Was ist neu

Das Geheimnis von Chateau de Carroux

Seniors
Beitritt
03.04.2003
Beiträge
1.343
Zuletzt bearbeitet:

Das Geheimnis von Chateau de Carroux

Ich sehe das Entsetzen in Ihren Augen, Monsieur, auch wenn Sie so tun, als wäre ich für Sie nur ein weiterer Fall. Doch Ihre Augen, die verraten Sie. Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, ich bin das gewohnt, daß man mich anstarrt und darüber rätselt, was ich wohl für eine Krankheit habe. In der Schule nannten sie mich Quasimodo - charmant, nicht wahr?.
Meine linke Körperhälfte ist gelähmt, seit ich zurückdenken kann, deswegen bin ich auch so schief gewachsen und spreche so unverständlich. Fragen Sie ruhig nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. Als Kind bin ich angeblich auf den Kopf gefallen, vielleicht hat meine Mutter mich aber auch zu sehr geschüttelt - angeblich kann da sowas auch passieren, haben Sie das schon mal gehört?
Nein, meine Eltern sind schon lange unter der Erde, ich weiß gar nicht mehr, wie sie ausgesehen haben, wenn ich ehrlich bin. Ist das überhaupt wichtig?
Ich bin damals von der Familie de Carroux als Bibliothekar eingestellt worden, das können Sie nachprüfen. Als 1949 mit Charles-Hugo das letzte Familienmitglied verstarb, ging das Schloß an den Staat. Freundlicherweise durfte ich meine Stellung behalten. Na ja, mehr oder weniger. Seitdem verwalte ich das ganze Schloß alleine. Ist nicht wenig Arbeit, das können Sie mir glauben. Aber ich bin gerne dort. Das Schloß und ich, wir kennen uns und wir verstehen uns gut. Ich habe den Großteil meines Lebens dort verbracht, wo sollte ich schon hingehen?
Na gut, wenn Sie das alles nicht interessiert, warum fragen Sie dann? Gut, ich werde Ihnen jetzt erzählen, was letzte Woche passiert ist. Ich muß dazzu allerdings etwas ausholen:

Ich erhielt im März 1971, also vor etwa drei Jahren, eine Mitteilung der örtlichen Verwaltung, daß man einen potentiellen Käufer für das Schloß gefunden hatte, und wies mich an, den Aufenthalt für drei Personen vorzubereiten. Ein Ehepaar und ein weiterer Mann, mehr stand nicht drin. Trotzdem hab ich irgendwie geahnt, daß es sich um Amerikaner handelt. Die sind ja dafür bekannt, daß sie in Europa herumreisen und sich Kultur kaufen, die sie selbst nicht haben.
Und sie kamen. Sie demonstrierten ihre materielle Überlegenheit bereits am Eingangstor, als sie in einem großen, cremefarbenen Cadillac vorfuhren. Ich mochte die drei vom ersten Augenblick an nicht. Mister Harry Felton war ein fetter, rotgesichtiger und schwatzhafter Mann, seine Frau Ethel dafür umso dünner, blasser und schweigsamer. Mir waren beide Konfigurationen suspekt, ich mag keine Extreme. Und wie die gekleidet waren, dachte ich zuerst, sie wollten bei mir einen amerikanischen Gangsterfilm der 30er Jahre drehen. Nur der andere Kerl wirkte vernünftig, sein Bruder, dieser John Felton. Nicht ganz so fett wie sein Bruder, und vor allem viel leiser. Natürlich sahen mich alle drei komisch an, als ich ihnen die Tür öffnete, aber ich sagte ja schon, ich bin es gewohnt, angestarrt zu werden.
Nachdem ich mich vorgestellt hatte, führte ich sie in die große Halle, wo zwei Stunden zuvor der Partyservice im Auftrag des Stadtrates ein kaltes Büffet aufgestellt hatte. Mir hatte die Regierung nie solch eine Geste erwiesen, aber ich besaß ja auch keine Millionen, die ich verschwenden konnte.
Man hatte mir eingeschärft, die Gäste mit ausgesuchter Höflichkeit zu behandeln und dafür zu sorgen, daß es keinen Grund zur Klage gab. Valáry ist eine arme Gemeinde, die sich den Unterhalt des Schlosses gar nicht leisten konnte. Es endlich loszuwerden, und auf diese Weise, auch noch die Stadtkasse aufzufüllen, war sehr verlockend. Wenn auch nicht verlockend genug für die hohen Herren, ihre Gäste selbst zu empfangen. Dafür war der bedauernswerte Krüppel gut genug. Wenn der Bürgermeister etwas mehr von amerikanischer Psychologie verstanden hätte, hätte er mich wahrscheinlich durch eine hübsche Frau ersetzt. Aber der Dummkopf hatte Glück: diese drei Amis hatten eine Vorliebe für gruseliges Ambiente - zumindest der, der das Geld hatte - und da kam ich natürlich gerade recht.
Und er hatte nochmals Glück, daß ich Englisch konnte, die Feltons sprachen nämlich kein Wort Französisch. Jaja, der Krüppel ist klüger, als er aussieht, aber immerhin war ich Schloßbibliothekar bei den Carroux gewesen; das geht nicht, ohne was im Kopf zu haben.
Auch die drei Amis haben mich unterschätzt. Sie redeten mit mir wie mit einem begriffsstutzigen Nigger. Sie glaubten wahrscheinlich, ich sei eine Kuriosität vom Jahrmarkt, und nahmen es einfach nicht zur Kenntnis, daß ich sie sehr gut verstand und ihre Sprache sprach. Aber gut. So nahmen sie wenigstens in meiner Anwesenheit kein Blatt vor den Mund, und ich erfuhr einige interessante Dinge.
Die zwei Brüder konnten sich nicht ausstehen, dazu brauchte es keiner Sprachkenntnisse. Harry Felton, also der mit dem Geld, machte es Spaß, seinen jüngeren Bruder ständig zu demütigen. Aus irgendeinem Grund hatte dieser kein Geld, und wer in Amerika kein Geld hat, ist bekanntlich der letzte Arsch - pardon den Ausdruck. War wohl enterbt worden, der arme Kerl.
Ich weiß nicht genau, warum, aber irgendwie hatte ich Mitleid mit John. Er hatte eine gewisse liebreizende, verletzliche Art, während Harry einer fleischgewordenen Dampfwalze gleich das Büffet kahlfegte und dabei gehässige Bemerkungen über John machte. Ich entnahm diesen Bemerkungen, daß John vor vielen Jahren irgendeine Dummheit begangen hatte, die ihn seinen Teil des Felton-Vermögens kostete.
Mir fiel auf, daß sich Harrys Frau hin und wieder zu Wort meldete, um John vor seinem großen Bruder in Schutz zu nehmen, und das gefiel Harry gar nicht. Er blieb seiner Frau gegenüber allerdings höflich, nur seine Worte sprühten vor Sarkasmus.
Ich machte an dem Abend noch eine Schloßführung, wie es von mir erwartet wurde. Chateau de Carroux ist eine Perle der Renaissance-Architektur. Ich zeigte meinen Gästen die wichtigsten Zimmer - nein, beileibe nicht alle, dazu hätte die Zeit nicht gereicht -, den Garten und ich ließ sie den Ausblick vom Glockenturm genießem, von dem aus man eine herrliche Sicht auf den Wald und den Fluß hat. Bei gutem Wetter sieht man bis zum Kirchturm von Válary. Für jemanden mit einem gelähmten Bein ist das eine ziemliche Anstrengung, die ganzen Treppen hoch und runter zu humpeln, aber ich bin kein einziges Mal hingefallen.
Und ich zeigte ihnen natürlich die Hauptattraktion: das Teufelsloch. Das war ein Brunnen im Innenhof, der kein Wasser mehr führte, obwohl er so tief war, daß ein Stein, der hineingeworfen wurde, erst nach über Zehn Sekunden ein Geräusch verursachte. Der Familiensage nach war der Schacht vom Teufel erbaut worden, damit man ihn leichter erreichen konnte, wenn man etwas von ihm wollte. Eine ziemlich dämliche Geschichte, zumal mir keiner aus der Familie de Carroux bekannt ist, der vom Teufel irgendwas gewollt hätte. - Was nicht heißt, daß die alle ganz normal waren, und es heißt auch nicht, daß da unten wirklich gar nichts gewesen wäre. Es hatte immerhin die gesamte Familie... - wie soll ich sagen... - in seinen Bann gezogen, trifft es wohl am besten. Aber eins nach dem anderen.
Der fette Harry kaufte das Schloß tatsächlich, und wieder einmal hatte ich das Glück, meine Arbeit behalten zu dürfen. Aber warum auch nicht, ich hatte schließlich das Schloß über zwanzig Jahre lang instand gehalten - gibt es eine bessere Referenz? Mein neuer Herr beabsichtigte zu meiner großen Erleichterung nicht, hier einzuziehen, und als die drei abreisten, kehrte wieder wunderbare Stille in mein kleines Reich ein.
Ich war gerne allein. Die Gesellschaft von Menschen ist mir unangenehm. Ab und zu, wenn der Druck groß wurde, schlich ich mich ins Bordell und verschaffte mir, wonach mein Körper verlangte. Leute wie ich müssen leider dafür bezahlen, was weniger häßliche auch mal umsonst bekommen. Aber ich will mich nicht beklagen, im Gegenteil: ich hatte in jungen Jahren ein nettes Mädchen gekannt, das mich sogar geheiratet hätte, wenn ich sie gelassen hätte. Aber als ich merkte, daß sie mich wirklich mochte, war ich gezwungen, sie blutig zu prügeln. Ich habe geweint, als ich es tat, und auch im Gefängnis habe ich noch lange um sie geweint, um meine hübsche kleine Marie, aber ich mußte es tun, um sie loszuwerden. Sie und ihre Liebe. Manchmal weine ich immer noch um sie. Jemand wie ich darf nicht geliebt werden, niemals. Das ist zu gefährlich. Schlimm genug, daß ich, was ich tat, aus Liebe tat.

