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Das Grauen des Waldes

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10.08.2003
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Das Grauen des Waldes

Nebelverhangen lag das große, lange, sagenumwobene Waldstück in einiger Entfernung vor ihnen. Andrea, langsam immer tiefer in ihren Beifahrersitz sinkend, spürte dieses unheilverheißende Kribbeln im Bauch ... Ein Blick zu Thorsten, ihrem Mann, zeigte ihr, dass er keinerlei sorgende Gedanken hegte.

Andrea und Thorsten waren ein junges Ehepaar. Heute hatten sie schon ein langes Stück gefahren und kamen jetzt an einen Wald, in dem es, wie sie heute bei einem Stop in einer kleinen Gastwirtschaft erfahren hatten, spuken sollte!

Thorsten hatte das natürlich für Humbug und „Altweibergeschwätz“ abgetan ... Gut genug, um kleine Kinder zu ängstigen. Andrea hingegen war hellhörig geworden. Sie glaubte an Übersinnliches und ging nicht allzu leichtfertig damit um.

Es war schon dunkel geworden und die letzte Ortschaft lag wohl gut und gerne fünf km hinter ihnen ... Schon die Landstraße, die sie bis jetzt zurückgelegt hatten, war an Einsamkeit nicht mehr zu überbieten gewesen und nun dieses „berühmte“ Waldstück.

Thorsten bemerkte nun endlich seine ängstliche Ehefrau und streichelte ihr behutsam über ihr Bein.

„Andrea, mein Liebling, Du wirst dem Unsinn im Gasthaus doch nichts beimessen?“

Doch ein erneuter Blick auf ihre zitternde Gestalt belehrte ihn eines Besseren.

„Weißt Du, Thorsten, ich denke, wir sollten einen anderen Weg nehmen.“

Lachend schüttelte Thorsten den Kopf und gab zu bedenken:

“Hast Du vergessen, dass wir dann einen Umweg von über 50 km machen müssten? Andrea, was soll uns denn schon geschehen? Meinetwegen magst Du Recht haben, dass der Wald unheimlich aussieht, aber wir werden uns doch wohl nicht unterkriegen lassen?“

Mit einem tiefen Seufzer ergab sich Andrea dem Kommenden.

Die ersten Bäume hatten sie passiert. Andrea und Thorsten konnten sich nicht erinnern, jemals ein so undurchdringliches Schwarz gesehen zu haben. Der Lichtkegel des Autos kam ihnen beiden lächerlich schwach vor ...

Als sie sich, beinahe schon fasziniert, den Betrachtungen des dichten Waldes hingaben, geschah es plötzlich ...

Der Motor fing so stark an zu ruckeln, dass Andrea und Thorsten mächtig durch-geschüttelt wurden. Thorsten konnte das Auto gerade noch an den Seitenrand fahren, dann blieb es unvermittelt stehen.

Andrea war wie erstarrt, versuchte sich jedoch ruhig zu halten:

„Thorsten! Was, um Himmels willen, ist denn geschehen?“

Thorsten schüttelte ratlos den Kopf und sagte zögerlich:

„Stell` Dir nur vor: die Tankanzeige steht auf rot. Dabei weiß ich sicher, dass er noch zur Hälfte voll sein müsste. Ich werde wohl in das Dorf zurücklaufen müssen und mir an der Tankstelle, die ich vorhin gesehen habe, Benzin holen.“

Mit großen, vor Angst geweiteten Augen sagte sie flehend:

„Du willst mich doch nicht im Ernst in dieser Dunkelheit und in diesem Spukwald zurücklassen, oder? Das kannst Du nicht tun, Thorsten!“

Er sah seine Frau liebevoll an:

„Sei nicht töricht, mein Liebling. Du bist müde und du hast vorhin noch über deine Blasen am Fuß gejammert. Ich werde mich beeilen. Glaube nicht an den Unfug mit dem Spukwald.“

Andrea konnte ihr Entsetzen kaum mehr verbergen, sah aber ein, dass Thorsten Recht hatte. Sie konnte vor Schmerzen wirklich kaum mehr gehen.

Sie nickte zaghaft. Augenblicklich nahm sie einen kleinen Hammer in die Hand, der ihr eine gewisse Art Schutz verlieh.

Thorsten schnappte sich seinen Geldbeutel und eine der beiden Taschenlampen, die sie stets für den Notfall dabei hatten, beugte sich über seine Frau und küsste sie innig ...

„Ich werde bald zurück sein, mein Schatz. Nehme die andere Taschenlampe und verriegele gleich das Auto!“

Andrea lächelte ihm zu und nickte.

Im Rückspiegel sah sie Thorsten zügig davonlaufen.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie war kaum fähig zu atmen.

Sie bekam das Gefühl, als würde der Wald sie erdrücken! Doch sie schalt sich sofort und redete sich ein, dass sicherlich nur ihre Fantasie mit ihr durchginge.

Da plötzlich ein Knacken! Andrea erstarrte und versuchte, in der alles verhüllenden Dunkelheit des Waldes etwas zu entdecken. Sicher war es nur ein Tier.

Nach etwa fünf Minuten krachte etwas auf das Autodach. Andrea glaubte, vor Panik den Verstand zu verlieren und wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Wenn doch Thorsten da wäre.

Warum nur spürte sie, dass etwas Furchtbares geschehen war? Woher nahm sie diese Gewissheit?

Andrea verspürte eine lähmende, nie gekannte Angst ...

Da krachte es wieder! Es war ein stets wiederkehrendes, grauenvolles Geräusch.

Wie lange saß sie schon hier? Andrea hatte jegliches Zeitgefühl vergessen.

Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, öffnete das Auto und stieg, mit dem Hammer bewaffnet, aus dem Auto.

Alles war besser, als hier in diesem Auto verrückt zu werden.

Das namenlose Entsetzen, das Andrea empfand, als sie nach oben auf das Autodach sah, ließ sie nicht einmal mehr schreien.

Eine Gestalt, die sie nicht erkennen konnte, saß auf dem Autodach und ließ den Kopf ihres Mannes in schrecklich präzisem Rhythmus auf und ab schlagen.

Als sie einen stechenden Schmerz spürte, wusste sie, dass dies ihren nahenden Tod bedeutete.

...

Ein Auto fuhr in den unheimlichen und legendären Spukwald.

Silvia und Richard befanden sich in den Flitterwochen. Sie hatten im Gasthaus von dem unheimlichen Wald gehört, sich aber lustig darüber gemacht.

Als sie das Auto von Thorsten und Andrea am Straßenrand stehen sahen, alberten sie übermütig herum:

„Siehst Du“, flüsterte Richard mit tiefer, dunkler Stimme „das geschieht mit den Menschen, die durch diesen Wald fahren: sie verschwinden!“

Als einen kurzen Augenblick später der Motor ihres Autos erstarb, sollten sie bald auf grausame Weise erfahren, wie Recht er mit dieser Aussgae hatte!

 

Hallo Dorothy und herzlich Willkommen auf KG.de!

Deine Geschichte finde ich ganz gut. Außer das sie mir nicht gruselig genug ist und keine "alte Geschichte über den grausamen Wald" erzählt wird, so dass man nachvollziehen könnte, warum es im Wald spuken soll(ist aber nicht sooo wichtig)
Ansonsten hast du alles gut rübergebracht.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

Heute hatten sie schon ein langes Stück gefahren
(Heute waren...)

Es war schon dunkel geworden und die letzte Ortschaft lag wohl gut und gerne fünf km hinter ihnen
(du solltest die Abkürzung km ausschreiben. Hast du auch gemacht bei einer Redeanwendung)

dass Andrea und Thorsten mächtig
durch-geschüttelt wurden
(durchgeschüttelt)

Augenblicklich nahm sie einen kleinen Hammer in die Hand,
(frage mich wo sie den Hammer her hat. Vielleicht solltest du hinzufügen, dass er zwischen den Sitzen liegt o.ä.)

Will Dich damit nicht entmutigen. Mir hat die Geschichte und die Idee gut gefallen!

