Das Geschenk
"Du, ich muss dir was sagen."
"Na, was denn?", kommt fast gleichgültig die Antwort.
Ich schaue mich um. Ein Riesentrubel hier. "Lass uns dort rüber gehen", sage ich und deute auf ein ruhigeres Fleckchen.
Schulterzuckend und mit einem knappen "Okay" folgt er mir.
Ja, hier ist es ruhiger, hier lässt es sich besser reden. Ich schaue ihm in die Augen. Sein Blick fragt: "Also, was nun?"
Ich schaue auf den Boden, trete unschlüssig von einem Bein auf das andere. "Ja, also weißt du..." Eine Riesensache ist das, was ich vorhabe. Und keine leichte.
Erwartungsvoll schaut er mich an. "Ja?" Erwartungsvoll oder doch eher ungeduldig?
Ich entscheide mich für erwartungsvoll und schöpfe neue Kraft. Noch einmal tief Luft holen. "Ich hab' dich furchtbar gern."
"Sind wir nicht schon lange gute Freunde?" Ein wenig verwirrt schaut er mir in die Augen.
Ist es denn zu fassen? Ich offenbare ihm hier meine Gefühle, will ihm mein Herz schenken... Ich wende meinen Blick ab. "So meinte ich das nicht..."
"Hast du mir nun was zu sagen, oder nicht?" Ich spüre, wie sein Blick mich durchbohrt, aber ich sage nichts. Er versteht nicht. Schließlich dreht er sich um und geht.
'Blöder Kerl!', denke ich. Er hat mein Geschenk nicht verdient. Tief in mir zerbricht etwas. Ich schaue auf, rufe ihm hinterher: "Hier nimm' es! Jetzt hast du's kaputt gemacht, ich brauch' es nicht mehr!"
Und er versteht noch immer nicht.
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Inspiriert durch "die gabe", ein Gedicht von Timo Waiz, ©2001. www.terramon-ta.net