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Das Geheimnis von Arcole

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11.04.2001
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Das Geheimnis von Arcole

Prolog


Sie kamen im Morgengrauen. Die Sonne war gerade über den Horizont gekrochen. Man konnte bereits erkennen, daß es ein sehr heißer Tag werden würde.
Ich befand mich im obersten Stockwerk des Raumhafentowers von Arcole. Von unserem Regiment war nur ein kümmerlicher Rest übrig. Gerademal 50 Leute hatten sich hierhin retten können. Alle anderen waren tot oder zumindest so gut wie tot, Arcole kannte da keine Gnade.
Eigentlich hatten wir es auch nicht anders verdient. Was hatten wir hier zu suchen?
Es geht um nationale Interessen, hieß es. Terra braucht Raum zum Leben und Ressourcen an Bodenschätzen zum überleben. Beides hatte Arcole. So hatte der Rat von Terra beschlossen es zu annektieren.
Seit dem Austritt aus der Föderation war es mit der Erde immer weiter bergab gegangen - sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Die z.Zt. amtierende, rechtsradikale "Regierung" näherte sich immer mehr einer Diktatur.
Wichtige Wirtschaftszweige waren zugunsten einer aus dem Boden gestampften Raumflotte geschlossen worden. Die sozialen Folgen waren unüberschaubar. Die offizielle Propaganda schob die Schuld daran den außerirdischen Völkern in die Schuhe. Man schuf ein Feindbild von dem man bald nicht mehr zurückkonnte. Der Prozeß hatte eine gewisse Eigendynamik erhalten. Als Außerirdischer auf der Erde zu leben war gleichbedeutend mit Selbstmord.
Der Ruf nach "Gerechtigkeit", gemeint war wohl eher Rache, ob der Hungersnöte auf der Erde und dem vermeintlichen Schlemmerleben auf anderen Planeten, wurde immer lauter.
Der Rat von Terra trat die Flucht nach vorn an.
Der Krieg wurde erklärt!
Millionen Menschen meldeten sich freiwillig zur Raummarine. - Der Wahnsinn begann!
Dutzende von Planeten wurden dem Erdboden gleichgemacht. Die, wirtschaftlich, bedeutenderen Völker innerhalb der Föderation wurden zuerst angegriffen. Von ihren Heimatplaneten sind heute nur noch Schlackehaufen übrig. Terra hatte gerade ihnen vorgeworfen an der wirtschaftlichen Misere Schuld zu sein. Sie hatten, mit Bedauern, den Austritt der Erde aus der Föderation zugelassen. Mit einem Krieg hatten sie nicht gerechnet.
Einige Völker deren Planeten an der Peripherie des ehemaligen Föderationsgebietes lagen, hatten Zeit genug einen Bund gegen die Erdstreitkräfte zu schließen.
Auf Arcole, einem eigentlich unbedeutendem Planeten irgendwo im Nichts kam es zu der allesentscheidenden Schlacht.
Wir hatten einen Brückenkopf errichtet, den Raumhafen von Arcole. Von dort aus wurden alle Operationen gesteuert.
Auch die Allianz hatte sich Stützpunkte auf Arcole gesichert.
Um die Eingeborenen dieses Planeten kümmerte sich niemand.
Arcole war vor ungefähr 150 Jahren von einem Forschungskreuzer der Föderation entdeckt worden. Zu Ehren eines Besatzungsmitgliedes, welches bei dieser Erkundung den Tod fand, wurde der Planet Arcole getauft. Die Eingeborenen befanden sich damals in einer Entwicklungsstufe, die der der Erde während der Bronzezeit entsprach.
Der Captain des Forschungskreuzers verhängte die übliche Schutzquarantäne über den Planeten und unterband damit für die nächsten 150 Jahre jeglichen Kontakt. - Bis zu dem Zeitpunkt an dem wir kamen.
Wir brachten den mannigfachen Tod. Bei der Auswahl von strategisch wichtigen Punkten auf der Planetenoberfläche wurde keinerlei Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung genommen. Wozu auch? - Es waren ja nur unterentwickelte, niedere Kreaturen, seltsam aussehend in ihren Bibern nicht unähnlichen Körpern.
Für die Menschen galten die Eingeborenen als vernachlässigbarer Faktor in diesem Krieg. Das Oberkommando beging in diesem Punkt den schweren Fehler terranische Maßstäbe und Entwicklungsgeschichte als universal anwendbare Wahrheit zu postulieren.
Anfangs hießen uns die Arcolianer (ihr eigener Name ist für unsere Zungen unaussprechbar) freundlich willkommen. Kurze Zeit nach Ausbau der Basis kamen jedoch die ersten Raumschiffe der Allianz. Mit denen wurde unsere Raumflotte spielend fertig, schließlich hatten wir schon so manchen bedeutenden Planeten in Schutt und Asche gelegt.
Unser intensives Interesse an Arcole (mittlerweile waren die Bodenschätze entdeckt worden) führte alsbald zu einer militärischen Konfrontation zwischen uns und der Allianz in bis dato ungekanntem Ausmaß.
Einige Millionen Soldaten beider Seiten waren auf den Planeten gebracht worden. Der Kampf um die Ressourcen war in vollem Gange.
Aber wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die bis dato so friedlichen Arcolianer griffen in das Kriegsgeschehen ein. Sie versorgten beide Seiten mit Informationen über den Gegner, die dazu führten, daß die Armeen sich gegenseitig aufrieben.
Die Arcolianer selbst gingen dabei so geschickt vor, daß die volle Wahrheit erst lange Zeit nach dem Krieg ans Licht kam. -
Aber ich schweife ab. Damals wußte ich von alledem nur einen Bruchteil.
Unser Scout, ein junger Arcolianer, schien uns vertrauenswürdig, als er von einer Offensive der Allianztruppen gegen den Raumhafen berichtete. Unser Regiment wurde zum Schutz des Raumhafens abkommandiert. Um den in einem Talkessel eines Hochgebirgszuges gelegenen Raumhafen zu erreichen, mußten wir sechs Tagesgewaltmärsche hinter uns bringen. Während dieses Marsches wurden wir mehrfach von Allianztruppen angegriffen. Argwöhnisch gegenüber unserem Scout wurden wir nicht. Es waren allerdings auch nicht alle Schwierigkeiten auf die Angriffe der Allianz-Truppen zurückzuführen. Auch unsere Technik versagte nur allzuoft.
Die Truppentransporter und die bewaffneten Gleiter waren für terranisches Normalklima gebaut, nicht für die auf Arcole dauernd umschlagenden Wetterfronten. Wir mußten fast stündlich einzelne Gleiter und oft auch einen Transporter aufgeben. Die Angriffe der Allianz-Truppen taten ein übriges.
Nachdem wir die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten erfuhren wir, daß unsere Flotte im Weltall vernichtend geschlagen worden war.
Diese Nachricht wirkte demoralisierend auf die Truppe. Viele Soldaten meinten, daß sie allein oder in kleinen Gruppen eher ihr Leben retten könnten. Auch das Oberkommando war inzwischen zu der Meinung gelangt, daß der Konvoi sich zugunsten kleinerer Einheiten auflösen sollte. Diese kleineren Einheiten hatten dann evtl. eine Chance zum Raumhafen durchzukommen. Dort erwartete man noch die Möglichkeit wahrnehmen zu können von den Resten unserer Flotte evakuiert zu werden. Den Raumhafen weiter zu verteidigen fiel eigentlich niemandem mehr ein.
Nun, viele schafften es nicht. Ca. 50 Leute fanden sich nach und nach in dem bereits verlassenen Raumhafen ein. Die ganze "Operation Arcole" war für die terranische Seite zu einem Desaster geworden. Die Allianz hatte zwar auch große Verluste zu beklagen, aber zumindest hatte sie den Sieg davongetragen.
Wir hatten den Sender der Basis notdürftig repariert und einen Funkspruch abgesetzt. Jetzt blieb uns nur noch zu warten und zu hoffen, daß ein Raumschiff kam um uns zu holen.
Am entscheidenden Morgen hatte es das Los bestimmt, daß ich Wache im Tower zu schieben hatte. Ich konnte mit Hilfe des Radars den ganzen Talkessel, in dem sich der Raumhafen befand, überwachen.
Das Radar meldete die Shuttle kurze Zeit bevor ich sie mit den Augen erfassen konnte. Sie kamen direkt aus der aufgehenden Sonne. Eigentlich ein grandioser Anblick. Bei weitem allerdings nicht so beeindruckend wie in dem 10 Jahre später gedrehten Spielfilm über diese entscheidende Schlacht des Krieges.
Ich hatte nur Angst!
Angst um den kümmerlichen Rest meines Daseins. Alle Illusionen, die ich vielleicht bei Beginn des Krieges gehabt hatte, hatte ich verloren.
Das notdürftig geflickte Radar gab mir keine Hinweise auf die Herkunft der Shuttle. Wie sollte ich mich verhalten? Wenn ich Alarm schlug, fingen vielleicht ein paar übereifrige damit an auf die Shuttle zu schießen - und forderten damit einen Angriff heraus, bei dem wir keine Überlebenschance haben würden. Denn eigentlich glaubte keiner mehr daran, daß wir von unseren Leuten abgeholt würden!
Ich beschloß keinen Alarm zu geben!
Die Shuttle landeten in einem Halbkreis vor dem Tower, in dem wir uns verschanzt hatten. Soldaten stürzten aus den geöffneten Türen und stürmten das Gebäude. Ich hatte Recht gehabt. Es waren Soldaten des Gegners.
Vereinzelt waren Entladungen von Phaserwaffen zu hören.
Ich ergab mich den zwei Soldaten, die kurze Zeit später mein Stockwerk erreichten. Meine Kameraden wurden fast alle im Schlaf überrascht. Zum Glück gab es bei dieser, für uns letzten, Schlacht, keine Toten mehr zu beklagen. Für uns begann eine mehrjährige Kriegsgefangenschaft.

Das Testament

- I -

Tot! Alec konnte es nicht glauben. Er stellte sich seine Großmutter immer noch so wie damals vor, als er nach dem Tode seiner Eltern, beide waren einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen, von ihr im Krankenhaus abgeholt worden war.
Damals hatte sie auf ihn großen Eindruck gemacht, mit ihren langen, schlohweißen Haaren. Eigentlich seltsam, in den dreißig Jahren, die er sie gekannt hatte, hatte sie sich nicht gewaltig verändert. Sicherlich war sie älter geworden, aber das sah man ihr nicht an.
Sein Vater hatte einmal zu ihm gesagt, daß seine Mutter alle überleben würde, so vital wie sie sei. - Nun war sie tot.
Die Nachricht der Rechtsanwälte erreichte ihn mit ca. 1 Jahr Verspätung. Er war mit einem der ersten Raumer, die die Siegermächte der Erde mittlerweile wieder zugestanden auf einer fünf Jahre dauernden Forschungsmission im interstellaren Raum unterwegs gewesen. Er war vor rd. zwei Wochen auf Alpha Centauri von Bord gegangen. - Seine Großmutter hatte die letzten Jahre ihres Lebens dort verbracht. Auf der Erde war ihr das Leben als Veteranin des Krieges sehr schwer gemacht worden. - Das Schiff würde ihn, wenn alles klappte, in sechs Monaten, nach der Instandsetzung und Neubestückung auf Terra, wieder aufnehmen. In der Zwischenzeit hatte er genug Muße sich um die Angelegenheiten seiner verstorbenen Großmutter zu kümmern.
Sechzig Jahre nach dem Krieg stellte sich Alpha Centauri eigentlich immer noch recht schmuddelig dar. Die Kriegsfolgen waren vielerorts noch nicht beseitigt, es war heutzutage billiger einfach neue Häuser zu bauen anstatt die alten, halb zerstörten, wieder aufzubauen oder zumindest den Schutt fortzuräumen.
Alec wanderte ziellos durch die Straßen. Das Haus in dem er viele Jahre seines Lebens verbracht hatte, war im Auftrage seiner Großmutter, von den Testamentsvollstreckern vermietet worden. Die wenigen Habseligkeiten waren, ebenfalls auf Geheiß seiner Großmutter, bei einer öffentlichen Versteigerung unter den Hammer gekommen. Das Einzige, was ihm geblieben war, war ein kleines Bankkonto und ein versiegelter Umschlag. - Er tastete, wie schon so oft in den letzten zwei Wochen wenn er daran dachte, in seiner Tasche danach. Den Mut ihn zu öffnen hatte er bis jetzt noch nicht gefunden. Er war sich nicht so sicher, ob er wissen wollte, was seine Großmutter ihm über ihren Tod hinaus mitzuteilen hatte. - Alec starrte auf das schmutzige Wasser des Kanals, der sich hier durch die Stadt wälzte. Er sah eine mittelgroße, eher unscheinbare Gestalt, die irgendwie zu dem trostlosen Ambiente der Stadt paßte.

