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Das Gift der Liebe

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26.01.2019
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Das Gift der Liebe

„Wir gehen kurz eine rauchen“, sagt Julian zu den anderen am Tisch und steht auf, nimmt Sinjas Hand und führt sie auf die Terrasse.
Es ist kühl draußen, die Luft riecht nach Regen und Salz.
Julian zündet sich eine Zigarette an, inhaliert den Rauch, bevor er mit den Lippen ein O formt und graue Ringe in der Dunkelheit flirren.
„Erinnert mich an früher. Hab immer versucht, das hinzubekommen. Und bin immer gescheitert“, sagt Sinja.
Er zuckt mit den Achseln. „Gibt Wichtigeres.“
„Zum Beispiel wie du die Neue von Alex findest.“
Julian schürzt die Lippen. „Macht einen netten Eindruck.“
„Und was meinst du?“, fragt Julian.
Sinja schaut, ob die Terrassen-Tür geschlossen ist. Dann trinkt sie einen Schluck aus dem Weinglas, das sie von drinnen mitgenommen hat, und stellt es auf den Tisch ab.
Daniela Katzenberger sagte mal: In ihrem Körper stecke mehr Geld als in ihrem Bankkonto.“
„Du bist fies.“
„Nein, nur ehrlich. Aber dass dir das kurze Kleid gefällt, war klar.“
„Hab ich doch gar nicht gesagt.“
„Aber gedacht. Gib es zu.“
"Ich hab dich nie betrogen."
„Das sagen sie alle. Hab beobachtet, wie du sie angesehen hast.
Er schüttelt den Kopf und drückt die Zigarette im Aschenbecher aus.
„Fang nicht wieder so an.“
Er klopft mehrfach mit dem Zeigefinger gegen ihre Stirn. „Ich unterhalte mich mit einer Frau und schon hast du Kopfkino. Am liebsten würdest du mich in Ketten legen und in den Keller sperren.“
„Manchmal hast du richtig gute Ideen. Und sie tat es nur aus Liebe, steht dann in der BILD Zeitung, wenn sie mich festnehmen.“
Seine Miene verfinstert sich.
„Das hättest du wohl gern. Deine Eifersucht hat nichts, aber auch gar nichts mit Liebe zu tun. Du vertraust mir nicht. Das ist dein Problem.“
„Hab ich wohl allen Grund dazu. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich gestern mit deiner Ex getroffen hast.“
Er kratzt sich am Kopf, zündet sich eine weitere Zigarette an und schaut sie an.
„Woher weißt du das?“ Seine Stimme klingt eisig.
Sie dreht die Zigarettenschachtel auf dem Tisch hin und her.
„Das glaub ich nicht. Du stellst mir nach. Das ist echt krank.“
Er zieht an der Zigarette und trinkt einen Schluck aus ihrem Weinglas.
„Hol dir Hilfe. Mach eine Therapie“, sagt er.
„Bin doch nicht krank im Kopf.“ Sie fixiert ihn.
„Wenn es dir damit besser geht. Nenn es ein Problem oder eine mentale Herausforderung oder eine Schwäche. Whatever. Hauptsache du holst dir professionelle Hilfe. Sonst ...“
„Sonst was?“
„Ich ertrag das nicht länger. Die Unterstellungen, die Streitereien. Wann haben wir das letzte Mal gelacht?“
„Ich geh nicht zu so einem Seelenklempner.“ Sie verschränkt die Arme vor der Brust und schiebt die Unterlippe vor. Julian nickt mit dem Kopf. Die Asche der Zigarette fällt zu Boden.
„Dann ist Schluss“
Sinja atmet aus, greift in die Hosentasche, holt einen Schlüssel raus und reicht ihn Julian. „Meine Zahnbürste und den Kosmetik-Kram kannst du wegschmeißen. Es ist besser für dich, wenn wir uns erst mal nicht sehen. In meinem Keller ist noch Platz.“
Der Wind verweht die Asche. Es fängt an zu nieseln.

 

Moin, moin @Aurelia und schöne Weihnachtstage gehabt zu haben ...

Was Neues von Dir, ich bin gespannt ... Ich mach erstmal den Kleinkram an Hand einiger Zitate:

Das Gift der Liebe
Der Titel macht auf alle Fälle Neugierig, spannend

Julian legt Zeige- und Mittelfinger einen Spaltbreit geöffnet auf seine Lippen und schaut Sinja an.
Ich hadere nach dem zweiten Lesen mit mir. Mit der Erklärung im nächsten Abschnitt ist die Handbewegung eindeutig, aber im ersten Moment versuche ich es mir vorzustellen und ein Bild zu kriegen - vielleicht bin ich einfach zu ungeduldig oder tatsächlich militante Nichtraucherin - warte mal die Meinung anderer ab

Julian schürzt die Lippen. „Macht einen netten Eindruck.“
„Und was meinst du?“
Sinja schaut, ob die Terrassen-Tür geschlossen ist. Dann trinkt sie einen Schluck aus dem Weinglas, das sie von drinnen mitgenommen hat, und stellt es auf den Tisch ab.
„Die Katzenberger sagte mal: In ihrem Körper stecke mehr Geld als in ihrem Bankkonto.“
Ich mag Deine Dialog meist, hier bin ich sehr unsicher, was die Sprecher angeht, gefühlt stimmt da ein Absatz nicht oder ich bin noch ein wenig im Weihnachtsschlaf?

Er klopft mehrfach mit dem Zeigefinger gegen ihre Stirn. „Hier oben ist Zutritt erst ab Achtzehn.
Ist das eine bekannte Redewendung oder irgendwas was sich mir nicht erschließt? Der Rest ist klar, aber diesen Teil ...

Deine Eifersucht hat nichts, aber auch gar nichts mit Liebe zu tun. Du vertraust mir nicht. Das ist dein Problem.“
okay, damit ist das "Gift" geklärt

Sie dreht die Zigarettenschachtel auf dem Tisch hin und her und kaut am Fingernagel.
okay, natürlich kann auf der Terrasse auch ein Tisch stehen, ich hab trotzdem kurz nach oben gelesen, ob ich das reingehen verpasst habe.

„Bin doch nicht krank im Kopf und du bist nicht Prof. Dr. Julian.“
und wieder oute ich mich als doof "wer ist Prof. Dr. Julian?". Aber insgesamt ist mir der Satz zu gestelzt, passt mir nicht zur Prota

Die Asche von der Zigarette fällt zu Boden.
Tja, erst will ich es übergenau und hier ist es mir zu präzise - Kommentatoren sind schon lästig. Aber ich glaube wirklich, dies ist ein Streichkanditat

Es ist besser für dich, wenn wir uns erst mal nicht sehen. In meinem Keller ist noch Platz.“
nette Anspielung auf seine Unterstellung

Der Wind verweht die Asche. Es fängt an zu nieseln.
und ein schönes Schlussbild!
Insgesamt eine ... tja und nun hänge ich. Generell mag ich den Still, die Dialog sind an vielen Stellen prima und die Grundidee (die ich vermute) - Szene vom Ende einer Beziehung kurz und knackig - gefällt mir auch. Aber ich kriege keinen Kontakt zu Deinen Prots, dass fühlt sich an, wie auf der Terrassenmauer sitzen und zuhören (und den Kopf schütteln). Leider bin ich ja eher die Schwafel-Schreiberin, also kurz und knackig kann ich bestimmt nicht, daher kann ich nicht mal den Finger drauflegen, was für mich anders müsste.
Aber warte mal ein paar andere Komms ab, Du weist ja, alles verdammt subjektiv
Wünsche Dir einen schönen Jahreswechsel
Liebe Grüße
witch

 

