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Das Gänseblümchen

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26.07.2008
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Das Gänseblümchen

Auf einer großen, grünen Wiese standen viele Gänseblümchen. Einige hatten gerade erst ihre winzigen Knospen aufspringen lassen und hielten ihre zarten Blütenblätter in den Wind. Eins der Blümlein streckte sich besonders lang und sein Köpfchen wurde vom Wind heftig hin und her geschüttelt.
Es ließ sich davon allerdings nicht stören und rief: "Schaut her, ich bin das größte und schönste Gänseblümchen auf der ganzen Wiese! Mein Mittelpunkt ist so wunderbar gelb, viel gelber als der Löwenzahn, der hinter dem großen Grasbüschel wächst!"
Das Blümchen wiegte sich hin und her, damit auch alle seine Schönheit bewundern konnten. Die Anderen schüttelten ihre Köpfchen und duckten sich in die Wiese, denn sie waren klein und zart und die Wiese bot ihnen Schutz. Als es Abend wurde, kuschelten sich die Gänseblümchen in ihre Blütenblätter und schliefen.
Am nächsten Morgen war das übermütige Blümchen als erstes wach und es reckte und streckte sich hoch hinaus. Während die Anderen noch ganz verschlafen ihre Blütenblätter entfalteten, rief es schon laut in die Welt hinaus: "Seht her, ich bin das Gänseblümchen mit den weißesten Blütenblättern weit und breit. Sie sind weißer als der Schnee! Schaut euch nur an, ihr Blümlein mit den rosafarbenen Blütenblattspitzen, das ist ja eine Babyfarbe! Ihr seid nicht so schön wie ich!"
Es drehte sich in alle Himmelsrichtungen, damit man es auch ja von allen Seiten bestaunen konnte. Aber die anderen Gänseblümchen staunten nur über seine Überheblichkeit und versteckten sich lieber im Gras. Es wurde Abend und die Blümchen deckten sich mit Grashalmen zu und schliefen.
Das größenwahnsinnige Blümlein warf früh am nächsten Morgen seine Grashalmdecke beiseite und rief der aufgehenden Sonne zu: "Sieh her, Sonne! Ich bin viel leuchtender und strahlender als du! Neben meiner Pracht verblasst deine ganze Strahlkraft!"
Die anderen Blümchen, die von dem Geschrei geweckt worden waren, tuschelten entsetzt.
"Warum war dieses Gänseblümchen nur so überheblich? Die Rosen in den Beeten waren doch sowieso die Schönsten!"
Es wurde Mittag und die Sonne brannte heiß auf die Wiese herunter. Alle Blümlein machten sich klein und suchten Schutz hinter den Grashalmen, nur das eitle Gänseblümchen streckte sich hoch hinauf zur Sonne und betonte immer wieder, wie fantastisch es doch sei. Dass ihm die Sonne dabei fast die Blütenblattspitzen versengte, war ihm egal.
Später erklang ein lautes Dröhnen und die ganze Wiese bebte. Die Gänseblümchen und Grashalme flüsterten sich zu, dass der Rasenmäher unterwegs sei. Ein Grashalm wisperte dem überheblichen Gänseblümchen zu, dass es sich ducken solle. Doch stattdessen reckte es sich hoch auf, damit es über die anderen Blümlein und Grashalme schauen konnte und versuchte, einen Blick auf den Mäher zu erhaschen. Dieser kam immer näher, die Blümchen und Grashalme machten sich ganz klein, nur das eingebildete Gänseblümchen ragte hoch in den Himmel. Doch plötzlich war ihm das Donnern des Rasenmähers nicht mehr geheuer. Im letzten Moment duckte es sich und entging so dem scharfen Messer. Dann richtete es sich vorsichtig auf und sah dem Mäher nach, als es einen heftigen Stoß spürte und wieder zu Boden gedrückt wurde.
Ein Grashalm lästerte: " Du hättest dich länger ducken sollen! Das war der Mensch, der den Rasenmäher bedient!“
Mühsam rappelte sich das Gänseblümchen auf, während die anderen Blümchen leise kicherten, denn das vorwitzige Blümlein war nun gar nicht mehr schön. Ein Knick im Stängel und die Blattspitzen schmutzig und zerknittert. Aber es hatte auch etwas gelernt, denn es würde nie wieder so vorlaut und neugierig sein.

