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Das finale Casting
„Willkommen zurück bei SCAR-MANIA!“
Applaus und Jubelschreie vom Tonband.
„Ich freue mich herzlich sie wieder begrüßen zu dürfen.“
Totalaufnahme des Gesichts der Moderatorin. Die Kamera fährt zurück, zeigt ihr Outfit. Nur ein dünner Ledergürtel um ihre Hüften. Ihre Silikonbrüste glänzen im Scheinwerferlicht.
„Jetzt kommt, worauf wir alle gewartet haben.“
Wieder Tonband.
„Das Publikum zu Hause hat sich entschieden. Der Sieger steht fest. Doch bevor wir das Ergebnis bekannt geben, wird der Leiter unserer Jury die Leistungen unserer beiden Finalisten noch einmal für sie zusammenfassen. Dazu bitte ich die beiden auf die Bühne: Hier sind Rene und Janina.“
Kamerafahrt über den Kopf der Moderatorin. Rotes Licht erhellt den Hintergrund. Rene und Janina kommen auf die Bühne. Sie winken der Kamera zu. Janina stolpert beinahe über einen amputierten Fuß, der am Boden liegt.
Eine elektronische Stimme aus dem Off: „Jetzt zu einem Mann, den ich eigentlich nicht vorzustellen brauche. Er schrieb Bücher über seinen Aufstieg, die Rolling Stones widmeten ihm ehrfürchtig einen Song. Er hatte seinen Durchbruch, als er zu den inneren Organen einer blonden Studentin vordrang. Er kaute an ihrer Zunge, nachdem er sie herausgeschnitten hatte. Die junge Frau war sein größter, sein einziger Erfolg, den er gründlich ausgeschlachtet hat und von dem er heute noch zehrt. Begrüßen sie: Issei Sagawa.“
Licht auf Sagawa.
„Also, ich möchte mich nicht mit langen Vorreden aufhalten. Aus Hunderten von Kandidaten habt ihr euch als die beiden würdigsten hervorgetan. Sie haben nicht das Talent oder die amoralische Gesinnung besessen, die nötig ist. Viele von ihnen sitzen heute wieder vor ihrem Fernsehgerät als Teil der gesichtslosen Masse. Beim Geschmack von Menschenfleisch haben sie sich erbrochen und hatten Skrupel wehrlose Menschen umzubringen. Wie bedauernswert sie doch sind.
Ihr beide seid die Ausnahmen. Ich persönlich fände es schwer, mich für einen von euch entscheiden zu müssen.
Rene, du weißt wir hatten Startschwierigkeiten. Ich habe dich für einen verkorksten Anhänger von Ed Gein gehalten. Schon allein wegen deines Aussehens und deiner Art. Der Junge von nebenan, ach bitte. Schüchtern, schlaksig und tölpelhaft. Fanatische religiöse Vorstellungen sind doch auch längst passe. Deine ersten Auftritte haben mich nicht vom Hocker gerissen. Ich meine, wer zahlt heute noch dafür, eine Leichenschändung zu sehen.
Als du deiner Mutter die Haut abgezogen hast, habe ich die Hoffnung beinahe aufgegeben. Du musst zugeben, dass deine Maske stümperhaft zusammengenäht war. Und außerdem ... aus dem Gesicht der eigenen Mutter ... was für ein Klischee.
Doch schließlich bist du mit diesem Jugendlichen aufgetaucht.
Eine erfolgreiche Lobotomie.
Dahmer wäre stolz gewesen.
Von da an ging es nur bergauf. Beim Amoklauf-Contest hast du nicht nur die meisten, sondern auch die schmerzhaftesten Tode verursacht. Wo fantasielose Jungspunde zur Pumpgun greifen, benutzt du einen Flammenwerfer.
Bravo!
Du konntest mich immer wieder überraschen. Für mich hast du jetzt schon einen Platz in der Hall of Fame der Serienmörder.“
Rene verbeugt sich.
„Nun zu dir Janina. Ohne deinen Förderer, den guten Charlie hier ...“
Manson winkt aus dem Halbdunkel.
„ ... hätte ich deine Talente wahrscheinlich auch verkannt. Das ist sicher eine Geschmacksfrage, aber ich war nie ein Freund von Kastrationen. Doch mir wurde klar, dass jeder Künstler einen eigenen Stil besitzt. Frauen töten nun mal aus anderen Gründen und mit anderen Methoden als Männer. Das erklärt vielleicht auch ihre geringe Präsenz in unserem Business. Du hast bewiesen, dass auch das weibliche Geschlecht hier eine Chance hat. Du könntest die nächste Ilse Koch werden.
Wenn du folterst, wird einem so richtig schön übel. Deine Verwendung von glühenden Nadeln und Säure ... schlicht Präzisionsarbeit. Keine tierische Raserei mit einer Axt, sondern Folter auf höchstem Niveau. Das ist wohl das feminine Kalkül, das vielen von uns Männern gut tun würde.
Du solltest aber mehr aus dir herausgehen. Du hättest das Aussehen, um dich als männermordender Vamp zu bewähren. Deine langen roten Haare und dein beachtlich proportionierter Körper würden dir bestimmt dienlich sein. Sagen wir es so, wenn mir jemand ein gebratenes Stück von dir anbietet, würde ich nicht nein sagen.“
Janina nickt wohlwollend mit dem Kopf. Die Moderatorin ist zu ihnen auf die Bühne gekommen.
„Und jetzt ... Die Entscheidung.“
Ein Diagramm.
Schreie begleiten die sich verlängernden Balken.
„Rene hat gewonnen. Er ist der SCAR-MANIAC! Wie sie sehen kann er es kaum fassen. Denn jetzt ist es Zeit für ...“
Geschrei vom Band „... den heißen Stuhl.“
Die Bühnenwand öffnet sich. Ein Stuhl mit Hand- und Fußfesseln erscheint im Licht. Daneben ein Tisch mit medizinischen Instrumenten. Rene geht mit Janina darauf zu. Er setzt sich, sie schnallt ihn an den Füßen fest.
„Wie fühlt man sich als Gewinner?“
Die Moderatorin hält Rene das Mikrofon hin. Bevor er antwortet, blickt sie auf einen Punkt hinter der Kamera. Eine Regieanweisung. Sie steckt sich das Mikrofon zwischen die Beine und beginnt zu masturbieren.
„Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden.“
Janina wendet sich zum Tisch. Sie kann ihre Enttäuschung bei Renes Worten kaum verbergen.
„Wenn ich mir vorstelle, wie viele Menschen alleine in ihrem Bett sterben müssen. Auf natürliche Weise und vielleicht auch noch ohne Zuschauer. Und dann denke ich an das Millionenpublikum, das jetzt bei meinem Tod zusieht. Ich könnte weinen.“
Janina reicht ihm eine elektrische Knochensäge.
Er setzt sie an seinem Oberschenkel an.
Die Moderatorin stöhnt.
Die Kamera zoomt auf den ersten Schnitt.