Hallo @Aurelia

Zeige- und Mittelfinger einen Spaltbreit geöffnet
Das bedeutet, dass jeder der Finger einen Spaltbreit geöffnet ist.
eine Rauchen
Das Verb rauchen wird klein geschrieben.
Es ist kühl, aber nicht kalt draußen, die Luft riecht nach Regen und Salz
kühl, bedeutet bereits: nicht kalt.
Ich hab gerade getestet, wie Salz riecht. Regen ist Wasser. Das riecht genauso wie Salz. Allerdings ist diese lyrische Verschwurbelung üblich.
Die Katzenberger sagte mal: In ihrem Körper stecke mehr Geld als in ihrem Bankkonto.
Was ist ein Katzenberger und wieso ist das kursiv.
Aber dass dir der Ausschnitt gefällt,
Ich bezweifle, dass ihm der Ausschnitt gefällt. Wohl eher, was der Ausschnitt enthüllt.
Hier oben ist Zutritt erst ab Achtzehn.
Keine Ahnung, was das bedeutet.
Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich gestern mit deiner Ex getroffen hast.“
unmotivierter Sprung im Plot.
Sie dreht die Zigarettenschachtel auf dem Tisch hin und her und kaut am Fingernagel.
Zum Glück hat sie nur zwei Hände.
Prof. Dr. Julian
Hat sie bereits einen Therapeuten oder wer ist das.
Seelenheini
Noch nie gehört. Seelenklempner war Dir wohl zu abgedroschen.
Die Asche von der Zigarette fällt zu Boden.
Wessen Asche? Die Asche der Zigarette --> Genitiv (Welche Asche auch sonst? )
Sinja atmet laut ein und laut aus, greift in die Hosentasche, holt einen Schlüssel raus und reicht ihn Julian
Ganz schön laut hier.
Sie macht Schluss, obwohl sie krankhaft eifersüchtig ist, was in der Regel mit Verlustangst zusammenhängt, weil er ihr zu einer Therapie rät. Spätestens hier macht die Logik Feierabend.
In meinem Keller ist noch Platz.“
Wofür? Was sprechen diese Figuren für seltsame Sätze?
Der Wind verweht die Asche.
Wessen Asche? (Scherz)

Dieser Text ist höchstens eine Szene, aber keine Geschichte.
Die Figuren sind hauptsächlich mit ihren Zigaretten beschäftigt, labern irgendeinen Schwachsinn und das bisschen Handlung entbehrt jeder Logik.
Und was ist die finale Aussage der Geschichte? Nicht einmal der Titel ergibt Sinn, da hier auf unbeholfene Weise das Gift des Misstrauens thematisiert wird. Liebe wäre das Gegenteil.
Früher gab es mal so Serien, "Verbotene Liebe" usw. Unrealistische Figuren, absurde Plots und dämliche Dialoge. "Gift der Liebe" bewegt sich auf ähnlichem Niveau.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Liebe @greenwitch,

du treue Seele. Vielen Dank, dass du auch diese Geschichte von mir kommentierst hast. Ich brauch ja die Rückmeldungen, weil ich alleine im Kämmerlein nicht weiterkomme und immer denke, sei doch alles sonnenklar. Aber Pustekuchen. Danke für das Augenöffnen. Der erste Satz ist rausgestrichen. Ich ruf mal kurz @Kellerkind hinzu, da die nächsten vier Kritikpunkte auch von ihm geäußert.

Die Katzenberger sagte mal: In ihrem Körper stecke mehr Geld als in ihrem Bankkonto.

Hab jetzt Daniela Katzenberger geschrieben und hoffe, dass es nun klarer ist, wer gemeint ist. Das kursive hab ich gelassen, weil ich dachte, dass man Eigennamen und Zitate krusiv schreiben muss.

Hier oben ist Zutritt erst ab Achtzehn.
Wirft kein gutes Licht auf mich, wenn ihr es beide nicht versteht. Hab es gelöscht. Der Gedanke war Zutritt erst ab 18 Jahren. So nach dem Motto: Die Gedanken sind nicht jugendfrei ...

[QUOTEProf. Dr. Julian[/QUOTE]
Oh weh. Schon wieder bin ich im Erklärungsnotstand Hab ich also auch gestrichen. Hintergedanke war für mich ganz logisch, weil er sich in ihren Augen als Psychiater aufspielt und sie ihm damit sagen will, dass er keine Ahnung hat. Ich merke, dass das noch nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe mit der Dialoggestaltung. Ich habe versucht, Dialoge indirekt zu schreiben und subtil zu gestalten. Das wollte ich an dieser Geschichte üben. Na, das muss ich wohl noch weiter üben. Aber dafür bin ich ja hier.

Die Asche von der Zigarette fällt zu Boden.
Das fette ist gestrichen.

enerell mag ich den Still, die Dialog sind an vielen Stellen prima und die Grundidee (die ich vermute) - Szene vom Ende einer Beziehung kurz und knackig - gefällt mir auch. Aber ich kriege keinen Kontakt zu Deinen Prots, dass fühlt sich an, wie auf der Terrassenmauer sitzen und zuhören (und den Kopf schütteln).

Witch, freut mich, dass du die Dialoge zumindest an einigen Stellen gut fandest. Ich verstehe völlig, dass du an die Prots nicht ran kommst, hab mich primär auf die Dialoge gestürzt und Figurenentwicklung steht auch noch auf meiner Übungsliste. Aber ich kann nicht alles gleichzeitig üben.
Was macht denn die Erotik-Geschichte? Warte schon sehnsüchtig.

Wünsch dir auch einen guten Rutsch
Aurelia

Liebes @Kellerkind,

auch dir sei noch mal in aller Form gedankt. Bei vielen Punkten bin ich dir sehr dankbar, dass du sie aufgezeigt hast.

Sie dreht die Zigarettenschachtel auf dem Tisch hin und her und kaut am Fingernagel.

Die Kritik "zum Glück hat sie nur zwei Hände" ist richtig. Da hab ich es übertrieben. Das Fingernägelkauen ist gestrichen. Auch die andere Passage wo sie "laut ein und laut ausatmet" ist etwas laut geraten. Schon verstanden.

Sie macht Schluss, obwohl sie krankhaft eifersüchtig ist, was in der Regel mit Verlustangst zusammenhängt, weil er ihr zu einer Therapie rät. Spätestens hier macht die Logik Feierabend.
Das wollte ich so nicht darstellen. Mist. Hier muss ich noch mal ran. Ich wollte, dass er Schluss macht, wenn sie nicht in Therapie geht, sie fügt sich einfach nur ihrem Schicksal und übergibt die Schlüssel. Mach schauen, ob bzw. wie ich das besser hinbekomme.
Die anderen Anmerkungen habe ich übernommen. Das hast ein gutes Auge.

Dieser Text ist höchstens eine Szene, aber keine Geschichte.
Den Schuh zieh ich mir an. Ich gebe zu, dass ich vorrangig - wie oben schon erwähnt - Dialoge schreiben üben wollte. Sollte noch ein Mod um die Ecke kommen und sagen, dies sei keine Geschichte und müsse gelöscht werden, kann ich das nachvollziehen.

Die Figuren sind hauptsächlich mit ihren Zigaretten beschäftigt, labern irgendeinen Schwachsinn und das bisschen Handlung entbehrt jeder Logik.
Und was ist die finale Aussage der Geschichte? Nicht einmal der Titel ergibt Sinn, da hier auf unbeholfene Weise das Gift des Misstrauens thematisiert wird. Liebe wäre das Gegenteil.
Früher gab es mal so Serien, "Verbotene Liebe" usw. Unrealistische Figuren, absurde Plots und dämliche Dialoge. "Gift der Liebe" bewegt sich auf ähnlichem Niveau.
Kurz vorweg geschickt:" Schwachsinn" und "dämlich" und "labern" überschreiten in meinen Augen die Grenzen des guten Tons, aber das nur am Rande.
Ich will die Geschichte gar nicht groß verteidigen. Ich habe geübt und ich glaube, dass man beim Üben und beim Ausprobieren meist nicht gut aussieht, aber nur so wird man besser. Oder? Und ich seh halt meine eigenen Schwachpunkte nicht, dafür brauche eure Rückmeldung.
Vielen Dank nochmal für die aufgezeigten Textstellen.

Wünsch dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr
Aurelia

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Aurelia,

ich wünschte, wir säßen in einem gemütlichen Hamburger Café über Kaffee & Torte und redeten über deinen Text, anstatt das so zeitverzögert übers Textfeld zu tippen. :heul: Wagen ist grundsätzlich löblich, auch wenn es nicht immer gewinnen bedeutet. Ich denke, Dialoge in Geschichten zu üben bedeutet, nicht nur den Dialog, sondern auch die restliche Geschichte auszuarbeiten, sonst kann man als Außenstehender einfach nicht sagen, ob oder inwieweit die wörtliche Rede funktioniert.

