Was ist neu

Das Grab

Mitglied
Beitritt
29.09.2013
Beiträge
1

Das Grab

Ich stand also wieder da. An ihrem Grab. Dachte nach. Über die Zeit, die ich mit ihr verbringen konnte. Über all die Dinge, die wir noch gemeinsam erleben wollten. Es war still heute. Es war immer still, wenn ich hier war, aber irgendetwas war heute anders. Ich hörte absolut nichts. Kein Auto, das hinter der hohen, steinigen, kahlen Mauer vorbeifuhr, keinen Vogel, der im Vorbeifliegen einen Laut von sich gab, ja nicht einmal den Wind, der sonst immer in den Bäumen rauschte. Stille. So verging die Zeit. 1 Stunde? 2 Stunden? 3 Stunden? Ich weiß es nicht. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. So stand ich da. Taub und stumm.
5 Monate ist es nun her, seit ihrem Tod. Der Zeitungsartikel hängt über meinem Bett. "Schülerin (16) tot, nach Verkehrsunfall." Weiter habe ich ihn nicht gelesen. Weiter konnte ich ihn nicht lesen. Ich konnte einfach nicht begreifen, dass sie tot war. Ich hatte sie geliebt. Ich liebe sie noch immer. Wir hatten noch so viel vor. Sie war noch so jung.
Ich war zusammengesunken, neben ihrem Grab. Mir kommen die Tränen. Es fängt zu dämmern an. Langsam erhebe ich mich wieder, verlasse den traurigen Ort. An der hohen, steinigen, kahlen Mauer angekommen, drehte ich mich nochmal rum und blickte auf ihr Grab. Es sah so leer aus, bis auf das hölzerne Kreuz, versehen mit ihrem Namen und die rote Rose, die ich ihr, wie jeden anderen Tag auch, mitgebracht hatte.
Immer noch mit Tränen in den Augen, streifte ich meinen Helm über und startete den Motor. Ich vergaß, den Helm zu schließen. Ich fuhr. Weg vom Friedhof. Irgendwohin. Ich wollte nicht nach Hause.
In Gedanken verloren, nahm ich es gar nicht richtig wahr. Erst im letzten Augenblick, sah ich die Scheinwerfer im Augenwinkel. Es war zu spät. Ein LKW hatte mich von der Seite erwischt. Mein Moped flog durch die Luft. Ich flog noch weiter. Mein Helm, der nur lose auf meinem Kopf saß, löste sich sofort und flog am weitesten weg. Ich schlug auf. Dann Stille. Plötzlich ein Gesicht über mir. Obwohl ich es gar nicht richtig wahrnehmen konnte, erkannte ich den Mann sofort. Ich musste ihn dazu nicht sehen. Er war es, der auch sie angefahren hat. Ich hatte ihn noch nie vorher gesehen. Aber trotzdem war ich mir in dem Moment absolut sicher, dass nur er es gewesen sein konnte.
Er sprach irgendetwas. Ich konnte ihn nicht mehr verstehen. Ich hörte nichts mehr. Die Sirenen, die Stimmen der Ersthelfer. Es war alles lautlos für mich. Ich sah die Silhouetten der Menschen vor mir. Ich erkannte sie nicht. Ich wusste nur, dass er dabei war. Mit meinem letzten Atemzug stammelte ich, kaum hörbar: "Ich will zu ihr." Dann starb ich.
Am nächsten Tag stand es in der Zeitung: "Schüler (18) tot, nach Verkehrsunfall." Was ich bereits wusste, bestätigte sich nun. Es war derselbe, alkoholisierte Fahrer gewesen, wegen dem sie auch schon starb. Es war an derselben Kreuzung gewesen, wie bei ihr. Er war wieder bei Rot gefahren. Wie bei ihr.
Mein Grab befindet sich nun neben ihrem Grab. Wir sind wieder zusammen. Können nun all die Dinge gemeinsam erleben, die wir geplant haben. Haben unendlich Zeit füreinander. Aber wir hinterlassen Narben, in den Herzen unserer Familien und Freunden. Weil wir tot sind. Wir wurden getötet von demselben alkoholisierten LKW-Fahrer, der weiterleben darf.

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Tesophan,

dass ich persönlich mit so metaphysischem Kram wie dem Leben nach dem Tod absolut nichts anfangen kann, ist ein Grund, warum ich deiner Geschichte eher skeptisch gegenüberstehe. Nun gut, das ist halt meine persönliche Animosität. Der weit schwerwiegendere Grund allerdings ist der, dass ein Satz wie „Dann starb ich“, selbst wenn er der letzte einer Geschichte sein sollte, mich rationalen Leser immer etwas ratlos zurücklässt. Wer verdammt nochmal hat mir jetzt diese Geschichte erzählt? Ein Untoter? Ein Zombie?
Wenn dann allerdings dieser Satz nicht einmal am Ende steht, sondern danach der Icherzähler fröhlich weiterschwadroniert, ist für mich das Eis der Glaubwürdigkeit endgültig zu dünn.
Oder um es anders auszudrücken: deine relativ simplen Botschaften, nämlich dass es traurig ist, wenn man einen geliebten Menschen verliert und dass alkoholisierte Lenker im Straßenverkehr nichts verloren haben, verpackst du in eine für mein Gefühl äußerst zweifelhafte Handlung. Wie soll ich eine Geschichte ernstnehmen können, die mir von einem Toten erzählt wird?
Obendrein konnte ich deinen Tempusgebrauch überhaupt nicht nachvollziehen. Nachdem du nach dem ersten Absatz, der konsequent im Präteritum erzählt ist, im zweiten wahllos zwischen Perfekt, Präsens und Präteritum herumspringst, versuchte ich noch, darin ein dramaturgisches Konzept zu erkennen. Als ich dann allerdings den ersten Satz des dritten Absatzes im Plusquamperfekt und den nächsten wiederum im Präsens lesen musste, beschlich mich schön langsam der Verdacht, dass du die grammatikalischen Zeiten einfach aufs Geratewohl verwendest. Ist gar nicht gut, sag ich mal. Dann gibt’s noch haufenweise Kommafehler, da und dort fragwürdige Groß- und Kleinschreibung und im vorletzten Satz noch einen Fallfehler.
Alles in allem ein Text, der mich weder inhaltlich noch erzähltechnisch noch orthografisch zu überzeugen verstand.

Solltest du ein noch junger Schreiber sein, lass dich von meinem Urteil nicht entmutigen, es mag hart klingen, aber fasse es bitte nicht als unfreundlich auf. Nähme ich dein Schreiben nicht ernst, hätte ich mich erst gar nicht damit auseinandergesetzt.
Ich möchte dir abschließend einen Rat geben: Lies alles, was du in die Finger bekommst, und damit meine ich wirklich alles. Und sollte dir ein Buch nicht gefallen, hau es weg und schnapp dir das nächste, ganz einfach. Alles andere kommt von selbst, glaub mir.

Ich wünsche dir noch viel Spaß und Freude hier im Forum.

offshore

 

Ich finde die Geschichte eigentlich echt gut. Ich persönölich mag Geschichten, die aus dem Off erzählt werden und auch die, die einen bitteren Beigeschmack haben. Weiter so :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom