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Das Flugzeug landet.

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22.04.2002
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Das Flugzeug landet.

Das Flugzeug landet.

Ich fühle, wie mein Herz sich verkrampft. Konnte es nicht einfach in der Luft bleiben und umdrehen? Ich will nicht, dass es landet und seine Passagiere auf deutschen Boden lässt. Es würde einen Traum zerstören.

Mein bester Freund ist in dem Flugzeug. Leider weiß ich nicht, was ich über ihn denken soll. Denn das, was war lässt sicht nicht so einfach abhaken. Ich war als Austauschstudentin in Südafrika. Mich haben da viele angebaggert, doch ich wollte ihn. Er war der einzige, der sich nicht für meinen Hintern oder meinen Busen interessierte. Nur für mich als Person.

Er war schwul. Ob er das immer noch ist, weiß ich nicht. Damals hat er sich dann doch für meinen Busen und meine Hintern interessiert.

Ganz einfach war es nicht ihn soweit zu kriegen. Er hat sich mit mir getroffen. (Später hat er mir erzählt, dass er das nur gemacht hat, weil er dachte, ich wäre lesbisch und würde noch so jemand „verrücktes“ suchen. Es gibt ein Foto von mir und einer guten Freundin, auf dem wir uns küssen. Vielleicht dachten deshalb alle, ich wäre lesbisch.) Bei diesem Treffen haben wir uns lange unterhalten. Stundenlang haben wir über Gott und die Welt diskutiert, aber wenn ich ehrlich sein soll: Ich weiß nicht mehr, worüber wir gesprochen haben. Als er gegangen ist, war ich mir sicher, dass ich genau ihn haben will. Aber gekriegt habe ich ihn für weitere zwei Monate nicht. Bis wir dann am Ende der Ferien, die wir zusammen verbracht haben, noch mal am Strand an der Gold Coast waren.

Als er mich dann nach Hause brachte, standen wir noch so da und es war diese Spannung in der Luft. Dieses Kribbeln kam in mir hoch, er hat mich so verträumt angesehen, sich dann aber umgedreht und ist gegangen ohne sich umzudrehen. Als ich ihn dann am nächsten Wochenende gesehen habe, war es wie vorher. Wir haben zusammen einen Film gesehen und ich lag wieder mit dem Kopf auf seine Brust. Irgendwann habe ich dann einfach seine Hose aufgemacht und ihn angesehen. Ich glaube, er war ziemlich durcheinander. Aber dann hat er sich vorgebeugt und mich geküsst.

Es war einfach unglaublich. Da lag ich nun zusammen mit einem Schwulen auf der Couch, machte ihm die Hose auf und als Antwort küsste er mich einfach. Ich weiß nicht warum, aber für mich war das der perfekteste Kuss, den ich je bekommen habe. Er fing an langsam über meine Haare zu streicheln und diese Tatsache ließ mich voller Verwunderung lächeln. Er sagte während des ganzen Abend nichts und auch zum Abschied küsste er mich nur leicht auf den Mund und verschwand dann in der Dunkelheit der Nacht.

Ich habe keine Ahnung, warum alles so perfekt erschien. Um ehrlich zu sein, ich wüsste es gerne. Dann wäre alles so viel einfacher. Aber ich weiß es eben nicht.

Per Anzeige wird der Flugsteig bekannt gegeben. Ich gehe langsam in diese Richtung.

Jetzt kommt es immer näher. Jetzt sehe ich ihn gleich. Ich werde immer nervöser. Meine Handflächen werden feucht, wie immer, wenn ich nervös werde.

Nach diesem Abend ist nie wieder etwas gewesen. Es war einfach erledigt. Auch wenn ich noch ein paar Mal dachte, wie gerne ich es doch hätte, wenn er mich einfach in den Arm nehmen und küssen würde. Aber er hat es nicht gemacht. Vielleicht macht er es ja gleich. Nimmt mich in den Arm, sieht mich an und küsst mich. Aber vielleicht ist das auch nur mein Traum. Aber hoffen ist in Ordnung.

Er kommt den Tunnel entlang. Ich kann ihn sehen. Die Haare fallen ihm in die Stirn und er wischt sie unwirsch beiseite. Als er mich sieht lächelt er.

Was würde ich jetzt für seine Gedanken geben?

Er sieht sich nach einem anderen Mann um.

Wer ist das?

Langsam kommt er näher und der Mann folgt ihm. Als er vor mir steht, lächelt er kurz und nimmt mich dann in den Arm.

Wie sehr habe ich auf diesen Moment gewartet. Endlich.

Doch er lässt mich wieder los, nimmt die Hand des anderen Mannes und küsst diesen auf den Mund.

Nein, das kann nicht sein. Er kann einfach keinen Freund haben. Ich will ihn doch haben.

Ich lächle die beiden an, hebe meine Arme und sage ihnen, wie sehr ich mich freue, sie zu sehen.

Es ist eine Lüge, ich weiß. Ich will doch nur ihn sehen und nicht seinen Freund, aber anders geht es wohl nicht.

Ich drehe mich um und fange an Richtung Ausgang zu gehen. Die beiden folgen mir. Er kommt neben mich und nimmt meine Hand.

Warum heißt es nicht das, was ich will, dass diese Geste heißt?

Langsam gehen wir auf den Ausgang zu.

Ich glaube, ich habe es verstanden. Freundschaft steht über allem. Und er weiß, was er mir bedeutet. Nur kann er es nicht erwidern. Zu ändern ist es wohl kaum, aber wenigstens weiß ich, dass er mich liebt. Aber eben nur als beste Freundin.

Noch eine kleine Anmerkung meinerseits. Ich bin taub. Mein bester Freund auch. Deshalb wird in meinem Text kaum gesprochen. Wir wissen, was der andere will. Augen und Gesten sagen eben manchmal mehr als tausend Worte.

 

Deine Geschichte ist gut geschrieben. Man kann gut nachfühlen, wie sich die Protagonistin in dieser Situation vorkommt. Einige Stellen erscheinen mir jedoch ein bisschen wie von außen eingeworfen:

"Zu ändern ist es wohl kaum, aber wenigstens weiß ich, dass er mich liebt. Aber eben nur als beste Freundin."

Das ist meine Meinung. Grüße, Kay!

 

Der letzte Teil der Geschichte hat mir auch nicht wirklich gefallen. Ich arbeite noch daran. Ich wollte eigentlich nur wissen, was so der Gesamteindruck ist. Vielen Dank für dein Lob!

bis denne, julie

 

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