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Das Fenster
Das Fenster
Ouray, Colorado 1999
Max stand hellwach vor dem kleinen Fenster in seinem Zimmer. Er konnte seinen Blick nicht von dem abwenden, was sich unten auf der Straße abspielte. Seine Mutter schlief, was er eigentlich auch tun sollte. Das wusste er, denn er würde morgen zur Schule müssen. Aber er konnte jetzt unmöglich schlafen. Nicht solange ER auf der Straße stand und in sein Zimmer schaute. ER war zum ersten Mal vor drei Nächten aufgetaucht. Zumindest hatte Max ihn dann zum ersten Mal gesehen. Er wollte nicht daran denken, wie lange ER ihn möglicherweise schon ohne sein Wissen besuchte. Wie die letzten drei Nächte stand der Mann wieder nur auf der Straße unter dem kleinen Fenster des kleinen Einfamilienhauses. Max konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, es war von dem Schatten der Kapuze bedeckt, aber er war sich sicher, dass der Mann zu ihm hochschaute. Er hatte dieses unangenehme Gefühl beobachtet zu werden. Inzwischen glaubte er sogar, dass es dieses Gefühl war, was ihn mitten in der Nacht aufweckte. Wie die letzten drei Nächte war er dieses Mal wieder im Halbschlaf zu dem Fenster gestolpert und hatte IHN auf der Straße gesehen. Und wieder hatte ER sich nicht bewegt. ER stand nur da unten auf der Straße und Max war sich sicher, dass ER ihn auch dieses Mal beobachtete. Und dann dachte Max an den nächsten Tag. Er würde wieder in der Schule einschlafen und deswegen Strafarbeiten erledigen müssen. Aber das war ihm egal, denn er konnte jetzt nicht wieder einschlafen.
Die anderen Kinder in der Schule schienen zu verstehen, dass etwas mit Max nicht in Ordnung war. Sogar die älteren Jungen, die ihn an einen normalen Tag nicht in Ruhe gelassen hätten bis er ihnen die paar Cents, die er seit einigen Tagen in der Hosentasche hatte, gegeben hätte, ignorierten ihn an diesem Morgen. Und in seiner vierten Stunde, Mathematik bei Mr Thomson, schlief er dann endlich ein. Am Ende der Stunde wurde er in den Raum ganz hinten auf dem Gang geschickt, der nur als Lager für die Musikinstrumente des Schulorchesters und als Raum zum Nachsitzen benutzt wurde. Er war, wie die letzten zwei Tage, alleine und hatte mehrere Blätter mit Aufgaben mitbekommen, die er erledigen musste, bevor er nach hause durfte. Aber anstatt sich zu bemühen, die Aufgaben zu verstehen, legte sich Max auf die alte verstaubte Couch, die er an seinem ersten Nachmittag in diesem Raum gefunden und freigeräumt hatte. Er hatte es nicht eilig nach hause zu kommen und Mr Thomson würde in den nächsten zwei Stunden sowieso vergessen haben, dass er überhaupt hier war. Er musste die Aufgaben also nicht erledigen. Er musste nur so lange warten, bis niemand mehr an ihn dachte und er nach hause gehen konnte, ohne bemerkt zu werden und deshalb am nächsten Tag wieder nachsitzen zu müssen.
Er dachte an die Zeit, als sein Vater noch mit ihm und seiner Mutter zusammen lebte. Er dachte an die vielen Spaziergänge in dem kleinen Wald hinter ihrem Haus. An die Tage, an denen sie zu dritt in dem Restaurant zwei Straßen weiter essen waren. All diese Erinnerungen halfen ihm beim einschlafen. Die letzten drei Nächte waren nicht die ersten, die er wach verbracht hatte. Nachdem sein Vater sie verlassen hatte war Max mit seiner Mutter bei verschiedenen Ärzten gewesen. Aber niemand konnte Max helfen und nach drei Monaten Therapie bei einem Kinderpsychologen gab seine Mutter auf. Aber nach einigen Wochen hatte Max es geschafft sich selbst zu helfen. Er hatte angefangen vor dem Einschlafen an die Zeit mit seinem Vater zu denken. Die Zeit, in der sie noch eine glückliche Familie, wie die aus den TV Serien, waren und seine Mutter noch nicht den ganzen Tag arbeiten musste, um die Rechnungen zu bezahlen. Und das funktionierte auch diesmal. Es dauerte nicht lange bis Max eingeschlafen war.
