Was ist neu

Das Joch

Mitglied
Beitritt
13.09.2007
Beiträge
302
Zuletzt bearbeitet:

Das Joch

Schon lange hege ich den Verdacht, dass Anton mich hintergeht. Natürlich ist mir völlig klar, dass sich offene Liebesbekundungen, sexuelle Begierden, selbst Zärtlichkeiten, mit der Zeit erschöpfen. Vermutlich steht jeder Beziehung ein bestimmtes Reservoir davon zur Verfügung, irgendwann ist es aufgebraucht. Es folgt das Bemühen, den Partner bei der Stange zu halten, was nicht wortwörtlich gemeint ist oder vielleicht doch. Ich gebe mir alle Mühe, neben meinen Pflichten als Hausfrau und Mutter auch denen der Ehefrau nachzukommen. Aber ohne ein gewisses Maß an Zutun seitens meines Gatten ist es mir schier unmöglich, befriedigend zu agieren.
Nun war ich nie der erotische Typ mit aufwallenden Leidenschaften oder gar sexueller Gier. Deshalb machte es mich nicht unglücklich, im erkalteten Bett zu ruhen, wenn ich nicht wüsste, wie triebgesteuert Anton war und sicher weiterhin ist. Also beobachte ich ihn. Ein Hauch femininen Parfüms an seiner Kleidung, Make-up Spuren am Hemdkragen, Hämatome am Hals, die er unter Pflaster zu verbergen versucht. Seine locker gelöste, ja, heitere Stimmung, wenn er nach einem angeblich 14-stündigen Arbeitstag nach Hause kommt. Sein riesiger Appetit, nicht auf mich, auf die von mir zubereitete Hausmannskost. Wie er nach der Völlerei beinahe augenblicklich wegsackt, vollends zufrieden wie ein Säugling an der Brust. Das alles sagt mir: Er hat eine Geliebte!
Wie immer unterschätzt er mich, lässt nicht nur seine Kleidung überall rumliegen, auch seinen Time-planer und das Mobiltelefon. So habe ich nun die vollständige Adresse von Paulina Zalewska. Heute noch werde ich ihr einen Besuch abstatten.
Meinem Sohn sage ich, was sage ich ihm? Ich war noch nie eine gute Lügnerin. Falls ich nun einen Brief schreibe und diesen neben der Spüle platziere, wird der erst entdeckt, wenn ich nicht rechtzeitig zurück bin, um das Abendessen pünktlich zu servieren. Ich fungiere doch nur noch als Köchin, Wasch- und Putzfrau der Familie. Das Joch einer Ehefrau, darüber will ich gar nicht klagen.
Also schreibe ich: Ich muss zu einer Freundin.
Aktuell habe ich keine.
Ich muss zu einer alten Schulfreundin, denn sie hat mich gebeten, ihr geht es sehr, sehr schlecht!
Das ist gut.
Wartet nicht mit dem Essen auf mich, eine kalte Platte steht im Kühlschrank.

