst du mir glauben. :)

Liebe Grüße
Liz

 

Nee, nee! Ich meinte es anders!

Wo finde ich die Frau, die diese Kind in sich hat?
Diese, die du beschrieben hast!!

Liebe grüsse Arche

 

@ Arche

Ich steh - glaub ich gerade auf der Leitung. :)

Meinst du damit, dass du das Kind in der Frau in meinem Text nicht erkennen kannst oder meinst du, du möchtest für dich selber so eine Frau finden?

Liebe Grüße
Liz

 

Hallo Liz,

das Kind in Dir hast Du schon treffend beschrieben. Ich finde auch gut, daß Du es nicht verklärt hast, sondern ihm seinen gebührenden Platz zuweist, schließlich bist Du ja eine erwachsene Person.
Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich etwas falsch mache, weil ich meinen (kindischen) Verrücktheiten so viel Raum zugestehe. Doch wenn dann die Nachbarkinder kommen und mit mir Indianerspeere bauen wollen, dann schalte ich den Computer mit seinen Tabellen gerne aus...
Ich ergreife halt gerne jeden möglichen „Deckmantel“.
Schöne Story!

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo, Lizzy!

Als ich Deine, auch auf mich zutreffende Geschichte gelesen habe, fielen mir sofort mehrere Parallelen zu Erlebtem ein. Ein Beispiel:

Auch ich bin schuldig! Ich habe mir vorsätzlich im November letzten Jahres den Sohn meiner Schwester ausgeliehen, um endlich wieder einmal Laterne-Laufen gehen zu können. :baddevil:
Seinen zaghaften Worten: "Du, mir ist kalt", setzte ich ein entschlossenes: "Ach, Quatsch, jetzt komm schon" gegenüber.
Endlich einen (gekauften) "Mond" durch die wenig beleuchteten Strassen tragen zu dürfen, hat mir einen Riesenspaß gemacht (meine früheren Eigenkreationen hatten leider eine sehr kurze Lebensdauer durch Abfackeln).
Und: Ich werde es dieses Jahr wieder tun!


Ciao
Antonia

 
Zuletzt bearbeitet:

@ Woltochinon

Doch wenn dann die Nachbarkinder kommen und mit mir Indianerspeere bauen wollen, dann schalte ich den Computer mit seinen Tabellen gerne aus...

Was für eine schöne Aussage!

Du hast natürlich völlig recht - man darf das Kind in sich nicht verklären, sondern muss eine gesunde Einstellung dazu haben.


@ Antonia

Da hast mich auf eine gute Idee gebracht ... :baddevil:

Seinen zaghaften Worten: "Du, mir ist kalt", setzte ich ein entschlossenes: "Ach, Quatsch, jetzt komm schon" gegenüber.

Bruahhhhh! :D

Die armen Kinder, die ständig von uns Erwachsenen eingespannt werden, hehe. Ich sag`s ja, so ein Deckmantel ist wirklich ganz nützlich ...

Liebe Grüße an euch Zwei
Liz

 

Hallo, Lizzy!

Die armen Kinder, die ständig von uns Erwachsenen eingespannt werden, hehe.
Siehste, deshalb hilft Wolto den Kindern mit den Speeren. Damit sie sich eventuell gegen mich verteidigen können. :D

Besonders gut gefallen hat mir in Deinem Text der Satz:

Meine Fantasie ist immer noch vorhanden...
Sich diese zu erhalten, ist, meiner Meinung nach, auch für den Erwachsenen wichtig.


Liebe Grüße
Antonia

 

Tritt das Kinder-Ich hinter das Erwachsenen-Ich zurück, ab einem bestimmten Zeitpunkt? Ich glaube nicht. Ich denke, es vollzieht sich eine Wandlung, ein Reifeprozess, und das ist auch gut so.
Demzufolge würde ich nicht so streng zw. diesen Kategorien trennen sondern sie als vernünftige Einheit sehen.
Wenn die Protagonistin Malzkaffee trinkt, bricht nicht ihr kindliches Ich hervor sondern sie trinkt ihn, weil sie ihn eben gerne trinkt. Mit "Kindisch sein" hat das nix zu tun.
Meine Meinung.

Nett geschriebene Reminiszenzen, denen ein roter Faden fehlt, um sie zu einem Ganzen zu verbinden.

 

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