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Das Hämmerchen im blutroten Neuen Morgen

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15.05.2002
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Das Hämmerchen im blutroten Neuen Morgen

Ich wachte in meinem Bett auf – der Geruch des Todes schlug mir entgegen, als ich meine Augen öffnete. Neben mir lag mein Bruder. Tot. Erschlagen. In meiner Hand lag noch der Hammer mit dem man so gut Schädel spalten kann.
„Guten Morgen!“ sagte ich und lachte der finstren Sonne entgegen. Den Hammer wusch ich sehr sorgfältig– ich brauchte lange dafür. Blut klebt sehr. Ich fand es komisch, dass einzelne Haare von ihm fest in dieser roten Kruste drin waren - teils waren sie irgendwie vergraben, teils ragten sie ein Stückchen weit heraus.
Ich kochte mir einen Tee – die Sorte, die er immer so besonders gern gemocht hatte. Ich hatte mir erhofft, dass die Wärme und das Aroma des Tees mir helfen würde. Denn tatsächlich war es mir, als wenn das Hämmerchen erneut ganz fröhlich auf einen Schädel einprügeln würde - nun jedoch auf meinen.
Noch mal schlafen wollte ich auch nicht. Erstens hätte ich ihn aus dem Bett schaffen müssen, denn neben einem Toten zu schlafen geht zwar im Notfall. Ist aber nicht unbedingt notwendig. Riecht nämlich nicht so besonders. Zudem war das Bett voller Blut – und einfach am Küchentisch schlafen oder auf dem Sofa im Wohnzimmer... Nicht sonderlich gemütlich.

Daher beschloss ich, in den Garten zu gehen und zwar mit Schaufel und Hacke. Ich liebe den Duft von feuchter Erde. Ich liebe es im Garten zu arbeiten. Vor allem mag ich das Gefühl, wenn sich die Erde zwischen den Fingernägeln festsetzt – ich weiß nicht. Hat was vielleicht mit der Kindheit zu tun. Da war ich bei Opa auf dem Land. Das war immer ganz lustig – ich und Opa sind zusammen immer auf Rattenjagd gegangen. Das heißt, wir haben Ratten erschlagen und anschließend begraben. Da der Boden auf dem Lande sehr sandig und deshalb sehr locker ist – nun, da braucht man weder Hacke noch Spate sondern einfach die eigene Hand. Diogenes, ja ich glaube der gute, alte Diogenes war es – der hatte mal einen Jungen beobachtet, der mit seiner Hand Wasser aus dem Brunnen schöpfte und es trank. Das fand Diogenes toll – ihm fiel dabei ein, wofür man die eigene Hand so alles benutzen kann. Was für ein tolles Werkzeug die eigene Hand doch ist! Was braucht man goldene Becher um Wein daraus zu trinken? Wenn man doch genauso gut die Hände zu einem Becher formen kann!

Tut mir leid, hin und wieder – da erzähl ich gerne was philosophisches. An diesem Morgen übrigens war die Luft richtig schön frisch. Ich hatte vor, ein Loch zu graben. Das mache ich hin und wieder. Immer dann, wenn mir der Gestank im Haus zu groß wird, stopfe ich das, wozu der Gestank gehört, in das Loch und freue mich, dass der Gestank fort ist. Erinnert mich übrigens auch an meinen Opa – lassen wir das.
Ich tat da meinen Bruder rein, neben Mama und Papa liegt der jetzt. Und neben seiner Schwester. Die ist natürlich auch meine Schwester. Alle liegen jetzt dort.
Seit diesem Morgen, seitdem ich meinen Bruder in das Loch tat, weiß ich erst, wie einsam ich bin. Ich kam in eine regelrechte Krise. Es war ja keiner mehr da, der meinem Hammer Beschäftigung geben würde!
Das ist Spaßverlust hoch drei. Nun, ich begann das erst mal mit Alkohol zu kompensieren. Auf die Dauer ist das aber recht langweilig. Fernsehen ist auch doof. So wurde ich verdammt depressiv.
Mit meinem Bruder hatte ich sonst unsere Mama ruhig gemacht. Die hat immer so geschrieen. So hin und wieder war die ganz wütend und so. Meinem Bruder hatte das Spaß gemacht sie ruhig zu machen. Übrigens hatte er auch die Idee dafür. Denn er hatte unsere Schwester ne Zeit lang schon vermisst – da kam er in mein Zimmer und hat mal in den Schrank geguckt. Und da war sie dann, unsere Schwester und grinste ihn ganz doof mit ihrem ganz kaputten Kopf an. Das war übrigens komisch, als ich merkte, dass sie ganz steif war. Mein Bruder fand das auch ganz komisch. Er wollte das dann auch ausprobieren. Na ja. Machten wir dann ja auch.
Jetzt bin ich ganz allein. Aus Langeweile schlage ich ein paar Ratten tot. Meistens bin ich ganz traurig. Komische Träume habe ich auch. Von Eidechsen mit Menschenköpfen etwa – oder Ameisen die ganz groß sind und mich verschlingen wollen. Und Pyramiden... Eine große, schwarze Pyramide liegt auf mir drauf und die ist ganz schwer – ich müsste die abtragen, Stein für Stein abtragen. Dann könnte ich überleben. Mache ich aber nicht - die Pyramide ist so schwer, so schwarz, so riesig. Na ja.
Oder hin und wieder bin ich im Krankenhaus, in diesen Träumen. Und da will ein Arzt mir eine riesige Spritze in den Bauch rammen – das Baby da drinnen töten, sagt er. Ich wehre mich, doch er rammt mir die dann in den Bauch und das tut ganz doll weh und ich muss aufwachen und muss schreien und will nicht mehr einschlafen und sehe im ganze Haus Gespenster!
Hin und wieder schlage ich mich selber mit dem Hämmerchen. Auf das Bein. Da schlage ich rauf, aber nicht richtig. Manchmal möchte ich mich umbringen. Möchte ich aber dann doch nicht tun - weil so komisch. Ich denke nicht gerne daran – ich meine den Tod. Komisch, das Ganze. Wir sterben. Vorher war was. Dann ist nichts mehr. Oder man kommt in den Himmel. Der ist ganz blau. Ja, den Himmel – die Vorstellung finde ich sympathisch. Nur – da könnte ich ja Mama wiedersehen... Darauf hätte ich keine Lust. Wo die doch auch – nein. Die ist in der Hölle! Die hat doch mit jedem rumgemacht! Die Schlampe ist in der Hölle und auch mein Bruder und mein Papa und meine kleine Schwester erst recht. Die hat meine Legoeisenbahn kaputt gemacht! Dafür büßt die jetzt ganz bestimmt! Und macht ihre Beine breit für böse Menschen. Für die bösen Menschen da unten, die kleine Nutte! Pfui, sage ich da nur, Pfui!

Es ist alles so traurig. So langweilig. Die Zeit ist nicht mehr Zeit sondern anders. Ich bin auch nicht mehr ich sondern ein anderer. Am liebsten will ich nichts mehr wissen. Am liebsten soll alles nicht mehr sein. Entweder ich mache Alles so, dass Alles nicht mehr ist. Oder ich mache mich selbst so, dass ich nicht mehr bin.
Ich bin es müde zu denken. Zu schlafen. Aufzuwachen. Denken. Essen. Schlafen. Leben. Trinken. Schlafen. Im Schlaraffenland wäre ich bestimmt König!

 

Ja - also... So sehr viel schlauer bin ich nach der Kritik auch nicht wirklich. Ich selbst bin ja auch kein Kritiker. Dennoch würde ich es schön finden, wenn man schon eine Kritik verfasst, dass diese auch irgendeinen Inhalt hat. Entschuldigung, aber könntest du deine Aussage bezüglich meines Textes ein bisschen präzisieren? Danke!

 

ich meine, dass ich kritik schreiben den "profis" überlasse, denn ich will keinen text nach seinen sprachlichen, schriftlichen und sonstwas für formalitäten bewerten, zumal ich das wohl auch nicht kann...wenn du solch kritik von mir verlangst-die kann und mag ich nicht geben

meine aspekte beschränken sich daher auf den inhalt und der hat mich wie gesagt sprachlos gemacht...nicht weil ich unbedingt mitfühlen oder mich in deinen prot reinversetzen mag, sondern weil mich die idee und ausführung anspricht!

 

talmar: kleiner Hinweis zu den kg.de-Gepflogenheiten:
Wenn jemand nichts Konstruktives zu einem Text beitragen kann, lässt er/sie Kommentare, die ausschließlich aus "super", "toll", "schlecht" etc. bestehen, ganz weg.
Danke.

 

warum gibt es solche "gepflogenheiten"?

eine kritik besteht doch nich ausschliesslich an formalien, sondern auch am inhalt, den ich dann eben "toll" "super" oder auch "sonstwas" finde

für mich als autor interessiert mich doch auch das feedback auf die idee des textes...

und sollte das dann heissen, das ich meinen eindruck von dieser nur mit gehörig "verbesserungsvorschlägen" etc posten "darf"

wär schade

 

Hi Cato,

eine interessante Geschichte, wenngleich das Ende meiner Meinung nach ein wenig flach ausfällt. Nicht böse sein, aber ich war von dem von dir bewusst gewählten "naiven" Erzählstil, der den kindlichen Wahnsinn des Prot verdeutlicht, so angetan, dass ich noch ein wenig mehr erwartet hätte. Aber ich habe sie mit Freude gelesen und das nicht, weil ich gerne Familienmitglieder erschlage. :D

Ein paar Fehler sind mir auf Anhieb aufgefallen:
- Zweiter Absatz:
"Hat was vielleicht mit der Kindheit zu tun."müsste heißen:
"Hat vielleicht was mit der Kindheit zu tun."- Zwei Zeilen später: "Spate" soll bestimmt "Spaten" heißen.

Viele Grüße, Xenomurphy.

 

@talmar
Dennoch danke für deine Kritik! Ich meine bloß - ein, zwei Sätze mehr wären schon schön als Kritik. Natürlich keinen Schulaufsatz!

@Xenomurphy
Tja... das Ende. Da muss ich noch dran arbeiten. Ist alles halt eher als Fragment zu verstehen... Aber dennoch eine eigene Geschichte, die ich nicht länger irgendwo auf meiner Festplatte verstauben lassen wollte. Es freut mich, dass der bisherige Text aber wohl ganz gut ankommt - jedenfalls bei dir!

 

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