Korrigiere mich, wenn ich das falsch sehe, aber der Text liest sich, als wolltest du ein stark emotional besetztes Drama (das Ende einer vermutlich langjährigen Beziehung) über ganz nebensächliche Tätigkeiten und Gesprochenes erzählen. Ich denke form follows function und dann stellt sich mir gleich die Frage, wozu du die Emotionen so runterkochst. Als Leser wünsche ich mir einen 'Haken', der mich in die Geschichte zieht, und etwas, was mich irgendwie intellektuell und/oder emotional engagiert. Wo siehst du selbst diesen 'Haken' für deine Leser, wie hast du das geplant?

Ich denke, dass dies eine Szene, aber keine KG ist. Was mir fehlt, sind:
1. Prämisse
2. tatsächliche Protagonisten (Charakterisierungen)
3. Plot
4. Konflikt
5. Roter Faden -> Abschluß (Ausblick)

Die Dialoge steigen - als säße man da auf der Terrasse und hörte Leute reden - irgendwo ein und irgendwo aus. Sie sind nicht genug im Hinblick auf eine Backstory strukturiert, um nur durch's Gesprochene eine Geschichte zu tragen. Dann bliebe das Wenige an erzählendem Text, um die KG für Leser erlebbar zu machen. Ich hab dir hier mal alles Gesprochene rausgelöscht, was bleibt sind:
- Im weitesten Sinne Redebegleitsätze (was jemand beim Reden macht und wie er klingt oder die Mimik dabei ist). Fast alles sind Übersprungshandlungen, was spannend sein kann, wenn klarer wäre, was genau verdrängt wird.
- Infos zum Setting (allerdings ist keine dieser Beschreibungen für die Geschichte relevant, nichtmal im symbolischen Sinne)

Julian legt Zeige- und Mittelfinger einen Spaltbreit geöffnet auf seine Lippen und schaut Sinja an. Sie lächelt und nickt.
sagt Julian zu den anderen am Tisch und steht auf, nimmt Sinjas Hand, die sich warm, zart und weich anfühlt, und führt sie auf die Terrasse. [Das mit der Hand liest sich plötzlich eher personal als auktorial.]
Es ist kühl draußen, die Luft riecht nach Regen und Salz.
Julian zündet sich eine Zigarette an, inhaliert den Rauch, bevor er mit den Lippen ein O formt und graue Ringe in der Dunkelheit flirren.
Er zuckt mit den Achseln.
Julian schürzt die Lippen.
Sinja schaut, ob die Terrassen-Tür geschlossen ist. Dann trinkt sie einen Schluck aus dem Weinglas, das sie von drinnen mitgenommen hat, und stellt es auf den Tisch ab.
Das stimmte. [Wieso mischt sich hier der Erzähler wertend ein?]
Er schüttelt den Kopf und drückt die Zigarette im Aschenbecher aus.
Er klopft mehrfach mit dem Zeigefinger gegen ihre Stirn.
Seine Miene verfinstert sich.
Er kratzt sich am Kopf, zündet sich eine weitere Zigarette an und schaut sie an.
Seine Stimme klingt eisig.
Sie dreht die Zigarettenschachtel auf dem Tisch hin und her.
Er zieht an der Zigarette und trinkt einen Schluck aus ihrem Weinglas.
Sie fixiert ihn mit den Augen.
Sie verschränkt die Arme vor der Brust und schiebt die Unterlippe vor. Julian nickt mit dem Kopf. Die Asche der Zigarette fällt zu Boden.
Sinja atmet [was? ein oder aus?] greift in die Hosentasche, holt einen Schlüssel raus und reicht ihn Julian.
Der Wind verweht die Asche. Es fängt an zu nieseln.

1. Prämisse
Ich kann nur vermuten: Unbearbeitete Konflikte / psychische Störungen können dazu beitragen, Beziehungen scheitern zu lassen.
Falls das so ist, fehlt mir: Welche Konflikte das sind bzw. ist es mir unmöglich einzuordnen, ob die Frau wirklich eine psychische Krankheit hat, die eine Therapie notwendig macht, oder ob der Mann empathiegestört ist und nur einen Grund sucht, sich zu trennen. Ich erfahre nicht, wie die zwei ihre Beziehung begonnen haben, ob die jeweiligen Probleme (ihre Eifersucht, seine emotionale Distanz) bereits vorlagen und wie die beiden bisher damit umgegangen sind. Wer tut hier wem Unrecht? Ich weiß nicht, was zu dieser Szene führte und daher engagiert mich das nicht.

2. Protagonisten
Hier zitiere ich mal Chris Stone aus der Romanrubrik: Was wollen die Figuren, und was steht für sie auf dem Spiel? Beides bleibt für mich in diesem Text unklar.
Beide wirken so gleichgültig, abgestumpft, resigniert, dass ich den Eindruck bekomme, ob sie nun zusammen oder getrennt sind, spielt überhaupt keine Rolle. Ich habe - außer, dass sie Wein trinken und rauchen - keine Infos. Weder über ein Intro des Erzählers, noch im Dialog selbst. Wie soll ich da mitgehen können? Warum sollte ich ihre Probleme interessant finden? (Dabei gehöre ich hier thematisch zur Zielgruppe: Ich hatte mich vor längerer Zeit von einem bipolaren / manisch-depressiven Partner getrennt, weil seine Störung es unmöglich machte, eine halbwegs unbelastete, entspannte Partnerschaft zu führen - daher ist das ein Thema, das ich durchaus nachvollziehen kann, und das ich ganz interessant finde.)

3. Plot
Ein Paar steht rauchend auf einer Terrasse und dann trennt er sich. Das reicht nicht, wenn der Konflikt nicht eingeleitet und auserzählt wird.

4. Konflikt
Schwer zu sagen ... Sie ist krankhaft eifersüchtig (aber woraus resultiert das?), er ist empathiegestört (hast du ihn überhaupt so angelegt?). Das bringt die zwei in eine unangenehme Situation, aber ein Konflikt im literarischen Sinne ist das nicht. Vgl willkührliches Bsp: In einem Krimi ist nicht der Mord selbst der Konflikt, sondern die Alkoholprobleme des Ermittlers, der obendrin befürchtet, dass sein Bruder der Mörder sein könnte.
Der Konflikt hier scheint ihre Eifersucht und unaufgearbeitete Probleme zu sein, man kann es aber auch so lesen, dass der Mann nur einen Grund sucht, sich zu trennen, und die Vorwürfe sind völlig übertrieben. Dass man diese Szene auf so viele Weisen lesen kann, ist vllt. das größte Manko hier.

5. Roter Faden / Abschluß
Einen roten Faden im Sinne eines Plots sehe ich nicht. Auch wenn ich in Erzählungen mehr an Konsequenzen als an Prozessen interessiert bin, fehlt mir eine Hinführung in diese Situation. Es gibt zwar inhaltlich einen durchaus klaren Schluß (die Trennung), aber wovon ist das eine literarische Konsequenz, und welche Konsequenz hat das für die Figuren emotional? Wie ist der Ausblick, womit werde ich als Leser aus der Szene entlassen?

Ein Thread von Achim02 hat mich mehr über Dialoge in Prosa nachdenken lassen. Wenn du diese - fast - reine Dialoggeschichte als Drama schreiben würdest, und das dann mit bestehenden Bühnenstücken vergleichst, fällt schnell auf, dass die Dialoge hier wenig tragen, außer einer vagen Stimmung von Resignation und Stagnation.

