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- 13.08.2003
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Das Herz Gaias
Das Herz Gaias
Der Wind wehte durch mein Haar. Allmählich hörte ich eine Stimme. Sie sang. Wie wunderschön sie sang. Vor meinen Augen leuchtete eine kleine Truhe, inmitten des Sonnenstrahls der durch das Fenster des Tempels strahlte.
Die Truhe war in lilafarbene Seide gehüllt und barg bunte Kristalle in sich, die plötzlich den ganzen Raum mit ihrem glitzern durchfluteten. Ich kniete mich nieder und berührte die Truhe - ein Strom von Wärme durchzog meinen Körper. Dann öffnete ich sie und ein tobendes Lichtergeschwirr umrang mich. Alles glitzerte und funkelte in meinen Augen. Ich musste blinzeln und als ich meine Augen wieder aufschlug, sah ich eine Blumenwiese. Alles war voller Veilchen, Rosmarin und Lavendel duftete in meiner Nase. Ich trug ein zartes, mit Spitzen verziertes Kleid. Es war so sanft als würde jemand mit einer Blume über meine Haut streicheln. Mein Blick führte mich weiter und entdeckte eine alte Frau inmitten der Blumenpracht. Sie saß auf einem Stein, der genau so groß war, dass sie bequem sitzen konnte - als wäre er für sie gemacht. In ihren Händen hielt sie eine Spieluhr. Als ich näher trat, sah mich die alte Frau an. Ihre Augen hatten einen unberührten Schimmer, als wäre sie gerade erst geboren worden und an ihrem runzeligen Gesicht sah man an, dass sie schon viele Male in ihrem Leben gelacht hatte. Doch an diesem Tag lachte sie nicht. Sie sah mich an als würde sie um Hilfe bitten und dann hielt sie mir die Spieluhr entgegen. Ich nahm sie und wieder hörte ich diese Stimme mit dem wunderbaren Gesang und der Wind wehte wieder, durchflog mein Haar mit Leichtigkeit. Und plötzlich begann die Spieluhr zu spielen. Und es war dieselbe Musik, dieselbe Melodie die, die Stimme sang. Sie waren eins, gehörten zusammen - die Stimme und das Lied.
Ich gab die Spieluhr wieder der alten Frau und sie freute sich, strahlte über beide Ohren hinaus und ihre Augen strahlten mit. Dann sah sie hinauf - auf den Himmel - inmitten hindurch - als würde sie etwas entdecken.
Mein Blick folgte ihrem und dort war ein Fenster durch das die Sonne ihre Strahlen schickte. Ich blickte wieder auf die alte Dame, doch sie war verschwunden. An ihrer Stelle lag die Kiste. Ich war wieder im Tempel.
Ein Mönch sah mich an. Es schien als würde er mich schon lange so betrachten. Er erzählte mir die Geschichte der großen Gaia, die über uns wachte. "... Man erzählt sich, dass sie in einem Paradies voller Blumen lebe und dass diese Kiste nur von einem Menschen reinen Herzens geöffnet werden kann..."
Sie wurde bis heute von niemanden geöffnet. In ihr soll das Herz Gaias liegen.
In der Kiste lag eine Spieluhr.