Im Oktober 1973 tauchte der fette Harry wieder auf, im Schlepptau seine blasse, schweigsame Frau, aber ohne seinen Bruder. Er hatte vor, zwei Wochen Ferien auf dem Land zu machen. Sein gutes Recht, immerhin gehörte ihm das Schloß ja, und ich dazu. Ich war trotzdem ziemlich unglücklich und mußte mich zusammenreißen, es mir nicht anmerken zu lassen. Nur zwei Wochen, sagte ich mir immer wieder. Dann würde es wieder wie früher. Nur zwei kleine Wochen...
Es war die Hölle! Mister Felton war ein Trampeltier! Er machte einen solch entsetzlichen Lärm, sowohl mit den Füßen, wenn er in Reitstiefeln seinen Fleischberg von A nach B wuchtete - wozu trug eigentlich einer, der gar kein Pferd besaß, ständig Reitstiefel? - und er sprach nie leise. Ich glaube fast, er war gar nicht dazu in der Lage. Alles, was er tat und sagte, glich einem Erdbeben.
Trotzdem begann er mir nach einer Woche fast leid zu tun, denn der Narr liebte seine Frau über alles, doch sie erwiderte seine Gefühle nicht. Sie schrie ihn nicht an, dazu war sie viel zu blaß und leise, aber Frauen haben ihre Möglichkeiten, Männer durch Schweigen und Blicke zu quälen. Egal, was Harry auch tat, er konnte ihr nichts recht machen. Wie ich später erfuhr, war dieser Frankreichurlaub eine Art letzter Versuch gewesen, seine Ehe zu retten. Im Bett lief zwischen den beiden schon lange nichts mehr. Nicht, daß Harry keine Annäherungsversuche gemacht hätte, aber immer wenn er sie berührte, sagte sie, sie habe Kopfschmerzen und drehte sich von ihm weg, sofern sie sich nicht ohnehin schon mit dem Rücken zur Bettmitte hin gelegt hatte.
Woher ich das weiß? Nun, das sollte ich noch erwähnen, das ist wichtig: Schloß Carroux besitzt hohle Wände. Es gibt kleine Gänge zwischen den Zimmern, und man kann durch Löcher in der Wand beobachten und hören, was in ihnen vorgeht. Davon habe ich natürlich Gebrauch gemacht, schließlich mußte ich doch wissen, was die beiden vorhatten! Ich hätte es mir auch angesehen, wenn die beiden Sex gehabt hätten, warum nicht? Aber sie hatten ja leider keinen.
Dann kam der Tag, an dem Mister Felton vormittags nicht im Hause war. Er hatte einen Ausflug in die nahegelegenen Berge vorbereitet, aber seine Frau hatte sich erwartungsgemäß mit Kopfschmerzen entschuldigt. Und so war der fette Harry wutschnaubend und schwitzend alleine weggefahren. Endlich wieder etwas Ruhe...
Zu meiner und zu Misses Ethels Überraschung erschien kurz darauf ein anderer Wagen auf dem Schloßhof, und aus stieg John Felton. Zu meiner noch größeren Überraschung umarmte John sie nach der Begrüßung und küßte sie auf den Mund. Ethel stieß ihn weg und blickte ihn finster an. Sie machte dabei eine fast unmerkliche Bewegung mit den Augen zu mir hin, aber ich hatte bereits verstanden, was gespielt wurde, und ich verabschiedete mich von den beiden. Sagte, ich habe etwas in der Stadt zu besorgen und würde voraussichtlich nicht vor Abend zurückkehren.
Das war natürlich gelogen. In Wirklichkeit begab ich mich in die Geheimgänge und wartete, was passieren würde. Und ich wurde nicht enttäuscht: die beiden fielen übereinander her wie die Tiere, sie trieben es zuerst in der Küche, dann im Schlafzimmer. Ich habe Fotos davon gemacht, für´s Familienalbum.
Misses Ethel Felton war trotz ihrer Blässe wirklich eine sehr schöne Frau. Vielleicht etwas wenig auf den Rippen für meinen Geschmack, aber ich hatte meinen Spaß an der Vorstellung der beiden, und ich sorgte dafür, daß auch mein kleiner Freund Spaß daran hatte. Hab mir so das Geld fürs Freudenhaus an diesem Monat gespart.
Ich fragte mich, warum Misses Felton den einen Bruder geheiratet hatte, wenn sie doch nur für den anderen die Schenkelchen spreizte. Das sind so die Dinge, die ich nie so ganz verstehen werde. Ist für mich gottlob völlig unwichtig.
Die zweite Überraschung des Tages war dann, als Mister Harry Felton plötzlich im Schlafzimmer stand. Daß die zwei bei ihrem Gestöhne und Gekeuche ihn nicht kommen gehört hatten, war logisch, aber daß ich ihn auch nicht gehört hatte, ärgerte mich doch ein wenig. Wurde ich schon alt? Ließ mein feines Fledermausgehör nach?
Harry war nicht erfreut über den Anblick und fand auch schnell einen passenden Gegenstand, mit dem er auf John einprügeln konnte: einen Kerzenleuchter. Auch John war nicht erfreut, seinen Bruder zu sehen, noch weniger, ihn zu spüren. Zu seinem Glück gab es zwei Kerzenleuchter in diesem Zimmer, und den zweiten benutzte Misses Ethel Felton, ihrem angetrauten Ehemann von hinten eins überzubraten.
Sie traf ihn am Hinterkopf, und der Fleischberg sackte binnen einer Sekunde in sich zusammen.
Der Anblick der zwei nackten Menschen, die sich über das auf dem Bauch liegende Walroß im Sakko beugten, war so herrlich absurd, daß ich auch davon ein Foto geschossen habe.
Dann hörte ich, wie sie sich darüber unterhielten, ob das Walroß noch lebte. Sie kamen zu keinem eindeutigen Ergebnis. Zeit für mich, ins Geschehen einzutreten.
Die entsetzten Gesichter der beiden, als sie mich eintreten sahen, wäre ebenfalls ein Foto wert gewesen, aber wir wollten es mal nicht übertreiben. Ich hatte den Apparat natürlich im Gang zurückgelassen, die zwei hatten keine Ahnung, daß ich nicht aus der Stadt sondern direkt aus der Wand in den Korridor gekommen war.
„Was ist hier los?" fragte ich mir gespielter Strenge. In Wirklichkeit amüsierte mich das Ganze.
Die zwei stotterten und stammelten, während sie ihre Geschlechtsteile vor mir zu verbergen suchten. Ich ging zu Harry und befühlte seinen Hals. Es war nicht einfach, die Schlagader unter dem Doppelkinn zu tasten.
„Er ist tot", sagte ich. Wenn ich ganz ehrlich bin: ich könnte das heute nicht mehr beschwören, aber damals, da glaubte ich es.
Als John seine Unterhose angezogen hatte, konnte er plötzlich wieder sprechen: „Es war ein Unfall!"
„Und wie genau ist der Unfall passiert?" fragte ich.
Das wiederum konnten sie mir nicht plausibel erläutern, und so sagte ich, daß ich die Polizei rufen müsse. Sie gaben mir zu verstehen, daß sie nicht begeistert waren, worauf ich fragte, ob sie denn etwas zu verbergen hätten.
Als ihre Panik den Höhepunkt erreichte, beendete ich mein kleines Spielchen und begann dafür ein anderes:
„Na gut, ich glaube Ihnen ja, daß es ein Unfall war", sagte ich. „Aber wie soll das jetzt weitergehen? Der Mann ist tot. Er war mein Arbeitgeber! Was soll aus mir werden?"
Auch darauf wußten die beiden keine Antwort. Aber das sollte mir recht sein. Je verwirrter und verängstigter sie waren, umso besser für mich.
„Wenn ich die Polizei rufe, werden Sie wegen Mordes vor Gericht gestellt. Das will ich nicht. Ich werde Ihnen helfen, die Leiche wegzuschaffen - unter einer Bedingung!"
„Wieviel wollen Sie?" fragte Misses Ethel geradeheraus.
„Ich will kein Geld", erklärte ich. „Alles, was ich will, ist, daß Sie das Schloß nicht verkaufen und mich hier als Verwalter auf Lebenszeit behalten. Alles, was ich will, ist weiterleben wie bisher, ungestört in Ruhe und Frieden."
Ethel sah zu John herüber. Dieser nickte. Aha, so lief das also.
Die Hauptarbeit blieb an John hängen. Ich war ein Krüppel, und Ethel - nun ja, sie war eine Frau. Ein Chevalier läßt Frauen keine toten Leichen schleppen.

Als der Körper von Harry Felton in das Teufelsloch fiel, zählte ich bis elf. Das Aufprallgeräusch blieb aus. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich war so aufgeregt wie ein Schuljunge, der an die Tafel gerufen wurde.
Dann fuhr ich mit John in Harrys Auto nach Paris. Wir trugen Handschuhe, damit es keine Probleme mit Fingerabdrücken geben sollte. Ethel fuhr uns in Johns Wagen hinterher. Harrys Auto stellten wir in Paris in einer dunklen Seitenstraße ab, wo es etwa dreißig Minuten geblieben sein dürfte, bevor Diebe und Vandalen es aufbrachen und plünderten. Es lebe die wachsame Gendarmerie.
John brachte uns zurück nach Chateau Carroux und fuhr dann alleine wieder davon. Inzwischen waren 48 Stunden vergangen, und Ethel erstattete Vermißtenanzeige bei der Polizei von Válary. Ich bezeugte, daß Harry an dem Morgen seines Verschwindens wütend weggefahren war, und daß ich seitdem mit Ethel im Schloß auf seine Rückkehr gewartet hätte.
Später fand die Polizei sein Auto, oder besser gesagt, was davon übriggeblieben war.
Ethel blieb noch einige Tage, um auf ein Ergebnis der Ermittlungen zu warten, und dann, um die üblichen Angelegenheiten zu regeln. Ich konnte es ihr ausreden, solange in einem Hotel in Válary abzusteigen. Immerhin gehörte das Schloß ja jetzt ihr. Deswegen wäre, wenn überhaupt ein Mordverdacht geäußert worden wäre, dieser in erster Linie auf sie gefallen. Aber das geschah nie, denn nach zehn Tagen verschwand auch Ethel.
Es war ein berauschender Anblick: diese schillernden, prächtigen Farben, die wie ein lebender Strom aus Licht über die Treppe schwebten. Schon seit einem knappen Vierteljahrhundert hatte ich diese Farben nicht mehr gesehen, und ich hatte schon fast vergessen, wie faszinierend sie waren. Wobei ich zugeben muß, daß ich mir vor Angst fast in die Hosen machte, auch wenn ich genau wußte, daß mir nichts passieren kann. Nicht mir.
Ethel hingegen... - fast tat sie mir leid. Aber ich glaube beinahe, sie ist vor Schreck gestorben, noch ehe ihr Körper begann, sich aufzulösen. Wobei das letztlich keinen großen Unterschied machte. Glaube ich jedenfalls.

Es war wieder ruhig geworden, und ich fühlte mich rundum wohl. Nach über einem Jahr allerdings trieb es mich um, John einen Brief zu schreiben. Er war nach Amerika zurückgekehrt und kümmerte sich um die Geschäfte seines vermißten Bruders. Daß auch Ethel verschollen war, dürfte ihm ziemlich zu denken gegeben haben - ich glaube fast, er hatte eine Zeit lang mich im Verdacht, etwas damit zu tun zu haben. Doch was sollte der arme Tropf schon tun? Ich stellte mir vor, wie er wohl um seine verlorene Liebe geweint hatte, aber nach einem Jahr sollte er darüber hinweg gewesen sein.
Ich könnte sagen, ich schrieb den Brief an ihn aus einer Art Gerechtigkeitsinn heraus. Und dem Gefühl, daß hier ein Vorgang noch nicht richtig abgeschlossen war. Aber vielleicht war es auch, weil John das Versprechen nicht eneuerte, das Schloß zu behalten und mich als Verwalter darin zu lassen.