Ich weiß, du willst kein Shakespeare sein, aber nur, weil die Tragödie so bekannt ist: Ich nehm mal Hamlet. Das Stück fängt mit dem Geist eines Verstorbenen an, das bedeutet 'unfinished business' in der Welt der Lebenden, und kann entweder nur Rache oder Hilfe bedeuten. Hier wird gezeigt: Es steht einiges auf dem Spiel. Dann folgt eine ziemlich alltägliche Szene, eine Hochzeitsfeier. Etabliert werden: Hamlets Vater ist tot und dem Sohn wird nicht der Raum zur Trauer gegeben, er soll endlich mal fröhlich sein. (Zumindest zum Schein.) Die Mutter - die sich durch das ganze Stück hindurch nicht positioniert - heiratet nicht irgendwen, sondern den Bruder ihres verstorbenen Mannes, und das noch innerhalb der Trauerzeit. Alle tun, als sei das eine super Idee, nur Hamlet (und sein Freund Horatio) sehen das als Problem, und die Tragödie wird so erzählt, dass sich der Zuschauer diesem Urteil anschließen wird. Jede Figur wird ausschließlich über wörtliche Rede charakterisiert, und durch ihre Interaktionen zeigt sich Verdrängtes wie auch Verlogenes, ohne, dass der Autor erklärend eingreift. Das ist eine Exposition mit extremem Konfliktpotential und emotionaler Tragweite - wenn du im Kleinen sowas aufbaust, hast du die Leser am Haken. Wenn du mal vergisst, dass deine zwei nicht auf Helsingør durch die Wehrgänge laufen, sondern nur auf der Terrasse einer Kneipe stehen, brauchst du trotzdem eine ähnliche Exposition und Konfliktführung bzw. Charakerisierung.
Und es muss nicht unbedingt Weltliteratur als gutes Beispiel herhalten, das hier finde ich wirklich genial (und sehr alltäglich, witzig) gelöst: Horni: *glück such*

Mein Komm ist vermutlich x-mal länger als dein Text, aber vllt. kannst du irgendwas davon gebrauchen. :schiel:

Zum Abschluß noch ein paar Erbsen:

Julian legt Zeige- und Mittelfinger einen Spaltbreit geöffnet auf seine Lippen und schaut Sinja an
Nicht ganz sauber formuliert, mein größeres Problem damit ist aber, dass die Geste für einen Einstieg zu vieldeutig ist: zwei Finger auf die Lippen legen um ein "Küßchen" zum Abschied anzudeuten, um Schweigen zu gebieten, um Nachdenklichkeit zu zeigen. Ans Rauchen hab ich überhaupt nicht gedacht. Als Einstieg nicht ideal, auch, weil auf die Terrasse gehen keine interessante Tätigkeit ist, die mich in eine KG zieht.
Julian zündet sich eine Zigarette an, inhaliert den Rauch, bevor er mit den Lippen ein O formt und graue Ringe in der Dunkelheit flirren.
Rauchringe flirren? Hm ... Bei nahezu jedem Satz frage ich mich: Inwieweit trägt er die Handlung, die Charakterisierung? Das meiste sind Übersprungshandlungen, aber ohne Konfliktherleitung zu vage und allgemein, um damit eine Geschichte auserzählen zu können.
Daniela Katzenberger
Wer ist das?
Seine Stimme klingt eisig.
Das kann man mal machen, aber sollte eigentlich durchs Gesprochene vermittelt werden.
Sie fixiert ihn mit den Augen.
Alles andere wäre physiologisch unmöglich. ;-)
Sinja atmet[Komma] greift
Das hoffe ich, sonst wäre sie ein Zombie. Atmet tief ein/aus? Seufzt?

Liebste Grüße in den Süden, vielleicht magst du ja eine Geschichte aus der Szene stricken?
:kaffee: Katla

 
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Eine Kleinigkeit, die mir schon gestern aufgefallen ist:

... was bleibt sind:
- Im weitesten Sinne Redebegleitsätze (was jemand beim Reden macht und wie er klingt oder die Mimik dabei ist)
Diese situationsbeschreibenden Sätze sind überdies nicht unbedingt glaubhaft:
Julian zündet sich eine Zigarette an,
... blablabla ...
Er schüttelt den Kopf und drückt die Zigarette im Aschenbecher aus.
Zwischen dem Anzünden und dem Ausdrücken der Zigarette fallen ein paar Dialogsätze, für die man im wirklichen Leben grob geschätzt keine fünfundzwanzig Sekunden braucht. Ich (langjähriger und leidenschaftlicher Raucher) benötige für eine Zigarette so um die vier, fünf Minuten. Das heißt, auf mich wirken diese Sätze nicht, als würden sie eine folgerichtige Handlung des Protagonisten beschreiben, sondern vielmehr als Notlösung der Autorin, der halt nichts Vernünftigeres eingefallen ist, was sie den Protagonisten hätte tun lassen können. (= Wortballast.)
Aber tröste dich, Aurelia, diese Unstimmigkeit habe ich schon sehr oft lesen müssen, sogar in Büchern von hochklassigen und anerkannten Bestsellerautoren. Na ja, sind vermutlich Nichtraucher.

Schöne Tage noch,
offshore

 

Hallo @Aurelia

Ich will die Geschichte gar nicht groß verteidigen. Ich habe geübt und ich glaube, dass man beim Üben und beim Ausprobieren meist nicht gut aussieht, aber nur so wird man besser. Oder? Und ich seh halt meine eigenen Schwachpunkte nicht, dafür brauche eure Rückmeldung.

Das ist völlig in Ordnung. Schließlich sind wir in einer Textwerkstatt. Es wäre ja blöd, wenn hier nur professionelle Autoren, perfekt ausgearbeitete Geschichten anböten. Wo bliebe da der Spaß für mich als Kritiker?
Also lass Dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen und probier weiter!
Und sei dankbar für die Erfahrung, dass ein Kritiker sich nicht immer um den guten Ton schert.

Viel Glück und Schaffensfreude im neuen Jahr!

Kellerkind

 
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Liebe @Katla,

du bist auch so treu und so fleißig. Hast dir ja Mühe gegeben. Wenn wir uns das nächste Mal treffen, geht die Rechnung auf mich. Es ist mir echt ein bisschen peinlich, dass ich mit der Story bzw. Szene so wenig angeboten habe.

Ich denke, Dialoge in Geschichten zu üben bedeutet, nicht nur den Dialog, sondern auch die restliche Geschichte auszuarbeiten, sonst kann man als Außenstehender einfach nicht sagen, ob oder inwieweit die wörtliche Rede funktioniert.

Das verstehe ich jetzt auch. Aber als ich die Geschichte gepostet hab, dachte ich anders darüber. Aber ich träume immer noch davon, dass es Möglichkeiten gibt, dies ohne die gesamte Vorarbeit zu üben. So nach dem Motto: Jetzt geht es nur um Dialoge. Vielleicht geht das nicht in diesem Forum, da ich eine Kurzgeschichte und keine Szene schreiben darf, aber ich hoffe noch ein wenig, dass dies trotzdem grds. machbar ist. Weiß nicht, uU muss ich einen anderen Thread aufmachen, wie andere WK das machen, wenn sie nur punktuell eine Sache trainieren wollen. Geht in anderen Dispziplinen wie Sport, Musik etc. auch. Und auch in der Literatur kann man Kurse zu bestimmten Thematiken besuchen. Mit anderen Worten: Ich bin gerade unsicher, ob es am Forum liegt, dass es nicht möglich ist oder in der Natur der Sache (so wie du argumentierst, wenn ich dich richtig verstehe) begründet ist.
Ich habe noch viele Baustellen beim Schreiben und häufig überfordert es mich, wenn ich versuche, alle von dir für eine KG aufgeführten Punkte zu berücksichtigen, sodass ich mich ab und an gerne mal step by step nähern würde. Mich "inselmäßig" nur auf eine Sache konzentrieren und die trainieren. Verstehst du was ich meine?

Die Dialoge steigen - als säße man da auf der Terrasse und hörte Leute reden - irgendwo ein und irgendwo aus. Sie sind nicht genug im Hinblick auf eine Backstory strukturiert, um nur durch's Gesprochene eine Geschichte zu tragen. Dann bliebe das Wenige an erzählendem Text, um die KG für Leser erlebbar zu machen. Ich hab dir hier mal alles Gesprochene rausgelöscht, was bleibt sind:
- Im weitesten Sinne Redebegleitsätze (was jemand beim Reden macht und wie er klingt oder die Mimik dabei ist). Fast alles sind Übersprungshandlungen, was spannend sein kann, wenn klarer wäre, was genau verdrängt wird.
- Infos zum Setting (allerdings ist keine dieser Beschreibungen für die Geschichte relevant, nichtmal im symbolischen Sinne)

Gute Anmerkungen. Da ich mich beim Schreiben bemühe bzw. traineren möchte nur Dinge zu erwähnen, die für eine Geschichte wichtig sind, ist dies eine hilfreiche Rückmeldung. Auch bzgl. des Settings.

sagt Julian zu den anderen am Tisch und steht auf, nimmt Sinjas Hand, die sich warm, zart und weich anfühlt, und führt sie auf die Terrasse. [Das mit der Hand liest sich plötzlich eher personal als auktorial.]

