Das Herzprojekt
Das Herzprojekt
Lilia
Ich stand vor dieser verdammten Tür und traute mich nicht zu klopfen.
Hinter dieser Tür war mein neues Leben.
Sobald ich hindurchgehen sollte, würde mich mindestens 20 Schüler angucken und sich fragen, wer ich war oder was ich da drin zu suchen hatte.
Es hatte bereits geklingelt und ich wusste, dass ich keine Zeit mehr zu verlieren hatte.
Es ist nicht grade rühmlich gleich am ersten Tag zu spät zu kommen.
Endlich fasste ich Mut und klopfte zaghaft an.
Lena
Der Unterricht hatte gerade erst begonnen, als es an der Tür klopfte. Ein Mädchen trat herein. Ich fand, sie sah nett aus. Sehr nett sogar. Ziemlich frech grinste die Neue in die Runde.
Unser Geschichtslehrer begrüßte sie und platzierte sie dann neben mich.
Als wir uns angrinsten, war uns beiden klar, dass wir Freunde werden mussten.
Mit den Anderen aus der Klasse kam ich nie so zurecht, aber Lilia und ich verstanden uns auf Anhieb.
Lilia
Dieses Mädchen war wirklich süß, wie sie da ganz alleine auf ihrem Stuhl saß und mich anlächelte.
Sie war ganz schüchtern als ich sie begrüßte. Als uns dann der Lehrer ermahnte, dass wir nicht so viel quatschen sollten wurde sie ganz rot. Sie war’s wahrscheinlich einfach nicht gewohnt, von den Lehrern gerügt zu werden.
Ein paar Wochen später erzählte sie mir dann von ihrem Schwarm.
Ich war natürlich Feuer und Flamme den Typen zu sehen, der meiner schüchternen Freundin den Kopf verdreht hatte.
Auf der Hofpause war es dann soweit. Ich wusste, dass er in unserer unmittelbarer Nähe sein musste, da Lena plötzlich knallrot anlief und anfing zu stottern.
„Ganz neutral bleiben“, versuchte ich ihr einzutrichtern. „Wer ist es denn?“ Ganz zaghaft zeigte Lena auf einen Gruppe von Jungen. „Der im blauen shirt“, flüsterte sie mir zu. „Aber guck da nicht so auffällig hin!“
„Natürlich nicht“, antwortete ich und starrte auf das blaue shirt. In dem blauen shirt steckte ein Typ, der zwar ganz gut aussah aber nicht so recht zu Lena passen wollte. Seine Kumpels umringten ihn und er schnalzte ständig machohaft mit seiner Zunge.
Außerdem schien er uns keines Blickes zu würdigen.
Lena
Ich dachte, ich fall um als ich meinen Traumboy wiedersah. Er sah so unbeschreiblich süß aus in diesem blauen shirt, bei dem seine Muskeln sich etwas abzeichneten.
Lilia schien weniger begeistert zu sein, aber das störte mich nicht weiter. Das was er!
Er guckte ständig ganz auffällig zu mir herüber und ich glaube, er lächelte sogar ein bisschen. Mein Herz kam vor lauter Liebe ganz aus dem Takt.
Lilia wollte natürlich, dass ich hinging um ihn anzusprechen, aber das traute ich mich noch nicht. Ich bräuchte etwas unverfängliches um mit ihm ins Gespräch zu kommen um mehr über ich herauszufinden.
Doch da wusste selbst Lilia nicht weiter.
Die Frage nach der Uhrzeit wahr schon viel zu alt.
Und außerdem wollte ich ja nicht wissen, wie spät es ist sondern ob er eine Freundin hat.
Lilia
Die zündende Idee kam mir, als Lena und ich in der Bibliothek nach einem guten Buch forschten.
Plötzlich viel mir eine Art Hexenbuch in der Hand.
Ich rief Lena und dann fanden wir ein total geniales Hexenritual.
Der Angetraute musste einfach auf ein Blatt Papier, welches vorher mit einem Hexenspruch belegt und mit Rosenöl benetzt wurde ein Herz malen.
Dieser würde sich dann bald in das Mädchen verlieben, welches das Blatt verzaubert hätte.
Lena rannte natürlich gleich in die nächste Apotheke um ein Gläschen Rosenöl zu holen.
Lena
Das war doch die Lösung!
Am Abend schloss ich mich in meinem Zimmer ein und bestrich ein Blatt mit dem Rosenöl.
Dann sagte ich die Formel aus dem Buch auf.
Ich hoffte auf meine magischen Kräfte und konnte vor Aufregung kaum schlafen.
Lilia
Am nächstem Morgen war ich super gespannt, ob das Herzprojekt funktionieren würde. Wir beschlossen, in der ersten Hofpause mit dem Blatt zu ihm zu gehen.
Lena war die ersten beiden Stunden total hippelig. Sie hatte ich sogar ein bisschen die Augen geschminkt.
Als es dann endlich zur Hofpause klingelte sprang sie auf und packte ihre Sachen in Rekordzeit ein.
Auf dem Hof war er erst mal gar nicht zu entdecken, doch dann kam der große Moment.
Lena
Er war da!
Ich hatte wieder das Gefühl sofort tot umfallen zu müssen doch es geschah nichts. Ich kramte das Blatt heraus und legte es auf einen Block.
Lilia steuerte natürlich selbstbewusst wie immer auf meinem Dreamboy zu.
Ich schlich zögernd hinterher.
„Na los, du schaffst das!, flüsterte sie mir ins Ohr und umarmte mich. Wie abgemacht ging ich auf die Gruppe von Jungs zu und fiepte mit einer erschreckend hohen Stimme:
„ähhm, entschuldigjung, aber..
also, wir sind von der Schülerzeitung und da haben wir so nen Projekt, also, na ja, wen du willst dann. Kannst du vielleicht einfach mal ein Herz malen?“
Lilia
Oh Gott!
Die Jungs guckten uns erst ungläubig an und fingen dann an zu lachen.
„Ohh, will unser Mauerblümchen ein Herzchen haben? Dann würde ich mich mal nicht so schminken wie ne Nutte und anziehen wie nen verstaubten Geschichtslehrer.
Hau ab, Schlampe!“
Das war zu viel! Lena erstarrte vollkommen. Ich machte ein Schritt auf sie zu, doch sie rannte los. Ich drehte mich zu dem blauen shirt um und knallte ihm eine, wodurch er entgültig verstummte und mich verwirrt anguckte. Dann rannte ich Lena hinterher, die mittlerweile das Schulgelände verlassen hatte.
Erst bei einem Spielplatz, der in der Nähe war fand ich sie.
Sie saß heulend auf eine Bank. Ich setzte mich neben ihr und legte den arm um sie.
Dann sah ich sie an. Sie sah so unbeschreiblich süß aus, wie sie schniefend neben mir saß. Ich konnte nicht anders, als sie zu küssen.
Sie küsste zurück. Es war unglaublich.
Lena
Wir saßen ewig knutschend auf der Bank. Es war so fantastisch plötzlich zu wissen, dass alles gut wird.
Blind habe ich die ganze Zeit den berühmt-berüchtigten Richtigen gesucht, dabei war die richtige die ganze Zeit bei mir.
Dafür küsste ich sie um so leidenschaftlicher. Ich glaube, ich liebe sie.