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Das Haus
Wir wohnen hier zu fünft. Im Keller, fensterlos, wohnt der Chirurg. Er schneidet dort auch die Leichen auf, entnimmt ihnen die Organe und steckt sie in Gläser mit Formaldehyd, die er in die Regale stellt. Vom Boden bis unter die Decke reichen sie.
Im Erdgeschoss wohnen die Psychologin, der Chronist und ich. Hier befindet sich auch die Küche, in der wir manchmal gemeinsam essen. Alle, bis auf den Lieferanten, der immer für sich bleibt und unter dem Dach wohnt. Manchmal höre ich ihn abends in seinem Zimmer herumlaufen, immer auf und ab, bis er schließlich in die Küche geht und sich an den Resten vom Abendessen bedient. Ich höre, wie er die Kühlschranktür öffnet und wieder schließt, das benutzte Geschirr in den Geschirrspüler stellt. Ich kenne alle Zimmer im Haus, auch den Keller des Chirurgen mit den vielen Gläsern in den Regalen. Das Zimmer vom Lieferanten kenne ich nicht. Manchmal steigt die Psychologin die Treppen hoch ins Dachgeschoss und schiebt ihm ein abgerissenes Kalenderblatt unter der Tür hindurch. In diesen Nächten höre ich ihn mit dem Lieferwagen aus der Garage fahren.
Am meisten Zeit verbringe ich mit der Psychologin und dem Chronisten. Wir sitzen am großen Küchentisch und reden. Über den Geisteszustand des Chirurgen oder wie wohl das Zimmer vom Lieferanten aussieht. Er ist uns allen unheimlich und die anderen beiden sind so froh wie ich, dass er erst durchs Haus schleicht, wenn wir schlafen. Ich weiß, dass auch die Psychologin nachts ihre Tür abschließt.
Ich bin hier das Mädchen für alles. Ich koche, kaufe ein und kümmere mich um den Haushalt. Vor ein paar Tagen habe ich die Psychologin gebeten, einkaufen zu gehen. Sie hat den Kopf geschüttelt und gesagt: „Es gibt eine Ordnung in diesem Haus!“ Wenn der Chirurg unwirsch wird, geht sie hoch ins Dachgeschoss.
Hat der Chirurg eine Leiche im Keller, arbeitet er die ganze Zeit. Mittags stelle ich ihm ein Tablett mit Essen und einem Glas Orangensaft auf den Tisch an der Wand, das einzige Stück Wand, das nicht voller Regale steht. Manchmal kommt er hoch und setzt sich zu uns an den Küchentisch. Dann sagt er stolz: „Ich bin fertig!“ und isst mit uns. Ab diesem Zeitpunkt wird seine Laune jeden Tag schlechter.
„Mach mir einen Kaffee!“ befiehlt er mir und ich tue es, fülle Wasser und Kaffeepulver in die Maschine, stelle wortlos die Tasse vor ihn auf den Tisch und als er den heißen Dampf einatmet, sagt er: „Igitt, das riecht wie Kotze!“ Mit seinem Arm fegt er die Tasse vom Tisch, runter auf den Boden, wo sie zerspringt, und die dunkle Flüssigkeit sich auf den Fliesen verteilt.
„Würdest du nicht lieber respektvoll behandelt werden?“ fragt die Psychologin, aber ich antworte nicht auf diese lächerliche Frage.
„Gib mir einen O-Saft!“, sagt er. „Du weißt doch, dass ich nur O-Saft trinke.“
„Du kannst es ihm sagen“, sagt sie, nickt mir aufmunternd zu und deutet mit dem Kopf auf den Chirurgen.
Ich gieße gekühlten Orangensaft in ein Glas und stelle es vor ihn auf den Tisch, dann wende ich mich der Sauerei auf dem Boden zu. Die Psychologin steht auf, reißt das heutige Blatt vom Kalender und geht hoch ins Dachgeschoss. Ab morgen werde ich dem Chirurgen das Essen wieder in den Keller bringen, wo er den menschlichen Körper studiert. Das ist seine Aufgabe.