Mit Bedacht wähle ich meine Garderobe: das Kostüm von Chanel in Anthrazit, passend dazu die delphinfarbene Bluse mit Biedermeierkragen im hellen Silberton, Pumps in Graphit sowie die Handtasche von Armada in Flintsteinoptik.
Ich rufe ein Taxi, fahre bis zum Karolinaplatz, wo ich aussteige und meine nächsten Schritte überdenke. Was, wenn Anton auch auf dem Weg zu ihr ist und mich erkennt? Das habe ich im Vorfeld nicht bedacht. Ich husche in die nächstgelegene Boutique. Dort erwerbe ich eine voluminöse Stola, Lederhandschuhe, Fächer und eine riesige Sonnenbrille – alles in dunklen Grautönen. Mein Haar verstecke ich unter einem schwarzen Haarnetz. Ich kaufe mir einen grellroten Lippenstift, benutze ihn großzügig für Mund und Wangen, male mir mit Kajal einen Leberfleck rechts neben den Nasenflügel, wie ich es auf dem Foto über dem Schminkspiegel erblicke. Zufrieden mit der Maskerade ziehe ich los zur Karolinaallee 46.
Ein Hochhaus, 15 Etagen, ich suche nach ihrem Namen und steige in den Lift. Eine junge Frau quetscht sich trotz der sich schließenden Türen zu mir herein. Sie mustert mich von oben bis unten. Ich breite meinen Fächer aus, wedle mir Luft zu.
„Heiß, was?“, raunt sie mir zu.
„O, ja“, hüstele ich, nehme die Stola ab, hänge sie über meine Handtasche.
„Wohnen Sie hier?“, fragt sie mich.
„Nein, ich besuche eine Kollegin. Wir haben einen Termin, Geschäftstermin.“
Wieder mustert sie mich von Kopf bis Fuß. „Shades of Grey?“
Ich schaue an mir herab, selbst meine Strümpfe sind grau, taubengrau. Sie dagegen ist rot und schwarz gekleidet und zwar ziemlich aufregend, besser gesagt: aufreizend. Man könnte es auch als nuttig bezeichnen, als typischen Ostblock-Nutten-Look.
Ich nicke bestimmt.
„Yes!“, ruft sie und umarmt mich. „Oldschool, abgefahrn. Haste eine Maske dabei?“
Ich schüttle den Kopf.
„Ich glaub nich, dass die Brille reicht“, schiebt sie mich aus dem sich öffnenden Lift, schließt die Wohnung mit dem Namensschild >Zalewska< auf, schubst mich hinein. „Ich glaub, ich hab noch eine.“
Sie kramt in ihrem Garderobenschrank. „Da!“, streckt sie mir eine schwarze Spitzenmaske entgegen. „Passt sogar zum Outfit. Musst du nochmal Pippi?“
Sprachlos schüttle ich wiederum den Kopf.
„Dann los, der Wagen wartet schon!“, schiebt sie mich aus der Tür und zurück in den Lift. Sie plappert unentwegt, ich verstehe ihre Worte, aber nicht den Sinn dahinter, nur, dass wir spät dran sind und sie schon ewig auf mich wartet, nach mir gesucht hat, im ganzen Haus. „Haste kein Akku mehr? Ging nur die Mailbox ran. Passiert mir auch ständig. Na ja, läuft ja jetzt. Da lang!“, treibt sie mich vor sich her. „In die schwarze Limo, rein mit dir!“
Kaum sitzen wir in diesem Luxusschlitten, rasen wir auch schon los. Ich kralle mich in die roten Lederpolster, schaue aus dem Fenster, versuche mir Straßennamen einzuprägen. Paulina hält mir ein Glas vor die Nase, lässt den Champagnerkorken knallen und gießt ein. „Auf einen guten Job, Sister!“, stößt sie an mein Glas. „Krassen Zug haste“, gießt sie mir erneut ein. „Also denk dran, no names! Du bist Bad Girl, ich bin Good Girl, wie die Cops Nummer, läuft immer. Haste schon wieder leer?“, schenkt sie mir nach. „Alles klar, Karla? Karla war doch dein Name, oder?“
Noch ein Glas, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Alkohol konsumiert habe. Mein Kopf nickt von alleine, obwohl ich nicht Karla heiße, sondern Marianne. „Alles klar, Paula.“
Der Wagen hält vor einem roten Haus. Mit großen goldenen Lettern steht an der Fassade: >Fremder, wir garantieren: Du wirst uns lieben!<
„Nenn mich ruhig Paula“, zwitschert Paulina. „Mir nach, wir nehmen den Hintereingang.“
Rasch steigen wir eine Wendeltreppe hoch, werden von zwei grinsenden Reeperbahn-Typen empfangen und hinter einen goldenen Vorhang geleitet. Marktschreierisch dröhnt unsere Good-Bad-Girl-Ansage, Männer klatschen, stampfen und grölen.
„Du bist auf der rechten Bühnenseite, also rechts von dir, im Zweifel, wo die Peitschen hängen“, flüstert Paula mir hastig zu, da öffnet sich der Vorhang. Ich stehe fest wie eine deutsche Eiche, doch Paula zerrt mich kreischend aus meiner Verwurzelung auf die Bühne. Mit Barbiestimme jauchzt sie: „Hi Boys, ich bin Good Girl und das“, zeigt sie schwungvoll mit bis in die Zeigefinger durchgestreckten Armen auf mich, „ist Bad Girl. Sei nicht so bad, Girl und sag Hello!“
„Hallo“, sage ich, schaue in die Menge und weiß nicht, ob mir von denen oder vom Alkohol übel ist.
„Ist sie nicht bad?“, kichert und hüpft Good Girl wie ein pubertierender Cheerleader, tatsächlich schlägt sie sogar ein Rad und noch eins. „Ist sie nicht bad, hahahaha.“ Popo wackelnd dreht sie sich zu mir und knurrt: „Komm jetzt, ich kann nich alles alleine machen!“
Ich hebe hilflos die Schultern.
„Ist sie nicht bad!“, schlägt Paula noch ein Rad.
Einige Männer rufen: „Hey Bad Girl, nimm mich!“ „Nein mich!“ „Mich!“
Ich fahre herum: „DU!“, übertöne ich die Meute mit einer Stimme, die sich rau und kehlig artikuliert. „Ja, Du, im braunen Bruno Banani, komm her zu mir!“
Ich lasse eine schwarze Lederpeitsche knallen, als wäre das schon längst meine Pflicht. „Auf die Knie!“, knirsche ich hervor, hebe ein Joch vom Ständer und hänge es ihm um den Hals. „Du Dreck!“, ziehe ich das Leder über seinen Rücken.
Er stöhnt: „Ja. Ja, Bad Girl!“
„Du musst bestraft werden!“, schwinge ich die Peitsche. Er schreit. Seine Augen sind voller Lust. Ich schließe die meinen.
„Da hast du, und da, da und da ...“
Die Menge johlt. Good Girls Rad schiebt sich geschickt zwischen uns. Sie umarmt mein Opfer, zieht es von mir weg, befreit es vom Joch.
„Armer, armer Darling! Jetzt ist Good Girl da, Good Girl passt auf Dich auf“, knutscht sie ihn ab, wiegt ihn an ihrem Busen. Dann schiebt sie Anton von der Bühne.
„Ist sie nicht bad, Bad Girl!“, kreischt Paula Popo wackelnd und zu mir: „Wow. Jetzt tanzen wir noch ‘n bisschen.“

