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Das Festmahl

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02.01.2020
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Das Festmahl

Die Hexe wanderte Pilze sammelnd durch den Wald, als sie von einem Schwarm Krähen aufgehalten wurde.
„Alterchen! Wir haben die Brotkrummen der Kinder gefressen!“, krähte einer der Vögel.
„Welche Brotkrummen, welche Kinder?“, fragte die Hexe zerstreut, während sie sich nach einem Steinpilz bückte.
„Irgendwelche Kinder! Aber feist sehen sie aus! Schmackhaft!“ Die Alte sah zu den Krähen hoch. „Ach tatsächlich? Kinderbraten käme mir eigentlich recht gelegen. Das Treffen des Hexenzirkels wird nächstes Mal in unserem schönen Wäldchen stattfinden. Da sollte man auch standesgemäß speisen. Meint ihr nicht, Krähen?“
Heiseres Schreien erfüllte die Luft, die Äste wippten unter dem Gewicht der Vögel auf und ab.
„Aber nur gegen eine Belohnung!“, kreischte die Krähe welche die Verhandlungen führte. „Belohnung? Dafür, dass ihr die Krummen gefressen habt?“
„Ja, das haben wir nur für dich getan! Wir können die Kinder auch noch heraus leiten aus dem Wald, wenn du nicht bereit bist zu zahlen!“.
„Schon gut, schon gut. Was wünscht ihr euch gute Krähen?“ fragte die Hexe mit liebenswürdiger Stimme.

Rascheln in den Baumkronen, die Vögel berieten sich. Eine der Krähen löste sich von der Schar und landete auf einem Ast, in Augenhöhe der Hexe.
„Einen ganzen Laib Brot wollen wir“, krächzte die Krähe.
„Innen flaumig!“, schrie ein Vogel von weit oben hinunter.
„Außen knusprig!“ kreischte einer, der nah an ihrem Ohr vorbei rauschte.
„Und groß genug für uns alle soll er sein!“, krähte der Vogel der ihr gegenüber saß.
Diese Vögel wünschten sich immer nur Brot. Die Hexe selber fand Brot in seiner reinen Form etwas langweilig. Aber umso mehr freute sie sich, dass diese nützlichen und hilfsbereiten Tiere so leicht zu entlohnen waren. Mit einer unauffälligen Bewegung ihrer linken Hand und einem leisen Murmeln, zauberte sie einen Brotlaib in Größe eines Männertorsos aus ihrem Mantel.
„Lasst es euch schmecken! Wenn ihr euch auch noch der Aufgabe annehmt, meinen Schwestern die frohe Kunde zu bringen, sollt ihr noch weitere Belohnungen bekommen.“
Mit diesen Worten schritt sie von dannen und die Krähen stürzten sich auf den Laib.

In ihrer Hütte angekommen machte sie sich sogleich an die Vorbereitungen. Die einfache Bleibe aus Stein musste zu Kuchen und Gebäck werden, zu Zucker und Keksen. Denn die Hexe wusste natürlich, dass, so wie Krähen am liebsten Brot, Kinder am liebsten Süßes aßen. Als alles an seinem Platz war und sie sich selbst in eine liebreizende, alte Großmutter verwandelte hatte, wartete sie, geduldig wie eine Spinne in ihrem Netz. Einige Tage vergingen bis sich Hänsel und Gretel in ihren Teil des Waldes verliefen. Die Krähen waren eine nach der anderen zur Hexe zurück geflattert um ihr die Menüwünsche ihrer Mithexen vorzutragen. Manche bevorzugten mageres Fleisch, andere Buben vor Mädchen, wieder andere hatten in der Zwischenzeit beschlossen auf Kinderfleisch zu verzichten. Meist aus gesundheitlichen Gründen. Die letzte Krähe brachte ihr die Mitteilung, dass eine ihrer Schwestern leider verhindert sei, aber er die Kinder nicht allzu weit ihres Häuschens erspäht hatte, als er am Weg zu ihr war. Hocherfreut machte die Hexe einen kleinen Hüpfer.
„Endlich sind sie da! Wenn ich dich, liebe Krähe, in einen kleinen, weißen, lieblich singenden Vogel verwandeln darf, um sie hierher zu locken, bekommst du das schmackhafteste Brot, welches du jemals verspeist hast. Was meinst du?“
Da ließ sich die Krähe nicht zwei mal bitten und war -zack- ein kleiner weißer Vogel und flog geschwind zu den Kindern. Als Hänsel und Gretel begannen sich am köstlichen Häuschen der Hexe gütlich zu tun, stellte diese ihnen eine Frage, die sie sich nun schon seit Tagen überlegt hatte.