„Wo ist sie?" fragte er bei seiner Ankunft, anstelle mich zu grüßen. Er liebte sie immer noch, das war gut. Ob sie ihn wohl auch geliebt hatte? Ich hoffte es.
„Sie ist noch nicht hier", erwiderte ich freundlich. „Sie kommt aber wahrscheinlich heute Abend."
„Was soll denn das heißen, wahrscheinlich?" schnaubte John. Jaja, die ungeduldige Jugend von heute. Ich hatte den Eindruck, er sei dicker geworden. Vielleicht würde er bald so aussehen, wie sein Bruder. Was schade gewesen wäre.
„Ich bin mir nicht sicher, ob sie heute kommt", sagte ich. „Es kann auch morgen sein. Schlimmstenfalls übermorgen. Aber sie kommt ganz bestimmt. Bitte warten Sie solange hier."
„Sie haben mich angelogen! Sie haben gesagt, sie würde hier auf mich warten."
„Das hat sie auch", erwiderte ich, und mußte dabei ein Grinsen unterdrücken. „Aber es war nicht sicher, wann Sie hier eintreffen, Monsieur. Und da hat sie einen Ausflug in die Berge gemacht und nicht gesagt, wann sie wiederkommt. Bitte warten Sie doch hier, Sie haben sich seit einem Jahr nicht mehr gesehen."
Das wirkte. Johns Miene entspannte sich, und er nickte langsam.
Ich richtete ihm zur Nacht das Schlafzimmer her, in dem Harry gestorben war. Nicht, daß es eine tiefere Bedeutung gehabt hätte, es hätte jedes beliebige andere Zimmer im Schloß sein können, aber ich habe einen gewissen Hang für Symbolik.
Als die Sonne untergegangen war, schleppte ich einen Stuhl in den Schloßhof, hockte mich vor das Teufelsloch und wartete. Ich wußte, daß wenn ich Pech haben würde, ich die ganze Nacht vergeblich warten würde, aber das war es mir wert. Ich durfte es auf keinen Fall verpassen.
Ich werde alt, das merkte ich ganz deutlich, als ich aufschreckte und bemerkte, daß ich auf dem Stuhl eingenickt sein mußte. Für einen Moment kam mir der Gedanke, ich könne alles schon verpaßt haben, aber dann hörte ich es.
Tief unten im Schacht bewegte sich etwas. Nasse, schmatzende Geräusche.
Es stieg empor...
Ich warf einen zaghaften Blick über den Rand der Brüstung in die Tiefe und sah, daß es schon ganz nahe war, der Mond spiegelte sich in der schwarzen, öligen Oberfläche. Und obwohl ich mir vorgenommen hatte, es mir genau anzusehen, bekam ich es doch dermaßen mit der Angst zu tun, daß ich ins Gebäude lief, so schnell mich meine ungleichen Beine trugen.
Ich verkroch mich in den Geheimgang mit Blick auf das Schlafzimmer von John und wartete. John schlief, währenddessen hörte ich schmatzende Geräusche näherkommen. Für einen Moment schien es mir, als kämen sie in meine Richtung, und ich wagte mich vor Angst kaum zu rühren. Hatte ich den Bogen überspannt? War ich jetzt an der Reihe?
Das Schmatzen entfernte sich jedoch wieder, und ich seufzte erleichtert. Dann begab ich mich in Position.
Es klopfte an Johns Tür. Da er schlief, klopfte es noch ein zweites und ein drittes Mal, jedes Mal heftiger, bis er aufwachte.
„Was ist los!" rief er schlaftrunken.
„Ich bin es, Liebling. Mach auf!" Es war die Stimme von Ethel.
John sprang aus dem Bett wie von der Tarantel gestochen und lief zur Tür. „Ethel!" rief er.
„Ja, John, ich bin es, laß mich rein!"
John schaltete das Licht ein und riß die Tür auf. Dann erstarrte er.
Vor seiner Türe stand keine Person, dafür ein Gebilde, das entfernt an einen umgestürzten kahlen Baum erinnerte. Aber nur entfernt. Bäume haben eine rauhe Rinde und keine glatte, schwarze, buntglänzende Oberfläche. Und ihre Äste enden nicht in kugeligen Verdickungen.
„Ethel?" fragte John.
„John, es ist so schön, dich wiederzusehen", sagte der Baum aus einer kleinen Öffnung in seinem Stamm, die sich wie ein Mund bewegte. Dabei hob er sich vom Boden empor und schwebte auf John zu. Er schwebte natürlich nicht wirklich. Ich wußte, daß das andere Ende dieses Baumes noch irgendwo auf dem Grunde des Teufelsloches verankert war. Es war kein Wesen herausgekommen, es hatte lediglich seinen unendlich langen Arm herausgestreckt.
John sprang angeekelt zurück und versuchte die Tür zuzuwerfen. Doch einige Äste waren bereits hereingekommen, und die Tür flog wieder auf.
„Es ist so schön hier, John", sagte der Ethel-Baum. „Das mußt du dir ansehen!"
John begann zu schreien und lief zum Fenster. Für einen Moment war ich in Sorge, er könne es aufbekommen. Nicht, daß er so seinem Schicksal hätte entrinnen können, aber ich hätte nichts mehr davon gesehen! Ich hab übrigens auch hiervon Fotos geschossen, aber sie sind alle nichts geworden.
Die Äste des Baumes wickelten sich um Johns Hände und Füße, noch bevor er das Fenster erreichte.
„Nein!" schrie John. „Hilfe!"
„Aber John", erwiderte der Baum. „Warum schreist du denn so? Ich bin doch jetzt da, und glaub mir, wir werden nie wieder getrennt sein. Es ist so schön hier, es wird dir gefallen."
„Laß mich! Du bist nicht Ethel! Warum hilft mir denn keiner?" Und dann fing er an, wie ein kleines Kind zu weinen. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Fast hätte er mir leid getan.
Der Baum öffnete einen zweiten Mund, der bisher unsichtbar gewesen war. Einen Mund, so groß, daß John hineinpaßte, als er ihn schluckte. Sein Weinen erstarb wie abgeschnitten, als sich der Mund schloß. Ich konnte ihn trotzdem weiterhin sehen, wie er schrie und strampelte, denn die Haut des Baumwesens war durchsichtig.
Johns Pyjama löste sich auf wie Zucker in Wasser, und auf seiner Haut bildeten sich rote Wunden. Er kniff Mund und Augen zu und strampelte immer wilder, während sich die Haare von seinem Kopf lösten. Ich konnte es mir kaum ausmalen, was für Qualen er erleiden mußte. Es war fast die gleiche Szene wie ein Jahr zuvor gewesen, als Ethel von Harry besucht und verschlungen worden war. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß wenn Ethel jetzt dasselbe ihrem John antat, die Prozedur ja letztlich so schlimm nicht sein konnte. Immer vorausgesetzt, sie war wirklich noch Ethel, und sie log nicht.
John war zu einer unkenntlichen roten Masse geworden, einem gigantischen Gummibärchen gleich, und auch dieses begann zu schmelzen wie Eis in der Sonne. Er zuckte dabei immer noch, was auf mich leicht ekelerregend wirkte. Dann begann das Leuchten, und entschädigte mich dafür.
Zuerst war es nur ein Glimmen, doch schon bald begann der Baum in allen Regenbogenfarben zu erstrahlen und tauchte das Zimmer in ein unwirkliches, überirdisches Licht. Es begann um John herum und breitete sich zuerst in die Astspitzen aus, dann in Richtung Wurzel.
Ich vergaß meine Angst und lief aus meinem Versteck. Das Leuchten durchzog den Korridor, das Treppenhaus, die Vorhalle und den Schloßhof. So warm, so beruhigend, so schön...
Es war allerdings nicht von langer Dauer. Die Farbenpracht begann sich bereits in den alten Brunnen zurückzuziehen, während am Ende des Gebildes nur noch Johns Knochen zu sehen waren, bevor auch sie zu Staub zermahlen wurden, und nur noch reines Licht übrig blieb.
Am Ende stand ich wieder allein im Schloßhof, und die Dunkelheit war zurückgekehrt.