LG Joker

 

Hallo Dorothy und herzlich willkommen hier. :-)

Deine kleine Horrorgeschichte liest sich flüssig und angenehm, nur inhaltlich lässt sie mich ein bisschen enttäuscht zurück.
Sicher, es muss nicht immer der große Knalleffekt am Ende kommen, aber sie bleibt mir dadurch auch nicht länger im Gedächtnis, als dass ich sie lese. Dazu fehlt etwas besonderes, das sie von Dutzenden anderen Stories dieser Art abheben würde. Ein überraschendes Ende, markante Protagonisten, oder so etwas in der Art.

Vielleicht liegt meine Reaktion auch daran, dass mir der Großteil des Plots schon durch eine berühmte "Urban Legend" bekannt war: Ein Pärchen fährt mit dem Auto in einen düsteren Wald, der Mann seigt aus und die Frau hört ein seltsames Poltern auf dem Dach, bis sie erkenne muss, dasss es die Leiche ihres Freundes ist ...

Natürlich ist es schwierig um diese "Klischees" herumzukommen, ganz vermeiden geht wohl nicht. Hier jedenfalls habe ich geradezu darauf gewartete das genau das passieren würde, was dann auch tatsächlich geschah. Das hat den Grusel bei mir dann doch deutlich gemindert.

Ein paar Details:

Heute hatten sie schon ein langes Stück gefahren
Ob diese Formulierung rechtens ist weiß ich nicht, ich kenne nur: "Heute waren sie schon ein langes Stück ..."
Thorsten hatte das natürlich für Humbug und ?Altweibergeschwätz? abgetan
Entsprechendes gilt für diesen Ausdruck: Da kenne ich nur: "... hatte das natürlich als Humbug [...] abgetan."
und die letzte Ortschaft lag wohl gut und gerne fünf km hinter ihnen
"Kilometer" würde ich ausschreiben in einem Prosatext.
"Andrea, mein Liebling, Du wirst dem Unsinn
-> "... du wirst dem Unsinn ..."
wie Recht er mit dieser Aussgae hatte!
-> "Aussage"

Ginny

 

Upps da haben wir wohl gleichzeitig gepostet. Naja doppelt hält besser, hehe

 

Hallo Joker,

vielen Dank für Deine Kommentare.

Du hast Recht. Ich werde Deine Anregungen verarbeiten.

Die erste Geschichte in Kurzgeschichten.de ist es jedoch nicht, bin schon in Erzählungen mit der "Hitze des Blutes" zu finden ...

Nochmals DANKE!

LG
Dorothy

 

Hallo Ginny-Rose,

vielen Dank für Deine Kommentare.

Ich hoffte, einen tüchtigen Gruseleffekt zu bekommen, aber wenn bei dem "Grauen des Waldes" noch das Besondere fehlt, werde ich mich bemühen, den Leser das nächste Mal zu "fesseln" :-))

LG
Dorothy

 

Hi Dorothy,
herzlich willkommen auf kg.de!

Deine Geschichte ist solide geschrieben - und trotzdem gefällt sie mir nicht. Das Motiv ist einfach zu bekannt und wurde nicht nur in Filmen aufgegriffen, sondern auch in zahlreichen Geschichten, u.a. auch hier auf kg.de.
Ich finde es eigentlich nicht weiter schlimm, wenn altbewährte Themen aufgreift, etwas ganz Neues wird es wohl nie geben können. Aber Du hast überhaupt nichts Innovatives eingebracht, bis auf den leicht abgeänderten Schluss ist es eine 1:1-Nacherzählung von der modernen Legende, die Grundidee ist noch nicht mal ausgeschmückt. Und das finde ich ziemlich schade.
Dadurch ist die Geschichte auch sehr vorhersehbar, spätestens wenn das Auto stehen bleibt, ist für jeden, der die Legende kennt, klar, was passieren wird.

Als Fingerübung taugt so ein Text vielleicht, aber meiner Meinung nach nicht als überraschende und unheimliche Geschichte.

Apropos Fingerübungen, noch ein paar Detailanmerkungen:

Andrea und Thorsten waren ein junges Ehepaar. Heute hatten sie schon ein langes Stück gefahren
Du schreibst die Geschichte in der Vergangenheit, da gibt es aber kein "Heute". "An diesem Tag" wäre eine mögliche bessere Alternative.
Wald, in dem es, wie sie heute bei einem Stop in einer kleinen Gastwirtschaft erfahren hatten, spuken sollte!
Ich persönlich mag in Geschichten keine Ausrufezeichen, bzw. empfinde sie nur selten als gerechtfertigt.
Das, was dadurch betont werden soll, kommt meiner Meinung nach besser, wenn man es durch die Erzählung ausdrückt. Durch Ausrufezeichen ist man doch oft versucht, den Spannungsaufbau zu vernachlässigen, denn warum sollte man sich die Mühe machen, etwas zu tippen, wenn ein Tastendruck doch das gleiche Resultat hat?
Es war schon dunkel geworden und die letzte Ortschaft lag wohl gut und gerne fünf km hinter ihnen ...
Du setzt sehr oft Auslassungspunkte als Stilmittel ein. Sorgsam dosiert und an den richtigen Stellen mag das funktionieren, aber für meinen Geschmack hast Du es etwas übertrieben.
Vor allem aber sind Auslassungspunket oft für die Spannung tödlich oder blocken ihren Aufbau wie Ausrufezeichen ab. Ich denke, Du willst durch sie andeuten, dass noch etwas passieren wird oder dass das gerade Geschriebene noch eine größere Bedeutung hat. Dadurch stellst Du Dir aber selbst ein Bein, denn Überraschungseffekte werden kaum noch auftreten können, wenn Du so viele Andeutungen streust.
„Sei nicht töricht, mein Liebling. Du bist müde und du hast vorhin noch über deine Blasen am Fuß gejammert. Ich werde mich beeilen. Glaube nicht an den Unfug mit dem Spukwald.“
Ich hab mal gelesen, man soll in der wörtlichen Rede nicht so schreiben wie man spricht. Aber auch nicht so, wie man nie sprechen würde.
Für mich persönlich sind Deine Dialoge zu hochgestochen, mir fällt spontan niemand so ein, der so redet.

Ich weiß, meine Antwort fällt nicht besonders positiv aus. Aber lass Dich davon nicht entmutigen, denn wie sagt man so schön? Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen? ;)
Und Geschmäcker sind ja bekanntlich verschienden, so mag zum Beispiel Joker die Geschichte. :)

 

Hallo Bibliothekar,

schon in Ordnung mit Deinen Kommentaren.

Ich danke Dir dafür.

Da "Meister" mein Mädchenname ist, wirst Du wohl in nächster Zeit etwas Ansprechenderes von mir zu lesen bekommen. Ich habe mich noch nie von irgendetwas entmutigen lassen und empfinde konstruktive Kritik, wie eben von Dir, unbedingt erforderlich.

Wie bereits gesagt:

ich gelobe Besserung :-))

Persönlich fand ich sie eigentlich schon ziemlich gruselig, aber wie Du schon so schön sagst: man kann nicht den Geschmack eines jeden treffen.

LG
Dorothy

 

Das meiste wurde hierzu schon gesagt, und ich schließe mich dem an. Wenn das eine Suppe wäre, dann wäre es ein großer Topf voll Wasser mit einem halben Brühwürfel drin: Die Zutaten sind formal richtig, aber dennoch bleibt alles ohne nennenswerten Geschmack.

Um etwas Konstruktives zu sagen: In der Tat kann man aus so einer Geschichte sehr viel mehr machen, indem man:
- Beschreibungen mit starken Vergleichen würzt.
- Die Charaktere ausarbeitet.
- Humor einbringt.
- Ein überraschendes Ende erfindet.
- Mehr Action einfließen läßt.
- Mehr über das Monster schreibt.
- Etwas über den Hintergrund sagt (warum kann der Motor ausgehen, was will das Monster etc.)

r

 

Hallo Relysium,

ein Blick auf Dein "Profil" ließ ein erfreutes Lächeln über mein Gesicht huschen, daß sich ein derartiger Profi mit meiner Geschichte "abgibt" ...

Die meisten geben ja leider keinen Kommentar dazu ab, da sie befürchten, die Geschichten zu sehr zu zerreißen, noch dazu, wenn man ganz neu dabei ist.

Für mich als "Laie" ist die Geschichte voll in Ordnung, aber ich werde mich bemühen, einen "Grusel-Schocker" zu schreiben, der die Wassersuppe in ein scharfes Chili verwandelt!

LG
Dorothy

 

Hallo Dorothy!

Ehe ich auf die Geschichte an sich eingehe, möchte ich noch kurz was erklären: Lass dich bloß nicht entmutigen von den eher lauen Kritiken. Für einen Anfänger schreibst du ziemlich gut. Nur legen wir hier ziemlich hohe Qualitäts-Maßstäbe an, so dass es va für "Neue" erschreckend wirken mag, dass ihre ersten Schreibversuche scheinbar total verrissen werden.

Ich betone das deshalb, weil ich glaube, dass du Zeit und Mühe in die Story investiert hast. Das zeigt sich zum einen an der sehr leserfreundlichen Formatierung (bitte beibehalten!), zum anderen an den sehr wenigen(Flüchtigkeits-)Fehlern.

Zur Geschichte selbst: Ich versuche, Storys auf mehreren Ebenen zu beurteilen.

1.) Die Form selbst, sprich Rechtschreibung. Die ist, wie gesagt, hervorragend und dafür gebührt dir Lob.

2.) Der Stil. Ich werde in den Zitatbeispielen noch näher darauf eingehen. Stilistisch ist die Geschichte im Großen und Ganzen in Ordnung. Du begehst aber ein paar typische Anfänger-Fehler:
- Der Versuch, "gehobenen" Stil zu verwenden, den man nicht wirklich beherrscht
- Teils unrealistische Dialoge, wie man sie aus Filmen kennt: "Ich erkläre dir jetzt etwas, das du ohnedies weißt. Aber der Zuschauer soll es ja auch erfahren".
- Ganz wichtig: Lerne zu beschreiben! Und zwar absolut exakt! Der Leser soll sofort wissen, was der Autor ihm mitteilen möchte. Bei einigen Sätzen formulierst du sehr schwammig bzw. sogar missverständlich.

3.) Der Inhalt: Wie Bib bereits anmerkte, handelt es sich um eine "Urban Legend", die zig-fach medial verwendet wurde.
Hier möchte ich dich als Anfänger (bitte nicht abwertend verstehen!) in Schutz nehmen: Wohl jeder Autor fängt mit altbekannten Themen an. Bei mir handelte die erste Geschichte von Monstren... :)
Leider erschöpft sich deine Story in der bloßen Nacherzählung beliebiger Slasher-Movies bzw. einschlägiger literarischer Vorlagen.

Dazu kommt, dass absolt null Spannung aufgebaut wird. Die Beiden erfahren gleich am Anfang, dass es im Wald spuken soll. Plötzlich bleibt der Wagen stehen, der Mann wird geköpft und der Mörder holt sich auch noch die Frau. Als Leser bleibe ich enttäuscht zurück, weil alles absolut vorhersehbar und vor allem - entschuldige! - grauenhaft langweilig vonstatten geht. Fast mechanisch spulst du eine bekannte Szene, ein Klischee nach dem anderen ab. Dazu kommen (ja, ja, Anfängerfehler... :D) nicht vorhandene Charakterisierungen. Das ist wie bei einem Film: In "Alien" fiebert man mit der Crew mit, weil sie geschickt in den Kontext des Films eingebunden wird und man Sympathie für die Charaktere entwickelt. In fast jedem beliebigen Horrorfilmchen lässt einen das Abnippeln der Charaktere kalt, ja, man wartet darauf, dass sie umgebracht werden, anstatt dass man auf ihr Überleben hofft.
So auch hier: Ich erfahre von den Beiden absolut nichts. Ein Ehepaar, schön. Aber sonst?
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Bitte halte dies nicht für die Aufforderung, Lebensläufe einzubinden!!! Lies mal eine deiner Lieblingsgeschichten und finde heraus, wie es der Autor schafft, dass du zB mit der Protagonistin Anna mitfieberst. Du wirst feststellen, dass du an keiner Stelle eine Auflistung biographischer Daten finden wirst. Das ist auch nicht nötig! Ein guter Autor (und das ist doch unser Ziel, das wir anstreben) ist im Stande, Informationen auch unterschwellig zu transportieren.

Fazit: Guter Einstand, wirklich, aber nicht gerade ein Reißer. Ich denke, du hast noch gehöriges Potenzial. Falls du "bessere" Geschichten zu Wege bringen möchtest, solltest du, wie oben erwähnt, deine Lieblingsgeschichten gründlich analysieren um herauszufinden, warum sie dir so gut gefallen. Deine Lieblingsautoren sollen gewissermaßen deine Lehrherren sein.
Und natürlich solltest du unbedingt weiterschreiben. Meiner Erfahrung nach schreibt man die besten Geschichten dann, wenn man Spaß daran empfindet. Mit anderen Worten: Lass die Inspiration auf dich wirken, überlege, wie du daraus eine Geschichte formen könntest, schreibe sie nieder und überarbeite sie mindestens einmal.
Du wirst sehen, dass du im Laufe der Zeit gewaltige Fortschritte machen wirst.


Nebelverhangen lag das große, lange, sagenumwobene Waldstück in einiger Entfernung vor ihnen.

Ist nur mein persönliches Empfinden. Aber mir gefällt der Satz einfach nicht. Die Attribute "groß" und "lang" erscheinen mir doppelt gemoppelt. Ich würde auch das "in einiger Entfernung" streichen und den Satz in etwa so formulieren: "Dicke Nebelschwaden umhüllten wie ein Vorhang das Waldstück vor ihnen" - oder so. :D

Andrea, langsam immer tiefer in ihren Beifahrersitz sinkend, spürte dieses unheilverheißende Kribbeln im Bauch ... Ein Blick zu Thorsten, ihrem Mann, zeigte ihr, dass er keinerlei sorgende Gedanken hegte.

Ich bin kein Gegner der Passiv-Formen. Hier scheint sie mir nicht so recht treffend: "Andrea spürte ein unheilvolles Kribbeln im Bauch und sank langsam immer tiefer in den Beifahrersitz. Sie blickte zu ihrem Mann. Thorsten schien keinerlei Angst zu haben, was sie etwas beruhigte."

Andrea und Thorsten waren ein junges Ehepaar.

Da frage ich mich: Heißt das, sie sind jung oder erst seit kurzem verheiratet? Exaktere Formulierungen vermeiden solche Missverständnisse.

Heute hatten sie schon ein langes Stück gefahren und kamen jetzt an einen Wald, in dem es, wie sie heute bei einem Stop in einer kleinen Gastwirtschaft erfahren hatten, spuken sollte!

"Heute" kannst du nicht verwenden, wenn du in der Vergangenheitsform schreibst. Besser: "An diesem Tag".
Außerdem verwendest du "Heute" zweimal im selben Satz. Wortwiederholungen solltest du vermeiden.
"Gastwirtschaft" klingt für mich seltsam. Liegt vielleicht daran, dass ich Österreicher bin. Bei uns sagt man Gasthaus, Wirtshaus, Schenke.
Das "Stop" gefällt mir auch nicht, ist sehr umgangssprachlich. Warum nicht bei einer kleinen Rastpause? Beim Essen?
Das Ausrufezeichen am Schluss ist unnötig.

Thorsten hatte das natürlich für Humbug und „Altweibergeschwätz“ abgetan

Entweder "für Humbug gehalten" oder "als Humbug abgetan".

Sie glaubte an Übersinnliches und ging nicht allzu leichtfertig damit um.

Auch hier missverständlich: Inwiefern leichtfertig? Vermutlich meinst du, dass sie diese Warnung nicht auf die leichte Schulter nimmt, oder?

Schon die Landstraße, die sie bis jetzt zurückgelegt hatten, war an Einsamkeit nicht mehr zu überbieten gewesen und nun dieses „berühmte“ Waldstück.

Etwas verquerer Satz: "Die Landstraße, auf der sie seit einer halben Stunde unterwegs waren/fuhren, war völlig leer gewesen. (Kein einziger Wagen war ihnen entgegen gekommen) Und nun lag das angeblich von Spukgestalten heimgesuchte Waldstück vor ihnen."
Wobei ich vielleicht eine flüssigere Verbindung herstellen würde zw. der Einsamkeit der Straße und dem Wald.

Thorsten bemerkte nun endlich seine ängstliche Ehefrau und streichelte ihr behutsam über ihr Bein.

Vorsicht: So wie du es beschreibst, bemerkt Thorsten seine Frau, und zwar im Sinne von: "Huch! Was tust DU denn hier???" :D Du meinst aber, dass er die Angst seiner Frau endlich bemerkt!
Beim Streicheln bin ich mir nicht ganz sicher, glaube aber, dass es folgendermaßen heißen müsste: "... und streichelte behutsam ihr Bein".

“Hast Du vergessen, dass wir dann einen Umweg von über 50 km machen müssten? Andrea, was soll uns denn schon geschehen? Meinetwegen magst Du Recht haben, dass der Wald unheimlich aussieht, aber wir werden uns doch wohl nicht unterkriegen lassen?“

Ist natürlich Ermessenssache. Aber solche "Film-Dialoge" wirken extrem künstlich. Ich habe auch stets dazu tendiert, meine Dialoge zu überfrachten. Faktum ist aber, dass niemand im "echten Leben" so spricht. Das fällt mir an einigen Stellen der Geschichte auf. Ich würde sie deshalb etwas umändern, damit sie "ungezwungener" wirken.

Mit einem tiefen Seufzer ergab sich Andrea dem Kommenden.

Welchem "Kommenden"? Das klingt so, als wüsste sie bereits, was sie erwartete!

Die ersten Bäume hatten sie passiert

Umdrehen: "Sie hatten die ersten Bäume passiert." Für sich alleine stehend wirkt der Satz trostlos auf mich. Ich würde noch irgend was anfügen.

Der Lichtkegel des Autos kam ihnen beiden lächerlich schwach vor ...

Ist nicht so wichtig. Aber wenn beide Scheinwerfer funktionieren erzeugen sie zwei Lichtkegel.

Als sie sich, beinahe schon fasziniert, den Betrachtungen des dichten Waldes hingaben, geschah es plötzlich ...

"Beinahe fasziniert" ist wie "ein bisschen schwanger". Entweder sie ist nicht fasziniert oder doch fasziniert. Überhaupt klingt der Satz gar nicht gut für mein Empfinden.

Der Motor fing so stark an zu ruckeln, dass Andrea und Thorsten mächtig durch-geschüttelt wurden.

Hier bin ich mir auch nicht sicher, denke jedoch, dass das Auto ruckelt, nicht der Motor.

Andrea war wie erstarrt, versuchte sich jedoch ruhig zu halten:

"Ruhig zu halten" kenne ich nicht. Ruhig verhalten? Ich kenne zwar "Halt an dich", aber in anderem Zusammenhang.
Außerdem erscheint mir das widersprüchlich: Sie ist wie erstarrt und versucht ruhig zu bleiben? Wenn sie wie erstarrt ist, ist sie ohnedies ruhig.

„Stell` Dir nur vor: die Tankanzeige steht auf rot. Dabei weiß ich sicher, dass er noch zur Hälfte voll sein müsste. Ich werde wohl in das Dorf zurücklaufen müssen und mir an der Tankstelle, die ich vorhin gesehen habe, Benzin holen.“

Das ist auch so eine "künstliche" Rede. Ich weiß, da muss man über den Schatten springen. Aber ich halte es mittlerweile tatsächlich für besser, "normal" zu formulieren.