„Knusper, knusper, knäuschen,
wer knuspert da an meinem Häuschen?“

„Der Wind, der Wind,
das himmlische Kind.“

antworteten die Kinder unisono und aßen nun noch genussvoller von ihrem Haus. Die Hexe fand die Antwort schrecklich frech und fragte sich, ob Menschenkinder wohl immer unausstehlicher würden, behielt aber ihre freundliche Fassade und bat die Kinder zu einem Festmahl ins Haus. Am nächsten Tag steckte sie Hänsel in den Käfig und ließ Gretel die unangenehmsten Hausarbeiten verrichten. Nachdem es so viele unterschiedliche Wünsche gab, was den Kinderbraten betraf, beschloss sie den Jungen schön dick werden zu lassen und das Mädchen den Hexen, als mageres Fleisch anzubieten. Noch dazu fand sie es recht angenehm, sich nun nicht mehr selber ums Putzen kümmern zu müssen.

So vergingen viele Wochen und der Tag des Hexenzirkels rückte immer näher. Der Junge war zwar nicht fett geworden, aber sie musste nun wohl das Beste aus diesen zwei kleinen Gerippen machen. Sie wollte die Kinder einen ganzen Tag und eine ganze Nacht bei sanfter Hitze gar braten. Jede Stunde sollten sie mit ihrem eigenen Fett übergossen werden. Morgen würden diesen zwei Quälgeistern das Fleisch bei der zartesten Berührung von den Knochen fallen. Servieren wollte sie dazu rotes Ranunkelkraut und blauen Hexwegerich, pochierte Pfefferlingsknödel und delikates Calicarpenmus. Der Hexe lief das Wasser im Mund zusammen.
"Gretel! Kriech mal in den Ofen hinein. Ist er schon warm genug um etwas darin zu backen?" rief sie dem Mädchen zu. Sie wusste, dass es ein plumper Versuch war das Mädchen in den Ofen zu locken, doch ein Mahl für den Hexenzirkel vorzubereiten, war an sehr strenge planetarische, meteorologische und kulinarische Regeln gebunden, so dass die Hexe schrecklich viel auf einmal zu tun hatte und ihr keine bessere List einfiel. Gretel stellte sich fürchterlich dumm an, aber die Hellste war sie ja noch nie gewesen. Also ließ die Hexe von ihrer Planetenkarte ab und zeigte dem Mädchen was sie von ihr wollte. Mit dem Oberkörper im Ofen, fühlte sie plötzlich einen Stoß von hinten und rutschte mit dem ganzen Körper hinein. Die Hitze war unvorstellbar. Ihre Haare begannen zu brennen, auch ihre Nägel und die Wimpern. Die Flammen fraßen sich langsam ins Fleisch der Alten, sie schrie aus Leibeskräften und drückte sich so weit sie konnte von den Flammen weg. Sie war jedoch zu groß für den kleinen Kinderofen und die Flammen begannen nun an ihren Schuhen und ihren Zehen zu lecken. Vor Schmerzen und vor Hitze, fiel sie in eine gnädige Ohnmacht, aus der sie nicht mehr erwachen sollte.