Er erinnerte sich an den guten Rat des Rechtsanwaltes, das Haus möglichst bald zu verkaufen, da es in einem relativ schlechten Zustand sei und die zu erwartenden Reparaturaufwendungen in keinem Verhältnis zu den Mieterträgen stünden. Von der wirtschaftlichen Seite aus betrachtet mochte der Mann ja Recht haben, aber was sollte Alec denn dann als sein Zuhause bezeichnen? Wohin sollte er nach seiner nächsten Fahrt an Bord des Interstellarschiffes gehen? Der Tod seiner Großmutter hatte ihm alles genommen - so schien es zumindest im Augenblick - was er auf der Welt (Komischer Ausdruck, dachte er. Jetzt ziehen wir schon seit Jahrhunderten durch die Galaxis, aber unsere Sprache ist noch immer planetengebunden.) hatte.
Alec wandte sich ruckartig vom Kanal ab und wanderte langsam weiter durch die Stadt. Immer wieder kamen Erinnerungen hoch. So manches der älteren Häuser war ihm aus seiner Jugend her noch gut bekannt. Trotzdem hatte sich in den letzten fünf Jahren einiges verändert. Die Stadt wurde langsam, aber unaufhaltsam größer. Der Einfluß der Siegermächte auf die Wirtschaft und das öffentliche Leben wuchs fast noch stärker - und mit ihm der Haß.
Der Haß war eigentlich das, was Alec am meisten störte und verwunderte. Von seiner Großmutter war er mit großer Geduld ihrerseits zu einem möglichst toleranten und im Umgang mit Fremdintelligenzen vorurteilsfreien Menschen erzogen worden. Ganz anders sah es mit vielen seiner Altersgenossen aus. Diese überschlugen sich oft in ihrem Haß gegenüber Nichtmenschen. Alec konnte die Entstehung des Hasses zwar nachvollziehen - die von den Siegermächten noch immer ob des von der Erde verlorenen Krieges fortgesetzten Repressalien dauerten weiter an. Er konnte aber nicht verstehen, warum man nicht versuchte mit den Fremden auf andere Weise klarzukommen, zu Zeiten der Föderation war es ja schließlich ebenfalls möglich gewesen.
Ein irdischer Philosoph hatte vor einigen hundert Jahren einmal gesagt, daß irrationaler, aus religiösen oder kulturellen Gründen entstandener, Fremdenhaß für die Menschen typisch sei. Alec konnte und wollte sich mit dieser Aussage nicht abfinden. Er war der Meinung, daß dies zwar auf einzelne Menschen, wie auch Nichtmenschen, zutraf, aber beileibe nicht auf alle. Auch wenn es z. Zt. anders aussah.
Langsam näherte er sich wieder der Kaschemme, in der er eine Unterkunft gefunden hatte. Er hatte sich, mit Rücksicht auf seinen mageren Geldbeutel, hier einquartiert. Die Preise auf Alpha Centauri waren, im intergalaktischen Vergleich gesehen, relativ hoch.
In seinem Zimmer angelangt warf er sich auf sein Bett und sinnierte vor sich hin.
Eigentlich gehörte er doch gar nicht mehr hierher, dachte er. An Bord des Interstellarschiffes hatte er zwar oft Sehnsucht nach Alpha Centauri gehabt, aber die Realität zeigte ihm, daß sein Platz nicht hier war. Er sehnte sich wieder zurück an Bord des Raumschiffes. Dort hatte er sich wohlgefühlt - zumindest wohler als hier.
Er erhob sich von seinem Bett um sich auszuziehen. Als er seine Jacke abstreifte erinnerte ihn ein leises Knistern erneut an den Umschlag, der in einer Seitentasche steckte.
Jetzt oder nie, dachte er. Wenn ich ihn jetzt nicht öffne werde ich vermutlich nie mehr den Mut dazu finden.
Alec kramte in seiner Tasche, zog ein Klappmesser hervor und erbrach das Siegel. Seine Großmutter hatte schon immer einen gewissen Hang zu theatralischem Gebaren gehabt, er konnte sich insofern einem Lächeln ob des Siegelwachses nicht erwehren.
Aus dem Umschlag fielen rd. ein Dutzend handgeschriebene Seiten auf den Boden. Alec hob sie auf und begann zu lesen.

- II -

Lieber Alec, ich hoffe, daß Du diese Zeilen einmal lesen wirst. Während ich dies hier schreibe befindest Du Dich schon drei Jahre lang an Bord des Sternenschiffes. Ich hoffe, es geht Dir gut. Deine letzte Nachricht habe ich vor rd. einem Jahr erhalten. Es heißt der Kontakt zu Euch sei abgebrochen. Viele meiner Nachbarn meinen ich solle keinem Hirngespinst zum Opfer fallen und die Realität endlich anerkennen.
Sie meinen, daß ihr nicht zurückkommen werdet. Ich bin da anderer Meinung.
So, nun aber genug geschwatzt. Du wunderst Dich sicher warum ich diese Zeilen hier schreibe, aber ich habe meine Gründe. Ich werde dieses Schreiben bei Rechtsanwälten hinterlegen. Sollte mir etwas zustoßen, so wirst Du es von Ihnen erhalten. Du bist der einzige Mensch, und das ist wirklich so gemeint wie ich es hier schreibe, dem ich in dieser Hinsicht vertrauen kann.
Leider habe ich nicht die notwendigen Kontakte zur Allianzregierung, sonst würde ich mich direkt an sie wenden und nicht an Dich.
Ich wage es auch z. Zt. nicht selber die notwendigen Erkundigungen vorzunehmen, da ich annehme, daß ich überwacht werde. Ich weiß nicht wie Du Dich entscheiden wirst wenn Du die beiliegenden Zeilen gelesen hast, Du solltest aber schon jetzt wissen, daß Du es nach dem Lesen dieser Zeilen nicht leicht haben wirst. Solltest Du also von einem gemütlichen Leben im Lehnstuhl vor dem Kamin träumen, so prophezeihe ich Dir hiermit, daß Du dies nicht haben wirst.
Ich hoffe, daß Du weiterliest und entsprechend handelst, so wie ich gehandelt hätte, wenn ich noch jung gewesen wäre.
Vielleicht ist es mir ja auch noch möglich Dir persönlich alles zu erzählen. Ich wünsche es mir sehr, wahrscheinlich ist es nicht. Lebe also wohl und paß' auf Dich auf.
Deine Julia

- III -

Alec blickte auf und lies den Zettel sinken. Was hatte das alles zu bedeuten? Was wollte seine Großmutter ihm hier mitteilen? Vor allem, was meinte sie mit diesen Andeutungen bezüglich ihres wahrscheinlich bevorstehenden Todes?
Altersschwach oder senil war sie nicht gewesen. Die Rechtsanwälte hatten ihm mitgeteilt, daß seine Großmutter einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen war.
Sie hatte geschrieben, daß sie überwacht würde. Wollte sie damit andeuten, daß sie fürchtete ermordet zu werden?
Alec zuckte zusammen, als der Scheinwerfer eines auf der Straße vorbeifahrenden Gleiters das Zimmer plötzlich erhellte.
Er eilte zum Fenster um die Rolladen herunterzulassen. Beiläufig warf er einen Blick durch das Fenster auf die andere Straßenseite. Dort stand eine, in einen dunklen Regenmantel gehüllte, Frau, die aufmerksam die Fenster des "Hotel Imperial" zu beobachten schien. Für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke, dann drehte sie sich abrupt um und verschwand in einer Seitengasse.
Alec stand wie versteinert am Fenster. Du siehst Gespenster, versuchte er sich einzureden, aber es klappte irgendwie nicht. Der trostlose Tag, der Brief seiner Großmutter und seine allgemeine Verfassung hatte ihn empfänglich für eine gewisse Paranoia gemacht.
Er verschloß das Fenster mit den Rolladen und ging zu Bett. Er lag lange wach bevor der Schlaf sein Recht forderte. Immer wieder gingen ihm dieselben Gedanken durch den Kopf.
Sollte er weiterlesen oder sollte er alles als gegeben hinnehmen und sein Leben so weiterleben wie er es geplant hatte?
Kurz bevor er einschlief faßte er den Entschluß zumindest das Schreiben seiner Großmutter bis zum Ende zu lesen. Evtl. ergaben sich ja Anhaltspunkte bezüglich ihrer Todesahnungen.
Am nächsten Morgen beschloß Alec sich in ein Straßencafe zu setzen und dort in Ruhe das Testament seiner Großmutter, er beschloß die handgeschriebenen Blätter so zu nennen, zu lesen.
Der Tag begann relativ vielversprechend, nicht so grau und düster wie der vorige. Auch die tiefe Melancholie, in die er gestern verfallen war schien wie weggeblasen.
Nach einem kurzen Fußweg ins Zentrum der Stadt fand er in einer Fußgängerzone ein ansprechendes Straßencafe, bestellte sich einen Cappuccino und begann zu lesen.

- IV -


Der wirtschaftliche Zusammenbruch war schlimm. Wie Du sicher weißt lebte ich damals auf der Erde. Und diesen Planeten traf es besonders hart aufgrund seiner veralteten Technologie und der mangelnden Innovationsbereitschaft. Die Erde schaffte den Strukturwandel einfach nicht.
Damals war mir das leider noch nicht klar, aber kann man das von einem gerademal 18 jährigen Menschen erwarten?
Meine Eltern verdienten gerademal genug um sich selber durchzubringen, so daß mein Vater mir zu verstehen gab, ich solle mal langsam für mich selber sorgen. Ich versuchte es mit mehreren Jobs, fand aber nicht das Richtige.
Mit der Zeit wurde ich empfänglich für die Parolen der Regierung. Die neu aufzustellende Armee verhieß gute Bezahlung, einen krisensicheren Job und die Möglichkeit den Schuldigen, den Aliens wie ich damals zu wissen glaubte, alles heimzuzahlen was sie uns angetan hatten.
Meine Eltern unterstützten mich in dem Plan und so ging ich kurze Zeit später in eins dieser Rekrutierungsbüros in dem sie einem alles Mögliche erzählen und die Armee so positiv darstellen wie sie noch nie dargestellt worden ist.
Ich wurde den "Marines" zugeteilt. Damals wußte ich noch nicht, daß das der Truppenteil werden sollte, der immer und überall die Kastanien aus dem Feuer zu holen hatte.
Nach zwei Jahren unsagbar harten Trainings auf dem Mond und in den Sandwüsten des Mars ging es los. Der Krieg wurde erklärt. Allerdings hingen unsere, in relativer Unkenntnis der anderen Mitglieder der Föderation gebauten, Kampfraumschiffe bereits in der Umlaufbahn um den ersten "feindlichen" Planeten, als die Kriegserklärung diesen erreichte.
Das Bombardement dauerte nicht lange, von dem damals so prächtigen Planeten und seinen Bewohnern ist heute nur noch ein Schlackehaufen übrig.
Für uns an Bord der Raumschiffe sah das ganze eher wie ein Videospiel aus. Die Leiden der Bevölkerung bekamen wir nicht mit.
Das sollte anders werden als der Krieg sich in die Peripheriezone der ehemaligen Föderation verlagerte.
Auf Arcole, einem bis dato (und heute auch wieder) unbedeutenden Planeten wurden wir als Bodentruppen eingesetzt. So erlebten wir den Krieg hautnah und vielen wurde so langsam klar, was hier wirklich gespielt wurde.


