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Das Fenster

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13.02.2016
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Das Fenster

Sie saß am Fenster und schaute hinaus auf die Welt. Betrachtete durch die schmutzige Scheibe das Draußen und konnte die Schönheit dahinter erkennen mit solch intensiven Farben, dass diese selbst durch die dicke Staubschicht drangen. Der blaue Himmel mit den dahinschwebenden Vögeln, das grüne Gras, hohe dunkle Tannen, kornblumenblaue Blumen und roter Mohn, Sträucher mit orangen Beeren und gelben Zitronenfaltern. Durch den Dreck leuchteten ihr die Strahlen entgegen. Die Sonne schien und fast konnte sie Wärme auf ihrem Gesicht spüren. Fast, denn das Glas war dick. Die Sonnenstrahlen zerbrachen an der Scheibe und teilten sich in einem kleinen Regenbogen auf ihren gekreuzten Beinen auf. Dies waren die einzigen Farben, die es in ihren Raum gab. Erstaunt blickte sie auf das Leuchten herab und strich mit ihren Fingern darüber, als ob sie das Bunt spüren oder einfangen könne. Aber es passierte nichts. Die Farben waren unwirklich und würden mit dem Sinken der Sonne wieder verschwinden. Traurig wandte sie dem Fenster den Rücken zu und betrachtete ihr Zimmer. Sie hatte alles was man zum Leben brauchte. Ein Bett, einen Tisch mit einem Stuhl, eine kleine Küche und ein noch kleineres Bad. Außerdem Bücher, Papier, Bleistifte und Nahrung. Sie konnte sich eigentlich nicht beklagen. Es fehlte ihr nur an Farbe. Alles in ihrem Reich war schwarz oder weiß oder eine Mischung aus beidem. Mit der Zeit hatte sie sich Namen für die zahlreichen Graustufen ausgedacht, doch das konnte sie auch nicht lebendiger werden lassen.
Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier lebte. Sie glaubte, dass sie schon ihr ganzes Leben hier gewesen war und es keine Zeit vor diesem Raum gab. Jedoch war Zeit ein schwer zu fassender Begriff an einem Ort wie diesem. Es gab keine Uhren und keinen Kalender und die Tage zu zählen erwies sich als sinnlos. So hatte sie auch kein Alter. Die Zeit hätte genauso gut still stehen können. Es veränderte sich nichts. Jeder Tag war gleich, es gab keinen Wandel und sie tat auch jeden Tag dasselbe. Bis vor kurzem hatte sie das Ganze auch noch nicht hinterfragt und sich keine Gedanken darüber gemacht, warum sie hier war. Dies war nun einmal ihr Leben gewesen und sie hatten keinen Grund gehabt, damit nicht zufrieden zu sein. Bis sie die Welt hinter dem Fenster entdeckte.
Sie wusste auch schon vor diesem Tag, dass es das Fenster gab, denn es wurde Tag und Nacht in ihrem Reich. Jedoch war es von schweren Vorhängen verdeckt gewesen, die zwar eine Veränderung des Lichtes zu bemerken ließen, jedoch die Schönheit hinter dem Glas ausschlossen. All die Zeit war sie nie auf den Gedanken gekommen, den dicken Stoff beiseite zu ziehen. Dabei war es so simpel. Ein einfacher Ruck und die neue Welt hinter der Scheibe hatte sich ihr offenbart. Sie war erstarrt mit dem Vorhang in der Hand und konnte sich vor Faszination kaum rühren. Erstaunen und Freude übermannte sie. Farben, Bewegung und Leben in Form von Pflanzen, Sonnenschein und Tieren!
Seit jenem Tag saß sie die meiste Zeit auf der Fensterbank und schaute hinaus. Blickte auf das, was vor ihren Augen lag, direkt vor ihr und doch außerhalb ihrer Reichweite. Zu gerne wäre sie hinaus, aber es gab keine Tür und ihr Reich kam ihr immer mehr wie ein Gefängnis vor. Sie war drin und wollte in die Farbenpracht und das Leben.
Immer mehr Fragen drängten sich ihr auf. Was hatte sie noch alles als selbstverständlich hingenommen? Was gab es dort draußen alles? Warum war sie hier drin und konnte nicht hinaus? Sie durchdachte alles immer und immer wieder, aber fand keine Lösung, fand keinen Sinn. Es war zum Verrücktwerden! Ihre Gedanken kreisten nur noch um das Fenster und die Außenwelt und das was sein könnte. Sie wollte hinaus in die bunte, lebende, sich veränderte Welt! Aber sie war hier drin gefangen! Ein beklemmendes Gefühl überkam sie von Tag zu Tag immer stärker. Enge und Hilflosigkeit, Trauer und Wut. Sie war erst entzückt gewesen über ihre Entdeckung, aber nun ärgerte es sie. Vor dieser war sie zufrieden gewesen. Alles hatte eine Ordnung gehabt und war gut gewesen. Es war kein schlechtes Leben gewesen. Nicht erfüllt von dieser unstillbaren Sehnsucht, die sie jetzt zu zerreißen drohte. Sie wurde wahnsinnig vor Verzweiflung, wenn sie hinaus sah. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Und so kam der Tag, an dem sie vor Unruhe nicht mehr schlafen konnte, nicht mal mehr sitzen konnte und unruhig in ihrem Raum auf und ab lief. Stundenlang hin und her. Sie raufte sich die Haare, während die Farben in ihr graues Reich drangen. Sie ertrug es nicht mehr. Und so ergriff sie die schweren dunkelgrauen Vorhänge und zog sie zu. Entschlossen, die grellen Farben aus ihrem Leben auszuschließen.
Und da vergaß sie. Vergaß, alles was geschehen war, was hinter dem Vorhang lag und was hätte sein können. Sie vergaß die Welt.

 

Sie saß am Fenster und schaute hinaus auf die Welt. Betrachtete durch die schmutzige Scheibe das Draußen. Schaute durch den Staub, der sich auf der Scheibe abgesetzt hatte. Und trotzdem konnte sie die Schönheit dahinter erkennen mit solch intensiven Farben, dass diese selbst durch die dicke Staubschicht drangen.

Hier ist einiges "doppelt gemoppelt". Die doppelten Dinge habe ich dir fett und unterstrichen markiert.


Der blaue Himmel mit den dahinschwebenden Vögeln, das grüne Gras, hohe dunkle Tannen, kornblumenblaue Blumen und roter Mohn, Sträucher mit orangen Beeren und gelben Zitronenfaltern.

Schreib doch einfach "Kornblumen".


Durch den Dreck leuchteten ihr die Strahlen entgegen.

Wir wissen schon vom Dreck auf der Scheibe. Der Satz ist überflüssig mMn.


Die Sonnenstrahlen zerbrachen an der Scheibe und teilten sich in einem kleinen Regenbogen auf ihren gekreuzten Beinen auf.

Der Satz ergibt mMn keinen Sinn und kann eigentlich weg.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier lebte. Soweit sie wusste war sie ihr ganzes Leben hier und es gab keine Zeit vor diesem Raum.

Hier musst du dich entscheiden. Er weiß sie es NICHT und einen Satz später weiß sie es doch.


Bis sie das Fenster entdeckte. Sie wusste auch schon vor diesem Tag, dass es das Fenster gab, denn es wurde Tag und Nacht in ihrem Reich.

Hier das Gleiche. Sie weiß, dass sie ein Fenster hat und entdeckt es dann erst. Passt nicht.


Jetzt zum Fazit:
Die Geschichte hat viel Fantasie und spiegelt das Innere des Prot wider. Bis auf ein paar Dinge, die nicht passen (siehe oben), ist die Story gut und flüssig erzählt. Das Ende ist sehr gut gewählt. Sie hat es satt, dorthin zu sehen, wo sie nie hinkommen wird und sperrt es aus. Zwar traurig, aber es passt. Ich würde wahrscheinlich genauso handeln.


Jetzt noch ein paar Sätze zu deinem Style:
Du musst dir "abgewöhnen", Dinge zu wiederholen. Besonders oft kommt das am Anfang der Geschichte vor.
Lass deine Geschichte doch von jemandem gegenlesen und vorkorrigieren. So vermeidest du solche Fehler, bevor du es hier veröffentlichst.

LG

Betze

 

Hallo SuperKatja!

Dankeschön für die Veröffentlichung der Geschichte.
Die Idee und das sprachliche finde ich gut.
Die Wortwiederholungen haben mich (persönlich) weder gestört, noch beim lesen beeinflusst.
Und wenn es der Sache dient, finde ich Wortwiederholungen vollkommen okay.
Ich hätte mir gewünscht, dass der innere Kampf, die innerliche Zerrissenheit, zwischen der Sehnsucht und dem schließen des Vorhangs ein wenig andauert und genauer/intensiver ausgefochten wird.
Ansonsten finde ich die Geschichte “das Fenster“ unterhaltsam, auch wenn ein paar offene Fragen zurückbleiben...doch das macht mir bei dieser Geschichte nichts aus.

Lg
MyStoryWorld

 

Hallo betzebub und MyStoryWorld!
Vielen Dank für euren Lob und eure Kritik!

Ich habe jetzt ein paar Formulierungen geändert... der Staub auf der Scheibe muss wirklich nicht so oft am Anfang betont werden und einiges war wirklich widersprüchlich. Danke für die Hinweise!

Auch habe ich überlegt, den inneren Kampf genauer zu beschreiben, aber war mit nicht sicher, ob sich die Geschichte, dann nicht zieht und langatmig wird. Ich werde, aber auf jeden Fall nochmal darüber nachdenken!

Vielen Dank für eure Kommentare! Ich habe mich sehr gefreut!
SuperKatja

 

Hey SuperKatja

Ich bin schon am ersten Satz ein wenig ins Stocken gekommen. Denn deine Protagonisten schaut hinaus auf die Welt. Das wirkt so von oben herab. Als würde sie im Raumschiff durch ein Fenster blicken ... fragt sich dann natürlich, was man überhaupt unter der Welt versteht. Was ist das überhaupt? Die Erde? Leben? Das gesamte Dasein? Lebensraum der Menschheit / Lebewesen ... Oder doch - für deine Protagonistin - das Draußen? Damit ist ihr Drinnen also nicht die Welt?

Sie saß am Fenster und schaute hinaus auf die Welt.

Hier erstmal paar Fehlerchen, die ich gefunden habe:

[...]die es in ihren Raum gab.
*ihrem

[...], als ob sie das Bunt spüren oder einfangen könne.
Störe mich an dem könne, weil ja eigentlich in Vergangenheit-Form geschrieben - deshalb, ich würde könnte schreiben, bin mir aber gerade unsicher, was richtig ist.

[...]und sie hatten keinen Grund gehabt, damit nicht zufrieden zu sein.
*hatte

Also allgemein fand ich es angenehm zu lesen. Was mich störte war die Geschichte dahinter, der Inhalt, weil mir das, ja, einfach ein Stück zu wenig war.
Eine weibliche Person lebt in einem Zimmer ohne Farben - hat aber eine Küche, Essen, was zu schreiben / malen und ein Badezimmer - was ja ziemlich menschlich erstmal ist, ja, sie führt ein zivilisiertes Leben.
Okay, also sie hat Bleistifte, Papier, eine Küche, also wahrscheinlich auch Elektrizität, vielleicht 'nen Herd, Kühlschrank, dann ein Badezimmer, mit Dusche wahrscheinlich, Klo, fließend Wasser ... etc.
Für mich hört sich das sehr menschlich an. Somit kann sie ja nicht weit weg von Zivilisation und anderen Menschen leben.
Eines Tages denkt sie sich dann, oh, mach ich doch mal den schweren Vorhang zur Seite et voila ein Fenster und sie sieht die Welt - nur paar Vögel, Blumen, Tannen, andere Tiere, usw ... wo sind die Menschen? Woher bekommt sie denn ihre Nahrung?

Und deine Protagonisten fragt sich ja dann auch irgendwann, hey, Scheiße, was mach ich hier überhaupt? Was ja dann auch wiederum sehr menschlich ist ...

Jeder Tag war gleich, es gab keinen Wandel und sie tat auch jeden Tag dasselbe.
Was tat sie denn so?

Also, mein Problem an der Sache ist einfach - auch wenn, oder weil ich nie Märchenhaftes lese - dass ich mehr Grund brauche. Wieso sie dadrin gefangen ist? Wer hat sie da reingesteckt? Was ist ihr Problem? Und irgendein Problem hat sie ... klar, man kann einfach schreiben, hier, öhm, Zeit existiert nicht, gibt keine Farben, und überhaupt, sie hat das eigentlich nie interessiert, was ist, was war, was morgen sein wird. Aber wozu dann die Geschichte? Sicher, da steckt viel Depression drin ... kann das auch als riesige Metapher sehen ... aber wieso nicht das nehmen, und noch bisschen mehr Zivilisation reinpacken? Mehr Hintergrund, den man auch fassen kann, der nicht so abstrakt ist. Für mich, ist das eine Frau, die sich verloren hat, die sich komplett von jedweder Menschheit versteckt, aber dann doch die Vorzüge derer wahrnimmt, wie etwas, das einfach so da ist, wie Küche, Bad, Nahrung, etc.

Zusammengefasst, so als Anreiz, oder einfach meine Meinung dazu: Ich würde das greifbarer machen, vielleicht noch 'ne Person mit ins Spiel bringen, die ihr da die Nahrung bringt - die sie aber vielleicht gar nicht wahrnimmt, vielleicht in Form von einer verschwindenden Tür, kein Plan, vielleicht eine Mutter ... so etwas in der Art, und ich wiederhole mich, um das weniger abstrakt zu machen, sondern greifbarer, nachvollziehbarer ... Ich glaube, da steckt einfach noch mehr hinter und in der Geschichte! :)

Lieben Gruß
Simba

 

Hallo Simba!
Vielen Dank für deine Antwort! Ich habe mit viel Interesse dein Kommentar gelesen, denn du hast einen ganz anderen Blickwinkel darauf gebracht und einen ganz anderen Gedankengang gehabt. In die Richtung habe ich gar nicht gedacht. Vielleicht, weil ich gerne abstrakt schreibe und mir nie viele Gedanken über Realismus mache. Vielleicht war aber auch ein Grund, dass ich auf ein Ende hinaus wollte, in dem ich diese Aspekte nicht zielführend fand.
Ich finde es schwierig noch eine Person einzubringen, denn das würde die ganze Isolation durchbrechen und ihr schon vorher aufzeigen, dass sie nicht alleine sein kann. Ich finde die Idee gut, würde aber meiner Meinung nach zu einer anderen Geschichte führen, denn statt einem inneren Konflikt, würde der Konflikt vermehrt zwischen den beiden Personen bestehen.
Ich danke dir für deine Ideen und deine Kritik, werde aber die Geschichte dahingehend eher nicht ändern. Es ist aber auf jeden Fall eine Anregung für eine andere Version der Geschichte!
Gruß, SuperKatja!

 

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