„Das war mal überzeugend, es geht doch nichts über Old School in unserem Business“, bemerkt Paula auf der Heimfahrt, nimmt mir die Maske ab, schaut in meine Augen, streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht, öffnet den Mund und schließt ihn wieder. Ihr Handy summt, sie holt es aus der Tasche. „Dein Opfer hat geschrieben, er will dich buchen.“
Lachen schüttelt mich, bis mein Gesicht in Tränen schwimmt und Paula mich in ihren Armen wiegt, wie sie es vorher mit Anton tat.
„Was ist los?“, fragt sie nach einer Weile.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das tut so gut.“
„Was tut gut?“, fragt Paula zurück.
„Das Umarmen, lange hat das niemand mehr für mich getan.“
Angestaute Worte fließen, eigensinnig sprechen sie mich, füllen die Limousine bis unters Dach mit Trauer, Wut und Verzweiflung. Paula sitzt reglos neben mir, schaut mich an, hält meine Hand.
„Was soll ich jetzt tun?“
Sacht streicht Paula über meine Wange, atmet hörbar ein, langsam öffnen sich ihre Lippen: „Wir Frauen sollten zusammenhalten, also ...“
Wieder summt ihr Handy. Schmunzelnd liest sie mir vor: „Hi Paulina, hast mir auf die Box gesprochen. Handy war weg. Dachte, der Termin wär morgen. Tut mir voll sorry, vielleicht andermal? Karla“

 

Liebe Damaris ,

:hmm: ich weiß noch nicht genau, was ich von der Geschichte halten soll. Sie hat ein paar überraschende Wendungen, aber keine, die gegen die eigene Intuition gehen, wie die Story weitergehen könnte. Insgesamt passiert mir alles etwas zu abrupt.
Die Marianne fügt sich so in die Situation. Dann trifft sie auf die (vermeintliche) Geliebte, folgt ihr in die Wohnung, ins Auto, auf die Bühne, greift ohne weitere Fragen zu der Peitsche und wieder ab ins Auto und erst da eine Gefühlsregung. Aber irgendwie ist der Mann, die Eifersucht, die Mission ganz vergessen. Das kommt mir irgendwie spanisch vor. Da ist kein "was mache ich jetzt denn?", "wo bin ich da reingeraten" oder "steht mein Mann auf so etwas?".


ein bestimmtes Reservoir davon zur Verfügung, irgendwann ist es aufgebraucht.

Reservoir klingt für mich schief. Reservoir ist eigentlich laut Duden "ein Becken", kann aber auch übertragen verwendet werden. Dann ist aber wohl nicht das Reservoir, sondern eher sein Inhalt aufgebraucht.