- V -

"Ihr Cappuccino..." Der Kellner stellte die Tasse vor Alec auf den Tisch. Dieser, im Lesefluß unterbrochen, blickte auf.
"Danke," murmelte er während er dem Kellner seine Kreditkarte zuschob. Die nicht von Alpha Centauri stammende Karte erregte sichtbares Mißfallen beim Kellner, wurde schließlich aber doch akzeptiert.
Alec wollte sich gerade wieder in das Testament seiner Großmutter vertiefen als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Nebentisch wahrnahm. Er drehte seinen Kopf etwas weiter und blickte direkt in das Gesicht einer etwa 35 jährigen Frau, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Ihr etwas gebräuntes Gesicht wurde von dunkelbraunen, langen Haaren eingerahmt. Sie trug die hier auf Alpha Centauri übliche Kleidung, eine grellbunt gemusterte, weite Hose und ein weißes Sweatshirt. Ihre Schuhe waren, für Alec unsichtbar, unter dem Tisch versteckt.
Die Frau lächelte ihn offen an während sie dem Kellner winkte. Alec, der sich plötzlich wie ein kleiner Junge, der bei einer Dummheit erwischt worden war, vorkam, lief rot an, drehte sich unvermittelt wieder um und vertiefte sich, um nicht weiter aufzufallen, wieder in das Testament.

- VI -


Der Rat von Terra führte einen Eroberungskrieg, der als Nebenprodukt den Genozid an vielen außerirdischen Intelligenzen lieferte.
Ich war bei vielen sogenannten entscheidenen Schlachten auf Arcole dabei. Die schlimmste, weil nervenaufreibendste, war aber die um den Raumhafen von Arcole.
Trotz allem konnte ich dieser Zeit auch schöne Aspekte abgewinnen, denn ich lernte Fred kennen.
Seltsam - in all den Jahren die ich Dich jetzt kenne habe ich Dir noch nie von ihm berichtet.
Fred war Soldat, wie ich. Er stammte aus einem kleinen Kaff irgendwo in Großbritannien, das ist ein kleines Land auf der Erde, Alec.
Er war darüberhinaus der einzige, mit dem ich mich mal unterhalten konnte. Bei den anderen "Kameraden" kam meistens nur "geistiger Dünnschiß" (verzeih' mir bitte diesen Ausdruck, aber es war wirklich so) heraus, sobald sie den Mund öffneten.
Wir verlebten trotz allem eine Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere. Später, in der Gefangenschaft der Allianz wurden wir voneinander getrennt. Ich habe Fred erst Jahrzehnte später wiedergesehen, zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits ein Kind von Deinem Großvater. Wer weiß, wenn der Krieg nicht gewesen wäre? - Aber dann hätte ich Fred höchstwahrscheinlich überhaupt nicht kennengelernt!
Alec, Fred ist wichtig! Du mußt ihn aufsuchen! Wenn Du bereits soweit gelesen hast, hast Du hoffentlich Deine Entscheidung bereits gefällt. Ich weiß, daß ich eigentlich nicht das Recht habe von Dir zu verlangen, Dein Leben völlig umzukrempeln, aber glaube mir, es ist wichtig. Da Du diese Zeilen jetzt liest und ich Dir alles nicht mehr persönlich sagen kann, ist es sogar noch wichtiger geworden.
Alec, ich kenne hier niemanden, dem ich wirklich vertraue. ich kann deshalb hier auch nicht mehr schriftlich festhalten. Evtl. gelangt dieser Brief ja in falsche Hände.
Ich beschwöre Dich noch einmal, bitte suche Fred auf! Du wirst ihn auf Arcole finden! Er will dort einigen Dingen auf den Grund gehen. Ich wollte ihm eigentlich dabei helfen, aber ich kann hier nicht weg, ich würde nur Fred in Gefahr bringen, wenn ich ihm folgen würde.
Also, geh nach Arcole und suche Fred Ito, mehr als den Namen kann ich Dir nicht bieten, aber viele Menschen gibt es auf Arcole nicht, Du wirst ihn sicher schnell finden.


- VII -

Vor Alecs Augen verschwammen die Zeilen langsam. Er konnte sich nicht darauf konzentrieren weiterzulesen.
Die Stimme kam wie aus dem Nichts und erschreckte ihn nicht wenig. "Entschuldigung, aber ich glaube wir kennen uns von früher." Es war die Frau, die am Nebentisch gesessen hatte. Von Alec unbemerkt war sie aufgestanden und stand nun, ihre Tasse in der Hand haltend direkt vor ihm. Er blickte auf. "Ich bin's, Natascha, Natascha Seru - und du bist Alec Gisborn, wenn mich nicht alles täuscht."

Alec starrte noch immer ziemlich perplex in ihr Gesicht. <Natascha,> dachte er. <Natürlich, das Mädchen aus einem der Nachbarhäuser, ungefähr 100 Meter von Großmutters Haus entfernt. Wir haben früher miteinander gespielt.>

"Na gesprächig bist du ja gerade nicht, soll ich mich lieber verziehen?"

"Nein, nein. Entschuldige bitte, ich war in Gedanken. Bitte Setz' dich." Alec sprang auf und stieß dabei fast den Stuhl um.

Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen setzte sich die Frau an den Tisch. Alec, der sich nunmehr stehend recht deplaziert vorkam, zog den Stuhl wieder heran und nahm ebenfalls platz. "Ich habe dich nicht gleich wiedererkannt, es tut mir leid, wenn ich unhöflich war," sagte er um seine Unsicherheit zu verbergen.

"He, jetzt haben wir uns rund 10 Jahre nicht gesehen und innerhalb der ersten zwei Minuten entschuldigst du dich bereits zum zweiten Mal," sagte sie etwas belustigt. "Ich hoffe es geht jetzt nicht so weiter. - Was machst du denn so? Ich glaube damals wolltest du doch Raumfahrttechniker werden, oder?"

"Ich bin im Moment etwas durcheinander, Natascha. Vor ein paar Wochen bin ich nach langer Abwesenheit erst wieder hier eingetroffen. Leider mußte ich feststellen, daß meine Großmutter während meiner Abwesenheit verstorben ist. - Na ja, und jetzt sitze ich hier und überlege was ich als nächstes anfange."

"Oh, das tut mir lied. - Das mit deiner Großmutter meine ich. Ich habe sie ja auch gekannt. Eine lebenslustige Frau - und zudem noch sehr rüstig für ihr Alter. Sie war deine einzige Verwandte hier, nicht war?"

"Ja, meine Eltern sind früh gestorben. Geschwister oder andere Verwandte habe ich nicht. Es ist schon seltsam. Während der letzten fünf Jahre war ich draußen im All. Es hat mir nicht besonders viel ausgemacht keinen Kontakt zu ihr zu haben - aber jetzt wo sie tot ist, ist es schon seltsam. Ich weiß nicht mehr so recht wo ich hinsoll. Eigentlich hält mich hier nichts mehr. Ich schätze, ich werde das Haus verkaufen und endgültig zu einem Vagabunden zwischen den Sternen werden. - Aber jetzt habe ich genug sentimentales Zeug geschwatzt. Was machst denn du so?" mit diesen Worten griff Alec nach seiner Tasse Cappuccino und trank einen Schluck.

"Oh, frag' lieber nicht," sagte sie und warf mit einer theatralischen Kopfbewegung ihre Haare zurück in den Nacken. "Ich bin bei der Polizei. Vielleicht erinnerst du dich noch an früher. Ich hatte ja schon immer den Wunsch nach Abenteuer. - Allerdings mehr in der Richtung eines Space Rangers. Da uns eine solche Polizeitruppe von den Siegermächten z.Zt. immer noch nicht zugestanden wird, bin ich halt zur Verkehrspolizei gegangen. - Darf ich dir vorstellen, Natascha Seru, mittlere Laufbahn im centaurischen Verkehrsüberwachungsdienst, 33 Jahre alt, kaum Chancen irgendwie aufzusteigen. Also warte ich auf meine Rente. In der Zwischenzeit mache ich es mir so gemütlich wie möglich. In zwei Tagen habe ich erst mal Urlaub!" mit einem Lachen lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück.

"Urlaub, schön für dich. Wo geht's denn hin?" fragte Alec relativ desinteressiert während seine Gedanken wieder zum Tod seiner Großmutter abschweiften.

"Wohin weiß ich noch nicht. Ich will einen der Last Minute Flüge erwischen. Auf jeden Fall weg von diesem Planeten. Vielleicht irgendwo an den Rand des bekannten Universums, auf irgendeinen gerade erschlossenen Kolonialplaneten - mal sehen. Aber ich glaube du hörst mir gar nicht richtig zu."

Alec merkte wie er rot wurde, "Du hast Recht, ich höre nur mit einem halben Ohr hin." Er machte eine Handbewegung zu dem Testament seiner Großmutter, welches auf dem Tisch vor ihm lag. "Ich bin in Gedanken dabei."

"Was ist das?" fragte Natascha interessiert. "Von deiner Großmutter?"

"Ja, ihr Testament, wenn man so will. Und außerdem eine Art Abschiedsbrief an mich."

"Abschiedsbrief? Wenn mich nicht alles täuscht ist sie doch vor etwas über einem Jahr bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Wieso dann ein Abschiedsbrief?" Natascha rückte ihren Stuhl näher zum Tisch.

"Sie hatte wohl das Gefühl überwacht und bedroht zu werden. Zwischen den Zeilen lese ich richtige Todesangst. Sie hat schon lange vor ihrem Tod diese Zeilen bei Anwälten für mich deponiert. Entweder Paranoia oder - ....." Er starrte gedankenverloren vor sich hin. "Natascha, du hast vorhin gesagt, daß du bei der Verkehrspolizei arbeitest. Kannst du die Akte über meine Großmutter einsehen?" Alec blickte erwartungsvoll in ihr Gesicht.

"Holla, holla, das ist aber starker Tobak. Alec, weißt du was das heißt? - Ich meine unsere alte Freundschaft in allen Ehren, aber das ist schon ein bißchen viel verlangt, oder? Natürlich könnte ich die Datei aufrufen und sie mir ansehen, aber dir dürfte ich keine Einsicht gewähren. Wenn ich es täte würde ich meinen Job riskieren, tut mir leid - nichts zu machen." Mit diesen Worten stand sie auf. "Ich muß jetzt auch los, die Arbeit ruft, mach's gut. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder. Bis dann." Ziemlich hastig verließ sie das Straßencafe und verlor sich in der Menschenmenge.

Alec blickte ihr noch lange gedankenverloren nach. Er hatte es falsch angefaßt. Irgendwie war es ja selbstverständlich, daß sie so reagieren mußte. Wer war er denn für sie? Ein alter Bekannter, den sie seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Verständlich, daß sie abgelehnt hatte.
Alec erhob sich und griff nach dem Testament seiner Großmutter als er plötzlich einen harten Stoß in den Rücken versetzt bekam. Er stolperte und fiel vornüber auf den Tisch und mit diesem zu Boden. Aus den Augenwinkeln konnte er gerade noch eine dunkelgekleidete Gestalt wahrnehmen, die das auf den Boden gefallene Schriftstück ergriff und davonrannte.
Eine Verfolgung des Täters kam nicht mehr in Betracht. Er war bereits im Gewühl der Fußgängerzone verschwunden.

Der Kellner, der zufällig alles mitangesehen hatte, kam auf ihn zu. "Hören sie, ich will hier keinen Ärger," sagte er während er Tisch und Stühle wieder aufrichtete. "Sie kommen doch von Außenwelt, nicht wahr? - Damit müssen sie hier rechnen. Wenn ich ihnen einen guten Rat geben darf, dann verschwinden sie dahin wo sie hergekommen sind." Aus seinen Augen sprach offene Feindschaft.