Dieses Licht war es gewesen, das auch die Familie de Carroux ausgelöscht hat. Ich habe es gesehen, wie dieses Gebilde einen nach dem anderen geholt hat. Manche schon nach Tagen, manche erst nach Monaten. Und auch alle die, die ihnen nahestanden, und deren Angehörige, undsoweiter. Jedenfalls, soweit sie dieses Schloß betraten.
Nur ich blieb übrig, denn ich bin ein häßlicher, bösartiger Gnom, den niemand liebt. Und das soll auch so bleiben.
Vielleicht steigt ja mal einer Ihrer Leute da runter und sucht nach Knochen, oder was auch immer. Aber passen Sie auf, daß er keine Familie hat.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi relysium,

die Geschichte gefällt mir ziemlich gut. Trotz der Länge hab ich sie ohne Unterbrechung gelesen, der Stil ist sehr sicher und flüssig und Spannung war auch da, auch wenn schnell klar war, dass es mit der Familie auf die eine oder andere Art böse enden würde. Allerdings war die Idee mit dem dem Leuchten, das dem Schlossverwalter so gut gefällt, sehr ausgefallen. :-)

Viel zu bemängeln finde ich wirklich nicht, dazu war es zu solide geschrieben.
Die Perspektive des Ich-Erzählers, der in einer einzigen wörtlichen Rede seine Geschichte darlegt, ist in meinen Augen ziemlich schwierig. Ich habe selbst mal eine solche Horrorgeschichte geschrieben und müsste sie mal wieder überarbeiten ... nur zu leicht wirkt die Sprache zu hochgestochen, zu umständlich für eine wörtliche Rede. Dir ist das aber gut gelungen wie ich finde.

In der Schule nannten sie mich Quasimodo, charmant, nicht wahr?
An manchen Stellen, so wie hier, hätte ich mir Verkürzungen gewünscht. Also eher: "In der Schule nannten sie mich Quasimodo - charmant, nicht wahr?"
Bringt mM nach mehr Dynamik hinein.
und dafür zu sorgen, daß es keinen einzigen Grund zur Klage gab.
Das "einzigen" würde ich ersatzlos streichen. Der Satz wirkt mir auch so ausdrucksstark genug.
Sie redeten mit mir wie mit einem begriffsstutzigen Neger.
"Neger" finde ich nicht so passend. Vielleicht Geschmackssache. "Nigger" fände ich besser, weil die Familie aus den USA kommt und es eher wie eine umgangssprachliche Wendung klingt. Nicht ganz so diffamierend irgendwie. Aber das sehe vielleicht wirklich nur ich so.
obwohl er so tief war, daß ein Stein, der hineingeworfen wurde, erst nach über zehn Sekunden ein Geräusch
Kleinschreibung.
Aber warum auch nicht, ich hatte schließlich das Schloß über zwanzig Jahre lang instand gehalten, gibt es eine bessere Referenz?
Aus dem Satz würde ich auch zwei machen: "Aber warum auch nicht, ich hatte schließlich das Schloß über zwanzig Jahre lang instand gehalten. Gibt es eine bessere Referenz?"