Mit Bedacht wähle ich meine Garderobe: das Kostüm von Chanel in Anthrazit, passend dazu die delphinfarbene Bluse mit Biedermeierkragen im hellen Silberton, Pumps in Graphit sowie die Handtasche von Armada in Flintsteinoptik.

Geld scheint der Mann ja zu haben :D

Dort erwerbe ich eine voluminöse Stola, Lederhandschuhe, Fächer und eine riesige Sonnenbrille – alles in dunklen Grautönen. Mein Haar verstecke ich unter einem schwarzen Haarnetz.

Das kommt mir auch komisch vor. Sie muss doch wissen, dass das kein Kostüm zum Verstecken ist, sondern sie in dem Aufzug auffällt wie ein bunter Vogel.

Also so als Fazit. Da ist durchaus etwas, was mir an Deiner Geschichte gefällt. Die Atmosphäre, die Idee hinter der Story und irgendwie ist mir auch Marianne sympathisch. Ein paar ihrer Handlungen kommen mir aber zu abrupt und das macht für mich die Story etwas unrealistisch. Da verliere ich irgendwie den Draht zu Marianne.

Liebe Grüße
Mädy

 

Hallo Damaris,

ich fand deine story herrlich absurd und hab mich gut amüsiert. Klar ist das alles total unrealistisch, aber das war in diesem Zusammenhang ok für mich. Nur auf der Bühne hätte vielleicht noch eine schärfere Wende kommen müssen, irgendetwas, das das Ganze noch mehr auf die Spitze treibt.

Der Übergang vom bürgerlichen Anfang, der dann durch die Verkleidung immer mehr ins Absurde abdriftet, ist dir mMn gut gelungen, vor allem die Aufzählung der verschiedenen Grautoene bis zur Flintsteinoptik. Es sind mir nur zwei Kleinigkeiten aufgefallen, die für mich etwas unrund klangen.

1.) ..." seitens meines Gattens ..." Hier müsste es "Gatten" heißen, denke ich.

2.) ..." Wenn er angeblich nach einem 14stündigen Arbeitstag nach Hause kommt." Vielleicht besser:"Wenn er nach einem angeblich 14 stündigen Arbeitstag ..." sonst klingt es, als würde er angeblich nach Hause kommen und nicht angeblich 14 Stunden arbeiten.
Ansonsten gerne gelesen.

Liebe Grüße von Chai

 

Hi Damaris,

nur ganz kurz zu dieser kleinen Maskerade kleine Schnitzer, bevor ich ans eigene Werk muss:

... nach einem vierzehn stündigen Arbeitstag nach Hause kommt.
"vierzehnstündig" zusammen oder besser 14-stündig
„Wohnen ie hier?“, fragt sie mich.

..., wie die Coops Nummer, läuft immer.
sagt sie wirklich [ku:ps]? oder Co-op? nicht einfach cop?
Marktschreierrisch dröhnt ...
Ein r lässt sich einsparen "marktschreierisch" (mein Gott, jetzt hätt ich fast noch'n r eigespart ...
„Da hast du, und da, da und da[...]...“
(kommt nachher nochmals vor)

Bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Maedy, Chai, lieber Friedel

Vielen Dank für euer aufmerksames Lesen, eure konstruktive Kritik.

Liebe Maedy:

Insgesamt passiert mir alles etwas zu abrupt.
Die Marianne fügt sich so in die Situation. Dann trifft sie auf die (vermeintliche) Geliebte, folgt ihr in die Wohnung, ins Auto, auf die Bühne, greift ohne weitere Fragen zu der Peitsche und wieder ab ins Auto und erst da eine Gefühlsregung.
Genau, Marianne ist überrumpelt und auf völlig fremden Terrain. Darin hat sie keine Übung, also versucht sie, zu überleben.
Sie greift zur Peitsche, weil sie Anton entdeckt hat, da geht der Gaul dann doch kurz mit ihr durch.
Aber irgendwie ist der Mann, die Eifersucht, die Mission ganz vergessen.
Eben nicht!
Ich habe seinen Namen allerdings erst genannt, als er von der Bühne geschoben wird. Die Gefahr, dass das überlesen wird, ist mir bewusst. Aber ich finde es so spannender. Außerdem ist da noch sein Anzug, den Marianne sofort als Bruno Banani identifiziert. Sie kennt ihn genau, hat ihn wahrscheinlich für ihren Gatten gekauft.

