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Serie Das Glück mit Füßen treten

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18.07.2001
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Das Glück mit Füßen treten

So etwas hatte es in seinem Leben noch nicht gegeben. Ein solches Wunder - er konnte es kaum fassen. Es ging, wie kaum anders erwartet, gestand er sich resigneirend ein, um Frauen. Genauer gesagt um eine einzige.
Er schwärmte in Gesprächen so überzeugend von ihr, daß ich fast meinte, mich ebenfalls in sie zu verlieben. Auf jeden fall, um ihn war es geschehen. Das konnte ich auf den ersten Blick merken. Und genau das war das Problem: nur ich merkte es. Niemand sonst. Nichtmal sie.

In mancher Weise war er schon komisch. Man sah ihm irgendwie nie richtig an, was er gerade dachte (und fühlte). Aber ebendies zum Ausdruck zu bringen bereitete ihm offensichtlich noch mehr Probleme. Da ich mich eng mit ihm verbunden fühle, kann ich glaube ich inzwischen ganz gut einschätzen, was damals in ihm vorging. Ich meine, es gibt da ein paar Regeln, die man trotz aller Offenheit, gegenüber einer Frau einhalten muss. Ich habe sie ja (nach bestem Wissen und Gewissen) immer eingehalten. Doch nun will ich endlich auf den Kern meiner Erzählung kommen.

Sie war nicht seine erste Freundin. Gewiss wusste er auch, was Mädchen hören wollen, um weich wie Pudding zu werden. Aber in diesem Fall hat seine ganze Intuition und Kenntnis versagt. Alles fing damit an, dass sie sich auf der Feier zu ihrer Wohnungseinweihung kennenlernten. Wie das halt so ist, die erste Berührung, dann ein bisschen kennenlernen, reden, mehr berühren, und irgendwann lagen sie dann auf dem Sofa, schön umarmt, frisch verknallt. Schon in der nächsten Woche gestand sie ihm ihre Liebe. Die magischen drei Worte, in einem stillen Moment. Seine Reaktion: null. Aber innerlich war er am Kochen. Wenn er doch nur ein klein wenig dieses Kochens an die Oberfläche gelassen hätte. Der Moment verstrich jedoch, er, wie überwältigt von seinen Gefühlen. Dann: Uneinsicht. Trotz. grundlos. Zwei Tage Später, selbe Situation. Ihre Haut war so wunderschön warm und weich, als sie ihm zum Zweiten mal ihre Gefühle offenbarte. Sie fühlte sich irgendwie trocken und sauber an. Ein sanftes Streicheln, keine Leidenschaft, noch nicht. Diese Situation war unbekannt. Sie lag neben ihm, rieb ihre Brüste an seinem Bauch, küsste seine Brustwarzen. Und er spürte nichts anderes als... LIEBE??? Doch er Zweifelte. Wollte abwarten. Kann man nach so kurzer Zeit überhaupt schon von Liebe sprechen? Vielleicht kann man. Doch er brachte es nicht fertig, sich selbst einzugestehen, wie gern er sie hatte.

Wenn man zwei Blätter Papier aneinanderklebt, dann geht beim Auseinanderreißen immer etwas kaputt. Diese Metapher schwebte seit langem unheilsvoll über ihm. Sinnlos und falsch. Von der Angst über den zur Zuneigung überproportionalen Schmerz der Trennung mehr um den Verstand gebracht als von seiner Liebe war er der Situation nicht gewachsen.

Keine Antwort also auf ihr Geständnis. Die fast schon perverse Freude an diesem bedrückendenm Schweigen am Telefon, wenn keiner weiß was er sagen soll ("..ist doch ein Zeugnis, wie gern man sich hat, wenn man nichts falsches sagen will"). Streit als Beweis der Liebe (in seinen Augen) mehr wert als ein liebes Wort, oder ein Geschenk. Unverstanden von der Welt, von ihr, von seinen Freunden. Und im Unrecht!! Wie gesagt, in der Regel wusste er, worauf es ankommt. Nur in diesem Fall war sein Blick getrübt. Getrübt von der absolut ungerechtfertigten, ja, Wahnvorstellung, alles anders (besser) machen zu wollen als "sonst", um nichts kaputt zu machen. Und gerade dadurch hat er sich alles zerstört. Nächtelang hatte er sich ausgemalt, wie schön es mit dieser perfekten Frau sein würde. Hatte sie im Geiste schon dreimal geheiratet und tausend Kinder gezeugt. Am nächsten Montag, er "genoss" wieder einmal das Schweigen am Telefon, hat sie ihn dann zum Teufel gejagt. Aus Angst, dass es genauso weitergegangen wäre. AUS ANGST! Welche Ironie. Gerade als er anfing, seine Gefühle zuzulassen. Aber es war zu spät, und nicht mehr rückgängig zu machen.


Hinterher ist man immer schlauer. Leider bewahrheitet sich dieses Sprichwort immer und immer wieder.
Inzwischen hat er sie mehr gern denn je, und sie ist froh, vor diesem Nichtsnutz ihre Ruhe zu haben. Und das schlimme ist, niemand weiß über seine Gefühle bescheid. Nicht sie, nicht er selber und schon garnicht ich.

 

Hallo erstmal...

Wie wahr deine Geschichte doch ist. Hast du so eine ähnliche Situation einmal erlebt? Ich frage deshalb weil ich mir sehr gut vorstellen könnte das es vielen von uns schon so erging. Man verliebt sich und aus Angst alles falsch zu machen, macht man alles falsch. Deine Geschichte hat mir jedenfalls gut gefallen. Mach weiter so..

 

Hallo Markus K,

aus der Geschichte wird deutlich, wieviel schwerer es manchmal sein kann, ein Gefühl mit Worten zu artikulieren, als es in Bewegungen und Gesten zu zeigen. Das Wort hat doch einen sehr verbindlichen Charakter. Und auch in unserer Zeit, wo viele alten Gesellschaftsregeln als lästige Vorschriften aufgegeben worden sind, verspüren die betroffenen Menschen, namentlich auch die jüngeren, wie das Eingeständnis von Gefühlen einen bindenden, verpflichtenden Charakter hat. Diese Einsicht, welche in deiner Geschichte indirekt zum Ausdruck kommt, hat mich als Leser eigentlich beglückt. Denn sie bestätigt die sittliche Macht der Sprache, des Sprechens, des sich-einander-Versprechens. Auf diesen Fall angewendet: das Ende, vielleicht auch nur das vorläufige Ende, dieser Beziehung wird kein absolutes Ende sein können, wenn das Gefühl von längerer Dauer ist. Gut finde ich auch die Dreiteilung der Erfahrung, der beobachtende Dritte ist wie ein objektiv urteilendes Sprachrohr des Autors.
Eine kleine sprachliche Anmerkung: "Das Schlimme..." würde ich gerne großschreiben.

Herzlichst

Hans Werner

 

Hallo, Markus K
Ich kann leider nicht viel zu diesen Erfahrungen "beitragen", aber deine Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Sie zeigt die vielen Probleme in einer Beziehung, unter denen auch Bekannte und Freunde von mir leiden.
Mir hat die Geschichte ganz gut gefallen, mach weiter so oder steigere dich! :)
Deine BlackMilan

 

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