Am nächsten Tag kamen ihre Hexenschwestern, in freudiger Erwartung auf einen zarten Kinderbraten und fruchtbaren Gesprächen, bei dem kleinen Häuschen an. Als ihre Freundin nirgendwo aufzufinden war, suchten sie im Wald und auf den Lichtungen, in der Luft und tief in der Erde. Sie suchten unter der Rinde der Bäume und in den Strömungen des Baches, in den Bauten des Dachses und in den Wohnhöhlen des Spechtes. Keinen Zentimeter ließen die besorgten Hexen aus. Doch im Ofen, im Ofen suchte keine.

 

Hi,
Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen und musste immer wieder schmunzeln. Obwohl ich kein großer Märchen Fan bin, aber der tolle Humor in deiner Geschichte hat mich überzeugt. Freu mich auf mehr!
--
Noch ein paar Kleinigkeiten:

Die Hexe wanderte gerade, Pilze sammelnd, durch den Wald, als sie von einem Schwarm Krähen aufgehalten wurde.
Die ersten zwei Beistriche weg denke ich, bin mir aber nicht sicher


Meint ihr nicht Krähen?“
Beistrich vor Krähen

„Ja! Nur für dich tun wir das!

Würde nach Ja ein Komma setzen


Einige Tage vergingen bis sich Hänsel und Gretel in ihren Teil des Waldes verliefen und die Krähen waren eine nach der anderen zur Hexe zurück geflattert um ihr die Menüwünsche ihrer Mithexen vorzutragen.

Daraus würde ich zwei Sätze machen

Manche bevorzugten mageres Fleisch, andere Buben vor Mädchen, wieder andere hatten in der Zwischenzeit beschlossen auf Kinderfleisch zu verzichten. Meist aus gesundheitlichen Gründen.

Hahahah, gefällt mir sehr gut. :lol:

Am nächsten Tag steckte sie Hänsel in den Käfig und ließ Gretel die unangenehmsten Hausarbeiten verrichten.

:lol::lol:

Jede Stunde sollten sie mit ihrem eigenen Fett übergossen werden.

:baddevil::lol:

'Gretel!Kriech mal in den Ofen hinein.

Abstand übersehen vor Krieche

freudiger Erwartung auf einen zarten Kinderbraten und fruchtbaren Gesprächen, bei dem kleinen Häuschen an.

:wein::lol:

Sie suchten unter der Rinde der Bäume und in den Strömungen des Baches, in den Bauten des Dachses und in den Wohnhöhlen des Spechtes.

Sehr schön beschrieben. Ich kann den Märchenwald schon vor mir sehen.

 

Huhu @de.julis,

hab eben noch "Hänsel & Gretel" vorgelesen, deswegen bin ich bei Deiner Geschichte interessiert hängengeblieben.:thumbsup: Zudem finde ich, auch wenn die Idee gar nicht mal so neu ist, ein Märchen aus anderer Perspektive zu erzählen eigentlich ganz witzig und bin der Meinung, Du hast ein paar gute Momente drin, von denen @jazzsonic ja bereits einige hervorgehoben hat - da würde ich mich einfach mal anschließen.
Ich für meinen Teil würde an Deiner Stelle allerdings darauf achten, (wörtliche) Nacherzählungen des Ursprungsmärchens komplett zu vermeiden. Das kann man nun wirklich als bekannt voraussetzen und ich finde das nervt ein wenig, weil es überflüssig ist und Dein Text dadurch an Tempo verliert. Beispiel:

Am nächsten Tag steckte sie Hänsel in den Käfig und ließ Gretel die unangenehmsten Hausarbeiten verrichten.

Alterchen!
Da bin ich übrigens auch gestolpert ... hoffentlich nicht in eine Genderdiskusssion - aber wäre nicht sowas wie "Mütterchen" stimmiger?:Pfeif:

Heiseres Schreien erfüllte die Luft

Dialoge werden, soweit ich weiß, in der Regel so gestaltet/formatiert, dass jedesmal, wenn jemand anderes spricht, eine neue Zeile beginnt.
„Aber nur gegen eine Belohnung!“ kreischte die Krähe welche die Verhandlungen führte.
„Belohnung? Dafür, dass ihr die Krummen gefressen habt?“
„Ja! Nur für dich tun wir das! Wir können die Kinder auch noch aus dem Wald herausleiten, wenn du nicht bereit bist zu zahlen!“
„Schon gut, schon gut. Was wünscht ihr euch gute Krähen?“ fragte die Hexe mit liebenswürdiger Stimme.
So in etwa.
"Nur für dich tun wir das" klingt in meinen Ohren übrigens auch umgestellt besser, aber das ist vielleicht auch nur persönliche Präferenz. (Also: "Das haben wir nur für dich getan".)

Soweit erstmal
Grüße
s.

 

Hallo @jazzsonic!

Danke für dein Feedback. Hab deine Anmerkungen übernommen :)
Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat! Hat auch viel Spaß gemacht sie zu schreiben :lol:

Liebe Grüße!

Hey @sodrecas!

Danke für deine Kommentare! Das mit den Dialogen stimmt wohl. Hab ich geändert, gefällt mir so auch besser :) Bei Alterchen überlege ich noch, nicht wegen einer Genderdiskussion :lol: Aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass die Krähen die Hexe nicht wirklich als Mütterchen sehen, wie dem auch sei. Auch mit den wörtlichen Nacherzählungen hast du wahrscheinlich recht. Auch da überlege ich noch. Danke auf jeden Fall für deine Zeit & das Feedback!

Liebe Grüße

 

Hallo de.julis,

da sind noch einige Fehlerchen im Text. Könntest du demnächst noch geradebiegen:

Die Hexe wanderte gerade Pilze sammelnd durch den Wald, als sie von einem Schwarm Krähen aufgehalten wurde.
"gerade" ist entbehrlich, sagt doch das "als" schon aus, das da gerade/zur selben Zeit was anderes passiert.

Zur wörtlichen Rede empfehle ich dir einen Link.
Auch kann es nicht schaden, wenn du dir die Kommaregeln mal anschaust.
Beispiele:

„Alterchen! Wir haben die Brotkrummen der Kinder gefressen!“(KOMMA) krähte einer der Vögel.
„Welche Brotkrummen, welche Kinder?“ (KOMMA) fragte die Hexe zerstreut (KOMMA) während sie sich nach einem Steinpilz bückte.
„Irgendwelche Kinder! Aber feist sehen sie aus! Schmackhaft!“. (KEIN PUNKT)
Da sollte man auch standesgemäß speisen. Meint ihr nicht, Krähen?“. (DTO.)

„Knusper,knusper,knäuschen,
wer knuspert da an meinem Häuschen?“

„Der Wind,der Wind,
das himmlische Kind.“

Da fehlen mehrere Leerzeichen.

und fragte sich (KOMMA) ob

Noch ein Hinweis:
Ich habe deine beiden letzten Kommentare zusammengefügt.
Bitte in Zukunft zeitnahe Antworten in einen Post zusammenfassen. Danke.

Willkommen! Wünsche dir viel Spaß hier.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Hey @GoMusic!

Danke für den Link! Die Schule ist doch schon länger aus und manche Regeln habe ich wohl vergessen :hmm: Kommaregeln schau ich mir eh immer wieder an. Ich weiß, dass ich wirklich schlecht darin bin. Aber ich versuche mich zu verbessern. Danke für deine Anmerkungen, hab ich korrigiert :)

Liebe Grüße!

 

Hallo @Sisorus!

Danke für deine Anmerkungen! Kann alle deine Einwände gut nachvollziehen und habe auch einiges angepasst! :)
Man kann übrigens sowohl in Augenhöhe, als auch auf Augenhöhe sagen ;)
Auf Augenhöhe wird eher verwendet wenn man mit jemanden z.B. diskutiert, 'auf Augenhöhe mit jmd. sein'.
In Augenhöhe verwendet man eher wenn etwas in Augenhöhe ist oder anbringt o.Ä.
Also denke ich, dass in Augenhöhe in diesem Fall passt.

Liebe Grüße!

 

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