Ein paar Absätze mehr könnte die Story gebrauchen. An zwei Stellen fiel mir das besonders auf:

Ab und zu, wenn der Druck groß wurde, schlich ich mich ins Bordell und verschaffte mir, wonach mein Körper verlangte.
Und beim folgenden Satz würde ich sogar eine Leerzeile machen:
Dann kam der Tag, an dem Mister Felton vormittags nicht im Hause war.
"Aber es war nicht sicher, wann Sie hier eintreffen, Monsieur.
Großschreibung.
"Es ist so schön hier, John", sagte der Ethel-Baum. "Das mußt du dir ansehen!"
*g* Der "Ethel-Baum" gefällt mir.
Hinter ihn kommt ein Punkt.
Ich hab übrigens auch Fotos geschossen, aber sie sind alle nichts geworden.
Weil er zuvor schon mehrmals erwähnt dass er immer wieder Fotos gemach hat würde ich hier schreiben: "Ich hab übrigens auch hiervon Fotos geschossen, aber sie sind alle nichts geworden."

Ein bisschen irritierte mich zu Anfang, dass der Erzähler mehrmals Fragen stellt und einmal offenbar auch auf einen Auspruch seines Zuhörers reagiert:

Na gut, wenn sie das alles nicht interessiert, warum fragen Sie dann?
Ich bin mir nicht sicher - ist damit direkt der Leser gemeint, oder ist der Ansprechpartner innerhalb der Geschichte? :confused:

Was ich jetzt wirklich nicht begriffen habe, ist, warum John ein Jahr lang verschwunden war. Mir ist schon klar, dass nach dem "Verschwinden" von Harry er nicht direkt mit der "Witwe" zusammensein kann. Aber ich hab trotzdem nicht verstanden, warum sie sich plötzlich so abrupt trennen und er erst nach einem Jahr zurück auf das Schloss zur vermeintlichen Ethel kommt.

Und was mich durchgehend gestört hat - das ständige "Hi hi". Würde ich glatt streichen. Am Anfang war es okay, aber später hat es mich nur noch genervt. :-/

Aber denoch bleibt es eine gut geschriebene Horrorgeschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. :-)

Ginny

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Relysium,

die Story hat mir an sich gut gefallen.

Ich finde den Text atmosphärisch ansprechend, konnte mich gut gedanklich an den Ort der Erzählung begeben. Orthographie, Grammatik und Interpunktion sind auch weitestgehend korrekt (sofern ich arme Laus als Anhänger der alten Rechtschreibung das überhaupt noch so sagen kann).

Die Geschichte war weitesgehend spannend in dem Sinne, daß ich auf jeden Fall wissen wollte, wie es endet. Insofern also unterhaltsam und kurzweilig.

Gut fand ich auch den etwas langsameren Aufbau der Storyline; ich schwafel selbst gerne rum und lese am liebsten Texte, die ein paar Pfunde zuviel auf dem Handlungsskelett aufweisen.

Die Ich-Perspektive ist eine Erzählvariante, die ich ebenfalls sehr gerne lese. An diesem Punkt setzt allerdins auch meine größte Kritik an. Die Umsetzung dieses Monologs ist dir einerseits gut gelungen, aber was mir doch sehr fehlte, war etwas Markantes in der Erzählung deines Prots, also irgendeine Macke, sprunghafte Gedanken, Wahnvorstellungen, emotionsgeladenere Passagen, deutlicher zu Tage tretende sexuelle Frustriertheit... irgendetwas in der Art halt, das den Krüppel besonders charakterisiert. So, wie du es geschrieben hast, hatte ich eher das Gefühl, daß der Krüppel nur ein recht leidenschaftsloser Nacherzähler ist. Er kommt bei mir irgendwie nicht ganz rüber. Das einzige wirklich herausstechende Merkmal ist sein häufiges "Hi hi", und da muß ich Ginny zustimmen... das wirkt eher störend.

Nachfolgend noch ein paar Detailanmerkungen:

Mister Harry Felton war ein fetter, rotgesichtiger und schwatzhafter Mann, seine Frau Ethel dafür umso dünner, blasser und schweigsamer. Mir war beides suspekt.

Ich denke, es müßte "Mir waren beide suspekt." heißen.

So nahmen sie wenigstens in meiner Anwesenheit kein Blatt vor dem Mund,

"...kein Blatt vor den Mund..."

Leute wie ich müssen leider dafür bezahlen, was weniger häßliche auch mal umsonst bekommen.

Ich kenne da ein paar Adressen von Abschleppschuppen. Aber Vorsicht, die Leute da... DAS ist Horror! :D

Bitte warten Sie doch hier, Sie haben sich seit einem Jahr nicht mehr gesehen.

Sinnentstellend, es müßte heißen: "...Sie haben sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen."
So, wie es da steht, hat John sich selbst seit einem Jahr nicht mehr gesehen.

Sodale,
das war´s zunächst einmal von mir.

Viele Grüße,
Somebody

 

Danke an euch zwei fürs Lesen und Kommentieren. Und das Lob, was ich natürlich immer gerne höre. Die meisten eurer Anmerkungen habe ich eingepflegt, und die hi-his gelöscht. Bißchen schade um sie, aber wenn es nervt...

@Ginny:
Der Ich-Erzähler erzählt das dem Kommissar und reagiert auf seine Einwürfe.
Ethel verschwand doch auch kurz nach Harry. Es gab für John nichts im Schloß zu tun. Natürlich litt er darunter, aber das ist außerhalb des Wahrnehmungsbereiches des Erzählers.

@Somebody:
Der Text IST in alter Rechtschreibung, so wie alle meine Texte. Na gut, ich geb´s zu, ein paar Elemente der neuen hab ich inzwischen übernommen. Vorwiegend die, die mir an der alten schon immer mißfallen haben (kleingeschriebene Substantive etc.)
Der Krüppel ist körperlich ein Krüppel, aber er hat keine konkrete Psycho-Macke. Es gab für mich keinen Grund, da was hineinzukonstruieren.

