Hej Westender,
versteh ich so: Du beschreibst das Gefühl des Verlassenwerdens als einen Fall aus großer Höhe. Mir gefällt der Ansatz.
Ich würde Dir empfehlen, mal 'nen Absatz zu machen, z.B. vor dem "Ich falle.", andererseits wirkt das dann vllt deutlich pathetischer.
So berauschend und kraftvoll der Tanz zuvor war, umso überraschender ist der Riss des Seiles.
Dass es sich um einen Tanz von zweien handelt, wird hier noch nicht deutlich. Lustig finde ich den Gedanken, dass er total berauscht auf dem Seil herumtanzt, während sie die Schere rausholt.
Tief, lang, unwirklich, unkontrolliert.
Erinnert mich an einen Sesamstraßenspot, wo unter vier Dingen eines nicht zu den anderen passte.
Tief? Ja.
Lang? Offensichtlich (er (?) fällt in gewisser Wiese in Zeitlupe, auch wenn das nicht da steht, aber für einen Echt-Fall sind das zu viele Gedanken, meine ich).
unkontrolliert? Weil dazu nicht viel verraten wird, wär das möglich.
Unwirklich ... meinst Du, es fühlt sich unwirklich
an? Hier zweifele ich am Konzept Deiner Geschichte, wenn ich Deinen Worten glaube.
Oder anders: Ich lese über einen Zustand, der alle möglichen physikalischen Gesetze außer Kraft setzt und habe damit kein Problem, weil ich annehme, dass der Autor mir damit etwas veranschaulichen will. Dazu muss ich mich auf die vom Autor erfundenen Gesetzmäßigkeiten einlassen. Aber wenn der Autor mir dann nebenbei unterjubelt, dass besagter Vorgang auch innerhalb der Geschichte nicht wirklich ist, dann stört mich das.
Zweimal "un-" klingt außerdem doof.
Ich trete und schlage um mich, doch treffe nur mich selbst.
Das hier verstehe ich
nicht wörtlich. Soll vllt heißen: Es nützt nichts, sich zu wehren.
Und wo ist die Leiter zurück auf die Spitze des Berges?
Diese Ungeduld lässt darauf schließen, dass der Fallende schon weiß,dass der Fall keine oder kaum eine Wirkung hinterlassen wird. Keine Angst vorm Aufprall? Damit wird Dein Bild wackelig.
Seiltanz klingt nach Manege, wo kommt plötzlich die Berg- und Talbahn her?
Ich falle. Ohne Netz. Ohne Seil. Ohne doppelten Boden.
Das weiß man vorher. Oder:
Ich falle. Ohne Netz. Ohne Seil. Ohne doppelten Boden. Das bemerke ich erst jetzt/ habe ich vorher noch nicht begriffen/ wusste ich nicht.
Die Menge tobt. Sie schreien, flehen.
Doch ein Zirkus. Ich finde, Du solltest bei einem Bild bleiben. Dann wäre es keine Bergspitze, die er sucht.
Warum fleht die Menge. Geht es nicht ums Verlassenwerden? Welche "Menge" könnte da eine Rolle spielen. Soll das die Familie darstellen? einen imaginären Freundeskreis?
Dann vielleicht vorher: Ich
höre sie schreien und flehen.
Ich blicke zurück an die Stelle an der wir tanzten.
Klingt nicht schön.
Das Mädchen mit der Schere blickt Still und regungslos auf mich hinab.
Ich blicke zurück. Das Mädchen mit der Schere blickt still und regungslos auf mich hinab.
Da würde auch deutlich werden, dass er zu der Stelle blickt, wo er eben noch getanzt hat.
Ihr Gesicht wirkt wie versteinert.
Und was mögen die Gründe dafür sein, dass es so
wirkt ohne es zu sein?
Die einzige Regung sind dicke Tränen, die wie Regentropfen über den Granit ihrer Wangen fließen.
Dicke Tränen klingt für mich merkwürdig. Dicke Tränen gehören zu Krokodilen. Aber auch wenn Wangen versteinern, dass Tränen dick sind, das mag ich nicht glauben.
Ich falle in die Arme des Publikums, welches in die Manege gerannt war um mich aufzufangen. Sie lassen mich langsam zu Boden gleiten.
Wieder kein Hinweis, was oder wen die Menge darstellt.
Fetzen des Seils landen neben mir, prasseln auf mich herab.
Schön, dass Du an das Seil gedacht hast ... aber: Zerfetzt wovon? Mal abgesehen davon, dass ein gespanntes Seil durch einen Scherenschnitt in zwei Teile zerfällt. Und ich wollte es ja nicht sagen, aber worauf steht das Mädchen? Auf einer Plattform am Ende der Leiter. Hat sie dort getanzt und er war alleine auf dem Seil?
Sie ziehen an mir, wollen mich aus der Manege zerren, mich retten.
Was für eine Gefahr bestünde denn, wenn er auf dem Manegenboden liegen bliebe? Den Geruch von Sägespänen und Pferdeäpfeln oder meinetwegen auch Sand einatmen würde und wieder zu sich käme?
Ohne Seil kein Tanz. Ohne Tanz keine Manege. Ohne Manege Monotonie. Ich falle. Ohne Netz. Ohne Seil. Ohne doppelten Boden. Ich falle.
Das bild ich mir jetzt wieder ein zu verstehen. Klingt danach, als wäre er genau genommen noch nicht angekommen, alles vorher Beschriebene legt das ja auch nahe.
Zusammengefasst: Ich find die Idee des Fallens gut, hat was von Alice im Wunderland, von einem Zustand zum anderen gelangen von der berauschenden Welt in die verlassene vllt.
Nur der Aufprall fehlt. Mit der Menge ist der aber eher ein Ankommen. Dabei ist der Aufprall ja, wenn man so will, der Witz eines jeden Falls.
Soweit meine ganz subjektive Sichtweise.
LG
Ane