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Das Frühstück

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07.03.2002
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Das Frühstück

"Warum bist du eigentlich so doof?“ Die Frage kommt von Tobias, Daniels kleinen Bruder.
„Halt die Klappe!“ ertönt es von der anderen Seite des schmalen Küchentisches.
„Mama sagt, du bist doof.“, kommt wieder von Tobias. Jetzt bloß nicht aufregen. Es ist ja nur sein kleiner Bruder. Daniel konzentriert sich auf seine Zeitung.
„Ich habe gestern eine Eins wiederbekommen“. Tobias grinst über beide Ohren.
„Worin denn? Im Fach: wie nerve ich meinen Bruder am Besten?“ Jetzt ist es wieder soweit. Daniel liefert sich ein Wortgefecht mit der kleinen Nervensäge von Bruder.
„Wie nerve ich dich denn?“ fragt Tobias während er sich sein Müsli so reinstopft, von dem jedes Mal die Hälfte wieder in seine Schüssel tropft. „Indem du zum Beispiel frisst wie ein Schwein. Mach das bitte so, dass nicht das ganze Haus dabei wach wird.“
Tobias steht auf und macht das Radio an. Daniel versucht an eine Blumenwiese zu denken.
Tobias dreht das Radio lauter. Auf Daniels Blumenwiese kommt ein lauter Rasenmäher daher, der alle Blumen köpft. Seine Hände klammern sich um die Kaffeetasse.
Tobias dreht das Radio noch lauter. Daniel läuft rot an und schreit:
„Wenn du nicht sofort das Radio aus machst, kannst du deine Einsen demnächst im Krankenhaus schreiben.“ Mit erschrockenem Blick macht Tobias das Radio aus.
„ Mama hat gesagt, du sollst mich nicht so anschreien und wenn du mich verhaust, geh ich nach oben und dann bekommst du richtig Ärger.“
Wie auf Bestellung klingelt auch schon das Telefon. Es ist das interne Klingeln und Daniel ahnt schon, was jetzt kommt.
„Ja.“
„Was soll die Schreierei da unten?“
„Tobias ist wieder total am Nerven. Hast du das Radio nicht gehört?“
„Ja, hab ich. Aber das ist noch lange kein Grund, so rumzuschreien. Dadurch schlaf ich nämlich auch nicht wieder ein. Und jetzt will ich, dass ihr da unten ruhig seid. Ich hab heute einen anstrengenden Tag.“
„Aber…“
„Nichts aber. Lass dich einfach nicht ärgern.“
„Ja, Mama.“

Widerwillig legt Daniel den Hörer auf und setzt sich wieder an den Tisch. Ein hämisches Grinsen empfängt ihn. Ohne ein Wort ißt Daniel sein Brot weiter, während er ein paar Artikel anliest.
Tobias fängt an, Geräusche zu machen. Natürlich zusätzlich zu dem Tröpfeln von seinem Löffel. Es ist eine Kombination aus Schlürfen und Schmatzen. Das Ganze begleitet ein japsendes Geräusch, das man von Hunden kennt, wenn sie beispielsweise nach Fliegen schnappen. Daniel wollte ihn schon wegen Essstörungen für eine Therapie vorschlagen, aber komischerweise hat Tobias solche Anfälle nur morgens beim Frühstück. Und dann auch nur, wenn er mit Daniel frühstückt.
Auf einmal hält er inne.
„Daniel?“
„Ja.“
„Bist du sauer auf mich?“
„Nein, natürlich bin ich nicht sauer auf dich,“ erwidert Daniel ironisch über seine Zeitung hinweg. Noch während er es ausspricht, erkennt Daniel seinen Fehler. Da nämlich Tobias` Lebensinhalt danach ausgerichtet zu sein scheint, Daniel auf die Palme zu bringen, ist die Sache nach diesem Satz noch nicht ausgestanden.
Prompt fängt Tobias an zu singen.
„De barmben biben hard, it`s a low, it`s a low, hamenamena on the biben go home.”
So hört sich ein siebenjähriger Junge an, wenn er versucht, englische Lieder nachzusingen. Daniel weiß nicht, wer so was mal gesungen haben sollte, aber er hasste den Sänger dafür.
„De barmben biben hard, it`s a low, it`s a low…”
Während Daniel ohrenzuhaltend versucht, weiter die Zeitung zu lesen, erscheint wie aus dem Nichts vor seinen Augen die Schlagzeile:

Mann erschlägt Bruder. Während einer Auseinandersetzung zweier Brüder, kam es zu einem Handgemenge, bei dem der eine seinen Bruder mit einem Gebetswürfel tödlich am Kopf verletzte.