Sie nickte zaghaft. Augenblicklich nahm sie einen kleinen Hammer in die Hand, der ihr eine gewisse Art Schutz verlieh.

Woher kommt der Hammer? Ich würde ganz kurz darauf eingehen, wieso im Wagen ein Hammer liegt. Und zwar deshalb, weil es mir etwas ungewöhnlich erscheint. Dass in einem Wagen eine Straßenkarte, Kaugummi oder Kleingeld ist, erscheint mir selbstverständlich - aber ein Hammer?
Und welche "gewisse Art Schutz"?

Thorsten schnappte sich seinen Geldbeutel und eine der beiden Taschenlampen, die sie stets für den Notfall dabei hatten, beugte sich über seine Frau und küsste sie innig

Das finde ich gut erklärt! Sie haben Taschenlampen für den Notfall dabei. Mehr Infos brauche ich als Leser nicht - aber ich beginne mich nicht zu fragen, warum in einem Auto Taschenlampen sind.

„Ich werde bald zurück sein, mein Schatz. Nehme die andere Taschenlampe und verriegele gleich das Auto!“

Ist vielleicht Umgangssprache. Es heißt aber: "Nimm die andere Taschenlampe und verriegle die Türen."

Doch sie schalt sich sofort

Was schalt sie sich? Richtig wäre zB "Sie schalt sich eine abergläubische Närrin".

Nach etwa fünf Minuten krachte etwas auf das Autodach

Zweimal "etwa". Wobei die Zeitangabe überflüssig ist.

Da krachte es wieder! Es war ein stets wiederkehrendes, grauenvolles Geräusch

Hm ... Es kracht ein zweites Mal. Wenn du von "wiederkehrenden Geräuschen" sprichst, solltest du das dezitiert aufführen, also zB: "Wieder und immer wieder krachte es ...".

Wie lange saß sie schon hier? Andrea hatte jegliches Zeitgefühl vergessen.

Ich weiß nicht, ob das wirklich wichtig ist, wenn sie von Panik erfasst wurde.

Als sie einen stechenden Schmerz spürte, wusste sie, dass dies ihren nahenden Tod bedeutete.

Da fehlt doch was??? Im einen Augenblick sieht sie den Typen auf dem Autodach und im nächsten spürt sie den Schmerz???

 

Zu den untrüglichen Vorteilen deiner Geschichte gehört es, dass sie kurz ist und in einem Rutsch zu lesen.
Auf der anderen Seite ist das natürlich auch ein Nachteil. Keine vernünftige Charakterisierung, kein Handlungs- und somit kein Spannungsaufbau. Alles schon gesagt.

Der größte Kritikpunkt meinerseits ist allerdings der, dass du dem Leser zu wenig zutraust. Die Erklärungen, die du lieferst, sind langweilig und unnütz. Wenn du ab dem Zeitpunkt, zu dem der Sprit ausgeht, eingesetzt hättest, wär’s in Ordnung gewesen.
Gib irgendwelche Fakten niemals in Form von Erklärungen an, am besten in Form von Handlungen. Ist intelligenter und spannender.
Da ich Kritiken, die nur negatives erwähnen, überhaupt nicht mag, folgendes: Dein Stil ist sicher, du begehst nicht die typischen Anfängerfehler, und von daher denke ich, dass du schreiben musst, schreiben und veröffentlichen, vielleicht auch selbst Stories kritisieren (ich glaube, damit lernt man am meisten), um Schritt für Schritt besser zu werden.
Hier gibt es viele gute Geschichten, von denen man in punkto Aufbau und Umsetzung viel lernen kann.

Viel Spaß dabei und

Viele Grüße von hier!

(Anmerkung: Diese Kritik entstand, bevor Rainer hier postete)

 

Hallo Rainer, hallo Hanniball,

ich danke Euch von ganzem Herzen für Euere Kommentare und werde versuchen, das "Grauen des Waldes" danach zu überarbeiten.

Freilich hoffe ich, Euch mit neueren Werken mehr zu fesseln, denn eines ist klar für mich:

aufgeben ist nicht drin :-)))

LG
Euere Dorothy

 

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