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Das Indianerzelt im Wohnzimmer

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10.10.2002
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Das Indianerzelt im Wohnzimmer

Da komme ich nach Hause und aus dem Wohnzimmer dröhnt es: „Wengapo! Das heißt ‘guten Tag’ auf indianisch!“
Ich blinzele um die Ecke, da sitzt unsere fünfjährige Tochter im Schneidersitz auf dem Berber und guckt Pocahontas, ist eingetaucht in die Indianerwelt von Walt Disney. Sie beachtet mich überhaupt nicht. Kein Freudenschrei zur Begrüßung wie sonst, das Kind ist eine Rothaut.

Unbemerkt stehle ich mich wieder aus dem Wohnzimmer. Von oben ruft meine Frau: „Bist du’s?“ „Ja“, antworte ich, hänge meine Jacke an den Haken und gehe in die Küche: Das totale Chaos! Die Kurze hat sich offensichtlich selbst etwas zu essen gemacht. Milchpfützen auf dem Tisch und auf dem Boden, überall Cornflakes verstreut. Das Szenario ist verfeinert mit einem angebrochenen Paket Käse und den Resten des Mittagessens auf den Tellern sorgfältig beschienen vom Licht, das aus dem offenen Kühlschrank strahlt.
Ich lösche das Licht im Kühlschrank und mache mich auf den Weg nach oben, um mich umzuziehen.
Auf der Treppe höre ich die Stimme meiner Frau. Sie telefoniert im Arbeitszimmer. Meine Frau telefoniert gerne, ausgiebig und oft. Wenn bei uns zu Hause das Telefon klingelt gehe ich schon gar nicht mehr ‘ran, ist sowieso fast nie für mich.

Vorsichtig betrete ich das Schlafzimmer. Das war gut so, sonst wäre ich nämlich über den halben Hausrat aus dem Kinderzimmer gestolpert. Trampolin, Barbiekiste und Legosteine liegen in friedlicher Eintracht kunterbunt durcheinander. Vor dem Spiegel ein Repertoire von Kinderschminke und die offensichtlich heute im Kindergarten gebastelte Maske mit Federn und Glitzer liegt daneben.
Auf dem Bett liegen haufenweise Klamotten. Anna hat wieder verkleiden gespielt.
Ich ziehe meine Sachen aus und rein in die Wohlfühlklamotten. ‘Erst mal in den Garten.’, denke ich und im Hinuntergehen fällt mein Blick ins Kinderzimmer - unbeschreiblich - ich schließe einfach die Tür.

Um in den Garten zu kommen muß ich durch Indianergebiet, also ich ins Wohnzimmer, meine Tochter nimmt mich tatsächlich wahr, springt auf, freut sich und fragt, während sie keinen Blick vom Fernseher läßt: „Spielst Du gleich mit mir?“ „Ja“, sage ich „aber laß mich erst mal richtig da sein, ok?“ „ok!“

Ich gehe auf die Terrasse. Unser Garten ist ziemlich groß und am anderen Ende der Wiese entdecke ich einen Haufen Holz und Spielzeug, die Gartenbank und den Tisch, umgedreht auf dem Boden mit den Füßen nach oben. Dachlatten drangezimmert. Sieht interessant aus! Eine Wettermaschine, wie ich später von meiner Tochter erfahren werde und, daß ich ihr dabei helfen soll, sie fertig zu bauen.

Der Abend neigt sich über das traute Heim. Besuch kam noch kurz vorbei, einige Telefonate für meine Frau. Anna und ich haben Abendbrot gegessen und meine Frau bringt sie gerade zu Bett.
Nachdem ich die Küche aufgeräumt habe, will ich vor dem Fernseher ein bißchen entspannen. Neben dem bequemen Ohrensessel steht ein Indianerzelt, dessen Eingang sorgsam zur Mattscheibe gerichtet ist.

Das Indianerzelt gehört da nicht hin.

Ich räume es nicht mehr weg, sondern setze mich daneben in den Sessel und finde es eigentlich ganz nett...

... Glück auf!