Als er wieder aufwachte wurde es schon dunkel. Er musste einige Stunden geschlafen haben, dachte er, bei einem Blick aus dem Fenster. Er geriet kurz in Panik, als er daran dachte, wie wütend seine Mutter werden würde, wenn sie vor ihm zu Hause ankam und er nicht da war. Er versuchte sich zu beruhigen und redete sich ein, dass er es noch schaffen würde vor ihr zu Hause zu sein, was ja auch stimmen konnte. Er packte seine Sachen zusammen und verließ den Raum. Max bemühte sich leise zu sein, denn er wusste nicht, wer sich jetzt noch in der Schule aufhielt und was passieren würde, wenn ihn jemand entdeckte. Er glaubte, dass sein Mathelehrer ihn zurück in den Raum geschickt hätte, damit er seine Aufgaben doch noch erledigen konnte und das durfte unter keinen Umständen passieren. Wenn er jetzt nicht schnell nach hause kam würde seine Mutter definitiv vor ihm ankommen und dann müsste er erklären, wo er den ganzen Tag verbracht hatte. Früher hätte er sagen können bei einem Freund gewesen zu sein aber jetzt war es unwahrscheinlich, dass seine Mutter ihm das glaubte. Natürlich war außer ihm niemand mehr an der Schule. Er wanderte durch die leeren Gänge und hatte fast Spaß dabei. Er stellte sich vor, dass es früh am Morgen wäre und er der einzige Junge sei, der sich an diesem Tag dazu entschieden hat, zur Schule zu gehen. Die Lehrer würden ihm frei geben müssen, da war er sich sicher. Dann wäre er der einzige, der sich nicht dafür rechtfertigen müsste, nicht da gewesen zu sein und man würde ihm vermutlich sogar eine Medaille dafür geben. Seine Mutter konnte ihn dann nicht mehr bestrafen, weil er sie immer daran erinnern könnte, was für ein vorbildlicher Schüler er sei. Er schaffte es, ohne bemerkt zu werden, das Gelände zu verlassen.
Der Weg nach hause war nicht besonders weit und unter normalen Umständen brauchte Max nie länger als zehn Minuten. Aber jetzt war es dunkel. Seine schnellen Schritte waren unsicher und Max hatte Angst zu stolpern. Was würde passieren, wenn er stolperte? Würde einer der Anwohner das mitbekommen und ihm helfen? Max wusste, dass es nicht sehr wahrscheinlich war, dass er sich ernsthaft verletzte, wenn er fiel. Aber trotzdem hatte er Angst, dass genau das passieren könnte. Er könnte stolpern, sich den Fuß brechen und erst am Morgen gefunden werden. Und es war kalt. Zu kalt, um eine Nacht im Freien zu verbringen, dachte Max, und er hatte auf einmal das Bild von dem erfrorenen Jack Torrence am Ende von Stanley Kubrick’s “The Shining”, den er sich heimlich angesehen hatte, nachdem sein Vater den Film für sich selbst und Max Mutter ausgeliehen hatte, im Kopf. Es lag zwar noch kein Schnee aber trotzdem erschien es Max für möglich im Oktober zu erfrieren, wenn man nachts mit gebrochenem Fuß auf der Straße lag und niemand zur Hilfe kam. Mit diesen Gedanken lief er die Straße entlang, die zu der alten Kirche führte. Von da aus war es nicht mehr weit.
Mit jedem Schritt fühlte er sich sicherer. Und als er die Kirche schon hinter den Dächern der davor stehenden Häuser sehen konnte glaubte er es zu schaffen. Er war sich sicher, dass seine Mutter erst spät in der Nacht nach hause kommen würde und obwohl er keine Ahnung hatte, wie spät es eigentlich war, hatte er das Gefühl nochmal Glück gehabt zu haben. Wäre er nicht aufgewacht und hätte so die Nacht an der Schule verbringen müssen, die am Abend immer von dem Hausmeister abgeschlossen wurde, wie er und ein paar seiner Freunde, die er damals noch hatte, herausgefunden hatten als sie versucht hatten sich in der Sporthalle zu verstecken, hätte seine Mutter ihm vermutlich für den Rest seines Lebens Hausarrest gegeben.
Die Kirche kam immer näher und Max Schritte wurden unvorsichtiger. Er bog noch vor dem alten Gebäude, was nur noch am Weihnachtsabend genutzt wurde, da es mehr Platz als die neue Kirche an der Millers Street hatte und Weihnachten mehr Menschen als sonst den Gottesdienst besuchten, ab und lief durch die Gärten. Das war eine Abkürzung, die er nur ungesehen benutzen konnte, weil sich die Anwohner schon des öfteren über die Schulkinder beschwert hatten, die ihre Blumen zertrampeln und den Rasen zerstören. Max hatte seinen Eltern damals geschworen, dass er nie durch die Gärten gelaufen war, was natürlich nicht gestimmt hatte. Seitdem achteten er und seine Freunde immer besonders darauf nicht gesehen zu werden. Jetzt machte er sich deswegen keine Sorgen. Er glaubte nicht, dass jetzt noch jemand auf einer der Terrassen oder Balkons saß und selbst wenn das der Fall gewesen wäre, war es vermutlich zu dunkel als das ihn jemand erkennen könnte. Und so lief Max schnell durch einen der gepflegten Gärten nach dem anderen. Dabei beschleunigte er seinen Gang immer mehr bis er schließlich rannte.
Und dann stolperte er. Sein Fuß blieb an einer Wurzel hängen, die aus dem Boden ragte und zu einem der Bäume gehörte, die das Grundstück von dem nächsten trennten. Max fiel auf seine Arme, wobei sein Rucksack über seine Schultern geschleudert wurde und sein Inhalt sich vor Max auf dem Boden verteilte. Als Max bewusst wurde was passiert war, bekam er Angst. Er fing damit an hektisch die Dinge, die jetzt verteilt vor ihm lagen wieder einzupacken. Seine Stifte, sein Heft, sein Mittagessen, welches er nicht angerührt hatte und seine Wasserflasche. Die meisten Bücher waren zum Glück noch in seinem Spind in der Schule. Nur sein Mathebuch lag jetzt einen halben Meter vor ihm aufgeschlagen auf dem Boden.
Max tastete im dunkeln auf dem Boden herum, um sich zu versichern, dass er nichts vergessen hatte. Nach einigen Minuten stand er wieder auf und wollte gerade loslaufen, als er glaubte eine Person zu sehen. Er schaute angestrengt an den Bäumen vorbei auf die Wiese vor ihm. Er war sich sicher, dass dort, neben dem Gartenhaus jemand gestanden hatte. Jetzt konnte er niemanden sehen. Aber er wollte, nur zur Sicherheit, um nicht von einem der Hausbesitzer gesehen zu werden, zumindest redete er sich das ein, einen anderen Weg suchen. In Wirklichkeit war sich Max schon sicher, wer da vor ihm in dem Garten gestanden hatte. ER ist es, dachte Max und schauderte. Er drehte er sich um und lief schnell zurück durch den Garten, durch den er gekommen war. Jedoch nicht ohne ab und zu zurück zu der Wand aus Bäumen zu schauen. Aber da war niemand. Niemand folgte ihm. Erleichtert wurde er langsamer. Jetzt musste er sich nach einem anderen Weg nach hause umschauen. Max überlegte kurz und kletterte dann über den Zaun, der die Grenze zwischen den Gärten und dem kleinen Wald war, in dem er früher oft Ritter mit seinen Freunden gespielt hatte. Er kannte von hier aus den Weg zurück gut. Auch wenn dieser jetzt länger war als die Abkürzung durch die Gärten.