Ich bin ganz schlecht mit Perspektiven. Die totale Nullnummer, obwohl ich mir häufiger dazu etwas durchlese. Kannst du mir einen ganz großen Gefallen tun und den Satz für mich in eine auktoriale Perspektive umformulieren? Damit ich das vllt. mal besser verstehe. Liegt es am Wort anfühlen, dass du sagt es sei eine personale Perspektive? Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen ... Ich bettel ein wenig :-)

Das stimmte. [Wieso mischt sich hier der Erzähler wertend ein?]

Bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Inhaltlich brauch ich das m.E., damit klar ist, dass er treu ist und er sie lediglich in ihrer Vorstellung betrügt. Oder mach ich einen Denkfehler?

Ich denke, dass dies eine Szene, aber keine KG ist. Was mir fehlt, sind:
1. Prämisse
2. tatsächliche Protagonisten (Charakterisierungen)
3. Plot
4. Konflikt
5. Roter Faden -> Abschluß (Ausblick)

Ich sag nur: Läuft super ... Ironie, falls ich nicht verstanden wurde.
Du hast dir sooo viel Mühe gemacht, darzulegen, wo ich diese Punkte nicht bedacht habe und wo ich nachjustieren muss. Ich weiß, wie lange man an einem Kommentar sitzt und deiner war wirklich sehr ausführlich und aufschlussreich.
Deine Ausführungen und deine Anmerkungen sind eine große Hilfe, insbesondere weil es auch als Checkliste dienen kann und dies nicht nur für diese Geschichte, sondern grundsätzlich. Hat man beim Schreiben all die Kriterien beachtet und umgesetzt, die notwendig sind, um eine gute Geschichte zu schreiben.
Es ist mir echt unangenehm und peinlich, dass ich dir ad hoc keine Rückmeldung auf die Punkte geben kann, weil sie mir selber noch nicht klar sind und ich sie noch nicht ausgearbeitet habe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Mein Komm ist vermutlich x-mal länger als dein Text, aber vllt. kannst du irgendwas davon gebrauchen.

Sehr viel sogar. Ich lass deine Infos erst mal sacken und geb noch mal Rückmeldung, wie es weitergeht. Du muss dich aber um Geduld bitten, weil ich gerade nicht weiß, wo hier die Reise hingeht. Hier steht ja noch nichts. Ich danke dir für deine Hilfe und das kommt von Herzen.

Danke auch für die Erbsen. Den Einstiegssatz wollte ich schon gestrichen haben. Witch und Kellerkind hatten auch schon gemerkert und ich habe vollmundig gepostet: Ist gelöscht. Und dann habe ich das nicht getan. Menno ...

Tja, die Frage wer Daniela Katzenberger ist, zeigt mir, dass es so eine Sache ist mit dem Zitieren von mehr oder weniger berühmten Menschen. Ich denk noch mal drüber nach, wie ich das anders gelöst bekomme. Jetzt habe ich gerade eine Idee. Könnte ich mir das Leben erleichtern, indem ich schreiben: Irgendein TV-Sternchen hat mal gesagt ...? Oder ich hab mal gehört ...?

Ich habe ganz viel gelernt von dir. Von den anderen natürlich auch. Ich weiß das zu schätzen und auch, dass so eine detaillierte Analyse normalerweise auf dem freien Markt sehr viel Geld kostet.

Rutsch gut rein, falls wir uns vorher nicht schreiben und alles Gute für dich!
Schönen Sonntag wünscht
Aurelia

Lieber @ernst offshore,

Dir danke ich auch sehr für deine Anmerkungen und deine Zeit.

Diese situationsbeschreibenden Sätze sind überdies nicht unbedingt glaubhaft:
Da die Dialoge nicht ziehen, die Begleitsätze auch nicht und mehr hatte ich nicht geboten, bleibt mir doch nur übrig zu sagen: Da ist noch viel Luft nach oben. Hat doch auch einen Vorteil, wenn man sich an mich erinnert mit dieser Geschichte, die ja noch nicht mal eine ist, dass kann ja fast nur besser werden beim nächsten Mal. Das Durchschnittsniveau bei den WK hab ich auf alle etwas runtergetunt.

Aber tröste dich, Aurelia, diese Unstimmigkeit habe ich schon sehr oft lesen müssen, sogar in Büchern von hochklassigen und anerkannten Bestsellerautoren. Na ja, sind vermutlich Nichtraucher.
Das tröstet mich wirklich etwas. Danke!

Und dir wünsche ich auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Lieben Gruß
Aurelia

Liebes @Kellerkind,

ich freu mich, dass du noch mal zurückgekommen bist und auch mir auch ein paar aufmunternden Worte dagelassen hast.

Also lass Dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen und probier weiter!

Und sei dankbar für die Erfahrung, dass ein Kritiker sich nicht immer um den guten Ton schert.

Ohne näher auf die Gründe eingehen zu wollen, bin ich tatsächlich dankbar dafür.

Ich wünsche dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Lieben Gruß
Aurelia

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Aurelia,

Tausend Dank für deine detaillierte Rückmeldung, und ich freue mich, dass du meinen Komm als Hilfe siehst, und nicht als Verriss (aber du kennst mich ja gut genug).

Es ist mir echt ein bisschen peinlich, dass ich mit der Story bzw. Szene so wenig angeboten habe.
Ich finde Bescheidenheit wirklich charmanter als Arroganz (ehrlich! :D), aber v.a. weil ich dich schon live & in Farbe erlebt habe: Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel. Ich weiß, wie viele spannende und wirklich innovative/individuelle Gedanken du dir zum Schreiben machst, und hab oft nur den Eindruck, du trautest dich nicht so recht, und dann kommen bissl halbherzige Geschichten oder Szenen wie diese bei raus. Ich bin aber der festen Überzeugung, wenn du deine Bescheidenheit mal kurz vergißt und dir was vornimmst, was dir thematisch und vom Klang der Erzählstimme her wirklich wichtig ist, käme ein sehr, sehr viel stärkerer Text bei raus. Bescheidenheit in Antworten zu Komms ist nett & höflich, aber Bescheidenheit in Prosa ist fehl am Platz. Das nur echt mal als Aufmunterung und Ansporn.

Neulich hab ich für einen Conan Doyle-Kenner eine KG des Autoren total auseinandergenommen - das geht mit allen möglichen Texten, nicht nur mit so einer Übung wie deiner; und das heißt absolut nicht, dass ich denke, ich könne das alles bzw. könne alles besser, was ich kritisiere. Aber Analyse ist leichter als Produktion. Wenn du mehr Sicherheit in der Analyse erlangst (und das ist nur Gewohnheit), bin ich sicher, du bekommst mehr 'Dominanz' in deine Texte. Weißt du, was ich meine?

Weiß nicht, uU muss ich einen anderen Thread aufmachen, wie andere WK das machen, wenn sie nur punktuell eine Sache trainieren wollen. Geht in anderen Dispziplinen wie Sport, Musik etc. auch. Und auch in der Literatur kann man Kurse zu bestimmten Thematiken besuchen. Mit anderen Worten: Ich bin gerade unsicher, ob es am Forum liegt, dass es nicht möglich ist oder in der Natur der Sache (so wie du argumentierst, wenn ich dich richtig verstehe) begründet ist.
Jein - Musik ist da wohl eine Schnittstelle, aber beim Sport trainiert man ja auch das Muskelgedächtnis, und da hilft eben, immer die gleichen Bewegungen zu machen (das kenne ich vom Segeln). Aber beim Schreiben (wie vermutlich Komponieren) hilft dir Wiederholung allein gar nicht. Daher sehe ich keinen Sinn darin, isolierte Aufgaben zu erledigen, die dann in längeren Gesamttexten später 'gekonnt' werden sollen.
Ich habe noch viele Baustellen beim Schreiben und häufig überfordert es mich, wenn ich versuche, alle von dir für eine KG aufgeführten Punkte zu berücksichtigen, sodass ich mich ab und an gerne mal step by step nähern würde. Mich "inselmäßig" nur auf eine Sache konzentrieren und die trainieren. Verstehst du was ich meine?
Ja, aber zumindest mir würde das nur bedingt helfen. Du willst ja einen Text mit einer Gesamtwirkung schaffen, die so (ungefähr) überspringt wie geplant. Alles im Text sollte eine passende Funktion und den erforderlichen Raum einnehmen, und da hängen doch irgendwie Thema, Prämisse, Motivik und Charakterentwürfe zusammen - und wenn du da weißt, was du willst, fällt dir vllt. eher ein, in welcher Form das am besten zu erzählen wäre ... Inwieweit hilft es dir da, isolierte Dialogsequenzen zu üben, die man dann schlecht stellvertretend für eine runde Geschichte einschätzen kann? So bekommst du eben nur Rückmeldungen zu isolierten Dialogen, und wenn das nicht so 100%ig klappt, weißt du immer noch nicht genau, woran das liegt.

Aber das kommt natürlich auch extrem drauf an, wie du generell lernst. Ich suche mir bei Geschichten immer was, das ich halbwegs kann + ein Hauptproblem aus einem vorherigen Text + eine neue Sache, die ich lernen will. Nicht von allem zu Lernenden alles in einem Text geübt, weil ich da total den Überblick verlieren würde und am Ende nicht aus den Komms sehen könnte, woraus das Scheitern bzw. das Gelingen resultiert. Klappte sowas für dich? Eigentlich will ich dich nur ermuntern, mehr in die Waagschale zu werfen. Wenn man an sowas scheitert, scheitert man zumindest mutig.

Kannst du mir einen ganz großen Gefallen tun und den Satz für mich in eine auktoriale Perspektive umformulieren? Damit ich das vllt. mal besser verstehe. Liegt es am Wort anfühlen, dass du sagt es sei eine personale Perspektive?
Puh, ich kapiere Perspektiven auch mehr so osmotisch. :D Ein sehr, sehr gutes Buch, in dem das toll aufgedröselt wird (und zwar als Analyse, nicht präskriptive Anleitung): James Wood: How Fiction Works (Die Kunst des Erzählens), exzellent ins Dt. übersetzt, aber wegen der Beispiele aus der Literatur vllt. besser im Original.

Wenn du hier einen distanzierten, unparteiischen auktorialen Erzähler hast, ist der - so wie ich das sehe - ähnlich wie ein realer Beobachter im Alltag, und nicht allwissend *). Aber in der einen Zeile springst du plötzlich aus der auktorialen Perspektive in den Kopf des Mannes (-> personal) und beschreibst alles aus seiner Warte, mit einem Wissen, das vorher und nachher nicht mehr vorhanden ist, und das ist ein Fehler. Wenn ich dir das jetzt ändere in: Er spürt ihre warme Hand in seiner (generell auktorial) oder eher wie ein Beobachter in der Realität analog zum Textumfeld er wird ihre Hand warm in seiner spüren können macht das die Sache nicht viel besser, und letzteres klingt zudem bescheuert. Aber du bleibst eben ansonsten ganz außen vor, wie ein menschlicher Zuschauer, der die beiden auf der Terrasse beobachtet. Übrigens sehe ich grad beim Rauskopieren, dass dein Perspektivfehler schon am Satzanfang beginnt: Das konnte er nicht abstreiten, ohne zu lügen. Und lügen konnte er nicht, ohne rot zu werden. Also sagte er: „Herzblatt, ich bin treu wie Gold.“ Das stimmte.

*) Hier - wie auch im restlichen Text - verzichtest du völlig darauf, aus der Innenperspektive zu sagen, welches Gefühl bzw. welche Backstory hinter diesen Mimiken/Gesten liegt:

Er zuckt mit den Achseln
Julian schürzt die Lippen.
Seine Miene verfinstert sich.
Er kratzt sich am Kopf
Seine Stimme klingt eisig.
Sie dreht die Zigarettenschachtel auf dem Tisch hin und her.
Sinja atmet aus,
Wenn dir wichtig ist, die 'intimen' Empfindungen deiner (oder besser: eines der beiden) Protas zu erzählen, ist es vllt. besser, dich auf eine Seite zu schlagen und da einen Mix aus personal und auktorial zu schreiben, was eh in den meisten Romanen so gemacht wird. Oder - das ist aber etwas, was ich bei Prosa absolut hasse - du schreibst Deep-POV (Point of View), das ist eine Extremform des personalen Erzählers und ist ähnlich eingeschränkt wie ein Ich-Erzähler. Wie war dein Englisch? Ich kann dir da mal was raussuchen und PNnen.

Sein Satz Herzblatt, ich bin treu wie Gold.“ kommt mir so derart ätzend-sarkastisch vor, dass ich übrigens überzeugt war, dass der personale Erzähler hier ein unzuverlässiger ist; und damit habe ich die Beteuerung des Erzählers, Julian sei treu, nicht geglaubt.

Bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Inhaltlich brauch ich das m.E., damit klar ist, dass er treu ist und er sie lediglich in ihrer Vorstellung betrügt. Oder mach ich einen Denkfehler?
Jein. Dein Erzähler ist ja nicht du / der Autor, und muss alles, was du in dem Text sagen/zeigen möchtest, aus seiner Perspektive (die, die du für ihn gewählt hast) beschreiben können. Wenn du jetzt den Eindruck hast, der Stimme des Erzählers gelänge es nicht, dem Leser klarzumachen, dass der Mann immer treu war, kannst du nicht einfach hingehen und den Erzähler wörtlich - quasi auf einer Meta-Ebene, die bereits die des Autors ist - sagen lassen: Jaja, so isses! Eigentlich nimmst du als Autor hier deinem Erzähler das Heft aus der Hand, und legst deine Stimme über seine. Das geht so nicht. Entweder, du machst den Text szenischer und zeigst irgendwo eine Situation, in der er angemacht wird, aber treu bleibt; oder du baust den Dialog aus, sodass klar wird, dass seine Treue (im Gegensatz zur Ansicht seiner Partnerin) Fakt ist.
Es gibt natürlich Erzählungen, in der der Erzähler sich selbst kommentiert, oder in die sich die Autoren kommentierend einmischen, aber das muss gekonnt sein, damit es absichtlich wirkt. Kommt in z.B. absurden Texten vor, oder Satire.
Deine Ausführungen und deine Anmerkungen sind eine große Hilfe, insbesondere weil es auch als Checkliste dienen kann und dies nicht nur für diese Geschichte, sondern grundsätzlich. Hat man beim Schreiben all die Kriterien beachtet und umgesetzt, die notwendig sind, um eine gute Geschichte zu schreiben.
Das freut mich, und Hilfe können wir ja alle gebrauchen. Vllt. würde dir eine bessere Struktur vor dem eigentlichen Schreiben helfen, so eine Art Skelett, das du mit Fleisch versiehst, dann verlierst du vllt. nicht so schnell den Überblick, wenn du gerade an Details arbeitest (und nur nochmal: ich schaffe bei weitem auch nicht alles, was ich anderen rate!). Keine Ahnung, ob das alles was ist, was für deine Art des Scheibens passt.
Es ist mir echt unangenehm und peinlich, dass ich dir ad hoc keine Rückmeldung auf die Punkte geben kann, weil sie mir selber noch nicht klar sind und ich sie noch nicht ausgearbeitet habe. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Das wird ganz sicher was werden. ;-)
Jetzt habe ich gerade eine Idee. Könnte ich mir das Leben erleichtern, indem ich schreiben: Irgendein TV-Sternchen hat mal gesagt ...? Oder ich hab mal gehört ...?
Willst du denn, dass deine Prota auf sowas referiert? Macht sie das nicht stumpfer, als sie ist? Wenn dein Sternchen unsympatisch ist (und diese Katzenbacher hab ich jetzt gegoogelt, das ist ja der blanke Horror), färbt das auf deine Prota ab.
Rutsch gut rein, falls wir uns vorher nicht schreiben und alles Gute für dich!
Du auch, liebsten Dank, und dir auch ein tolles Neues Jahr!
Herzlichst, Katla

 

Liebe @Katla,

es rührt mich, dass du dir so viele Gedanken machst, mich anstupst, mich ermutigst und mir fachlich weiterhilfst mit deinen guten Ratschlägen. Das ist ein großes Geschenk, dass du mir damit gemacht hast.

Aber Analyse ist leichter als Produktion. Wenn du mehr Sicherheit in der Analyse erlangst (und das ist nur Gewohnheit), bin ich sicher, du bekommst mehr 'Dominanz' in deine Texte. Weißt du, was ich meine?

Ich interpretiere deinen Ratschlag so, dass es hilfreich wäre, wenn man sich anschaut, warum Texte funktionieren und wie der Autor das hinbekommen hat. Also nicht Lesen zum Spaß, sondern zum Lernen und wenn man die Texte dann analysiert die Gedanken dazu niederschreibt vllt auch hier im Forum in Form von Kommentaren profitiert das eigene Schreiben. Wenn das so von dir gemeint war, bin ich deiner Meinung.

Ich bin auf alle Fälle der Ansicht, dass das Schreiben größtenteils Handwerk ist und das kann man Lernen. Es ist m.E. viel Übung und Arbeit. Ich finde es häufig schade, wenn man in der Kunst so lapidar von "Wunderkind" spricht. Aber das ist wohl auch noch mal eine andere Diskussion.

Alles im Text sollte eine passende Funktion und den erforderlichen Raum einnehmen, und da hängen doch irgendwie Thema, Prämisse, Motivik und Charakterentwürfe zusammen - und wenn du da weißt, was du willst, fällt dir vllt. eher ein, in welcher Form das am besten zu erzählen wäre ... Inwieweit hilft es dir da, isolierte Dialogsequenzen zu üben, die man dann schlecht stellvertretend für eine runde Geschichte einschätzen kann? So bekommst du eben nur Rückmeldungen zu isolierten Dialogen, und wenn das nicht so 100%ig klappt, weißt du immer noch nicht genau, woran das liegt.

Danke für die Rückmeldung. Das überzeugt mich restlos.

Ich suche mir bei Geschichten immer was, das ich halbwegs kann + ein Hauptproblem aus einem vorherigen Text + eine neue Sache, die ich lernen will. Nicht von allem zu Lernenden alles in einem Text geübt, weil ich da total den Überblick verlieren würde und am Ende nicht aus den Komms sehen könnte, woraus das Scheitern bzw. das Gelingen resultiert. Klappte sowas für dich? Eigentlich will ich dich nur ermuntern, mehr in die Waagschale zu werfen. Wenn man an sowas scheitert, scheitert man zumindest mutig.

Das ist eine interessante Herangehensweise. Ich finde, dass sich das nach einem guten Plan anhört. Ich werde mal ausprobieren, ob das für mich funktioniert. Herzlichen Dank für den Ratschlag.

Wenn du hier einen distanzierten, unparteiischen auktorialen Erzähler hast, ist der - so wie ich das sehe - ähnlich wie ein realer Beobachter im Alltag, und nicht allwissend *). Aber in der einen Zeile springst du plötzlich aus der auktorialen Perspektive in den Kopf des Mannes (-> personal) und beschreibst alles aus seiner Warte, mit einem Wissen, das vorher und nachher nicht mehr vorhanden ist, und das ist ein Fehler. Wenn ich dir das jetzt ändere in: Er spürt ihre warme Hand in seiner (generell auktorial) oder eher wie ein Beobachter in der Realität analog zum Textumfeld er wird ihre Hand warm in seiner spüren können macht das die Sache nicht viel besser, und letzteres klingt zudem bescheuert. Aber du bleibst eben ansonsten ganz außen vor, wie ein menschlicher Zuschauer, der die beiden auf der Terrasse beobachtet. Übrigens sehe ich grad beim Rauskopieren, dass dein Perspektivfehler schon am Satzanfang beginnt: Das konnte er nicht abstreiten, ohne zu lügen. Und lügen konnte er nicht, ohne rot zu werden. Also sagte er: „Herzblatt, ich bin treu wie Gold.“ Das stimmte.

Danke für den Literaturtipp: James Wood: How Fiction Works (Die Kunst des Erzählens) werde ich mir im neuen Jahr zulegen.

Wenn du hier einen distanzierten, unparteiischen auktorialen Erzähler hast, ist der - so wie ich das sehe - ähnlich wie ein realer Beobachter im Alltag, und nicht allwissend *

*) Hier - wie auch im restlichen Text - verzichtest du völlig darauf, aus der Innenperspektive zu sagen, welches Gefühl bzw. welche Backstory hinter diesen Mimiken/Gesten liegt:

Du glaubst gar nicht, wie häufig ich deine Anmerkungen zu der Perspektive gelesen hab ... Ich hoffe, dass ich das jetzt verstanden hab. Die Perspektive ist neutral, nicht wertend, ist wie eine Kamera. Vielen Dank für die Erklärung. Das ist mein Highlight.

Jein. Dein Erzähler ist ja nicht du / der Autor, und muss alles, was du in dem Text sagen/zeigen möchtest, aus seiner Perspektive (die, die du für ihn gewählt hast) beschreiben können. Wenn du jetzt den Eindruck hast, der Stimme des Erzählers gelänge es nicht, dem Leser klarzumachen, dass der Mann immer treu war, kannst du nicht einfach hingehen und den Erzähler wörtlich - quasi auf einer Meta-Ebene, die bereits die des Autors ist - sagen lassen: Jaja, so isses! Eigentlich nimmst du als Autor hier deinem Erzähler das Heft aus der Hand, und legst deine Stimme über seine. Das geht so nicht. Entweder, du machst den Text szenischer und zeigst irgendwo eine Situation, in der er angemacht wird, aber treu bleibt; oder du baust den Dialog aus, sodass klar wird, dass seine Treue (im Gegensatz zur Ansicht seiner Partnerin) Fakt ist.

Macht sehr viel Sinn, was du schreibst. THXS.

Willst du denn, dass deine Prota auf sowas referiert? Macht sie das nicht stumpfer, als sie ist? Wenn dein Sternchen unsympatisch ist (und diese Katzenbacher hab ich jetzt gegoogelt, das ist ja der blanke Horror), färbt das auf deine Prota ab.

Oh, das ist ja interessant, denn ich fand den Spruch von der Katzenbacher: "In ihrem Körper stecke mehr Geld als in ihrem Bankkonto." super sympathisch, weil da ein Prominenter ehrlich zugibt, dass vieles an ihrem Körper unecht ist. So hab ich den Spruch verstanden und das ist mir tausend Mal lieber, wenn jemand das ehrlich zugibt, als wenn sie alle sagen, die glatte Haut etc. kommt vom Wassertrinken und Sportmachen.
Aber grds. wollte ich mit dem Spruch nur indirekt das Aussehen der Frau beschreiben.

Ich kann nur noch mal betonen, wie sehr du mir geholfen hast und dass ich sehr froh bin, dass du mir deine guten Anmerkungen und deine kostbare Zeit geschenkt hast.

Bis hoffentlich ganz bald.

Lieben Gruß
Aurelia

 

Liebe Aurelia,

ich habe gerade Deine Geschichte gelesen. Sprachlich habe ich nichts anzumerken, nur finde ich die Geschichte ein wenig langweilig. Große Emotionen entstehen bei mir nicht, aber vielleicht hast Du das auch nicht beabsichtigt. Als Leser würde ich gerne erfahren, wie lange die beiden schon zusammen sind. Die „Kurzgeschichte“, die sich wie ein Auszug aus einem Buch liest, kratzt nur an der Oberfläche. Beide Protagonisten sind mir unsympathisch. Er, weil er sich heimlich mit der Ex trifft, sie, weil sie eifersüchtig und uneinsichtig ist.

LG Silvita

 

Hi Aurelia,

ich mag die Geschichte; sie ist kurz, flüssig zu lesen, und die Dialoge wirken natürlich.

Allerdings fühlt sie sich eher an wie eine Episode aus einer größeren Erzählung, und nicht wie eine in sich geschlossene Kurzgeschichte. Ich denke es fehlt einfach ein Spannungsbogen.

Tiefergehende Probleme werden zwar angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt. So hätte die folgende Stelle aus meiner Sicht durchaus mehr Konfliktpotential gehabt:

„Hab ich wohl allen Grund dazu. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich gestern mit deiner Ex getroffen hast.“
Für mich stellt sich da die Frage nach dem Hintergrund des Treffens.

Zudem hatte ich leichte Schwierigkeiten mit der Perspektive aus der die Geschichte erzählt wird. Die folgenden Textpassagen deuten an, dass es sich um Julian’s Sicht der Dinge handelt:

„Wir gehen kurz eine rauchen“, sagt Julian zu den anderen am Tisch und steht auf, nimmt Sinjas Hand, die sich warm, zart und weich anfühlt, und führt sie auf die Terrasse.
Es ist kühl draußen, die Luft riecht nach Regen und Salz.
Das konnte er nicht abstreiten, ohne zu lügen. Und lügen konnte er nicht, ohne rot zu werden. Also sagte er: „Herzblatt, ich bin treu wie Gold.“ Das stimmte.
Beim Lesen ertappe ich mich aber dabei, wie ich mich eher in die Lage von Sinja versetzte.

So könnte aus der Sicht von Sinja ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Beiden entstehen, wenn sie sich die Frage stellen muss, ob der Vorwurf von Julian, krankhaft eifersüchtig zu sein, gerechtfertigt ist, oder ob er nur versucht von den eigenen Fehlern abzulenken.

Eine formelle Sache habe ich auch noch; an dieser Stelle war ich etwas verwirrt, wer wann was sagt:

„Zum Beispiel wie du die Neue von Alex findest.“
Julian schürzt die Lippen. „Macht einen netten Eindruck.“
„Und was meinst du?“
Sinja schaut, ob die Terrassen-Tür geschlossen ist. Dann trinkt sie einen Schluck aus dem Weinglas, das sie von drinnen mitgenommen hat, und stellt es auf den Tisch ab.
„Daniela Katzenberger sagte mal: In ihrem Körper stecke mehr Geld als in ihrem Bankkonto.“
„Du bist fies.“

Gruß
Kai

 

Liebe @Silvita,

du bist aber fleissig. Hab vielen Dank!

Große Emotionen entstehen bei mir nicht, aber vielleicht hast Du das auch nicht beabsichtigt
Tatsächlich war das auch nicht meine Absicht, sondern ich wollte einfach nur handwerklich besser werden und üben, wenn du verstehst, was ich meine.

Die „Kurzgeschichte“, die sich wie ein Auszug aus einem Buch liest, kratzt nur an der Oberfläche.

Das stimmt. Es ist wirklich keine KG im herkömmlichen Sinne.

Hallo @k3nzngtn,

vielen Dank auch an dich fürs Lesen und Kommentieren.

Gib mir noch ein bisschen Zeit, um dir zu antworten. Hab dich nicht nicht vergessen.

Zudem hatte ich leichte Schwierigkeiten mit der Perspektive aus der die Geschichte erzählt wird. Die folgenden Textpassagen deuten an, dass es sich um Julian’s Sicht der Dinge handelt:

Diese Aussage ist der Grund, weshalb ich hier so herumeiere und dich hinhalte. Mit Perspektiven hab ich ein Problem ...

Lieben Gruß
Aurelia

 

Guten Morgen @k3nzngtn,

vielen Dank für deine Geduld. Es ist schon relativ lange her, dass ich die Geschichte geschrieben habe und da ich mit Perspektiven auf Kriegsfuß stehe, brauchte ich doch relativ lange, um durchzublicken. Aber danke, dass du mich "gezwungen" hast, mir das noch mal anzuschauen. Du hast natürlich recht mit den Perspektivfehlern, die du in den Beispielen anführst.

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Zudem hatte ich leichte Schwierigkeiten mit der Perspektive aus der die Geschichte erzählt wird. Die folgenden Textpassagen deuten an, dass es sich um Julian’s Sicht der Dinge handelt:

„Wir gehen kurz eine rauchen“, sagt Julian zu den anderen am Tisch und steht auf, nimmt Sinjas Hand, die sich warm, zart und weich anfühlt, und führt sie auf die Terrasse.
Es ist kühl draußen, die Luft riecht nach Regen und Salz.
Das konnte er nicht abstreiten, ohne zu lügen. Und lügen konnte er nicht, ohne rot zu werden. Also sagte er: „Herzblatt, ich bin treu wie Gold.“ Das stimmte.

Die liebe Katla hat das damals auch kritisiert und mir netterweise etwas "Nachhilfeunterricht" erteilt und ausführlich erklärt, warum und wieso das nicht funktioniert. Ich hab damals vergessen, dies im Text zu ändern. Entschuldige. Jetzt bist du erneut darüber gestolpert. Aber nun hab ich es bereinigt und Julians Perspektive ist definitiv gestrichen.

So könnte aus der Sicht von Sinja ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Beiden entstehen, wenn sie sich die Frage stellen muss, ob der Vorwurf von Julian, krankhaft eifersüchtig zu sein, gerechtfertigt ist, oder ob er nur versucht von den eigenen Fehlern abzulenken.
Dieser Punkt würde psychologisch sehr interessant sein und auf jeden Fall würde die Geschichte dadurch mehr Tiefe erlangen. Passiert ja auch häufig, dass in Beziehungen die Wahrnehmung des Anderen geleugnet, mal eben zum Gegenangriff übergegangen wird und das "Problem" nur beim Partner bestehen soll. Ich glaube ganz schwierig wird es, wenn ein Partner tatsächlich mal fremdgegangen ist ...

Eine formelle Sache habe ich auch noch; an dieser Stelle war ich etwas verwirrt, wer wann was sagt:

Dank dir für die Anmerkung. Ich hab jetzt "fragt Julian" im Dialog ergänzt und hoffe, dass die Verwirrung nun beseitigt ist.

„Und was meinst du?“, fragt Julian.

Deine anderen Kritikpunkten bzgl. fehlenden Spannungsbogen und fehlender geschlossener KG etc. muss ich leider zustimmen :-( Da kann ich nichts schönreden und sicherlich hab ich auch keinen Blumentopf geschossen.

Du hast ein gutes Auge und ich bedanke mich für den ausführlichen und sehr durchdachten Kommentar.

Lieben Gruß
Aurelia

 

Hallo Aurelia,

die Perspektiven würde ich ganz pragmatisch angehen, und die Geschehnisse nur aus der Sicht eines einzigen Charakters beschreiben. Jede weitere Perspektive macht das Ganze ungleich schwieriger.

Dank dir für die Anmerkung. Ich hab jetzt "fragt Julian" im Dialog ergänzt und hoffe, dass die Verwirrung nun beseitigt ist.
Ja, die Stelle funktioniert jetzt wesentlich besser.

Bzgl. des Spannungsbogens könntest du vielleicht eine einfache 3-Akt-Struktur verwenden?

Gruß
Kai

 

Hallo @k3nzngtn,

freut mich, dass du noch mal hergekommen bist und dir den Dialog erneut durchgelesen hast und natürlich, dass die Stelle besser funktioniert.
Auch für das freundliche anstupsen bedanke ich mich. Ich hab tatsächlich wieder Lust bekommen, die Geschichte zu überarbeiten. Wird aber noch ein bisschen dauern.

Bzgl. des Spannungsbogens könntest du vielleicht eine einfache 3-Akt-Struktur verwenden?

Um ehrlich zu sein, ist es auch die einzige, die mir bekannt ist. In Sachen Theorie ist noch viel Luft nach oben bei mir.

die Perspektiven würde ich ganz pragmatisch angehen, und die Geschehnisse nur aus der Sicht eines einzigen Charakters beschreiben. Jede weitere Perspektive macht das Ganze ungleich schwieriger.

Das ist ein guter Ratschlag. Obwohl ich es etwas limitierend empfinde, denn man kann ähnlich wie in der ersten Person, ja nur wiedergeben, was die Person sieht, fühlt etc und der Charakter muss immer in der Szene vorkommen, wenn ich das richtig verstanden hab.
Aber bei einer Kurzgeschichte ist alles andere wahrscheinlich eh etwas unübersichtlich und solange ich es handwerklich nicht stemmen kann, back ich erst mal weiter kleine Brötchen.

Herzlichen Dank für deine Hilfe und ein schönes Wochenende wünsch ich Dir
Aurelia

 

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