 

Hallo Glückskäfer,

anfangs fand ich deine Geschichte sehr schön. Eine kleine Blume, die immer die Nase vorne haben muss und am Ende ...
Ja, und da schauert es mich. Für Kinder finde ich den Schluss alles andere als geeignet. Ich hatte erst gedacht, dass das Gänseblümchen seine Überheblichkeit durch irgendetwas verliert. Aber dass es einem Rasenmäher zum Opfer fällt, das ist wirklich das verkehrteste Ende einer Kindergeschichte viel zu grausam!!!
Vielleicht fällt dir ja noch eine andere Lösung ein.

Eines hätte ich noch anzuführen und zwar den Gebrauch des Wortes "Gänseblümchen". Du musst dir den Text mal kopieren und jedes Mal das Wort fett drucken. Da merkst du sofort, was ich meine.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Glückskäfer,

auch mir ist das Ende zu sehr mit der Moralkeule geprügelt, eine vegetarisch-blutige Variante von "Hochmut kommt vor dem Fall" quasi. Die Moral an sich gefällt mir im Ansatz ja, doch das Ende ist arg dicke...

Zumal Du den Leser auf die falsche Fährte führst, die Gänseblümchen haben kleine Köpfchen, kuscheln sich ins Gras zum schlafen, das ist alles sehr niedlich und freundlich, und dann mit dem letzten Satz machst Du diese ganze freundlich-niedliche Idylle kaputt, insbesondere das rappzapp untermauert die Grausamkeit der Erzählstimme dabei noch und lässt mich eher an eine Satire, denn an eine Geschichte für Kinder denken.

Die Rosen in den Beeten waren doch sowieso die Schönsten und so majestätisch!"
der Satz ist quer, entweder noch ein Hilfsverb einschieben ("und waren so majestätisch"), oder das substantivierte Adjektiv raus, um die Dopplung zu vermeiden oder das majestätisch ganz raus.
Das größenwahnsinnige Gänseblümchen warf früh am nächsten Morgen seine Grashalmdecke beiseite
das Adjektiv erinnert mich auch eher an Satire denn an eine Kindergeschichte, einfach weil die Kombination Gänseblümchen und Größenwahn eher exotisch ist.

Also, wenn Dur wirklich eine Kindergeschichte im Sinne einer Geschichte für Kinder im Sinn hattest, dann solltest Du sie entschärfen und freundlicher machen, damit sie ein Lächeln auf den kleinen Gesichtern erzeugt und keine Albträume verursacht :)

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo zusammen!

Erstmal zu bambu:
Ich weiß, die leidigen Wiederholungen.
Ich habe es an einigen Stellen schon geändert, aber da muß ich auf jeden Fall nochmal ran. :Pfeif:

Und zur allgemeinen Kritik wegen des Endes:
Da hatte ich mit gerechnet. Ich habe lange überlegt, ob ich die Geschichte unter Kinder einstellen soll.
Eigentlich finde ich sie in dieser Kategorie auch nicht so gut aufgehoben, da ich das Ende eigentlich nicht ändern möchte!
Also verschieben! Aber wohin? Satire? :confused:

Auf jeden Fall freue ich mich über eure Kritik und lese aus euren Kommentaren, dass die Grundidee der Geschichte nicht verkehrt ist.

Ich werde mir jedenfalls nochmal Gedanken dazu machen!

Grüßkes

Glückskäfer

 

Hallo Glückskäfer,
mir gefällt Deine Geschichte sehr gut und ich meine nicht, dass Du damit hier in der falschen Kategorie bist. Da gibt es doch andere, ausdrücklich für Kinder bestimmte Sachen mit angekokelten Hexen, ausgesetzten Kindern und ähnlichen Gräuslichkeiten, oder?:D
Mir macht die 'Moral von der Gschicht' etwas Sorgen. Die sollte doch hoffentlich nicht so sein, dass sofort, wenn einer aus der Reihe tritt, begradigt wird (wenns sein muss, mit dem Rasenmäher)?

LG butterblume

 

Hallo Butterblume,

danke für deine Kritik.