Im Wald schien es Max viel dunkler als vorher zu sein. Er konnte kaum den Weg erkennen, den er tagsüber schon hunderte Male gelaufen war. Aber nie Nachts. Niemals Nachts, wenn man nicht sehen konnte, was sich hinter den Bäumen verbarg, dachte er. Sein Blick wanderte durch die Dunkelheit, die bei Tag der Wald war, den er kannte. Max war jetzt kurz davor zu verzweifeln. Er fühlte sich verloren, obwohl er nur noch wenige hundert Meter von seinem Haus entfernt war. Er lief vorsichtig über den schmalen Trampelpfad und versuchte dabei nicht in Tränen auszubrechen. Das wollte er unbedingt vermeiden, denn wenn er jetzt anfangen würde zu weinen, könnte ER ihn hören. Obwohl Max das Gegenteil hoffte, bestand ja die Möglichkeit, dass ER jetzt auch in diesem Wald war. Entweder hinter einem der Bäume versteckt oder kurz vor dem Ausgang wartend, um Max abzufangen, bevor er wieder auf die Straße kam, die ihn nach hause führte. Max versuchte nicht an das Letztere zu denken.
Nach einigen Minuten, die Max wie Stunden vorgekommen waren, konnte er den Ausgang sehen. Das Licht einer Straßenlaterne fiel durch die Blätter der Bäume auf den Weg vor ihm. Er hatte es geschafft. Er drehte sich um und schaute ein letztes Mal nach hinten, nur um ganz sicher zu gehen, dass ihm niemand nach hause folgte. Aber er konnte niemanden erkennen. Keine Bewegung, nur der dunkle Wald, den er nie wieder durchqueren wollte. Max atmete tief ein und aus. Dann machte er sich auf dem Weg.
Max konnte sein Haus sehen. Und davor stand kein Auto, was bedeutete, dass seine Mutter noch nicht da war. Er hatte riesiges Glück gehabt. Für einen Moment freute er sich. Aber dann dachte er wieder an die Person hinter den Bäumen. Er blieb stehen und schaute fast unfreiwillig zu seinem Fenster hoch. Er konnte den Rand seines Bettes sehen. Und hätte eine Person von seiner Größe dort gestanden und auf die Straße geschaut hätte er diese auch sehen können. Dann schüttelte er schnell den Kopf, um wieder klar zu denken. Er lief die Auffahrt hoch und öffnete schnell die Tür. Nach einem letzten Blick auf die Straße schloss er sie hinter sich ab. Er fühlte sich jetzt zum ersten Mal an diesem Tag wirklich sicher. Max zog hastig seine Jacke aus und stellte seinen Rucksack neben die Garderobe. Dann rannte er die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Dort angekommen zog er seine Schuhe aus, stellte sie vor sein Bett und legte sich hinein. Er zog die Bettdecke über seinen Kopf und schloss die Augen. Dann dachte er an seinen Vater.
Als Max wieder aufwachte war es immer noch dunkel. Er zog die Decke zurück und schaute sich in seinem Zimmer um. Er stand jedoch nicht auf und ging zum Fenster. Diesmal nicht, dachte er, zufrieden mit sich selbst. Soll der doch hier hochschauen, ich bin hier unsichtbar, solange ich liege. Max lächelte. Dann schloss er wieder die Augen. Zum ersten Mal seit vier Tagen würde er die Nacht durchschlafen können. Er dachte jetzt an diesen einen Tag, als er mit seinen Eltern beim Ouray Town-anniversary Fest war. Damals waren vor dem Rathaus einige Stände aufgebaut worden, an denen man etwas essen oder trinken konnte. Für die Kinder gab es eine Hüpfburg, von der Max garnicht mehr runter gewollt hatte. Moment, dachte er plötzlich. Max öffnete wieder die Augen. Etwas war in seinem Zimmer nicht in Ordnung gewesen. Er strengte sich an und dachte darüber nach, was ihn gestört hatte. Er ging in seinen Gedanken die Wand gegenüber seines Bettes ab. Der Kleiderschrank, das Regal, der Sessel… Der Sessel. Max wusste auf einmal was ihn geweckt hatte. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er wurde durch das Gefühl geweckt, beobachtet zu werden. Aber nicht von der Straße aus. Der Sessel war nicht leer gewesen, wie er es sonst immer war, wenn Max gerade nicht in ihm saß. Jemand hatte auf dem Sessel gesessen, der in der Ecke im Schatten des Regals stand. Max hatte den Umriss einer Person gesehen, bevor er eingeschlafen war aber es nicht wahrgenommen. Panik stieg in ihm auf. Was jetzt? Er konnte nicht wegrennen. Der Sessel stand direkt neben der Tür, das würde er niemals schaffen. Max musste sich etwas anderes überlegen. Aber von allem musste er ruhig bleiben. ER durfte nicht wissen, dass er wach war. Dann lauschte Max. Er konnte IHN atmen hören. Der Mann in dem Sessel atmete ruhig und gleichmäßig. Max versuchte das gleiche zu tun, was ihm jedoch unglaublich schwer fiel. Eine Waffe, dachte er. Er musste schnell etwas finden, was er als Waffe verwenden konnte. Sein Baseballschläger. Max versuchte sich zu erinnern, wo sein Baseballschläger war.
Bevor es ihm einfiel hörte er ein Geräusch was ihm Hoffnung gab bevor er es überhaupt erkannte. Ein Auto. Es musste seine Mutter sein, die in diesem Moment die Straße entlang fuhr und in wenigen Sekunden in der Garage parken würde. Alles wird gut, dachte Max auf einmal. Jetzt wird alles gut. Doch dann nahm er die Bewegung in der Ecke war. Der Mann war aufgestanden. Max geriet wieder in Panik. Wenn der Mann sich jetzt dazu entschieden hatte ihm etwas zu tun würde seine Mutter zu spät kommen. Verdammt, es ist vorbei, dachte er. Max hatte keine Chance. Er war weder besonders schnell noch besonders stark. Der Mann vom Fenster würde ihn umbringen. Das Fenster. Max hatte plötzlich wieder Hoffnung. Er musste durch das Fenster fliehen. Von seiner Fensterbank aus waren es höchstens vier Meter nach unten, das konnte er schaffen, dachte er. Außerdem dachte ER immer noch, dass Max schlief also würde es IHN überraschen wenn er auf einmal aufsprang und zum Fenster rannte. Es war seine einzige Chance hier raus zu kommen. Max zählte innerlich bis drei. Dann sprang er aus seinem Bett und machte zwei große Schritte zum Fenster. Es war nicht abgeschlossen und Max schaffte es in wenigen Sekunden es zu öffnen. Er spürte den Mann hinter sich immer näher kommen. Dann sprang er.
Für einen Moment stand die Zeit still. Max befand sich im freien Fall. Unter ihm war die Auffahrt. Er konnte das Auto sehen, was er vorhin gehört hatte. Dann landete er auf dem harten Boden. Er fühlte keinen Schmerz, als sein Fußgelenk brach. Alles passierte innerhalb von Sekunden. Max stand sofort auf und fiel direkt wieder hin, als er versuchte mit dem gebrochenen Fuß aufzutreten. Dann kroch er in Richtung Straße. Er musste von dem Haus wegkommen, das war sein einziger Gedanke. Das Geräusch des Autos wurde unglaublich laut, es kommt näher, dachte er. Max richtete sich gerade noch auf bevor es ihn traf. Er wurde einige Meter durch die Luft geschleudert bevor er erneut auf den Boden prallte. Das letzte, was er sehen konnte, bevor er ohnmächtig wurde, war seine Mutter, die auf ihn zu lief und seinen Namen schrie.
Als Max wieder aufwachte lag er in einem Krankenhauszimmer. Er war alleine. Sein linkes Bein und rechter Arm waren geschient. Er konnte sich kaum bewegen. Sein Blick wanderte durch das Zimmer. Ein paar Blumensträuße, ein Glas Wasser und ein paar Geräte von denen er nicht wusste wofür sie gut waren. Und ein Fenster. Ein kleines Fenster rechts von ihm. Er konnte in den Park schauen. Es war dunkel. Es musste mitten in der Nacht sein, dachte Max, nachdem er sich sicher war keine Geräusche außer dem stetigen Piepen der Geräte zu hören. Er schaute wieder aus dem Fenster. Da war doch was. Da stand doch jemand unten an einem der Bäume und schaute hier hoch, Max war sich sicher. Er starrte zu der Person, die auf einmal anfing sich zu bewegen. Max begann zu zittern. Der Piepton wurde schneller. Der Mann lief direkt auf das Krankenhaus zu. Max dachte darüber nach, ob die Tür zu seinem Zimmer wohl abgeschlossen war. Vermutlich nicht. Warum auch? Dann schaute er wieder aus dem Fenster. Er sah den Mann gerade noch aus seinem Blickfeld verschwinden. Er konnte jetzt nichts mehr tun, außer warten.