Alec gab sich nicht die Mühe ihm zu erläutern, daß er centaurischer Bürger sei. Seine fünfjährige Abwesenheit hatte auch bei ihm den Eindruck erweckt hier nicht mehr hinzugehören.
Er beschloß den Diebstahl auf dem nächsten Polizeirevier anzuzeigen und verließ das Straßencafe.

- VIII -

Der "Portier" des "Hotels Imperial" blickte nur kurz auf als Alec das Haus betrat. "Hier war eine junge Lady die nach ihnen gefragt hat," brummte er in seinen nicht vorhandenen Bart. "Sie wollte aber nicht warten, hat nur das dagelassen."
Alec griff nach dem Zettel, den ihm der "Portier" über den Tresen zuschob. "Ich würde da nichts anbrennen lassen," fuhr der "Portier" mit einem vielsagenden Grinsen fort. "Die war ziemlich scharf drauf sie zu treffen."

Alec wandte sich wortlos ab und begab sich auf sein Zimmer. Zuerst die Abfuhr im Cafe und jetzt dies. Melde dich so schnell als möglich, Natascha, stand auf dem Zettel. Wenn man dem "Portier" glauben schenken durfte, hatte sie es außerdem verbal noch dringender gemacht.

Alec begab sich zu dem Terminal am Bett und tippte die Nummer, welche Natascha ebenfalls auf dem Zettel notiert hatte, ein.
Der Bildschirm zeigte zuerst das stupide BITTE WARTEN Signal, dann wechselte das Bild und Natascha war zu sehen. Ihre Augen wanderten ruhelos hin und her, so als ob sie überprüfen wollte, wer sich im Zimmer aufhielt.

"Endlich, wo warst du den ganzen Tag?" Alec hob zu einer Antwort an wurde aber sofort wieder unterbrochen. "Egal, wir müssen uns sofort sehen. Paß auf, an der Straßenecke unten neben deinem Hotel ist ein Pub. Setz' dich da an die Theke, ich komme sofort vorbei." Ihre Augen zuckten noch immer panisch hin und her. "Und beeil' dich."

"Aber, was soll das? Warum...?" Alec wurde von ihr unterbrochen.

"Ich hab' jetzt keine Zeit für Erklärungen, beeil' dich einfach, ja? Bis gleich!" Der Bildschirm wurde schlagartig dunkel und ließ Alec irritiert in seinem einsamen Zimmer zurück.

<Verrückt,> dachte er. <Absolut verrückt. Was hat das jetzt zu bedeuten?>

Der "Portier" sah wiederum nicht auf, als Alec an ihm vorbeiging und das "Hotel Imperial" verließ. Nichtsdestotrotz hatte er den Eindruck, als wisse der er genauestens wer sich gerade im Hause aufhielt und wer nicht.

Der Pub war eine sehr heruntergekommene, im Kellergeschoß des Nachbarhauses gelegene Spelunke, die um diese Uhrzeit nur spärlich besucht war. An der Theke waren nur zwei Plätze besetzt. Alec nahm am hinteren Ende der Theke platz, so konnte er den Eingang genauestens beobachten.

"Sie werden am Videophon verlangt," sagte die Kellnerin als sie das bestellte Bier vor ihm abstellte. "Das macht 50 Kredits, Vorkasse bitte." Die Inflation galoppierte. Vor fünf Jahren hatte ein Bier gerade mal 1/10 dessen gekostet, was er nun bezahlen mußte.

"Sind sie sicher, daß ich gemeint bin?" fragte Alec während er seine Kreditkarte zückte.

"Klar, sie sind der einzige Außenweltler, der z.Zt. in diesem Raum ist. Das Terminal ist da hinten," mit einer vagen Handbewegung deutete sie in die fast finstere, der Theke gegenüberliegende Ecke des Raumes. Mit etwas Anstrengung konnte Alec hinter dem ziemlich ramponierten Billardtisch eine Videophonanlage erkennen. Er stand auf und ging hinüber. "Sie müssen nur den grünen Knopf drücken, dann ist der Apparat empfangsbereit," rief die Kellnerin ihm nach.

Alec tat wie ihm geheißen. Der Bildschirm erhellte sich, einige Schlieren zuckten darüber hinweg aber schließlich stabilisierte sich ein Bild. Es war - Natascha!

"Du...," brachte er erstaunt hervor. "Was...?"

"Keine Zeit," unterbrach sie ihn schroff. "Ist dir jemand gefolgt?"

Reflexartig drehte Alec sich um und spähte durch das Lokal. Nach ihm waren keine weiteren Gäste hereingekommen. "Nein, ich glaube nicht. Aber was soll...?"

Natascha unterbrach ihn wieder. "Alec, nimm deine Beine in die Hand und komm zum Raumhafen. Schnell! Paß auf ob dir jemand folgt. Falls ja, versuche ihn abzuschütteln. Beeil' dich. Mehr kann ich jetzt nicht sagen. Glaub' mir, du bist in Gefahr! Ich hoffe diese Leitung wird nicht überwacht, aber man kann ja nie wissen. Das Terminal in deinem Hotel ist bestimmt verwanzt!" Ihre Stimme war schon fast hysterisch. "Alec, beeil' dich, ich warte vor den Abflugschaltern. Allerdings nicht zu lange, ich bin nicht lebensmüde." Der Bildschirm war wieder dunkel, sie hatte die Verbindung unterbrochen.

Alec drehte sich um und ging zur Theke zurück. Während sein Blick nochmals forschend durch den Raum glitt, öffnete sich die Eingangstür und ließ zwei muskelbepackte, in lange Mäntel gekleidete Männer herein. Die beiden steuerten zielsicher die Bar an und ließen sich nicht weit von Alecs einsam dastehenden Bierkrug nieder.
Alec lenkte seine Schritte an der Bar vorbei in Richtung Toilettentür. Er wollte erst mal in Ruhe über die Gespräche mit Natascha nachdenken bevor er eine Entscheidung fällte.
Er hatte die Tür noch nicht ganz erreicht, als er aus dem Augenwinkel wahrnahm, daß auch einer der beiden Gorillas, er beschloß die zwei zuletzt eingetroffenen Gäste so zu nennen, aufstand und sich in Richtung Toilettentür begab.
Die nervliche Belastung der letzten Tage und vor allem das letzte Gespräch mit Natascha führten zu einer Art Kurzschlußreaktion gepaart mit absolut irrationaler Panik bei Alec. Seine gemütliche Gangart wechselte abrupt in einen Laufschritt. Er rannte, ohne auf die im Weg stehenden Tische und Stühle zu achten, zum Ausgang. Mehrere Stühle fielen zu Boden, doch dies registrierte er überhaupt nicht.
Auf der Straße angelangt blickte er sich panikerfüllt um, doch es schien ihm niemand zu folgen. Den Weg zum Raumhafen legte er so schnell als möglich zurück. Er wechselte mehrmals die Verkehrsmittel, dabei achtete er unentwegt auf etwaige Verfolger. Entdecken konnte er jedoch keine. Nach und nach verlor sich seine Panik ein wenig. Als der Raumhafen endlich in Sicht war begann er sich sogar wieder zu fragen ob er nicht ein wenig überdimensioniert reagiert hatte. Allerdings blieben da immer noch Nataschas rätselhafte Andeutungen.

Der Raumhafen von Alpha Centauri zeugte noch immer vom vergangenen Glanz des Zeitalters der Föderation. Alpha Centauri war damals, neben der Erde, die bedeutendste Sternenbasis der Föderation in diesem Sektor gewesen. Heutzutage wurden allerdings die Kapazitäten des Raumhafen maximal zu einem Zehntel ausgenutzt. Die wirtschaftliche Misere und der auf der Seite der Erde verlorene Krieg waren die Ursachen hierfür.

Die Abflugschalter waren leicht zu finden. Natascha stürzte sofort auf ihn zu, als er die Abflughalle erreichte und zog ihn in eine relativ verdeckt liegende Nische.

"Ist dir jemand gefolgt?" fragte sie völlig außer Atem.

"Nein, ich glaube nicht. Was ist denn überhaupt los mit dir?" Alec sah ihr forschend ins Gesicht. "Warum bestellst du mich zuerst in den Pub und dann hierher, fast schon mit Geheimdienstmanier?"

"Alec, wir haben nicht viel Zeit. Der nächste Flug von hier weg geht in einer Viertelstunde. Ich werde auf jeden Fall an Bord sein, eine Karte für dich habe ich auch besorgt. Ich hoffe, daß du vernünftig genug bist mitzukommen," ihre Augen glitten wieder ruhelos durch die Abflughalle. "Wir müssen vorsichtig sein, daß uns niemand folgt," sagte sie noch einmal.

"Warum, Natascha? Was soll das Ganze? Wer soll uns folgen? Warum bin ich in Gefahr? Wo willst du denn hin?" sprudelte es aus Alec heraus.

"Warum? Oh, Alec. Ich habe trotz meiner abweisenden Reaktion im Cafe mal versucht die Akte über den Tod deiner Großmutter aufzurufen. Du hattest mich neugierig gemacht. Zuerst schien sie allerdings gar nicht zu existieren. Über ein paar Umwege und geheime Codes habe ich sie dann aber doch aufrufen und zumindest zum Teil lesen können." Natascha blickte immer noch panikerfüllt zu den Eingangstüren der Abflughalle. "Ich glaube, du hattest recht. Beim Tod deiner Großmutter ging nicht alles mit rechten Dingen zu. Ein Zeuge hat damals zu Protokoll gegeben, daß jemand deine Großmutter auf die Heliobahntrasse gestoßen hat, kurz bevor die Bahn in das Terminal einfuhr. - Alec, das war Mord! - Ich konnte allerdings nicht mehr viel weiter lesen. Irgendjemand am Zentralcomputer war auf meinen Datenzugriff aufmerksam geworden, mein Terminal wurde einfach abgeschaltet. - Alec, die Möglichkeit Terminals abzuschalten und Datenzugriffe zu überwachen haben nur die Sicherheitsbehörden. Ich muß durch Zufall in den Speicher einer streng geheimen Institution gelangt sein, die für das sogenannte nationale Interesse von immenser Bedeutung ist. Weißt du was das heißt?"

"Wenn ich ehrlich bin, nein." Alec blickte ein wenig hilflos drein.

"Es wird seit längerem von sogenannten Todeskommandos gemunkelt. Außerdem gibt es nicht unerhebliche politische Strömungen, die das alte Erdprotektorat wieder auferstehen lassen wollen. Die Welten der Allianz unterdrücken uns, Alpha Centauri den centaurischen Bürgern etc. Das sind ihre Parolen. Alec, worauf ist deine Großmutter gestoßen? Es muß etwas verdammt wichtiges sein. Alec, was hast du?" Alec blickte geistesabwesend durch Natascha hindurch.

"Ich weiß es nicht. In ihrem Testament standen nur äußerst vage Andeutungen. Außerdem ist es mir kurz nachdem du aus dem Cafe aufgebrochen bist gestohlen worden. Ich habe versucht den Diebstahl bei der Polizei anzuzeigen, aber die haben mir zu verstehen gegeben, daß sie wichtigere Dinge zu tun hätten als sich um gestohlene "Briefe" von Außenweltlern zu kümmern." Seine Stimme klang deprimiert. "Was ist aus meiner Heimatwelt nur geworden?"

"Alec, das ist ja noch schlimmer als ich dachte. Wir müssen hier weg! Die haben dich im Visier. Du kannst von Glück sagen, daß du noch lebst - und ich wohl auch," fügte sie mit leiser Stimme hinzu. "Also, was ist, kommst du mit?"

"Wohin geht denn der Flug?"

"Ich weiß nicht genau, ich glaube der nächste Anflughafen ist Canopus IV, keine Ahnung wo das liegt. Sternenkunde war nicht mein Fach, aber jetzt komm." Sie deutete auf eine Anzeigetafel über den Abflugschaltern. "Unser Flug wird aufgerufen."