 

Hi mvalley,

Du hast recht nett eine abendliche-Vater-Heimkehr-Situation in einer Familie mit Kindern geschildert.
Ich kann allerdings nicht so recht erkennen, wieso Dein Text eine Kurzgeschichte sein soll, vielleicht kannst Du es mir erklären? Ich sehe keine Handlung, keinen Höhepunkt, kein Aha-Erlebnis... Und das vermisse ich.

Außerdem (bitte verzeih, ich bin etwas pingelig) sind mir einige Kleinigkeiten aufgefallen, die ich verbessern würde:

"nach hause" (Hause (groß!) jedenfalls in der alten Rechtschreibung, glaube ich...)

sorgfältig beschienen vom Licht das aus dem
(Licht, Komma!)

Wenn bei uns zu hause (Hause s.o.)das Telefon klingelt, (Komma!) gehe ich schon gar nicht mehr ‘ran, ist sowieso fast nie für mich.

ich schleiße (ich schließe)

entdecke ich einen Haufen Holz und Spielzeug, die Gartenbank und der (den!)Tisch

daß ich ihr dabei helfen soll, (Komma!) sie fertig zu bauen.

Nachdem ich die Küche aufgeräumt habe, (Komma!) will ich vor dem Fernseher ein bißchen relaxen

Deine leicht schnodderige Art zu schreiben gefällt mir allerdings recht gut.

Liebe Grüße
Barbara

 

Hi mvalley,

Nun gut, was soll ich sagen? nett geschrieben ist die Geschichte aufjedenfall und alltäglich sicherlich, aber für meine Bergiffe etwas zu alltäglich.
Auser einer Spannungskurve felt der geschichte auch ihrentwie die botschaft.
Gut du kannst jetzt sagen , kann eine geschichte nicht einfach mal unterhalten?
Sicher schon, aber mein ding ist so was nicht umbedingt.

 

Hi Barbara und Marot,
zunächst mal vielen, lieben Dank für Deine Kommentare bezügl. der Rechtschreibung. Werde ich direkt gleich korrigieren.
Deinen Hinweis, dass es sich nicht um eine Kurzgeschichte handelt habe ich zu meinen Texten hier schon häufiger gehört. Tatsächlich handelt es sich wohl mehr um Essays. Ich hoffe, dass ich heir auf Dauer nicht fehl am Platze bin, denn es ist sehr gut hilfreiche Tipps zur Verbesserung zu bekommen.
Ein Aha-Erlebnis fehlt Dir. Nun, ich denke, dass zuminest einigen Vätern (und auch Müttern) diese Situationen durchaus bekannt vorkommen und einfach mal ein ganz alltägliche Begebenheit zu lesen, auf eine "schnodderige" Art geschrieben kann vielleicht ja einfach mal unterhaltend sein!? (Danke, Marot.)


Liebe Grüße,
Jürgen

 

Hallo Jürgen,

also ich fand schon, dass dies hier eine Geschichte war.
Zwar eine, die keinen besonderen Spannungsbogen hat,also etwas auf was ich Leser hingeführt werde von dir, aber eine Geschichte wars. Punkt. Kein Essay.
Die amüsante Art, wie du das Chaos beschreibst, welches ganz gewiß so mancher Vater, heimgekehrt von der Arbeit, vorfindet, fand ich lesenswert und keineswegs langweilig.
Dein Stil hat mir gefallen.
Ob einem der Plot nun besonders liegt oder eher langweilt, weil er so alltäglich ist, ist ehrlich reine Geschmackssache. Ich fands gut, der nächste gewinnt dem nichts ab.
Laß dich nicht entmutigen, bitte.

Lieben Gruß
Lakita

 

Hallo Lakita,
danke für die aufmunternden Worte. Um ehrlich zu sein bin ja eigentlich auch der Meinung, dass es sich um eine Kurzgeschichte handelt.
Es ist schön zu lesen, dass es lesenswert, amüsant und keineswegs langweilig ist.
Wie gut, dass die Geschmäcker verschieden sind.

Liebe Grüße,
Jürgen

 

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