Mir macht die 'Moral von der Gschicht' etwas Sorgen. Die sollte doch hoffentlich nicht so sein, dass sofort, wenn einer aus der Reihe tritt, begradigt wird (wenns sein muss, mit dem Rasenmäher)?
So kann man das natürlich auch sehen. War mir selbst gar nicht bewußt.
Der Gedanke, den ich in dieser Geschichte eigentlich umsetzen wollte, war: "Übermut tut selten gut!"

Gruß
Glückskäfer

 

Hallo Glueckskaefer,

also ich fand das schon witzig. Ist nicht unbedingt etwas fuer zarte Dreijaehrige, aber ich denke mal ein groesseres Kind wuerde nicht in Traenen ausbrechen. Ich wuerde das Gaensebluemchen noch unsymphatischer machen, da "schmerzt" sein Ende nicht so ... Aber wie schon jemand erwaehnte, in den Maerchen werden ja auch dauernd die Boesen gebraten, bekommen die Augen ausgehackt usw.. Allerdings muessen sie schon richtig fies sein, damit das wirkt. Mach das Bluemchen also ruhig noch naerrischer und gemeiner.

gruss,
sammamish

 

Hallo sammamish,

danke für deinen Kommentar!

Ich habe mir übers Wochenende einige Gedanken zum Text gemacht.

Vielleicht gibt es ja bald die richtig gemeine Erwachsenen-Version und die entschärfte Kinder-Version. Ich weiß noch nicht, welcher Variante ich den Vorzug geben soll.
Irgendwie bietet es sich beim jetztigen Stand der Dinge an, in beide Richtungen zu experimentieren.

Mal sehen, was ich draus mache!

Gruß
Glückskäfer

 

Hi, nochmal,
warum denn zwei Variationen? Hättest Du selber Spaß dran? Dann wäre es vielleicht in Ordnung. Aber der Hochmut ist dem Gänseblümchen doch ausgetrieben und die Pflanze an sich stört sich nicht weiter am Köpfen. Sie wächst und gedeiht, weil ja nur eine Blüte, aber nicht die Pflanze an sich betroffen ist. Den Löwenzahn, z.B. kannste auch köppen, so oft du magst, der treibt aus seiner Pfahlwurzel, wenn man die nicht erwischt, immer neue Pusteblumen.
Also, ich wär für Karriere des Blümchens, auch wenn es sich stückweise vergaloppiert und überschätzt hat (menschlich:Fehler kann jeder machen, man muss korrigieren, wenn man sie erkennt. ). Bei jedem Neuaustrieb kann das kleine Blümerl seine Aktionen jedenfalls immer wieder neu überdenken.
Wäre uns sowas nicht auch ganz recht?
Nagut, vegetatives Austreiben ist bei unsereins eher selten.:Pfeif:
Aber als Grundidee fände ich das 'immer-wieder-überdenken- müssen' nicht übel.
Lg butterblume

 

Zur Info für alle, die sich wundern, dass die Geschichte wieder hier ist.

Diese Geschichte ist auf Wunsch der Autorin wieder in die Kinderabteilung geschoben worden. Sie hat den Schluss so umgeschrieben, dass er nun kindgerechter ist.

lakita

 

Hej Glückskäfer,

nach so einem idyllischen Einstieg habe ich erwartet, dass das kleine Gänseblümchen irgendein Abenteuer erlebt, etwas herausfindet, was die anderen noch nicht wussten, irgend etwas in der Richtung.

So stimmt mich die Geschichte traurig.
Mir scheint, das Gänseblümchen lernt weniger über die Folgen des eigenen Übermuts als vielmehr, dass es sich auszahlt in der Masse unterzugehen und nicht aufzufallen.
Dabei finde ich es bei Sätzen wie

Die Rosen in den Beeten waren doch sowieso die Schönsten!"
eher mutig und vollkommen nachvollziehbar, dass mal ein Gänseblümchen für sich beansprucht, auf seine Art auch wunderschön zu sein. Dass es bei dieser Übung nicht alles richtig macht und dafür niedergetrampelt wird, tja, also, ich weiß nicht, ob ich Kindern so etwas vermitteln wollte…

Viele Grüße
Ane

 

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