„De barmben biben hard, it`s a low, it`s a low…”
Das ist ein Zeichen, das muss ein Zeichen sein. Höhere Mächte befehlen Daniel, Gerechtigkeit walten zu lassen. Es wäre ein Frevel, sich dem zu widersetzen.
„…hamenamena on the biben go home.”
Der heimische Gebetswürfel liegt anderthalb Meter von Daniel entfernt auf der Fensterbank.
Daniel fängt an, fanatisch zu grinsen. Sein Brot hat er aufgegessen..
Tobias singt leiser, verstummt ganz.
Daniels Augen werden glasig. Seine Hände krallen sich in die Zeitung, die vor ihm auf dem Tisch liegt. Tobias isst hastig sein Müsli weiter.
Mit einem Ruck steht Daniel auf, schnappt sich den Gebetswürfel und haut Tobias` Kopf zu Brei. Das Letzte was man von Tobias hört, ist ein Plätschern, das in ein ersticktes Japsen übergeht, als sein Gesicht in der Müslischüssel landet und er versucht, nach Luft zu schnappen.

Als Daniel fertig ist, geht er sabbernd und von Blut triefend zu seiner Zeitung zurück und liest den nächsten Artikel:

Mann von Blitz getroffen.

<span class="ssilver">[Beitrag editiert von: Drumsmasher am 13.04.2002 um 03:19]</span>

[ 16.06.2002, 13:50: Beitrag editiert von: Drumsmasher ]

 

Und da soll nochmal jemand sagen, Lesen bildet...

Muss wohl die Bild-Zeitung gewesen sein.

So ganz kapiere ich die Geschichte noch nicht, muss wohl noch ein paar Mal lesen, bis ich durchsteige. Nur, bitte: Was ist ein Gebetswürfel?

Pip

 

Gebetswürfel: Ein handgroßer Würfel, normalerweise aus Holz, bei dem auf jeder Seite ein Gebet geschrieben steht.

Gruß, Drumsmasher

 

Naja, Gelesen habe ich sie und habe eigentlich eine Satire erwartet.
Doch was ich gefunden habe ist eine Nette Geschichte über etwas das sich jeder grosse Bruder schon mal vorgestellt hat.
Mir gefällt die Geschichte, auch wenn mir nicht in den Sinn kommen will, in welchem modernen haushalt noch ein Gebetswürfel herumliegt.
Aber wie gesagt, ich finde sie gut, nur steht sie meiner Meinung nach im falschen Forum.

Nix für ungut!

 

Hennaboindl: Kurze Frage, hatten wir vorher schon Mal ein Gespräch?
Dein Beitrag hört sich so danach an.
Danke übrigens für deine Kritik.

Gruß, Stefan

[Beitrag editiert von: Drumsmasher am 10.04.2002 um 20:33]

 

Hi Drumsmasher,

finde, die Geschichte liest sich ganz gut, und hat humorvolle Einlage und Formulierungen.
Ob es nun eine Laudatio an die BILD sein soll, oder auf die Gefahr, die im Konsum ihrer Artikel liegt, aufmerksam machen soll, vermag ich nicht zu beurteilen.

@kristin
irgendwo scheine ich auf dem Schlauch zu stehen: wieso setzt der letzte Satz dem Ganzen die Krone auf?

Gruß vom querkopp

[Beitrag editiert von: querkopp am 10.04.2002 um 20:44]

 

Hallo Leute,

Querkopp: Mit Kritik an die Boulevardpresse hatte die Geschichte nicht wirklich was zu tun.

Kristin: Du hast vollkommen recht, was die Bedeutung des letzten Satzes angeht.
Danke für dein Verständnis. :D

Gruß, Drumsmasher

[Beitrag editiert von: Drumsmasher am 11.04.2002 um 14:18]

 

Hi,

hier nun wie versprochen meine Kritik.
Was die Rechtschreibung etc angeht, das hab ich dir gemailt.

Nun zur Geschichte an sich:
Wen genau du auf die Schippe nehmen willst, ist klar. Nicht klar ist, was uns die Geschichte sagen will.
Insgesamt müßte das Paradoxon deutlicher, überzogener rüber kommen. Der Streit zwischen den beiden Brüdern ist viel zu ausgiebig und langgezogen. Du müsstest eher zur Sache kommen. Wenn der Artikel der Grund für seine Mordgedanken ist, bedarf es keiner Streitereien zwischen den beiden.
Die Geschichte braucht mehr Pepp, mehr Überraschung, mehr Paradoxon.

Gruß,Pan

[Beitrag editiert von: Pandora am 13.04.2002 um 02:39]

 

Hi Pan,
danke für die Rechtschreibkorrektur. Ich habe sie weitestgehend ausgemerzt. :)

zum Inhalt: Wie schon erwähnt, da hab ich noch so meine Probleme das ganze satirisch rüberzubringen. Aber man tut was man kann. :D

Gruß,
Drumsmasher

 

Hi,

deswegen habe ich ja versucht, dir Tips zu geben, wie es satirischer werden könnte ;)

Gruß,Pan

 

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