- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 2
Das Feuer der Liebe
Irgendwie ist die Geschichte nach den Serverproblemen vor kurzen rausgefallen, daher jetzt nochmal.
...
Das Feuer der Liebe.
Am Anfang war die Wärme, keine Hitze, sondern wohlige Wärme wie aus einem Kamin. Erst unscheinbare Funken, kaum zu sehen, dann kleine beständig wachsende Flammen. Er wußte noch gar nicht, wer das Feuer gelegt, es war nur angenehm, sie zu begrüßen, sie anzuschauen, sie zu beobachten, sie zu fragen. Selbst streiten brachte keinen Groll – nur Freude. Er fragte nicht warum, sondern genoß es unbewußt und glückselig.
Und sie ? ... auch sie genießt dieses Spiel. Keine Gedanken, kein Verstehen, keine Hoffnung, in Momenten leben, Blicke erhaschen, seine Nähe suchen - nichts erwarten. Ihr Verstand hält das Gleichgewicht mit diesen wunderbaren Gefühlen. Sie weiß, Erwartungen können enttäuschen. Zum Teufel damit hämmert ihr Kopf, ich erwarte doch nichts, ich lebe, lebe, lebe...
Doch bald knacken die Scheite in den ersten Flammen, noch kein richtiges Feuer, doch fast zu spät zum Löschen. Jeder Tag bringt neuen Wind, dieser entfacht die letzten Zweifel. Die Flammen ergreifen die Beiden, vernichten den Verstand. Jetzt schlägt ihnen eine neue Uhr, eine neue Zeit. Es gibt nur noch Sonne in der Nähe des Anderen und Dunkel in der Einsamkeit, die so grausam und leer ist. Diese Nächte sind ewig, doch wie wunderbar ist dieser Sonnenaufgang danach.
Jetzt ist es erreicht, der Kamin brennt lichterloh, die Flammen springen uns entgegen, sie tanzen und locken. Die Welt läuft rund, alles geht von der Hand, Probleme? Was sind Probleme. Jetzt zählt nur noch der Andere. Es gibt nur noch eine Angst ... diese alles umzingelnde einschnürende Angst, diese Angst enttäuscht zu werden. "Werden meine Gefühle erwidert?" Jede Geste, jeder Blick ist Nahrung der Freude, aber auch Nahrung dieser Angst. Wer macht den ersten Schritt? Wie soll er es aussprechen, ihr seine Gefühle zeigen. Wie, wie, wie nur ... Sie ist verwirrt. "Habe ich mich geirrt, warum nur, warum geht er nicht den ersten Schritt? Wie weit soll ich meine Hand denn noch ausstrecken? Erkennt er es nicht?"
Dann passiert es ... endlich. Neue Scheite werden nachgelegt, das Feuer erleuchtet und erwärmt den ganzen Raum. Sein Herz ist gleich einem Trommelwirbel, laut wie Donner. Seine Zunge ist gelähmt, sein Kopf hämmert immer wieder, "sage diesen Satz, sage ihn, sage ihn !" ... da, jetzt ist es getan. Er hat es tausendmal geübt, jetzt stottert er ihn dahin. Doch für sie ist es Musik. Mit rotglühenden Gesichtern strahlen sie sich an ... "Er hat mich zu einem Rendezvous eingeladen." Sie ist so glücklich. Beide schweigen sich an, es ist nicht peinlich, nur schön. Schüchtern reichen sie sich die Hand ... "Bis Samstag Abend dann" ...
Nun gibt es kein halten mehr, das Feuer greift über, das Zimmer ist Nahrung, keiner begehrt zu löschen. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Das Schweigen war gestern, der Wortschwall ist kaum zu bremsen. Sie wollen alles wissen. "Wer bist Du? Warum dies? Wieso das? Was denkst Du darüber? Was magst Du? Was ärgert Dich?" und und und ... Bald glauben sie, einander ewig zu kennen. Der andere ist so vertraut, so nah, und doch so geheimnisvoll. Er duftet so gut, sie ist so verführerisch.
Jetzt übernehmen die Flammen alles, das Haus brennt lichterloh. Sie haben die Macht und wehren ist zwecklos. Diese Hitze tut gut, so gut. Die beiden schweben dahin. Jeder Tag bringt neue Freude, jede Berührung ist himmlisch, der erste Kuß eine Offenbarung. Warum bloß hält denn keiner die Zeit an, um diesen Momenten die Ewigkeit zu geben? Warum bloß können sie diesen Vulkanausbruch ihrer Gefühlen nicht festhalten, gleich einem Foto. Vielleicht nur deshalb, damit ihre eigenen Erinnerungen an diese Momente stark bleiben, und nicht verblassen, verblassen wie so viele Fotos. Denn so haben sie nur diese Erinnerungen,so und nur so sind sie ihnen wertvoll und einmalig.
Es ist vollbracht, das Feuer beherrscht ihre ganze Welt. Es ist allgegenwärtig, jegliche Kälte ist besiegt. Sie sind bereit, das letzte Geheimnis zu lüften. Später wissen sie nicht mehr, wie es begann, es ist auch egal. Hinterher gibt nur noch den Wunsch nach Wiederholung ... eine Berührung, ein Kuß, diese begehrlichen Blicke, dieses unwiderstehliche Streicheln, dieser Duft des Verlangens, dieses Verzehren, diese Haare, diese Bewegungen, dieses säuseln ihrer Stimmen, dieses werben nach Nähe. Sie spüren das Feuer jetzt auf ihrer Haut, es führt sie zusammen, sie schmelzen dahin, sie sind eins. Das Glück ist wie eine Droge, ihre Sinne sind berauscht.
Ist das Liebe ?
Es ist Liebe, wenn wir diesen Kamin in unserem Herzen tragen, denn jeder Herzschlag bringt neuen Wind, Wind der die Flammen lodern läßt. Spüren wir auch nach Jahren in der Nähe des Anderen noch diese herrliche Aufregung und Anspannung, rast unser Puls, trommelt unser Herz während wir uns umarmen ? Dann ist es Liebe, unser Herz lechzt immer wieder nach diesem Wind. Und manchmal begehrt es auch Sturm, damit die Flammen wieder übergreifen, sich aus den Fesseln der Gleichgültigkeit befreien und unseren Verstand verbrennen, wenigstens für kurze Zeit. Dann geben wir uns diesem Zauber hin, bis uns der Alltag wieder hat.
Aber wir wissen, wir können ihn besiegen, diesen Alltag, wann immer wir wollen. Wir zünden das Feuer, wir spotten dem Trott. Denn nur das Herz schlägt den Takt, der Verstand kann ihn nur hören, nicht ändern.
Ja, das muß Sie sein, die wahre Liebe !
St.L.
(09.01.2003)