"Canopus, das ist die falsche Richtung, wir müssen nach Arcole!" flüsterte Alec, während er sich von ihr in Richtung der Flugabfertigung ziehen ließ.

"Arcole, was ist das?" fragte Natascha.

Von beiden unbemerkt löste sich ein Mann in einem langen Mantel aus dem Schatten einer Videophonsäule. Sein Gesichtsausdruck spiegelte völlige Zufriedenheit wieder während er die Abflughalle des Raumhafens verließ.

Arcole

- I -

Der Liner hieß Exterder, war denebianischer Herkunft und eines dieser Luxusschiffe, die zu Kreuzfahrten gechartert werden konnten. Z. Zt. lief die Exterder eine Standardtouristenroute ab, von Deneb aus über Canopus und Alpha Centauri hinaus in Richtung der Peripherie der ursprünglichen Föderation. Laut Werbeprospekt sollte es sogar über die derzeitigen Grenzen der Allianz hinausgehen, dorthin wo noch nie zuvor jemand gewesen ist. Natürlich stimmte das nicht ganz. Die Reisegesellschaften waren nicht so verrückt das Risiko einzugehen in unerforschten Raum einzudringen. Aber ein paar Kolonialplaneten in der Peripherie zu besuchen, erweckte bei den Touristen schon genug Nervenkitzel und für die meisten war es allemal genug, ihnen unbekannte Fremdintelligenzen zu bestaunen.

In der kleinen Bar im dritten Vorderdeck spielte eine Gruppe an etwas zu klein geratene Grizzlybären erinnernde Musiker eine rührende Ballade über die alten Tage des harmonischen Zusammenlebens während der Zeiten der Föderation.
Alec hatte während der letzten drei Wochen bereits oft bemerkt, daß viele Fremdintelligenzen sich genauso stark nach den Zeiten der Föderation zurücksehnten wie die Menschen - allerdings mit etwas anderen Motiven. Während die Menschen davon träumten eines Tages ihre verlorene Vormachtstellung als eine Art Herrenrasse in einem Sternenreich von der Ausdehnung der alten Föderation wieder einnehmen zu können dachten die Nichtmenschen eher an eine Art friedliches Miteinander in einer multikulturellen Gesellschaft.
Alec glaubte nach seinen jüngsten Erfahrungen auf Alpha Centauri zu wissen, daß das mit den Menschen zumindest z. Zt. so gut wie unmöglich war. Vielleicht später einmal, in weiter Zukunft. - Allerdings, es hatte ja schon einmal funktioniert. Damals, aber das war lange her. Und seitdem war zuviel passiert, das Mißtrauen den anderen gegenüber war auf beiden Seiten zu groß geworden.

"Na so in Gedanken vertieft? Die Musik macht einen richtig melancholisch, nicht wahr?" Natascha stellte ein Getränk vor ihm ab. "Laß es dir schmecken, der Typ dahinten hinter der Bar, siehst du ihn, rechts neben der Säule, der so aussieht als ob er mit seinem Gesicht durch einen Fleischwolf gedreht worden ist. Also der hat es mir wärmstens ans Herz gelegt. Er meinte, daß es eine sehr vielversprechende und vor allem bei weitem nicht so schädliche Auswirkung auf den menschlichen Metabolismus habe wie Alkohol."

Alec blickte etwas skeptisch auf das vor ihm stehende violette Getränk. "Du meinst es ist wirklich ungefährlich das hier zu trinken? Ich dachte ein Bier..."

"Jetzt hab' dich nicht so. Der Typ weiß schon was er wem geben kann und was nicht. Was meinst du mit wieviel Fremdintelligenzen der täglich zu tun hat?"

"Eben darum, was meinst du was ihm da für Fehler unterlaufen können? Ein Bier wäre..." Alec wurde wieder unterbrochen.

"Im Grunde deiner Seele bist du ein Spießer, Alec Gisborn. Weißt du das eigentlich." Nataschas Augen funkelten ihn an. "Ich habe Lust zu tanzen, kommst du mit oder muß ich den Fleischklops dahinten fragen?" Um sie nicht noch mehr in Rage kommen zu lassen, signalisierte Alec seine Bereitschaft und führte sie zur Tanzfläche.

"Sag' mal, hältst du es eigentlich wirklich immer noch für klug in diesem Raumschiff von Canopus nach Alpha Centauri zurückzufliegen. Ich finde es ist doch ziemlich riskant." Alec konnte sich nicht so recht auf das Tanzen konzentrieren.

"Hör' mal, das haben wir doch schon tausendmal durchexerziert. Wir haben damit das Beste getan um unsere Spur zu verwischen. Meinst du irgendjemand erwartet, daß wir so ein Risiko eingehen?" Alec schüttelte den Kopf. "Na bitte. Und aus genau diesem Grund sind wir hier absolut sicher. Außerdem fliegt die Exterder in den gleichen Raumsektor, in dem auch Arcole liegt. - Und da willst du doch hin, oder? Aber jetzt hör' auf zu reden und komm mal ein bißchen näher, ich kann es nicht haben wenn mein Tanzpartner drei Meter von mir entfernt steht und verzweifelt versucht trotzdem Kontakt zu halten. - Das ist ein Blues!" Seufzend verschränkte Alec seine Hände hinter ihrem Rücken, während sie ihren Kopf auf seine Schulter legte.

- II -


"Wir werden morgen Abend Alpha Centauri erreichen. Wird man nicht von uns erwarten von Bord zu gehen um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen?" Alec schloß die Tür zu ihrer, zugegebenerweise nicht gerade luxuriösen Kabine im Unterdeck des Spaceliners. "Ich meine damit, daß wir hier an Bord bleiben fallen wir doch erst recht auf."

"Willst du etwa auf den Planeten runter? Da würden wir doch sofort entdeckt. Oder glaubst du etwa wir kämen unbehelligt durch die Zollkontrollen. - Alec, deine Großmutter hat geschrieben, daß die Allianzregierung eingeschaltet werden müßte. Es geht um politisch hochbrisantes Material. Ich habe zwar absolut keine Ahnung worum genau, aber das wird uns dieser Mr. Ito hoffentlich sagen können. Offizielle Stellen auf Alpha Centauri waren jedoch offensichtlich der Meinung, daß deine Großmutter ob ihres Wissens aus dem Weg zu schaffen sei - und diese Stellen haben nun das Testament. An einen simplen Straßenraub glaube ich nicht. Wir können einfach nicht auf den Planeten runter, auch wenn ich dir recht geben muß, daß das unsere Tarnung etwas ankratzen könnte." Natascha warf wieder einmal mit der ihr eigenen Kopfbewegung ihr Haar in den Nacken. "Andererseits spielen wir hier das frisch verliebte Paar auf der ersten gemeinsamen Urlaubsreise, ich glaube da wird man Verständnis haben, wenn wir mal ein paar Sehenswürdigkeiten auslassen."

"Ich hoffe, daß du recht behältst. - Irgendwie bin ich zu aufgekratzt um schlafen zu gehen, was hältst du davon noch einen kleinen Spaziergang zur Aussichtskuppel zu machen. Die Centauri Sonnen müßten jetzt eigentlich einen grandiosen Anblick bieten." Alec geriet ins schwärmen. "Weißt du, obwohl der Weltraum ja eigentlich mein Job ist, kann ich mich nicht an den Anflug in ein Sonnensystem gewöhnen - der Weltraum hat seine eigene Schönheit und vor allem noch immer viele Geheimnisse, die es zu entdecken gibt - auch nach den Jahrhunderten die der Mensch sich jetzt schon hier herumtreibt."

"Aber nicht im Centauri-System. - Müde bin ich allerdings auch nicht, den Anblick in der Aussichtskuppel kenne ich selbstverständlich fast auswendig. In der Schule wurden wir damit oft konfrontiert. Nicht das sich bei mir nicht auch die Nackenhaare aufstellen wenn ich solche Bilder sehe - aber im Moment bin ich mehr in der Stimmung für etwas anderes." Mit diesen Worten kam sie näher an ihn heran. "Bin ich eigentlich für dich dermaßen unattraktiv?" fragte sie. "Beim Tanzen warst du so sittsam anständig und während der letzten Wochen hast du keinen einzigen Annäherungsversuch unternommen."

Alec spürte wie er über beide Ohren rot anlief. "Aber nein, ich..."

"Psst, sag' jetzt nichts." Natascha schlang ihre Arme um seinen Kopf und küßte ihn leidenschaftlich. Alecs anfänglicher Widerstand war schnell gebrochen. Mit geschickten Fingern öffnete sie sein Hemd und strich mit ihrer Hand über seinen Brustkorb. "Ich hoffe, du findest mich nicht zu aufdringlich," flüsterte sie in sein Ohr. "Ich finde wir haben entschieden zuviel Kleidung an unseren Körpern, meinst du nicht?"

Alec konnte nur schwach nicken. Nataschas Parfüm, oder war es etwas anderes, nebelte seine Sinne ein. Er bemerkte kaum, daß sie die Schulterschnalle ihres Kleides gelöst und dasselbe abgestreift hatte. Ihre kleinen, festen Brüste schmiegten sich an seinen Oberkörper. Ihre Zunge suchte seinen Mund während ihre Hände geschickt seine Hose öffneten und nach unten schoben.
"Was ist, Alec?" fragte sie während sie ihn in Richtung Bett schob. "Willst du nicht auch? - Denk an unsere Tarnung," fügte sie verschmitzt hinzu.

Seine Hände begannen nun ebenfalls über ihren Körper zu streichen. Mit einem Lachen fielen beide ineinander verschlungen auf das Bett. Kurze Zeit später war in der Kabine nur noch das kurze heftige Atmen von zwei Menschen zu hören, die alles um sich herum zur Nebensächlichkeit hatten verkommen lassen.


- III -


Die Exterder war auf ihrer Reise durch die sogenannte Peripherie bis auf zwei Reisetage an Arcole herangekommen. Ihre weitere Reise würde sie auf einem etwas verschlungenem Kurs schließlich wieder zu ihrem Ausgangspunkt, nach Deneb, zurückbringen. Alec und Natascha hatten beschlossen in der Sternenbasis 58, die Numerierung rührte noch aus den Tagen der Föderation her, den Liner zu verlassen. Von dort hofften sie ein kleines Schiff chartern zu können um schließlich Arcole zu erreichen.
Die Chartermöglichkeiten erwiesen sich wider erwarten als recht gut, man war es gewohnt, daß Touristen Ausflüge zu gerade erschlossenen Kolonialwelten unternahmen. Allerdings bestand die Charterfirma darauf, daß einer ihrer Piloten das Charterschiff steuerte, als bekannt wurde, daß Arcole das Ziel sein sollte.
"Der Planet ist für Nichtarcolianer recht gefährlich," meinte die Angestellte der Charterfirma. "Unser Schiff wird sie nur absetzen und dann im Orbit auf sie warten. Das Risiko einer Beschädigung durch die Eingeborenen ist uns zu groß. Der Krieg vor 60 Jahren hat noch immer seine Wunden bei den Eingeborenen hinterlassen. Wenn ich ihnen einen Rat geben darf, dann gehen sie lieber nicht dorthin - schon allein deshalb nicht, weil sie Menschen sind!" Der Gesichtsausdruck der Angestellten sprach Bände, obwohl es Alec und Natascha immer noch recht schwer fiel, die Mienenspiele von Nichtmenschen zu deuten.

Der Anflug auf Arcole war grandios. Aus dem Weltraum betrachtet stellte er sich als wunderschöne blaue Murmel mit weißen Schlieren dar. Die Landegenehmigung lies allerdings ziemlich lange auf sich warten.
Zwei Tage nach Ankunft im Orbit standen Alec und Natascha ziemlich einsam und verlassen in dem kleinen Abfertigungsgebäude des Raumhafens von Arcole.

"So, das hätten wir erstmal geschafft. Aber wie geht es jetzt weiter?" fragte Natascha, während sie nach Menschen Ausschau hielt. "Wie sollen wir diesen Fred Ito finden, der Planet ist nicht gerade klein."

"Meine Großmutter meinte, daß das kein so großes Problem sein dürfte da es auf Arcole nicht allzuviele Menschen gebe. - Ich denke aber, wir sollten uns erstmal um eine Unterkunft kümmern bevor wir mit der Suche beginnen."

Wie sich herausstellte war der Tourismus auf Arcole absolut unterentwic kelt, ja man konnte sogar sagen nicht existent. Lediglich in der Nähe des Raumhafens existierte ein, von Außenweltlern geführtes, kleines Hotel in dem sie sich einquartieren konnten. Die arcolianischen Gebäude waren allein schon ob ihrer, auf die Bedürfnisse ihrer Bewohner angepaßten, Größe für die meisten Außenweltler und insbesondere Menschen nur im kriechen zugänglich.
Der Inhaber des Hotels, ein arcturianischer Kaufmann, warnte sie nochmals ausdrücklich davor, sich allzuweit vom Raumhafen zu entfernen und schon gar nicht nachts oder in den Abendstunden das Hotel zu verlassen. Die Eingeborenen hätten ihre ihnen eigenen Gepflogenheiten mit Außenweltlern umzugehen. Die galaktischen Bürgerrechte seien hier nicht viel wert. Lediglich diejenigen Außenweltler, die sich über Jahre hinweg das Vertrauen der Arcolianer erworben hätten, seien einigermaßen sicher. Aber selbst er würde sich nachts nicht allein auf die Straße trauen.

"Das scheinen ja regelrechte Teufel zu sein, die jeden Fremden sofort massakrieren. Ob Fred Ito überhaupt noch lebt?" Alec wirkte relativ niedergeschlagen. "Was will er überhaupt hier? Von den Eingeborenen kann er doch wohl kaum etwas so wichtiges erfahren können, das die Regierung von Alpha Centauri dafür Menschen umbringen läßt."

"Ich glaube, daß alles nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, Alec," entgegnete Natascha. "Vermutlich werden hier einige Schauergeschichten zum besten gegeben um Fremde davon abzuhalten hierher zu kommen. Meinst du dieser Arcturianer verdient seine Brötchen allein mit diesem Hotel? Das dient doch bestimmt nur zur Tarnung. Du hast doch selber gesagt, daß Arcole reiche Bodenschätze, vor allem Kristallvorkommen hat. Das zieht bestimmt viele Schmuggler an, die sich von den Eingeborenen die Kristalle für einen Appel und ein Ei aus dem Boden buddeln lassen und diese dann für viele Kredits auf den Allianzwelten verkaufen. - Was dieser Fred hier allerdings will, das weiß ich auch nicht."

Der weitere Tag verlief relativ ereignislos. Alec und Natascha befragten jeden Außenweltler dessen sie habhaft werden konnten, ob sich auf Arcole ein alter Mann namens Fred Ito aufhielte. Viel Erfolg hatten sie dabei allerdings nicht. Lediglich ein etwas heruntergekommener Rigelianer, einer der letzten seines Volkes da sein Heimatplanet zu den ersten gehört hatte, die die terranischen Streitkräfte zu Schlackehaufen bombardiert hatten, meinte, daß er vor etwas über einem Jahr auf dem Südkontinent einen Menschen getroffen habe. Mehr konnte er aber dazu nicht sagen, da für ihn alle Menschen gleich aussähen.

Drei Tage später waren die beiden soweit, daß sie sagen konnten jeden verfügbaren Außenweltler und darüberhinaus eine erkleckliche Anzahl von Einheimischen befragt zu haben. Oft wurde allerdings bejaht, daß sich irgendwo auf Arcole ein alter, weißhaariger Mensch aufhalte. Wo genau konnte jedoch niemand sagen.

Eine weitere Woche war ins Land gegangen, die Stimmung der beiden war auf dem absoluten Nullpunkt angelangt.

"Ich glaube, es hat keinen Sinn mehr weiter zu suchen, Alec. Wir finden ihn nicht! - Wenn es ihn hier überhaupt gibt." Natascha warf sich erschöpft auf's Bett. "Was sollen wir jetzt machen?"

"Ich weiß nicht, meine Großmutter war sich sicher, daß er hier sein würde. Allerdings ist es auch schon einige Zeit her, seit sie das Testament geschrieben hat. - Komm laß' uns runter gehen und etwas essen, vielleicht fällt uns ja dabei etwas ein.

Der Speisesaal des Hotels war eher dürftig eingerichtet. Er erinnerte Alec stark an die Kantine an Bord des Sternenschiffes auf dem er sich die letzten fünf Jahre aufgehalten hatte. <Seltsam,> dachte er. <Ich glaube, ich würde am liebsten den ganzen Mist hier vergessen und wieder zurückgehen zu einer neuen Mission. Vielleicht sollte ich das wirklich tun. Aber was wird dann aus Natascha?>

Während beide noch die Speisekarte studierten, die eher einer Imbißbude als einem Restaurant zu gehören schien, beugte sich plötzlich eine große, massige Gestalt über ihren Tisch.

"Ich nehme das Menü Nummer 1," sagte Alec und fuhr dann erstaunt auf als er dem Ankömmling ins Gesicht blickte. "Mr. Ito? Mr. Fred Ito? - Das müssen Sie sein!" Vor ihm stand ein großer, breit gewachsener Mensch mit langen weißen Haaren und einem Bart. Alec konnte deutlich die Altersfurchen in seinem Gesicht erkennen. Der restliche Körper strahlte allerdings eine fast jugendliche Vitalität aus.

"Kann sein, mein Junge, kann sein. Ich kam zufällig vorbei und hörte, daß ihr jemanden sucht. Wer seid ihr denn?" Seine Stimme klang ziemlich dunkel und vor allem leise, fast schon ein Flüstern. Seine Augen wanderten abschätzend erst über Alec und dann über Natascha, die mittlerweile ebenfalls aufgestanden war.

"Alec Gisborn, ich bin Alec Gisborn, der Enkel von Julia Gisborn. Das ist meine Freundin Natascha Seru. Wir kommen direkt von Alpha Centauri um sie zu finden." Alec streckte ihm seine rechte Hand entgegen. "Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben sie zu finden."

"Du bist also Julias Enkel. Ja, eine gewisse Ähnlichkeit ist zu sehen. - Na ja, was habe ich schon zu verlieren. Ja ich bin Fred Ito. Wie geht es deiner Großmutter, Junge?" Mit diesen Worten zog er sich einen Stuhl heran, nahm platz und bedeutete den anderen beiden seinem Beispiel zu folgen.

"Sie ist tot, vor über einem Jahr verstorben," antwortete Alec.

Freds Gesicht glich einer steinernen Maske als er weiterfragte. "Wie?"

"Offiziell war es ein Verkehrsunfall," antwortete Alec.

"Aber wir haben Beweise, daß es Mord war," warf Natascha ein.

"Mord! Verdammt, ich hätte sie doch mitnehmen sollen! Aber sie war ja so stur! Sie meinte, daß sie mich dadurch nur in Gefahr brächte, verdammt." Seine Augen füllten sich mit Tränen. "Es ist alles meine Schuld, wenn ich sie nicht gebeten hätte zu recherchieren - verdammt!"

"Um was geht es denn eigentlich Mr. Ito? Alecs Großmutter hat ihm ein Schriftstück hinterlassen aus dem er nur Andeutungen entnehmen konnte. Zu allem Überfluß wurde ihm dies auch noch gestohlen," fügte sie hinzu.

"Worum es geht? Das ist eine lange Geschichte - und vielleicht war alles umsonst." Fred Ito hatte sich wieder gefangen. "Kommt mit ich erzähle es euch bei einem Spaziergang, hier haben die Wände Ohren," meinte er mit einer Kopfbewegung zum Kellner hin.


- IV -


"Alles begann vor ungefähr 60 Jahren," Fred Ito kratzte sich in seinem Bart als er anfing zu erzählen. "Der Krieg war in die entscheidende Phase getreten. Julia und ich, wir waren beide einfache Marines, waren hier auf Arcole stationiert. Wir gaben ein richtig schönes Pärchen ab damals, so ähnlich wie ihr zwei jetzt," fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
"Das der Krieg verloren und die Ideale für die wir angeblich gekämpft hatten absolut verlogen waren, hatten wir schon lange begriffen.
Unsere Flotte lieferte sich in diesem Sonnensystem die letzte Schlacht mit der Flotte der Allianz. Wir hier unten am Boden hatten unsere eigenen Probleme. Die Bodentruppen der Allianz setzten uns immer schwerer zu.
Nun ja, aber das wißt ihr ja alles schon aus Julias Testament.
Unsere Flotte wurde vernichtend geschlagen, kaum ein Schiff wurde nicht zerstört. Die Bodentruppen kamen, soweit sie überlebten, in eine mehrjährige Gefangenschaft. - Leider habe ich Julia da aus den Augen verloren. Als ich sie später wieder ausfindig machen konnte, war sie bereits verheiratet und hatte ein Kind. - Pech für mich.
Nun, das tut nichts zur Sache. Während meiner Gefangenschaft bekam ich rein zufällig ein Gespräch zwischen einem unserer Nachrichtentechniker und einem Raumschiffkapitän mit. Letzterer vergatterte den Nachrichtentechniker zu absolutem Stillschweigen, was einen, kurz vor Vernichtung unserer Flotte eingegangenen, Funkspruch betraf.
Ich wurde neugierig. Der Nachrichtentechniker war einer jener Menschen, die sich gerne im Mittelpunkt sehen und mit wichtigen Dingen brüsten. Nach und nach konnte ich sein Vertrauen gewinnen. Während eines Saufgelages hatte ich ihn dann endlich soweit, er brüstete sich damit ein Geheimnis zu kennen, welches den Krieg noch immer zu Gunsten Terras entscheiden konnte.
Ich hielt ihn für verrückt und warf ihm vor ein Lügner zu sein und sich bloß wichtig machen zu wollen, aber er beharrte auf seinem Standpunkt.
Schließlich rückte er mit der ganzen Story 'raus.
Terra hatte angeblich einen absolut neuen Antrieb für Raumschiffe entwickelt. Prototypen dieses Antriebs seien in einigen großen Truppentransportern installiert worden, aber bislang noch nicht zum Einsatz gekommen. Dieser Antrieb gewährleistete angeblich Geschwindigkeiten von denen wir heute noch träumen können. Raumschiffe sollten Entfernungen binnen Stunden zurücklegen können zu denen sie noch heute Monate brauchen!
Ich warf ihm wiederum vor sich diese Geschichte nur ausgedacht zu haben, denn mit einem solchen Antrieb im Nacken hätten wir alles was uns im Weg war schlagen können.
Er sagte darauf, daß ich selbstverständlich recht hätte, aber daß der Antrieb halt noch nicht endgültig erprobt worden sei und daß das Oberkommando das Risiko einer Fehlnavigation bei solchen Geschwindigkeiten als zu groß erachtetet hätte.
Außerdem, fuhr er damals fort, sei der Antrieb ja dann doch noch zum Einsatz gekommen.
Wie das, bohrte ich weiter.
Kurz vor der Kapitulation kam der Befehl an die mit dem sogenannten Hyperdrive ausgerüsteten Schiffe diesen einzusetzen und sich weit genug vom Kriegsgeschehen zu entfernen um der Kapitulation zu entgehen. Angeblich hatten die Kapitäne der entsprechenden Schiffe diesen Befehl befolgt.
Für die Gegner muß es so ausgesehen haben, als ob die Schiffe von einer Sekunde zur anderen einfach verschwunden wären. Angeblich nahm man auf Seiten der Allianz an, daß sich diese Einheiten selbst zerstört hatten, wie es viele unserer Schiffe tatsächlich getan haben.
Nun diese Story war natürlich starker Tobak. Ich wußte nicht so recht was ich davon halten sollte. Auf der einen Seite absolut unglaubwürdig, auf der anderen Seite war da dieser Befehl des Kapitäns nichts über den besagten Funkspruch verlauten zu lassen. - Ich versuchte weiter zu forschen indem ich einige andere Kameraden aus den Nachrichtenabteilungen befragte.
Leider ging ich dabei nicht vorsichtig genug vor. Eines Nachts erhielt ich Besuch von einem Schlägertrupp, der sich aus einigen noch immer absolut von der Richtigkeit der terranischen Politik überzeugten Leuten zusammensetzte.
Mein Leben rettete mir nur eine zufällig vorbeikommende Allianzpatrouille, die für Ruhe im Gefangenenlager zu sorgen hatte.
Ich verbrachte mehrere Monate in der Spezialabteilung eines Krankenhauses - dabei hatte ich noch Glück im Unglück gehabt. Der Nachrichtentechniker hatte auch Besuch erhalten - er war tot!
Aufgrund dieser Vorfälle war ich davon überzeugt, daß irgendwo draußen im Raum Teile unserer bis an die Zähne bewaffneten Raumflotte nur darauf warteten wieder wehrlose Planeten zu überfallen.
Ich versuchte den Chefarzt davon zu überzeugen, daß ich mit einem hochrangigen Militär der Allianz sprechen müsse. - Er versprach mir zu tun was in seiner Macht stand.
Leider kam ich nicht weit. - Man glaubte mir nicht. Ich hatte keine Beweise und meine Story war dermaßen phantastisch...
Und so bin ich seit 60 Jahren auf der Suche nach Beweisen für diese Geschichte.
Vor ungefähr zwei Jahren habe ich Julia aufgesucht und sie gebeten für mich auf Alpha Centauri zu recherchieren. Irgendwo mußten doch Konstruktionspläne für diesen Raumschiffantrieb vorhanden sein. Sie muß bei diesen Recherchen irgendjemandem gehörig auf die Füße getreten sein, denn schließlich teilte sie mir mit, daß ich sie nicht mehr besuchen sollte, da sie den Verdacht habe überwacht zu werden.
Nun damit hatte sie wohl recht. Jetzt ist sie tot, und nur weil jemand auf Alpha Centauri den Antrieb immer noch geheimhalten will. Ich kann mir vorstellen warum. - Nach und nach wird man der Erde und ihren verbündeten Welten wieder erlauben Raumschiffe zu bauen und irgendwann auch wieder eine Schutztruppe, Polizeitruppe oder wie auch immer das Kind heißen mag aufzustellen. - Und dann gnade den Nichtmenschen Gott! Die Stimmung unter den Menschen spricht ja z. Zt. immer noch Bände," Fred Ito holte tief Luft.

"Das heißt irgendwo auf Alpha Centauri liegen die Pläne für den Hyperdrive und irgendwo da draußen in der Unendlichkeit des Alls befinden sich Teile der alten Flotte," sinnierte Alec.

"Ja, obwohl ich glaube, daß beim Einsatz des Antriebs irgendetwas schief gelaufen ist. Denn sonst hätte man doch schon längst wieder von ihr gehört. - Andererseits sind hier an der Peripherie Gerüchte im Umlauf, daß es da draußen angeblich ein von Menschen besiedeltes Sternenreich geben soll. Händler, die sich weit in den unerforschten Raum vorgewagt haben, berichten davon. Allerdings stammen deren Informationen aus dritter und vierter Hand. Vielleicht handelt es sich auch nur um eine Rasse, die uns Menschen im äußeren Erscheinungsbild ähnlich sieht. - Aber möglich wäre es ja schon, daß sie oder vielmehr ihre Nachfahren noch da draußen sind." Fred Ito blickte nach oben in den Himmel. "Möglich wäre es."

"Eins ist mir noch nicht ganz klar," bemerkte Natascha. "Was machen sie hier auf Arcole? Ich meine die Konstruktionspläne sind doch wohl auf den Hauptwelten zu finden - wenn sie existieren." Ihre Stimme war skeptisch.

"Auf Arcole, mein Kind, auf Arcole liegen diverse Raumschiffwracks herum. Ich hoffe, daß ich eines finde, in dem der Kommunikationscomputer nicht kaputt ist. Vielleicht wurde ja dieser letzte Funkspruch aufgezeichnet. Wenn ich den hätte, dann könnte ich die Allianzregierung ja evtl. überzeugen und einen neuen Krieg verhindern. Ich habe das zu meiner Lebensaufgabe gemacht. In meiner Jugend habe ich soviel Unrecht und Unheil über andere Lebewesen gebracht. Ich muß einfach etwas tun um das zu sühnen, verstehst du?" Natascha nickte langsam.
"Ich habe jetzt bereits rd. 100 Wracks aufgespürt und untersucht, aber ich glaube ihr seid zur richtigen Zeit hier angekommen. Vor ein paar Tagen habe ich auf dem Südkontinent ein kleines Wrack entdeckt in dem mein Scanner noch Energiespuren feststellen konnte. Ich will morgen hin. Kommt ihr mit?"


- V -

Der Flug zum Südkontinent nahm nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch. Das von Fred Ito gefundene Wrack stellte sich als ein kleiner Truppentransporter heraus. Ein kurzes Scannen aus der Luft ergab tatsächlich noch Energieimpulse innerhalb der ziemlich demoliert wirkenden Raumschiffhülle.

"Das Ding muß eine Notlandung versucht haben. Vielleicht haben sie ja damals überlebt. - Allerdings waren sie dann hier ziemlich weit ab vom Schuß. Wenn das Wetter sie nicht umgebracht hat, dann bestimmt die Arcolianer." Fred Ito begann mit dem Landeanflug.

"Wir wurden mehrfach gewarnt hierher zu kommen. Auch im Hotel gab man uns gute Ratschläge bezüglich des Umgangs mit den Eingeborenen. Was ist denn eigentlich dran an diesen Horrorstories? Mir kamen die Arcolianer eigentlich recht friedfertig vor." Alec blickte gespannt aus einem der Fenster des Atmosphärengleiters. "Angeblich sollen sie ja richtige Massaker veranstalten."

"Das ist schwer zu sagen, Alec. Sicherlich ist der eine oder andere Nichtarcolianer in den letzten 60 Jahren hier verschwunden. Auch Massaker haben stattgefunden. Ich bezweifle aber, daß das alles den Eingeborenen in die Schuhe zu schieben ist. Wahrscheinlicher ist da schon, daß rivalisierende Schmugglerbanden sich gegenseitig den Hals umdrehen. Allerdings ist das für unerfahrene Touristen nicht minder gefährlich als blutrünstige Eingeborene. - So jetzt schnallt euch bitte an, wir landen."

Der Gleiter setzte nur wenige Meter von dem Raumschiffwrack entfernt auf. Hier vom Boden aus konnte man sehen, das die Schäden am Rumpf des Raumschiffes doch recht beachtlich waren. Es war fast total der Länge nach aufgeschlitzt worden. Nach kurzer Suche fanden die drei eine leicht zu öffnende Einstiegsluke. Mit Handlampen bewaffnet drangen sie in das Innere des Wracks vor.
Fred Ito übernahm die Führung. Er kannte diesen Raumschifftyp von früher und wußte daher genau wo sich die Kommunikationsabteilung befand.
Nach einer halben Stunde mühsamer Kletterei hatten sie ihr Ziel endlich erreicht.

"Das ist der Kommunikationscomputer, Kinder," meinte Fred Ito mit stolzgeschwellter Brust. "Jetzt fangt mal an zu beten." Er nahm vor dem verwaisten Computer platz und versuchte die Stromzufuhr wiederherzustellen.
Es stellte sich jedoch heraus, daß das nicht mehr möglich war. Der Generator lieferte zwar genug Strom, die Zuführung aus dem hinteren Teil des Schiffes war jedoch irreparabel unterbrochen. So blieb ihnen nichts weiter übrig, als das Speichermedium komplett auszubauen und an den Bordcomputer ihres Athmosphärengleiters anzuschließen. Nach einigen Fehlversuchen klappte es schließlich. Auf dem Bildschirm im Cockpit des Gleiters erschien ein Mensch in einer dieser alten Uniformen der terranischen Truppen.
Der Funkspruch lief vor ihren Augen ab. Es wurden exakt die Anweisungen gegeben, die der Nachrichtentechniker vor 60 Jahren Fred weitergegeben hatte.
Als der Bildschirm wieder leer war starrten die drei sich gegenseitig an. Sie hatten es geschafft, das war der Beweis, er mußte lediglich noch den zuständigen Behörden zugänglich gemacht werden.

"Es ist schon spät, Kinder. Ich glaube wir verbringen die Nacht hier. Jetzt hat diese Nachricht bereits 60 Jahre gewartet, auf eine Nacht mehr oder weniger kommt es da nicht drauf an. Ich habe ein paar Decken und Schlafsäcke mitgebracht. Die Nacht wird nicht sonderlich kalt werden und Niederschlag gibt's auch nicht - zumindest meint das der Bordcomputer.
Also eigentlich eine hervorragende Gelegenheit mal wieder im Freien zu schlafen. - Aber seid nicht zu laut," fügte er mit dem für ihn typischen Grinsen hinzu.

Alec lag noch lange wach und betrachtete den über ihn hinwegziehenden Sternenhimmel. Sie hatten es geschafft, das stimmte. Aber was war die Konsequenz? Sicherlich neue Repressalien gegenüber den Menschen. Man würde die Konstruktionspläne suchen und bestimmt auch finden. Sie drei würden Belohnungen der Allianzregierung erhalten und gleichzeitig Vogelfreie unter den Menschen werden.
Ja zu den von Menschen besiedelten Welten konnten sie nicht zurück. Evtl. ergab sich ja die Möglichkeit auf einer der Allianzwelten zu leben - das war allerdings auch kein berauschender Gedanke. Ganz ohne Kontaktmöglichkeiten zur eigenen Rasse leben zu müssen? - Andererseits hatten andere vor ihnen auch schon so gelebt, Fred war das beste Beispiel.
Natascha bewegte sich neben ihm im Schlaf. Zumindest hatten sie sich beide, dachte er, Fred hatte das Glück nicht gehabt.

Kurz vor dem Morgengrauen wurden sie von den Geräuschen eines landenden Gleiters geweckt. Ihnen blieb kaum Zeit sich aus den Schlafsäcken zu schälen. Als sie endlich, noch immer schlaftrunken vor ihrer Lagerstätte standen, sahen sie sich zwei Menschen gegenüber die mit gezogenen Phaserwaffen aus dem Gleiter stiegen und auf sie zukamen.

Die beiden Menschen, ein Mann und eine Frau, beide etwa zwanzig Standardjahre alt, trugen einen einteiligen schwarzen Anzug, der irgendwie an eine Art Uniform erinnerte. Die Frau betrachtete die vor ihr stehende Gruppe genau, bevor sie zu sprechen begann. "Sie sind also diejenigen, die nach den Beweisen für den Hyperdrive suchen, irgendwie sehen sie gar nicht wie Geheimagenten der Allianz aus. was meinst du?" fragte sie in Richtung ihres Begleiters. Da dieser nur ein Grunzen von sich gab, welches sowohl Zustimmung wie auch Ablehnung bedeuten konnte, fuhr sie weiter fort. "Und Agenten der Erde oder einer anderen Menschenwelt sind sie sicher nicht. Als solche hätten sie sich nicht die Mühe zu machen brauchen hierher zu kommen. - Also wer sind sie?" Die Frau sah aufmerksam zu ihnen hinüber. "Und machen sie bitte keine Dummheiten, wir möchten nur ungern von den Dingern hier Gebrauch machen." Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf die Phaser.

Fred wagte den Gegenvorstoß. "Wer sind sie, wenn ich fragen darf? Wir sind unbescholtene Bürger und haben hier lediglich gecampt." Er war sich bewußt, daß diese Aussage nicht viel nutzen konnte, schaden konnte sie jedoch sicher auch nicht.

"Wir haben keine Zeit für Spielchen, ein Teil ihres Gesprächs am Raumhafen ist aufgeschnappt worden. Nun ja, wenn sie nicht reden wollen." Die Frau drehte sich zu ihrem Begleiter um. "Sieh doch mal nach ob sie in ihrem Gleiter etwas versteckt haben."

Der Mann nickte und verschwand in der Maschine. Kurze Zeit später kam er mit dem Datenträger des Kommunikationscomputers des Raumschiffwracks in der Hand wieder zum Vorschein. "Sie haben das hier aus dem Wrack ausgebaut, es ist der letzte Funkspruch," fügte er hinzu.

"O.K., zerstör' den Datenträger," wies sie ihn an.

Der Mann warf den Speicher auf den Boden und richtete seine Waffe darauf.

"Das dürfen sie nicht," schrie Fred und stürzte nach vorne. Die Entladung einer Phaserwaffe brachte den Boden vor ihm zum kochen und ihn zum stehen.

"Keinen Schritt weiter," herrschte die Frau ihn an. "Los zerstör' ihn endlich, wir haben nicht viel Zeit." Der Mann drückte ab und der Datenträger löste sich in seine Bestandteile auf.

Fred Ito stand wie versteinert da. "Was haben sie getan?" stammelte er. "Der Beweis ist vernichtet, der einzige Beweis, den wir hatten. Ich habe 60 Jahre danach gesucht. Jetzt ist der Krieg nicht mehr zu verhindern."

"Meinen sie etwa mit der Information über den Antrieb hätten sie den Krieg verhindern können?" fragte die Frau. "Was glauben sie denn, hätte die Allianzregierung getan, wenn sie die Information erhalten hätte? - Ich kann es ihnen sagen! Man hätte alle von Menschen bewohnten Planeten auf den Kopf gestellt, es wäre zu neuer Unterdrückung gekommen. Das hätte den Haß noch mehr geschürt und irgendwann zu einer großen Entladung geführt in der wieder Milliarden Lebewesen den Tod gefunden hätten. - Haben sie das bedacht? - Ich glaube nicht!"

"Fred, ich glaube sie hat recht," wagte Alec einzuwerfen. "Aber," fragte er an die Frau gerichtet weiter, "wie sieht denn ihre Lösungsmöglichkeit aus? Und vor allem wer sind sie?"

"Eine komplette Lösung haben wir leider auch nicht anzubieten," antwortete die Frau. "Ich glaube wir können die Dinger jetzt wegstecken," fuhr sie an ihren Begleiter gewandt fort. "Und wer wir sind," sagte sie mit einem Schmunzeln auf den Lippen, "haben sie das immer noch nicht erraten?"

"Alec, Fred, das sind sie," Natascha schrie es hinaus. "Das sind die Geflohenen! Es gibt sie also wirklich!"

"Korrekt, meine Dame, korrekt. Wie in dem Funkspruch erwähnt, haben sich Teile der Flotte mittels Hyperdrive abgesetzt. - Allerdings gab es damals einige Probleme mit der Navigation. Man fand sich plötzlich in einem völlig unbekannten Raumsektor wieder. Bei mehreren Versuchen zurückzufinden verstrickte sich die Flotte nur noch mehr. Schließlich entschloß man sich einen Planeten zur Besiedlung zu suchen. Die Hoffnung zurückzukehren hatte man aufgegeben. Außerdem, was sollte man dort?
Weiterkämpfen? Wohl kaum. Und in die Gefangenschaft wollte keiner. Einige ewig gestrige waren natürlich auch an Bord der Schiffe, meist in den oberen Kommandoetagen. Mit denen wurde man jedoch leicht fertig.
Ein Planet wurde gefunden und im Laufe der Jahre sogar noch einige mehr. Unsere Großeltern haben einiges geleistet und die Generation unserer Eltern hat eine Art Föderation mit den umliegenden, von Fremdintelligenzen besiedelten Welten begründet.
Aber erst wir kamen auf die Idee uns mal wieder in der alten Heimat umzusehen, wenn ich das so sagen darf.
Leider war das was wir entdeckten nicht sehr erfreulich, der Krieg hat zu tiefe Gräben aufgeworfen, die man nicht einfach so zukippen kann.
Ein Patentrezept zur Lösung haben wir nicht. Wir unterhalten lediglich einige Stützpunkte sowohl im terranischen- wie im Allianzeinflußbereich, zu Überwachungszwecken.
Außerdem versuchen wir Kontakt zu gemäßigten Gruppen aufzunehmen und diesen den Gedanken an eine große Föderation wieder schmackhaft zu machen. Seltsamerweise scheint der Gedanke bei den Nichtmenschen auf größere Gegenliebe zu stoßen." Alec mußte der Frau im stillen recht geben, wenn er an die Musiker an Bord der Exterder dachte. "Ob das allerdings reicht bleibt abzuwarten. Falls es zum Ärgsten kommt haben wir immer noch einen Trumpf im Ärmel. - Den mittlerweile perfekt funktionierenden Hyperdrive.
Sollte sich eine der beiden Parteien tatsächlich anschicken wieder einen Krieg vom Zaun zu brechen, würde der Himmel über ihren Heimatplaneten von unseren Raumschiffen nur so wimmeln.
Nur ist das, unsereserachtens, der denkbar schlechteste Weg einen wirklichen Frieden herbeizuführen!"

Fred, Alec und Natascha standen wie betäubt da, die Neuigkeiten waren zuviel für sie. Es war ihnen klar, daß sie noch lange Zeit brauchen würden um alles richtig zu verdauen.

"So jetzt haben wir aber wirklich genug Zeit hier verbracht. Was ihr nicht wißt ist, daß wir in Erfahrung gebracht haben, daß einige centaurische Sicherheitsdienstleute, als Touristen getarnt, heute morgen auf Arcole ankommen werden. Ich vermute mal, daß keiner der hier Anwesenden große Lust verspürt denen zu begegnen, oder?" Die Frau blickte sich um. "Ihr habt jetzt zwei Möglichkeiten, entweder wir lassen euch hier und ihr müßt zusehen wie ihr klarkommt - oder ihr packt schnell eure Habseligkeiten zusammen und kommt mit uns. Im letzteren Fall zerstören wir euren Gleiter, so daß es so aussieht als ob ihr einem Überfall von Schmugglern zum Opfer gefallen seid. - Nur entscheiden müßt ihr euch schnell!"

Fred, Alec und Natascha blickten sich an. Dieses kurzen Blickes hätte es allerdings wahrscheinlich gar nicht bedurft. Die Entscheidung stand fest, die Sterne riefen!

 

Mahlzeit!

Lange Story - kurzer Kommentar! :D

Mein erster Eindruck: Sorry, aber ich bin gelangweilt. Selbst nach der ersten flüchtigen Lektüre kann ich wohl bereits folgendes sagen:

- Die eigentliche Geschichte ließe sich locker auf die Hälfte bis ein Drittel des derzeitigen Umfanges kürzen, ohne dass irgendwas verloren ginge - ganz im Gegenteil.

- Ob sich die Mühe lohnt, sei allerdings dahingestellt. Denn leider muss ich sagen: Die Story begeistert mich auch in sonstiger Hinsicht wenig bis gar nicht.

Das Sujet z.B. ist für mein Empfinden so dermaßen klischeebelastet - ich denke, die Anzahl an SF-Stories, in denen irgendwelche Rassen grausige interstellare Kriege miteinander ausfechten, dürfte schon vor geraumer Zeit die Millionengrenze überschritten haben. Zudem machst Du einen Kardinalfehler: Du versuchst, furchtbar viel an größtenteils überflüssiger Hintergrundinformation in eine KG zu quetschen. Dadurch wirkt bereits der Prolog nicht nur wirr (aus welcher Perspektive wird da eigentlich erzählt?) sondern auch furchtbar langatmig. Dazu kommen die üblichen Klischees: Allianzen und Förderationen im Clinch, Fremdintelligenzen auf jedem zweiten Planeten, die sich natürlich alle überall tummeln usw. - willkommen im SF-Land... :rolleyes:

Dazu ein etwas sehr grob konstruierter politischer Hintergrund - hier fehlen mir Nuancen bzw. eine originelle Note. So liest es sich für mich wie das schale Kondenswasser aus allzu üblicher Star-Trek-Politologie.

Und auch der Kern der Geschichte wirkt schon beinahe banal. Ein reichlich langer und stellenweise recht holpriger und weitschweifiger Text, durch den man sich durchackern muss, um zu einer schon fast belanglosen Pointe mit m.E. eher zweifelhaftem bzw. konstruiert wirkendem politischem Beigeschmack vorzudringen.

Soll heißen: Der Plot lahmt für mich extrem, das Sujet strotzt vor Klischees, die Charaktere bleiben sehr an der Oberfläche. Der Aufbau ist etwas konfus und enthält viel Überflüssiges. Schon der Prolog versprüht größtenteils Wirrnis und Langeweile, die leider im restlichen Text oft genug wiederkehrt, sorry. Die Erzählweise ist sehr weitschweifig und detailverliebt, was man angesichts der mangelnden sprachlichen Eleganz und dem extrem schwächelnden Spannungsbogen nur bedingt verzeihen kann...

Unterm Strich bleibt für mich lediglich eine leidlich bis gar nicht spannende, 08/15-Abenteuergeschichte, die zufällig auf einem anderen Planeten spielt.

Gruß,
Horni

PS: Beitrag Nr.600! Man könnte glatt denken, ich hätte nix anderes zu tun! :D

 

Hallo Hörni,

tja, erst mal vielen Dank für die Kritik, bin immer aufgeschlossen für so etwas.

Zumindest scheinst Du mein Werk ja für kritkwürdig zu halten, ist ja schon was, wieviele Werke mögen da schlechter sein...

Aber im Ernst, Du hast absolut Recht, was Kommasetzung und auch Rechtschreibung betrifft. Leider muss ich zugeben, dass das nicht so recht mein Ding ist. Eine Entschuldigung dafür gibt es auch nicht, ist leider so. Spaß am fabulieren habe ich trotzdem und wer es nicht lesen mag, der soll es halt nicht tun.

Dich scheint die Story ja zumindest so weit interessiert zu haben, dass Du sie vollständig überflogen hast, immerhin auch etwas, also habe ich doch irgendwie Dein Interesse geweckt? - Du hättest ja nicht lesen und schon gar nicht kritisieren müssen.

Was meinst Du mit Stil? Vielfach wird dies bemängelt, aber nicht (für meine Begriffe) konkretisiert. Vor allem ist Stil ja recht relativ, dem einen gefällt es dem anderen nicht. Der Stil vieler Autoren früherer Zeiten ist sicherlich für uns auch gewöhnungsbedürftig, hast Du schon mal versuch Homer zu lesen? - Grauenvoll, für meine Begriffe.
Was ich damit sagen will ist, Stil ist eine sehr relative Sache, zumindest in der einfachen Aussage. Da fehlt mir der direkte Bezug zu Textpassagen.

Sagt Dir der Verleger Wilfried Hary etwas? (www.harypro.de) Er hat in der Heftreihe ad astra 4 Hefte meinen Stories gewidmet. In Gerald Meyers Taschenbuchverlag, Hanau ist meine Storysammlung Iteration erschienen (ISBN 3-934193-17-x. Diverse meiner Stories wurden von Michael Marrak in unterschiedlichen Anthologien veröffentlicht. Diese Verleger haben in allen Fällen das komplette wirtschaftliche Risiko der Veröffentlichung getragen, sie hat der Stil nicht gestört. Die Leser scheinbar auch nicht. Eine Rezension in Alien Contact (auch via Internet verfügbar) war auch ganz passabel. Insofern gibt es auch Leute, die meinen Stil zu schätzen scheinen.

Aber, wie gesagt, wo konkret hast Du Störgefühle? Vielleicht helfen mir Deine Anmerkungen bei späteren Werken nicht wieder in ähnliche Fallen zu tappen.

ad astra

Axel Kruse

 

Details kommen in ein paar Tagen (s. PM) - wenn ich's hinkriege, sogar zu beiden Stories! ;)

Bis dahin: "Bitte warten +++ Bitte warten +++ Bitte wa..." *musikdudel* :D

 

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