Ich weiß, was mich erwartet, und versuche über den toten Körper auf dem Seziertisch so gut es geht hinwegzusehen. Er ist nackt und ich sehe, dass es ein Mann ist.
„Sag dem Lieferanten, das er mir das nächste Mal eine Frau bringt. Immer bringt er mir Männer, wie soll ich dazulernen, wenn er mir immer nur Männer bringt?“
„Dafür bin ich nicht zuständig“, antworte ich. „Es gibt eine Ordnung in diesem Haus. Sag das der Psychologin!“
„Sag du es ihr! Ich bin beschäftigt.“
Auch das ist nicht meine Aufgabe. Ich bin zwar das Mädchen für alles, aber nicht seine Dienstbotin. Das Tablett mit Nudeln, Gulasch und einem Glas Orangensaft stelle ich auf den Tisch, dann gehe ich wieder nach oben. Die Psychologin ist in der Küche.
„Du sollst dem Lieferanten sagen, dass er ihm das nächste Mal eine Frau bringt. Er lernt sonst nichts dazu.“
Ich kann in ihren Augen sehen, dass sie sich fürchtet. Niemand spricht mit dem Lieferanten. Wir hören ihn durchs dunkle Haus schleichen, das ist alles. Der Chronist ist auch in der Küche. Er blättert in seinem Kalender und nickt. „Er hat recht. Die letzten 27 waren Männer, alle im mittleren Alter. 1169 hatte eine Stauungsleber, es gab es seit längerem nichts Ungewöhnliches. Es stimmt, so lernt er nicht dazu. Er braucht Frauen, Kinder, Abwechslung. Das müsstest du am besten wissen!“, sagt er an die Psychologin gewandt.
„Ich werde dem Lieferanten einen Zettel schreiben“, sagt sie. „Er schläft sicher gerade.“
„Ja, bestimmt. Ein Zettel ist gut!“, sage ich und befülle drei Teller mit Nudeln und Gulasch, stelle eine Karaffe Wasser und drei Gläser auf den Tisch.
Beim Essen denke ich über die Worte der Psychologin nach, dass hier im Haus eine Ordnung herrscht, jeder eine Aufgabe hat. Ordnung ist gut, denke ich und schiebe mir einen Löffel Gulasch in den Mund. Er ist lecker.
„Lecker!“, sagt auch der Chronist.
Die Psychologin schweigt. Vermutlich überlegt sie, was sie auf den Zettel schreibt. Eine Konfrontation will sie sicher vermeiden.
Nach dem Essen spüle ich das Geschirr. Ich sehe das Blut im Spülwasser, bevor ich den brennenden Schmerz in meiner Hand spüre. Die Klinge vom Fleischmesser hat mir tief in die Handfläche geschnitten.
„Verdammt!“, fluche ich, halte die Hand unter kaltes Wasser, aber den Schmerz lindert das nicht.
Die Psychologin greift sich die verletzte Hand. Ich kann nicht hinsehen. „Das muss genäht werden“, sagt sie. „Geh runter, lass den Chirurgen das machen!“
Sie führt mich an der Schulter zur Kellertür. Ich denke, sie will mich begleiten, doch dann fällt die Tür hinter mir zu und ich stehe allein auf der Kellertreppe, sehe das Tablett des Chirurgen auf der obersten Stufe und höre ihn von unten mit Metall klappern. Er arbeitet und wird nicht erfreut sein, wenn ich ihn störe. Leise steige ich die Stufen hinunter.
Der Bauch der Leiche ist aufgeschnitten, eine Metallkonstruktion hält die Bauchdecke offen. Der Chirurg ist mit einer Lederschürze bekleidet und schaut konzentriert in das Innere des Körpers, richtet sich aber auf, als ich mich neben ihn stelle.
„Ich habe das Tablett schon auf die Treppe gestellt.“
„Ich habe mich geschnitten“, sage ich und strecke ihm die verletzte Hand entgegen, auf die der Chronist ein Küchentuch gedrückt hat. Es ist vollgesogen mit meinem Blut.
„Zeig her!“ Er entfernt das Tuch, studiert die Wunde in meiner Hand ebenso konzentriert wie den toten Körper zuvor. „Muss genäht werden!“ Er geht zu dem Tisch, an dem er immer isst. Der hat viele Schubladen, aus einer holt er eine Zange, die wie eine Schere aussieht, Faden und Nadel, Mull, eine durchsichtige Flüssigkeit.
Er säubert die Wunde, näht sie zu. Die Wunde brennt so sehr, dass ich die Stiche der Nadel kaum spüre.
„Du bist tapfer“, sagt er.
„Danke!“, sage ich und fühle mich unwohl. Mir war nicht klar, dass er so freundlich sein kann. Ich kenne ihn nur mürrisch in der Küche sitzend oder konzentriert über seine Leichen gebeugt. Ich bin das Mädchen für alles in diesem Haus. Ich putze, kaufe ein und koche. Jeder kann das. Aber er ist der Chirurg, er schneidet Leichen auf und studiert den menschlichen Körper.
„Ich habe darüber nachgedacht, über das, was du gesagt hast“, sagt er.
„Was meinst du?“
„Das es eine Ordnung gibt in diesem Haus. Es stimmt. Jeder hat seine Aufgabe.“
Ich nicke, er fährt fort: „Ich überlege, ob das gut ist.“
Ich schweige, weil ich keine Antwort habe. „Willst du denn keine Leichen mehr aufschneiden?“, frage ich.
„Doch!“, sagt er und lacht. „Ich liebe es! Die menschliche Anatomie ist das interessanteste Fach von allen.“ Ich habe ihn noch nie lachen sehen. Ich sage ihm nicht, dass ich es hasse, einkaufen zu gehen. Ich sage: „Wahrscheinlich weil es deine Aufgabe ist. Jeder liebt, was er tut. Nur deshalb funktioniert es.“
„Wer weiß … Komm morgen wieder, damit ich mir die Wunde ansehen kann.“ Er gibt mir einen Blister mit Schmerztabletten.
In der Küche steht noch immer das dreckige Wasser im Spülbecken. Ich ziehe den Stöpsel und sehe zu, wie das Wasser immer weniger wird, bis es schließlich in einem Wirbel im Abfluss verschwunden ist. Der Chronist sitzt am Tisch und schreibt etwas in seinen Kalender. Die Psychologin liest in einem Buch.
„Ich bin in diesem Haus das Mädchen für alles!“, sage ich. Der Chronist blickt auf. Die Psychologin schließt das Buch. Achtsamkeit steht darauf. Sie nickt, schaut mich an, will, dass ich fortfahre.
„Ich bin verletzt. Ich werde ein paar Tage ausfallen. Der Schnitt war tief. Er musste genäht werden.“
Die Psychologin nickt, sagt: „Wir finden eine Lösung."
Ich bin froh über ihre Worte. Sie wird mich unterstützen. Sie tut das gerne, denn das ist ihre Aufgabe. Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch.
„Schreibst du das in dein Buch?“, frage ich den Chronisten.
„Wozu?“, fragt er.
Am Abend frage ich die Psychologin: „Was, wenn du keine Psychologin mehr sein willst?“
Sie schüttelt den Kopf, fragt: „Weißt du, warum Vögel singen?“
„Weil sie es können?“
Sie lächelt und nickt. “So ähnlich. Weil es sie glücklich macht. Beim Singen werden Endorphine ausgeschüttet. Der Chirurg ist glücklich, wenn er den menschlichen Körper studiert. Und wir bewundern ihn dafür. Nicht jeder ist dafür gemacht.“
Ich weiß nicht, worauf sie hinaus will. Sie fährt fort: „Und du bist unser Mädchen für alles, weil du dich gerne um andere kümmerst. Du fühlst dich gut, wenn du gebraucht wirst, und wer wird mehr gebraucht, als das Mädchen für alles?“
Ich weiß nicht, ob das stimmt.
Am nächsten Morgen sitzt die Psychologin schon in der Küche, als ich frühstücken will. Das ist ungewöhnlich.
„Kannst du mir die Milch rausgeben?“, fragt sie merkwürdig glucksend. Im Kühlschrank finde ich neben der Milch ein Paar Gummihandschuhe.
„Damit sich deine Wunde nicht entzündet“, sagt sie. „Jetzt guck in den Ofen!“ Sie hibbelt auf ihrem Stuhl wie ein aufgeregtes Kind.
Im Ofen finde ich eine Spülbürste.
Sie schaut mich an, die Augenbrauen erwartungsvoll hochgezogen. Ich sage nichts. Sie geht also doch einkaufen, denke ich und koche mir einen Tee. Statt ihn wie sonst in der Küche zu trinken, gehe ich in mein Zimmer. Die Wunde schmerzt und ich sitze auf meinem Bett, trinke den Tee, nehme eine der Schmerztabletten. Es stimmt, ich kümmere mich gerne um andere. Aber jetzt gerade nicht.
Gegen Mittag wache ich auf und gehe zum Chirurgen in den Keller. Ich bringe ihm belegte Brote. Er schaut sich die Wunde an und ich fühle mich schuldig, weil ich den Vormittag verschlafen haben, während er im Keller gearbeitet hat.
„Es tut mir leid, ich habe heute nicht gekocht.“
Er zuckt nur mit den Schultern.
Am Abend kann ich nicht schlafen. Als ich den Lieferanten in der Küche rumoren höre, gehe ich zu ihm. Einfach so. Er ist kleiner als ich erwartet habe und begrüßt mich mit: „Es ist gar nichts zu essen da.“
„Ich bin verletzt“, sage ich, halte meinen verbundenen Arm in die Luft.
„Oh!“ Er hält den Kopf ein wenig schief. „Das wusste ich nicht“
„Es ist Brot da.“
„Warum bist du wach?“, fragt er, während er sich eine Scheibe Brot abschneidet.
„Kann nicht schlafen …“
„Möchtest du auch ein Brot?“
„Gerne!“ Ich decke zwei Teller auf, zwei Messer, hole Aufschnitt aus dem Kühlschrank. „Ich könnte ein Spiegelei machen, wenn du willst.“
„Ich mag Spiegelei“, sagt er und ich hole die Pfanne aus dem Schrank.
„Gib mir mal zwei Scheiben Brot!“ Ich toaste sie in Butter in der Pfanne an, schlage zwei Eier auf, lege die gebratenen Eier auf das getoastete Brot.
„Meistens esse ich die Reste kalt", sagt er.
„Du könntest Mittags mit uns warm essen.“
„Ich bin nicht gerne in Gesellschaft.“
„Bist du gerne Lieferant?“, frage ich.
„Nicht wirklich.“ Er steckt sich den letzten Bissen in den Mund, nimmt seinen Teller und stellt ihn in die Spülmaschine. „Danke für das leckere Essen“, sagt er und verlässt die Küche. Er ist nicht gerne der Lieferant, denke ich. Es macht ihn nicht glücklich.
Am nächsten Morgen wache ich wie immer früh auf, obwohl mich das Gespräch mit dem Lieferanten lange nicht einschlafen ließ. Am Abend warte ich, bis ich ihn in der Küche höre. Dann gehe ich zu ihm.
„Hallo“, sage ich. „Soll ich dir die Reste warm machen?“
Er schüttelt den Kopf. „Ist nicht nötig. Ich bin‘s gewohnt kalt zu essen.“
Ich setze mich zu ihm und sehe ihm zu, wie er die Nudeln mit der Soße direkt aus der Schüssel isst.
„Schmeckt gut“, sagt er und ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, schließlich frage ich einfach: „Wenn du es nicht magst, warum tust du es dann?“
„Spielt das eine Rolle?“
„Ich weiß nicht. Ja! Ich denke schon ...“
„Bist du gerne das Mädchen für alles?“
„Ich weiß nicht“, sage ich, weil es wahr ist. Ich bin es gerne und auch nicht gerne. „Was genau tust du?“, frage ich ihn.
„Ich denke, das weißt du.“
„Nicht richtig ...“ Ich weiß, er besorgt die Leichen für den Chirurgen. Aber woher?
„Ich bringe Menschen um.“
Ich schlage mir die Hand vor den Mund. Das ist wirklich erschreckend und weil ich es nicht glauben kann, frage ich: „Du bringst sie um? Lebendige, atmende Menschen?“
Er nickt.
Das ist fürchterlich und ich weiß nicht warum, aber ein angenehmes Prickeln läuft durch meinen Körper, eine Aufregung, die ich nicht kenne, und ich frage: „Kann ich das nächste Mal mitfahren?“
„Wozu?“
„Ich will sehen, wie das ist.“
„Fürchterlich, wie du gesagt hast.“
„Ja, aber wie fühlt es sich an?“
„Fürchterlich …“
„Ja, aber …“
„Schon gut. Von mir aus …“
Ich lächle.
Es dauert nur ein paar Tage, bis der Chirurg nach oben kommt und mit uns isst, dann drei weitere, bis er einen Kräutertee verlangt, den ich vom Boden aufwische, während die Psychologin mit dem Kalenderblatt ins Dachgeschoss steigt.
In der Nacht sitze ich schon in der Küche als er kommt, bereit aufzubrechen. Er will erst essen und ich warte schweigsam vor Aufregung. Ich gehe ihm hinterher in die Garage, setzte mich auf den Beifahrersitz des Lieferwagens. Er drückt auf einen Knopf und das Garagentor öffnet sich.
Er sagt: „Ich hole niemanden von hier. Ich fahre immer in eine andere Stadt.“
Ich kann noch immer nicht sprechen vor Aufregung und nicke. Wir fahren durch die Nacht. Der Himmel ist klar und voller Sterne. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt in den Nachthimmel gesehen habe. Er ist so grenzenlos. Wir schweigen und nach dreieinhalb Stunden sagt er: „Wir sind da. Von hier holen wir die nächste.“
Ich bin bereit. Ob er will, dass ich etwas tue?
„Du bleibst im Wagen!“
Das ist mir recht. Langsam fährt er eine Straße entlang, gesäumt von Häusern, in denen die meisten Fenster dunkel sind. Wir fahren an einer Gruppe junger Leute vorbei, aber der Lieferant beachtet sie nicht. Er fährt weiter. Es sind nur wenige Menschen unterwegs. Es ist 3:52 Uhr, als er schließlich den Wagen am Straßenrand parkt und aussteigt. Ich beobachte, wie er einem Mann folgt, etwas aus seiner Jackentasche holt und es dem Mann in den Hals rammt. Es dauert nicht lange, da geben die Beine des Mannes nach. Er fällt in die Arme des Lieferanten, der ihn zum Lieferwagen schleift. Ich öffne die hintere Tür und helfe ihm, die Leiche, die eben noch ein atmender, lebendiger Mensch war, in den Lieferwagen zu hieven. Ich fühle mich so grenzenlos wie der Nachthimmel.
„Ich will auch einen umbringen“, sage ich.
Der Lieferant schaut mich an, ernst und lange sieht er mir in die Augen. „Wir haben schon einen Lieferanten“, sagt er schließlich und ich weiß, dass das stimmt.
„Es ist aufregend", sage ich.
„Das ist es!“, sagt er seufzend. „Am Anfang war es berauschend.“
„Also darf ich?“
Er schüttelt den Kopf. „Wir haben schon eine Leiche.“
Ich verstehe und nicke. Ich glaube, ich wäre gut darin. Nicht jeder kann so fürchterliche Dinge tun.
„Ich könnte dir helfen! In Zukunft, meine ich.“ Noch während ich die Worte sage, weiß ich, dass das Haus das nicht zulassen wird, dass die Ordnung gewahrt bleiben muss. Er weiß es auch und sieht mich an. Ich sehe ein Flackern in seinem Blick, vielleicht ist es Angst. Und endlich verstehe ich die Ordnung im Haus.
Ich bin die Lieferantin und wohne unter dem Dach. Ich werde dem Chirurgen Frauen bringen und Kinder; ich werde ihm bringen, was immer er will. Es macht mich glücklich, die Lieferantin zu sein.