Ich denke, es müßte "Mir waren beide suspekt." heißen.
Nein, weil sich das nicht auf die Personen, sondern die beschriebenen Merkmale bezieht. Waren ursprünglich nur zwei, da war es noch klarer. Das passiert, wenn ich nachträglich was ändere: Ich übersehe Textstellen, die damit zusammenhingen. Hab´s jetzt auch geändert.
Sie haben sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen
Auch möglich, aber als ich es schrieb, dachte ich an "einander". Deswegen sich. Ich werde es stehenlassen.

r

 

Hallöchen nochmal,

Ethel verschwand doch auch kurz nach Harry.
Das hab ich natürlich verstanden, aber John hat das ja nicht mitbekommen, oder? Ich fand es halt ein bisschen merwürdig, dass sie erst ein Verhältnis miteinander haben und er dann ein Jahr lang verschwindet ... hätte gedacht, dass sie vielleicht, um kein Aufsehen zu erregen, einige Wochen keinen Kontakt gehabt und ihn dann wieder heimlich oder scheinbar unverbindlich (für Außenstehende) aufgenommen hätten, oder so ...
War deswegen leicht verwirrt.

Ginny

 

Doch, sicher hat er es mitgekriegt, aber was sollte er schon tun?
Und verschwunden ist er nicht, wie hätte der Krüppel ihm sonst einen Brief schreiben können?
Na gut, ich füge einen klärenden Satz ein...

r

 

Mit "verschwunden" meinte ich ja, dass er ein Jahr lang keinen persönlichen Kontakt gesucht hatte zu Ethel. Was ICH jetzt verwunderlich fand, andere dagegen vielleicht nicht.
Ist ja auch nicht wirklich wichtig für die Gesamtgeschichte, war nur ein kleiner Punkt, der mich stutzen ließ. ;)

 

Der Text IST in alter Rechtschreibung,

Schon klar, wollte ja auch nur sagen, daß ich mittlerweile völlig verunsichert bin, wenn es um deutsche Rechtschreibung geht. Wörter, für die die Orthographie-Zombies der Schulzeit mindestens eine Fünf im Diktat bekommen haben, gehen heute als richtig durch.

Da hat man sich abends mit seinem tollen LÜK-Kasten (Lerne-Übe-Kontrolliere) und ähnlichem Gedöne die deutsche Sprache eingebleut, und dann kommt ne Reform, und was passiert? Delphin heißt jetzt Delfin. Sowas würde mir nie über die Tasten kommen.

Der Krüppel ist körperlich ein Krüppel, aber er hat keine konkrete Psycho-Macke. Es gab für mich keinen Grund, da was hineinzukonstruieren.

Ich meinte ja nicht unbedingt ne Psycho-Delle. Aus dem häufigen "hi hi" habe ich entnommen, daß du ihm eine Eigenart mit auf den Weg gegeben hast. Nur fand ich ausgerechnet diese nicht so gelungen. Mein Vorschlag bezog sich auf eine Alternative irgendeiner Art, also nicht nur auf seine Psyche.

Um Gottes willen nichts reinkonstruieren. :dagegen:

Auch möglich, aber als ich es schrieb, dachte ich an "einander". Deswegen sich. Ich werde es stehenlassen.

Natürlich wußte ich, wie es gemeint war. Aber ich bleibe dabei: es ist falsch. :D

Grüsskes,
Somebody

 

Hallo Relysium,

Bis zum Mittelteil nahezu perfekt erzählt, auch in der richtigen Mischung aus Spannung, gute Charakterisierungen und einem Schuss Ironie.

Die doppelten Gänge haben mir gefallen (auch wenn dieses Motiv ab und zu in der Literatur auftaucht, aber lange nicht so oft wie die endlose Treppe. ;)).

Mit der Baum-Kreatur kann ich nicht so viel anfangen, obwohl mir die Formulierung "Ethel-Baum" sehr gut gefällt, auch die zugrunde liegende Deutung, dass es nur "Leute mit Anhang" trifft.

Kleinigkeiten:

Ich verkroch mich in den Geheimgang
> zwar nicht falsch,
Ich verkroch mich in dem Geheimgang
würde mir besser gefallen.

und den zweiten benutzte Misses Ethel Felton, ihrem angetrauten Ehemann von hinten eins überzubraten.
>, um ihrem ...

Pe

 

Hallo relysium!

Wette, hier hast du keine Zeilenbegrenzung gehabt:D

Derselbe Spaß, den du wahrscheinlich hattest, als du die Story gechrieben hast, den hatte ich auch beim Lesen - und zwar bis zum Schluß! Den Anfang fand ich nun wieder etwas mühselig, hatte aber wohl damit zu tun, dass man sich zurechtfinden musste in deiner Geschichte.

Zu Beginn dachte ich mir, dein Stil wäre nicht besonders sicher, aber den Eindruck musste ich im Laufe des Lesens zumindest teilweise revidieren.

Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass der Erzähler eine etwas stilvollere Sprache gepflegt und sich in seinem Benehmen auch nicht so sehr dem einfachen Volk angenähert hätte. Etwas distanzierter also zu den Geschehnissen.

Aber das war deine Strategie, und ich akzeptiere sie, ab dem Mittelteil hat mich das sowieso nicht mehr wirklich gestört - Spannung und so.:cool:

Hat mich also gefreut, von dir in dieses fluchbeladene, edle Gemäuer entführt worden zu sein.

So, jetzt werde ich mal in den Weiten von KG.de nachschauen, was du sonst noch zu bieten hast! :naughty:

Viele Grüße von hier aus!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom