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Das Faultier
Das Faultier hängt an einem Ast und schläft. Und wenn es einmal wach ist, dann ruht es sich aus. Gemächlich schaukelt es am Baum. Hin und her und her und hin, bis ihm die Augen zufallen. Tapp, tapp, tapp, da läuft schon wieder jemand vorbei. Das Faultier blinzelt. Warum bleibt niemand stehen? Alle Besucher des Zoos, groß wie klein, gehen einfach weiter.
„Laaangweilig!“, ruft ein kleiner Junge, als er das Faultier im Baum entdeckt, „ich will lieber einen Löwen sehen. Der kann laut brüllen WUAHH und hat eine lange Mähne.“
„Laaangweilig!“, ein Mädchen zieht seine Mutter weiter, „ich will die Giraffe besuchen. Die hat einen langen Hals und ist riesengroß!“
„Laaangweilig!“, ein Bub fährt mit seinem Dreirad vorbei, „ich möchte zu den Elefanten. Die haben einen langen Rüssel und sooo große Ohren.“
Das Faultier seufzt und krallt sich noch fester in seinen Ast. Es ist traurig.
„Warum bleibt niemand bei mir stehen? Ich bin doch gar nicht langweilig.“
Aber Brüllen kann das Faultier nicht, es hat auch keine Mähne. Und so sehr es sich bemüht, sein Hals wird nicht länger. Auch ein Rüssel will ihm nicht wachsen, obwohl es ganz fest an seiner Nase zieht. Und seine Ohren sind und bleiben klein.
„Da kann man wohl nichts machen“, das Faultier gähnt, jetzt muss es sich erst einmal ausruhen.
Das Faultier schläft ein. Im Traum wachsen ihm Federn. Lange und kurze, bunt und schillernd wie ein Regenbogen. Seine Ohren sind groß wie der Mond und es hat nicht nur einen Rüssel, sondern zwei. Die Besucher stehen Schlange vor seinem Baum und die Tiere im Zoo machen das Faultier zu ihrem König. Spatzen zwitschern ein Konzert und die Hyänen zünden ein Freudenfeuerwerk.
„Seht euch nur das Faultier an“, ruft ein Mann, „heute ist es besonders prächtig!“
Der ganze Trubel und der Krach wecken das Faultier auf. Es blinzelt, macht erst das eine Auge auf und dann das andere.
Herrlich diese Stille, nur ein roter Luftballon hängt an einem Ast und schaukelt langsam im Wind.
Unten steht ein kleiner Junge und sieht durch seine große Brille herauf: „Mama, Mama, jetzt wacht es doch auf!“
„Leise, Linus, erschreck es nicht.“
„Schau nur, wie es am Ast baumelt! Es schläft sogar im Hängen, das würde ich auch gerne können! Meinst du, es freut sich über den Luftballon?“
„Ganz bestimmt“, Mama streichelt Linus über den Kopf und zieht ihn langsam weiter.
„Können wir bald wiederkommen?“, fragt Linus.
Mama nickt.
Das Faultier lächelt, grunzt zufrieden und macht die Augen wieder zu.