Da ist kein "was mache ich jetzt denn?", "wo bin ich da reingeraten" oder "steht mein Mann auf so etwas?".
Doch, kommt alles auf der Heimfahrt, was für mich glaubwürdig ist. In Schocksituationen setzt die logische Verarbeitungsmaschinerie bei mir auch erst nach der brenzligen Situation ein. Das ist ziemlich normal.

>Ein Reservoir davon< finde ich passabel, ein wie: Nimm eine Prise davon ... Es gefällt mir vom Klang her.

Das kommt mir auch komisch vor. Sie muss doch wissen, dass das kein Kostüm zum Verstecken ist, sondern sie in dem Aufzug auffällt wie ein bunter Vogel.
Sie will sich ja gar nicht verstecken, nur ihr Mann soll sie nicht erkennen. Wenn sich die graue Maus als Skandalamsel tarnt, hat sie nicht alles falsch gemacht.

Schön, dass dir etwas an der Kg und an Marianne gefällt. Danke Dir!

Liebe Chai,

schön, dass ich dich gut unterhalten konnte.

Nur auf der Bühne hätte vielleicht noch eine schärfere Wende kommen müssen, irgendetwas, das das Ganze noch mehr auf die Spitze treibt.
Ich denke noch darüber nach. Momentan passt das nicht zu dem Bild, dass ich von Marianne habe.
Das glaubwürdig-skurrile an der Kg ist mir wichtig und das Verwischen der "Gut-Böse-Grenzen", die Entwicklung der Protagonistin: aus ihrem Schneckenhaus heraus zu kommen, aktiv zu werden auf der Suche nach dem "Warum/ Wie weiter". Dass ihr dabei ihre vermeintliche Feindin zu Hilfe kommt, stellt ihre Welt auf den Kopf. Sie kann die Chance, die im Chaos steckt, ergreifen ...
1) und 2) habe ich geändert. Danke Dir, auch fürs
gerne gelesen
.

Lieber Friedel,

auch dir vielen Dank, alles verbessert.

Bis bald und liebe Grüße an euch von Damaris

 

Da bin ich nochmal,

liebe Damaris,

mir sind Eifersüchtelei wie deren große Schwester Eifersucht fremd (gibt schmackhaftere Süchte), dass ich mich eigentlich gar nicht zurückmelden dürfte und, naiv wie ich mich geb, stellte ich mir immer vor, Eifersucht muss in der Dramaturgie, wenn schon nicht als Tragödie, so doch dramatisch und zumindest als Tragödchen enden.

Nun seh ich, es geht auch als Tragikomödie mit dem

erkalteten Bett
als Symbol, ohne Vorwürfe, aber mit List und ein bisschen Maskerade. Merkwürdig, dass gerade das Lutherjahr abgeschlossen ist, und eine Definition Luthers wie die Faust aufs Auge passt - zur komödiantischen Seite: Nach Luther ist "Eifer" ein freundlicher Neid und lieblicher Zorn, was dann überhaupt nicht zu den Synonymen der Eifersucht nach Duden.de passt: Misstrauen, Neid, Zweifel; (gehoben) Argwohn; (salopp) Futterneid (wobei meine gelegentlich flapsige rheinische Art den Futterneid bevorzugen würde). Natürlich ist es die Furcht vor Besitzeinbußen (der Partner muss mit einem/mehreren Anderen geteilt werden (eine Art Allmende wird gelebt, was in den Kommunen (Teufel, Langhans & co.) freimütig ausgelebt wurde oder der Besitz geht gänzlich verloren und das zarte Pflänzchen Liebe geht über Bord oder kann es gar nicht, weil nie eine bestanden hat.

Aber die Sprachgeschichte bringt mit sich, dass die Geschichte gänzlich in Komödiantische abgleitet: Durchs Joch, ahd. joh, mhd. bereits joch - eigentlich "Zusammenbindendes".Und in der Tat, "bindet" das Joch den Ochsen vor Pflug oder Gespann, bindet das Joch den Sklaven und den Knecht an seinen Herrn. Und es passt, wenn die züchtige Hausfrau zur Magd in den drei antiquierten K - Küche, Kind, Kirche - aufgeht. Da ist die Maskerade ein Akt der Befreiung gegenüber Ant(e)on, einem Sohn des Herakles. Ein Name, der sich zusammensetzt aus den Teilen "gegen" (anti) und käuflich/feil zusammensetzt, also ist Anton unverkäuflich, weil alles andere als wohlfeil.

Passt.

Schöne Bescherung ... Ruft eigentlich nach einer Dramatisierung, was in dem Zusammenhang natürlich zweideutig klingen wird. Das erkaltete Bett und der Auftritt auf ein und derselben Bühne ...

Gern gelesen und noch lieber vor mich hin gesponnen ...

Schönen Abend noch aus'm Pott vom

Friedel

 

Lieber Friedel,

danke für deine sympathische Kehrtwende bezüglich Mariannes Eifersüchteleien, fürs gerne gelesen und noch mehr fürs vor dich hin spinnen, das belebt diese kleine Geschichte und mich als Verfasserin.

Liebe Grüße aus dem wunderschönen bayerischen Millionen-Dorf von

Damaris

 

Hallo Damaris,

lange nichts von dir gelesen und dieser Text ist in den Forumstiefen versunken. Dabei erzählt er eine ziemlich absurde Geschichte. Eine Hausfrau, die sich auf die Suche nach der Geliebten ihres Mannes begibt, wandelt sich in wenigen Stunden durch eine Verwechslung Shades-of-Gray-mäßig zur Domina. Der Plot bietet Situationskomik, Slapstick, Parodie, Szenen, die richtig knallen. Meine Erwartung wird aber leider total enttäuscht, als die Protagonistin am Ende einfach flennend in den Armen von „Good-Girl“ liegt. Warum taucht ihr Mann nicht auf, warum verlässt sie ihn nicht, um nti-Hausfrauen-Karriere anzustreben? Ach, ich würde mich freuen, wenn du noch dran arbeitest, sprachlich ist das Ding schließlich souverän geschrieben.

Textstellen:

Vermutlich steht jeder Beziehung ein bestimmtes Reservoir davon zur Verfügung, irgendwann ist es aufgebraucht.
isso! Cooler Gedanke

Mit Bedacht wähle ich meine Garderobe: das Kostüm von Chanel in Anthrazit,
ne Hausfrau, die im Chanel-Kostüm unterwegs ist, überhaupt eins besitzt, es dann anzieht, um die potentielle Geliebte ihres Mannes zu besuchen, na ja

, versuche mir Straßennamen einzuprägen. Paulina hält mir ein Glas vor die Nase, lässt den Champagnerkorken knallen und gießt ein. „Auf einen guten Job, Sister!“,
ister, sagt das jemand?

„Ist sie nicht bad?“, kichert und hüpft Good Girl wie ein pub ertierender Cheerleader,
:D

Die Menge johlt. Good Girls Rad schiebt sich geschickt zwischen uns. Sie umarmt mein Opfer, zieht es von mir weg, befreit es vom Joch.
Rad?

„Was tut gut?“, fragt Paula zurück.
„Das Umarmen, lange hat das niemand mehr für mich getan.“
Angestaute Worte fließen, eigensinnig sprechen sie mich, füllen die Limousine bis unters Dach mit Trauer, Wut und Verzweiflung. Paula sitzt reglos neben mir, schaut mich an, hält meine Hand.
„Was soll ich jetzt tun?“
mm, die Szene finde ich lau, da nimmst du das Komödiantische fast ganz raus.

Ich hoffe, du kannst was mit anfangen.
Liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrim,

vielen Dank fürs Lesen und für deine konstruktive Kritik. Es tut mir Leid, dass ich dich enttäuscht habe.
Die KG schrieb ich, um mich in eine Theaterrolle einzufühlen, so stand die Handlung größtenteils schon für mich fest. Ich bin aber damit nicht unzufrieden, allerdings könnte ich mir auch ein anderes Ende vorstellen. Falls ich umschreibe, lasse ich es dich wissen.
Nun zu deinen Zitaten.
Hausfrauen im Chanel-Kostüm gibt es massig, die mit reichen Männern eben, die diesen als Statussymbol dienen und umgedreht.
Sister sagt schon die jüngere Generation, meine Tochter zum Beispiel.
Rad ist eine Figur aus dem Bodenturnen, kann ich bis heute nicht, quasi eine seitliche Rolle im Handstand, gibt es bestimmt auf You Tube zum Anschauen.
Ja, das Ende könnte sicher besser sein, ich arbeite daran, demnächst...
Weihnachtliche Grüße Damaris

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom