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Das Geheimnis des Waldes

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03.08.2002
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Das Geheimnis des Waldes

1
Als Maria langsam die Tür des Kinderzimmers öffnete, starrten sie zwei Augen aus der Dunkelheit an. Sie lächelte und ging zum Bett ihrer Enkelin, wobei sie darauf achtete, nicht über umherliegendes Spielzeug zu stolpern.
"Schätzchen, schläfst du denn noch nicht?", fragte sie und schaltete das Nachtlämpchen ein.
Clarissa hatte sich unter ihrer Bettdecke verkrochen; nur ihr Kopf war nicht verdeckt.
Das kleine Mädchen schüttelte den Kopf.
Die Großmutter setzte sich aufs Bett und streichelte Clarissa über den Kopf.
"Was ist denn los, meine Kleine? Fürchtest du dich?"
Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf. Wie jung und hübsch sie doch ist, dachte Maria und Tränen traten in ihre Augen.
"Irgendwas hast du doch?"
"Ich hab die Hexe gesehen", sagte das Mädchen plötzlich und mit entwaffnender Ehrlichkeit.
Die Großmutter schreckte zurück und das warme Lächeln verschwand von ihrem Gesicht.
"Was meinst du mit Hexe?"
"Na, die Hexe aus dem Wald. Im Fernsehen haben sie davon erzählt, und ich hab sie gesehen."
Die Großmutter lächelte verständnisvoll.
"Es gibt keine Hexen", sagte sie. "Du weißt doch, dass du dir solche Sendungen nicht ansehen sollst. Das sind alles erfundene Geschichen, und nichts davon ist wahr."
Mit dieser Erklärung wollte sich Clarissa nicht zufriedengeben.
"Sie sagten, dass vor langer Zeit eine Hexe im Brückenburger Wald gelebt hat, und das Kinder verschwunden sind, die da waren, um zu spielen. Und dann hat einer gesagt, dass man die Hexe verbrannt hat. Die haben auch ein Foto von ihr gezeigt. Eine Bleistiftzeichnung. Die Frau im Fernsehen sah genauso aus, wie die, die ich im Wald gesehen habe."
"Beruhig dich, Kleine. Das war keine wirkliche Hexe, die damals im Wald gelebt hat. Du weißt doch, dass es keine Hexen gibt. Genauso wenig wie Drachen oder Zauberer, oder?"
Clarissa nickte, aber diese Geste sah nicht sehr überzeugend aus.
"Oder bist du schon mal Harry Potter begegnet?"
Clarissa lachte kurz auf. Es war ein erfrischendes, reines Lachen. Das Lachen eines jungen Mädchens.
"Nein, hab ich nicht."
"Na siehst du", sagte die Großmutter und schaltete das Licht aus.
"Und die Frau, der du im Wald begegnet bist, war auch keine Hexe. Nur irgendeine Fremde, die vielleicht ihre Verwandten in unserem Dorf besucht, und in den Wald gegangen ist um Pilze zu sammeln. Wir beide waren auch schon dort, weißt du das noch?"
Das Mädchen nickte in der Dunkelheit, die nur durch das Licht des Vollmonds durchbrochen wurde, der durchs Fenster schien.
"Da warst du noch ganz klein; jetzt bist du ja groß. Du bist jetzt mein Schulkind."
Vor zwei Wochen war Clarissa eingeschult worden; ein Erlebnis, das die Großmutter so schnell nicht wieder vergessen würde. Sie hatte geheult, wie ein Schlosshund.
Maria gab ihrer Enkelin einen Kuss auf die Stirn.
"Und jetzt schlaf schön", sagte sie. "Morgen ist zwar keine Schule, aber für kleine Mädchen ist es wichtig, dass sie ihren Schlaf bekommen. Auch für Schulkinder."
"Gute Nacht Oma."
Die Großmutter bahnte sich ihren Weg durch Haufen von Spielsachen und verließ das Zimmer ihrer Enkelin.

2
Das Lächeln war erloschen, noch bevor die Tür hinter ihr ganz ins Schloss gefallen war. Die Hexe vom Brückenburger Wald! Dieser Begriff weckte böse Erinnerungen und Assoziationen in ihrem Kopf aus. Sie hatte gedacht, sie müsse diese Worte nie wieder vernehmen. Diese fünf dunklen Worte, die ihr Leben einst aus dem Gleichgewicht gebracht hatten und sie ihre beste Freundin hatten verlieren lassen. Lange Zeit hatte Maria nicht mehr über die Geschehnisse in ihrer Kindheit nachdenken müssen... bis jetzt.
Bilder stiegen in ihrem Kopf auf. Bilder, die sich langsam zu einem fließenden Film zusammenfanden. Sie versuchte sich zu wehren; versuchte die Bilder zu verbannen, so wie sie es kurz nach dem Vorfall getan hatte, doch all das angestaute Böse wollte, aus der Zelle ihres Unterbewusstseins entkommen und an die Oberfläche.
Im Wohnzimmer ließ sie sich in den gemütlichen Blüschsessel fallen und langsam, aber sicher, driffteten ihre Gedanken ab. Während sie die Wärme des geheizten Zimmers umgarnte und zig Bilder von Verwandten sie von der Wand anstarrten, war ihr Verstand an einem ähnlich erfreulichen Ort: Einer Lichtung im Brückenburger Wald ende 1950.
Es war ein schöner Tag gewesen und die Sonne...

3
...schien. Maria fühlte sich frei und unabhängig. Sie war erst vor einem Monat dreizehn Jahre alt geworden, was ihr zwar mehr Pflichten (wie ihre Mutter ihr eingängig erklärt hatte), aber auch mehr Freiheiten bescheren würde.
An diesem Tag war sie, zusammen mit ihrer Freundin Magrit, in den Wald geschickt worden,
um Pilze zu sammeln. Ihre Großmutter hatte sie in dieser Kunst unterrichtet. Es war keine einfache Sache. Man musste sich die Pilze, die man verzehren konnte, gut einprägen; es gab viele giftige Sorten, die ähnlich aussahen, wie die guten.
Man musste weit in den Brückenburger Wald hineingehen, um die genießbaren Pilze zu finden. Der Wald lag etwas außerhalb des Dorfs, und nur eine halbe Stunde von ihrem Haus entfernt.
Magrit war zwei Jahre jünger als Maria, trotzdem aber ihre beste Freundin. Seit frühester Kindheit hatten sie die Tage zusammen verbracht. Magrit wohnte mit ihrer Familie direkt neben Maria. Sie war sehr schlank und sehr hübsch. Außerdem hatte sie ein aufbrausendes Temperament. Anders als Maria, die sich in allen Situationen nicht aus der Ruhe bringen ließ, war Magrit, bei den anderen Kindern im Dorf, für ihre Wutausbrüche berühmt.
Beide hatten einen Korb bei sich, in den sie die gesammelten Pilze legen sollten. Beide Mädchen ließen sie lässig in ihren Händen schwingen. Es war ein schöner Ort und eine schöne Zeit. Die Zeit nämlich, in der man noch zu jung ist, um als Erwachsener zu gelten, aber in der man zu alt ist, um wie ein Kind behandelt zu werden. Maria würde sich später mit Wehmut an diese Zeit zurück erinnern.
"Gestern habe ich Thomas gesehen", sagte Magrit und schaute lächelnd zu ihrer Freundin.
"Wir haben uns lange unterhalten." Maria wusste, dass Magrit schon seit einiger Zeit in Thomas, einen Jungen ihren Alters, verliebt war. Und sie konnte nicht bestreiten, dass er schön war.
"Über was habt ihr denn geredet?", fragte sie.
"Über nichts Besonderes. Nur über Lehrer und so. Aber trotzdem hab ich gemerkt, dass er mich mag." Maria freute sich darüber; auch wenn sie bislang nicht sehr viel Glück mit Jungen gehabt hatte, gönnte sie ihrer hübschen Freundin den Erfolg. Sie hatte sogar schon einen Jungen auf den Mund geküsst. Maria wollte lieber nicht daran denken, was passieren würde, wenn Magrits Mutter davon erfuhr.
Die Lichtung, die sie jetzt vor sich sahen, war ein wunderschöner Ort. Er hätte einem Märchen entspringen können. Märchen gab es auch um diesen Wald, und um diesen Ort ganz speziell.
Doch waren dies keine schönen Märchen; mehr waren es Märchen der Sorte, die kleinen Kindern angst einjagten. Schon ihre Großmutter hatte von einer Frau erzählt, die sich manchmal auf der Lichtung aufhalten sollte. Eine eigenartige Frau: Alt und hässlich, und in lange schwarze
Kleider gehüllt. Die Großmutter hatte ihr weiter erzählt, dass sie scheu war, wenn sie Erwachsene sehen würde, aber bei Kindern...
"Sieh dir das an!" Magrit deutete mit ihrem Finger auf einen Baumstamm, der die Grenze zur Lichtung bedeutete. Was Maria sah, ließ sie erschrecken, besonders nachdem sie über die Ammenmärchen der Frau im Wald nachgedacht hatte.
Etwa auf der Höhe ihres Gesichts, waren dort ein Streifen, der hinanführte, und ein Querstreifen ins Holz geritz. Der Querstreifen befand sich etwas unterhalb der Mitte. Maria wusste, was das zu bedeuten hatte (einer ihrer Mitschüler hatte es ihr gezeigt, und war sich dabei mächtig groß vorgekommen): Das Umgedrehte Kreuz; das Zeichen des Satans. Ein Schauer durchfuhr ihren Körper und drang in jedes ihrer Glieder ein. Sie glaubte zu spüren, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten. Am liebsten wäre sie auf der Stelle gegangen und hätte diesen Ort weit hinter sich gelassen. Doch als sie zu ihrer Freundin schaute, sah sie in ihrem Gesicht nichts anderes als Belustigung und Abenteuerlust. Maria konnte förmlich sehe, was in ihrem kleinen, hübschen Kopf vor sich ging. Sie will wissen, wer so kühn ist, um dieses Zeichen auf einen Baum zu ritzen. Es interessiert sie brennen, und während wir damit beschäftigt sind Pilze in unsere Körbe zu werfen, wird sie sich immer wieder umdrehen und nach einer Person Ausschau halten, die sich vielleicht hinter irgendeinem Baum oder Gebüsch versteckt.
Maria fühlte keine Abenteuerlust; sie musste an die seltsame Frau denken, obwohl sie krampfhaft versuchte, sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Sie sah das Gesicht vor ihrem geistigen Auge: Sehr alt, mit tiefen Falten durchzogen; schmale, blasse Lippen, die gelbe Zähne verbargen; und Augen, deren Pupillen schwarz waren.
Sie atmete tief durch und folgte ihrer Freundin, die vorraus gegangen war. Ihre Großmutter hatte ihr auch berichtet, dass immer wieder Kinder verschwunden waren. Auch vor dem Krieg schon. Sie hatte über diese Geschichten immer gelächelt, auch als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, aber jetzt erzeugten sie ungeahnte Ängste, und es widerstrebte ihr, weiter zu gehen. Doch sie wollte vor Magrit nicht wie ein Feigling dastehen. Auch wenn sie sich schon seit dem Säuglingsalter kannten und sich all ihre Geheimnisse erzählten (besonders die über Jungs).
Sie befanden sich nun mitten auf der Lichtung. Ein Kreis aus Bäumen (hauptsächlich riesige Tannen) und dichtem Gestrüpp umgab sie. Die essbaren Pilze wuchsen an den Bäumen, die einige Meter vor ihnen lagen. An dieser Stelle wurde der Wald dunkel. Die Sonne konnte dort nicht mehr das Himmelsdach der Baumkronen durchdringen. Maria fürchtete sich davor. Sie wäre am liebsten an diesem Ort, auf der Lichtung, stehengeblieben, wo die Sonne alles in ein angenehmes Licht tauchte (aber das stimmte nicht ganz: Am liebsten wäre sie nach Hause gerannt).
Magrit schritt ungehindert weiter vorran. Sie legte ein solches Tempo an den Tag, dass Maria Schwierigkeiten hatte den Anschluss zu bewahren. Ihre Freundin besaß viel Energie. Sie hatte einen ausgeprägten Bewegungsdrang und war immer bereit Neues zu erforschen. Maria war da anders, wie sie sich überhaupt in den meisten Dingen unterschieden, was ihrer Freundschaft aber keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil: Die beiden jungen Frauen ergänzten sich vorzüglich.
Maria blickte herab und sah auf dem Boden direkt vor sich, und gut versteckt vom hohen Gras, einen Tierkadaver. Was vorher ein Eichhörnchen, oder eine Maus gewesen sein mochte, war jetzt nur noch rotes Fleisch und ein Büschel dunkelbraunes Fell. Der Anblick widerte sie an. Sie stieg, ohne das tote Ding noch einmal anzuschauen, darüber und trieb sich an schneller zu gehen. Ihre Freundin war ihr schon ein ganzes Stück vorraus. Für einen Moment vergaß sie ihre Angst und die Legende um die Frau, die im Brückenburger Wald ihr Unwesen trieb und Kinder verschleppte. Die Anstrengung, nicht zu weit zurückzufallen, ließen sie dies alles verdrängen. Sie spürte die Wärme der Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht und den leichten Wind, der ihr durchs Haar strich; sanft wie der Klang einer Harfe.
Doch nur für einen Moment... denn dann sah sie das Grauen, in Form eines Gesichts, das zwischen zwei Baumstämmen auf die Lichtung und die beiden Mädchen starrte. Die Dunkelheit machte es fast unsichtbar, aber eben nur fast. Maria entfuhr ein Schrei des Entsetzens. Allerdings so leise, dass ihre Freundin, ein ganzes Stück vor ihr, es nicht hören konnte. Aber was noch viel schlimmer war: Sie sah das Gesicht nicht, das grinsend zwischen den Bäumen lauerte, und auf das sich Magrit schnell zubewegte. Zu schnell!
Maria begann zu rennen. "Magrit, Magrit!", schrie sie immer wieder. "Pass auf Magrit! Da zwischen den Bäumen..." Sie hörte mitten im Satz auf. Da zwischen den Bäumen... was war da? Nichts! Das Gesicht war verschwunden. Aber sie hatte es gesehen; sie war sich ganz sicher...
oder etwa doch nicht? Hatte ihr ihr Verstand einen Streich gespielt und war ihre Phantasie mit ihr durchgegangen? Wahrscheinlich, aber...
Magrit war stehen geblieben und drehte sich nun zu ihrer Freundin um. "Was ist los? Warum schreist du so?", fragte sie.
"Ach nichts.", antwortete Maria. Magrit drehte sich wieder um und setzte ihren Weg fort.
Maria zögerte einen Moment, bevor sie ihr weiter folgte. Ihre Beine wollten nicht weitergehen, doch sie wusste, dass sie es tun musste, um nicht wie der letzte Depp vor Magrit dazustehen.
Während sie ging, schaute sie sich immer wieder nach allen Seiten hin um. Nur zu gut konnte sie sich vorstellen, das plötzlich hinter irgendeinem Gebüsch eine Frau in schwarzen Sachen hervorsprang und auf sie zu rannte. Sie bemerkte nicht, dass sich Gänsehaut auf ihren Unterarmen gebildet hatte.
Magrit hatte währenddessen schon fast das Ende der Lichtung erreicht, und näherte sich damit unweigerlich neben den Pilzen, die im Schatten der Bäume wuchsen, der Dunkelheit. Als sie nur noch wenige Schritte davon entfernt war, sah Maria zwei Augen hinter einem Baumstamm hervorluken. Mein Gott, dachte sie. Ich habe mich nicht geirrt. Aber sie wünschte, sie hätte es. Magrit ging weiter auf ihr Unheil zu. Maria schrie sich erneut die Seele aus dem Leib. Sie rannte und fuchtelte dabei wild mit den Armen.
Magrit schaute sie über die Schulter hinweg an. In ihrem Blick lagen Überraschung und Unglauben. Sie blickte in die, von Angst geweiteten, Augen ihrer Freundin, doch sie verstand nicht. Sie verstand erst, als es für sie zu spät war.
Hinter dem Baumstamm trat eine Frau hervor. Ihre schwarzen Haare und ihr langes schwarzes Gewand hoben sich kaum vom dunklen Hintergrund ab. Sie schnellte nach vorne und packte das Mädchen an den Schultern. Magrit schrie und versuchte sich aus dem Griff der Frau zu befreien, doch es gelang ihr nicht.
Entsetzt musste Maria mit ansehen, wie ihre Freundin in die Dunkelheit gerissen wurde, und aus ihrer Sicht verschwand.Das letzte, was sie hörte, waren Magrits Schreie. Das letzte, was sie sah, bevor sie auf der Stelle kehrt machte und zurück ins Dorf lief, um Hilfe zu holen, waren die Augen der schrecklichen Frau, die aus der Dunkelheit zu ihr schauten und sie fixierten. Die Augen der Hexe.

4
Maria umklammerte die Lehnen des Sessels. Sich daran zu erinnern war schrecklich. So gut es eben ging, hatte sie den Vorfall und somit das Verschwinden ihrer Freundin, über die Jahre hinweg verdrängt. Soweit, dass sie es fast vergessen hätte, was ihr im Moment schier unfassbar vorkam. Manche Dinge vernebelt unser Gehirn eben einach. Es versteckt sie ganz tief im Unterbewusstsein, wo sie nur selten das Licht des Tages erblicken, aber... aber ganz verschwinden lässt es sie eben nicht. Sie sind immer noch da, und sie können einen bis an sein Lebensende verfolgen.
Nachdem Maria zu Hause angekommen war (sie war gerannt, ohne sich noch einmal umzuschauen) und ihren Eltern alles erzählt hatte, war eine Suchtruppe auf die Beine gestellt worden. Man hatte nach dem Kind und nach der seltsamen Frau, von der Maria erzählt hatte, gesucht. Ohne Erfolg.
Dieser Tag Ende 1950 war der letzte gewesen, an dem Magrits Eltern ihre Tochter zu Gesicht bekommen hatte. Man hatte sie nicht gefunden; auch keine Leiche. Nur den Korb, den sie bei sich getragen hatte. Man fand ihn einige Tage später, ein ganzes Stück von dem Ort ihres Verschwindens entfernt, in einer kleinen Hütte mitten im dichten Wald. Dort fanden sie auch Knochen, die menschlich aussahen, aber keinem zuzuordnen waren. Magrit Reuter wurde das dreizehnte Kind, dass auf diese Weise im Wald verschwand. Und keines hatte man je wieder aufgefunden.
Maria starrte in die Leere und betete zu Gott, dass sich ihre Enkelin die Frau im Wald nur eingebildet hatte.
ENDE


14. 04. 03

by Timo Mengel

 

Hi Kevin,

deine Geschichte lässt mich ein wenig Zwiegespalten zurück.
Die ersten beiden Absätze fand ich gelungen. Als Einstimmung auf das, was eigentlich noch kommen sollte...aber nicht kam!
Die Rückblende aus den Kindertagen der Großmutter ist ja keine schlechte Idee, aber ich hätte nicht gedacht, dass eben diese Ereignisse die eigentliche Geschichte ausmachen würden. Zumal du damit eine absolute Hervorsehbarkeit erzeugst. Dem Leser ist schließlich schon am Ende des zweiten "Kapitels" klar, dass Marias Jugendfreundin verschwunden ist und das Maria selbst überlebt hat.
Die Szenen im Wald hast du größtenteils gut beschrieben, obwohl mich diese Magrit ja tierisch aufgeregt hat :)
War ja irgendwann klar, dass die einfach blindlinks (gibts so ein Wort?) in ihr Verderben rennt!
Die Sache mit dem umgedrehten Kreuz fand ich auch etwas seltsam. Passt irgendwie nicht in diese "Märchenhafte" Erzählung (meine Meinung)

Ein großer Schwachpunkt deiner Story liegt meines Erachtens nach auch in dem Abschnitt, wo die beiden Mädchen durch den Wald rennen.
Nachdem Maria das erste Mal die Hexe sieht, hättest du dir danach auch ruhig etwas anderes Einfallen lassen können. Die ganze Prozedur wiederholt sich halt nochmal. Maria sieht schon wieder etwas und versucht ihre Freundin (die offenbar ein Brett vor dem Kopf hat) zu warnen. Diesmal hat sich ihre Befürchtung zum Glück bewahrheitet.
Also ein bisschen mehr Abwechslung (vielleicht eine kleine Verfolgungsjagd) täte hier ganz gut!

Nachdem ich Marias Geschichte gelesen habe, fand ich es erstaunlich, dass sie ihre arme Enkelin alleine im Bett schlafen lässt. Also wenn das meine Oma gewesen wäre, dann hätte die mich nicht alleine da rumliegen lassen :)

Hier hab ich noch einige Sachen für dich, über die ich beim lesen gestolpert bin:

Im Wohnzimmer ließ sie sich in den gemütlichen Blüschsessel fallen
müsste heissen "Plüschsessel" oder?

Maria konnte förmlich sehe,
sehen...

Es interessiert sie brennen
brennend...

Die essbaren Pilze wuchsen an den Bäumen, die einige Meter vor ihnen lagen.
Also die Pilze wachsen bestimmt nicht an den Bäumen :)
Ich weiss wie du das meinst, aber die Formulierung ist unglücklich gewählt!

Die beiden jungen Frauen ergänzten sich vorzüglich
Mit 13 Jahren sind das aber noch keine jungen Frauen.

denn dann sah sie das Grauen, in Form eines Gesichts, das zwischen zwei Baumstämmen auf die Lichtung und die beiden Mädchen starrte.
Entweder guckt sie auf die Lichtung, oder auf die beiden Mädchen. Ich würde die Lichtung einfach streichen!

Die Dunkelheit machte es fast unsichtbar, aber eben nur fast.
Hier ebenfalls das "aber eben nur fast" streichen.

Hatte ihr ihr Verstand einen Streich gespielt und war ihre Phantasie mit ihr durchgegangen?
das doppelte "ihr" gefällt mir nicht. Würd ich gucken, dass du das anders formulierst!

Es versteckt sie ganz tief im Unterbewusstsein, wo sie nur selten das Licht des Tages erblicken, aber... aber ganz verschwinden lässt es sie eben nicht.
wo sie nur selten das Licht des Tages erblicken, aber ganz verschwinden lässt sie es eben nicht. Das stockende "aber" würde ich weglassen. Wir befinden uns ja nicht in einer wörtlichen Rede.

Nachdem Maria zu Hause angekommen war (sie war gerannt, ohne sich noch einmal umzuschauen) und ihren Eltern alles erzählt hatte, war eine Suchtruppe auf die Beine gestellt worden
...war ein Suchtrupp!

Deinen Stil finde ich aber (bis auf einige Rechtschreibfehler und Stolperstellen) gut gelungen!
Die Geschichte an sich hat mir nicht ganz so gut gefallen.

Schönen Gruß
Christian

 

Hallo Anima und danke fürs Lesen.
Schade das sie dir nicht gefallen hat, meine kleine "Märchenstunde".

Freut mich aber, dass dir mein Stil gefallen hat.
Es stimmt wohl, dass alles zu sehr vorherzusehen ist, aber ich dachte, das könnte ich durch Atmosphäre wettmachen (scheint leider nicht so recht geklappt zu haben).
Ich persönliche finde den dritten Abschnitt eigentlich ganz okey.

Nun gut, bei den meisten Kritikpunkten kann ich dir zustimmen, nur: WARUM HAT DIR MAGRIT NICHT GEFALLEN?
Ich fand sie beim Schreiben ganz nett.

Alles Gute, Kev2 (der Versucht es beim nächsten Mal besser zu machen)!

 

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