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Das heiße Feuer der Leidenschaft.
Wir verbrachten die ganze Nacht zusammen.
Ich dachte anfangs nicht, dass sie auch nur ahnte wieviel ich noch mit ihre vorhatte doch je länger wir miteinander redeten und je länger wir durch die kühle Nacht streiften, desto härter keimte in mir der Verdacht, dass sie es doch wußte.
Dass sie alles wußte, dass sie langsam aber sicher jeden Winkel und jede noch so dunkle Windung meiner Seele mit feinen Pinseln bloßlegte und begutachtete.
Sie sah es in meinen Augen, denke ich, vielleicht auch in der Art wie ich sprach.
Ich weiß es nicht.
Vielleicht gehörte sie auch zu einer jener ausgefuchsten jungen Mädchen, die die Gedanken und Gefühle anderer spüren konnten, die schon längst alles über eine Person in Erfahrung gebracht haben, bevor man auch nur den Mund öffnete.
Ob sie heute noch zu etwas mehr Lust habe, als nur reden, flüsterte ich ihr sachte ins Ohr.
Sie antwortete mit jener speziellen rauchigen Stimme, die nur junge Mädchen hervorbringen können.
Junge Mädchen reden wie der leise Atem eines Sterbenden.
Sie vereinen diese Sprache mit dem Klang von feinem Sand der von der Flut geküßt wird und dem Geräusch schleichenden Windes.
Schhhhhhhh,
schhhhhhhhhhhhhhhhhh...
Sie habe Lust auf Dinge die ich mir nicht vorstellen könne, hauchte sie mir entgegen.
Und wir liebten uns.
Unten in der Bucht des Mondsees, wo die schweren Haare der Weiden ins Wasser reichen und aussehen wie lebendige Wasserfälle.
Mein Atem ging schnell, ging schneller, ging rasanter, ging hektischer als jemals zuvor.
Oh, sie hatte recht, diese Dinge von denen sie gesprochen hatte, hätte ich mir niemals erträumen können.
Und als es mir in ihr wie eine Sturzflut kam, da hätte ich mich am liebsten vor Lust im nächtlichen Himmel aufgelöst wie eine Brausetablette in einem Glas Wasser.
Ich sagte, ich wolle mehr, und da gab sie mir mehr.
Soviel ich wollte.
Es war ein Zustand schwimmenden Deliriums.
Einzelne Bilder tauchten vor mir auf während ich ruckartige Bewegungen durchführte.
Der Himmel, das schwarze Wasser, Die Weiden, wieder die Sterne, ihr Gesicht, wieder die Weiden, Oh mein Gott die hängenden Weiden...
Sie wolle mit mir das machen, was der Frühling mit den Kirschen tut, flüsterte sie mir auf unserem Nachhauseweg ins Ohr.
Ich meinte ich könne nicht mehr, und da sagt sie mir, dass sie mich gerne wiedersehen möchte.
Ich stimmte ihr zu, als wir ihr Zuhause erreichten.
Zum Abschied küßten wir uns noch und ihre Zunge fühlte sich gut im Mund an.
Sie wünschte mir eine gute Nacht, und ich verabschiedete mich still.
Es gab ein dumpfes Geräusch, als ich ihren Sarg wieder zuschaufelte.